Benutzer
Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1031 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2010
Riebe, Brigitte

Der Kuss des Anubis


ausgezeichnet

Mit ihrem ersten Jugendroman ist Brigitte Riebe ein ganz großer Wurf gelungen. Das Buch "Der Kuss des Anubis" bietet wirklich alles was ein einmaliges Lesevergnügen ausmacht: einen spannenden Abenteuerroman mit vielen Verwicklungen und Intrigen und eine Liebesgeschichte, die eigentlich nicht sein darf.
Der Roman handelt von der 15jährigen Miu, der Tochter von Wasets berühmtesten Einbalsamierer, und von Pharao Tutenchamun. Das Schicksal führt die beiden zusammen als Miu einer Verschwörung auf die Schliche kommt - im Wirtshaus ihrer Tante belauscht sie zwei Männer die einen Anschlag auf den Pharao planen. Miu geht der Sache hinterher, und kann letztendlich sogar beim Pharao persönlich vorsprechen und ihn warnen. Im Laufe der Geschichte kann Miu durch ihre Umsicht dem Pharao zweimal das Leben retten und eine zarte Liebesbande bahnt sich zwischen den beiden an.
Noch weitere Handlungen beeinflussen das Geschehen und das Verhältnis zwischen Miu und dem Pharao. Was ist damals in der Sonnenstadt geschehen unter dem Pharao Echnaton, dass noch heute das Leben von Mius Familie und ihren Verwandten beeinflusst? Was hat es mit der Bande an Grabräubern auf sich, die die Grabbeigaben entwenden, die Mumien schänden und Mius Vater den Herzskarabäus Echnatons untergeschmuggelt haben?
Einige Details kann man schon früh erahnen, z.B. welche Personen zu der Grabräuberbande gehören, trotzdem tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Brigitte Riebe hat hier einen gut recherchierten Roman vorgelegt, der durch ein Glossar im Anhang mit den wichtigsten Fachbegriffen noch ergänzt wird. Land und Protagonisten sind realistisch dargestellt, so dass man sich gut in das Geschehen hineinversetzen kann. Die Sprache und der Stil haben ein Niveau, dass das Buch gut von jugendlichen ab ca. 12 Jahren gelesen werden kann, aber auch noch für erwachsene Leser ein anspruchsvolles Lesevergnügen darstellt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2010
Fröhlich, Susanne

Charlottes Welt


sehr gut

"Charlottes Welt" ist Susanne Fröhlichs erster Jugendroman und gleichzeitig das erste Buch welches ich von ihr gelesen habe.
In diesem Roman geht es um die 13jährige Charlotte Felsner - mittelhübsch, mittelbegabt - die zu DER Party des Jahres bei ihrer Klassenkameradin Geraldine eingeladen wird.
Eigentlich mag sie Geraldine nicht besonders - sie ist megahübsch, stinkreich, beliebt... lauter Sachen, die Charlotte selbst gerne wäre. Die Einladung verdankt sie zudem nur einem Zufall & mit ihrer besten Freundin Maja verkracht sie sich außerdem deswegen, weil diese nicht zu Geraldines Party eingeladen ist und außerdem meint, dass Charlotte keinen Charakter beweist, wenn sie zu dieser Party geht. Aber Charlotte MUSS da hin, will sie doch auch so beliebt sein wie z.B. Geraldine und sich an den süßen Ben ranmachen, der zu dieser Party ebenalls eingeladen ist.
Susanne Fröhlich ist ein lustiger Teeny-Roman gelungen mit einigen schrägen Einfällen, die mich so manches Mal zum Lachen gebracht haben. Gestört hat mich beim Lesen allerdings eine Sache: diese "asbach-uralten" Sprüche, die in meiner Teenyzeit schon keiner mehr benutzt hat! Mir ist alles wayne, ich hab keine Ahnung wo der Bus bleibt, den das interessiert, aber ich hätte auf diese gezwungen lustig wirkenden Sprüche beim Lesen gerne verzichtet!
Insgesamt bekommt "Charlottes Welt" trotzdem 4 von 5 möglichen Sternen - jüngere Mädels haben bestimmt noch mehr Spaß beim Lesen als ich. Und daür, dass ich vom Alter eigentlich nicht mehr zur Zielgruppe für dieses Buch gehöre, habe ich mich beim Lesen bestens amüsiert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2010
Meister, Derek

Ghost Fighter - Das Licht, das tötet / Ghost Bd.2


ausgezeichnet

An der Seite seines besten Freundes Bpm, macht sich Ian auf den Weg nach New York - auf der Suche nach seinem verschollenen Großvater, um dem Geheimnis der tötenden Lichtwesen auf die Spur zu kommen.
Es sollte ihr gemeinsamer Sommer werden, gerade erst haben die beiden Blutsbrüderschaft geschlossen, aber ihre Freundschaft wird bei der Jagd auf die Geisterwesen einer schweren Prüfung unterzogen. Das Ganze ist kein Spiel, sondern eine lebensbedrohende Mission und Bpm setzt durch seinen Leichtsinn und seine Abenteuerlust Ian und seinen Großvater einer großen Gefahr aus.

Eigene Meinung:
In "Ghostfighter" baute sich der Spannungsbogen langsamer auf als im Auftakt der Trilogie "Ghosthunter", was vielleicht an den wesentlich detaillierter ausgeführten physikalischen Bezügen dieser Geschichte lag. Nichts desto trotz hat mich auch dieses Buch wieder in seiner Gesamtheit überzeugen können. Genau wie in Teil eins versteht es Derek Meister geschickt die verschiedenen Handlungsstränge zu einem homogen Handlungsablauf zu verstricken. Der Leser trifft auf die Personen, die er bereits in "Ghosthunter" kennengelernt hat: Ian und Bpm, die Kopfgeldjäger Zachary und Tan, die junge Japanerin Chiyo und Alva und Daniel in der Antarktis. Neu dabei auf der Jagd nach den todbringenden Geisterwesen sind Ians Großvater Harvey und der geheimnisvolle Auftragsgeber von Zachary und Tan: Brian Cox. Er ist der Enkel von Sofia Cox, die am "Philadelphia Experiment" teilgenommen hatte, genau wie Chiyos Großmutter und Ians Großvater Harvey. Die Ursprünge des Geistergeheimnisses liegen in der Vergangenheit, denn seit dem außer Kontrolle geratenen Experiment kann Harvey diese sehen.
Die Figur des Brian Cox hat auf mich irgendwie unheimlich gewirkt. Er scheint dank seiner Großmutter mehr über die Geisterwesen zu wissen und verfolgt eigennützige Ziele, die mit unerwarteten Todesfällen in seiner Familie zu tun haben. Dieser neue Aspekt hat sehr rätselhaft und fantastisch angemutet, ich bin gespannt, wie sich diese Facette im dritten Band "Ghostmaster" weiterentwickeln wird.
Diesmal spielen sich große Teile der Handlung in der Vergangenheit ab, da Ian und Bpm nun die Geschichte der Geisterwesen und die Geheimnisse um das Philadelphia Experiment direkt aus dem Munde eines Beteiligten erfahren: Ians Großvater.
Derek Meister schafft es wieder auf der gesamten Länge des Buches jeden einzelnen seiner Akteure überzeugend und lebendig darzustellen, seine Charaktere sind einnehmend, und so habe ich alle Handlungsstränge fasziniert verfolgt, egal, ob mir die jeweiligen Personen sympathisch oder unsympathisch waren. Diese Vielschichtigkeit der Figuren weiß zu begeistern!
Wieder verführt Meister seine Leser mit einer fabulösen Verschmelzung von Elementen aus dem Bereichen Science Fiction und Thriller mit historischen Fakten. Seine Geschichte spielt quer über den ganzen Erdball und der Autor bringt die Akteure durch moderne Kommunikationsmittel miteinander in Verbindung. Langsam werden dem Leser die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen klar und Licht dringt in das Geheimnis um die Geisterwesen, wobei das Zusammentreffen aller Beteiligten immer noch aussteht.
Derek Meister lässt seine faszinierten Leser ein zweites Mal mit einem mörderischen Cliffhanger und ungeduldig wartend auf den abschließenden Band "Ghostmaster" zurück...

Bewertung vom 24.05.2010
Collins, Suzanne

Gefährliche Liebe / Die Tribute von Panem Bd.2


ausgezeichnet

Eigene Meinung:
Wer dachte, dass Grauen aus dem ersten Teil "Tödliche Spiele" könnte nicht mehr überboten werden, irrt gewaltig! Entließ Suzanne Collins ihre Leser aus dem ersten Teil zwar nicht mit einem Happy End, aber doch immerhin mit der Gewissheit, dass Katniss und Peeta die Hungerspiele überlebt haben, so endet der zweite Band mit einem viel grausameren und ungewisseren Ende. Doch ich will nicht vorweg greifen.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: "Der Funke", "Das Jubiläum" und "Der Feind". In "Der Funke" erzählt die Autorin von Katniss´ und Peetas Zeit in ihrem Heimatdistrikt und der Tour der Sieger, auf denen der erste Funke einer bevorstehenden Rebellion aufglimmt. "Das Jubiläum" offenbart die grausame Regel für das dritte Jubel-Jubiläum und berichtet von der Zeit im Vorbereitungscamp. Zu guter letzt geht es in "Der Feind" für Katniss und Peeta zum zweiten Mal in die verhasste Arena und in Mitten das blutige Gemetzel der tödlichen Spiele.
Mitnichten geht das Grauen erst im dritten Teil los, in dem Katniss und Peeta sich wieder in der Arena befinden. Bereits auf der Tour der Sieger geschehen Dinge, bei denen man das Buch am liebsten aus Trauer oder Wut in die Ecke feuern würde. Nur selten habe ich Bücher wie Suzanne Collins Reihe "Die Tribute von Panem" gelesen, die es schaffen solch große Emotionen beim Lesen hervorzurufen.
Wie bereits im ersten Teil "Tödliche Spiele" sehe ich auch dieses Buch wieder als sehr realitätsnah an mit vielen Bezügen zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. So kommt einem beim Lesen fast die Galle hoch, wenn Bewohner des Kapitols bei großen Feiern zwischen den einzelnen Gängen Brechmittel zu sich nehmen, um ihren Magen wieder leer zu bekommen, nur um sich weiter der Völlerei hingeben zu können, während in den Distrikten Menschen Hunger leiden oder sogar an Hunger sterben.
Emotionen werden besonders gut durch die Figur von Katniss vermittelt: ihre innere Zerrissenheit zwischen Gale, den sie seit ihrer frühestens Kindheit kennt, und Peeta, den sie erst richtig in der Arena kennen- und auch lieben gelernt hat. Ihre Anstrengungen, Peeta bei ihren zweiten Hungerspielen zu schützen und lebend dort herauszubekommen, ihre Unsicherheit, mit welchen Teilnehmern aus den anderen Distrikten sie ein Bündnis eingehen kann... Als Leser fühlt man die Unsicherheit am eigenen Leib und ist sich bis zum überraschenden Ende dieses Buches selbst nie sicher, welcher Seite Katniss Vertrauen schenken kann. Wer auf ihrer Seite steht oder wer ihren Tod will. Eindeutig schwarzweiß gemalt ist eigentlich nur Präsident Snow, er verkörpert zu 100% all die Dinge, die am Kapitol hassenswert sind!
Hat mich beim ersten Band vor allem die Szene von Rhues Tod zu Tränen gerührt, ist es dieses Mal ein Anschlag auf einen von Katniss´ wenigen Vertrauten, der vor allem deshalb so nervenaufreibend und erschütternd ist, da man auch am Ende der Geschichte nicht erfährt, was mit dieser Person passiert ist. Dazu kommt noch das ungewisse Schicksal einiger anderer Protagonisten am Schluss... Konnte man am Ende von "Tödliche Spiele" noch gewisse Hoffnungen auf einen positiven Ausgang hegen, so ist man am Ende des zweiten Bandes einfach nur verunsichert und verzweifelt.
Ich werde den abschließenden Band dieser Trilogie auf Englisch lesen MÜSSEN, auch auf die Gefahr hin, nicht jedes Detail zu verstehen, aber ich kann unmöglich auf den dritten Teil in deutscher Übersetzung warten.

Fazit:
Die "Die Tribute von Panem" Reihe der Autorin Suzanne Collins hat das Zeug zu einem modernen Klassiker. Spätestens, wenn diese Bücher verfilmt werden sollten, wird es kaum noch jemanden geben, der nicht wenigstens von diesen Büchern gehört haben wird.
Lesen!

9 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2010
Mead, Richelle

Sturmtochter / Dark Swan Bd.1


sehr gut

Vorneweg: "Dark Swan" ist KEIN Zweitaufguss der Erfolgsreihe "Vampire Academy" der Autorin Richelle Mead. "Dark Swan" ist völlig anders und ist nicht mal ansatzweise mit "Vampire Academy" vergleichbar.
Geisteraustreibung aus einem Turnschuh und paarungswillige Elfen, die durch Sex eine Prophezeiung erfüllen wollen - hört sich nach Quatsch an? Ist es auch ;o) Wo "Vampire Academy" von einem düster-ernsten Grundton beherrscht wird, ist "Dark Swan" herrlich selbstironisch.

Eugenie Markham, Odile Dark Swan, ist Schamanin und bewegt sich bei ihren Aufträgen Geister auszutreiben und Seelen in die Unterwelt zu verbannen, zwischen unserer Welt und der Anderswelt. Dank eines besonderen Erbe ist sie mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet, die sie schon früh ihren Stiefvater haben überflügeln lassen, der sie zur Schamanin ausgebildet hat.
Dieses Erbe und eine dunkle Prophezeiung aus der Anderswelt führen dazu, dass Eugenie sich eines Tages nicht mehr vor Übergriffen aus der Anderswelt retten kann. Die Feinen - wie die Feen hier genannt werden - wollen aber nicht ihren Tod, sondern Sex, denn jeder will der Vater ihres erstgeborenen Kindes sein, dass eines Tages diese Prophezeiung erfüllen soll.

Das Buch lebt in erster Linie von seinen skurrilen Charakteren. Die Schamanin Eugenie - genannt Odile Dark Swan, nach dem schwarzen Schwan in Schwanensee, wegen der Gestalt, die ihr Geist in der Anderswelt annimmt - ist in ihrem Job eine knallharte Killerin. Zu Hause trägt sie Jogginganzüge, isst mit Vorliebe Milky Way und legt Puzzle. Sie teilt ihr Heim mit Tim, seines Zeichens WG-Mitbewohner, Hobby-Indianer und Mädchen für alles. Bei ihrem Job stehen ihr drei Geister zur Seite - Volusian, immer mürrisch und bissig, und sehr böse, Nandi, das Musterexemplar einer verlorenen Seele, und Finn, stets gut gelaunt und freiwillig an Eugenies Seite. In Liebesdingen konkurrieren der Kitsune Kiyo und der Feenkönig Dorian um die Gunst von Eugenie. Und da geht es an einigen Stellen im Buch wirklich heiß her... Richelle Mead ist allerdings eine Meisterin in der Vermittlung von Gefühlen, deswegen sind diese Bestandteile der Handlung nicht einfach nur pure Erotik, sondern offenbaren auch wiederum viel von den einzelnen teilhabenden Charakteren.

Eigentlich mag ich weder ständiges Pimpern in Büchern noch übermäßig viele Kampfszenen, aber Richelle Mead versteht es mit ihrem ironischen Schreibstil und den geschickt verstrickten Handlungsfäden und Intrigen den Leser zu fesseln. Die Figuren sind auch nicht derart gestrickt, dass sie wie räudige Hunde ständig und grundlos übereinander herfallen. Die Sexszenen sind oftmals die Konsequenz bestimmter Handlungsabfolgen oder beinhalten Details, die noch für den späteren Verlauf der Handlung wichtig sind. An mancher Stelle hätte ich mir den Schwerpunkt trotzdem noch mehr auf den Ausbau der Figuren gewünscht und dafür die eine oder andere Kampf- oder auch Sexszene weniger. Ich tendiere dazu, sonst irgendwann über solche Passagen wegzulesen.

Kommt man dem ersten Geheimnis um Eugenie noch recht schnell auf die Spur, da die Lösung bereits im Titel "Sturmtochter" (original: "Storm born") steckt, unternimmt die Handlung im späteren Verlauf eine Wendung, mit der ich nie gerechnet hätte und die mich deshalb sehr überrascht hat. Überhaupt klaren sich einige Zusammenhänge erst gegen Ende des ersten Bandes "Sturmtochter" auf und man versteht erst dann viele von den Beweggründen einzelner Figuren während der Geschichte für ihr Handeln und Tun.
Man ist quasi gezwungen die Serie weiter zu lesen, denn am Ende bleibt vieles offen.
Da ich "Sturmtochter" in erster Linie als Einleitung der Serie "Dark Swan" sehe und die Reihe um Eugenie alias Dark Swan in meinen Augen noch sehr viel Potential nach oben hat, vergebe ich erstmal nur 4 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2010
Ward, Rachel

Den Tod im Blick / Numbers Trilogie Bd.1


sehr gut

Eigene Meinung:
Rachel Wards Roman "Numbers" überzeugt vor allem durch seine realistischen Charaktere. Jem und Spinne sind normale Teenager, mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat: Jems Mutter starb an einer Überdosis Drogen, seitdem wächst sie bei wechselnden Pflegeeltern auf. Spinne wurde von seiner Großmutter aufgezogen und finanziert sein Leben durch illegale Geschäfte wie Drogenhandel und Autodiebstahl. Jems großzügiger Umgang mit Schimpfwörtern, Spinnes nachlässiger Umgang mit seiner Körperpflege und das soziale Umfeld der beiden machen sie zu Anfang des Buches nicht zu Sympathieträgern.
Die Sprache des Buches ist authentisch jugendlich, vor allem in den Dialogen zwischen Jem und Spinne. Als Erwachsener kann einen die Umgangssprache mit ihrer Rotzigkeit und Ruppigkeit fast nerven. Man merkt dem Wortschatz der beiden an, aus welcher Gesellschaftsschicht sie stammen. Die Geschichte fängt spannend und durch Jems furchtbare Gabe auch sehr mysteriös an. Eine Gabe, die sie an den Rand der Gesellschaft drängt, weil sie den Umgang mit Menschen meidet. Jem hat insbesondere keinen Bezug zu Kindern, denn gerade bei ihnen findet sie es erschreckend die Zahlen lesen zu müssen - abgestempelt zum Tod bereits am Tag der Geburt . Neue Bekanntschaften werden bei Jem immer durch den ersten Augenkontakt bestimmt: frühes Todesdatum - ein Unfall, eine Krankheit? Oder die beruhigende Gewissheit, dass das Gegenüber noch ein langes Leben vor sich hat.
Bis Jem durch ihre kurze, aber intensive Freundschaft zu Spinne lernt, dass sie ihr Leben nicht von dem Wissen um die Todesdaten ihrer Mitmenschen bestimmen lassen darf und keine Schuld an deren Tod trägt, nur weil sie deren Zahl sehen kann. Jems positive Erfahrungen auf ihrer Flucht mit wahren Freundschaften und ihrer ersten Liebe bilden einen schönen Kontrast zu den Kernproblemen ihres "früheren" Lebens wie das Aufwachsen als Waisenkind und dem Drogenkonsum ihrer verstorbenen Mutter. Es ist ein langer Weg für Jem, bis sie lernt sich ihren Mitmenschen für Freundschaften und Liebe zu öffnen.
Stellenweise fand ich die Handlung etwas langatmig, weil fast nur von der Flucht Jems und Spinnes vor ihren Verfolgern erzählt wurde, trotzdem hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen, weil die Sprache sehr einfach gehalten ist und der Stil flüssig. Durch die direkte Erzählperspektive aus Jems Sicht wird überdies ein richtiger Sog auf den Leser ausgeübt. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, ob Spinnes Todesdatum entgegen allen Vernunftdenken doch abgewendet werden kann oder mit welchen überraschenden Wendungen die Autorin sonst aufwartet. Der Schluss, mit dem ich so nicht gerechnet hätte, hat das Buch dann für mich trotz einiger Längen noch zu einem überraschenden Lesegenuss werden lassen, dem ich ansonsten vielleicht nur eine durchschnittliche 3-Sterne-Bewertung gegeben hätte. Mehr kann ich dazu leider nicht verraten, denn dieses unerwartete Ende ist DER Knaller, ein Überraschungsmoment, den man nur ein einziges Mal erleben kann!

Fazit:
Sprachlich zielt dieses Buch eindeutig auf das empfohlene Lesealter ab. Dennoch ein kurzweiliger Lesegenuss, mit einer außergewöhnlichen Thematik, zwei Antihelden und einer ungewöhnlichen Auflösung am Ende! Bis auf den fantastischen Hintergrund von Jems "Fluch" ist "Numbers" ein sehr realitätsbezogener Jugendroman.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2010
Jones, David

Wild


ausgezeichnet

Gerrys Eltern sind Tierforscher. Auf einem Flug von der Stadt zurück in ihr Camp fallen die Triebwerke ihres alten Propellerflugzeugs aus und sie stürzen irgendwo in der afrikanischen Steppe ab.
Gerry hat nach der Bruchlandung einen merkwürdigen Traum. "Der Rat der Paviane" versammelt sich um ihn und eine augenlose Maske stülpt sich über sein Gesicht. Als er kurz darauf sein Bewusstsein wieder erlangt, steckt er im Körper eines Pavians. Das kann doch nur ein Albtraum sein! Aber sowohl sein neuer Körper als auch die Gruppe von Pavianen, die sich als die Paviangruppe herausstellt, an denen seine Eltern Feldforschung betreibt, sind erschreckend real! Warum ist er in einem Affenkörper gefangen und warum hat er immer noch sein menschliches Bewusstsein? Was ist mit seinem alten Körper? Um das herauszufinden kehrt Gerry zur Absturzstelle zurück. Er versucht sich mit seinen Eltern in Verbindung zu setzen. Nur wie soll das funktionieren, wenn er nicht sprechen kann und langsam aber sicher seine menschlichen Sinne verliert? Gerry kann nur herausfinden, dass sein alter Körper zwar ohne Bewusstsein, aber nicht tot ist. Damit steht Gerry vor einem neuen Rätsel, denn seine Vermutung, dass er durch Wiedergeburt in den Körper eines Pavians gelangt ist, löst sich damit in Luft auf.
Gerry muss sich der Paviangruppe anschließen und sich an deren Regeln halten, denn alleine hat er in der Wildnis keine Chance zu überleben.

Eigene Meinung:
Im Laufe des Romans lernt man viel über die soziale Struktur innerhalb einer Paviangruppe: ihr Verhalten untereinander, die Rangordnung, ihre Nahrungssuche und ihr Verhalten gegenüber Jägern und Beutetieren. Die afrikanische Steppe ist so anschaulich beschrieben, dass man sich mitten unter die Tiere versetzt fühlt.
In diesem kurzen Roman bekommt man während des Lesens jede Menge Wissen über Verhaltensforschung und die afrikanische Tierwelt vermittelt, ohne das die Geschichte dadurch belehrend oder trocken wirkt.
Zu Beginn begegnet Gerry seiner außergewöhnlichen Lage noch mit Sarkasmus. "Termiten, dachte Gerry. Der Snack, der zurückbeißt." Natürlich kann man das übertrieben finden und sagen: ein Mensch, noch dazu ein Jugendlicher, ist in dieser Situation vor lauter Panik doch weder zu geplanten Handlungen fähig, geschweige denn dazu schwarzen Humor aufzubringen. Aber ich finde diese Verhaltensweise sehr gut gewählt, weil dadurch Gerrys menschliches Bewusstsein noch stärker in den Vordergrund tritt, denn Tiere haben keinen Sinn für Humor, der auch nur annähernd mit dem des Menschen vergleichbar wäre. Deshalb bemerkt man im Laufe der Handlung umso deutlicher, wie ihm seine menschlichen Sinne abhanden kommen: er macht keine Witze mehr, er kann nur noch bis 23 zählen, als er versucht mit Steinen einen Kalender über seine Zeit bei den Pavianen zu erstellen und er verlernt zu lesen.
Zu Anfang fand ich den Umfang des Buches für dieses Thema extrem kurz und hatte wenige Seiten vor Ende Panik, ob die Geschichte zu einem befriedigenden Ende findet. Aber meine Sorgen waren völlig unbegründet: David Jones schafft es auf nur knapp über 200 Seiten eine großartige und abenteuerliche Geschichte zu erzählen und den Wert von Freundschaften und dem Leben in einer Gemeinschaft zu vermitteln. Gerry lernt, dass das Wichtigste an einem Freund ist, das er einfach DA ist, wenn man ihn braucht, und besser als er kann ich auch keine Worte zum Thema Gemeinschaft finden: "In der Gruppe zu leben, ist hart. Ohne sie zu leben, unmöglich. Irgendwie muss man einen Weg finden, dazuzugehören."

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.