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gaby2707

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Insgesamt 2027 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2021
Hendriks, Annemieke

Zweites Grab, halber Preis


sehr gut

Unterhaltsame Geschichten von Friedhof

Die Autorin Annemieke Hendriks trauert um ihren verstorbenen Ehemann Antoine, der nun auf einem kleinen Berliner Friedhof, ihrer „Insel“, begraben liegt. Hier begegnet sie im Laufe eines Jahres von Frühling bis Winter den verschiedensten Menschen, erfährt berührende, spannende und skurrile Geschichten und erlebt die tollsten Sachen. Sie erzählt von dem unterschiedlichen Umgang mit dem Tod zwischen den Niederlanden und Deutschland. Sie ist erstaunt über die verschiedenen Rituale des Begrabens und der verschiedenen Gepflogenheiten auf dem Friedhof. Vieles von dem, was sie hier beschreibt, kannte ich bisher auch noch nicht.

Ich finde es toll, wie sie mit dem Tod ihres Lebensgefährten Antoine umgeht. Wie sie ihn jeden Tag besucht, mit ihm spricht und ihn weiterhin an ihrem Leben teilhaben lässt. Wie sie sich über z.B. eine auf einer Grünfläche im Friedhofsgelände nackt sonnenbadende Frau amüsiert; wie sie neue Freundschaften schließt und wie sie auf dem Grab Gemüse anpflanzt. Wie sie sich dafür einsetzt, dass der Friedhof abends wieder geschlossen wird, um so Grabräubern, Alkoholikern, Drogendealern und Fixern ihre Anlaufstelle zu nehmen und den Toten ihre Ruhe zu garantieren.

Eine nette, kurzweilige Lektüre über das Leben, das Sterben und den Tod. Mir hat sie einige Denkanstöße gegeben und unterhaltsame Stunden geschenkt.

Bewertung vom 12.09.2021
Wlasak, Helmut

In allen Punkten


ausgezeichnet

Aus dem wahren Leben

Vor seiner Arbeit als Strafrichter in zahlreichen Drogen-, Wirtschafts-, Mord- und Totschlag- und Dschihadistenprozessen war der in Graz als Suchtgiftrichter bekannte Autor Helmut Wlasak Gendarmeriebeamter unterwegs. Aus seiner jahrelangen Erfahrung hat er in diesem Buch 30 Geschichten aus seinem Richteralltag aufgeschrieben, die ich als sehr lesenswert empfinde.

So erfahre ich, wie Hans anhand der Aufzeichnung von Autokennzeichen in den Knast kommt; wie Edith und Erika, denen ihre Geldknapphei und ihre plötzliche Liebe zu Gartenzwergen zum Verhängnis wird; wie Anna ihre nicht frisierten Haare zum Verhängnis werden; wie Günther seine Flucht nach 18 Jahren beendet und wie Louis, der einmal etwas erleben will, dann meint, er habe einenn Mord begangen. Ich lerne Dr. med. SA, der fast nackt ein Magenleiden diagostiziert, kennen; erfahre, warum Jan von „seiner“ Marinella und seinen Freunden Silviu und Lorand zutiefst enttäuscht ist und warum Gerald schon zum vierten Mal vor Gericht steht und auch Franz das Gefängnis schon gut von innen kennt. Ich bin bei einem aberwitziges Gespräch zwischen Ivan und seinem Richter dabei und kann den Richter immer wieder den Kopf schütteln sehen, wenn es um 50 verkaufte Würschtl mit 1500 Senfgurken und 30kg Senf geht. Bei dem Fall von Dietmat und Gerhard habe ich schlucken müssen. All diese Menschen geraten in die Fänge der Justiz. Alle haben die verschiedensten Gründe. Die einen sind einfach etwas dumm oder naiv, die anderen wollen einfach ihre Begierde stillen oder etwas Gutes tun, ohne an die Folgen zu denken. Wieder andere lassen sich ausnutzen oder geraten einfach an die falschen Menschen, die ihnen nicht gut tun. Alle hatten sie sich ihr Leben bestimmt anders vorgestellt.

Ich finde die hier angesprochenen Fälle alle sehr unterhaltsam. Ich habe manchmal geschmunzet, hier und da den Kopf geschüttelt und ich war auch mal baff. Warum? Das kann jeder in dieser Kurzgeschichtensammlung selbst heraus finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2021
Golch, Dinah Marte

Die andere Tochter


ausgezeichnet

Wenn man nicht mehr weiß, wem man trauen kann

Antonia „Toni“ Petzold verdient sich ihr Geld mit der Wohnungsräumung Verstorbener. Hierbei verliert sie durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ihr Augenlicht und ist auf eine Hornhautverpflanzung angewiesen. Die bekommt sie recht schnell durch eine bei einem Autounfall verstorbene junge Frau. Obwohl gesetzlich der Kontakt zwischen Implantatempfänger und den Angehörigen untersagt ist, gelingt es Toni Kontakt zur Mutter der Verstorbenen aufzunehmen. Damit begibt sie sich in ein Netz von Verstrickungen, aus dem sie fast nicht mehr entkommt.

Das Cover mit den vielen Puzzleteilen und dem sich dahinter verbergenden Foto und der Klappentext machen gleich neugierig. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, stelle ich fest, dass das Cover perfekt zur Geschichte passt, was leider nicht immer der Fall ist.

Nachdem ich mit dem Buch angefangen hatte, ist es mir sehr schwer gefallen, es doch immer mal wieder zur Seite zu legen. Es entwickelt mit jeder Seite, mit jedem Puzzleteil, das aufgedeckt wird, einen stärkeren Sog. Und es werden viel Puzzleteilchen aufgedeckt. Was sich dahinter versteckt, ist nicht immer schön.
Dinah Marte Golch versteht es, mich an die Geschichte zu fesseln. Kurze, knappe Sätze treiben die Spannung immer weiter in die Höhe. Ich darf die Protagonisten einmal ab April 2019 begleiten, ab dem Zeitpunkt von Tonis Sehkraftverlustes. Ab Oktober 2019 erzählt Toni die Geschichte in der Ich-Form, was weitere Spannung schafft. Hier geht es hauptsächlich um den Mordversuch an ihrer Mutter Brigitte. Ganz langsam nähern sich die beiden Zeiten an und ergeben zum Schluss ein schlüssiges Ganzes.
Die einzelnen Figuren, denen ich hier begegne, sind sehr gut ausgearbeitet und erscheinen menschlich und greifbar. Besonders Antonia, um die es ja auch hauptsächlich geht, bin ich hier emotional sehr nahe gekommen. Immer kann ich ihr Handeln aber nicht verstehen.
Sehr interessant finde ich die Gespräche über die psychologischen Auswirkungen ihrer Cornea-Transplantation, die Toni mit ihrem Psychiater führt. Ein weiteres Thema, der Kunstraub im Nationalsozialismus in Berchtesgaden, von Bildern, die in Goebbels Besitz übergingen, hat mir dagegen in diesem Zusammenhang nicht gefallen. Das war mir dann doch etwas zu viel und zu weit her geholt.

Es gibt einige Erzählstränge und Wirrungen, die sich aber gekonnt und vor allen für mich nachvollziehbar zu einer Geschichte zusammenfügen. Bis auf den einen angesprochenen Kritikpunkt hat mir das Buch, das sich wie ein Krimi liest, sehr gut gefallen.

Bewertung vom 08.09.2021
Stevens, Hannah

Sex zu dritt Erotische Geschichten


ausgezeichnet

Anregende Kurzgeschichten

Bestimmt gibt es viele Männer und auch Frauen die sich wünschen oder vorstellen, wie es ist Sex zu Dritt zu haben. In 16 hoch erotischen Kurzgeschichten beschreibt dieses Buch die uterschiedlichsten Dreier-Konstellationen. Eine Frau mit zwei Männern. Zwei Frauen und ein Mann, drei Frauen. Sie alle leben ihre sexuellen Vorlieben mit den verschiedensten Menschen aus. Und ich bin als Mäuschen dabei.

In 16 hoch erotischen Geschichten geht es an den verschiedensten Schauplätzen sehr heiß zu. Mir gefällt der lockere und vor allem sehr bildhaften Erzählstil von Hannah Stevens sehr gut. Sie spricht Vieles sehr direkt an, oder umschreibt um der Fantasie Raum zu geben, wirkt aber nie derb oder vulgär. Mein Kopfkino ist ab der ersten Seite voll im Einsatz.

Zum Schluss bekomme ich, quasi als Guddi, noch einen Gutschein-Code für eine exklusive Zusatzgeschichte als E-Book.

Hier ist für jeden Geschmack etwas Anregendes dabei. Ich wurde von den allermeisten der Geschichten sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 07.09.2021
Haft, Jan

Heimat Natur


ausgezeichnet

Eine interessante Reise in unsere bemerkenswerte Natur

In seinem Buch führt uns der Biologe und vielfach ausgezeichnete Natur- und Tierfilmer Jan Haft durch die faszinierenden Ökosysteme unserer Heimat Deutschland. In 16 Kapiteln beleuchtet er die Lebensräume Alpen, Wald, Fluss, Feld und Flur, Heide, Moor und Küste mit ihren vielen Lebewesen und Pflanzen, von denen mir einige bisher gar nicht bekannt waren. Allein zu lesen „Was ist Heimat“ macht klar, wie gedankenlos die meisten von uns heutzutage mit unserem Lebensraum umgehen. Bzw. wie gedankenverloren wir uns hier bewegen.

Jan Haft erzählt aus seiner persönlichen Erfahrung und bezieht immer auch die historische Entstehung der Lebensräume mit ein. Seine Art zu erzählen und die kleinen Anekdoten, die er einfließen lässt, machen das Buch zu einem absoluten Lesegenuss. Viele Teile unseres Lebensraumes sind heute akut bedroht. Wie wir dagegen angehen können, erläutert Jan Haft auf eindringliche Art und Weise, ohne belehrend zu wirken.

32 Seiten mit eindrucksstarken Fotografien runden das Buch ab und machen es zu einer, wie ich finde, absolut lesens- und überdenkenswerten Lektüre. Literaturhinweise und ein Register komplettieren dieses eindrucksvolle Werk.

Jan Haft hat eine so fantastische, leicht verständliche, trotzdem eindringliche Art dem Leser die Schönheit unserer Natur nahe zu bringen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein tolles Buch für alle Naturliebhaber und die, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 07.09.2021
Schwab, Axel

Labyrinth München


ausgezeichnet

Ein etwas anderer Reiseführer

In seinem Buch „Labyrinth München“ zeichnet Autor Axel Schwab 30 besondere Touren in der bayerischen Landeshauptstadt auf.

Eingeleitet durch sein Vorwort geht es los mit „How to“, wo ich erste Einblicke zur Orientierung bekomme. Die Touren führen mich direkt ins Stadtzentrum, auf Seitenwege in München, es gibt Streifzüge außerhalb des Mittleren Rings, ich lerne Münchens grüne Oasen kennen und es geht raus aus der Stadt. Tipps zum öffentlichen Nahverkehr, wie man am besten welche Karten verwendet, finde ich klasse. Da tut sich mancher Tourist bei der Vielzahl der Angebote echt schwer.

Weiter geht es mit einer Vielzahl von Fotos zu den Thema Best of. Hier werden besuchenswerte Cafés, Restaurants, Geschäfte, Museen und Fotospots vorgestellt. Dann geht es los mit den 30 Touren von der Innenstadt bis an den Staffelsee im Münchner Umland. Alle sind nicht nur mit vielen kleinen Bildern versehen, kurze Beschreibungen, Insidertipps, Öffnungszeiten, Adresse, Internetadresse, Telefonnummern und vor allem eine genaue Karte mit den zu gehenden Wegen machen Lust sofort los zu marschieren.
Tipps für unterwegs, ein Jahreskalender, Tourenkombinationen, ein Personenregister und ein Stichwortverzeichnis runden das Buch ab.

Ich lebe nun schon seit 41 Jahren in München und kenne viele der Sehenswürdigkeiten. Aber es gibt auch für mich einiges Neues, was ich noch nicht kenne. Das Café Katzentempel, die Trattoria La Stella und das Kiosk Café Isarfräulein werden meine nächsten Anlaufstationen sein. Und dank der ausführlichen Karte von Schloss Nymphenburg werde ich dort auch mal die abgelegenen Sehenswürdigkeiten besuchen.

Eine Hommage an meine Stadt und ein, wie ich finde, perfekter Reiseführer für alle die München neu erkunden wollen. Aber auch für Einheimische, die mal besondere, nicht alltägliche Plätze kennenlernen wollen.

Bewertung vom 05.09.2021
Marcici, Xenia

Nimm mich jetzt & hier Erotische Geschichten


ausgezeichnet

Schöne erotische Geschichten

Xenia Marcici überrascht mich mit vier ganz unterschiedlichen Kurzgeschichten. An den verschiedenen Schauplätzen geht es sehr heiß und auch kreativ zu. Es beginnt in einem gläsernen Fahrstuhl. Und Fahrstühle werden die beiden Protagonisten wohl ihr Leben lang begleiten. Dann lerne ich Stefans Schwester Emmy und ihre Freundin Goldbiene kennen, deren Schlitze in der Lederkombi jeden Mann scharf machen. In der dritten Geschichte führt ein Unfall zwei Menschen zusammen, die zusammen gehören zu scheinen. 4. erfahre ich noch, wie es nach einer Panne mit der ersten Internetbekanntschaft doch noch zu einem guten Ende kommt.

Mir gefällt der bildhaften Erzählstil von Xenia Marcici sehr gut. Sie spricht zwar alles sehr direkt an, aber alles kommt sehr liebevoll rüber, ohne vulgär oder derb zu wirken. Im Gegenteil. Hier bekomme ich Emotionen, Spannung und Tiefgang gepaart mit knisternder Erotik. Mein Kopfkino ist ab der ersten Seite im Einsatz und sie hat mich mit ihren vier Paaren, die ich hier kennenlerne, sehr gut unterhalten.

Zum Schluss bekomme ich, quasi als Guddi, noch einen Gutschein-Code für eine exklusive Zusatzgeschichte als E-Book.

Wer bei erotischen Geschichten nicht nur auf das „rein und raus“ aus ist, der sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 04.09.2021
Carlin, Paula

Sternflüstern


ausgezeichnet

Trauerbewältigung nahbar gemacht

Wie gut das Cover, das mir sofort gefallen hat, zum Buch passt, das erfährt man, wenn man die Geschichte mit Irith Falterberg und Linus Bendixen gelesen hat.

Irith und Linus hatten eine ganz besondere Beziehung. So plötzlich, wie er vor Jahren in ihr Leben getreten ist, so plötzlich ist er nun gegangen und Irith trauert um ihren Seelenmenschen. Dann lernt sie Sophie kennen und etwas später Alix. Zwischen den drei Frauen entsteht ein Band, an dessen Beginn und Ende Linus steht.

„Die Geschichte eines Neuanfangs“ steht unter dem Titel des Buches. Es ist ein Neuanfang für die drei Frauen, die ich hier kennenlerne.
In einer sehr poetischen, nostalgischen und feinen Sprache erhalte ich nach und nach Einblicke in das Leben von Irith, Mitte 50, deren Verhältnis zu Linus mehr durch Distanz als durch Nähe geprägt war. Nun lebt er nicht mehr und sie vermisst ihn zutiefst. Sophie, die sich mit einer Trennung und Scheidung auseinandersetzen muss, lernt Irith durch ein Mosaik kennen. Und an Alix, die gerade in den Ruhestand getreten ist und nun vor einem Loch zu stehen scheint, das es mit neuem Leben und Hoffnung zu füllen gilt, soll Irith ein Päckchen von Linus übergeben. Und auch das Leben von Linus, der das Bindeglied zwischen den drei Frauen zu sein scheint, lerne ich durch die Frauen immer besser kennen. Alle drei kannten ihn und Linus zieht die Fäden, dass sie sich kennenlernen. Oder kann es Zufall sein, dass Irith und Sophie sich durch ein Mosaik im Hotel kennenlernen?

Mosaike – die stehen auch irgendwie im Mittelpunkt dieser berührenden Geschichte. Sie sind Anfang und Ende. Egal wie man sie zusammensetzt, sie sind immer wieder neu, immer wieder anders. Ein Mosaik ist so verschieden wie die verschiedenen Leben der drei Frauen.

Ein tolles Buch – nicht nur für die, die sich mit Trauer oder Trauerbewältigung auseinandersetzen. Für alle, die einen neuen Anfang suchen. Für alle, die einfach ein berührendes Buch voller Emotionen, Tiefe und Freundschaft lesen wollen. Ich habe es genossen.