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KimVi
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Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2019
Schier, Petra

Stille Nacht, flauschige Nacht / Der Weihnachtshund Bd.4


ausgezeichnet

Für den Bauunternehmer Patrick müsste der Tag eigentlich deutlich mehr als 24 Stunden haben. Denn sein Unternehmen läuft hervorragend, doch leider geht es dort gerade etwas chaotisch zu, da seine Büroangestellte spontan gekündigt hat. Die Zeit, um das Chaos selbst in den Griff zu bekommen, fehlt ihm allerdings. Denn seine Zwillinge Joel und Jessica sorgen zu Hause dafür, dass ihm auch im Privatleben nicht langweilig wird. Aufräumen, putzen, spülen, die Wäscheberge zähmen und nebenbei noch Aufmerksamkeit für den Familienhund Oskar abzweigen, sind die alltäglichen Herausforderungen, denen sich der alleinerziehende Vater stellen muss. Als die extrem gut organisierte Angelique sich als Assistentin bei ihm bewirbt, hat Patrick große Bedenken. Denn eine Zusammenarbeit mit dieser quirligen Frau kann nicht funktionieren....

In ihrem diesjährigen Weihnachtsroman erzählt Petra Schier wieder eine wundervolle und zu Herzen gehende Geschichte, die hervorragend in die Vorweihnachtszeit passt. Hund Oskar, der von sich selbst behauptet ein Streuner zu sein, und möglichst bald wieder auf Wanderschaft gehen möchte, ist in diesem Jahr dazu auserkoren, den Weihnachtsmann und seine Elfen dabei zu unterstützen, dass Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Man bekommt so einen guten Überblick über die Gesamthandlung und kann dem bezaubernden Geschehen mühelos folgen. Die Charaktere wirken sehr lebendig, sodass man sie beim Lesen ganz spontan vor Augen hat und einfach mit ihnen mitfiebern muss. Man merkt, dass hier die ganz große Liebe in der Luft liegt und kann das Knistern förmlich spüren. Dabei braucht man auch nicht zu befürchten, dass die Geschichte zu kitschig und zuckersüß sein könnte, denn Petra Schier schafft es auch in diesem Jahr wieder positiv zu überraschen. Durch ihre lebendigen Beschreibungen meint man beinahe schon, die Schneeflocken selbst auf der Haut zu spüren oder den verlockenden Plätzchenduft in der Nase zu haben. Dadurch kann man der Hektik und dem Alltagsstress entfliehen und sich ganz auf den weihnachtlichen Liebesroman einlassen.

Die Szenen, in denen man dem Weihnachtsmann, seiner Frau, den hilfsbereiten Elfen und den kekssüchtigen Rentieren über die Schulter schaut, sorgen dafür, dass eine ganz besondere Weihnachtsatmosphäre entsteht. Da es hier öfter mal zu humorvollen Ereignissen kommt, kann man bei diesem Roman nicht nur vorweihnachtliche Stimmung und große Gefühle genießen, sondern manchmal ganz unverhofft schmunzeln. Es gibt außerdem bezaubernde Einblicke in die Gedanken von Hund Oskar. Er wirkt so lebendig, dass man ihn am liebsten ständig knuddeln möchte - obwohl er es natürlich auch faustdick hinter den Ohren hat.

Die zauberhafte, vorweihnachtliche Stimmung, die sich durch das gesamte Buch zieht, konnte mich auch in diesem Jahr wieder voll und ganz begeistern. Einmal angefangen, mochte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Ich konnte mit den Charakteren mitfiebern und habe jede Seite genossen. Deshalb vergebe ich die volle Punktzahl und eine begeisterte Leseempfehlung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2019
Wolf, Klaus-Peter

Todesspiel im Hafen / Dr. Sommerfeldt Bd.3


gut

Nachdem Sommerfeldt von Ann Kathrin Klaasen verhaftet wurde, sitzt er in der JVA ein. Dort genießt er einen Promi-Status. Denn Sommerfeldt polarisiert. Polizei und Justiz sind überzeugt davon, dass Sommerfeldt ein Serienmörder ist, von dem eine große Gefahr ausgeht. Doch es gibt auch Fans, die glauben, dass er unschuldig hinter Gittern sitzt. Sommerfeldt hat allerdings noch einige Rechnungen mit seinen Widersachern offen und deshalb setzt er alles daran, aus dem Gefängnis zu fliehen....

Nach "Totenstille im Watt" und "Totentanz am Strand" ist "Todesspiel im Hafen" der letzte Band der Trilogie um den Hochstapler und Serienmörder Dr. Bernhard Sommerfeldt. Auch dieser Teil wird wieder in der Ich-Perspektive, aus Sommerfeldts Sicht, geschildert. Man kann dem aktuellen Geschehen sicher auch dann folgen, wenn man noch keinen Band dieser Reihe gelesen hat, da Sommerfeldt in seinen Erzählungen Rückblicke in die Vergangenheit gewährt. So wird man mit den nötigen Informationen versorgt. Um jedoch zu erfahren, wie genau es dazu kam, dass Sommerfeldt zunächst zum Hochstapler, danach sogar zum Serienmörder und schließlich von Ann Kathrin Klaasen geschnappt wurde, ist es ratsam, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Durch die verwendete Ich-Perspektive hat man eine etwas eingeschränkte Sicht auf das Gesamtgeschehen, da man in die Gedanken und Gefühle von Sommerfeldt eintaucht und nur das erfährt, was auch ihm bekannt ist. Auch in diesem Band wird schnell klar, dass Sommerfeldt ein meisterhafter Erzähler ist. Denn er plaudert so locker vor sich hin, dass man das Gefühl hat, ihm gegenüber zu sitzen. Deshalb lesen sich seine Ausführungen auch quasi von selbst. Sommerfeldt erzählt seine Sicht allerdings ziemlich ausschweifend und deshalb dauert es manchmal etwas, bis er auf den Punkt kommt. Er versteht es zwar in diesem Finalband hervorragend, die Ereignisse durchgehend interessant zu schildern, doch zu spannenden Momenten kommt es leider eher selten. Spannung und Dramatik liegen Sommerfeldt einfach nicht, obwohl er sonst wirklich ein begnadeter Erzähler ist, der, trotz fragwürdigem Hintergrund als Hochstapler und Serienmörder, sympathisch und vertrauensvoll wirkt.

Auch wenn für mich in diesem Band die Spannung wieder viel zu sehr auf Sparflamme kochte, habe ich mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt. Denn Sommerfeldt versteht es einfach meisterhaft zu plaudern und seine Worte geschickt einzusetzen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2019
Kiernan, Olivia

Todeslügen / Frankie Sheehan Bd.2


sehr gut

Detective Frankie Sheehan hat es dieses Mal mit einem äußerst rätselhaften Fall zu tun, denn in einer Kirche werden zwei Leichen gefunden. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau. Der Tote trägt ein Priestergewand, doch offensichtlich ist es nicht der Priester der Gemeinde. Schon bald geschieht ein weiterer Mord. Ein Journalist, der vor Jahren Kapital aus dem Hennessy-Fall geschlagen hat, ist dieses Mal das Opfer. Da der verurteilte Doppelmörder Sean Hennessy vor kurzem aus der Haft entlassen wurde und nun darum kämpft, dass sein Fall neu aufgerollt wird, muss Frankie mit ihrem Team schnelle Ermittlungserfolge liefern. Denn die Angst vor weiteren Morden greift um sich. Doch was ist damals wirklich geschehen? Könnte Sean Hennessy unschuldig sein?

"Todeslügen" ist nach "Zu nah" der zweite Fall für Detective Frankie Sheehan von der Dubliner Polizei. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, können sie völlig unabhängig voneinander gelesen werden. Der Einstieg in die aktuellen Ermittlungen gelingt relativ mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, sofort das Interesse zu wecken.

Frankie Sheehan hat es dieses Mal mit einem ziemlich rätselhaften Fall zu tun. Hier scheint zunächst nichts wirklich zusammenzupassen und deshalb tappt man gemeinsam mit ihr lange Zeit im Dunkeln und wird dabei oft in die Irre geleitet. Denn immer wenn man meint, dass man der Auflösung nun einen großen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass dem doch nicht so ist. Dadurch bleibt die Handlung durchgehend interessant und wirkt kaum vorhersehbar. Richtig spannend wird es allerdings erst zum Ende hin, denn dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen und gipfeln in einem rasanten Finale.

Der Schreibstil ist wieder sehr angenehm lesbar. Es gelingt der Autorin mühelos, die Szenen so zu beschreiben, dass man sie vor Augen hat und dadurch in die Ermittlungen eintauchen kann. Die Charaktere wirken allerdings etwas blass. Man beobachtet sie beim Lesen eher distanziert. Eine Ausnahme bildet dabei allerdings die Hauptprotagonistin Frankie Sheehan, denn sie wirkt sehr lebendig, sodass man ihr gerne bei den Ermittlungen über die Schulter schaut.

Dieser Fall war für mich bereits die zweite Begegnung mit Detective Frankie Sheehan. Die Ermittlungen waren für mich nicht so leicht zu durchschauen und ich wurde einige Male in die Irre geleitet. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mir noch etwas mehr Spannung erhofft hätte. Dennoch würde ich mich freuen, demnächst weitere Ermittlungen von Frankie Sheehan zu verfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2019
Herwig, Ulrike

Tante Martha im Gepäck


sehr gut

Gestresst bricht Karen Thieme mit ihrem Mann Bernd, Teenagersohn Mark und Töchterchen Teresa zu einer Urlaubsreise auf. Diesmal soll es nach Schottland gehen. Aufgrund der gerade herrschenden Hitzewelle, erscheint das kühle Schottland Karen geradezu paradiesisch. Bevor die lange Autofahrt dorthin losgehen kann, möchte Karen sich noch ganz schnell von ihrer Großtante Martha verabschieden. Die alte Dame hat jedoch ganz andere Pläne. Sie möchte die Familie in den Urlaub begleiten und hat bereits die Koffer gepackt. Alle Versuche Karens, Martha von diesem Plan abzubringen, scheitern und so sitzt die Großtante bei der Abfahrt des Familienvans schließlich auf der Rückbank. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass Martha sich deutlich vom Klischee einer verstaubten Rentnerin unterscheidet und an Demenz scheint sie auch noch nicht zu leiden. Im Gegenteil - sie entwickelt ungeahnte Talente und stellt die gesamte Reiseplanung auf den Kopf....


Das Buch ist in der Erzählperspektive geschrieben und in einzelne Kapitel unterteilt. Durch den flüssigen Schreibstil und die recht kurzen Kapitel wird man zum Weiterlesen animiert, sodass sich das Buch quasi von allein liest. "Martha im Gepäck" ist eine humorvolle Erzählung die wunderbar als Urlaubslektüre geeignet ist. Die lustige Möwe auf dem Cover passt zwar nicht zum Inhalt des Buchs, aber trotzdem sorgt sie, durch ihr niedliches Aussehen, schon mal für ein erstes Schmunzeln.

Der Einstieg ins Geschehen gelingt mühelos, da man sich die gestresste Karen Thieme gut vorstellen kann. Ihr Vorhaben, nur noch kurz bei Tante Martha vorbeizufahren und sich von der Erbtante für die nächsten zwei Wochen zu verabschieden, wird von der alten Dame mit einfachen Mitteln zum Scheitern gebracht. Zunächst wirkt Tante Martha etwas zerbrechlich und eher schrullig. Doch das Blatt wendet sich im Verlauf der Handlung schnell zu ihren Gunsten. Denn scheinbar gibt es nichts, was sie nicht kann oder weiß. Durch spontanes Engagement, Sprachkenntnisse, Navigationstalente oder ganz besonderen Fähigkeiten, die Urlaubskasse aufzustocken, entkräftet Tante Martha mühelos die Vorurteile, die Karen ihr gegenüber insgeheim hatte. Denn Inkontinenzeinlagen gehören nicht zu Marthas Reisegepäck und es macht auch nicht den Eindruck, als ob die Tante an Demenz leiden würde. Schon bald wirkt sie deutlich patenter als die weitaus jüngeren Familienmitglieder und lässt diese ziemlich alt aussehen. Mit einem Augenzwinkern beschreibt Ulrike Herwig die unterschiedlichen Urlaubserlebnisse der Familie.

Es macht Spaß, die Familie auf ihrer Reise zu begleiten und die teilweise skurril wirkenden Ereignisse zu verfolgen. Diese dürften für manch unverhofften Schmunzler und das ein oder andere Lachen verantwortlich sein. Sonst wirkt die Reiseroute der Familie allerdings eher eintönig, denn die Fahrt durch die Highlands ist leider nur spärlich beschrieben. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Familie, die langsam begreift, was für eine interessante Person Tante Martha ist und die Frage, aus welchem Grund Martha die lange Reise eigentlich auf sich nimmt.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses Romans wirklich gut unterhalten und Tante Martha wurde mir mit jeder gelesenen Seite sympathischer. Die anderen Familienmitglieder verblassen dadurch allerdings etwas, da sie einfach nicht mit der alten Dame mithalten können. Ich vergebe vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da die Geschichte manchmal etwas vorhersehbar war.

Bewertung vom 11.09.2019
Leo, Maxim;Gutsch, Jochen

Du bleibst mein Sieger, Tiger


sehr gut

Nach dem großen Erfolg von "Es ist nur eine Phase, Hase" bieten Maxim Leo und Jochen Gutsch in "Du bleibst mein Sieger, Tiger" noch mehr Trost für Alterspubertierende. Zielgruppe ist die Generation 40+, wobei der Fokus in diesem Büchlein eher auf den männlichen Alterspubertierenden gerichtet ist. Weibliche Alterspubertierende suchen in dieser Phase häufig nach Hobbys, in denen man sich als Paar neu entdecken kann. Das können originelle Workshops oder ausgefallene Tanzkurse sein. Der weiblichen Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Männliche Alterspubertierende müssen sich nicht nur damit arrangieren, sondern aufpassen, nicht vom Neid auf die Teenagerfreunde der Teenagertochter zerfressen zu werden, sich mit lebensbedrohlichen Krankheiten auseinandersetzen, die Ärzte einfach nicht erkennen wollen, tiefschürfende Gespräche mit dem eigenen Glied führen oder nostalgisch in den Lieblingssongs der Jugend schwelgen.

Der Schreibstil ist locker und sehr humorvoll. Es kommt zu einigen Szenen, bei denen man unverhofft schmunzeln muss. Oder sich, wenn man selbst zur Zielgruppe gehört, dabei erwischt, dass es im realen Leben so abläuft, wie im Trostratgeber für Alterspubertierende beschrieben. Es gibt also genug Möglichkeiten, die Gesichtsmuskulatur zum unwillkürlichen Lächeln einzusetzen. Zugegebenermaßen gibt es aber auch ein paar Längen in dieser Lektüre, die nicht besonders interessant oder witzig wirken. Das ist aber Geschmackssache und deshalb empfiehlt es sich, gerade wenn man selbst zur Zielgruppe gehört, sich selbst ein Bild zu machen und hier eventuell Trost und Rat zu finden.

Bewertung vom 10.09.2019
Backman, Fredrik

Wir gegen euch / Björnstadt Bd.2


ausgezeichnet

Noch immer liegt den Bewohnern von Björnstadt, der kleinen Stadt, die mitten in den schwedischen Wäldern liegt, viel am Eishockey-Sport und dem Erhalt ihres Teams. Doch nach den dramatischen Ereignissen, die dafür gesorgt haben, dass ein ganzer Ort spüren konnte, wie es ist, wenn die Entscheidung eines Einzelnen Auswirkungen auf alle Bewohner hat, droht die Gemeinschaft weiterhin auseinanderzubrechen. Dabei sollten doch eigentlich alle zusammenhalten und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Doch Hass und Gewalt sind große Gefühle, die sich nicht so leicht in Schach halten lassen....

"Wir gegen euch" ist die Fortsetzung zu "Kleine Stadt der großen Träume". Man kann den aktuellen Ereignissen sicher auch dann folgen, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, da der Autor wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung einstreut. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, da man die Dynamik in der Stadt einfach besser nachvollziehen kann, wenn man die Bewohner, mit all ihren Eigenarten und Ansichten, bereits kennt und im ersten Band ausführlich erfahren hat, wie es dazu kam, dass Hass und Gewalt überhaupt eine Chance bekamen, in das kleine Städtchen einzuziehen. In dieser Fortsetzung erfährt man nun wie es weitergeht.

Bereits in der Einführung deutet der Autor an, dass es ein schlimmes Ende nehmen wird. Doch wie genau das aussehen und wen es betreffen wird, erfährt man nicht. Dadurch ist das Interesse an der Stadt, den Bewohnern und den unterschiedlichen Schicksalen allerdings sofort wieder geweckt. Außerdem schwebt eine unterschwellige Anspannung zwischen den Zeilen, die von Anfang an einen großen Reiz ausübt.

Backman erzählt die Geschichte auf seine einzigartige Weise. Der Schreibstil ist ruhig und gelegentlich geradezu poetisch. Mit Formulierungen, die es auf den Punkt bringen, schafft er es mühelos, Personen und Handlungsorte zum Leben zu erwecken und ganz nebenbei noch zum Nachdenken anzuregen. All die unterschiedliche Charaktere wirken, jeder für sich, einzigartig und absolut authentisch. Denn keiner ist unfehlbar. Sie alle haben Stärken und Schwächen und handeln nachvollziehbar. Das ist auch der Grund, warum man mühelos in die Handlung eintauchen kann und dabei das Gefühl hat, selbst ein Teil der Stadt zu sein. Backman gelingt es auf wunderbare Art und Weise, problematische Themen anzusprechen, ohne dabei den erhobenen Zeigefinger zu benutzen. Was man hier liest, wirkt ausgesprochen einfach und klar. Man wird auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen, bei der man hinter die Fassaden der Bewohner schaut. Dabei wird einem längst nicht alles gefallen, was man zu lesen bekommt. Doch gerade das macht die Geschichte so authentisch.

Ich habe bisher fast alle Bücher von Fredrik Backman gelesen. Dabei konnten mich der wunderbare Schreibstil und die Beschreibungen der Charaktere jedes Mal überzeugen. Vom Vorgängerband "Kleine Stadt der großen Träume" war ich so begeistert, dass ich ihn in meiner damaligen Rezension als den besten Backman, den ich bisher gelesen habe, bezeichnet habe. Das muss ich nun allerdings korrigieren, denn mit "Wir gegen euch" ist es dem Autor, meiner Meinung nach, gelungen, sich selber zu übertreffen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2019
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


gut

Durch den rasanten Einstieg startet das Buch bereits mit hohem Tempo. Die Spannung ist sofort da und man möchte unbedingt erfahren wie es weitergeht. Die Handlung besteht zunächst aus zwei Handlungssträngen, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Verbindung gebracht werden können. Beim Lesen stellt man sich die Frage, wo sich die Wege der beiden Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, kreuzen werden. Das Geheimnis wird allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge gelüftet, denn während der Erzählung kommt es zu häufigen Perspektivenwechseln und Zeitsprüngen. Das Buch ist in einzelne Kapitel unterteilt, die auf den Tag der Katharsis zusteuern. Um die Übersicht zu erleichtern, werden die Abschnitte durch Hinweise, an welchem Tag vor der Katharsis sich die Handlung gerade zuträgt, gekennzeichnet. Es gibt auch Passagen mit der Überschrift "Jacquelines Berichterstattung". Hier beobachtet man gespannt die erfolgreiche Architektin und stellt sich die Frage, welche Rolle sie in diesem Thriller spielt.

Durch die Zeitsprünge und Perspektivenwechsel gelingt es dem Autor mühelos Verwirrung zu stiften und falsche Fährten auszulegen. Sobald man meint, einen Zusammenhang gefunden zu haben und der Lösung des Rätsels ein wenig näher gekommen zu sein, gewährt Siegfried Langer einen weiteren Einblick in die Handlung, und säht damit Zweifel an den gerade beim Lesen entwickelten Theorien. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und alles muss in Frage gestellt werden. Wahrheit und Wahn liegen hier eng zusammen und sind nicht so leicht zu enttarnen. Dadurch entwickelt das Buch, gerade am Anfang, eine sogartige Wirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Kurze Kapitel, die an entscheidenden Stellen stoppen, unterstützen diesen Effekt zusätzlich, sodass man gebannt dem undurchsichtigen Geschehen folgt.

Doch leider kann die aufgebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden, denn sobald man erste Antworten präsentiert bekommt, die die Puzzelteile der Handlung an die richtige Stelle rücken, flaut das Interesse am Geschehen abrupt ab. Denn die eigentliche Krimihandlung plätschert, ohne große Höhen und Tiefen, vor sich hin. Das liegt sicher auch daran, dass der ermittelnde Kommissar eher eine Statistenrollen einnimmt. Die Ermittlungen werden nur am Rande gestreift und bilden nicht das Zentrum des Thrillers. Das Privatleben des Kommissars kommt ebenfalls zur Sprache, da er einen schweren Schicksalsschlag erleiden musste. Dieser Teil der Handlung, und gerade das Ende dieses Erzählstrangs, wirkt allerdings zu konstruiert und damit völlig unglaubwürdig. Etwas weniger Dramatik wäre an dieser Stelle mehr gewesen.

Ich habe mich beim Lesen dieses Thrillers recht gut unterhalten. Gerade am Anfang konnte ich mich kaum von der Handlung lösen und hätte zu diesem Zeitpunkt begeisterte fünf Bewertungssterne vergeben. Doch leider wurden die ersten Rätsel, für meinen Geschmack, zu früh gelöst und so ließ mein Interesse am Geschehen abrupt nach. Die Nebenhandlung aus dem Privatleben des Kommissars konnte mich leider nicht überzeugen. Darauf hätte ich gut verzichten können. Das Ende dieses Erzählstrangs und die schlagartig abfallende Spannungskurve verleiten mich dazu, "nur" drei von fünf Bewertungssternen zu vergeben.

Bewertung vom 06.09.2019
Brewer, Heather

Vladimir Tod hängt todsicher ab (Band 3) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Vladimir Tod hängt todsicher ab" ist bereits der dritte Teil einer Jugendbuchreihe um den sympathischen Halbvampir Vladimir Tod. Da die Autorin kurze Rückblicke auf die Ereignisse der ersten beiden Teile gewährt, kann man dem aktuellen Geschehen sicher auch folgen, wenn man diese nicht gelesen hat. Zum besser Verständnis der Gesamthandlung und der Weiterentwicklung der Charaktere empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der Reihenfolge.

Der erneute Einstieg in die Welt des jugendlichen Halbvampirs, der sich nicht nur dem alltäglich Schulwahnsinn, sondern auch den Problemen, die durch seine dunkle Seite verursacht werden, stellen muss, gelingt mühelos. Durch den lockeren und gewohnt flüssigen Schreibstil fällt es leicht sich wieder in Vladimirs Welt hineinzuversetzen. Obwohl die Freundschaft zwischen Vlad und Henry in diesem Teil auf der Kippe steht, und Vlad auch sonst nicht besonders viel zu lachen hat, ist der im letzten Band etwas vernachlässigte Humor wieder da. Es gibt einige Szenen bei denen man unverhofft schmunzeln kann und so wird das Buch zu einer lockeren Lektüre, die sich fast von alleine liest.

Die Charaktere wirken genauso lebendig wie in den ersten Teilen. Vlad hat mit alltäglichen Problemen zu kämpfen und muss sich noch dazu seiner dunklen Seite stellen. Es gelingt der Autorin mühelos diese Gratwanderung zu beschreiben und Vlads Reaktionen glaubhaft zu vermitteln. Er wirkt sehr sympathisch, sodass man sich gerne in ihn hineinversetzt und seine Gefühle mit ihm teilt. Meredith und Vlad sind in diesem Teil endlich ein süßes Pärchen. Dieser Handlungsteil drängt sich allerdings nicht in den Vordergrund, sodass man auch in diesem Band keine hochromantische Vampir-Liebesgeschichte zu befürchten hat. Im Verlauf der Handlung trifft man auf alte Bekannte aus den ersten Bänden, allerdings werden auch neue Charaktere eingeführt. Action und Spannung kommen ebenfalls nicht zu kurz.

Obwohl ich das empfohlene Lesealter bereits geringfügig überschritten habe, und damit nicht mehr zur jugendlichen Zielgruppe gehöre, hat mir diese Fortsetzung ausgesprochen gut gefallen. Ich habe mich beim Lesen gut unterhalten und bin wirklich gespannt auf den weiteren Verlauf der Handlung. Da mir dieser Band bisher am besten gefallen hat, vergebe ich begeisterte fünf Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.