Benutzer
Benutzername: 
katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2020
Wallat, Astrida

Dolce Vesuvio


ausgezeichnet

Was für den einen die Vinylplatten bedeuten, so setzen die Vulkane bei Carlotta wahre Verzückungen frei. Ihr Herz schlägt höher als sie erfährt, dass sie bei Ausgrabungen in Pompeji dabei sein darf und so den Fundstücken am Vesuv auf den Leib rücken kann. Doch Carlotta ahnt nicht, dass sie mit dieser Reise nach Italien ein wahres Gefühlskarussell in Gang setzt, das nicht nur ihr Herz in Kapriolen versetzt….
„Dolce Vesuvio“ ist so viel mehr als ein Liebesroman, er ist ein Streifzug durch die Antike, eine Liebeserklärung an Italien und er geht mitten ins Herz, wenn die Autorin die Vergangenheit lebendig werden lässt.
Mit viel Augenzwinkern an genau den richtigen Stellen, witzig-frechen Schlagabtauschen zwischen Lollo und Alessandro und einzigartigen Darstellern weiß sie pointierte Akzente zu setzen und den Leser mitzureißen, wenn Carlotta von einem Fettnäpfchen ins andere Tritt, der großen Liebe gegenübersteht und auch sonst für viel Wirbel sorgt.
Die Liebe der Autorin zu Italien, zur Kultur und Architektur und zu den kulinarischen Köstlichkeiten des Landes spricht aus jeder Zeile und fließt in die Geschichte mit ein, die mit ganz viel Herzblut und Charme geschrieben ist.
Der Leser kniet mit Carlotta im Staub und hofft auf den sensationellen Fund in ihrem Claim, er leidet und liebt mir ihr, hat Herzklopfen und feuchte Hände und natürlich auch das ein oder andere Hörnchen, wenn Carlotta etwas zu tief ins Glas geschaut hat und so für einige Turbulenzen sorgt. Die wunderschöne Landschaft wird durch die äußert bildhafte Beschreibung der Autorin ins heimische Wohnzimmer projiziert, man hört die Zikaden zirpen, fühlt die heiße Sommersonne Italiens auf der Haut und sehnt sich nach einem erfrischen Bad im Meer, auf dem die Sonne kleine flüssige Diamanten glitzern lässt.
Für mich gibt es jedoch die schönsten Szenen in dem Abschnitt, in dem die Schreibende das antike Pompeji wieder auferstehen und lebendig werden lässt und dort eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte offenbart – ich habe ein paar Tränchen vergossen, weil mich dieser Teil des Buches so sehr berührt hat. Die letzten Stunden von Pompeji werden hier derart plastisch dargestellt, sodass man meint, das Beben der Erde zu spüren, die rauchgeschwängerte Luft zu Atmen und verzweifelt einen Ausweg sucht, um dem großen feuerspeienden Berg zu entkommen. Ganz, ganz großes Kino!
Der Roman ist für alle Italienliebhaber, für Romantiker und für solche, die sich gerne in fremde Länder entführen und bei Antipasti und Rotwein die Seele baumeln lassen.

Bewertung vom 15.02.2020
Schlennstedt, Jobst

Lübsche Wut / Kommissar Birger Andresen Bd.11


sehr gut

Lübeck ist um eine Sensation reicher – der wahrscheinlich bekannteste Häftling der JVA Lauerhof ist tot und alles deutet auf einen Suizid hin. Doch warum sollte Blum, der vor dreißig Jahren wegen dem Mord und Missbrauch an einem 8jährigen Jungen inhaftiert wurde, ausgerechnet jetzt seinem Leben ein Ende setzen?
KHK Andresen muss ermitteln und alles deutet drauf hin, dass der Inhaftierte bedroht und malträtiert wurde. Als ein weiterer Mordfall die Hansestadt erschüttert, scheinen erste Zusammenhänge zu entstehen und Birger Andresen muss das Rätsel lösen…

Während die heiße Sommersonne im Roman die Lübecker zum Schwitzen bringt, lässt Jobst Schlennstedt in „Lübscher Wut“ das Blut seiner Figuren zum Kochen bringen, indem er einen uralten Fall wieder ins Rollen bringt und für mächtig Furore sorgt.
Die Mühlen der Justiz mahlen diesmal nicht langsam, sie scheinen zu stocken und somit unter verstaubten Aktendeckeln auch einiges offensichtlich unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit weiter ruhen zu lassen. Doch Andresen wäre nicht Andresen, wenn er nicht ständig weiterbohren, stochern und nachfragen würde.
Der Autor stellt einen komplexen Fall für seine Leser dar, der auf den ersten Blick vollkommen klar erscheint, aber erst beim näheren Hinsehen werden die Abgründe der menschlichen Seele offenbart. Bestechlichkeit, Kinderpornografie und Machtgerangel in den höchsten politischen
Kreisen sind nur einige Schlagwörter, die den Liebhaber von Schlennstedts Büchern hier mit in einen spannenden Regio-Krimi ziehen.
Gekonnt lässt der Autor den Leser auf dem Holzweg tappen, führt ihn geschickt an der Nase herum und verwickelt ihn so immer mehr in die Ermittlungen von Birger und Ida-Marie, um endlich hinter die dunkeln Machenschaften der Drahtzieher zu kommen. Die Suche nach dem Täter ist in und um Lübeck angelegt, führt den Lübeck-Kenner an einige bekannte Orte und sorgt so dafür, dass man immer mittendrin ist und eigene Nachforschungen anstellt. Des Rätsels Lösung ist dabei sehr knifflig angelegt und ich kann den Täter sogar verstehen, warum er zu solch einer Übersprunghandlung fähig ist.
Schlennstedt weiß, wie man eine erschütternde Wahrheit für den Leser aufregend verpackt, zum richtigen Zeitpunkt ans Licht bringt und somit für aufregende Lesestunde sorgt.
Für mich wieder ein lohnenswerter Krimi aus der Feder des Autors und dafür gibt’s gerne eine Leseempfehlung

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2020
Römer, Lotte

Dünenliebe / Liebe auf Norderney Bd.3


weniger gut

Es gibt zwei Arten von Reiselust, die das Herz beherrschen – einmal das Fernweh und dann da s Heimweh. Ersteres hat Katja lange und ausgiebig ausgelebt, denn sie hat so ziemlich alle fernen Länder dieser Erde bereist. Doch dann trifft sie das Heimweh mitten ins Herz und sie muss zurück nach Norderney, ihrer Heimat. Dort angekommen, heuert sie als Praktikantin in der Seehundstation an und steht ihrem Chef Malte gegenüber. Ausgerechnet Malte, der ihr als Teenie die Hölle auf Erden beschert hat. Doch der Albtraum ihrer Jugendjahre entpuppt sich nach und nach als Traumprinz…oder doch nicht, denn Malte scheint alte Gewohnheiten nicht ablegen zu können…

Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Insel- & Küstenromanen, die mein Meerweh ein wenig lindern. Bei Lotte Römers „Dünenliebe“ hat mich das Cover direkt angesprochen und ich habe ihre Einladung, mich auf einen der Klappstühle gemütlich in den Dünen niederzulassen, gerne angekommen.
Doch o weh, schon nach wenigen Seiten merke ich, dass die Geschichte genauso sperrig ist wie eben jener Klappstuhl, der einen schier zur Verzweiflung bringt, wenn man ihn aufbauen möchte. Es klemmt, es hakt und irgendwie passt es einfach nicht.
Katja hat in dieser Erzählung eindeutig das Heft in der Hand und nimmt sehr viel Raum ein – überall wo sie ist, zeigt sie sehr viel Präsenz und sie tritt, trotz einiger unguter Erfahrungen auf der Insel, sehr energisch auf. Das finde ich auf der einen Seite gut gelungen, weil sie sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Aber auf der anderen Seite übertüncht das auch ihre Unsicherheit, die sie wohl doch nie ganz abgelegt hat.
Als männlicher Gegenpart stellt ihr die Autorin Malte gegenüber, der in meinen Augen ab und zu den Knall nicht gehört hat. Er lässt andere machen, anstatt selbst mit anzupacken und braucht mehr als einmal einen Tritt in den Hintern, um endlich wach zu werden. Zwar steckt hinter seiner ruppigen Art ein recht sanfter Kerl, doch den weiß er sehr, sehr gut zu verstecken.
Apropos Tritt- Katja und Malte schleichen umeinander herum wie die Katze um den Milchnapf und sie müssten den berühmten Tritt in den Hintern bekommen, um endlich mal miteinander zur reden, anstatt immer nur noch mehr Missverständnisse zu produzieren. Mehr als einmal habe ich gedacht: Jetzt macht doch mal den Mund auf und redet!!
Ansonsten ist die Geschichte schnell erzählt: sanfter Inseltourismus vs. Erlebnisurlaub, Schatten der Vergangenheit vs. Herzklopfen, Bestechlichkeit und schlussendlich noch ein kurzer Einwurf mit einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Auflösung aller Probleme dank eines Fingerschnippens.
Wellenglitzern, Dünenzauber und Inselfeeling sind nur bedingt zu spüren – von daher bin ich recht enttäuscht, was dieses Buch betrifft. Schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen.

Bewertung vom 08.02.2020
Schöne, Horst

mdr Garten - Das grüne Telefon


ausgezeichnet

„Das grüne Telefon“ ist dem Gartenliebhaber, Menschen mit grünem Daumen und Hobby-Gärtnern bestens aus dem MDR-Fernsehen bekannt.
Über 15 Jahre lang sind kleine und große Fragen und Probleme über Balkon- & Zimmerpflanzen, Staudengewächse und Bäume zusammengekommen, die Horst Schöne und die leider mittlerweile verstorbene Claudia Look-Hirnschal beantwortet haben.
Damit dieses Wissen nicht verloren geht, hat Horst Schöne einen wundervollen Ratgeber für all diejenigen herausgebracht, denen er in der Sendezeit nicht mit Rat und Tat zu Seite stehen kann.
Gegliedert in die einzelnen Kalendermonate des (Garten-)Jahres werden wertvolle Tipps und hilfreiche Kniffe vermittelt, die mit optisch sehr ansprechenden und qualitativ hochwertigen Fotos regelrecht veredelt werden.
Egal ob Kaffeesatz für Beete und Balkonkästen, Hagelschaden auf Petunien, sich häutende Platanen, unliebsamer Giersch oder Rückschnitt von Pflanzen und Gehölz, Überwinterung von Freilandtopfpflanzen…es ist für jeden etwas dabei und so findet der Gartenliebhaber, Balkongärtner und Pflanzenfreund eine Antwort auf die Fragen, die unter den Nägeln brennen und für die auftretenden Probleme eine Lösung.
Die Reise durch das Gartenjahr wird mit einer kleinen Kolumne von Claudia Look-Hirnschal gekrönt, die die liebevolle Überschrift „ Claudia Look-Hirnschal hat erzählt…“ trägt – eine Hommage an die Moderatorin, die lange das Gesicht der Fernsehsendung und die Stimme am „grünen Telefon“ gewesen ist.

Dieses Buch ist ein wunderbarer praxisnaher Rat- & Ideengeber, sowie ein umfangreiches Nachschlagewerk und sollte in keinem Regal der gärtnernden Pflanzenliebhaber fehlen

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2020
Vetter, Stefanie

Nächster Halt: Wildnis


sehr gut

Stefanie Vetter möchte die Enge der Großstadt, die vorgepressten Schemen und Lehrpläne hinter sich lassen und beschließt, ein Sabbatjahr einzulegen. Schnell fällt die Wahl auf Südafrika, dem Land, in dem man noch die letzten wilden Tiere in freier Wildbahn erleben kann, dem Land, in dem der Herzschlag der Natur noch lauter zu spüren ist als nirgendwo sonst.
Stefanie beschließt, eine Ausbildung zur Rangerin zu machen und lernt dabei nicht nur viel über das Leben in der Savanne, sondern auch über ihr eigenes Ich, über Gott und über die Schöpfung.
Fernab von der erdrückenden Enge eines herkömmlichen Klassenzimmers öffnet sie nicht nur ihren Kopf und ihren Geist für neues Wissen, sie merkt auch, wie sie die Eindrücke der Savanne Stück für Stück verändern und ihr so die Allmacht Gottes bewusster wird.
Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Schönheiten der Natur, zeigt mit eindrucksvollen Fotos, wie nah sie den Tieren sein durfte und gibt immer wieder dezente Hinweise, dass der Mensch in geradezu schändlicher Weise die Schöpfung mit Füßen tritt, Raubbau an ihr treibt und ihr so den Grundlage allen Lebens nimmt. Da bei läuft bei mir leise im Hintergrund „Earth song“ von Michael Jackson als Dauerschleife. Ich finde, kein Song passt besser zu diesem Buch, wie der des King of Pop, denn ihm war auch immer daran gelegen, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.
„Die Erde sei dem Mensch Untertan“ – doch genau dieses Machtgehabe, der Drang nach Globalisierung, nach technischem Fortschritt und neuen Errungenschaften macht aus dem Geschenk, was uns Gott zu Füßen gelegt hat, eine Ressource, die immer mehr an Schönheit und Glanz verliert. Wir haben nur diese eine Erde und sollten die Chance nutzen, das Geschenk zu ehren und mit anderen Augen zu sehen.
Stefanie Vetter vermittelt dem Leser unendlich viel Wissen mit Leichtigkeit und Enthusiasmus, mit Charme und Geradlinigkeit – aber vor allen Dingen mit einem Herzen voller Liebe für das Land, seinen Bewohnern und der Schöpfung Gottes.

„Was haben wir der Welt angetan
Schau was wir getan haben“

(Auszug aus dem übersetzten Liedtext „Earth song“ von Michael Jackson)

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2020
Hansen, Dagmar

Alle Tage, die wir leben


weniger gut

Tilda steht kurz vor ihrem 60. Geburtstag vor dem beruflichen Aus, denn ausgerechnet ihr wichtigster Auftraggeber bricht als Einnahmequelle ihres Schreibbüros weg. Apropos weg - ihr Freund Günther packt die Taschen, nimmt sich eine Auszeit in Kanada und verkündet kurz vor der Abreise, dass es aus ist zwischen ihnen. Wie soll Tilda nun die gefürchtete Zahl 60 überstehen?
Eine Kleinanzeigemacht sie neugierig, denn eine rüstige alte Dame sucht eine Privatsekretärin, die ihr hilft, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Tilda ist zuerst skeptisch, macht sich aber auf den Weg und der hält einige Überraschungen für sie bereit…

Dagmar Hansen lässt schon gleich Beginn ihres Buches Bon Jovi mit „It’s my life“ auf der Bildfläche erscheinen und dieser Titel taucht immer wieder im Roman auf, um federführend für die ganze Geschichte zu sein. Doch anstatt sich ein Beispiel an der quirligen, lebenslustigen Ruth zu nehmen, ist Tilda eher mit angezogener Handbremse in ihrem eigenen Mikrokosmos unterwegs. Sie verkriecht sich in ihrer Trauer, denn sie hat schon vor Jahren ihren Mann verloren. Tilda hat es sich in ihrem Selbstmitleid und ihrer Lethargie sehr bequem eingerichtet und kommt wenig bis gar nicht aus dieser selbstgewählten Ödnis heraus. Selbst ihre beiden Freundinnen schaffen es nur ansatzweise, Tilda aus diesem tiefen Tal der Trauer herauszuholen. Dieser negative Grundkonsens macht mir Tilda von Anfang an unsympathisch und ich frage mich, warum sie sich, nach all den Jahren, nicht endlich einmal am Schopf packt und sich selbst aus diesem Sumpf der Tränen und der Selbstzerfleischung herausholt. Das zieht selbst den stärksten Leser mit hinunter und drückt auf die Stimmung.
Die Geschichte ist geprägt von Tildas Mantra, nie wieder im Leben wirklich richtig glücklich zu sein und einen Partner zu finden…wenn ich mir etwas lange und oft genug einrede, dann glaube ich auch daran und es tritt ein- schade für Tilda, dass sie sich so hängen lässt ☹
Ganz anders Ruth -die alte Dame sprüht regelrecht über vor guter Laune, tollen Ideen und Energie. Auch wenn es in ihrem Leben nicht immer glatt gelaufen ist, so hat sie nie wirklich den Kopf in den Sand gesteckt und will nun, mit Tildas Hilfe, endlich aufräumen, um unwichtigen Dingen Adieu zu sagen und nur sich nur noch mit den wichtigen Dingen zu befassen.
Leider schafft es die Autorin nicht, mich von ihrer guten Grundidee zu begeistern – die Erzählung wirkt eher seicht und recht einfach gehalten. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele gute Einfälle unbedingt aufs Papier gebracht werden müssen, ohne dabei so recht an die gelungene
Umsetzung gedacht zu haben. Auch stört es mich, dass die Erwähnung vieler Markennamen im Buch zu finden sind – das wirkt wie Schleichwerbung und das hat Dagmar Hansen eigentlich nicht nötig.
Die Geschichte ist schnell erzählt, aber auch wieder schnell vergessen. Denn ganz ehrlich, so wie Tilda möchte ich mit 60 definitiv nicht sein. Ich möchte dem Leben mit offenem Blick begegnen und Freude an jedem einzelnen Tag verspüren.
Das Motto des Buches, dass man den Tagen mehr Leben geben sollte, ist in meinen Augen nicht wirklich gut ausgearbeitet und an den Leser vermittelt worden…sehr, sehr schade ☹
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Cicely Saunders

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2020
Gasser, Christof

Solothurn tanzt mit dem Teufel


ausgezeichnet

Im bunten Faschingstreiben fällt es nicht weiter auf, wenn ein Teufel sein Unwesen treibt. Zwischen all den feiernden und maskierten Menschen kann schon mal jemand „verschwinden“. Niemand merkt etwas. Als am Morgen nach dem Schmutzigen Donnerstag die Leiche einer Frau gefunden wird, ahnt Hauptmann Dornach noch nicht, dass er es tatsächlich mit dem Teufel persönlich zu tun hat. Eine Tätowierung mit der Zahl 666 an der Oberschenkelinnseite der Frauenleiche führt als Spur ins Rotlichtmilieu. Doch wie hängt diese Spur mit dem feigen Anschlag auf Dornachs Tochter im Irak zusammen?
Dornach ist zum Tanz mit dem Teufel eingeladen und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Bisher habe ich noch keinen Krimi der Solothurn-Reihe von Christof Gasser gelesen, aber es fällt mir nicht schwer, mich im Gefüge zurechtzufinden. Die kleinen Rückblenden machen es dem Nichtkenner der Krimireihe sehr einfach, in die Vorgeschichte einzutauchen und up-to-date zu sein.
In “Solothurn tanzt mit dem Bösen“ packt der Autor all sein Können aus den Schubladen dieses Genres und lässt den Leser in eine sehr komplexe Geschichte eintauchen.
Die Handlung lebt von vielen Schauplätzen, die auf den ersten Blick so rein gar nichts miteinander gemein haben, aber erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die Zusammenhänge.
Die einzelnen Handlungsstränge überzeugen durch eine ungeheure Spannung, die einen nicht mehr aus den Klauen lässt. Nach und nach zerfällt nämlich das Konstrukt aus Lügen, Intrigen, falschen Idealen und Identitäten und es bleibt ein Häufchen Asche zurück. Doch bis es zum Showdown kommt, schnellt der Puls unaufhörlich in die Höhe, das Herz rast und es gibt unendlich viele Szenen, in denen man – würde man es tatsächlich tun- an den Fingernägeln knabbert, weil man es vor Nervenkitzel, innerer Unruhe und Hochspannung nicht mehr aushält.
Die Figuren sind sehr facettenreich angelegt und spielen mit dem Leser – manchmal ein abgrundtief böses und falsches Spiel und man kommt wirklich nicht dahinter, wer einen hier zum Narren hält.
Man wird von Autor, ebenso wie Hauptmann Dornach, mehrfach aufs Glatteis geführt und so bleibt der Fall immer brandheiß und man stellt seine eigenen Überlegungen an, wer hier der Täter, und somit der Teufel in Personalunion, ist.
Das Buch wirkt wie eine Droge, man kann es nicht aus der Hand legen und liest immer wieder noch eine Seite und noch eine Seite, bis man zum Gipfel der Spannung und der Auflösung des Falles angelangt.
Gasser zieht geschickt die Fäden im Hintergrund, lässt seine vielschichtigen Charaktere immer wieder mit überraschenden Auftritten auf der Bildfläche erscheinen und verwebt die einzelnen Sequenzen zu einer geschickt dramaturgisch erzählten Geschichte.
Für mich schon jetzt ein Highlight 2020 – so geht Krimi !

Bewertung vom 18.01.2020
Hajek, Jutta

Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten


sehr gut

„Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten“ ist ein Buch randvoll mit Lebensmut, Gottvertrauen und dem starken Willen, dass aus jedem Stein, den man in den Weg gelegt bekommt, man etwas Schönes bauen kann.

Jutta Hajek hat die Lebenswege einer blinden Familie in einfach Sätzen zu einer interessanten und bewegenden Geschichte zusammengefasst. Angefangen bei Maria, die als Kind bereits stark sehbeeinträchtigt gewesen ist und sich vor dem Säuberungswahn der Nazis verstecken musste, damit sie nicht dem Euthanasieprogramm zum Opfer fällt und in Hadamar getötet wird. Maria wird zu einer selbstbewussten jungen Frau, die auch im Berufsleben ihren Weg geht, sich nicht unterkriegen lässt, ein selbstentworfenes Haus baut und sich bewusst mit ihrem, ebenfalls sehbehinderten Mann, für Nachwuchs entscheidet.

Ihre beiden Kinder, Stefan und Christof, kommen ebenfalls mit einer Sehbehinderung zur Welt und von Maria und Josef Müller erfahren sie was es heißt, als Kind von Gott und den Eltern bedingungslos geliebt zu werden. Der Glaube bestärkt sie, ebenfalls ihre eigenen Wege zu gehen, die Unterstützung der Eltern lässt sie zu selbstbewussten Menschen heranwachsen. Christof wird Priester, Christof Lehrer an einer Schule für Sehende.

Die Autorin gibt ganz viele Einblicke in das Leben dieser Familie frei, zeigt die kleinen und größeren Probleme auf, die sich im Alltag eines sehbehinderten Menschen ergeben, setzt Impulse zum Nachdenken und Innehalten und vergisst dabei nie, auf den unerschütterlichen Lebensmut und die Energie der ganzen Familie hinzuweisen.
Das Buch ist ein Mutmacher für alle Betroffenen, eine Kraftquelle für die, die mit ihrem Schicksal hadern und ein Hinweis darauf, dass Gottes Kinder alle gleich liebenswert sind.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2020
Rogasch, Julia

Das kleine Haus in den Dünen (eBook, ePUB)


sehr gut

Clara kann einfach nicht mehr, denn seit dem Tag, an dem bei ihrem Sohn Paul eine schwere Atemwegserkrankung festgestellt wurde, ist nichts mehr so, wie sie sich das erträumt hat. Der Druck steigt - emotional und finanziell sitzt Clara auf einem Pulverfass, das jeden Augenblick zu explodieren scheint . Und genau in diesem Moment steht Max vor ihr - ein Lebemann, ein Beau und ihre einstige Jugendliebe. Ausgerechnet dieser Mann bietet ihr und ihrer Familie die dringend benötigte Auszeit in seinem Ferienhaus auf Sylt an. Nur widerwillig lässt sich Clara auf das Angebot ein, denn die erste Liebe ist die, die nie vergeht...

Julia Rogasch ist ein Garant für Inselromane mit nachhaltigen Botschaften, Gefühlsachterbahnen und Taschentuchmomenten. In ihrem neuen Roman verbindet sie geschickt einen Schicksalsachlag mit Inselcharme, Schatten der Vergangenheit mit großen Gefühlen und ganz viel Authentizität.
Es gelingt ihr, die Figur Clara so lebensnah darzustellen, sodass man gleich in Claras Haut schlüpft, die Sorgen und Nöte sich wie eine zweite Haut überstreift und sich sofort um das Wohlergehen von Lenny sorgt. Ihr Zwiespalt zwischen der Rolle als Mutter und dem gerecht werden der Rolle als Ehefrau ist für mich sehr gut nachvollziehbar. Ihre Gedanken schleichen sich in meine ein und so überlege ich mit ihr hin und her, was denn jetzt nun die beste Lösung in dieser oder jener Situation ist.
Lenny sitzt zwischen den Stühlen, denn er fühlt sich durchs eine Erkrankung dafür verantwortlich, dass es in seiner Familie nicht mehr und läuft. Seine Schuldgefühle treiben mir die Tränen in die Augen und ich möchte ihn am liebsten einfach nur in den Arm nehmen, trösten und ihm Kraft geben, den Weg zu seinen Eltern zu finden, damit sie wieder eine glückliche Familie werden. Kinder sollten sich nie schuldig fühlen, egal was in der Familie gerade schief läuft. Durch Max lernt Lenny wieder zu vertrauen, neuen Mut zu schöpfen und seine Krankheit zu akzeptieren. Ich habe mehr als einmal einen dicken Kloß im Hals gehabt, wenn ich die beiden hab miteinander reden hören.
Ein bisschen drückt die Erkrankung und die Melancholie auf die gute Stimmung des Lesers und man verfällt unweigerlich in eine leichte Traurigkeit, aber Julia Rogasch schafft es zum Ende hin, den Leser wieder mit Dünenzauber, Meeresrauschen und Wellenglitzern einzufangen und ihm eine rundherum gelungene Abschlussszene zu präsentieren.
Sylt hat mal wieder eine großartige Kulisse für Herzklopfen und große Gefühle gestellt, Julia Rogasch eine aufwühlende Geschichte dazu präsentiert - eine gelungen Kombination .-)

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2019
Richter, Markus

Ohne Herz / Neuschwanstein-Thriller Bd.2


ausgezeichnet

Kastellan Lenz Baumgartner entdeckt durch Zufall einen kleinen verängstigen Jungen in Schloß Neuschwanstein. Schnell wird klar, dass der Bub entführt wurde und Lenz versucht ihn vor den schrecklichen Kerlen zu retten, die dem Jungen nach dem Leben trachten. Er bekommt Hilfe von seinem Freund Johannes und seiner großen Liebe Klara und ahnt nicht, dass damit ein Abenteuer auf Leben und Tod beginnt. Denn nicht nur der Junge schwebt in Lebensgefahr, sondern auch König Ludwig II. Irgendwie kommt das Lenz und seinen Freunden bekannt vor...

Markus Richter hat mit "Ohne Herz" die grandiose Fortsetzung seines Neuschwanstein-Thrillers "Ins Herz" geschrieben und fesselt den Leser von der ersten Seite an das Buch. Es fällt schwer, den Roman aus der Hand zu legen, denn die Geschichte lässt einen den Alltag, das Hier und Jetzt vergessen und katapultiert einen zurück in das Jahr 1885, als man König Lugwig II. schon nicht mehr allzu gut gesinnt war.
Der Autor besitzt die Gabe, mit Worten Bilder zu erschaffen und so findet man sich schnell im Schloßpark von Linderhof wieder, genießt die herrliche Parkanlage und die opulent gestalteten Zimmer und wird ein Teil der Erzählung. König Ludwig II. und seine Bediensteten sind allgegenwärtig und man kann sich als Leser unter seine Dienerschaft mischen, alles hautnah miterleben und somit mitverfolgen, wie Lenz und seine Freunde versuchen, das Leben des Jungen zu retten.
Unerbittlich und schonungslos tritt Markus Richter in die morbide Gedankenwelt seines Täters ein, lässt seine wirren Gedanken zu Taten werden und nimmt dem Leser den Atem, weil sich Spannung, nervenaufreibende Szenen und schicksalhafte Begegnungen perfekt aneinanderreihen.
Der ausdrucksstarke Schreibstil sorgt dafür, dass man sich ständig ein einem Wechselbad der Gefühle befindet. Mal bangt man um Lenz, Johannes und Klara, mal hofft man und dann wiederum gibt es Szenen, die einem so zu Herzen gehen, dass ungehindert die Tränen fließen. Richter lässt facettenreiche Figuren auf der Bildfläche agieren, gibt dem Bösen ein Gesicht und verknüpft am Ende alle losen Fäden zu einer rundherum stimmigen Geschichte, die mit unvorhersehbaren Wendungen und Aufdecken von alten Geheimnissen überrascht.
Die Schönheit der Ammergauer Alpen rund um Linderhof wird von düsteren Schatten überzogen, die Markus Richter für den Leser mit viel Einfallsreichtum zu Papier bringt, damit die schillernde Welt des Märchenkönigs und das ausgeklügelte Komplott nicht eine leere Hülle bleiben, sondern den Leser mit riesigen Klauen ins Buch zieht.
Markus Richter weiß, wie man akribische Recherche und historische Details mit einer märchenhaften Kulisse verbindet und daraus einen Regio-Thriller strickt, der für mich ein absolutes Highlight ist ! Chapeau !