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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1073 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2018
Krieger, Günter

Rosen für Theophanu. Braut Ottos II. - Kaiserin des Abendlandes


ausgezeichnet

Das Leben einer starken Frau
Kaiserin Theophanu, Ehefrau von Otto II starb am 15.06.991 mit Anfang 30 Jahren. Das Buch schildert ihr bewegtes und in meinen Augen tragisches leben.
Theophanu wurde in Konstantinopel geboren und mit 14 Jahren mit Otto II, dem Sohn von Otto I verheiratet. Sie verließ ihre Heimat,
ihre Eltern und heiratete den ihr unbekannten Otto in Rom. Das
war ihr in so weit gnädig, als die beiden vom ersten Augenblick an eine starke Zuneigung verband und Otto sie als Ratgeberin schätzte. Die Bevölkerung stand der Ausländerin eher ablehnend gegenüber.
Kurz nach ihrer Heirat stirbt Otto I und Otto II übernimmt die Herrschaft. Diese steht unter keinem guten Stern. Von Beginn an muss er sich gegen Herrschaftsansprüche seiner Verwandtschaft wehren und wird in verlustreiche Kriege gezwungen. Erst 22jährig stirbt Otto II und lässt Theophanu mit dem erst 2 Jahre alten Thronfolger zurück. Theophanu setzt nun mehr ihre ganze Kraft und ihren Verstand ein, um ihrem Sohn die Herrschaft zu erhalten. Schnell lernt sie, dass man als Kaiserin nicht nur geben darf, sondern auch fordern muss. Unterstützt durch absolut loyale Freunde wie den Erzbischof von Köln Willigis gelingt es ihr tatsächlich dem Sohn die Kaiserkrone zu sichern. Parallel dazu erzählt der Autor die Geschichte der Bauerntochter Jutta. Die Lebenswege von Jutta und Theophanu kreuzen sich im Sommer 980. Jutta hat gerade ihre Mutter bei der Geburt der Schwester Magda verloren. Theophanu hatden Thronfolgergeboren, dessen Zwillingsschwester bei der Geburt gestorben ist. Theophanu hält Magda in ihrem Fiebertraum für die Tochter Irene und schenkt Jutta eine silberne Spange. Juttas Lebensweg verläuft typisch für ein Mädchen zur damaligen Zeit. Der Vater heiratet erneut. Die Stiefmutter bringt einen Sohn mit in die Ehe, der sofort an erster Stelle steht und Jutta mit Wissen des Vaters drangsaliert. Jutta träumt davon diesem Leben zu entkommen. Als der Vater bestimmt, dass Jutta den Stiefbruder heiraten soll, flieht sie zusammen mit der Schwester. Sie will zu Theophanu und hofft dort eine Stelle zu erhalten. Sie erreicht die kaiserliche Gesellschaft, als Theophanu im Sterben liegt. Der Kreis schließt sich.
Mir war die Person Theophanu unbekannt.Eigentlich nicht verwunderlich, da die Geschichtsschreibung meist von Männern und ihren Kriegen erzählt. Der Autor entwirft im sachlichen Erzählstil das Bild einer starken intelligenten gebildeten Frau, die es verstand, sich in einer von Männern regierten Welt zu behaupten. Traurig, dass sie so jung sterben musste und so ihren minderjährigen Sohn nicht weiter unterstützen konnte. Traurig auch, dass sie in Vergessenheit geraten ist, taugt sie doch als starkes Vorbild in einer gerade an weiblichen Vorbildern armen Geschichtsschreibung. Im Gegensatz zu diesem privilegierten und erfüllten Leben der Kaiserin das Leben des Bauernmädchens Jutta zu schildern, fand ich als Stilelement großartig. Zum einen verdeutlicht es die Vorzüge der adligen Gesellschaft wie den Zugang zu Bildung, macht aber gleichzeitig die Gemeinsamkeiten deutlich wie die Zwangsverheiratung. Beide Frauen verbindet ihr Wunsch nach einem selbst bestimmten Leben, wobei ich Jutta mehr Chancen einräume. Alles in allem ein wunderbares Geschichtsbuch

Bewertung vom 11.05.2018
Bender, Jochen

Der Ginkönig muss sterben


ausgezeichnet

Ein Schwabe ermittelt auf Mallorca

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In einer mallorquinischen Finca werden drei Tote gefunden : Breitner, der Besitzer der Bar " Ginkönig " am Ballermann , seine Geliebte und seine Schwiegermutter. Da es sich bei den Opfern um Deutsche handelt, wird Jens Hurlebaus aus Stuttgart als Verbindungsbeamter nach Mallorca beordert. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Da er dort als deutscher Beamter keine Befugnisse hat, ist er zum Nichtstun verurteilt. Natürlich hält er sich nicht daran. Da Breitner illegal mit Papageien gehandelt hat, fällt der Verdacht auf militante Tierschützer. Doch auch andere scheinen auf den ersten Blick ein Motiv zu haben. Die Ehefrau des Toten scheint nicht mehr willens zu sein, die Seitensprünge ihres Mannes zu tolerieren. Ein ehemalige Geschäftspartner, der von Breitner über den Tisch gezogen wurde, ist pleite und könnte auf Rache sinnen. Der Freund der Schwiegermutter soll vor vielen Jahren einen Mord in Deutschland verübt haben und könnte aus Frucht vor Entdeckung ,die Tat begangen haben. Und welche Rolle spielt der zwielichtige Baron von Helfenstein. Zudem scheint die mallorquinische Polizei kein zu großes Interesse an der Aufklärung des Falles zu haben. Deshalb stoßen Hurlebaus Ermittlungsbemühungen auf keine große Gegenliebe. Doch der setzt alles daran den wahren Täter zu fassen.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Bis fast zum Schluss war sowohl der Täter als auch das Motiv unklar. Der Autor bot dem Leser reichlich Verdächtige an, so dass die Motive und möglichen Tathergänge ständig wechselten, was das Lesen sehr kurzweilig machte und man herrlich mit raten konnte. Hurlebaus wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer. Besonders seine Hartnäckigkeit und sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit haben mich für ihn eingenommen. Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung des undurchsichtigen Barons, den ich überhaupt nicht leiden konnte. Die Auflösung des Falles ist ungewöhnlich, aber durchaus schlüssig. Das Buch bietet spannende Unterhaltung und macht Lust, sich erneut mit Hurlebaus auf Tätersuche zu begeben.

Bewertung vom 06.05.2018
Hamannt, Michael

Die Dämonenkriege Bd.1


ausgezeichnet

Dämonen bedrohen die schwebenden Reiche
Ryk ist ein mit Magie begabter Dämonenjäger. Die schwebenden Reiche sind durch einen uralten Bannkreis vor den Dämonen aus der Gegenwelt geschützt. Trotzdem gelangen manchmal Einzelwesen durch die Barriere. Ryks Aufgabe ist es, sie zu jagen und zu vernichten. Als seine Gefährten durch einen menschenähnlichen Dämonen getötet werden, ist Ryk klar, dass die Bedrohung durch die Dämonen einen lebensbedrohlichen Grad erreicht hat. Aus Rache und aus Sorge um die Sicherheit seiner Welt macht er sich auf die Suche nach dem Dämon, um ihn zu töten. Unterstützt wird er von der Halbdämonin Kela. Ishan con Femen, der Kronprinz von Sharigor, vervollständigt das Trio.Ishan musste zusehen, als der Dämon seinen Vater ermordet hat. Ishan wurde für den Mord verantwortlich gemacht und ist seitdem auf der Flucht. Die Spru des Dämons führt nach Kellwyn. Kellwyn wurde durch Thamaryn, Oberhaupt des Fünferbundes, erobert. Möglicherweise steht er unter dem Einfluss eines Dämons.
Parallel dazu befindet sich die Keesa Catara im Auftrag der Königin Madea von Sharigor auf einem Rachefeldzug. Madea macht die Anführer r des Fünferbundes für den Tod ihres Mannes verantwortlich. Catara soll sie für Madea töten. Catara ist eine ausgebildete Assassine, die die Gestalt ihrer Opfer annehmen kann. Auch sie ist auf dem Weg nach Kellwyn.
Das Buch bietet alles, was man von einem guten Fantasybuch erwartet. Es gibt den Kampf Gut gegen Böse, Freundschaft, aber auch Verrat, Magie und eine Welt , die voller Überraschungen steckt. Und auch die handelnden Personen sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Die Gruppe um den Dämonenjäger Ryk war mir rundum sympathisch und gab auch oft Anlass zu Heiterkeit. Den Gegensatz dazu bildet die Assassine Catara, die ein trauriges Schicksal hat und durch ihren Auftrag ständig mit dem Tod konfrontiert wird. Das bedeutet aber nicht, das sie mir nicht sympathisch war. Im Gegenteil ich bin voller Bewunderung für ihre Stärke und Ergebenheit gegenüber Madea. Das Buch hat eindeutig Suchtpotenzial. Man kann beim Lesen herrlich abtauchen und die Welt um sich herum vergessen. Da die Geschichte ihre Fortsetzung in einem 2. Band findet, endet das Buch mit einem offenen Ende.

Bewertung vom 01.05.2018
Maresca, Marshall Ryan

Der Zirkel der blauen Hand / Die Chroniken von Maradaine Bd.1


sehr gut

Ein junger Magier kämpft gegen das Verbrechen
Die Geschichte um den jungen Magierstudenten Veranix spielt in einer mittelalterlichen Welt. Bei genauerem Hinsehen unterscheidet sie sich in manchen Dingen nicht von unserer. Die Straßen werden beherrscht von verschiedenen banden. Eine davon sind die Prinzen. Einer ihrer Anführer ist Colin, ein Cousin von Veranix. Alle leben in Angst vor dem übermächtigen Verbrecherkönig Fenmere, der sein Geld überwiegend mit Drogenhandel verdient. Da Veranix seine Mutter durch Drogen verloren hat, bekämpft er Fenmere mit allen Mitteln, wo er nur kann. Als er von eine große, vermeintliche Drogenlieferung abfangen kann, gelangt er in den Besitz eines Mantels und eines Seils, die seine magischen Kräfte erheblich verstärken. Der Diebstahl ruft den magischen Zirkel "Die blaue Hand" auf den Plan, für den die Gegenstände ursprünglich bestimmt waren. Nun jagen Veranix nicht nur Fenmere und seine Handlanger, sondern auch die mächtigen und bedeutend skrupelloseren Magier.. Unterstützung bekommt Veranix nur durch Kaiana, die als Gärtnerin bei der Universität arbeitet und seinem Mitstudenten Delmin.
Das Buch zieht einen gleich in seinen bann. Ständig gerät Veranix bei seinen Versuchen, Fenmere zu schaden in Schwierigkeiten und ich war jedes mal gespannt, wie er es schafft, heil aus der Sache heraus zu kommen. Veranix ist ein hitzköpfiger sympathischer Junge, der sich allein dem schier aussichtslosen Kampf gegen das Böse stellt. Das ist zugleich eine Schwäche der Geschichte. Veranix begibt sich ohne Nachdenken in Gefahr und entkommt jedes mal. Das ist auf Dauer trotz des Einsatzes von Magie unglaubwürdig. Gut, dass er seine verlässlichen Freunde Kaiana und Delmin hat, die für ihn das Denken übernehmen. Colin, seinen Vetter, habe ich dagegen bedingungslos ins Herz geschlossen. Auf den ersten Blick scheint er als Mitglied der Prinzenbande auf der falschen Seite zu stehen. Er hat aber das Herz auf dem rechten Fleck und erweist sich als echter Freund.
Das Ende hat mich ein wenig enttäuscht, weil es für mich einige wichtige Fragen unbeantwortet lässt.

Bewertung vom 29.04.2018
Aurass, Dieter

Frankfurter Schattenjagd


sehr gut

Interessantes Gedankenspiel
Der Autor entführt uns in eine Welt, wie ich sie hoffentlich nie erleben werde. Die Katastrophe von Tschernobyl hat entsetzliche Ausmaße angenommen und eine Flüchtlingswelle nie gekannter Größe ausgelöst. Europa wird von den vor der Apokalypse fliehenden Menschen überrannt, Hunger, Seuchen und Wohnungsnot sind die Folgen. Die Geschichte spielt nach diesen Ereignissen. Die Bevölkerung Frankfurts ist international. Die ethnischen Gruppen haben sich gemischt. Es herrscht friedliche Koexistenz. Aber die Verbrechenbanden sind weiterhin aktiv über die Russenmafia bis hin zu den Tiraden. dann kommt es zu grausamen Morden an Mitgliedern der mongolischen Banden. Droht ein neuer bandenkrieg oder ist es die Tat eines Psychopathen. Die internationale Truppe um Kommissar Xaver Xing nimmt die Ermittlungen auf. Im laufe der Nachforschungen kristallisiert sich heraus, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt und Hinweise verdichten sich, dass Mitarbeiter der Polizei darin verwickelt sind. Da jeder Kollege von Xing ein schlimmes Schicksal hinter sich hat, scheint jeder verdächtig.
Die Handlung lebt vom "Was wäre wenn ". Der Autor schildert eindringlich, wie sich die Katastrophe und ihre Folgen abgespielt haben könnte und bietet nachdenkenswerte Lösungsansätze an. Die Krimihandlung selbst ist die klassische Katz- und Maussituation, in der die Gejagten immer einen Schritt voraus sind. Thematisiert wird die Frage "Kann Selbstjustiz gerechtfertigt sein ?"Die Antwort überlässt der Autor dem Leser und vermeidet damit die Moralkeule. Insgesamt war die Geschichte spannend und die Ermittlungstruppe, in der jeder seine Besonderheiten hat, sympathisch. Was mich etwas gestört hat, ist die Liebesgeschichte zwischen Xing und der schönen Lilith. Für mich nimmt sie zu breiten Raum ein. Vielleicht wollte der Autor damit auch ein Zeichen der Hoffnung setzen.

Bewertung vom 29.04.2018
Mattes, Johan

Wer Freiheit sucht


sehr gut

Was bedeutet Freiheit ?
Kommissar Jacob Rhoden wird aus disziplinarischen Gründen in die schwedische Provinz versetzt. Da er aus beruflichen Gründen seine Frau mit den beiden Kindern oft allein lässt, kommt es zur Ehekrise und seine Frau beginnt eine Affäre. Doch die Eheprobleme müssen zurück stehen. Ein nackter Mann wird schwer verletzt aufgefunden. Zeitgleich muss Rhoden sich mit dem Mord an zwei Frauen beschäftigen. Hinweise auf die Identität der Opfer gibt es zunächst nicht. Nach schwierigen Ermittlungen in den sozialen Netzwerken ergibt sich folgendes Bild : Der verletzte ist eindeutig in den Mordfall verwickelt. Die beiden Frauen gehören zu einer deutschen Touristengruppe. Ist der Mörder ein gerade entlassener Sexualstraftäter wie die Presse behauptet ? Während Rhoden bei einem Familienausflug versucht seine Ehe zu retten, geht seine Kollegin Eva im Alleingang einer heißen Spur nach. Als sie sich nicht mehr meldet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Der Krimi hat mir gut gefallen. Er ist spannend erzählt und es werden viele Handlungsstränge angelegt, so dass bis kurz vor Schluss nicht klar ist, wer die Morde aus welchem Grund begangen hat.
Allerdings war mir der ermittelnde Kommissar Rhoden eher unsympathisch. Sein cholerisches Verhalten fand ich unangemessen. Da war mir seine Kollegin Eva doch näher, obwohl auch sie ihre Schwachstellen hat.
Der furiose Schluss gleicht diese Mängel für mich aber mehr als aus.

Bewertung vom 15.04.2018
Weiß, Sabine

Brennende Gischt / Liv Lammers Bd.2


ausgezeichnet

Die Idylle trügt
Die alleinerziehende Kommissarin Liv Lammers wird zu einem Mordfall auf die Insel Sylt gerufen. Der allseits beliebte Pfarrer wurde erschlagen, als er sich im Haus des verstorbenen Millionärs Zurssen aufgehalten hatte, das dieser der Kirche hinterlassen hatte. Überschattet werden die Ermittlungen durch Rivalitäten zwischen ihrem Arbeitskollegen Hennes und dem Leiter Bente sowie einem Maulwurf in den eigenen Reihen. Auch privat gestaltet sich der Fall für Liv belastend, da ihre Familie, mit der sie sich überworfen hat, auf Sylt lebt. Der Fall selbst scheint schnell gelöst. Der Pfarrer führte eine offene Ehe und ein eifersüchtiger Ehemann gerät in Verdacht. Doch wie passt das liebenswürdige alte Ehepaar ins Bild ? Als der Mann plötzlich verschwindet, weist eine der möglichen Spuren in die wilden Siebziger der Insel.
Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die Familienprobleme von Liv geben der Geschichte eine besondere Note, werden aber nie so dominant, dass sie vom eigentlichen fall ablenken. Sehr gelungen fand ich den Spannungsbogen ausgehend vom Mord am Pfarrer, der auf den ersten Blick einfach zu lösen scheint. Als die Ermittler etwas an der Oberfläche kratzen, bringen sie rasch menschliche Abgründe ans Licht. dadurch entwickelt sich die Geschichte in eine völlig andere Richtung. Obwohl der Täter doch schon einige Seiten vor dem Ende bekannt ist, gelingt es der Autorin die Spannung hoch zu halten. Liv war mir als Person sympathisch. Trotz ihrer persönlichen Probleme hat sie kein Alkoholproblem oder ist neurotisch. Das hebt sie für mich positiv aus dem Meer von psychisch kranken Ermittler heraus. Ihre Kollegen blieben dagegen eher blass, was das Lesevergnügen aber nicht beeinträchtigt.

Bewertung vom 08.04.2018
Beinert, Claudia;Beinert, Nadja

Revolution im Herzen


ausgezeichnet

Wer war Lenchen Demuth ?
Lenchen Demuth wird in dem kleinen Ort St. Wendel geboren. Der Vater versucht als Tagelöhner seine zahlreiche Familie zu ernähren. Als dieser stirbt, zieht das Elend und der Hunger endgültig ein. Da beschließt Lenchen, gerade mal 8 Jahre alt, nach Trier zu gehen, um dort als Dienstmädchen Geld zu verdienen. Als glückliche Fügung erweist sich, dass Lenchen Jenny von Westphalen begegnet. Sie beginnt ihren Dienst in deren Elternhaus und lernt so Karl Marx kennen. Dieser hat sich bereits in jungen Jahren der Revolution verschrieben. Jenny und Karl verlieben sich in einander. Die Hochzeit lässt aber lange auf sich warten, da Marx Probleme hat, eine Anstellung zu finden. Schließlich arbeitet er als Journalist, immer in Angst vor Verhaftung durch die Preußen. Als Jenny ihr zweites Kind erwartet, schickt deren Mutter Lenchen als Dienstmädchen zu ihr. Lenchen macht sich auf nach Brüssel, wo die Familie Marx mittlerweile lebt. Dort nimmt sie sich des häuslichen Chaos an und kümmert sich um die Kinder, während Jenny den Kampf ihres Mannes unterstützt. Jenny und Lenchen verbindet seit der Zeit in Trier fast so etwas wie Freundschaft. Marx steht sie eher ablehnend gegenüber. Die Familie lebt in angespannten finanziellen Verhältnissen. Marx kann nicht mit Geld umgehen. Schulden gehören zu ihrem Leben. Als Marx Verhaftung droht, findet die Familie eine Heimstatt in London . Hier im Zentrum des Kapitalismus glaubt Marx die Revolution voran treiben zu können. Tatsache ist, die Familie lebt in bitterster Armut. Als Jenny sich auf Bettelreise zu einem Onkel in Belgien befindet, kommt es zur Annäherung zwischen Lenchen und Marx. Lenchen wird schwanger und bringt einen gesunden Jungen zur Welt. Auf Drängen von Marx gibt sie in gleich nach der Geburt zur Adoption. Ihre Freundschaft zu Jenny zerbricht. Diese kann ihr den Vertrauensbruch nicht verzeihen. Doch Lenchen bleibt weiter bei der Familie, hofft, dass alles wieder gut wird und trauert um ihren Sohn.
Das Buch hat mich sehr bewegt. Man lernt die Familie Marx durch Lenchens Augen kennen und damit das private Familienleben. Der Revolutionär und Visionär Marx findet eher beiläufig statt. ich fand die Schilderung der sozialen Verhältnisse einfach schrecklich. Für unsere Verhältnisse ist das schwer vorstellbar und noch weniger zu ertragen, gerade auch die hohe Kindersterblichkeit. Dass Marx zu dem Schluss kam, dies müsse zu einem Aufstand des Lumpenproletariats führen, ist nur folgerichtig.
Was mich dagegen enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass Marx ein typisch männliches verhalten an den Tag legt. Sein Verhalten Lenchen gegenüber als sie sein Kind bekommt, ist einfach nur schäbig. Für mich unverständlich dass Lenchen sich weiterhin für die Familie aufopfert und die schroffen Zurückweisungen Jennys erträgt. Dennoch muss ich sie bewundern, wie sie ihr Leben meistert trotz fehlendem Schulbesuch und widrigen Lebensumständen. Sie scheint trotz allen ein zufriedener Mensch gewesen zu sein.