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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2019
Simon, Ella

Bis wir wieder fliegen


ausgezeichnet

Anne und Owen sind normalerweise das perfekte Team, wenn es um die berufliche Zusammenarbeit geht. doch kaum ist der Dienst bei der Flugrettung beendet, giften sich die beiden an, was das Zeug hält. Anne hat bis heute nicht herausgefunden, warum sich Owen so abweisend und schroff zu ihr verhält.
Als dann beide bei einem Rettungseinsatz verschüttet werden, wendet sich das Blatt und es kommen nicht nur alte Familiengeheinbisse ans Tageslicht...

Du nimmst dieses Buch in die Hand, lässt dich vom wildromantischen Cover verzaubern und tauchst ein in eine Geschichte, in der dir die Herzen der Protagonisten sofort zufliegen.
Ella Simon schriebt mit einer absoluten Leichtigkeit einen wahnsinnig gefühlvollen und einfühlsamen Roman, der mir sofort unter die Haut geht. Schon mir dem Lesen des Prologs ist klar, dass hier Gefühlsachterbahn und Herzklopfen vorprogrammiert sind.
Die Autorin lässt mit Anne eine strake Frau durch die Geschichte gehen, die es wirklich nicht leicht gehabt hat. Im Kindesalter von den Eltern im Stich gelassen, ein jedes Elternteil auf seine Weise, wächst sie bei Evelyn in einem liebevollen Zuhause auf und bekommt von ihrer Pflegemutter alles mit, was man an Liebe, Güte und Herzenswärme nur irgendwie bekommen kann.
Die Autorin schildert dieses herzliche Mutter-Tochter-Verhältnis für den Leser mit warmherzigen Worten, sodass man gerne Teil dieser innigen Beziehung ist.
Nach und nach offenbaren sich die Figuren ihre Gefühle und Ängste, das Schicksal schlägt ganz schöne Kapriolen und so wird die Geschichte niemals langweilig. Der Spannungsbogen ist straff gespannt, hält den Leser bei der Stange und weckt immer wieder die Neugier auf die nächste Seite. Dieses Buch hat wirklich echtes Suchtpotential - einmal angefangen, kann man es wirklich erst dann aus der Hand legen, wenn die letzte Seite mit einem Seufzer gelesen und das Buch leider zugeklappt ist.
Egal ob Owen, Anne oder all die anderen Figuren in diesem Buch - Ella Simon schafft es, sie alle zu meine Freunden werden zu lassen und ihrer Geschichte gespannt zu folgen. Ein Buch voller Romantik und Familiengeheimnisse, die nach langer Zeit mit aller Macht ans Tageslicht drängen. Dazu noch die wildromantische Küstenlandschaft von Wales -Herz was willst du mehr :-)

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Bewertung vom 02.07.2019
Afflerbach, Katharina

Bergsommer / Sehnsuchtsorte Bd.8


ausgezeichnet

Katharina hat es schon immer in die Berge gezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie den Entschluß fasst, in den Sommer auszusteigen und auf den Berg zu gehen. Auf einer Schweizer Alp arbeitet sie von früh bis spät, lernt das harte, aber doch glückliche Leben der Älpler kenne und merkt, dass die Natur die Seele heilen kann, als ihr Bruder durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt.
Die Berge, die Tiere und die Bauersfamilie geben ihr das, was sie in dem Moment am meisten braucht: halt, Leibe und Geborgenheit.

In "Bergsommer" von Katharina Afflerbach dürfen wir Teil ihrer Geschichte sein, dürfen wir erfahren, wie sich das leben auf der Alp gestaltet und dürfen erleben, wie sich aus der geplagten Großstadtseele ein Mensch entfaltet, der mit sich und der Natur im Reinen ist.
Hier geht es nicht um den romantisch verklärten Blick auf das Leben in den Bergen, nein, hier erzählt die Autorin, wie sie vom ersten Augenblick kräftig mit anpacken und hart arbeiten muss. Dass diese Arbeit ihr aber dabei hilft, sich wieder zu erden, hat sie vorher nicht bedacht.
Die Herzlichkeit der Bauersfamilie springt sofort auf den Leser über, die Schönheit der Natur hält einen gefangen und man rackert sich mit Katharina gemeinsam durch die Arbeiten, die auf der Alp anfallen.
Das einfach Leben, die immer gleiche Arbeit und die Klarheit, mit der ein Tag auf der Alp strukturiert ist, entschleunigt nicht nur Katharina sondern auch den Leser und man gewinnt gemeinsam mit ihr Energie und innere Ruhe. Ein tolle Nebeneffekt, der beim Lesen entsteht.
Dazu noch die tollen Fotos, die Katharina mit uns teilt - so ist man mittendrin , wenn sie von ihrem Alltag in den Bergen erzählt.
Ein Buch, das Kraft und Stärke verströmt, Mut macht auch mal ins Ungewisse aufzubrechen und die Seele heilen lässt.
Für mich eine wundervolle kleine Auszeit in der Hektik des Alltags.

Bewertung vom 01.07.2019
Mayes, Frances

Das Licht der Toskana


sehr gut

Kit hat in ihren Büchern schon vieles beschrieben, aber der Einzug der neuen Nachbarinnen im Haus nebenan ist gar köstlich anzuschauen. Alle drei Damen könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch haben sie eins gemeinsam – sie schleppen nicht nur Gepäckberge mit sich herum, sie wollen auch mit ihrer Vergangenheit abschließen.
Kit bewundert auf der einen Seite diesen Entschluss, die eingefahrenen Wege zu verlassen und dadurch eine neue Fahrtrichtung aufzunehmen und merkt auf der anderen Seite, dass ihr Leben auch mit einigen Umwegen lebenswert ist. Denn nichts ist aufregender als das Leben selbst…


Zugegeben, ich habe mit den ersten hundert Seiten ganz schön meine Schwierigkeiten gehabt, bis ich überhaupt in der Geschichte drinnen gewesen bin. Es ist fast wie bei einer langen Urlaubsfahrt, bei der man manchmal ins Stocken gerät und der Weg ewig lang erscheint.
Doch nach diesen 100 Seiten entfaltet das Buch all seine Schönheit und fasziniert mich mit den Farben und Gerüchen der Toskana. Das Licht bricht zwischen den Olivenbäumen hervor und lässt seine Protagnisten in der warmen Sonne Italiens zur Hochform auflaufen. In jeder Seite pulsiert das Herz der Toskana und jeder Herzschlag bringt dem Leser die Geschichte näher. Das mediterrane Flair ist hier wie mit einem Spiegel eingefangen und projeziert sich beim Lesen direkt auf mich. Ich liebe den Schreibstil, der nicht nur die Facetten der Figuren, sondern auch die Schönheit der Natur mit all ihren Farben und Gerüchen wiedergibt.
Jede der vier Frauen hat ihr Päckchen zu tragen und die Autorin weiß gekonnt die einzelnen Episoden zu gestalten, mit dem schönen Haus und der wundervollen Landschaft in Einklang zu bringen und so für abwechslungsreiche Bilder zu sorgen.
Ich mag die drei älteren Damen, die voller Tatendrang und Hunger auf das Leben sind, denn sie zeigen, dass man auch noch als Best Ager nicht zum alten Eisen gehört und durchaus noch Lust auf Abenteuer und Veränderung haben darf. Wie sie ihre Vorhaben anpacken und in die Tat umsetzen, ohne sich dabei dreinreden zulassen, nötig mir Respekt und Anerkennung ab. Ich finde es gut, dass sie sich quasi neu erfinden und einmal abseits aller alten Verpflichtungen den Kopf und das Herz frei bekommen für den Neustart.
Kit finde ich auch sehr gelungen – an ihr ist die Veränderungen am deutlichsten zu spüren und die Überraschungen, die das Leben für sie bereit hält sind sehr emotional beschrieben.
Der Roman lebt im Einklang mit der Natur, lässt die warmen Farben der Toskana mit dem Lebensgefühl ihrer Bewohner verschmelzen, tischt kulinarische Köstlichkeiten auf und lässt so einen wundervollen Sommer vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Es ist fast so, als würde man mit am Tisch sitzen, den Gesprächen lauschen und ein Teil der Gemeinschaft sein.
„Das Licht der Toskana“ ist ein wundervoller Sommerroman, der Lust auf Land und Leute macht – einfach genießen und wohlfühlen !

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Bewertung vom 30.06.2019
Rehn, Heidi

Zeit der Entscheidung / Das Lichtspielhaus Bd.1


ausgezeichnet

Deutschland funkelt und glänzt im Rausch der Goldenen Zwanziger. Die Metropolen überbieten sich, was Glanz und Glamour betrifft. München steht dem in nichts nach und hat das beste Lichtspielhaus am Platz . Die Donaubauers wissen, wie man sich ins rechte Lampenlicht rückt. Elsa und ihr Mann Karl sind das Zugpferd, selbst Alfred Hitchcock will Elsa für eine Rolle in seinem nächsten Film.
Doch dann bricht alles zusammen, denn Karl brennt mit einer Revuetänzerin durch.
Elsa wird auf den Boden der Tataschen zurückgeholt, muss sich nun ihren Lebensunteralt an der Kino-Kasse anstatt als Filmstar verdienen und dann gibt es da auch noch einen Herren namens Adolf Hitler, der ganz plötzlich im Leben aller eine große Rolle spielt…

Sie.Kann.Es.Einfach !
Hedi Rehn weiß ihr Leserpublikum vom ersten Buchstaben an für ihr neues Werk zu begeistern und entführt mit "Das Lichtspielhaus" in die Goldenen Zwanziger, lässt Glitzer,Glamour und Lebensfreude der damaligen Zeit in wirklich bewegten und bewegenden Bildern auferstehen und lässt den Leser so den Puls der Zeit hautnah spüren.
Die Autorin verwebt meisterhaft Zeitgeschichtliches mit ihrer fiktiven Geschichte, lässt die berühmten Schauspieler von damals wie selbstverständlich in ihren Szenen agieren, gibt ihren Figuren viel Raum, um zu wirken und erschafft so einen Roman, der vom politischen Umbruch, den technischen Raffinessen und einer starken Frau erzählt, die mich fasziniert ihre Geschichte verfolgen lässt. Ihre Energie und ihr ungebrochener Tatendrang ist für den Leser mit jeder Zeile zu spüren und es imponiert mir, wie sie sich nicht dem Fluss der Zeit anpasst und sich nicht mit dem braunen Strom mitreißen lässt. Elsa weiß sich zu behaupten, auch wenn sie es nicht immer leicht hat . Sie weiß geschickt die Dinge so zu lenken, damit ich als Leser das Gefühl habe, selbst ein Teil ihrer Geschichte zu sein.
Ich mag die Darstellung der Charaktere, denn sie geben eine Blick in das Leben von damals frei, ermöglichen mir, mit ihnen durch die aufregende und sehr gespaltene Zeit des politischen Umbruchs zugehen und so mitzuerleben, wie aus der glitzernden und schillernden Welt ein brauner Einheitsbrei wird, der dir die Luft zum atmen nimmt.
Heidi Rehn zeigt auf, wie aus dem Unterhaltungsmedium Kino nach der Machtergreifung Hitlers plötzlich ein Propagandamittel wird, um die breite Masse zu beeinflussen. Ihre Protagonistin stellt sich gegen die Entwicklung, begehrt auf und....
Aber das müsst ihr selbst lesen, denn dieses Buch ist so wahnsinnig spannend und gut, dass man es immer wieder lesen muss.
Ich kann nur lobende Worte für diesen wirklich genialen Auftakt finden und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung im Frühjahr 2020 !

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Bewertung vom 30.06.2019
Jonas, Anna

Das Rosenpalais Bd.1


gut

Felix Dorn hat seinen Kindern eine marode Süßwarenfabrik hinterlassen und so müssen die Geschwister Eric und Ella sehen, wie sie aus den roten Zahlen wieder herauskommen und das Schiff wieder mit Auftrieb in ruhige Fahrwasser bringen. Eric hat jegliches Interesse an der Firm verloren, denn als Kriegsheimkehrer muss er sehen, wie er sein traumatisiertes Leben überhaupt wieder in den Griff bekommt.
Ganz anders Ella, die vor Energie und neuen Ideen nur so übersprudelt. Sie will unbedingt etwas Neues, Eigenes kreieren und eckt damit dabei bei allen an.
Doch Ella lässt sich nicht vorschreiben, welchen Weg sie gehen soll...

"Das Rosenpalais" von Anna Jonas ist der Beginn einer neue Familiensaga und ich habe mich mit Feuereifer in die Geschichte gestürzt. Doch das, was ich da zu lesen bekomme, schmeckt mir nicht wirklich.
Ella finde ich sehr egozentrisch und dadurch büßt sie bei mir viel an Sympathiepunkten ein. Wie sie die Ellenbogen einsetzt und gnadenlos ihren Weg geht, finde ich schon recht eigentümlich und irgendwie passt das auch nicht so ganz in das Frauenbild der 1920er Jahre. Man kann ja als Frau einen eigenen Kopf haben und anecken, aber hier finde ich das Ganze doch recht überzogen und zu sehr gewollt dargestellt.
Die Handlung ist zwar abwechslungsreich und sehr lebendig geschildert, aber mir hat sie zu viele Baustellen, die gleichzeitig bedient werden. Mir fehlt der kontinuierliche rote Faden, der gesponnen und durch Aufnehmen von kleine Nebenhandlungen immer weitergeführt wird, damit sich am Ende das Große und Ganze schlüssig für den Leser ergibt.
Die Geschichte spielt zudem mit recht vielen Sparten der Unterhaltung - da findet man ein bisschen Krimi, dann lugt da noch eine kleine Romanze hervor, Zeitgeschichtliches wird mit eingebunden, etwas Familiensaga kommt auch noch dazu und wird mit Schokoladenguss überzogen.
Damit alles noch rund wird, werden Rezepte zum selbst Ausprobieren mit ins Buch gepackt, dazu die vielen Informationen über die Schokoladenproduktion - klingt fast wie ein Werbeprospekt .
Schade, da hatte ich mir mehr erhofft. Ich weiß nicht, ob ich bei der Stange bleibe und Band zwei lesen werde....

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Bewertung vom 29.06.2019
Clarke, Lucy

Das Haus am Rand der Klippen


ausgezeichnet

Ellen hat sich ihren größten Traum erfüllt und ist in ein Haus an den Klippen gezogen. Es müsste alles perfekt sein, doch ihr Leben zerbricht gerade in Scherben - pleite, Schreibblockade und eine kaputte Ehe sind jetzt nicht gerade das, was man als Lebensglück bezeichnen würde.
Als Ellen nach einer Reise ihr neues Zuhause beritt, hat sie das Gefühl, dass sich etwas verändert hat und ihr Gefühl trügt sie nicht. Ihre schlimmsten Befürchtungen werden plötzlich zur Gewissheit....

Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen und immer nur neidisch zugehört, wenn man mir von den wahnsinnig spannenden Romanen, die die Nerven fast zerreißen, erzählt hat.
Das musste ich unbedingt ändern und habe mit "Das Haus am Rand der Klippen" als neue Lektüre auserkoren und keine Sekunde bereut, dass ich den Sprung ins Ungewisse gewagt habe.
Lucy Clarke schreibt mit wahnsinnig viel Atmosphäre und fesselnden Worten, dass ich wirklich nur ganz schwer das Buch zur Seite legen kann und meinen Alltagspflichten nachkomme.
Die Geschichte spielt nicht nur mit der Psyche der Protagonistin, nein, man ist selbst auch so tief drinnen, dass man mit Ellen schon am zweifeln ist, ob das Gelesen bzw. bei Ellen das Erlebte auch wirklich real ist. Hier verschwimmt grandios die Grenze zwischen Realität und Fiktion, Nervosität und Angst sind ständiger Begleiter beim Lesen.
Die Rückblenden offenbaren nach und nach Ellens Geheimnis und man merkt richtig, wie sich der Strudel immer mehr um Ellen dreht und sie so in eine Spirale aus Angst, Zweifel und Realitätsverlust gerät.
Ellen ist für ich der beste Beweis dafür, dass man im Umgang mit den neuen Medien sehr achtsam und vorsichtig sein sollte, denn jeder noch so kleine Schritt ist in den Weiten den Internets auf ewig nachvollziehbar und so für andere ein gefundenes Fressen, sich an diversen Dingen zu laben. Der Mensch lebt in einer gläsernen Welt und die wird ihm zum Verhängnis - ich möchte nicht wissen, wie vielen es so geht wie Ellen, nur weil sie mal etwas unbedacht veröffentlicht haben. Das Netz vergisst nie !
Die Figuren sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber sie sind hier das Salz in der Suppe, passen perfekt in den Rahmen, den die Autorin vorgibt und bereichern mit ihren Auftritten die Handlung.
Spannend bis zum Schluss, mit viel Raffinnesse und wirkungsvollen abwechslungsreichen Szenen- so stelle ich mir einen guten Roman vor. Ich würde sagen, mein erstes Date mit Lucy Clarke war nicht das Letzte :-)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2019
Aigen, Isabel

Die zweite Sünde / Mordfriesland Bd.3


ausgezeichnet

Kerner und Ketelsen hätten nicht gedacht, dass es in Husum neben Mord auch noch Korruption gibt. Der neue Fall gibt beiden mehr als Rätsel auf und sie müssen sich mit blutigen Spuren im Watt, einem zur Salzsäule erstarrtem Hahn und vielen Ungereimtheiten im Straßenbau beschäftigen. Doch was steckt hinter all den Morden ?
Wer will der alteingesessen Bauunternehmerfamilie Waltherr an den Kragen ??
Die Spuren im Watt sind erste Hinweise, die es zu entschlüsseln gilt...

Isabel Aigen zeigt in ihrer "Mordfriesland-Reihe", dass es nicht nur beschaulich im Watt zugeht und der Urlauber seine Zerstreuung dort findet. Nein, es wird gemordet, gerächt und korrumpiert, was das Zeug hält.
In "Die zweite Sünde" wird der Leser Zeuge, wie sich alte Sünden eines Bauunternehmers auf bitter Art und Weise rächen, ohne allzu schnell ahnen, wer hier der Täter ist.
Geschickt legt die Autorin ihre Verdächtigungen, falsche Fährten und versteckten Hinweise, damit der Leser ordentlich was zum Mitraten und Grübeln hat. Die Geschichte beginnt zunächst ganz harmlos, steigert ich dann ins Unermessliche und man blickt in die tiefen Abgründe einer verletzten Seele, die wirklich zu allem bereit ist, was ihr gestörtes Rechtsempfinden wieder gerade rückt.
Der Fall baut sich stückchenweise auf, verliert nie den roten Faden und spielt mit der Psyche der Figuren. Diese sind Isabel Aigen wieder besonders gut gelungen, denn hier hat wirkliche jede Einzelne etwas zu bieten. Starke Charaktere, die verzweifelt versuchen, die Fassade aufrecht zu halten, wankelmütige und gedemütigte , ja fast schon bemitleidenswerte Darsteller und nicht zuletzt die grandiose Rolle des Täters - die Autorin hat tief in ihr Schatzkästchen gegriffen und mit ihrem fesselnden Schreibstil die Personen zum Leben erweckt.
Dazu noch die abwechslungsreichen Landschaftsbilder und fertig ist mal wieder ein Krimi mit viel Lokalkolorit, einer ordentlichen Brise Watt und Meer - bitte mehr davon :-)

Bewertung vom 23.06.2019
Caspari, Sofia

Im Land des Korallenbaums


weniger gut

Anna Weinbrenner und Viktoria Santos lernen sich zufällig bei der Überfahrt nach Buenos Aires kennen. Beide eint der Traum, in Argentinien neu durchzustarten und ein besseres Leben zu beginnen. Damit dies gelingt, sind beide Ehemänner schon einmal vorausgereist.
Doch das Leben in Argentinien ist keinesfalls so, wie sich die beiden Frauen ihren Neubeginn vorgestellt haben und sie müssen lernen, ihr Leben und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen...

"im Land des Korallenbaums" soll mich mit der Geschichte um die beiden Auswanderinnen Anna und Viktoria faszinieren, meine Neugier auf das Land wecken und mich mit den Problemen konfrontieren, die mit einem Neuanfang in einem fernen, fremden Landverbunden sind.
Doch der Funke springt nicht über, die Schilderungen von Anna und Viktoria faszinieren mich leider überhaupt nicht - die Figuren wirken unecht, ja fast seelenlos, denn ihre Gefühlsregungen und ihre Gedankenwelt bleibt für mich als Leser unerreichbar. Es fehlt mir das gewisse Etwas, um ich in beide Frauen hineinversetzen zu können, damit ich die Ereignisse hautnah miterleben kann.
Sie wirken fast wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte und das lässt schon fast Langeweile aufkommen. Die Geschichte ist zudem mit obszönen Ausdrücken ausstaffiert, die mich doch sehr stören. Man kann ja mal fluchen oder auch jemanden beschimpfen, aber muss man dann immer gleich ausholen und unter die Gürtellinie gehen ? In meine Augen hat das Sofia Caspari nicht nötig und ich bin irritiert, diese Ausdrucksweise in einem ihrer Romane vorzufinden.
Die Handlung wird leider auch nicht besser, wenn man sie über ganze 700 Seiten streckt und somit künstliche Längen einbaut, die die Geschichte ausschmücken sollen, aber auf Dauer das Ganze einfach nur zäh und schleppend gestalten.
Großer Pluspunkt sind die wirklich schön gestalteten Landschaftsbilder, die die Autorin hier farbenfroh mit in ihre Geschichte einfließen lässt. Das wertet den Roman etwas auf - reicht aber nicht aus , um ihn aus dem unteren Mittelmaß herauszureißen. Schade :-(

Bewertung vom 22.06.2019
Rogasch, Julia

Der kleine Laden am Strand


ausgezeichnet

Ebba hat vor Jahren ihre Heimat Sylt Hals über Kopf verlassen, denn sie musste erst einmal mit sich selbst und dem Verlust ihres Ungeborenen klar kommen. Da sie niemandem etwas davon erzählt hat, ist auch keiner für sie da, der sie stützen kann. Das schlechte Gewissen ihrem damaligen Freund gegenüber plagt sie doch sehr und sie schafft es nicht, mit der ganzen Sache abzuschließen.
Als sie Clara und Marie kennenlernt, die beide auch schwere Zeiten durchgemach haben, steht einer gemeinsamen Reise nach Sylt nichts mehr im Weg, Doch auf der Insel scheint das Leben weitergegangen zu sein, Magnus hat mit seiner neuen Partnerin ausgerechnet den Traum verwirklicht, den er mit Ebba geträumt hat - einen kleinen Laden am Strand.
Ebba steht mal wieder am Scheideweg...

Endlich ist das wieder ein Roman von Julia Rogasch, wie ich ihn liebe, ja er ist sogar von gleicher Qualität wie ihr Debüt "Honigmilchtage" auch wenn man beide Bücher von den Themen her nicht vergleichen kann.
Julia Rogasch lässt in ihrem neuen Werk eine wunde Seele wieder heilen und zeigt auf, dass die Vergangenheit nicht wirklich ruht, bis sich alles geklärt hat. Es gibt immer eine Möglichkeit zu reden und Schweigen hat noch nie Probleme gelöst.
Ihre Hauptfigur Ebba ist nicht nur vor dem Schmerz von der Insel geflüchtet, sie hat sich auch vor sich selbst versteckt und merkt nach der Rückkehr an die Nordsee, dass sie doch auch ein Recht auf Leben hat, egal wie schwer das Schicksal zugeschlagen hat.
Die Autorin weiß, wie man den Leser emotional berührt, fängt ihn mit gefühlvollen Szenen ein und lässt ihn an einer Geschichte teilhaben, die für Taschentuchmomente und Gänsehaut sorgt.
Auch scheut Julia Rogasch nicht davor , den wirklich anspruchsvollen und risikoreichen Beruf der Hebamme in dieser Geschichte genauer zu beleuchten und zeigt auf, mit wievielen Hürden dieser Beruf gespickt ist, der in meinen Augen viel zu wenig Gehör in der Öffentlichkeit findet. Die Probleme dieses Berufsbildes bekommen durch diesen Roman eine wundervolle Plattform, um endlich einmal mehr Aufmerksamkeit zu erregen und Julia Rogasch ist quasi das Sprachrohr für die vielen Hebammen in unserem Land.
Ebba hat auch ihren Fehlern der Vergangenehit gelernt und ist nun bereit, wieder durchzustarten..aber lest selbst, was sich auf Sylt zugetragen hat. Denn dieses Buch ist Emotion pur...

Bewertung vom 22.06.2019
Kühne, Evelyn

Inselküsse


ausgezeichnet

Marie hat es nicht leicht - alleinerziehend mit drei Kids, muss sie sich auch noch mit Geldsorgen plagen, denn ihre selbst kreierten Töpferarbeiten finden leider keine Käufer. Damit sie wenigstens halbwegs über die Runden kommt, hat sie auch noch einen Nebenjob und kümmert sich zusätzlich um die kranke Nachbarin Ruth.
Da trudelt die Hiobsbotschaft ein - das Haus, in dem Marie mit den Kindern wohnt, soll saniert und werden und dadurch wird natürlich auch die Miete steigen.
Nun ist guter Rat teuer. Doch Ruth weiß einen Ausweg - sie bietet kurzerhand Marie und den Kindern an, mit ihr in ihr kleines Haus auf Rügen zu ziehen. Doch auch auf Rügen ist nicht alles in bester Ordnung…

Ich liebe die Bücher von Evelyn Kühne, denn sie zeigen auf, dass eine Frau auch ihren "Mann" stehen kann und ihre Bücher sind regelrechte Mutmacher, um noch einmal durchzustarten und manches zu überdenken.
"Inselküsse" steht den Vorgängern in nichts nach und schon nach wenigen Worten ist man mitten im Geschehen. Die Autorin weiß, wie man Inselfeeling, Wellenglitzern und Alltagsprobleme unter einen Hut bringt und strickt daraus eine Wohlfühlgeschichte zum Abtauchen und Seele baumeln lassen.
Marie wirkt dabei wie eine gute Freundin und ich teile mit ihr ihre Sorgen und Nöte, durchlebe mit ihr Ängste und Zweifel und bin dabei, wenn sie langsam aber sicher auftaut und wieder ihren Kopf und ihr Herz frei macht für Gefühle, die sie lange nicht zugelassen hat. Man merkt richtig, wie der Zauber der Insel bei Marie wirkt und wie mit jeder Brise Ostseewind eine Schicht der alten Marie weggeweht wird.
Die Akteure sind sehr gut aufeinander abgestimmt, passen hervorragen zu ihren Charaktereigenschaften und beleben die Geschichte mit ihrem Wirken. Die aufkeimenden Gefühle von Marie und Christian setzt die Autorin sehr schön in Szene, das Gefühlschaos lässt den Leser selbst mit Achterbahn fahren und man hofft, dass alles sich noch zu Guten wendet.
Ich wusste gar nicht, dass man so viele Emotionen zwischen den Dünen erleben kann und bin Evelyn Kühne für diese humorvolle, liebenswerte und gefühlvolle Romanze dankbar.