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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2730 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2021
Cuesta Hernando, Mario;Martín, Raquel

Antarktis


ausgezeichnet

Großartige Dokumentation einer spannenden Entdeckungsreise

An Bord des großen Meeresforschungs- und Versorgungsschiffes Polarfuchs startet eine abenteuerliche Expedition in die Antarktis und wir dürfen im südlichen Sommer im Packeis mit dabei sein. Die Tierwelt ist trotz der Kälte artenreich, es gibt zwar keine Eisbären, dafür aber viele Pinguine, Wale und Albatrosse. Eisberge und meterdickes Packeis machen die Gegend zum kältesten Ort der Erde, trotzdem arbeiten hier Wissenschaftler in Forschungsstationen. Mario Cuesta Hernando war dort und stellt uns diesen Kontinent der Wunder vor und berichtet von der Entdeckung der Antarktis und erklärt, was der Klimawandel für diesen Kontinent bedeutet.

In diesem großformatigen Sachbuch starten wir mit einem Forschungsschiff von Kap Hoorn auf Expedition in die südlichste Region der Erde, die Antarktis.

Doch was ist die Antarktis, was Packeis und wie sieht es eigentlich unter der Eisdecke aus? Welche Tiere leben dort, was erforschen Wissenschaftler an diesem entlegenen Ort der Erde und wie leben sie dort? Und wieso gibt es in dieser Kälte sogar Vulkane? All diesen Fragen widmet sich Mario Hernando in diesem Buch und macht am Ende auch auf die Bedrohung der Antarktis durch die Klimaveränderung aufmerksam.

Die Textabschnitte stecken voller Wissen, alles ist sehr informativ und recht kurz gehalten, aber sicher nicht für alle 6-jährigen geeignet. Besonders die Informationen zum Ende des Buches über die Entdeckung der Antarktis und die Auswirkungen des Klimawandels sind etwas anspruchsvoller und damit für kleinere Kinder vielleicht nicht so verständlich.

Sehr sehenswert sind die Abschnitte, in denen die Tierwelt der Südpolregion vorgestellt wird, dort lernt man, wie sich die Tiere an die dortigen Lebensbedingungen angepasst haben. Interessant sind auch die Einblicke in das vorherrschende Wetter mit eisigen Stürmen und und ständigem Frost, aber auch das Leben und Arbeiten der Wissenschaftlerinnen und die geschichtlichen Hintergründe der Entdeckung dieser Region.

Die Illustrationen finde ich beeindruckend echt, denn sie zeigen mit den verschiedenen Blautönen und mit Weiß und Grau das reale Farbspektrum der Antarktis. Nur die Bilder der Forscher Amundsen und Scott finde ich etwas sehr undeutlich.

Ein beeindruckendes Sachbuch über die kälteste Region der Erde, sehr lesens- und wissenswert und auf die Probleme der Klimaerwärmung hinweisend. So müssen gute Sachbücher heute gestrickt sein.

Bewertung vom 23.05.2021
Henze, Christian

Schnell, einfach, italienisch


sehr gut

Schmackhafte Küche Italiens für zuhause modern interpretiert
Christian Henze, ehemals jüngster Sternekoch Deutschlands, ist bekannt für seine unkomplizierte Art zu kochen und wie gut man die italienische Küche für den Alltag nachkochen kann, beweist er in diesem Buch. Mit frischen Zutaten und tollen Aromen zaubert er ohne großes Chichi 65 leckere Gerichte, die uns vom Urlaub in Italien träumen lassen.

Wie in der italienischen Küche üblich, gibt es vorweg Antipasti, danach Pasta und verschiedene Gemüse-, Fleisch- und Fischgerichte, unverzichtbar ist Pizza und zum Nachtisch sorgen unkomplizierte Dolci für weitere Kalorien und süßen Genuß.

In seiner persönlichen Einleitung erklärt Henze, warum man nicht unbedingt nach Italien reisen muss, um authentisch italienisch essen zu können. Selbst in kleinen Küchen kann man diese Rezepte nachkochen. Er hat in diesem Buch Wert gelegt auf einfache und schnelle Gerichte, er hat die mediterranen Gerichte modern interpretiert und beschreibt, wie das Buch entstanden ist.

Dann startet auch schon der Rezeptteil in sieben Kapiteln, geordnet nach der üblichen Speisenfolge der italienischen Küche.

Antipasti: Tomatensuppe mit Mozzarella; Bruschetta; Tramezzini; Hähnchen-Vitello;

Knusperparmesan mit Olivensalat

Pasta: Pasta-Salat; Linguine in roter Pesto-Sauce; Spaghetti-Gratin Carbonara

Pizza: Grundrezept und klassisch belegt; Kartoffelpizza mit Thunfisch; Frittierte Pizza mit Fontina;

Gourmetpizza mit Trüffelaioli

Verdure (Gemüse): Gefüllte Zucchini; gefüllte Tomaten , Gegrillter Treviso (Radicchio); Gorgonzola-Gnocchi; Spinatrisotto mit gebackenen Eiern; Omelett mit Fenchel und Feigen

Pesce (Fisch): Ofenlachs mit Pilzen; Scampi gegrillt mit Limoncello; Muscheln in cremiger Mayonnaise-Knoblauchsauce; Lachsspieße mit Zitronenkartoffeln

Carne (Fleisch): Barolohähnchen; Saltimbocca vom Hähnchen; Involtini (Kalb); Schweinefilet mit Zitronen

Dolci: Mandel Tiramisu; Panna Cotta; Stracciatella-Creme; Amaretto-Eis

Auf einer Doppelseite werden die Rezepte schön übersichtlich präsentiert, ein ganzseitiges Foto zeigt das fertige Gericht. Die Zubereitungsschritte sind auch für Anfänger zu schaffen, sie werden genau erklärt, die Zutatenlisten sind nicht zu umfangreich und es gibt hilfreiche Tipps zum Anrichten. Die Menge ist meistens für 4 Personen bemessen.

Die Zubereitungszeit beläuft sich auf 30 bis 90 Minuten, häufig ist die Teigzubereitung für die längere Dauer verantwortlich. Das ist insgesamt nicht gerade schnelle Küche, deshalb ziehe ich einen Stern ab. Die schmackhaften Gerichte werden den Ansprüchen der Alltagsküche gerecht, es gibt für alle Essensvorlieben genügend Auswahl und so kann man sich sein Stückchen Italien auf den heimischen Tisch holen. Übrigens, Kalorien zählen sollte man hier nicht unbedingt, es wird deftig, sättigend und am Ende auch recht süß. Aber der Geschmack ist das was zählt!

Viva la cucina italiana - Es lebe die italienische Küche!

Bewertung vom 22.05.2021
Freitag, Kathleen

Das Haus des Leuchtturmwärters


ausgezeichnet

Authentisch, emotional und packend erzählter Roman

1992: Franzi ist Thrillerautorin und leidet gerade an einer Schreibblockade. Sie erhofft sich von einer Reise in ihre alte Heimat im kleinen Leuchtturmwärterhaus in Lützow die nötige Ruhe und Inspiration für neue Ideen. Mit dem Haus sind viele Erinnerungen verbunden und als sie unter einer losen Diele ein altes Tagebuch findet, ist ihr neuer Roman vergessen. Wer mag diese Zeilen wohl geschrieben haben?

In diesem Roman geht es um die deutsch-deutsche Vergangenheit, wir tauchen dabei in zwei Zeitebenen ein. Die aktuelle Ebene um Franzi spielt 1992, sie versucht Elses Geheimnis zu klären und die um 1962 zeigt Else, die Schreiberin des Tagebuches und Tochter des Leuchtturmwärters im DDR-Regime. Gemeinsam mit ihren Freunden Lulu und Otto plante sie damals die Flucht aus der DDR.

Dieser packende Roman lässt sich durch Kathleen Freitags flüssige, bildhafte und einfühlsame Sprache wunderbar lesen und man wird durch die authentisch wirkenden Erlebnisse und Vorkommnisse der Protagonisten regelrecht gefesselt. In die Handlung eingewoben ist das damalige politische Gedankengut der DDR, der Wunsch nach Freiheit bei Else, Otto und Lulu und ihre Abneigung gegen die Ideologie und demzufolge die Fluchtgedanken, sowie ihre Angst, entdeckt zu werden. Das alles liest sich spannend, wir nehmen am Leben der drei Freunde teil und fühlen die Träume, die bedrohliche Überwachung und die Ängste hautnah mit. Ebenfalls wichtig für die Geschichte ist das Schicksal von Elses Mutter, deren Tod ihr Vater lange Zeit unkommentiert ließ.

Ich habe betroffen mitgefiebert, dass die Flucht über die Ostsee gelingen würde und wurde von den Vorgängen dann überrascht. In diesem Buch wird die ganze Bandbreite an Emotionen sichtbar, Freundschaft, Freiheitsgedanken, Liebe, Vertrauen und Verrat werden hier authentisch zu einer runden Geschichte verwebt, die einfach nur mitreißt.

Kathleen Freitags Roman bietet eine authentische Geschichte, die den realen historischen Hintergrund von Republikflüchtlingen näher beschreibt und den Leser auf eine fesselnde Zeitreise mitnimmt. Beim Lesen macht sich große Spannung breit und es ist ein Leseerlebnis, das noch lange nachhallt.

Bewertung vom 20.05.2021
Berg, Hendrik

Dunkler Grund / Theo Krumme Bd.7


sehr gut

Die passende Krimi-Lektüre für den Urlaub an der Nordsee
Im Husumer Binnenhafen wird auf einer Segeljacht die Leiche einer erstochenen Frau gefunden. Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat finden heraus, dass es sich bei der Frau um Nantje handelt, die mit Ehemann Sebastian Schreiber Besitzerin eines Fischrestaurant war. Hatte sie Feinde oder war ihr Mann der Täter? Dann verschwindet Sebastian auf mysteriöse Weise. Krumme geht auf Risiko und entdeckt die Hintergründe.

"Dunkler Grund" hat mich gefesselt und gleichzeitig habe ich die bildhaft beschriebene Kulisse der Nordsee genossen und mich dorthin geträumt. In die Krimihandlung mischen sich spannende Rückblenden, die ins Jahr 1362 führen und scheinbar eine eigenständige Geschichte um die Legende von Rungholt zeigen. Ob oder wie eine Verbindung mit dem aktuellen Fall besteht, erfährt man erst am Ende des Buches.

Hendrik Bergs Schreibstil lässt sich wie immer flüssig und angenehm lesen, er setzt die teilweise recht schrägen Personen, Schauplätze und Vorgänge lebendig in Szene und der Leser kann Krumme während der Ermittlung über die Schulter schauen. Besonders gern mag ich die Landschaftsbeschreibungen und authentischen Stimmungsbilder der Nordsee, die man mit Krumme auf seinem Schiff miterleben kann. Aber auch die erwähnten Krabbenbrötchen haben meine Sehnsucht auf einen Nordseeurlaub angefacht.
Krumme und Pat spielen sich als Team gut aufeinander ein, gegenüber den anderen männlichen Kollegen muss sich Pat erst durchsetzen, aber sie hat das Zeug für eine gute Ermittlerin, die gerade bei Befragungen punkten kann. Krumme ist inzwischen wieder auf den Hund gekommen, der heißt Sonny und die Szenen rund um die Hundeerziehung sorgen für unterhaltsame Abwechslung.

Bis zum Ende habe ich mitgeraten und wurde doch überrascht. Dieser Krimi bringt neben dem spannenden Fall reichlich Nordseeflair mit sich und eignet sich perfekt als Urlaubs-(Ersatz)Lektüre.

Bewertung vom 17.05.2021
Völler, Eva

Eine Sehnsucht nach morgen / Ruhrpott Saga Bd.3


ausgezeichnet

Authentische Personen, spannendes Zeitgeschehen und ein einzigartiger Lokalkolorit

Ruhrpott, 1968: Bärbel kehrt als Ärztin in ihre Heimat Essen zurück und zieht in ihren Familienverbund mit Schwester Inge, Schwager Johannes, Vater Karl und Bruder Jakob. Die Zeit ist offen für Neues, Flowerpower, Frauenrechte, Studentenbewegung und technische Errungenschaften sorgen für Veränderung in der Gesellschaft. Doch zunächst sieht Bärbel einer ganz anderen Herausforderung entgegen, denn ihre Jugendliebe Klaus wohnt mit Frau und Tochter im Nachbarhaus und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.

Im Vordergrund steht Bärbels neuer Lebensabschnitt in Essen. Zurück bei der Familie findet sie eine Stelle als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus. Als sie Klaus wiedersieht, merkt sie, dass ihre Gefühle für ihn immer noch stark sind. Doch Klaus hat in seiner Ehe gerade selbst Probleme und versucht, sich um seine Tochter zu kümmern.

Mit dem eingebauten Zeitgeschehen (samt Mondlandung und Bonanza) hat Eva Völler diese Zeit der späten 60er Jahre wieder aufleben lassen. Aber auch die Folgen der harten Arbeit in der Kohleförderung, das Zechensterben und die Veränderungen in der Gesellschaft hat sie in diesem Buch sichtbar gemacht.

Von diesem Roman bin ich nach dem Lesen immer noch ganz berauscht, so hautnah konnte ich mit den Figuren mitfiebern, die gesellschaftlichen und modischen Veränderungen der Zeit miterleben und das Flair im Ruhrpott mit Dialekt und Bergwerksarbeit nachempfinden. Man wird von dieser genauen und detailreichen Schilderung mit realen Marken, Musikhits und Ohrwürmern, politischen Gegebenheiten und Modeerscheinungen regelrecht in die Zeit gebeamt und ich habe die Entwicklung der einzelnen Schicksale gespannt mitverfolgt. Dabei haben die eindeutig gezeichneten Charaktere ihre Rollen wie Schauspieler hervorragend gespielt, ihre unterschiedlichen Charaktere und persönlichen Besonderheiten mitsamt nachfühlbaren Emotionen waren wiedererkennbar und wunderbar zu lesen. Auch das Ruhrpott-Platt durfte da nicht fehlen. Mir sind viele Figuren mit ihrer liebenswürdigen Art regelrecht ans Herz gewachsen und ich war gleichzeitig zufrieden und dennoch traurig, als die Geschichte geendet hat.

Dieser Roman ist eines meiner Highlights im Mai, es ist eine wunderbar erzählte, authentische Zeitreise in das Leben Ende der 60er Jahre im Ruhrpott. Wer Familiengeschichten mag, wird hier seine helle Freude haben.

Bewertung vom 16.05.2021
Kamecke, Luisa von

Die Sterne über Falkensee / Gut Falkensee Bd.2


sehr gut

Westpreußen 1925: Isabella von Bargelow heiratet den Kaufmann Julius Kirchner auf Gut Falkensee, die Ehe beginnt , doch schon bald trübt ein Schatten das Eheglück. Julius wird Mitglied der NSDAP und Isabella kommt mit seinem Gedankengut nicht mehr zurecht. Als er eine Fremde im Gutshaus versteckt, vermutet Isabella dahinter eine Geliebte und als sie die Wahrheit erfährt, stellt sie ihre Ehe auf den Prüfstand. Doch wie kann sie ihre Kinder und die Heimat schützen?

Dieser zweite Band der westpreußischen Familiengeschichte lässt sich auch ohne das Vorwissen des ersten Bandes gut lesen. Mich hat der Roman schnell in seinen Bann gezogen und ich habe die Figuren, allen voran natürlich Isabella, mit emotionaler Anteilnahme gerne und gespannt begleitet.

Das Leben auf Gut Falkensee wird über den Zeitraum von 11 Jahren gezeigt und wir erleben wie die politischen Veränderungen zunehmend Einfluß nehmen auf die Charaktere und deren Ansichten und Lebensvorstellungen. Die Führung eines Gutes mit den anfallenden Aufgaben wird ebenso klar umrissen, wie der historische Kontext der sich verändernden Politik, man kann die Hoffnungen und Sorgen der Bevölkerung dieser Zeit gut nachvollziehen. In Isabellas Ehe gibt Julius den Ton an, schnell wird deutlich, was er und andere Männer dieser Generation von ihren Frauen erhofften, nämlich die Versorgung der Kinder und des Haushaltes und ihren Männern gehorsam zu sein. Doch das ist nicht das Bild einer Frau was Isabella vorschwebt. Sie entwickelt sich vom unerfahrenen, anhänglichen Mädchen zur gestandenen Frau, die sich nicht unterordnen möchte. Ihre Figur wird zum Sympathieträger des gesamten Romanes und so liest man gefesselt die verschiedenen Erlebnisse und Veränderungen ihres Lebens.

Der bildhafte und detailreich beschreibende Erzählstil zeigt einen umfassenden Eindruck vom Leben auf Gut Falkensee und anderen Schauplätzen, sowie von wichtigen Situationen im Leben der Protagonisten. Die Figuren werden mit ihren Handlungen zum Leben erweckt und auch das Gefühlsleben wird intensiv durchleuchtet, sodaß man mit ihnen fühlt und leidet. Die politischen Ansichten und die Abneigung gegen die jüdische Bevölkerung prägen diese Zeit, das macht sich auch in der Stimmungslage bemerkbar, glückliche Momente sind eher selten, das Klima wird bedrohlicher.

Insgesamt hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten, es gibt einige Längen, die mit ausführlichen Beschreibungen zwar den Zeitgeist und die Situation gut erklären, aber auch die Spannung vermindern.

Ein authentischer und schön erzählter historischer Roman, der mich in seinen Bann ziehen konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2021
Roth, Ines

Julias Insel


gut

Eine recht emotionslose Geschichte mit Luft nach oben

Julia hat seit ihrer Kindheit eine enge Verbindung zur Nordsee, wo sie mit ihrer Mutter Ellen und Großmutter Helene lebt. Ihre Mutter heiratet den reichen Gert, den Julia nicht leiden kann und sie hat nur noch wenig Kontakt zu ihrer Mutter. Als ihre Mutter schwer erkrankt ist, holt Gert sie nach Hause.

In diesem Roman erlebt man das Zerwürfnis zwischen Julia und ihrem Stiefvater Gert, Gert lässt sich nach Ellens Tod völlig gehen und wird unausstehlich. Aber Julia hat ihrer Mutter versprochen, sich um Gert zu kümmern und diesen Wunsch erfüllt sie ihr, wenn auch mit reichlich Zähneknirschen. Sie springt über ihrer Schatten und bringt Gert dazu, seinen Alkoholismus zu überwinden und sich gesund zu ernähren. So nähern sich beide an und wachsen als Vater und Tochter zusammen.

Die Beziehung zwischen Julia und ihrem Stiefvater Gert, die sich erst nach dem Tod der Mutter wieder zusammenraufen, ist von Wutausbrüchen, Anweisungen und zunehmenden Gefühlen begleitet. Es hat mich berührt, wie Julia sich für ihre Mutter zusammenreißt und Vater und Tochter immer mehr zusammen wachsen. Auch Oma Helene mochte ich gerne und habe mich in ihrem Häuschen an der Nordsee wohl gefühlt. Allerdings hatte ich mir von diesem Roman wesentlich mehr Inselfeeling versprochen, leider spielt aber nur ein Bruchteil des Buches auf der Nordseeinsel und das war mir definitiv zu wenig Setting.

Im Klappentext wird eine Liebesgeschichte versprochen, die sich zwischen Jan und Julia abspielen soll, Julia trifft Jan erst im letzten Drittel des Buches und auch da sind die Gefühle nicht sehr präsent. Eine Liebesgeschichte hatte ich mir anders vorgestellt, hier wird das Ganze recht schnell abgehandelt und die Emotionen der Protagonisten sind relativ gefühlslos und trocken erzählt.

Der Erzählstil ist recht einfach und und wirkt etwas abgehackt, die Beschreibung der Vorgänge wirkt bemüht und auf Dauer ist es auch langatmig zu lesen. Auch die Charaktere werden nur mit ihren Äußerlichkeiten und fast schon emotionslos beschrieben, lediglich Gert wird mit seinen Wutausbrüchen ziemlich genau charakterisiert. Die Auseinandersetzung mit Julia zeigt, dass sie gute Nerven hat und vielleicht auch anfangs ohne Gefühle nur agiert. Erst nach und nach baut sich so etwas wie eine Vater-Tochter-Geschichte auf. Die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung, die bei mir für einen regelrechten Cut gesorgt hat, sodaß ich schon abbrechen wollte. Einzig und allein das Interesse, wie und wann denn Julia nun Jan wiedertrifft, hat mich weiterlesen lassen.
Was mich absolut gestört hat, ist die Tatsache, dass Gert als reicher Mann dargestellt wird, der im Geld zu schwimmen scheint und großherrlich Geschenke und Versprechungen macht. Er schafft mit seinem Geld einige Schwierigkeiten aus der Welt, das wirkt leider völlig übertrieben und unecht und hat einen ziemlich faden Beigeschmack.

Dieser Roman ist eine leichte Unterhaltungslektüre, die sich um Leben, Tod und die Liebe dreht. Das Potenzial dieser Themen wurde leider nicht in vollem Umfang auserzählt und das Inselflair war nur eine Randerscheinung, deshalb vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 14.05.2021
Seyerle, Guido

Schweinekrieg


weniger gut

Konnte mich leider nicht packen

1983: Landwirt Heinrich Bauer setzt sich für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Schwäbisch-Hällischen Landschweine ein und züchtet die Rasse. Das passt aber den ortsansässigen Schweinezüchtern überhaupt nicht und sie gehen dagegen an. Es gibt eine regelrechte Schlammschlacht um den Schweinehandel. Als sogar ein Mensch zu Tode kommt, muss Bauer nicht nur um seine Landschweine fürchten, sondern sogar um sein eigenes Leben.


Dieser Krimi spielt in den 80er Jahren, aus der Sicht des Journalisten Chris Schranz wird das Thema Schweinezucht und Fleischhandel näher beleuchtet. Es gab Bauern, die die Schweinehaltung als Billigproduktion aus Profitgier betrieben, aber auch Schweinehalter, denen die Qualität des Fleisches und die Züchtung alter Rassen am Herzen lagen. Der Begriff "Schweinekrieg" ist passend zu den Auseinandersetzungen äußerst treffend gewählt.

Gleich zu Beginn des Buches gibt es ein Treffen von Schweinezüchtern im Hohenloher Land, bei dem sich zeigt, dass Züchter und Politiker zum Teil unterschiedliche Interessen vertreten und einige nur hohe Produktionszahlen im Blick haben. Der Schweinehandel zwischen Ost- und West-Deutschland spielte zu dieser Zeit ebenfalls noch eine besondere Rolle. Als Grundidee finde ich das Thema durchaus wichtig, allerdings hat sich seitdem mit Bio-Produkten und artgerechter Haltung auch schon einiges getan.

Wer sich im Hohenloher Land auskennt, wird die regionalen Schauplätze und erwähnten Tageszeitungen wahrnehmen. Leider kenne ich die Gegend nicht näher und hatte ein wenig mehr bildhaften Lokalkolorit erwartet, um mir alles besser vorstellen zu können.

Wir lernen hauptsächlich den detailliert aufgeführten Berufsalltag des Reporters Chris Schranz kennen, ein wenig Privatleben des Singles Schranz wird aber auch sichtbar, der zwischen der neuen Bekannten Lilian oder seiner Flamme Veronika schwankt. Er wurde mir nicht sonderlich sympathisch, etwas mehr Charaktertiefe hätte ihm gut getan.

Mit diesem Buch macht man eine Zeitreise in die Vorwende-Zeit. In heutiger Zeit die Begriffe der damaligen Zeit zu hören, war schon merkwürdig. So ist im Buch noch die Rede von der damaligen Währung der Deutschen Mark, von BRD und DDR oder von Karl-Marx-Stadt und Kolchosen. Wer diese Zeit noch bewusst miterlebt hat, wird mit den Begriffen mehr anfangen können, als jemand, der erst nach dieser Zeit geboren wurde.

Die Krimihandlung verläuft nicht spannend, neben den Zeitungsdingen und den Auseinandersetzungen in der Schweine Mafia kommt es nicht zu einer packenden Täterverfolgung.

Was mich aber am meisten gestört hat, ist der recht einfache Erzählstil, der mit eigenartigen Formulierungen daherkommt und kein flüssiges Lesen möglich machte.

Das Thema Massentierhaltung wird in diesem Buch deutlich gemacht, aber wir haben jetzt nicht mehr die 80er Jahre und da hätte man das Buch auch nicht noch einmal neu auflegen müssen. Es ist leider kein Krimi, den man lesen muss.

Bewertung vom 11.05.2021
Blohm, Nele

Wie das Leuchten von Bernstein


sehr gut

Schöner Wohlfühlroman mit Urlaubsstimmung auf Hiddensee

Marie lebt seit sieben Jahren im angesagten Münchner Glockenbachviertel, dort betreibt sie ihren eigenen kleinen Blumenladen und plötzlich läuft alles schief. Ihr Verlobter Jan verlässt sie, er beschließt einen Selbstfindungstrip nach Südostasien zu machen und kündigt mal so eben die gemeinsame Wohnung. Marie flieht pleite und planlos nach Hiddensee ins Reetdach-Hotel zu ihrer Oma Gertrud und wird dort herzlich aufgenommen. Dort trifft auch ihre große Jugendliebe den Bernsteinschmied Ole wieder. Sie schuldet ihm noch eine Erklärung für den damaligen unerklärten Schlussstrich. Ist sie jetzt in der Lage, über das Familiengeheimnis zu sprechen, das sie damals nach München getrieben hat?

Marie verliert ihren Verlobten, ihre Wohnung und ihren Laden, diese Probleme sorgen für eine Flucht zu ihrer Oma Gertrud, dort ist ihr heimischer Hafen ihrer Kindheit. Und genau wie Marie wird man als Leserin von der Idylle der Insel und der Warmherzigkeit von Marie Großmutter wohltuend eingehüllt. Nun soll Omas Freundin Irmgard Maries Pechsträhne mit einem schamanischen Ritual beenden. Doch der Hokuspokus scheint nicht so recht zu funktionieren, denn Marie gerät von einem Schlamassel in den nächsten. Immerhin trifft sie dabei auf ihre Jugendliebe Ole, der ihr ohne Fragen zu stellen, einfach hilfreich zur Seite steht.

Der flüssig und leicht geschriebene Roman dreht sich um Maries Neuanfang, einige Rückblicke sorgen für das nötige Hintergrundwissen um Maries Person und die Geschichte liest sich sehr locker weg. Als besonderes I-Tüpfelchen sorgt das eingebaute Inselfeeling für Urlaubsstimmung und romantische Ostseeatmosphäre. Das Buch ist ein unterhaltsamer Liebesroman, in dem man von Anfang an mit der sympathischen, aber recht nachdenklichen Marie auf ihr neues Glück hofft und sofort auch gerne so eine herzliche Oma Gertrud hätte. Außerdem gibt es noch Maries Freundin Caro, sie ist ihre Seelenverwandte, die ihr mit Rat und Tat hilft und der Bernsteinschmied Ole wird Maries Anker in der Brandung und auch ein Mann fürs Herz. Aber er scheint eine neue Freundin zu haben.

Das Inselflair wird im Buch mit einigen kulinarischen Gerichten noch appetitlich untermalt, Sanddorn darf natürlich auf Hiddensee nicht fehlen, deshalb findet man Gertruds leckere Sanddornrezepte auch im Anhang des Buches zum Nachmachen.

Ein lockerer Roman mit Wohlfühlstimmung, Urlaubsfeeling, einer Liebesgeschichte mit Hindernissen und liebenswürdigen Figuren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2021
Kasperski, Gabriela

Bretonisch mit Aussicht


ausgezeichnet

Alten Geheimnissen auf der Spur
Tereza Berger, Besitzerin der deutsch-englischen Buchhandlung DEJALU in Camaret-sur-Mer, springt als Köchin bei der Verköstigung der Nonnen und einer TV-Crew ein. Sie wird verdächtigt, eine Fischsuppe vergiftet zu haben, aber auch die Chorleiterin Soeur Nominoë könnte daran Schuld sein, sie verschwindet plötzlich wie vom Erdboden verschluckt und Tereza sucht nach ihr. Am Strand findet sie die Leiche des 95-jährigen ehemaligen Marineadmiral Bernard Sonnett, hat er einen Unfall erlitten oder steckt ein kalt geplanter Mord dahinter? Doch ehe sich Tereza mit dem Fall beschäftigen kann, vernimmt Commissaire Gabriel Mahon sie wegen der Vergiftung und Tereza steckt selbst in Schwierigkeiten. Die Nachforschungen führen in die Vergangenheit, in die Zeit des zweiten Weltkrieges.

Wie schon im ersten Band führt Gabriele Kasperski uns in die wunderschöne Bretagne und lässt uns miterleben, wie Tereza erneut in einen Mordfall hinein schlittert. Und so kann sie neben ihrem geliebten Buchladen auch wieder ihr zweites Hobby ausleben, als begeisterte Hobbydetektivin.

In dieser Geschichte ist einiges los, das bevorstehende Chorevent mit der bekannten französischen Sängerin Armelle steht an, das dafür angereiste TV-Team muss verköstigt werden und Tereza wird als Köchin engagiert. Es sind viele Charaktere, die man in diesem Band kennenlernt und auseinander halten muss, ein Personenregister wäre da wirklich hilfreich gewesen. Die wichtigen Charaktere bekommen aber genügend Raum in der Handlung, um sie schliesslich ausreichend zu kennen.

Tereza ist eine energische Frau, die sich auch von üblen Schmierereien an den Fenstern ihres Ladens nicht einschüchtern lässt. Sie bietet jedem Paroli, der ihr komisch kommt, ihre Aussprüche und ihre Art sorgen mehrfach für Lacher beim Leser.

Die Ermittlungen führen in die Vergangenheit, es geht in dunkle Grotten der sturmumtosten Bretagne und mit einigen kulinarischen Spezialitäten der Gegend wird die Sehnsucht nach Urlaub an dieser französischen Küste geschürt.

Mit gezielt eingesetzten Wendungen bringt dieser Krimi immer mehr Informationen ans Licht, die die Hintergründe der Tat näher beleuchten und die Spannungskurve ansteigen lassen.

Der flüssige Erzählstil ist gut zu lesen, er ist mit einigen französischen Worten durchsetzt und die jeweilige Atmosphäre zeigt sich auf bildhafte und authentisch wirkende Weise. Wie auch im ersten Band spielen hier Sagen und Mythen eine Rolle, die für eine geheimnisvolle Stimmung sorgen.
Immer wieder verstrickt sich Tereza in neue Zwischenfälle und bekommt den Makel des Verdachts nicht los. Mit den Einblicken in die Vergangenheit tauchen wir in ein dunkles Kapitel ein und bekommen am Ende die Auflösung auf logische Weise präsentiert. Nur das besondere Geheimnis von Terezas Tante wird in diesem Band noch nicht gelüftet, da muss man wohl auf den dritten Band hoffen.


Dieser Krimi mit der eigenwilligen Tereza ist packend geschrieben, voller Rätsel und ein wenig geheimnisvoll, das fantastische Setting der Bretagne rundet das Ganze stimmungsvoll ab. Ich gebe eine Leseempfehlung für "Bretonisch mit Aussicht".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.