Benutzer
Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1313 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2020
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet


sehr gut

Mit jugendlichen 22 Jahren tritt Marion Crawford in den Dienst als Gouvernante für die Prinzessinnen Elisabeth und der jüngeren Margaret. Eigentlich ist das Lebensziel der Schottin, sich der Bildung der Kinder in den Slums zu widmen, doch nicht zu Unrecht erkennt sie, dass sie viel mehr bewirken kann, wenn sie an der Charakterbildung dieser beiden Adelskindern mitwirkt. Es ist erschreckend, wie weltfremd, selbstherrlich und privilegiert der Adel lebt. Da kann es nur von Vorteil sein, wenn man sie, wie Crawford es getan hat, mit den banalen Dingen des täglichen Lebens wie zum Beispiel einem Besuch bei Woolworth in Kontakt bringt. Die kleinen Mädchen wachsen der Gouvernante sehr ans Herz. Sie sind ihre Ersatzfamilie, da sie wegen ihres Berufes nie einen passenden Lebenspartner finden konnte. Doch die Kinder werden älter, es entsteht eine immer größer werdende Kluft zwischen allen. Die Biografie berichtet von hässlichen Charaktereigenschaften aller Beteiligten. Elisabeth verliebt sich in einen unsympathischen jungen Mann, Margaret ist von klein auf von Neid zerfressen und verübt gern bösartige Streiche, und auch die Protagonistin selbst zeigt sich nicht in einem günstigen Licht, weil sie gegen gutes Geld und gegen die ausdrückliche königliche Order ein Buch über ihre Erfahrungen mit den Prinzessinnen verfasst. Auch wenn sie ihrer besten Jahre dem Königshaus geopfert hat, zum Schluss keine adäquate Anerkennung dafür erhalten hat, so ist doch diese indiskrete Plauderei aus dem Nähkästchen ein unentschuldbarer Vertrauensbruch.

Nun ja, hier stellt sich die Frage, was ist Fiktion, was lässt sich historisch belegen. Egal, vieles ist sehr interessant, aber leider ist auch vieles etwas zu sehr in die Länge gezogen. Für mich jedenfalls war dieses Buch interessanter als ein Bericht in der Boulevardpresse und hat mir manch unerwartete Einblicke in eine königliche Familie gewährt.

Bewertung vom 09.12.2020
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


weniger gut

In einem sehr handlichen Format präsentiert die Stiftung Warentest "Die neue Nebenbei-Diät". In erster Linie propagiert sie die Form des Intervallfastens, die sehr erfolgreich sein soll, ohne dass man Kalorien zählen oder auf bestimmte Lebensmittel verzichten muss. Außerdem gibt sie eine Übersicht über gesunde Ernährung, bietet Alternativen zu ungesunden Lebensmitteln und gibt moralische Schützenhilfe zum Durchhaltevermögen. Vielleicht mag das alles für Diät-Newcomer nützlich und interessant sein, aber im Prinzip erfährt man wenig Neues, wenn man sich mit Ernährung schon ein wenig befasst hat. Vor allem habe ich praktische Rezepte und Ernährungspläne vermisst. Die Darstellungen, die Grafiken und die Texte sind optisch ansprechend und prägnant. Trotzdem ist das enttäuschende Fazit für mich persönlich: wenig Neues, was mich weiterbringt und dazu ein stolzer Preis von über 16€. Also wenig empfehlenswert.

Bewertung vom 05.12.2020
White, Loreth A.

Mädchengrab


ausgezeichnet

Angie Pallorino ist mir noch aus "Mädchenfang" in Erinnerung geblieben. Ich habe sie als sehr fanatische Ermittlerin kennengelernt, die sich nicht anpassen kann und die ein Autoritätsproblem hat. Sie leistet hervorragende Arbeit, doch sie ist unsympathisch. Nachdem sie (verdientermaßen!) ihren Job bei der Polizei verloren hat, versucht sie in dieser Folge, als Privatermittlerin Fuß zu fassen. Eine einflussreiche Großmutter beauftragt sie, die letzten Monate ihrer Enkelin zu recherchieren, weil Angie selbst bei der Entdeckung der Leiche anwesend war. Der Mord liegt schon Jahrzehnte zurück. Die Männer des abgelegenen Dorfes bilden eine verschworene bedrohliche Gemeinschaft und die Getötete hat sich rundum viele Feinde gemacht, wie sehr schnell offensichtlich wird.

Angie steht quasi vor einer unlösbaren Aufgabe. Privat läuft es auch nicht gut, weil ihr Verlobter auf eine Entscheidung drängt.

Und hier setzt für mich der positive Überraschungseffekt ein. Für mich völlig unerwartet kann man verfolgen, wie Angie Pallorino in allen Bereichen über sich hinaus wächst. Sie legt beruflich eine bravouröse Leistung hin, aber vor allem macht sie eine charakterliche Weiterentwicklung durch, die eine ganz neue Persönlichkeit entstehen lässt.

Diese neue Angie macht neugierig auf weitere Folgen, die hoffentlich bald erscheinen werden.

Bewertung vom 04.12.2020
Hartung, Alexander

Als die Nacht begann


sehr gut

Erst mit diesem 7. Fall lerne ich Jan Tommen und seine geniale Truppe kennen. Ein mysteriöser Scharfschütze treibt in Berlin sein Unwesen. Die Opfer haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten, an denen man die Ermittlungen ansetzen könnte. Jans Kombinationsgabe und die beachtlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten seiner Freunde führen natürlich zum gewünschten Erfolg, wobei sie sich oft in der Grauzone des Erlaubten bewegen. Die Handlung ist geprägt von einem rasanten Verlauf, gepaart mit unerwarteten Wendungen. Man kann sich gut vorstellen, diesen Plot verfilmt zu sehen. Es ist sehr angenehm, dass der Autor sich auf den Fall konzentriert und seine Leser nicht mit einem komplizierten Privatleben seiner Protagonisten überfrachtet. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, es gibt auch keinen roten Faden einer Sekundärhandlung, die sich dann durch alle Jan-Tommen Bände zieht. Ebenfalls ein Fakt, den ich persönlich sehr zu schätzen weiß, denn so habe ich nicht das Gefühl, dass mir etwas an Vorwissen fehlt, weil ich erst so spät in die Serie eingestiegen bin. Alexander Hartung hat einen rundum spannenden Thriller kreiert. Einen kleinen Punktabzug gibt es, weil die Handlung doch etwas realitätsfern ist, was allerdings dem Lesespaß nicht abträglich ist.

Bewertung vom 15.11.2020
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Die Autorin Lilly Bernstein lässt ihre Hauptfigur Anna mitten im 2. Weltkrieg auf die Welt kommen. Sie wächst als Waisenkind bei ihrer Tante und ihrem Onkel in Köln auf. Anfangs kommen sie noch relativ gut über die Runden, weil der Onkel eine eigene Backstube betreibt. Doch es gibt einen geheimen Widersacher, der ihnen noch manchen Schlag versetzt. Jedenfalls sind die guten Zeiten schnell vorbei, als Onkel Matthias an die Front muss.
Eindringlich wird nun die Not der Nachkriegsjahre beschrieben. Der allgegenwärtige Hunger und die unvorstellbare Kälte im Winter, schlechte Wohnsituation, Krankheit und Gewalt. Ich glaube, die Darstellung trifft die Wahrheit ziemlich genau. Jedenfalls bangt man mit der kleinen Anna, während man zugleich beobachten kann, wie sie zu einer jungen Frau heranwächst, mutig, raffiniert, aber immer aufrichtig. Weil die Protagonisten so sympathisch sind, aber auch weil die Einzelschicksale sehr ergreifen, obwohl man weiß, sie sind fiktiv, ist man bis zum Ende gefesselt. Ich finde, "Trümmermädchen" ist ein guter Roman, denn er erinnert an die Schrecken des Krieges, die sich die nachfolgenden Generationen in ihrem Wohlstand nicht mehr vorstellen können.

Bewertung vom 14.11.2020
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In dieser 4. Folge legt Commissaire Luc Verlain ein atemloses Tempo vor. Die Hintergrundstory aus den Vorgängerbänden tritt endlich in den Vordergrund. Der anonyme Kartenschreiber lockt Luc in eine Falle. Verlain gerät unter falschen Verdacht, wird von der Polizei gesucht und von seinem Erzfeind mit dem Tode bedroht. Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, wie er sich jemals aus dieser Klemme befreien kann, zumal er auch noch mit dem Leben von zwei unschuldigen Personen erpresst wird. Die Auflösung gefällt mir persönlich nicht gut. Sie ist einfach zu konstruiert und unglaubwürdig, aber dennoch reißt einen der Autor mit bis zum spannenden Ende. Alexander Oetker hat es einfach drauf, seine Leser zu fesseln und für den Süden Frankreichs zu begeistern. Das Flair der Region schwingt immer unterschwellig mit, ebenso die kulinarischen Verlockungen. Ich mag die Geschichten um diesen besonderen Kommissar einfach immer wieder gern. Jetzt mit dem 4. Band schließt sich der Kreis. Es gibt keinen Cliffhanger. Das wird doch wohl nicht hoffentlich das Ende dieser Reihe sein?

Bewertung vom 14.11.2020
Reynolds, Allie

Frostgrab


ausgezeichnet

Was für eine spannende Story. 10 Jahre nach schrecklichen Ereignissen versammelt sich eine befreundete Gruppe Profi-Snowboarder auf dem schicksalhaften Berg. Die Saison hat noch nicht begonnen. Sie sind auf sich allein gestellt, doch unerklärliche Ereignisse sorgen für Angst und Schrecken. Die Kapitel wechseln sich ab mit der Gegenwart und der Geschichte von damals, als Ehrgeiz, Intrigen und Tricks den sportlichen Fair-Play-Geist unterwanderten. Jetzt jedenfalls sind die jungen Leute ganz allein auf sich gestellt. Die Seilbahn fährt nicht mehr. Die Handys sind weg. Es gibt keine Kommunikation, um Hilfe zu holen, und irgendwer innerhalb oder außerhalb der Gruppe trachtet ihnen nach dem Leben.

Es gibt so viele unausgesprochene Geheimnisse, jeder denkt in erster Linie an sich selbst. Diese aufgeladene Atmosphäre zwingt den Leser zum Weiterlesen. Der Thriller ist ein regelrechter Pageturner. Jeder einzelne Charakter wird gut dargestellt und die Gefahr scheint aus den Seiten zu kriechen. 

Die Autorin ist selbst ehemalige Profi-Snowboarderin und weiß, wovon sie spricht. Die Szenerie in Kälte und Eis kann sie perfekt wiedergeben, die Schönheit der Bergwelt, aber ebenso den gnadenlosen Ehrgeiz der Sportler. Die Spannung beginnt schon auf den ersten Seiten und setzt sich unvermindert fort bis zum krönenden Finale gegen Ende.

Für mich ist "Frostgrab" ein Beispiel für einen perfekten Thriller in einem ungewöhnlichen Setting.

Bewertung vom 14.11.2020
Ahrens, Jürgen

Tegernsee-Connection


sehr gut

Ein Luxushotel in bester Lage am Tegernsee steht leer. Die guten Zeiten sind vorbei und Denkmalschutz schreckt die meisten Kaufinteressenten ab. Aktuell positionieren sich dann doch drei solvente Kandidaten, als über Nacht ein Großbrand das schöne Anwesen vernichtet.

Wechselweise wird der Roman aus Sicht des ermittelnden Kommissars Markus Kling und dann aus der des Feuerteufels erzählt. Was als gut bezahlter Auftrag begann, hat sich bei diesem zu einer Obsession entwickelt. Es beginnt ein persönlicher Rachefeldzug, der über Leichen geht. Markus Kling ist ein netter Typ, der es schwer hat, die aalglatte Fassade der Geschäftsleute zu knacken, aber zu guter Letzt findet er den Schuldigen, nachdem er auch in der Gemeindeverwaltung einiges an Filz aufdecken konnte. Hier sitzt auch eine nette Sekretärin, auf die er ein Auge geworfen hat. Vielleicht klärt die nächste Folge darüber auf, wie seine Erfolgschancen im Flirten sind.

Insgesamt hab ich mir mehr von diesem Gmeiner-Krimi versprochen. Die Suche nach dem Brandstifter ist eine ziemlich trockene Angelegenheit und auch der kleine Flirt läuft etwas unter dem Radar. Gegen Ende allerdings gibt es noch einige rasante Momente, aber für meinen Geschmack leider etwas zu spät.

Der Autor hat auch die Chance vertan, mit der wundervollen Gegend zu punkten. Es kommt leider nur wenig Heimatflair auf, was ich sehr schade finde. Vielleicht wird Klings zweiter Fall ja aufregender.

Bewertung vom 09.11.2020
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


sehr gut

Voller Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt, denn der Klappentext war sehr vielversprechend. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und hat die Brieftaschen von zwei anderen Toten bei sich. Wo ist da der Zusammenhang? Zu Anfang erfüllten sich meine Erwartungen auf einen spannenden Thriller. Besagter Obdachloser ist psychiatrischer Behandlung gewesen. In seinem Appartement finden sich kryptische Hinweise, die entschlüsselt werden müssen und häppchenweise stellt sich heraus, dass seine wilden, in der Therapie geäußerten Fantasien nicht allein seinem kranken Hirn entsprungen sind, sondern dass da in der Vergangenheit einiges unter den Teppich gekehrt worden ist. Es sind vornehmlich die Ermittler Victor Lessard und Jacinthe Taillon, die den Ungeheuerlichkeiten auf die Spur kommen.
Generell ist die Idee des Autors wirklich gut und sein Schreibstil ist mitreißend, aber es ist von allem etwas zu viel: 
zu viele Seiten, zu viele Personen, zu viele Schauplätze. Dieses Zuviel hat bei mir den Spannungsbogen zerrissen. Ich war froh, als ich mich durch das Ende gekämpft habe, einem Ende, das nicht wirklich den Höhepunkt des Thriller darstellt.
Es war mir auch ein Zuviel an persönlichen Episoden aus dem Leben Lessards. Normalerweise vertiefen diese Informationen die Bindung an die Protagonisten, aber hier bleibt doch eine Distanz bestehen, weil einfach der Sympathiefunke nicht überspringen will. Die Krönung allerdings ist Lessards unverschämte, verfressene (sorry!) Kollegin Jacinthe, die man am liebsten aus dem Skript herausschneiden möchte, weil sie so unsympathisch ist.
Obwohl " Aus dem Schatten des Vergessens" so ganz anders ist, als ich erwartet habe, ehrlich gesagt für mich persönlich sogar eine kleine Enttäuschung war, ist es kein schlechtes Buch. Deswegen runde ich meine 3.5 Lesesterne nach oben auf.