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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1456 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2019
Hannah, Kristin

Die Dinge, die wir aus Liebe tun


sehr gut

Ein jeder hat sicher schon die Situation erlebt, dass das Leben ihm ein Schnippchen schlägt: man kann so gut planen und vorbereiten, wie man will, dennoch kommt alles anders als gedacht. Und irgendwann, tja, da sieht man sich um und erkennt, dass man vom Leben selbst überholt wurde.

So ergeht es Angie Malone, die mit Conan ihre große Liebe geheiratet hat und auf eine langjährige Ehe zurückblickt. Eine Ehe, die leider trotz aller Versuche kinderlos geblieben ist. Angies ganzes Denken und Tun konzentriert sich auf diesen Kinderwunsch, bis sie auf einmal erkennen muss, dass zwischen ihr und Conan nichts geblieben ist.

Sie kehrt Seattle den Rücken und kehrt in ihre Heimat, eine Kleinstadt am Pazifik, zurück, wo ihre Mutter mit den beiden jüngeren Schwestern versucht, das italienische Familienrestaurant über die Runden zu bringen, das kurz vor der Pleite steht. Die Familie überredet sie, mit einzusteigen und bald lernt sie die junge Lauren - klug, ehrgeizig, aber ohne familiären Rückhalt - kennen.

Angie und Lauren finden einander sozusagen und schöpfen wieder Kraft - bis Lauren gewissermaßen aus der Bahn geworfen wird.

Kann sie gerettet werden bzw. sich selbst retten? Und wird Angie stark genug sein, sich noch ein weiteres Mal dem Leben zu stellen?

Ein warmherziger, mitreißender, stellenweise ein bisschen zu detailverliebter Roman über die Irrungen und Wirrungen, in die man im Laufe seines Lebens hineingerät. Nur dadurch, dass man es lebt. Also, das Leben als solches. Dies ist ein neu aufgelegtes Frühwerk der Autorin Kristin Hannah, das bereits eine Ahnung von ihrer gewaltigen Erzählkraft vermittelt. Leser, die Romane in der Art von Barbara Wood mögen, werden sicher Gefallen daran finden.

Bewertung vom 07.07.2019
Strauß, Simon

Römische Tage


sehr gut

Als ich dieses Büchlein in die Hand nahm, war ich sehr gespannt auf den Zugang des Autoren Simon Strauß zum Thema. Würde er mit diesem kurzen Band dazu imstande sein, mich zu bewegen, vielleicht auch Erinnerungen zu einer meiner drei Romreisen, zu denen ich es bisher gebracht habe zu wecken. Oder zu allen?

Um es gleich vorwegzunehmen: ja, er war es! Und zwar fühlte ich mich ganz klar an meine allererste Romreise im Alter von knapp 20 Jahren erinnert. In den Semesterferien begleitete ich für eine Woche ein Team von Archäologen - dazu kam es eher zufällig, denn eigentlich fuhr ich mit meinem Vater, der der Fotograf dieses Teams war. Tagsüber war ich also alleine und hatte eine Menge Zeit. Und eine ganze Menge Anregungen, die ich sowohl von meinem Vater als auch von den Archäologen erhielt.

Wie auch der Autor wurde ich mit einem gewissen Hintergrund auf Rom losgelassen. Oder Rom auf mich - wer kann das schon sagen. Ich dachte beim Lesen dieses Buches, das ebenfalls einen gewissen Zugang zur Archäologie hat, aber auch an das Buch "Engelsbrücke" von Marie Luise Kaschnitz, das ihre Eindrücke als Rückkehrerin in die ewige Stadt nach langen Jahren schildert. Auch sie hat eine gewisse Nähe zur Archäologie.

In dieser Tradition der Rombesucher finde ich mich nun, wenn mir auch die Worte der beiden genannten Autoren fehlen, die auf sehr persönliche Art auf die Stadt reagieren. Simon Strauß tut dies sehr zeitgemäß, mit einem gewissen Augenzwinkern, aber auch mit einem umfangreichen kulturhistorischen Wissen im Hintergrund, auf das er immer wieder zurückgreift.

Dies ist quasi ein Buch mit einer Tür, die man öffnen muss, um zu sehen, ob es passt. Denn es ist tatsächlich ein sehr individuelles Werk, das mit Sicherheit ebenso individuelle Reaktionen evoziert. Bei mir passte es in vielen Teilen, auch wenn mir die Schilderung der Liebe des Erzählers (war es überhaupt Liebe?) zu einer Römerin ziemlich auf die Nerven ging. Auch mit dem Ende wurde ich nicht ganz glücklich. Trotzdem hat mich dieses Büchlein ausgesprochen bereichert, gerade auch durch das Erwecken lange zurückliegender Erinnerungen und Emotionen, die jahrelang vergraben waren - wie zahlreiche archäologische Schätze in der Ewigen Stadt!

Bewertung vom 07.07.2019
Renk, Ulrike

Zeit aus Glas / Das Schicksal einer Familie Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Band um Ruth Meyer, die ältere von zwei Töchtern einer wohlhabenden jüdischen Familie in Krefeld, fällt in eine düstere Zeit. Längst hat der Vater seinen Kundenstamm verloren und dann verwüsten die Nazis in der Reichskristallnacht die große Villa der Familie so sehr, dass es klar wird, dass diese nie wieder dorthin zurückkehren wird. Hier zeigt sich, dass Ruth, inzwischen 17 Jahre alt, zusammen mit ihrem Vater diejenige ist, die die Familie zusammenhält. Schwester Ilse ist noch zu klein und Mutter Martha, noch nie von starker Konstitution, ist zusammengebrochen.

Dazu erlässt die nationalsozialistische Regierung ein Gesetz nach dem anderen, dass der jüdischen Bevölkerung neben allen Rechten nun auch noch das Vermögen und den Wohnraum nimmt. Doch obwohl die Situation ausweglos scheint, zeigt sich gerade in dieser schweren Zeit, wer die wahren Freunde der Familie Meyer sind. Und das sind nicht gerade wenige! Beispielsweise hatte die Familie immer ein enges Verhältnis zu Hans Aretz, dem Chauffeur des Vaters und dessen Familie. Sie sind sogar zusammen in Urlaub gefahren. Nun erweist sich die Hilfe der Familie Aretz von unschätzbarem Wert.

Zudem sieht es so aus, als ob es gerade für Ruth Meyer noch eine Option gibt. Nämlich zunächst sich selbst und dann hoffentlich auch den Rest der Familie zu retten, indem sie ins Ausland geht. Doch zunächst landet Karl Meyer, ihr Vater, im Gefängnis. Ist nun alles zu Ende?

Autorin Ulrike Renk beschreibt hier eindringlich und authentisch das Leben einer jüdischen Familie in der Zeit des Nationalsozialismus, genauer: in den Jahren 1938/39 in einer mittelgroßen Stadt, nämlich Krefeld. Besondere Glaubwürdigkeit gewinnt ihre Darstellung dadurch, dass sie auf wahren Begebenheiten beruht.

Ein spannender Roman, der den zweiten Teil einer Trilogie markiert. Im Gegensatz zu Teil ein sind hier die Ereignisse nicht in die Länge gezogen, sondern überschlagen sich förmlich. Sehr gut gelingt es der Autorin, eine Atmosphäre von Angst und Gewalt, in der sich noch das letzte bisschen Hoffnung gehalten hat, zu zeichnen.

Sehr genossen habe ich auch die Beschreibungen der Autorin zur Stadt Krefeld und der Region, vor allem aber zu den Veränderungen, die die Nationalsozialisten herbeigeführt haben, gerade auch die jüdische Bevölkerung betreffend. Alles wurde sehr gut rechererchiert und eindringlich erzählt.Ein Roman, den ich verschlungen habe! Nun erwarte ich ungeduldig den dritten und letzten Teil!

Bewertung vom 03.07.2019
Dahl, Kjell Ola

Die Frau aus Oslo


gut

Ein Krimi, der in verschiedenen Zeiten und auf unterschiedlichen Handlungsebenen spielt - das ist genau mein Ding! Zumal der Ausgangspunkt in Oslo während des zweiten Weltkriegs liegt, wo die Jüdin Ester es gerade noch rechtzeitig schafft, sich nach Stockholm abzusetzen. Leider im Gegensatz zu ihren Eltern und der Großmutter, die auf direktem Wege nach Deutschland verfrachtet werden.

Ester hatte noch versucht, die Wertsachen aus der von den Nazis geöffneten Wohnung zu retten - doch war ihr da jemand zuvorgekommen.

Ohne die Hilfe ihrer Freundin Ase hätte Ester es doch nicht geschafft, doch Ase selbst, eine junge Mutter, wird neben ihrem Säugling, dem Mädchen Turid, ermordet aufgefunden.

Ihrem Lebensgefährten Gerhard, wie Ester im Widerstand aktiv, gelingt die Flucht nach Schweden, wo sich seine Gefährten allerdings fragen, ob er Schuld trägt an Ases Tod.

In den 1960er kehrt Gerhard, der lange Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt hat, zurück nach Stockholm, trifft seine alten Weggefährten und versucht auch, Kontakt zu Turid aufzunehmen, die bei Adoptiveltern aufwuchs.

Ein dritter Handlungsstrang spielt in Oslo im Jahr 2015: Turid, inzwischen eine alte Frau, Rechtsanwältin im Ruhestand, stößt durch Zufall auf ein Armband, das sie von ihrer Mutter Ase geerbt hatte und das 1967 spurlos verschwand...

Ein interessantes Setting mit vielversprechenden Akteuren. Allerdings versinken diese aufgrund fehlender Alleinstellungsmerkmale teilweise in der Masse - mir fiel es bei einigen etwas schwer, sie auseinander zuhalten. Zudem kreisten im Mittelteil einige Figuren wie Fliegen um den heißen Brei bzw. um einander, wobei es mir schwerfiel, hier eine Zielorientierung zu erkennen und mein Interesse an dem Krimi merklich sank. Bis zum Ende konnte es trotz einiger durchaus interessanter Fragestellungen nicht wieder geweckt werden, zumal einiges offenblieb bzw. ungenau erläutert wurde. Es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass dieser Krimi in Norwegen richtiggehend gefeiert und zudem preisgekrönt wurde. Aus meiner Sicht gibt es zu diesem Thema wesentlich spannendere und eindringlichere Literatur!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2019
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.6


sehr gut

Sehr erfreut, Madame le Commissaire: Denn ich habe hier eher zufällig eine überaus lohnenswerte Bekanntschaft gemacht, nämlich die mit Kommissarin Isabelle Bonnet aus Fragolin an der wunderschönen Cote d'Azur. Sie muss sich mit einem ziemlich unangenehmen Fall auseinandersetzen: ihr ehemaliger Liebhaber Thierry, Bürgermeister in Fragolin, wurde tot aufgefunden und zwar ermordet! Dabei war er doch weit und breit beliebt und auch Isabelle mochte ihn trotz ihrer Trennung noch sehr.

Ihr fünfter Fall ist folglich ein besonders emotionaler - aber er ist zugleich auch spannend, witzig und spritzig! Und man kommt auch mitten in der Serie sehr gut ins Geschehen hinein, da es dem Autor Pierre Martin sehr gut, an den entsprechenden Stellen notwendige Hinweise und Erläuterungen zu platzieren.

Und es ist nicht nur sie, die man ins Herz schließt: auch ihr etwas tollpatschiger Assistent Apollinaire und ihre Freunde und Bekannten vor Ort sind ganz besondere Typen, die zwar zeitweise nerven, die man aber nicht missen will. Eine humorvolle Darstellung, die jedoch niemals zu übertrieben wirkt, liegt hier auch den nebensächlichsten Charakteren zugrunde.

Vom südfranzösischen Savoir Vivre bekommt man auch so einiges mit - durchaus auch im Andenken an den Verstorbenen, der dies seinen Mitmenschen - nicht zuletzt Isabelle - vorzuleben wusste. Ein klein bisschen weniger Klischees hätten auch gereicht, aber auch so hat mir dieser Fall sehr zugesagt!

Mein Fazit also: Endlich habe ich Isabelle Bonnet kennengelernt: Kommissarin und Fall sind gleichermaßen spannend und spritzig. Ich bleibe ihr definitiv treu und werde mich rückwärts durcharbeiten in ihre Vergangenheit und die dort stattgefundenen Fälle.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2019
Sager, Riley

Schwarzer See


gut

Vor fünfzehn Jahren hat Emma Davis im Sommercamp Grauenvolles erlebt: ihre drei Hüttengenossinnen verschwanden eines Nachts und wurden nie wieder gesehen. Verständlich, dass das Camp nach diesem fürchterlichen Ereignis schloss - und nicht mehr öffnete - doch jetzt hat die Leiterin Franny, die gleichzeitig die Besitzerin des Grundstücks und Herrenhauses am Lake Midnight ist, beschlossen, es noch einmal zu wagen: und lädt Emma, die mittlerweile als bildende Künstlerin recht erfolgreich ist, ein, den Mädchen im Camp Zeichen- und Malunterricht zu geben.

Sie ist längst nicht die Einzige, die bereits vor fünfzehn Jahren da war - es begegnen ihr so einige alte Bekannte - und zudem auch noch die Geister der Vergangenheit. Die sie - genau genommen - nie richtig losgelassen haben, wie sie nun feststellen muss.

Riley Sager - einem Mann - gelingt es wirklich gut, das Gefühlsleben sowohl des Mädchens als auch der Frau Emma zu darzustellen, er - und ebenso die großartige Übersetzerin Susanne Goga-Klingenberg - treffen stets den richtigen Ton. Das macht die Lektüre aus meiner Sicht authentisch und eindringlich - ein Thriller ist es jedoch nicht. Auch wenn ein paar wirklich spannende Szenen enthalten sind, würde ich dieses aus meiner Sicht durchaus gelungene Werk am ehesten als Spannungsroman bezeichnen. Einige Abläufe wie auch ein Teil der Auflösung kamen mir im Gesamtzusammenhang ein wenig fragwürdig vor, doch insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und würde auch zu einem weiteren Werk des Autors greifen. Wer eine spannende Urlaubslektüre sucht, für den könnte dies das Richtige sein.

Bewertung vom 26.06.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


ausgezeichnet

Die neue Welt - beziehungsweise die moderne Technik: genauer gesagt das Internet und da vor allem die sozialen Netzwerke, spielen eine wichtige Rolle in diesem Thriller.

Mobbing - das ist ein Wort, das seit einigen Jahren oft verwendet wird - nicht selten auch vorschnell. Hier könnte es ein Grund sein für die brutalen Morde an Jugendlichen, deren Aufnahmen über soziale Netzwerke verbreitet werden. Genauso, wie im Vorfeld die Informationen gemeinster und fiesester Art, die diese jungen Leute selbst über einige ihrer Schulkameraden verbreitet haben - natürlich auch über das Netz. Aber gibt es da wirklich einen Zusammenhang? Wenn ja, dann sind sie von Tätern zu Opfern geworden. Von Mobbern, die maßgeblich am Rufmord Gleichaltriger beteiligt waren, zu Mordopfern.

Kann das wirklich der Grund sein? Wie in den beiden Vorgängerfällen "DNA" und "SOG" setzt die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir das mehr oder weniger unfreiwillig zueinander findende Ermittlergespann bestehend aus Psychologin Freya und Kommissar Huldar ein. Beide hatten schon mal eine Begegnung, eine der ganz anderen Art. Die zumindest Huldar ganz gerne wiederholen würde, was aber Freya für eine gar nicht gute Idee hält. Bisher jedenfalls. Aber wie lange noch?

Zumal beide auch noch an ganz anderen Fronten zu kämpfen haben - in beruflicher Hinsicht hat vor allem Huldar mit viel Konkurrenz und Mißgunst zu tun, bei Freya sind es andere Päckchen, die sie zu tragen hat.

Aber lesen Sie selbst, denn es ist wie immer unterhaltsam und originell, dabei äußerst spannend, was die isländische Autorin hier verzapft hat. Allerdings sollten Sie nicht zu zart besaitet sein, denn es ist ganz schön starker Tobak, der hier aufgetischt wird: Jugendliche spielen eine nicht unwesentliche Rolle und auch sie bzw. der Umgang mit ihnen ist ein - wenn nicht sogar DAS Thema - und wird von der Autorin nicht gerade sanft dargestellt.

Also definitiv eher was für Thrillerfans als für Freunde des klassischen Whodunnit. Und für solche, die auf überraschende Wendungen stehen, wobei es diesmal im Gegensatz zu den beiden Vorgängerfällen geradezu erschreckend realitätsnah zugeht. Auch wenn es viele perfide und für mich nahezu unvorstellbare grausame Wendungen und Geschehnisse gibt, könnten sich diese in unserer schönen neuen Technikwelt ohne Weiteres genau so oder ähnlich abspielen.

Aus meiner Sicht ein rundes, absolut gelungenes Buch: ein spannender Fall mit schrägen, gut und eindringlich dargestellten Protagonisten, den ich gern gelesen habe. Mehr noch: ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen! Ich hoffe sehr, dass Freya und Huldar, deren Nicht-Beziehung mal wieder auf die Probe gestellt wird, bald erneut zuschlagen, vielmehr ermitteln, denn ich würde gern mehr von ihnen lesen!

Bewertung vom 22.06.2019
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


gut

Als erschreckend empfand ich beim Lesen Sehnsüchte, Begierden und Empfindungen der Protagonistin Adéle. Und es geht weiter - all diese erfüllt sie sich: die verheiratete Frau und junge Mutter führt ein Leben der Extreme, das sie immer wieder bis kurz vor den Abgrund bringt. Ob sie es irgendwann nicht mehr schafft, vorher anzuhalten? Das verrate ich hier nicht!

Adéle ist Journalistin und führt eine glückliche und erfüllte Ehe mit dem Arzt Richard. Das findet jedenfalls er - Adéle sehnt sich nach leidenschaftlichem, ja gewalttätigen Sex - eine Sehnsucht, die sie sich immer wieder erfüllt. Vorzugsweise mit unbekannten Männern - bei ihrer Auswahl sind Aussehen und Benehmen unwichtig, es geht eher um die Weckung des animalischen Reizes in ihr - und da gehört nicht viel dazu. Finde ich jedenfalls, der solche Bedürfnisse mehr als fernliegen und äußerst befremdlich vorkommen.

Stilistisch dagegen erfüllt die französische Autorin Leila Slimani meine Ansprüche in jeder Hinsicht und dies ist auch der Grund, warum ich das Buch trotz des teilweise für mich abstoßenden Inhalts beendet habe: trotz der Schilderung des oft rohen und animalischen Sexes ist die Wahl der Worte, auch der Symbole und Beschreibungen, empfindsam und ab und an sogar berührend. Gelegentlich hat sie es sogar geschafft, den Ekel, der ob der Wahl von Adéles Gespielen oder der ausführlichen Darstellung der Sexszenen in mir hochkam, zu dämpfen und mich der Handlung wieder näher zu bringen.

Um ehrlich zu sein, bin ich auch alles andere als eine Freundin detaillierter erotischer Schilderungen, das muss auf jeden Fall klargestellt werden, damit Rezipienten mit anderen Erwartungen und Vorlieben hier nicht abgeschreckt werden. Wer es offen, ehrlich und schonungslos in jeder Hinsicht liebt und einen gehobenen literarischen Stil zu schätzen weiß, der könnte mit diesem Roman richtig liegen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2019
Nordby, Anne

Kalter Strand / Kommissar Tom Skagen Bd.1


ausgezeichnet

Das Wüten der ganzen Welt - zentriert auf einen winzigkleinen Ort an der dänischen Küste - so empfand ich stellenweise während der Lektüre dieses aufwühlenden und ausgesprochen ungewöhnlichen Thrillers.

Kommissar Tom Skagen von der Sondereinheit Skanpol, zuständig für Fälle im gesamten skandinavischen Raum, wird gemeinsam mit seiner Kollegin Jette angefordert, da das lokale Team beim aktuellen Fall - im Meer wurde die Leiche einer jungen Frau entdeckt - nicht so recht weiter kommt. Was durchaus auch an ihrem Vorgesetzten liegen könnte, der sofort nach Kräften beginnt, auch Tom und Jette das Leben schwer zu machen.

Wie auch der Fall, denn es ist keineswegs einfach, die Identität der Toten festzustellen und weitere Einzelheiten herauszufinden.

Parallel lesen wir von einer Familie in der Feriensiedlung, die auf unglaubliche Art und Weise terrorisiert wird - von jemandem, der sich "Das Auge" nennt.

Ein Thriller, der seinem Genre mehr als gerecht wird, denn er ist nicht nur spannend von der ersten bis zur letzten Seite, sondern konfrontiert seine Leser mit ebenso ungewöhnlichen wie unvorhersehbaren Entwicklungen. Autorin Anne Nordby hat einen mitreißenden und sehr lesenswerten Thriller mit einer ganzen Reihe von Alleinstellungsmerkmalen geschrieben und mit Tom Skagen einen ebenso vielschichtigen und faszinierenden wie auch sympathischen Protagonisten erschaffen, dessen nächster Fall hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.