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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1031 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2010
Ruiz Zafón, Carlos

Der Fürst des Nebels


ausgezeichnet

Über das Buch:
Carlos Ruiz Zafóns Buch "Der Fürst des Nebels" erschien erstmals 1996 im dtv als Taschenbuchausgabe. Nun liegt der, mit dem spanischen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete, Debütroman des Bestsellerautors in neuer Übersetzung als Hardcoverausgabe vor. Vom Coverdesign passend gestaltet zu dem bereits erschienenen "Der dunkle Wächter" und das für den Herbst angekündigte Buch "Der Mitternachtspalast".
Die drei Titel - die inhaltlich trotzdem voneinander unabhängig sind - sind auch bekannt unter dem Namen Nebel-Trilogie, die ursprünglich in folgender Reihenfolge erschienen sind:
- El príncipe de la niebla 1993 (dt. Der Fürst des Nebels)
- El palacio de la medianoche 1994 (dt. Der Mitternachtspalast)
- Las luces de septiembre 1995 (dt. Der dunkle Wächter)

Inhalt:
Max und seine Familie ziehen während des Zweiten Weltkrieges von der Stadt in ein verschlafenes Fischerdörfchen. Statt den Schrecken des Krieges erleben sie hier hautnah ein Grauen ganz anderer Art. Das Haus, in das Max mit seiner Familie zieht, hütet ein dunkles Geheimnis: Vor Jahren ist hier unter mysteriösen Umständen ein kleiner Junge ertrunken. Der Leuchtturmwärter des Dorfes erzählt Max eine geheimnisvolle Geschichte. Der Junge soll einem Magier namens Cain zum Opfer gefallen sein, den die Leute auch "Fürst des Nebels" nannten. Max und sein neuer Freund Roland, der Enkel des Leuchtturmwächters, bekommen zu spüren, dass der alte Mann ihnen nicht alles erzählt hat, als ihr eigenes Leben von dem Schrecken aus der Vergangenheit bedroht wird. Kann es sein, dass der Fürst des Nebels, der in der Vergangenheit so viel Unheil angerichtet hat, zurückgekehrt ist?

Eigene Meinung:
Bereits das Debüt des Bestsellerautors Carlos Ruiz Zafón zeugt von seiner Sprachgewalt. Die Geschichte von Max und seiner Familie ist mit Liebe zum Detail erzählt und auch sprachlich passt sie in die gewählte Zeit des Zweiten Weltkrieges ohne dabei angestaubt zu wirken.
Dennoch fasst sich Zafón hier deutlich kürzer als man es zum Beispiel von seinem Werk "Der Schatten des Windes" gewohnt ist. Stellenweise hätte ich mir gewünscht, der Autor hätte die Geschichte vom Fürst des Nebels noch ausgebaut und einige Erzählansätze weiter vertieft. Bei diesem Vergleich muss man allerdings bedenken, dass "Der Fürst des Nebels" im Gegensatz zu "Der Schatten des Windes" ein Jugendbuch ist und vor Zafóns anderen Werken verfasst wurde.
Die rückwärts gehenden Uhren, der geheimnisvolle Steinfigurengarten und besonders das Mausoleum, das jahrelang auf seine Bestimmung wartet, erinnern an Gruselgeschichten des 19. Jahrhundert. Vor allem die Geschichten von Edgar Allan Poe kamen mir beim Lesen immer wieder in den Sinn. Die Leseempfehlung des Verlags empfinde ich als etwas zu niedrig angesetzt, da ich glaube, dass Kinder im Alter von 12 Jahren dieses unterschwellige Grauen in "Der Fürst des Nebels" nicht wirklich verstehen.

Bewertung vom 25.03.2010
Wasserman, Robin

Skinned / Lia Kahn Bd.1


ausgezeichnet

"Lia Kahn ist tot.
Ich bin Lia Kahn.
Deshalb - denn das ist ja wohl ein logisches Problem,
das sogar ein minderbemitteltes Kind lösen könnte - bin ich tot.
Da ist nur eine Sache: Ich bin es nicht."

"Skinned" ist der erste Teil einer Trilogie. Im Original liegt bereits der zweite Band "Crashed" vor, der dritte Teil "Wired" erscheint im Herbst diesen Jahres.

Lia Kahn ist reich, schön und beliebt - bis ein Unfall sie beinahe tötet.
Im Krankenhaus wacht sie in einem perfekten künstlichen Körper auf. Ihre Eltern haben sich für einen Downloadeingriff entschieden, bei dem Lias Gehirn entfernt wurde, eingefroren... in rasierklingendünne Schnitte zerlegt... gescannt... Lia ist nur noch ein Geist in einer Maschine. Ein MechHead. Ein Kabelhirn. Ein Frankenstein. Ein Hautdieb. Ein Skinner.

Lia wird nie nie wieder Schmerz empfinden, sie wird nicht altern und nicht sterben. Sollte ihr künstlicher Körper eines Tages verschlissen sein, wird man ihren Gehirnscan einfach in den nächsten Körper übertragen, und wieder... und wieder... und wieder...
Doch der Preis dafür ist hoch: Freunde und Familie wenden sich von ihr ab, ihr Leben verwandelt sich in einen Albtraum. Nur ein Junge, selbst ein Außenseiter, hält zu ihr und hilft Lia ihr neues Ich zu erforschen.

Die Lektüre von "Skinned" hat mich nicht nur während der Zeit gefesselt, die ich lesend mit dem Buch verbrachte, auch in der lesefreien Zeit konnte ich meine Gedanken kaum von der Vision eines "Download-Empfängers" abwenden.

Wer oder was ist Lia Kahn? Ist sie ein Mensch? Ist sie eine Maschine? Sie KANN atmen, sie KANN den Mund beim Sprechen bewegen, aber sie müsste es nicht tun, um leben oder sprechen zu können. Sie ahmt die alltäglichen, teils unbewussten, Bewegungen eines Menschen nur nach, um menschlich zu erscheinen. Also ist sie eine Maschine! Lia Kahn hat einen freien Willen, sie lernt neue Dinge und sie hat ihre Erinnerungen an die Zeit vor dem Unfall. Also ist sie ein Mensch! Aber auch auf der Festplatte eines Computers kann ich Erinnerungen speichern, und Computer sind lernfähig... Ist sie doch eine Maschine? Die meisten Menschen in Lia Kahns Welt stempeln Skinner als Maschinen ab, der Leser jedoch, der durch die gewählte Ich-Perspektive in Lia Kahns "Haut" steckt, sieht beide Seiten der Medaille, er erlebt die Reaktionen der Außenwelt und empfindet Empathie mit dem Skinner.
Die wiederholte Frage nach dem freien Willen ist ein Grundelement von Lia Kahns Geschichte. Macht der freie Wille das Menschsein aus? Kann Lia Kahn überhaupt beurteilen, ob sie einen freien Willen hat oder ob sie nur programmiert worden ist zu denken, sie hätte einen freien Willen? Macht der Körper einen Menschen aus, oder der Geist? Würde Lia Kahns Gehirnscan in eine Maschine übertragen, die kein menschliches Ausehen hätte, wer oder was wäre sie dann?

"Skinned" ist kein oberflächlicher Science Fiction Roman, sondern eine Lektüre die zum Nachdenken anregt und Zukunftsvisionen aufzeigt, die ich persönlich sehr erschreckend finde.
Fesselnd und faszinierend, aber auch erschütternd und aufwühlend. Ein Roman, der bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2010
Urban, Linda

Das Leben ist kein Klavier


sehr gut

Die Geschichte von Zoe und ihrer Familie ist genauso süß, wie das zartrosa gehaltene Cover mit der Sahnetorte und dem kleinen Flügel aus Marzipan.
Das Buch lebt von seinen skurrilen Figuren: die kleine Zoe, die so gerne eine berühmte Pianisten werden will, um eines Tages in der Carnegie Hall auftreten zu können und um in einem Atemzug mit dem berühmten Wladimir Horowitz genannt zu werden. Ihre Mutter, die den ganzen Tag arbeitet und es oft nicht einmal zum Essen nach Hause schafft. Zoes Vater, der 432 Rollen Klopapier im Sonderangebot kauft, unzählige Diplome der Fernuniversität an den Wänden hängen hat, sich für seine Tochter eine Heimorgel aufschwatzen lässt und sich nicht vor die Tür traut. Das Beste in Zoes Leben ist der Tag, an dem sie einen neuen Freund in Wheeler Diggs findet, der nicht nur ihrem Leben, sondern auch dem von ihren Eltern neuen Schwung verleiht.
Das Buch ist im Präsens aus der Sicht von Zoe geschrieben, so taucht man richtig schnell in die skurrile Geschichte ein und kann sich - auch als Erwachsener - gut mit den Problemen und Sorgen der 11jährigen Zoe identifizieren. Auch wenn man diesem Alter schon lange entwachsen ist, kann sich der eine oder andere Leser bestimmt in Zoes Schilderungen wieder finden, wie es war, nicht die richtigen Klamotten während der Schulzeit getragen zu haben, oder die beste Freundin zu verlieren, weil man durch eine neue ersetzt wurde.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, manchmal nur einige Wörter oder Sätze lang. Die kurzen Kapitel, die große Schrift und der recht geringe Umfang des Buches machen die Geschichte ideal für Kinder, die noch nicht gerne dicke Bücher lesen oder nicht gerne viel an einem Stück.
Das Buch "Das Leben ist kein Klavier" ist ein Rundumwohlfühlbuch, wie ein Stück leckere Sahnetorte mit Marzipandekor ;o)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2010
Laurie, Victoria

Rendezvous um Mitternacht / M.J.Holliday Geisterjägerin Bd.1


sehr gut

Victoria Lauries Geisterjägerin-Serie - die aus der Ich-Perspektive von M.J. erzählt wird - ist eine gelungene Mischung aus paranormaler Geistergeschichte und Krimi. Ich fand es sehr erfrischend, dass keine allzu skurrilen Figuren in dieser Geschichte mitspielen, sondern zwar verschrobene, aber "normale" Charaktere, die man beim Lesen sofort ins Herz schließt und mit denen man sich identifizieren kann.
Neben der Rahmenhandlung, in der M.J. zusammen mit ihrem schwulen Freund Gilley und Steven versucht, die genaueren Umstände des Todes von Stevens Großvater zu klären, lockern sympathische Randfiguren und eingeschobene Nebenhandlungen die Geschichte immer wieder auf. So stellt M.J. ihre Arbeit als Geisterjägerin und Medium in der Regel durch eine kurze Präsentation ihrer Fähigkeiten vor und der Leser erfährt dadurch einiges über die agierenden Personen und deren verstorbene Verwandschaft.
Die romantische Note hält sich zugunsten des kriminalistischen und paranormalen Faktors dezent im Hintergrund und wird sogar auf die Schippe genommen: So erliegt nicht nur M.J. dem Charme des gut aussehenden Doc "Sahneschnitte" Steven Sable, sondern auch ihr schwuler Kumpel Gilley ;o)
Mag die Kriminalgeschichte manchmal etwas flach oder vorhersehbar sein, so tat das meinem Lesevergnügen dennoch keinen Abbruch und ich freue mich sehr auf den zweiten Teil der Serie, für den leider noch kein Erscheinungstermin feststeht.

Bewertung vom 19.03.2010
Gatti, Will

Diebe!


sehr gut

Inhalt:
In einer namenlosen Stadt Südamerikas kämpfen Baz und ihr Freund Demi ums Überleben im Großstadtdschungel. Die beiden sind Mitglieder einer Jugendbande. Tagsüber stürzen sie sich ins Getümmel der Stadt und beklauen Leute. Abends kehren sie zurück in die Slums, wo sie leben und von besseren Tagen träumen. Falls ihnen eines Tages der große Coup gelingen sollte, könnten sie der Welt der Armen den Rücken kehren.
Baz, Demi und einige andere Kinder leben zusammen bei einer Frau namens Fay, die sich um sie "kümmert". Das Kümmern sieht so aus, dass Fay die Kinder auf Raubzüge schickt, um genug zum Leben und zum Zahlen von Schutzgeldern zu verdienen, sie selbst hält sich aus den Tagesgeschäften raus. Die Kinder müssen sämtliche Diebesbeute an Fay abtreten und erhalten als Gegenleistung Obdach und Essen.
Eines Tages schmiedet Fay große Pläne: Als junges Mädchen hatte sie ihr Baby an den Polizeicaptain der Stadt zur Adoption gegeben. Dieses Baby ist heute ein junger Mann, der in dunkle Geschäfte verstrickt ist und gemeinsam mit Fay plant sein Adoptivelternhaus auszurauben. Angeblich will er sich zusammen mit seiner leiblichen Mutter ein neues und sorgloses Leben aufbauen. Doch Fay hat auf das falsche Pferd gesetzt... Ihr leiblicher Sohn hat ganz andere und rein egoistische Pläne. Er ist korrupt und setzt ohne mit der Wimper zu zucken das Leben von Unschuldigen aufs Spiel, um seine Pläne zu verwirklichen.
Demi wird bei dem angeblich 100% sicheren Raubzug angeschossen und verschleppt. Seine Freundin Baz setzt ihr eigenes Leben und das von Freunden aufs Spiel, um Demi zu retten. Dabei erhält sie Hilfe von Personen, mit denen man gar nicht gerechnet hätte, während Fay den besten Dieb ihrer Bande nach dem gescheiterten Raubzug fallen lässt...

Eigene Meinung:
Will Gatti hat mit "Diebe!" ein spannendes und in meinen Augen sehr authentisches Buch geschrieben. Die Kinder der Diebesbande unterhalten sich in einer Gossensprache, der man anmerkt, dass es sich um Straßenkinder ohne Schulbildung handelt. Sie können nur wenige Wörter lesen: ihre eigenen Namen und die wichtigsten Straßennamen der Stadt, damit sie von ihren Raubzügen zurück in die Slums finden. Durch die glaubwürdigen Charaktere und die detaillierten Schilderungen fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt. Will Gatti versteht es auf meisterhafte Weise dem Leser seine Figuren nahe zu bringen - so habe ich mit Baz und Demi während der ganzen Geschichte gelitten, und Fay und ihren leiblichen Sohn stellenweise gehasst!
Am meisten betroffen hat es mich, dass das Leben eines Kindes nichts wert ist! Sei es wie Fay ihr Baby zu Geld gemacht hat, oder wie sie Kinder aus ihrer Bande verkauft. Sie weiß genau, dass sie damit das sichere Todesurteil dieser Kinder unterschreibt, denn sie sind nach dem Verkauf zum Leben - oder eigentlich Sterben - als Arbeiter auf einem Müllberg verdammt. Wie oft sagt Fay, dass Demi mit seinen flinken Fingern der Meisterdieb der ganzen Stadt ist, aber als er angeschossen und verschleppt wird, schreibt Fay ihn ab, denn die Kinder haben nur Verwendung für sie, solange sie ihre Arbeit leisten können und ihr nicht zur Last oder sogar zur Gefahr werden.

Fazit:
Ein fesselnder Jugendroman, der mit seiner authentischen Sprache und einem geschickt aufgebauten Spannungsbogen den Leser in seinen Bann zieht. Und gleichzeitig ein Buch, das es schafft ohne erhobenen Zeigefinger zu erzählen, dass Schulbildung und ein sicheres und geregeltes Familienleben für Kinder keineswegs überall auf der Welt selbstverständlich sind!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2010
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


sehr gut

Inhalt:
Rosa ist ein Klischee - sie ist seit Jahren Single, ihre biologische Uhr geht ihr auf den Wecker, und sie badet in Selbstmitleid: Die Liebe ihres Lebens will seine große Liebe heiraten, und dabei handelt es sich leider nicht um Rosa!
Wenn Rosa ehrlich ist, haben Jan und sie nie wirklich zusammen gepasst, und ihr schwuler Freund Holgi versucht ihr das unmissverständlich klar zu machen. Doch Rosa vergeht so in ihrem Selbstmitleid - und in dem einen oder anderen Ramazzotti - dass sie Jans Zahnarztpraxis aufsucht, um ihre Liebe zurückzuerobern. Natürlich geht alles schief, und statt bei dem von Holgi empfohlenen Psychologen landet Rosa auf der Liege eines Zirkusmagiers, der unter Hypnose Rückführungen der Seele durchführt. Rosa wird erst wieder aufwachen, wenn sie herausgefunden hat, was die wahre Liebe ist. Dabei landet Rosa nicht nur in der Vergangenheit, sondern darüberhinaus ausgerechnet im Körper eines Mannes - William Shakespeare!

Eigene Meinung:
David Safier nimmt seinen Roman und sich selbst augenzwinkernd auf die Schippe, in dem er von Anfang an klarstellt, dass die Geschichte von Rosa, die sich einen Körper mit dem großen Barden Englands teilen muss, voller Klischees steckt. Oder in dem er im späteren Verlauf der Geschichte Rosa eine Romanidee entwickeln lässt, die der Story von "Mieses Karma" entspricht: "Da war die Geschichte der Karrierefrau, die in eine Ameise verwandelt wird."
Mit "Plötzlich Shakespeare" liegt ein neues Lesevergnügen im Stile der beiden Vorgängerromane Safiers vor. Wie bereits in "Mieses Karma" oder "Jesus liebt mich" spielt der Autor mit übersinnlichen Effekten. Obwohl sich die Romane des Autors von der Grundidee ähneln und er viele alte Schenkelklopfer in seinen Geschichten verarbeitet, schafft Safier es doch immer wieder daraus etwas Humorvolles und Lustiges zu basteln.
Beim Lesen von Rosas und Shakespeares Geschichte konnte ich mich gut in das elisabethanische England versetzen, wo man unter anderem erfährt, dass die Queen "not amused" ist, wenn man sie auf der Suche nach dem stillen Örtchen auf dem Donnerbalken erwischt und die Unterhose eine herausragende Erfindung ist, weil sie Strumpfhosen vor braunen Rückständen bewahrt ;o) Auch die Probleme, die Shakespeare in der Gegenwart hat, sind anschaulich und witzig beschrieben. Im Gegensatz zu Rosa, die immerhin rudimentäre Kenntnisse über Shakespeares Zeit besitzt, ist für William in der Gegenwart alles neu und so rufen bei ihm sogar für uns selbstverständliche Anblicke wie Nordic Walker oder Bidets Staunen hervor.

Fazit:
Ein amüsanter Roman, der sich innerhalb weniger Stunden weglesen lässt. Meine einzige Kritik liegt darin, dass er leider nicht ganz an Safiers Erstling "Mieses Karma" heranreicht und trotz des augenzwinkernden Humors das eine oder andere Klischee manchmal zu viel des Guten ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2010
Erlbruch, Wolf

Ente, Tod und Tulpe


ausgezeichnet

Wer denkt schon soweit, ein philosophisches und theologisches Buch, dass in ganz einfachen Worten den Tod erklärt, ausgerechnet unter Bilderbüchern zu suchen?

Wolf Erlbruch erzählt in schnörkellosen und doch so wunderschönen Bildern und kurzen Texten die Geschichte einer Ente, die eines Tages den Tod hinter sich bemerkt. Der Tod wird zum Freund, als die Ente die Entdeckung macht, dass er zwar ihr ständiger Begleiter ist, aber gar nicht für ihr Ableben sorgen will, dafür sorgt das Leben schon selbst eines Tages. Sei es durch einen Unfall, einen Schnupfen oder den Fuchs! Allein bei dem Gedanken daran bekommt die Ente eine Gänsehaut. Der Tod begleitet die Ente ihr ganzes Leben hindurch bis sie am Ende vom ihm - zusammen mit einer roten Tulpe - auf ihre letzte Reise geschickt wird.

Die Geschichte ist zum Lachen und zum Weinen, ist tröstlich und voller hintergründigem Humor in den kurzen Dialogen zwischen Ente und Tod.
Eltern sollten sich dieses Buch alleine durchlesen, bevor sie es ihren Kindern geben. Obwohl die Geschichte in einfachen Worten und Bildern erzählt wird, sollten Eltern ihren Kindern für Fragen und Erklärungen zur Seite stehen. Das Buch ist aber keineswegs nur für Kinder geeignet, sondern auch für Erwachsene.
Leben und Tod gehen Hand in Hand, das eine kann ohne das andere nicht existieren. Der Tod, die Angst davor und die Trauer darüber sollten keine Tabuthemen sein, dass zeigt diese Geschichte auf eine besondere und poetische Art und Weise.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2010
Noël, Alyson

Der blaue Mond / Evermore Bd.2


sehr gut

Inhalt:
Der erste Band hörte so hoffnungsvoll auf: Nachdem Ever ihre Widersacherin und Nebenbuhlerin Drina im Sommerland durch einen Schlag in ihr schwächstes Chakra getötet hat, steht der Liebe zwischen Damen und ihr nichts mehr im Weg. Jahrhunderte lang haben sich die beiden gesucht, gefunden und immer wieder verloren. Doch nun ist Ever genauso unsterblich wie Damen und die Suche hat ein Ende.
Das Glück der beiden, ihre unsterbliche Liebe nun für alle Ewigkeit gefunden zu haben, findet jedoch ein jähes Ende, als in der Schule ein neuer Schüler auftaucht, der alles zu verändern droht - Roman. Er ist bei allen beliebt, nur Ever hegt eine tief sitzende Abneigung gegen ihn, die sie sich selbst nicht erklären kann. Als Damens Kräfte plötzlich schwächer zu werden scheinen und sich Ever gegenüber so verhält, als ob er sie nie geliebt hätte, ihre Freunde Haven und Miles sich gegen sie wenden und in der Schule zwischen verfeindeten Cliquen plötzlich Harmonie herrscht, weiß Ever, dass sie sich die Bedrohung, die von Roman ausgeht, nicht nur eingebildet hat...

Eigene Meinung:
Wenn mir vor der Evermore-Reihe einer erzählt hätte, dass ich Bücher lesen würde, die esoterisch angehaucht sind und von Auren und Chakras handeln, hätte ich wahrscheinlich freundlich lächelnd abgewunken! Doch die Autorin Alyson Noël hat mit "Evermore" eine ganz eigenständige Reihe geschaffen, die sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt und trotz esoterischem Hintergrund mit einer dermaßen spannenden Geschichte zu fesseln weiß, dass auch ein Laie oder desinteressierter Leser wie ich den esoterischen Faktor mit Faszination verschlingt.
Den Charakter von Damen finde ich in "Der blaue Mond" besser herausgearbeitet als in dem Vorgängerband "Evermore - Die Unsterblichen". Im ersten Band der Reihe blieb Damen bis zum Ende hin relativ unnahbar und schwer zu durchschauen, bedingt durch die Ich-Perspektive von Ever, die zwar die Fähigkeit besitzt Auren zu lesen, allerdings mit einer Ausnahme: Damen! Da Ever - und damit der Leser - im zweiten Band Details aus Damens Vergangenheit erfährt, kommt man ihm merklich näher. Zudem ist Damen hier nicht mehr der kühle unnahbare Schönling, sondern ein immer schwächer werdender Jugendlicher, an dem sich langsam Altersspuren bemerkbar machen. Deswegen empfindet man Empathie mit ihm, auch oder gerade deshalb, weil er an seiner plötzlichen Abneigung gegen Ever keine Schuld trägt und damit den einzigen Menschen von sich fern hält, der ihn retten könnte.
Die Sequenzen zum Ende des Buches hin haben mir ausgesprochen gut gefallen. Zum einen hätte ich mit dieser Wendung nie gerechnet, zum anderen habe ich mich sehr gefreut, dass Evers kleine Schwester Riley sich mit ihrem Weggang im ersten Band doch nicht endgültig aus der Geschichte verabschiedet hat.
Leider fand ich die Art und Weise, wie Ever ihre Unsterblichkeit vor ihren Mitmenschen zu verbergen versucht, sehr unglaubwürdig. Sie isst und trinkt kaum, auch nicht in Anwesenheit von anderen Personen, und hat ständig eine Flasche Unsterblichkeitssaft bei sich an der sie rumnuckelt. Fragen von Freunden und Verwandten zu ihrem merkwürdigen Verhalten werden mit fadenscheinigen Erklärungen abgeblockt. Vor allem Evers Tante sind die merkwürdigen Verhaltensweisen ihrer Nichte suspekt, aber richtig nachbohren tut keiner.
Nach dem fast zu rasanten Ende des ersten Teils, kommt "Der blaue Mond" langsamer in Fahrt. Trotzdem hat mich auch dieser Band von Anfang bis Ende fesseln können und ich freue mich schon sehr auf den für November 2010 angekündigten dritten Teil der Reihe "Das Schattenland", denn im Gegensatz zu "Die Unsterblichen" endet der zweite Teil mit einem nervenaufreibenden Cliffhanger!!!

Aufmachung des Buches:
Sehr bestechend ist wieder das wunderschön gestaltete Cover mit dem blauen Mond und den weißen Tulpen in Glanzdruck und der hochwertigen Klappenbroschur, in der sich wiederholend die Motive des Covers verstecken und ein Zitat aus dem Buch.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2010
Magnusson, Kristof

Das war ich nicht


ausgezeichnet

Inhalt:
Das war ich nicht - ein Roman über drei Personen: Jasper, Anfang 30, ein Banker auf dem Sprung zur großen Karriere. Meike, eine Literaturübersetzerin, auf der Flucht vor einer vorhersehbaren Zukunft: Partnerschaft, Pärchenfreunde, zusammenziehen, über Kinder nachdenken... und Henry, ein international gefeierter Schriftsteller mit Schreibblockade und Altersangst, der von der Party zu seinem sechzigsten Geburtstag verschwindet und untertaucht.
Auf abenteuerliche Weise geraten diese drei Personen in Abhängigkeit voneinander: Meike Urbanski ist die Übersetzerin "ihres" Schriftstellers Henry LaMarck, ihrer Existenzgrundlage. Da dieser weder seinen versprochenen Jahrhundertroman beim Verlag abliefert hat, noch auffindbar ist, fliegt Meike nach Chicago, um ihn zu finden. Henry LaMarck verliebt sich in das Foto von einem jungen Banker, der verzweifelt auf die fallenden Kurse starrt - das könnte der Aufhänger für seinen großen Roman sein! - und eben dieser Banker namens Jasper Lüdemann versucht eine junge deutsche Frau wiederzufinden, die ihm im Café Caribou seinem Kaffee vor der Nase weggeschnappt hat...
Jasper will Meike treffen, Meike will Henry treffen, Henry will Jasper treffen. Jasper interessiert sich nicht für Henry, Henry fühlt sich durch Meike belästigt und bloßgestellt, Meike findet Jasper arrogant und unsympathisch, und jetzt?

Eigene Meinung:
Eigentlich ist es erschreckend, dass Menschen ihre Karriere und damit möglicherweise ihr ganzes Leben ruinieren, aber Kristof Magnusson verpackt das Ganze in einen urkomischen modernen Schelmenroman. Die Geschichte ist abwechselnd aus den Perspektiven der drei Protagonisten erzählt. Zu Beginn des Buches fand ich die Geschichte aus Jaspers Sicht etwas anstrengend, weil er auf mich einen sehr arroganten und unsympathischen Eindruck machte, und wer mag sich schon mit einem solchen Charakter identifizieren? Außerdem interessiere ich mich nicht für die Börsengeschäfte, die Jasper in seinem Job tagtäglich abwickeln muss. Aber selbst aus dieser Erzählperspektive hat mich das Buch nach einigen Kapiteln gefangen genommen, und als das Unheil plötzlich unaufhaltsam seinen Lauf nahm, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, und zum Ende hin sind mir die verschrobenen und stellenweise unsympathischen Charaktere doch tatsächlich ans Herz gewachsen ;o) Kristof Magnussons Charaktere wirken nie gekünstelt, konstruiert oder eindimensional und das macht diesen Roman so überaus lesenswert!

Fazit:
Dieses Buch war eine literarische Überraschung für mich. Zuvor hatte ich von Kristof Magnusson weder etwas gehört noch gelesen und war von seinem Schreibstil und seinem Humor schlichtweg begeistert!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2010
Bosch, Pseudonymous

Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät / Geheimes Buch Bd.2


gut

Wer gegen alle Warnungen "Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis" gelesen hat, wird früher oder später auch auf das zweite Abenteuer der Helden Kassandra und Max-Ernest (Namen aus Sicherheitsgründen geändert) "Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät" stoßen.
Das zweite Abenteuer entführt den Leser noch mehr in das Reich des Unerklärlichen als es das erste getan hat. Hier dreht sich alles um die Alchemie und ein sonderbares Wesen, das vor über 500 Jahren in einer Flasche geboren wurde! Welche Geheimnisse hütet dieses seltsame, fürchterliche Wesen und warum sind die beiden üblen Bösewichte namens Dr. L. und Madame Mauvais - die der Leser bereits aus dem ersten geheimen Buch kennt - hinter ihm her?
Lies nach und finde es heraus, aber nimm dich in Acht, denn auch hier handelt es sich wieder um ein sehr gefährliches Buch!

Genau wie bei "Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis" besteht der eigentliche Reiz dieses Buches wieder in der ungewöhnlichen Umsetzung und nicht in der Handlung der Geschichte. Warum bewerte ich die Fortsetzung schlechter? Wo die Gags beim ersten Band noch gezündet haben, kommen sie einem beim zweiten Band allzu oft nur wie ein müder Abklatsch vor. Der Autor hat leider wenig neue Ideen eingebracht. Zwar bietet der Anhang wieder einige nette Gimmicks, aber die Späße in der Geschichte - unzählige Fußnoten, rückwärts zählende Kapitelnummerierung oder das direkte Ansprechen des Lesers - sind entweder aus dem vorhergehenden Buch bekannt oder schlichtweg einfallslos.

Kinder im empfohlenen Lesealter werden sicherlich Spaß am zweiten Abenteuer von Kassandra und Max-Ernest haben, aber man sollte die beiden Bücher besser nicht direkt hintereinander weglesen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.