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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1119 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2018
Brinkmann, Caroline

Die Perfekten / Rain Bd.1


ausgezeichnet

Über Manipulation und Unterdrückung

Die wichtigste Überlebensregel: "Vertraue niemandem!" Rain ist ein Ghost, ein unregistrierter Menschen in einem komplett registrierten System. Eine Welt nach der unseren, in der die Menschen nach der Qualität ihrer Gene klassifiziert werden. Wie Geister verstecken Rain und Storm, ihre Mutter, sich vor dem Gesetz, weichen Überwachungsdrohnen aus und kämpfen ums Überleben. Bis Rain einen fatalen Fehler begeht: Sie vertraut einem registrierten Menschen. Und setzt damit eine Ereigniskette in Gang, die ihr bisheriges Leben komplett zerstört...
Das Worldbuilding ist faszinierend: Nachdem die bisherige Menschheit durch Rücksichtslosigkeit und Egoismus die Welt fast zerstörte, leben im Königreich Hope die Menschen innerhalb sicherer Grenzen. Eingeteilt ist das Reich in Zirkel, welche für besondere Eigenschaften stehen, wie z. B. der grüne Zirkel für die Landwirtschaft oder der weiße Zirkel für die Forschung. Regiert werden die Menschen von den Gesegneten, genetisch bis zum Perfekten aufgewertete Menschen, die im luxuriösen goldenen Zirkel leben. Weitab davon liegt Grey, der graue Zirkel, geprägt von Industrie, Asche und Smog, welcher einem in hohen Konzentrationen die Atemwege verätzt. Hier kämpft nicht nur Rain ums Überleben, sondern versuchen auch andere, dem Smog und der Armut zu entkommen, indem sie sich in die reicheren Zirkel hocharbeiten. Perfekte Gene sowie herausragende Leistungen in der Schule sind dafür Voraussetzung. Auch Lark und seine beste Freundin Hail versuchen, als Sentinal und Forscherin in ein besseres Leben aufsteigen zu können. So könnte Lark auch seiner Familie ein komfortableres Leben ermöglichen, da Bewohner, denen eine genetische Einstufung geringer als eins oder eins-plus zugeteilt wurde, keine beruflichen Aufstiegschancen möglich sind. Als sich die Wege von Rain und Lark mehrfach kreuzen, ändert sich das Leben der beiden jedoch schlagartig, ohne, dass sie etwas dafür können. Denn im Untergrund regieren die Spines, eine Rebellengruppe, deren Macht bisher unterschätzt wurde...

"Die Dornen der Spines wachsen überall." (Zitat S. 452)

Mir hat vor allem die kämpferische Rain sehr gut gefallen. Sie und Lark umgibt jeweils ein Geheimnis, welches im Verlauf des Buches eine wichtige Rolle spielen wird. Und obwohl es im Leben von Rain mehrmals zu überraschenden Wendungen kommt, bleibt sie sich die ganze Zeit treu, verleugnet weder sich noch ihre Herkunft. Doch auch Lark ist ein Charakter, welcher sehr ausdrucksstark gezeichnet ist. Er ist im Herzen ein guter Kerl, der genau deswegen jedoch sich und andere unabsichtlich in Gefahr bringt. Dafür hab ich bei Rain mehrfach die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, wenn sie sich nicht an die wichtigste Überlebensregel hielt und anderen vertraute - obwohl ihre Mutter ihr doch etwas anderes beibrachte.
Die Welt im Roman ist anschaulich beschrieben mit ihren verschiedenen Zirkeln, welche alle nach Farben benannt sind. Sehr gut wird beim Lesen deutlich, wie aus Ungerechtigkeit Hass, aus Hass Gewalt entsteht. Wie Macht durch Manipulation erwächst und ein Klassensystem auf Dauer nicht funktionieren kann, da Ungerechtigkeit zu Rebellion führt, führen muss. Und mittendrin befindet sich Rain. Der Regen. Der Neuanfang.
"Die Perfekten" ist ein grandioser, dystopischer Roman, welcher ein künstliches, auf Ungerechtigkeit bauendes Klassensystem sowie dessen Folgen beleuchtet. Ein beeeindruckender Roman um Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass, Ignoranz und Hoffnung. Mit Spannung warte ich nun auf die Fortsetzung "Die Vereinten", in welcher das Schicksal der Bürger von Hope entschieden wird.

Bewertung vom 09.08.2018
Essig, Rolf-Bernhard

Da haben wir den Salat!


ausgezeichnet

Von fliegenden Ziegen, Strumpfbändern und Napfschnecken: eine sprichwörtliche Reise um die Welt

Hinter jedem Sprichwort steht eine Geschichte - und in jedem Land gibt es unzählige davon. Rolf-Bernhard Essig nimmt uns in seinem Buch mit auf eine Reise rund um den Globus und erzählt uns von erstaunlichen, lustigen und originellen Sprichwörtern aus rund 60 Ländern.
So erfährt man z. B., warum man aufhorchen sollte, wenn man in Schweden mit "Guten Tag, Axtstiel" begrüßt wird. Wer in Russland wie ein Hase fährt. Wieso man in Südindien auf des Kaufmanns Urteil vertraut. Weshalb die Napfschnecke das gefährlichste Tier des Meeres ist. Wie ein Honigtropfen ein Königreich zu Fall brachte. Oder warum laut der Ghanaer die Weißen einst den afrikanischen Kontinent verließen.
Die Sammlung besteht aus alten, seit Generationen bestehenden Sprichwörtern ebenso wie aus erst vor kurzem entstandenen. Die Geschichten sind kurz und unterhaltsam geschrieben und zu jedem Sprichwort hat der Autor farblich abgesetzt das deutsche Pendant oder einen entsprechenden Vorschlag beigefügt. Zudem ist das Buch liebevoll illustriert und lädt somit zur Eigenlektüre ebenso ein wie zum Vorlesen. Und wer mag, kann die Reise in 80 Sprichwörtern um die Welt auf der im Buch abgedruckten Weltkarte mitverfolgen, beginnend und endend wie einst bei Jules Verne in England.
Eine aussergewöhnliche, sehr unterhaltsame und wunderbar illustrierte Sammlung besonderer Sprichwörter, die mich mehrmals überraschte, erstaunte, zum Schmunzeln brachte und bei der es mir tatsächlich schwer fiel, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Ich kann das Buch uneingeschränkt jedem empfehlen, entweder für sich selbst oder als besonderes Geschenk.

Bewertung vom 07.08.2018
Slaughter, Karin

Ein Teil von ihr


sehr gut

Roadtrip in die Wahrheit

In Andrea Oliver zerbricht das Bild, welches sie bisher von Ihrer so freundlichen und liebevollen Mutter hatte, als diese in einem American Diner scheinbar eiskalt einen Amokläufer vor ihren Augen überwältigt und ermordet. Kurz darauf zwingt ihre Mutter sie zu einer überstürzten Flucht, auf welcher Andrea versucht, die Wahrheit über Laura Oliver Teilchen für Teilchen zu einem Puzzle zusammen zu fügen. Und bringt sich dabei selbst in Gefahr.
Nach einem etwas verwirrenden Prolog spaltet sich das Buch in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart lernen wir Andrea kennen, eine 31 Chaotin, die weder sich noch ihr Leben im Griff hat, sich selbst als Versagerin sieht und nach einem abgebrochenen Studium ihr trostloses Leben in einer Wohnung über der Garage ihrer geschiedenen Mutter fristet. Laura, ihre Mutter, ist hingegen das reinste Stehauf-Männchen, selbst den Krebs hat sie besiegt und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Als Laura ihre Tochter nach einem weiteren Überfall zur Flucht zwingt wandelt sich Andreas Leben in eine Art Roadtrip, erwacht sie langsam aus ihrer trostlosen Monotonie.
Parallel dazu erfährt der Leser, was vor 32 Jahren geschah, schlimme Ereignisse, welche mit Laura Oliver in Zusammenhang zu stehen scheinen. Doch inwiefern, kristallisiert sich erst nach und nach heraus.
Mir hat gefallen, wie das Buch so langsam die Geheimnisse preisgab, welche Lauras Vergangenheit prägten und von denen sie ihrer Tochter nie erzählte. Dabei wurden die Verbindungen zur Gegenwart erst nach und nach klar. Mit Andrea selbst als Person konnte ich leider so gar nichts anfangen. Sie wirkte nicht nur in sich gekehrt sondern war viel zu oft buchstäblich starr wie ein Reh im Scheinwerferlicht, brachte keinen Ton heraus, wirkte manchmal wie weggetreten. Etwas befremdlich, wo sie doch angeblich ein Theaterstudium abgebrochen hat. Daher wirkte es teilweise übertriegen und unglaubwürdig. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war sie regelrecht unselbständig und naiv mit ihren 31 Jahren und ging mir damit wiederholt auf die Nerven. Da war die Vergangenheit der Mutter deutlich spannender, in der es um Manipulation, Ungerechtigkeit und Gewalt ging. Aber auch um Zusammenhalt und falsche Hoffnung.
Die Charaktere sind besonders in der vergangenen Zeitebene sehr gut gezeichnet. Andrea blieb im Vergleich dazu blass und ihre Passagen langweilten mich stellenweise, ihr größter Feind scheint wohl eher sie selbst zu sein. Auch der Schreibstil der Autorin ist äußerst lebendig und bildhaft und macht es somit leicht, sich die Szenen im Kopf gut vorstellen zu können.
Ein sehr undurchsichtiger Thriller, der mit Gewalt, Betrug, Action und ein wenig Roadmovie aufwartet, dessen Spannung aber manchmal durch Andreas Unbedarftheit einbricht.

Bewertung vom 07.08.2018
Milkus, Christian

Das Feuer in mir


sehr gut

Entscheide dich zwischen Gut und Böse

Als bei einem Forschungseinsatz Leannes Schwester Maya ums Leben kommt, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch statt Mitleid erhält sie lediglich die Anweisung, den nächsten Auftrag zu übernehmen. Natürlich ist sie da empfänglich für Damions Mitgefühl, als sie und ihr Bruder in dessen Lebensgemeinschaft eingeladen werden. Eine auf den ersten Blick lebensfrohe Gruppe in der Nähe des großen, verbotenen Waldes, die sich um Menschen in Not kümmert. In den Städten wird jedoch vor ihnen gewarnt, sie seien eine Sekte der Schwarzen Magie und beten Zantul an, den Gott der Finsternis. Und tatsächlich sind im verbotenen Wald Spuren erhöhter Schwarzer Magie spürbar. Doch Damion stellt Zantul als den Gott der Güte dar, und Leanne weiß bald nicht mehr, was sie noch glauben soll.
Die Grundstimmung des Romans ist düster. Es geht um Religion, Manipulation, Macht und Lügen, kombiniert mit Magie. Leanne wächst in einer Welt auf, in welcher es unter Strafe verboten ist, die gängige Religion in Frage zu stellen. Bis jemand in ihr Leben tritt, der eine völlig andere Sicht der Dinge hat, ihre bisherige Weltsicht durcheinander bringt und sie schon bald nicht mehr weiß, was der Wahrheit entspricht und wer wirklich die Guten sind. Und ich finde, diese innere Zerrissenheit hat Christian Milkus recht gut dargestellt. Leanne beginnt, ihren bisherigen Glauben in Frage zu stellen und langsam die Augen zu öffnen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse scheinen zu verschwimmen und machen es ihr schwer, sich zu entscheiden, auf wessen Seite sie stehen will.
Wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte wäre das Worldbuildung. Die einzelnen Mächte wie die Priester des Lichts, das Königshaus und die Gelehrten wurden kaum ausführlicher beschrieben, so dass der vorhandene Konflikt zwischen diesen Gruppen gar nicht richtig an die Oberfläche trat. Die magischen Tiere sorgte für angenehme Abwechslung, kamen für meinen Geschmack auch etwas zu kurz und hätten mit einem weiteren Auftritt vielleicht noch eine schöne fantastische Abwechslung ins Geschehen gebracht. Die vorgestellte Stadt wurde hingegen recht zauberhaft erdacht, die gefiel mir sehr.
Zusätzlich waren mir die Hauptcharaktere etwas zu oberflächlich beschrieben, da hätte ich mir mehr Emotionen gewünscht, mehr Interaktionen, welche das Geschehen lebendiger gestaltet hätten und die Liebesgeschichte zwischen Leanne und Damion glaubwürdiger.
Ein schöner, etwas düsterer Roman um Glaube und Manipulation, um das Erkennen von Lüge und Wahrheit, der mir leider nicht tief genug an der Oberfläche dieser interessanten Welt gekratzt hat.

Bewertung vom 07.08.2018
Shepherd, Maya

Der Schlafende Tod / Die Grimm-Chroniken Bd.3


sehr gut

Rückblicke in die Vergangenheit

Der schlafende Tod ist der dritte Band der Grimm-Chroniken - der Serie, die die Wahrheit hinter den Märchen aufdeckt. Wer die beiden vorherigen Bände nicht gelesen hat, dem möchte ich diese zum besseren Verständnis vorher an Herz legen. Ebenso könnte das Weiterlesen meiner Rezension sonst vielleicht die beiden früheren Bände spoilern, das wäre ärgerlich.
In diesem Band erleben wir Mary, wie sie mit Dorian vor dessen mächtigen Vater auf der Flucht ist und gleich an den nächsten Märchenbösewicht gerät. Ebenso bekommen wir Einblick in Schnees Kindheit und lernen etwas mehr über Vampire und deren Eigenschaften kennen. Und natürlich spielen auch wieder gewisse Märchenelemente aus dem Schneewittchen-Märchen eine nicht unwichtige Rolle (welche ich aber nicht verraten möchte, sonst wäre die Überraschung ja weg).
Ich empfand diesen Band als etwas ruhiger im Vergleich zu den vorherigen Bände. Auch hier wurden wieder mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, so dass die Serie nicht an Spannung verliert, sondern nur noch neugieriger auf die Fortsetzung macht. Dennoch fehlte mir hier ein wenig das Mitfiebern, wobei der Schluss einen spannenden, vieleicht sogar gefährlichen vierten Teil verspricht.

Bewertung vom 01.08.2018
Rode, Tibor

Das Morpheus-Gen


ausgezeichnet

Wenn du plötzlich nicht mehr schlafen kannst…

Das Leben des New Yorker Anwalts David Berger gerät aus den Fugen: Seitdem ihm sein bester Freund Alex diese neuen „Stay tuned“ Wachmach-Pillen gegeben hat, kann er einfach nicht mehr schlafen. Und kurz darauf ist Alex tot, Davids Freundin Sarah wird ebenfalls leblos in seiner Wohnung aufgefunden und nicht nur die Polizei ist dabei, David als Hauptverdächtigen zu jagen. Was ist da los? David versteht die Welt nicht mehr. Hilfe bekommt er überraschend von Nina, welche er kurz zuvor im Schlaflabor kennen lernt und die vielleicht auch nicht die Person ist, die sie vorgibt zu sein. Zudem gibt ihm ein Brief seines Vaters Rätsel auf, denn dieser verstarb vor 30 Jahren bei einem Unfall – oder war es Mord?
Tibor Rode hat einen faszinierenden und spannenden Thriller erdacht um das sogenannte Morpheus-Gen, eine Mutation, welche bereits seit Jahrhunderten auftritt und die betroffenen zur ewigen Wachheit verdammt. Oder ihnen ewige göttliche Wachheit ermöglicht, das ist Ansichtssache. Interessiert verfolgte ich beim Lesen, wie David nach und nach einer großangelegten Vereinigung auf die Schliche kommt, welche seit Jahrhunderten im Dunklen ihre Fäden zieht und auch David bereits seit längerem für ihre Pläne einspannt. Zugleich ist er auf der Flucht vor tödlichen Profis, die ihn jagen, ohne zu wissen, wer und warum. Und auch Polizist und Ex-FBI-Agent Greg Millner, welcher bereits in „Das Mona Lisa Virus“ ermittelte, versucht, hinter Davids Geheimnis zu gelangen und die wahren Mörder ausfindig zu machen.
Aufgeteilt ist das Buch in viele, angenehm kurz gehaltene Kapitel, welche schnelle Szenenwechsel ermöglichen, so dass es zu keinem Moment langweilig wurde und ich das Gefühl hatte, in alle Handlungsstränge gleichzeitig involviert zu sein. Und auch wenn das Thema manchmal etwas mystisch angehaucht wirkt, wird doch alles wissenschaftlich erklärt. Sehr gefallen haben mir hierbei auch die historischen Persönlichkeiten, welche der Autor als frühere Beispiele der Schlaflosen anführte. Denn natürlich hat das Ausbleiben des Schlafes auch die ein oder andere Nebenwirkung…
Wer ganz genau beim Lesen auf die Details achtet, kann bei diesem Buch seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen und David einen Schritt voraus sein. So war mir schnell klar, was Davids Vater in diesem Roman für eine Rolle spielen wird, was das Buch aber für mich nicht weniger interessant machte.
Ein wirklich wohl durchdachter und unterhaltsamer Thriller mit leicht wissenschaftlichem Hintergrund, der bis zum Schluss spannend bleibt und auch ohne Morpheus-Gen zu einer schlaflosen Nacht führen kann.

Bewertung vom 31.07.2018
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


gut

Pariser Märchen über den Zauber der Bücher

Die Immobilienmaklerin Juliette vertreibt sich die Fahrzeiten in der Pariser Metro mit Büchern oder dem Beobachten anderer Fahrgäste. Eines Tage bricht sie aus ihrer Eintönigkeit aus und steigt zwei Stationen früher aus der Metro. Bei ihrem Spaziergang trifft sie auf Soliman und seine Tochter Zaïde. Soliman ist davon überzeugt, dass das Leben eines Menschen durch das richtige Buch positiv verändert werden kann und lässt Boten diese ausgewählten Bücher überbringen.
Als ich das wunderschöne Cover sah und die Buchbeschreibung las, war ich erstmal wie verzaubert, erhoffte mir ein französisches Büchlein voller schöner Details rund ums Bücherlesen und das Verzaubertwerden durch schöne Literatur. Der Beginn ist auch angenehm leicht und poetisch zu lesen, Juliettes verträumte Sicht der Welt gefiel mir. Leider enttäuschte mich jedoch der Rest des kleinen Büchleins. Die Charaktere sind nur wenig ausgearbeitet, dem Buch fehlt es an Spannung und Juliettes Handeln konnte ich im Lauf der Geschichte einfach nicht mehr nachvollziehen. Natürlich geht es auch um den Mut, Entscheidungen fürs Leben zu treffen, um den Sinn des Lebens, jedoch entfernte sich das Buch vom Zauber, welchen Bücher hervorrufen können, immer mehr in eine für mich unrealistische Geschichte, fast in ein Märchen, welches mich immer weniger bewegte. Am Schluss ließ mich das Buch enttäuscht, aber mit einer feinen Literaturliste zurück.

Bewertung vom 31.07.2018
Carlan, Audrey

Sehnsucht / Dream Maker Bd.1 (MP3-Download)


weniger gut

Oberflächlich und enttäuschend

„International Guy“ ist eine internationale Agentur für alle Frauen, die sich Hilfe in Aussehen, Partnersuche, Finanzen und Karriere erhoffen – und sich diese auch finanziell leisten können. Unterstützt werden sie dann von „Dream Maker“ Parker Ellis, „Love Maker“ Bogart »Bo« Montgomery und „Money Maker“ Royce Sterling. Der erste Band begleitet sie bei drei ihrer Aufträge: Hilfe erbitten sich die reiche Pariser Firmenerbin Sophie Rolland, die New Yorker Schauspielerin Skyler Paige und Prinzessin Christina Kaarsberg in Kopenhagen.
„Dream Maker“ ist natürlich ein Frauenroman, hauptsächlich aus der Sicht eines Mannes, in diesem Fall Parker Ellis. Zwar habe ich bisher noch keinen Roman der Autorin gelesen, mir aber amüsante und erotische Unterhaltung erhofft, als ich das Hörbuch geschenkt bekam. Und natürlich war ich neugierig auf die Gedanken der Männer. Allerdings hat mich das Buch doch sehr enttäuscht: Parker Ellis ist ein recht überheblicher und oberflächlicher Charakter mit übersteigertem Ego. Er behauptet zwar, Gefühle seien nichts für ihn, kann sein Testosteron jedoch nicht zügeln, sobald sich ihm eine Frau nähert. Sein „Ich liebe alle Frauen“ scheint er gern in die Tat umzusetzen und mit den Frauen Beckenbodentraining zu üben. Und auch die Klientinnen werden ziemlich oberflächlich und klischeehaft beschrieben. Die drei Guys sind zwar regelrecht überzeugt von sich und ihren Qualitäten, ich jedoch wunderte mich mehrfach, worauf sie ihren Erfolg begründen, wenn es für eine optische „Runderneuerung“ manchmal auch eine gute Stylistin für weitaus weniger Provision getan hätte.
Entsprechend der drei Klientinnen ist das Buch in drei Teile aufgeteilt, welche überwiegend aus Parkers Ich-Perspektive beschrieben sind. Leider haben mir die Überheblichkeit der „International Guys“, auf die die Frauenwelt ihrer Meinung nach nur gewartet hat, sowie die Oberflächlichkeit des Romans doch ziemlich den Spaß genommen. Vieles wirkte plump und überzogen, manchmal war ich von Parker regelrecht genervt. Am schlimmsten ist jedoch, dass solch ein frauenverachtender Roman aus der Feder einer Frau stammt.
Das Hörbuch wird gesprochen von Alicia Hofer und Sven Macht, deren Stimmen für meinen Geschmack gut zum Buch passen.

Bewertung vom 30.07.2018
Barnett, David M.

Miss Gladys und ihr Astronaut


ausgezeichnet

Major Toms Direktflug ins Herz

Thomas „Major Tom“ Major hat ein One-Way Ticket zum Mars gebucht. Der Zufall war ihm hold, dass die Mission ihm zugesprochen wurde. Dem zynischen Einzelgänger kommt diese Gelegenheit, den Menschen zu entgehen, sehr gelegen. Als er aus dem All ein Ferngespräch mit seiner Exfrau führen möchte, landet er allerdings in der Leitung der 70-jährigen Gladys. Diese versucht, sich um ihre beiden Enkelkinder zu kümmern, was ihr, bedingt durch ihre Demenz, nicht mehr so leicht fällt. Aber da sie schon mal einen netten jungen Mann am Telefon hat, kann sie ihm von ihren Sorgen und Problemen erzählen…
Der Autor hat es geschafft, einen Roman zu schreiben, der Humor und Tiefgang gekonnt miteinander vereint. Die Personen sind allesamt liebenswert gezeichnet und so nach und nach wird einem gewahr, warum Thomas zu dem Griesgram wurde, welcher er bei seinem Abflug noch ist. Doch auch die Enkelkinder hab ihre Sorgen, wie z. B. die 15-jährige Elli, die versucht, die Familie zusammen zu halten und sich dabei fast verausgabt. Oder ihr jüngerer Bruder, dessen Traum es ist, Wissenschaftler zu werden und der von seinen Mitschülern gemobbt wird. Und natürlich Gladys, der erstmal niemand glaubt, dass sie mit dem Astronauten telefoniert hat, welcher doch grad erst im Fernsehen war. Eine wunderschöne, etwas skurrile Geschichte um den Wert der Menschlichkeit und des Zusammenhalts, versehen mit einer gesunden Portion subtilen Humors.
Das Hörbuch ist ungekürzt und wird gesprochen von Simon Jäger. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, sich diese Hörbuch zu gönnen, weil es einfach eine wundervolle Geschichte fürs Herz und die Lachmuskeln ist.