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MaWiOr
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Insgesamt 3687 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2021
Schutten, Jan Paul

Das Weltall


ausgezeichnet

Das Weltall gibt uns viele Rätsel auf. Noch rätselhafter ist seine Entstehung. Auch Kinder interessieren sich bereits für solche Fragestellungen. Das reich illustrierte Buch versucht, darauf kindgerechte (und mitunter humorvolle) Antworten zu geben.

In fünf Kapiteln werden auf die Geheimnisse des Weltalls eingegangen. In „Reisen in die Zeit“ geht es ungefähr 14 Milliarden Jahre zurück – das natürlich mit Lichtgeschwindigkeit in eine „glühend heiße Erbsensuppe“ als das ganze Weltall ein einziger großer undurchsichtiger Feuerball war. Daraus entstanden die Galaxien, die Sonnensysteme und natürlich auch unsere Erde mit ihrem Trabanten Mond. Es werden viele astronomische und physikalische Fragen angesprochen – z.B. „Wird unser Weltall letztendlich größer oder kleiner?“ oder „Warum man nie von der Erde fällt?“. Aber auch Beobachtungen aus dem Alltag finden eine wissenschaftliche Erklärung – „Warum fliegst du nach vorn, wenn ein Auto abrupt bremst?“. Auch geniale Theorien, absurde Experimente und Gedankenspiele werden angerissen – die Form des Weltalls, Quantengravitation oder unsichtbare Dimensionen.

Im abschließenden Kapitel werden dann sogar philosophische und religiöse Fragen erörtert – von „Was ist der Sinn des Lebens?“ über „Ist dein Leben ein Computerspiel?“ bis zu „Warum gibt es Leid auf der Welt?“. Das Buch ist sehr ansprechend und modern gestaltet mit zahlreichen Zeichnungen und Cartoons. Es verlangt aber schon einige Grundkenntnisse und vor allem Interesse an Astronomie.

Bewertung vom 24.01.2021
Aschoff, Lili

Das Leben ist hart


ausgezeichnet

Jungen Leuten wird häufig vorgeworfen, dass sie kein Benehmen haben. Meistens ein Vorurteil, das nicht stimmt. Trotzdem müssen sie noch viel beachten, um sich in der Gemeinschaft, in der Welt der Erwachsenen zu bewegen.

Das „Benimmbuch“ vermittelt auf humorvolle Weise in zwölf Kapiteln einige wichtige Regeln und Verhaltensweisen. Zunächst wird aber darauf hingewiesen, sich nicht verbiegen zu lassen. Meinungsäußerungen, jugendlicher Protest und eure Kreativität sind weiterhin gefragt. Danach geht es los mit Tipps für gesundes Essen oder zur richtigen Kommunikation. In Gaststätten, im Supermarkt, auf Arbeit oder im Wartezimmer … überall ist man Teil der menschlichen Gesellschaft. Wie geht man mit Geld um? Wie füllt man seine Freizeit sinnvoll aus? Interessiert man sich auch für Kunst? All diese Fragen werden angerissen, in einem jugendlichen Plauderton und mit humorvollen Cartoons. Natürlich werden die Liebe und die Zweisamkeit nicht ausgespart. Und zum Schluss geht es um das Zusammenleben in einer WG. Also keine Angst, ihr werdet das schon packen. Fazit: Kein Knigge, sondern hilfreiche Tipps.

Bewertung vom 24.01.2021
Rilke, Rainer Maria

In Rilkes Blumengarten


ausgezeichnet

Die Naturlyrik von Rainer Maria Rilke ist immer noch sehr beliebt, da sie Realität und Fantasie miteinander auf eigentümliche Weise verwebt. Die Neuerscheinung präsentiert eine kleine Auswahl dieser berührenden Gedichte. Da wird die Mondnacht, der zauberhafte Wald oder einfach die blaue Hortensie besungen. Es sind Verse, die zum Träumen oder zum Aufenthalt in der Natur einladen. Darunter sind auch einige Gartengedichte, die mit schönen Gartenfarbfotos ergänzt werden – „Das sind die Gärten, an die ich glaube: / Wenn das Blühen in den Beeten bleicht, / und im Kies unterm löschenden Laube / Schweigen hinrinnt, durch Linden geseigt.“

Fazit: Ein Rilke-Lyrikbändchen in anspruchsvoller Ausstattung und zum Träumen und Schwelgen.

Bewertung vom 24.01.2021

Rosenkäfer und Libelle


ausgezeichnet

Mitten im Winter, wenn Wiesen und Felder mit Schnee bedeckt sind, denken wir manchmal: jetzt auf einer blühenden Wiese liegen und den Frühling oder Sommer einatmen. Mit dem kleinen Lyrikband „Rosenkäfer und Libelle“ kann man dieses Sehnsuchtsgefühl jetzt schon genießen. Die Neuerscheinung versammelt vierzig Gedichte, die sich alle um Käfer, Libellen, Grillen oder Schmetterlinge drehen. Zahlreiche SchriftstellerInnen ließen sich von diesen Gefühlen quasi vor der Haustür anregen – von Heinrich Heine bis zu Erich Fried oder von Annette von Droste-Hülshoff bis zu Eva Strittmatter. Mit Wilhelm Busch oder Christian Morgenstern kommt der Humor auch nicht zu kurz.

Fazit: Ein Lyrikbändchen in liebevoller Ausstattung, das sich hervorragend als kleines Geschenk oder Mitbringsel eignet. Gerade jetzt mitten im Winter.

Bewertung vom 21.01.2021
Orwell, George

Farm der Tiere


ausgezeichnet

Das 1945 von George Orwell erschienene Buch „Farm der Tiere“ trug den Untertitel „Ein Märchen“. In Wahrheit war es eine Satire auf die Ereignisse der russischen Revolution und die kommunistische Stalin-Diktator im Allgemeinen. Erzählt wird der traurige Verlauf einer Revolution in Form einer Fabel (oder Märchen): Bald nachdem die Tiere ihren Herrn vom Bauernhof vertrieben haben, übernehmen die Schweine die Herrschaft. Sie treten immer aggressiver gegenüber den anderen Hoftieren auf, beanspruchen für sich Privilegien und übernehmen bald die Rolle der Menschen.

Orwell wollte mit dieser politischen Fabel von der verratenen Revolution zeigen, dass Ideen und Maßnahmen, die mit großen Hoffnungen und hohem Idealismus in Gang gesetzt werden, allmählich entarten, erstarren und aus einem ursprünglichen Freiheitsstreben in eine selbstgefällige und brutale Tyrannei einmünden. Orwell spießte in „Farm der Tiere“ aber die ideologische und intellektuelle Verlogenheit jeder Zeitepoche auf. Zunächst stellten sich allerdings der Veröffentlichung Schwierigkeiten entgegen: Sowjetrussland war noch mit England im Krieg gegen Deutschland verbündet und so drohte das Buch die britisch-russischen Beziehungen zu belasten. Aber die Verleger nahmen das Risiko auf sich und sie hatten Glück.

Der zeitkritische Klassiker, der sich aber durch seine Zeitlosigkeit auszeichnet, ist nun in einer Neuübersetzung von Ulrich Blumenbach erschienen. Ergänzt wird die Manesse-Ausgabe durch den Essay „Die Pressefreiheit“ und das Vorwort zur ukrainischen Ausgabe von 1947, in dem er betont, dass er auf einen „neuen Aufschwung der sozialistischen Bewegung“ hofft. Außerdem hat die Schriftstellerin Eva Menasse ein lesenswertes und informationsreiches Nachwort beigesteuert.

Bewertung vom 21.01.2021
Orwell, George

1984


ausgezeichnet

George Orwells Roman „1984“ erschien im Juni 1949. Es gilt bis heute als wirkmächtigster Warnruf vor einem totalen Überwachungsstaat. Der Stoff beruhte auf biografischen Erfahrungen des Autors, der als Polizist in Burma arbeitete. Dort habe er „die Drecksarbeit des Empires“ erledigen müssen, wie er später notierte.

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit, wo er die Vergangenheit im Sinne der Regierung umschreiben soll. In seinem Innersten sehnt sich Winston jedoch nach echter Wahrheit – und nach Liebe. Trotz aller Verbote beginnt er eine Beziehung mit seiner Kollegin Julia und träumt sogar davon, sich gegen die Partei aufzulehnen. Doch aus dem Überwachungsstaat gibt es kein Entkommen.

Dem Leser begegnet ein niederdrückendes Schreckensbild einer totalen Diktatur, die das Leben des einzelnen bis in die privateste Sphäre hinein kontrolliert. Unter der absoluten Oberhoheit eines totalitären Zwangssystems haben die Bürger jede Hoffnung auf Freizügigkeit, auf freie geistige Entfaltungsmöglichkeit, jede Art von Individualität verloren. Es wird sogar eine neue Sprache „Neusprech“ entwickelt, um die Gedanken der Menschen auf die Linie des Staates zu bringen. In diesem Buch schuf Orwell den Begriff des "Großen Bruders", der alle und alles überwacht und jeden Keim der Freiheit erstickt. Orwell schrieb den Roman als todkranker Mann. Kurz nach Erscheinen starb er am 21. Januar 1950. Er wurde nur 46 Jahre alt. Sein Epochenwerk „1984“ wurde zum Fanal gegen den Totalitarismus.

Im Manesse Verlag ist der aktuelle Klassiker in einer Neuübersetzung von Gisbert Haefs erschienen. Ergänzt wird die Ausgabe durch das Nachwort „In einer Welt voller Lügen“ von Mirko Bonné.

Bewertung vom 27.12.2020

Defregger


ausgezeichnet

2021 jährt sich der Todestag von Franz von Defregger zum 100. Mal. Aus diesem Anlass würdigen die Tiroler Landesmuseen den österreichisch-bayerischen Maler mit einer raumgreifenden Retrospektive. Bei Defregger denkt man in erster Linie an Gemälde, die den bäuerlichen Lebensalltag in idealisierter Idylle darstellen. Hinzu kommen Histo-rienbilder, die dem Tiroler Befreiungskampf von 1809 gewidmet waren. Doch neben diesen populären Motivbereichen existiert auch ein „anderer unbekannter Defregger“, der nicht dem breiten Publikumsgeschmack verpflichtet war. Diese Werke, die der Öffentlichkeit bis heute meist verborgen geblieben waren, werden nun erstmals präsen-tiert. Mit Gemälden, Skizzen, Zeichnungen und Fotografien macht die Ausstellung mit beiden Seiten der Künstlerpersönlichkeit bekannt.

Im Hirmer Verlag ist der umfangreiche und reich illustrierte Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Im Essayteil mit seinen zehn Textbeiträgen geht es vor allem um die kunstgeschichtliche Einordnung von Defregger und seines Werkes. Der „Münchner Malerfürst“ polarisiert heute immer noch, dabei war sein Werk eine Gratwanderung zwischen Moderne und Tradition. Die Kunst um 1900 war nicht nur durch avantgardistische Künstler (so häufig der Eindruck) bestimmt, sonder auch durch Maler der Gründerzeit. Defreggers Historienbilder waren dabei hochpolitische Gemälde. Die Abwertung als „Bauernmaler“ führte ebenfalls zu vielen Missverständnissen. Auch die posthume missbräuchliche Rezeption seiner Bilder durch die Nationalsoz. Jahrzehnte später ist ihm nicht anzulasten. Beleuchtet wird auch Defreggers Malen gegen den Zeitgeist und sein Interesse an anderen Kulturen.

Im Katalogteil werden die Ausstellungsstücke in verschiedenen thematischen Kapiteln vorgestellt – von Defreggers Studienzeit bis zum Akademieprofessor, von den Historiengemälden mit ihrer politischen Aufladung bis hin zu den unbekannten weiblichen Akten. Im umfangreichen Anhang findet man u.a. die Kurzbiografien der AutorenInnen.

Bewertung vom 27.12.2020
Lind, Hera

Die Frau zwischen den Welten


ausgezeichnet

Hera Lind erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte von Ella Vojanová, die nach dem Krieg als Tochter einer Deutschen in der Tschechoslowakei aufwächst. Ihr Vater wird von Revolutionsgarden erschlagen und die Mutter muss sich in einem Dorf verstecken. Für die Familie bedeutet das: ständige Angst vor Repressalien und immer wieder neue Schicksalsschläge. Nach der gescheiterten Ehe mit einem Egozentriker begegnet Ella in Prag der jüdische Arzt Milan, mit dem sie ein neues Leben beginnen will. Ihre Zukunft sehen sie nur im Westen und so wollen sie mit Ellas kleiner Tochter fliehen. Doch der Geheimdienst hat von ihren Plänen Wind bekommen …

Im Audiobuch Verlag ist eine ungekürzte Lesung des emotionalen Romans erschienen, wobei es der Sprecherin Svenja Pages wunderbar gelingt, das ergreifende Schicksal von Ella hörbar zu machen.

Bewertung vom 26.12.2020
Langenscheidt, Gustav

Wer sind die Berliner?


ausgezeichnet

Gustav Langenscheidt (1832-1895) war ein in Berlin lebender, deutscher Sprachlehrer, Verlagsbuchhändler und der Gründer des noch heute existierenden gleichnamigen Verlags. 1878 veröffentlichte er ein schmales Büchlein unter dem Titel „Naturgeschichte des Berliners. Zugleich ein Spaziergang durch das alte Berlin von 1739. Für Einheimische und Fremde“. Zur 700-Jahrfeier der Stadt Berlin im Jahr 1937 gab es noch einmal eine Faksimile-Ausgabe des Originals in einer Auflage von 2.000 Exemplaren. Nun eine Neuauflage im Comino Verlag.

Langenscheidt unternahm Streifzüge durch das historische Berlin und machte dabei immer wieder gedankliche Reisen etwa 140 Jahre zurück – in die Zeit gegen Ende der Regierung König Friedrich Wilhelms des Ersten. Mit Fantasie macht er das alte Berlin sichtbar. Langenscheidt spaziert u.a. durch die schnurgerade Baumreihe der Linden oder durch das Nikolaiviertel. Der Leser erfährt dabei viel über das Berliner Theaterleben, die Bierschenken, Schützenplätze oder die Zeitungspresse. Insgesamt eine interessante Rückschau auf die Geschichte und das Geschick Berlins.

Bewertung vom 11.12.2020
Damm, Sigrid

Goethe und Carl August


ausgezeichnet

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) folgte 1775 der Einladung des Herzogs Carl August (1757–1828) nach Weimar, der ihn zu seinem Vertrauten machte. Es war der Beginn einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft. Im Frühjahr 1792 schenkte Carl August Goethe sogar das Haus am Frauenplan. Der Staatsmann Goethe wurde nach dem Herzog zum wichtigsten Mann im Fürstentum.

Die Weimar-Expertin Sigrid Damm widmet sich in ihrem neuen Buch dieser über fünfzig Jahre andauernden Freundschaft, die jedoch nicht frei war von Höhen und Tiefen. Die Autorin beginnt mit dem Tod von Carl August 1828 - der herbe Verlust seines Dienstherren traf den 79jährigen Goethe hart. Seit Jahren war er damit beschäftigt, sein gigantisches Lebenswerk für die Nachwelt zu ordnen. Für einige Zeit zog er sich auf die Dornburger Schlösser zurück.

Nach diesem Auftakt vom Ende der Freundschaft beleuchtet Damm neben der geistigen Verwandtschaft auch die Differenzen und Widersprüche, die beide miteinander im Laufe der Jahre austrugen. In zahlreichen Quellen – vor allem im Briefwechsel der beiden Protagonisten – spürt sie neben der gegenseitigen Hochachtung auch die Spannungen und Konflikte auf, auch die nicht ausgesprochenen. Mitunter kam es sogar zum offenen Eklat. So fanden der Napoleon-Hasser Carl August und der Napoleon-Verehrer Goethe in politischen Fragen selten einen gemeinsamen Nenner.

Das Buch ist zum 80. Geburtstag von Sigrid Damm erschienen – akribisch recherchiert enthüllt es ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Weimarer Klassik. Die Lektüre verlangt jedoch einige Konzentration, denn der Lesefluss wird immer wieder durch längere Zitate unterbrochen, die allerdings gut ausgewählt sind.