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Christina P.
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1127 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2018
Albert, Melissa

Wo alles beginnt / Hazel Wood Bd.1


gut

Urban Fantasy, die mich enttäuscht zurück ließ

Seit Alice denken kann, führt sie mit ihrer Mutter Ella ein Vagabundenleben: Sobald das Unglück sie einholt, wie sie es nennt, ziehen die beiden weiter. Als sie die Nachricht zum Tod ihrer berühmten Mutter Althea Proserpine erreicht, beschließt Ella, endlich seßhaft zu werden und zu heiraten. Doch kurz darauf wird Ella von zwielichten Gestalten entführt und die 17-jährige Alice vermutet eine Verbindung zum Anwesen ihrer Großmutter Althea, welche sie nie kennenlernte und deren Märchenbuch "Märchen aus dem Hinterland" nie lesen durfte. Ihr neuer Mitschüler Ellery Finch ist hingegen ein großer Fan von Altheas Geschichten, welche mittlerweile nur noch schwer aufzutreiben sind. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Altheas Anwesen Hazel Wood, welches auf keiner Karte verzeichnet zu sein scheint...

"Halt dich fern von Hazel Wood!"

Das waren die letzten Worte an Alice, welche Ella deren Stiefschwester mitgeben konnte, bevor sie verschwand. Doch scheint das magische Hinterland, in welchem Altheas düstere Märchen spielen, regelrecht nach Alice zu rufen.
Melissa Albert hat eine schöne, fast märchenhaft poetische Art gewählt, in welcher sie Alice das Buch erzählen lässt. Auch werden einige von Altheas düsteren Märchen nacherzählt oder deren Inhalt zumindest angedeutet. So sind die ca. ersten zwei Drittel des Romans eine schön zu lesende Urban Fantasy, welche von düsteren Märchenelementen nach und nach durchsetzt wird. Leider ist Alice eine manchmal etwas jähzornige Person, wodurch sie mir nie wirklich sympathsich werden konnte. Schwierigkeiten bereitete mir dann vor allem das letzte Drittel des Romans, als Alice hinter die vor ihr geheim gehaltenen Hintergründe von Hazel Woods und Altheas Märchen kommt. Ab hier taucht man als Leser in eine völlig andere Welt ein, in welcher nach meinem Eindruck die Autorin sich zuviel so zurechtbog, wie es ihr passte. Vieles wirkte auf mich willkürlich, teilweise surreal oder einfach nur skurril. Irgendwelche Figuren tauchten auf und verschwanden wieder, ohne eine gewichtige Rolle zu spielen. Das nahm mir schnell jeglichen Lesespaß, welchen ich zu Beginn noch hatte und führte dazu, dass ich mir genervt wünschte, möglichst schnell mit dem Buch durch zu sein. Ich muss sagen, das finde ich sehr schade, da die Story zu Beginn eine schöne Urban Fantasy Atmosphäre aufbaute. Aber der Schluss gefiel mir leider gar nicht, die Spannung war weg. Daher kann ich das Buch nur bedingt empfehlen.

Bewertung vom 16.08.2018
Raabe, Melanie

DIE WAHRHEIT, 1 MP3-CD


ausgezeichnet

Wer ist der Fremde in meinem Haus?

Sarah Petersen fällt aus allen Wolken, als sie die Nachricht erhält, ihr Ehemann sei gefunden worden. Vor sieben Jahren verschwand Philip Petersen spurlos während einer südamerikanischen Geschäftsreise, eine Lösegeldforderung ging trotz seines hohen Vermögens nie ein. Ihre Freude ist verhalten, da sie als Alleinerziehende grad kürzlich erst den Verlust überwunden hat und eine neue Beziehung wagen wollte. Am Flughafen trifft sie dann der nächste Schock: Der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist ein Fremder. Und er droht, sie würde alles verlieren, sollte sie zur Polizei gehen...
Das Buch beginnt ganz harmlos, wie Sarah ihr Leben meistert mit Job und Sohn. Ihren Mann ließ sie trotz Anraten eines Geschäftsfreundes von Philip nie für tot erklären, gab bis vor kurzem die Hoffnung nicht auf. Einfühlsam beschreibt Melanie Raabe, wie geschockt Sarah schließlich auf die Nachricht reagiert, Philip käme heim. Als dieser aus dem Flugzeug steigt erkennt sie ihren Mann auch gar nicht, ist buchstäblich wie gelähmt, als ein ihr völlig Fremder als ihr Mann dargeboten wird. Natürlich glaubt ihr in all dem Freudentaumel der Presse niemand, als Sarah Zweifel anmeldet, der Mann sei ein Betrüger, der nur an Philips Vermögen wolle. Doch sobald die beiden allein daheim sind, zeigt der Mann sich ihr von der kalten Seite.

"Was war das Schlimmste, was du je in deinem Leben getan hast?" (Zitat)

Das Buch ist hauptsächlich aus Sarahs Sicht geschrieben, immer wieder kurz unterbrochen von Passagen des Fremden, der behauptet, Sarahs Ehemann zu sein. Vor allem in Sarahs Abschnitten nutzt die Autorin gekonnt die Sprache als Stilmittel, drückt Sarahs Verwirrtheit und Angst durch Wiederholungen und lange Sätze aus, die ihren Gedankenfluss in ihrer Situation verdeutlichen. Durch das Zusammenspiel von Sarah und dem Fremden schaffte Melanie Raabe es sogar, zwischenzeitlich Zweifel in mir aufkommen zu lassen, ob Sarah nicht vielleicht doch keine so reine Weste hat, wie sie bisher immer vorgab. Der Verdacht, was hinter alldem stecken könnte, wechselte sowohl in Sarahs Überlegungen wie auch in meinen, so dass ich mir bis kurz vor Schluss nicht sicher sein konnte, wer der Fremde in Sarahs Haus wirklich ist. Erschwerend kam für Sarah hinzu, dass alle sie für die hysterische Person hielten, während der Fremde charmant alle Personen auf seine Seite zu ziehen schien.
Mir hat das Wechselspiel zwischen Sarah und dem Fremden, Sarahs innere Zerrissenheit und fast panische Angst sehr gut gefallen. Die Spannung, was es mit dem Fremden auf sich hat, blieb bis zum Schluss erhalten und nicht immer war ich auf Sarahs Seite. Ebenso gefiel mir die Auflösung, die ebenso hervorragend wie überraschend war.
Das Hörbuch wird als gekürzte Fassung im Wechsel gelesen von den Schauspielern Nina Kunzendorf, Andreas Pietschmann und Devid Striesow. Besonders die Passagen des Fremden haben mir sehr gut gefallen. Nina Kunzendorf schaffte es, die teils recht langen und atemlosen Sätze aus Sarahs Part gut zu sprechen. Leider war an ihrer Betonung immer wieder zu merken, dass der Text abgelesen wird, was mich stellenweise schon etwas störte.

Bewertung vom 16.08.2018
Kinsella, Sophie

Muss es denn gleich für immer sein?


gut

Project Surprise - Die Lösung gegen Langeweile in der Beziehung?

Als Sylvie und Dan von ihrem Hausarzt die freudige Nachricht erhalten, sie seien so kerngesund, dass ihre Ehe noch locker 68 Jahre halten würde, geraten die beiden in Panik. Zwar sind sie glücklich verheiratet und haben liebevolle Kinder, aber wenn man sich so innig kennt, wie soll man da solch eine lange Zeit glücklich zusammenleben, ohne, dass einem langweilig wird? Man sich gar auf die Nerven geht? Ihre erste Idee ist, sich fortan zu überraschen, um Pep in die Beziehung zu bringen. Aber das geht natürlich gründlich schief...
Zu Beginn erzählt Sylvie recht liebevoll von ihrer Beziehung, den kleinen Macken ihres Mannes und wie sie sich in ihrem Leben so weit ergänzen, dass der eine sogar die Sätze des anderen beenden kann. Die Vertrautheit der beiden ist regelrecht spürbar. Zudem hat Sylvie eine sehr humorvolle Art, wodurch das Lesen gleich von Beginn an Spaß macht. Als die beiden begannen, sich möglichst schnell Überraschungen für den anderen auszudenken, führte das mehrfach zu Momenten, bei denen ich schmunzeln musste. Dabei spielte Nachbarin Tilda, welche ich auch sogleich ins Herz schloss, mit ihrer machmal doch recht direkten Art eine nicht unwesentliche Rolle. Erst, als es zu Spannungen in der Beziehung kommt, ein Missverständnis zum nächsten führt und Sylvie Angst hat, ihren Mann doch nicht so gut zu kennen, wie sie dachte, beginnt sie, hinter die Fassaden anderer Menschen und Paare zu blicken, allen voran der eigenen Eltern sowie der Schwiegereltern. Und auch in ihrem Job stehen plötzlich Veränderungen an, welche Sylvie vor neue Herausforderungen stellen. Doch wer wäre Sophie Kinsella, wenn nicht zum Schluss alles ein gutes Ende finden würde?
Ich fand den Roman sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Vor allem Tilda, die Nachbarin, hatte es mir mit ihrer erfrischend direkten Art sehr angetan. Neben den etwas langen Kapiteln störte mich jedoch, dass in Sylvies Leben einfach zuviel Aussergewöhnliches vorkam: Ihre Eltern (allen voran ihr besonderer Vater), ihre reiche Kindheit, ihre Top-Gene, ihr aussergewöhnlicher Job. Entsprechend hochgestochen war mir dann auch die Auflösung, welche hinter den Missverständnissen steckte, das war nichts mehr, was einem Durchschnittspaar geschehen könnte. Zudem war das Buch stellenweise etwas überzogen, das muss nicht sein. Zwar passte zum Schluss alles zueinander und mir gefiel vor allem, wie Sylvie allmählich lernte, dass sich manchmal auch ein Blick hinter die Fassade der Menschen lohnt. Dennoch fühlte sich für mich das Ende einfach zu weltfremd an, das war sehr schade.

Bewertung vom 16.08.2018
Whitehouse, David

Der Blumensammler


ausgezeichnet

Wunderschönes Abenteuer ums Finden und Verlieren

1983: Sechs einzigartige Blumen als Symbol ihrer Liebe - diese zählte ein gewisser "J." in seinem Liebesbrief auf, welchen er einst in einer New Yorker Enzyklopädie über Blumen für seine Freundin versteckte - und welcher Peter Manyweathers nun durch Zufall buchstäblich in die Hände fällt. Als willkommene Abwechslung zu seinem Job als Inhaber einer kleinen Reinigungsfirma fängt Peter an, über besondere und seltene Blumen zu recherchieren - bis ihn sein neuer Freund, Dr. Hens Berg, dazu drängt, sich gemeinsam auf Reisen rund um die Welt zu begeben und diese Blumen selbst zu suchen. Dreißig Jahre später bahnen sich in Dove Gales Kopf Erinnerungen an Peters Leben ihren Weg. Erinnerungen, welche sich der junge Londoner nicht erklären kann. Wie kann dies sein? In welchem Bezug stehen diese sich fremden Menschen zueinander?
Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass der Roman wider Erwarten 3000 Meter unter der Meeresoberfläche begann. In einem Roman über Blumen und Weltreisen? Das machte mich natürlich besonders neugierig. Doch alles findet in diesem Roman seinen Platz, und so ist die Handlung in drei Stränge aufgeteilt: Peters abenteuerliche Reisen um die Welt, auf der Suche nicht nur nach Blumen. Doves einsames Leben und seine Erinnerungen an seine Pflegeeltern, welche ihn als Waisenkind bei sich aufnahmen. Und die Erlebnisse des Prof. Cole, der tief im Meer eine besondere Entdeckung macht.

"Der Brief hatte ihm einen ganz neuen, ungeahnten Mut verliehen. Es fühlte sich an, als wäre die Liste der Blumen ein Wegweiser, dem er unbedingt folgen musste. Als hätte der Verfasser des Briefes (...) ihm eine Marschroute vorgezeichnet, um ihm dabei zu helfen, etwas Größeres zu finden." (Zitat S. 164)

"Der Blumensammler" ist nicht nur ein Roman über das abenteuerliche Auffinden besonderer Blumen, welches ich mit großem Interesse verfolgte. Zugleich ist es auch ein Buch über die verschiedenen Arten der Einsamkeit und des Verlustes. Peter ist ein Mensch mit einem guten Herzen, daher war er mir von Beginn an sympathisch. Dennoch lebt er in Einsamkeit, weil er sich darin sicher fühlt, ohne jemandem zu schaden. Sein Freund Hens hingegen hat sich seine Einsamkeit nicht selbst gewählt, trägt jedoch durch sein Verhalten dazu bei, diesen Zustand eher zu verschlimmern statt zu verbessern. Auf gewisse Weise waren Peter und Hens wie zwei Magneten, die sich immer mehr voneinander abstießen. Dove wuchs als Findelkind auf und trägt seit seiner Kindheit eine immense Angst vor dem Verlassenwerden in sich, welche sein Verhalten bis heute starkt prägt.
In einer äußerst bildhaften Sprache versteht es David Whitehouse, zu beschrieben, wie Peters bisher eintöniges Leben nach Entdecken des Briefes zu einem regelrechten Abenteuer wächst. Wie Freundschaften entstehen und durch Verrat zerbrechen, wie verschieden Menschen mit ihrer Form der Einsamkeit umgehen und wie die Liebe ungeahnte Kräfte in einem Menschen weckt. Und zum Schluss fließen alle drei Handlungsstränge an einem Punkt zusammen, wie drei einzelne Flüsse, welche gemeinsam ins große Meer strömen.
Mir hat dieses Buch sehr gefallen. Mit Begeisterung folgte ich Peters Abenteuern, welche nicht immer ungefährlich waren und einen Großteil des Romans ausmachten. Zudem war ich natürlich gespannt, wie sich Doves mysteriöse Erinnerungen erklären ließen und welche Verbindung Prof. Coles Entdeckung in der Tiefsee zu Peters Abenteuern hat. Am Schluss greift alles wie bei einem komplett gelösten Puzzle ineinander und wartete sogar mit einer kleinen Überraschung auf, mit welcher ich nicht gerechnet hatte. Ein wunderschönes Buch, welches ich nicht nur Blumenliebhabern ans Herz legen kann.

Bewertung vom 12.08.2018
Knodt, Lena

Carim Drachentöter


ausgezeichnet

Drachenzähmen - nicht leicht gemacht!

Carim ist ein zurückgezogener Einzelgänger. Carim ist kein typischer Held. Carim tötet Drachen.
Und das kann er wie kein anderer. Als er ein Drachenei klaut, schlüft der Drache versehentlich, bevor er das Ei verkaufen kann. Und in Carim wächst der Plan, den Drachen als Waffe für seine Pläne zu benutzen.
Zugegeben, Carim ist zu Beginn wirklich kein Sympathieträger. Sein fast schon barbarischer Blutdurst schreckte mich erstmal ab. Als er jedoch dem Jungdrachen in seiner Höhle fernab in den Bergen gegenübersteht, begann der Protagonist mich langsam zu faszinieren. Drachenzähmen? Alles andere als leicht gemacht! Umso spannender war es zu beobachten, wie Carim und Vlynnar, ein doch recht wilder und feuriger Drache, langsam und unerwartet zu einem Team zusammenwachsen. Und als der König auf Carims Fähigkeiten aufmerksam wird und mit ihm einen höchst interessanten Deal - auch für den Leser - aushandelt, wird einem nach und nach klar, dass nicht nur Carims Körper, sondern auch dessen Seele von tiefen Narben gezeichnet ist und unter der rauen Schale ein gar nicht mal so übler Kerl versteckt ist.
In erster Linie hat mich an diesem Roman die Welt der Drachen fasziniert. Es sind wilde und gefährliche Tiere, vor denen die Menschen nicht ohne Grund gewaltigen Respekt haben. Mit dieser unbändigen Macht kämpft Carim, der ein Leben abseits der Menschen gewählt hat. Warum, wird einem nach und nach klar, da werd ich jetzt nichts vorweg nehmen. Doch auch, wie er mit seinem Drachen Vlynnar langsam zu einem Team zusammenwächst ist sehr spannend und einfach kein Vergleich zu anderen Mensch-Drachen-Freundschaften in der Fantasy-Literatur. Carim selbst wirkte auf mich zu Beginn brutal, abstoßend und arrogant. Und auch hier verstand es die Autorin, ihren Antihelden Entwicklungen durchlaufen zu lassen, durch welche er im inneren Konflikt mit sich selbst steht, hin- und hergerissen zwischen der Person, welche er seit Jahren ist und dem Menschen, den er vor langer Zeit dafür aufgab. Wer die Welt der Drachen mal nicht nur durch eine rosarote Brille sehen will und keine Scheu hat, einen Antihelden bei seinen blutigen Abenteuern zu begleiten, wird mit Carim definitiv seinen Spaß haben. Ein gelungener Einstieg in eine aussergewöhnliche Drachen-Trilogie.

Bewertung vom 10.08.2018
Brinkmann, Caroline

Die Perfekten / Rain Bd.1


ausgezeichnet

Über Manipulation und Unterdrückung

Die wichtigste Überlebensregel: "Vertraue niemandem!" Rain ist ein Ghost, ein unregistrierter Menschen in einem komplett registrierten System. Eine Welt nach der unseren, in der die Menschen nach der Qualität ihrer Gene klassifiziert werden. Wie Geister verstecken Rain und Storm, ihre Mutter, sich vor dem Gesetz, weichen Überwachungsdrohnen aus und kämpfen ums Überleben. Bis Rain einen fatalen Fehler begeht: Sie vertraut einem registrierten Menschen. Und setzt damit eine Ereigniskette in Gang, die ihr bisheriges Leben komplett zerstört...
Das Worldbuilding ist faszinierend: Nachdem die bisherige Menschheit durch Rücksichtslosigkeit und Egoismus die Welt fast zerstörte, leben im Königreich Hope die Menschen innerhalb sicherer Grenzen. Eingeteilt ist das Reich in Zirkel, welche für besondere Eigenschaften stehen, wie z. B. der grüne Zirkel für die Landwirtschaft oder der weiße Zirkel für die Forschung. Regiert werden die Menschen von den Gesegneten, genetisch bis zum Perfekten aufgewertete Menschen, die im luxuriösen goldenen Zirkel leben. Weitab davon liegt Grey, der graue Zirkel, geprägt von Industrie, Asche und Smog, welcher einem in hohen Konzentrationen die Atemwege verätzt. Hier kämpft nicht nur Rain ums Überleben, sondern versuchen auch andere, dem Smog und der Armut zu entkommen, indem sie sich in die reicheren Zirkel hocharbeiten. Perfekte Gene sowie herausragende Leistungen in der Schule sind dafür Voraussetzung. Auch Lark und seine beste Freundin Hail versuchen, als Sentinal und Forscherin in ein besseres Leben aufsteigen zu können. So könnte Lark auch seiner Familie ein komfortableres Leben ermöglichen, da Bewohner, denen eine genetische Einstufung geringer als eins oder eins-plus zugeteilt wurde, keine beruflichen Aufstiegschancen möglich sind. Als sich die Wege von Rain und Lark mehrfach kreuzen, ändert sich das Leben der beiden jedoch schlagartig, ohne, dass sie etwas dafür können. Denn im Untergrund regieren die Spines, eine Rebellengruppe, deren Macht bisher unterschätzt wurde...

"Die Dornen der Spines wachsen überall." (Zitat S. 452)

Mir hat vor allem die kämpferische Rain sehr gut gefallen. Sie und Lark umgibt jeweils ein Geheimnis, welches im Verlauf des Buches eine wichtige Rolle spielen wird. Und obwohl es im Leben von Rain mehrmals zu überraschenden Wendungen kommt, bleibt sie sich die ganze Zeit treu, verleugnet weder sich noch ihre Herkunft. Doch auch Lark ist ein Charakter, welcher sehr ausdrucksstark gezeichnet ist. Er ist im Herzen ein guter Kerl, der genau deswegen jedoch sich und andere unabsichtlich in Gefahr bringt. Dafür hab ich bei Rain mehrfach die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, wenn sie sich nicht an die wichtigste Überlebensregel hielt und anderen vertraute - obwohl ihre Mutter ihr doch etwas anderes beibrachte.
Die Welt im Roman ist anschaulich beschrieben mit ihren verschiedenen Zirkeln, welche alle nach Farben benannt sind. Sehr gut wird beim Lesen deutlich, wie aus Ungerechtigkeit Hass, aus Hass Gewalt entsteht. Wie Macht durch Manipulation erwächst und ein Klassensystem auf Dauer nicht funktionieren kann, da Ungerechtigkeit zu Rebellion führt, führen muss. Und mittendrin befindet sich Rain. Der Regen. Der Neuanfang.
"Die Perfekten" ist ein grandioser, dystopischer Roman, welcher ein künstliches, auf Ungerechtigkeit bauendes Klassensystem sowie dessen Folgen beleuchtet. Ein beeeindruckender Roman um Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass, Ignoranz und Hoffnung. Mit Spannung warte ich nun auf die Fortsetzung "Die Vereinten", in welcher das Schicksal der Bürger von Hope entschieden wird.

Bewertung vom 09.08.2018
Essig, Rolf-Bernhard

Da haben wir den Salat!


ausgezeichnet

Von fliegenden Ziegen, Strumpfbändern und Napfschnecken: eine sprichwörtliche Reise um die Welt

Hinter jedem Sprichwort steht eine Geschichte - und in jedem Land gibt es unzählige davon. Rolf-Bernhard Essig nimmt uns in seinem Buch mit auf eine Reise rund um den Globus und erzählt uns von erstaunlichen, lustigen und originellen Sprichwörtern aus rund 60 Ländern.
So erfährt man z. B., warum man aufhorchen sollte, wenn man in Schweden mit "Guten Tag, Axtstiel" begrüßt wird. Wer in Russland wie ein Hase fährt. Wieso man in Südindien auf des Kaufmanns Urteil vertraut. Weshalb die Napfschnecke das gefährlichste Tier des Meeres ist. Wie ein Honigtropfen ein Königreich zu Fall brachte. Oder warum laut der Ghanaer die Weißen einst den afrikanischen Kontinent verließen.
Die Sammlung besteht aus alten, seit Generationen bestehenden Sprichwörtern ebenso wie aus erst vor kurzem entstandenen. Die Geschichten sind kurz und unterhaltsam geschrieben und zu jedem Sprichwort hat der Autor farblich abgesetzt das deutsche Pendant oder einen entsprechenden Vorschlag beigefügt. Zudem ist das Buch liebevoll illustriert und lädt somit zur Eigenlektüre ebenso ein wie zum Vorlesen. Und wer mag, kann die Reise in 80 Sprichwörtern um die Welt auf der im Buch abgedruckten Weltkarte mitverfolgen, beginnend und endend wie einst bei Jules Verne in England.
Eine aussergewöhnliche, sehr unterhaltsame und wunderbar illustrierte Sammlung besonderer Sprichwörter, die mich mehrmals überraschte, erstaunte, zum Schmunzeln brachte und bei der es mir tatsächlich schwer fiel, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Ich kann das Buch uneingeschränkt jedem empfehlen, entweder für sich selbst oder als besonderes Geschenk.