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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 1157 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2022
Huber, Johannes

Wunderwerk Frau


ausgezeichnet

Seit Jahrzehnten stellt sich die Wissenschaft die Frage, warum Frauen länger leben als Männer. Oder, weil eben gerade aktuell, warum erkranken Frauen weniger schwer an Covid-19?

Prof. DDr. Johannes Huber, seines Zeichens Gynäkologe und Theologe hat mit diesem Buch versucht, wissenschaftlich fundierte Antworten zu geben. In zehn Kapiteln geht er akribisch auf Spurensuche:

Im Auftrag ihrer Majestät, der Evolution
Gütesiegel der weiblichen Seele
Eva hat mehr Gene als Adam
Eva wurde wahrscheinlich vor Adam erschaffen
Frauenherzen schlagen für zwei
Eva sitzt am längeren und stärkeren Ast
Immunologische Meisterleistungen des weiblichen Körpers
Das längere Leben von Eva
Wachsam, merkfähig, nachhaltig
Die Geheimarchive des weiblichen Körpers

In diesem Buch, das ein leidenschaftliches Plädoyer dafür ist, Frauen endlich als jenes Wunderwerk der Natur zu sehen, das sie sind, erklärt der Autor die Strategie der Evolution, das Überleben zu sichern.

Besonders faszinierend ist jenes Kapitel, in dem belegt wird, dass Eva rund 100 Mal mehr Gene als Adam hat.

Auch für die „Volkskrankheit“ Hypertonie (erhöhter Blutdruck) bei Frauen nach der Menopause sowie das Phänomen der trockenen Augen findet sich auf S. 90/91 eine Erklärung. Beides wird durch den Abfall des Östrogenspiegels verursacht. Ob der Umkehrschluss, eine Gabe dieses Hormons ersetzt den Einsatz von Blutdruck senkenden Medikamenten zulässig ist? Versuche bestätigen die Annahme.

Dieses Buch ist eine Hommage an die Frauen, die sich - nun auch wissenschaftlich erforscht - als das wahrhaft starke Geschlecht erweisen.

Ein wunderbares Geschenk für alle Frauen, die eh schon wussten, dass sie toll sind.

Fazit:

Dieses Buch präsentiert die neuesten Erkenntnisse der gynäkologischen Forschung und ist gleichzeitig eine Hommage an die Evolution und das bislang unterschätzte Geschlecht. Schade, dass nicht mehr als 5 Sterne vergeben werden können!

Bewertung vom 28.08.2022

Architektur als soziales Handeln


ausgezeichnet

Wenn Gunter Wratzfeld behauptet, dass „jeder zehnte Bregenzer in einer Wohnung wohnt, die von mir geplant wurde“, klingt das verdächtig nach Eigenlob und Größenwahn. Ist es aber nicht, wie dieses Buch von Karin Mack zeigt.

Karin Mack hat das Werk des 1939 in Bregenz geborenen Architekten akribisch unter die Lupe genommen und rund 50 Projekte für dieses Buch ausgewählt. Gunter Wratzfelds hat den sozialen Wohnbau erneuert. Mit viel Liebe zum Menschen und zur Natur hat er für Grundstücke mit ungünstigen Grundrissen seine Wohnbauten geplant. Und wer sagt, dass sozialer Wohnbau hässlich sein muss? Farbliche Akzente in der sonst eher schnörkellosen Fassadengestaltung geben den Bauwerken ein charakteristisches Merkmal

Wratzfeld hat Ressourcen schonend gebaut, als das Wort „Nachhaltigkeit“ vor allem im sozialen Wohnbau noch völlig unbekannt war.

Gerne verwendet er Holz als Baustoff. Holzbauten haben in Vorarlberg schon lange Tradition und warum nicht auch im sozialen Wohnbau verwenden?

Herausgeberin Karin Mack stellt 50 von Gunter Wratzfeld Bauten vor. Zahlreiche Grundrisse, Schnitte und rund 150 Fotos geben den Lesern einen Eindruck vom Schaffen des Architekten. Auf Grund der kleinräumigen Struktur in Vorarlberg beschäftigte er sich mit verschiedenen Typen von Reihenhäuser und viele seiner Häuser sind in steilem Gelände im Einklang mit der Natur errichtet.

Interessant ist auch das Frühwerk, das u.a. ein Kinderspital (1966/67) in Westafrika und Unterkünfte für Ingenieure in Algerien (1970) umfasst und aus von der VOEST vorgefertigten Teilen bestand.

Das Cover finde ich nicht so ganz gelungen. Das Grau dominiert und die das angedeutete Gebäude ist kaum zu entdecken.

Fazit:

Ein gelungenes Buch über einen Architekten, der Architektur nicht als Selbstverwirklichung des Planers sondern als soziales Handeln verstanden hat. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne.

Bewertung vom 27.08.2022
Jeschke, Tanja

Svendborg 1937


sehr gut

Im Gegensatz zu Hunderttausenden anderen Juden hat es die Familie Dinkelspiel geschafft. Sie haben im dänischen Svendborg, bei der verwitweten Tante, die einstmals mit einem Quäker verheiratet war, Unterschlupf gefunden. Das Leben des Ehepaars und der drei Kinder Meret, Ricarda und dem behinderten Friedrich in einem Land, dessen Sprache nicht können, gestaltet sich als schwierig. Auch deswegen, weil sich die Tante nicht immer von ihrer liebenswürdigen Seite zeigt. Erst als halbwüchsigen Schwestern Meret und Ricarda im Schuppen das Motorrad des Onkels finden und Motorrad fahren lernen, haben sie ein wenig Spaß und genießen die Freiheit, die ihnen das Motorrad bietet. Auch das Treffen mit den Frauen rund um Bertold Brecht bringt Abwechslung in den Alltag.

Während sich Meret mit der Situation arrangiert, will Meret nach wie vor nach Palästina auswandern, Als sich eine Gelegenheit bietet, verschwindet sie.

Meine Meinung:

Dieses Buch reiht sich nahtlos in die zahlreichen Bücher rund um vertriebene jüdische Familien ein. Es zeigt den schwierigen Alltag in der Fremde. Aufgelockert wird dieses Buch durch die Ménage à trois, in der Bertold Brecht mit Margarete Steffin und Helene Weigl in Svendborg lebt, auch wenn Brecht gar nicht persönlich anwesend ist.

Im Nachwort erfährt der Leser, wie es der Familie nach dem Krieg ergangen ist.

Einzig das Cover hätte ein wenig besser gestaltet werden können. Es ist unscheinbar und erst auf dem zweiten oder gar dritten Blick lässt sich erahnen, dass man hier eine Frau in einem Eisenbahnwagon sehen kann.

Fazit:

Ein Buch, das nachhallt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 27.08.2022
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


ausgezeichnet

Nicole Schauer tritt ihren Dienst bei der Kripo Dresden an und bekommt es in gleich am ersten Tag mit dem Verschwinden eines zwölfjährigen Mädchens zu tun. Gemeinsam mit Felix Bruch soll sie das Mädchen finden. Schauer gilt als aggressiv, ihr neuer Partner als eigen. Niemand will mit ihm zusammenarbeiten, da sein früherer Partner Michael bei einem Einsatz im brennenden Auto ums Leben gekommen ist, und Bruch nicht geholfen haben soll. Je länger Schauer mit Bruch zusammenarbeitet, desto mehr kommen ihr Zweifel an seiner Dienstfähigkeit.


Meine Meinung:

Ich habe mich auf die neue Reihe von Frank Goldammer sehr gefreut, kenne ich doch neben der Reihe mit seinem bekanntesten Ermittler Max Heller auch jene mit Falk Tauner und Tobias Falck.

Mit diesem neuen Ermittler-Duo Schauer & Bruch tue ich mir ehrlich gesagt ein wenig schwer. Beide haben ein mächtiges Paket nicht aufgearbeiteter Vergangenheit auf dem Buckel.

Schon die Krimihandlung selbst ist sehr spannungsgeladen. Da verschwindet Celina, wie schon vor zwei Jahren Linda. Als Linda damals nach zwei Wochen wieder auftaucht, wird sie von ihren Eltern abgeschirmt und darf weder von Ärzten, Polizei oder von Psychologen befragt werden. Ein äußerst eigenartiges Verhalten der Eltern.

Doch die fieberhafte Suche nach Celina geht stellenweise in den psychischen Problemen der beiden Ermittler unter. Zwischendurch erfahren wir einiges aus der Vergangenheit der beiden, was sie dann doch sympathisch macht.

Gruselig ist das Umfeld des verschwundenen Mädchens: Da gibt es eine Gruppe von männlichen Jugendlichen mit einem erschreckenden Frauenbild, Eltern, die wie Sektenmitglieder wirken, Dorfbewohner, die zu Lynchjustiz bereit sind und eine Journalistin, die Polizeiinterna weiß, bei denen man sich fragen muss, wer die undichte Stelle ist.

Schmunzeln musste ich bei diesem Teil des Gesprächs zwischen Schauer und ihrem Chef Karsten Simon (S.358):

„Ich sehe mich leider trotzdem gezwungen, Sie zu einem Aggressionskurs anzumelden, den Sie zu besuchen haben. Das ist ein Befehl.“

Und die Schauer kontert: „Danke, bin schon aggressiv.“

Also alles in allem ein an sich schon komplexer Fall, der durch die beiden schwierigen Ermittler noch erschwert wird. Für mich spielt auch der Vorgesetzte der beiden eine undurchsichtige Rolle. Die wird vermutlich erst in einem der nächsten Bände aufgeklärt werden. Andeutungen in mehrere Richtungen gibt es einige. Schauen wir einmal, in welche sich das neue Team Schauer & Bruch entwickelt.

Fazit:

Diesem Krimi, der wahrlich keine Durchschnittskost ist, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 25.08.2022
Kühmel, Miku Sophie

Kintsugi (eBook, ePUB)


gut

An diesem Buch hat mich vor allem der Titel angesprochen. „Kintsugi“ ist die japanische Reparaturkunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Keramik- oder Porzellanscherben werden dabei sorgfältig mit einem besonderen Lack geklebt und die fehlenden Teile mit einer Kittmasse, in der feinstes Pulver aus Gold, Silber oder Platin enthalten sind, ergänzt. Die dabei entstehenden Risse sollen erkennbar sein und das Gefäß wertvoller machen. Ganz ähnlich wie Archäologen mit gefundenen Artefakten umgehen. Und das sind nun gleich zwei Beziehungen zu diesem Roman: Einerseits ist einer der Protagonisten, nämlich Max, Archäologe und andererseits zeigen sich während des Wochenendes an einem See in der Uckermark Risse in den Beziehungen der Freunde.

Max und der Künstler Reik sind seit zwanzig Jahr ein Paar und feiern dieses Jubiläum gemeinsam mit einem früheren Lover Reiks, der nun eine Tochter hat, die er gemeinsam mit den anderen beiden Männern erzieht. Welch eine seltsame, interessante Konstellation!

Meine Meinung:

Sprachlich ist das Buch ein Highlight. Die Sprachlosigkeit der vier Personen wird zur Kunst. Allerdings frage ich mich, warum sich nicht einer der drei Männer ein Herz fasst, und die schwelenden Konflikte anspricht. Ach ja, es sind ja Männer, die sprechen über Gefühle nicht.

Wir Leser dürfen an den Gedanken der einzelnen Personen teilhaben. Nicht einmal habe ich mir gedacht „Spuck`s doch endlich aus!“. So plätschert die Handlung ohne rechte Höhepunkte dahin. Dabei könnte doch, ganz im Sinne des Titels, die Beziehung wie ein Keramikgefäß zerbrechen und wieder gekittet werden.

Leider konnten mich weder die Charaktere noch die Geschichte als solches fesseln. Allein die schöne Sprache ist beeindruckend.

Fazit:

Diesem ruhigen Roman über Beziehungen und Zwischenmenschliches gebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 23.08.2022
Wächter, Torkel S

Meines Vaters Heimat (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach dem Tod des Vaters schlummern dessen Briefe, Tagebücher und andere Aufzeichnungen vorerst einmal für lange Jahre fast vergessen auf dem Dachboden des Hauses, bis der Sohn und Autor die vergilbten Briefe aus dem KZ Fuhlsbüttel entdeckt und glaubt, der Briefschreiber Walter sei der Zwillingsbruder seines Vaters Michael, der in den Wirren des Zweiten Weltkriegs auf ungeklärte Weise verschwunden ist. Als er dann begreift, dass Walter und Michael ein und dieselbe Person sind, ist seine Neugier geweckt und begibt sich auf Spurensuche.

Denn er kennt seinen Vater Michael nur als Leiter des militärpsychologischen Instituts und Hochschullehrer, der nebenbei noch für schwedische Zeitungen schreibt.

Da er weder deutsch noch die Sütterlinschrift beherrscht, muss er die Texte transkribieren und übersetzen lassen.

Dabei entdeckt er, dass die Lebensgeschichte seines Vaters schon lange auch seine eigene ist.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist ein sehr wichtiges, jedoch an manchen Stellen kaum auszuhalten.
Sehr spannend zu lesen ist, dass nicht nur Täter ihre NS-Vergangenheit verschwiegen haben, sondern auch das Opfer des Regimes Walter. Es ist wie so oft, dass man erst nach dem Tod eines Angehörigen diesen erst kennenlernt, aber es zu spät ist, Fragen zu stellen und beantwortet zu bekommen. Alles was Torkel recherchiert (und das ist nicht wenig), ist aus zweiter oder gar dritter Hand.

Torkel S. Wächter beschreibt die Annäherung an seinen Vater, seine eigenen Zweifel, sein Konvertieren zum Judentum und sein ererbtes Trauma.

Nicht immer ganz chronologisch rekonstruiert Wächter das Leben seines Vater anhand der Dokumente und betagten Weggefährten. Als er sich eines Übersetzers für deutsch und Sütterlin bedient, weiß er noch nicht, dass dieser Mann seine Angebot dazu benützt, sein eigenes Gewissen zu beruhigen und sich zahlreiche Unverschämtheiten herausnimmt.

Dieses Buch spielt in mehreren Zeitebenen. Durch zahlreiche Rückblicke kann der Leser tief in die Gräuel der NS-Zeit eintauchen, was nicht immer leicht zu ertragen ist.

Fazit:

Ein tragische und gleichsam berührendes Eintauchen in die Welt des Vaters, von der Torkel S. Wächter so gar keine Ahnung hatte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 22.08.2022
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen in London. Zum einen im 18. Jahrhundert und zum anderen in der Gegenwart.

Gleich vorweg, der historische Teil hat mir besser gefallen.

Inhalt:

Im London von 1791 führt Nella eine von ihrer Mutter geerbte Apotheke. allerdings ist diese Apotheke keine gewöhnliche: Es gibt das öffentliche Angebot zu allerlei Frauenleiden und ein verstecktes. Dieses richtet sich an Frauen, die sich von trunksüchtigen Männern und unerwünschten Schwangerschaften befreien wollen. Mit dem Auftauchen des Mädchen Eliza wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die Nella und auch Eliza in große Gefahr bringen.

Mehr als zweihundert Jahre später stößt die Amerikanerin Caroline Parcewell auf Nellas Spuren. Ihr Leben hat große Ähnlichkeiten mit dem jenen Frauen, die bei Nella Hilfe suchen: Ihr Mann ist zwar nicht offensichtlich gewalttätig, aber durch seine manipulative Art hat er Caroline zu einer unselbständigen Frau gemacht. Als sie ihn vor kurzem beim Fremdgehen erwischt hat, lässt sie die ursprünglich gemeinsam Reise nach London alleine antreten, nichts ahnend, dass sich ihr Leben von Grund auf ändern wird.

Meine Meinung:

Wie schon erwähnt, ist in meinen Augen der historische Teil besser gelungen. Ein bisschen widersprüchlich ist allerdings, dass Nella einerseits im Verborgenen „Aufträge“ annimmt, aber gleichzeitig akribisch Buch führt, wer welches Mittel für wen erhält.

Auch der Handlungsstrang in der Gegenwart ist nicht frei von Zufällen und Klischees. Dass in einer geschäftigen Großstadt wie London ein Grundstück mehr als 200 Jahre unbebaut bleibt, erscheint mir ein wenig seltsam. Das fremde Grundstück und dann noch in den Keller einzudringen, ist schon ziemlich riskant. Hausfriedensbruch nennen das die Juristen. Und das ganze ohne Taschenlampe? Nun ja, ich habe für alle Fälle immer ein Maglite und einen Leatherman einstecken - man weiß ja nie (lach). Im Ernst, das ist schon ein bisschen naja.

Mein Lieblingscharakter ist allerdings Gaynor, die sich mit alten Landkarten beschäftigt und auch auskennt.
Gut herausgearbeitet ist Carolines Zerrissenheit: soll sie ihrem Mann verzeihen oder die Scheidung einreichen? Doch dieser Seitensprung ist nur das Tüpfelchen auf dem I der jahrelangen Kränkungen. Wie manipulativ ihr Mann ist, zeigt sich, als er nach London nachkommt.

Von „mudlarking“ habe ich bislang nichts gewusst. Man sieht, lesen bildet. Die Idee dadurch einen Konnex zur Vergangenheit zu finden, hat mir gefallen.

Fazit:

Ein Roman, der mich gut unterhalten hat und deshalb 4 Sterne erhält.

Bewertung vom 17.08.2022
Kärger, Walter Christian

See ohne Wiederkehr


ausgezeichnet

Dieser 7. Fall für Max Madlener und Harriet Holtby ist der wohl bislang Persönlichste für die beiden, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen.

Bereits der Prolog beginnt mit einem Paukenschlag: Harriet sitzt in Untersuchungshaft, denn sie soll mit ihrer Dienstwaffe einen Immobilienmakler erschossen haben. Sie kann sich an nichts erinnern, aber die Spurenlage am Tatort legt dies nahe. Obwohl Madlener nach der Explosion an der Tankstelle (siehe „Der Tote aus dem See“) nach wie vor rekonvaleszent ist, beginnt er mit seinen Nachforschungen. Denn weder er noch die anderen Kollegen können glauben, dass Harriet einen Mord begangen hat.

Um Harriet, die sich weder verteidigt noch einen Anwalt haben will, zu helfen, bieten die Kollegen alles auf, was möglich ist. Selbst die Kollegen, die eher für einen gemütlichen Feierabend zu haben sind, aktivieren ihre Kräfte.

Doch je tiefer Max in die Geschichte eintaucht, desto komplexer wird der Fall. In einem abermals furiosen Finale macht Max Madlener seinem Spitznamen „Mad Max“ alle Ehre…


Meine Meinung:

So manche Krimi-Reihe verliert nach vier, fünf Bänden ihren Schwung. Bei Walter Christian Kärger ist das nicht der Fall. Ja mit jedem überführten Verbrecher, mit jedem gelösten Kriminalfall scheint das Duo Madlener/Holtby besser aufeinander eingespielt.

Doch wie wird es nun weiter gehen? Harriet ist nun quasi „entzaubert“, ihr Nimbus der Unnahbaren ist gelüftet. Wird ihre Vergangenheit in der Dienststelle ein Thema werden? Nicht dass Mad Max eine Plaudertasche wäre, aber Gerüchte machen schnell die Runde.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, zeigt er doch, dass, wenn es sein muss, auch lethargische Kollegen ihren inneren Schweinehund überwinden. Selbst der Polizeidirektor, der Max Madlener und auch Harriet Holtby am liebsten in einer anderen Dienststelle sehen möchte, toleriert Mad Max‘ unkonventionelle Ermittlungsmethoden.

Mehrmals musste ich über die Schilderungen von Max‘ Verhalten auf der Reha grinsen. Nun ja, Geduld ist nicht seine größte Tugend und Befehle gibt er lieber selbst.

Ich freue mich schon auf einen nächsten Band.

Fazit:

Diesem komplexen Krimi gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 16.08.2022
Scheiflinger, Bettina

Erbgut


sehr gut

Es heißt, jeder Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen. Doch zusätzlich verbirgt sich in jedem das Erbgut seiner Vorfahren. Das muss auch die Protagonistin dieses Buches erfahren. Ohne es tatsächlich zu wissen ist sie den Ereignissen der Vergangenheit ausgesetzt. Die Ich-Erzählerin erfährt in Gedankensplittern einiges über ihre Familie. Obwohl manchmal nicht ganz eindeutig ist, ob diese „Erinnerungen“ aus dem Erbgut stammen oder von Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten erzählt oder angedeutet worden sind.

Das Buch beginnt mit der Geburt der Protagonistin und endet mit der Entbindung der eigenen Tochter. So ist der Bogen schön gespannt. Dazwischen liegen Jahre der Unsicherheit, des Suchens und der Erkenntnis.

Meine Meinung:

Dieses Debüt ist nichts für Zwischendurch. Es ist nötig genau zu lesen und auf die Zwischentöne zu achten.

Inzwischen ist ja wissenschaftlich bewiesen, dass Traumata - wie z.B. Kriegserlebnisse - über an die Nachkommen weitergegeben werden. Mit welchen Dämonen wohl das Neugeborene zu kämpfen haben wird?

Fazit:

Diesem Buch, das durch seine schöne Sprache besticht, gebe ich 4 Sterne.