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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1119 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2018
McDermid, Val

Rachgier / Tony Hill & Carol Jordan Bd.10 (2 Audio-CDs, MP3 Format)


ausgezeichnet

Überzeugt durch realistische Ermittlerarbeit und fachliche Details

Ein kniffliger Fall hält das ReMIT-Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill in Atem: Der „Wedding Killer“ sucht sich seine weiblichen Opfer auf Hochzeiten – und hinterlässt nichts, als eine verkohlte Leiche im ausgebrannten Auto. Sämtliche Spuren sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, selbst das Identifizieren der Leichen gestaltet sich als schwierig. Ein schwer zu fassender Täter scheint hier am Werk zu sein. Doch lastet ein hoher Erfolgsdruck auf dem Spezialermittlungs-Team. Und auch privat geht es bei einigen Mitgliedern alles andere als ruhig zu…
Ich muss gestehen, für mich war „Rachegier“ der erste Roman von Val McDermid, entsprechend benötigte ich eine Weile, um mit den Ermittlern des ReMIT-Teams vertraut zu werden. Doch hat die Autorin es geschafft, auch für mich als Neuling die einzelnen Hauptprotagonisten ausreichend verständlich darzustellen. Der Fall gestaltete sich als gut durchdacht, zumal auch der Täter selbst seine eigenen Kapitel hat und man dadurch als Leser den Ermittlern einen Schritt voraus zu sein scheint. Naja, genau genommen nur einen halben Schritt, denn der Täter versteht es geschickt, keine verwertbaren Spuren bei seinen Taten zu hinterlassen. Sehr gefallen haben mir die Ideen des Profilers Tony Hill, sowohl den Fall wie auch sein Privatleben mit Carol Jordan betreffend. Carol hingegen hat in diesem Band stark mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen, ihr Verhalten war bisweilen recht anstrengend.
Die Nebenhandlungen waren ebenfalls unterhaltsam gestaltet und gaben dem Roman etwas Abwechslung. Weniger gefallen hat mir der Schluss, auch wenn dieser für mich recht überraschend kam. Da konnte ich die Handlung einiger Protagonisten nicht so ganz nachvollziehen. Aber das mag jeder Leser etwas anders sehen – genauer kann ich nicht darauf eingehen, ohne zu spoilern.
Val McDermid hat einen Schreibstil, der weniger auf Effekthascherei setzt sondern damit punktet, dass ihre Fälle fachlich sehr gut recherchiert sind, erkennbar an dem vielen Fachwissen, welches sie geschickt in ihrem Roman einbaut. Ebenso zeigt sie sehr realistisch, wie frustrierend die Ermittlerarbeit zuweilen sein kann, wenn entscheidende Beweise fehlen.
Das Hörbuch wird in der ungekürzten Fassung gelesen von Wolfgang Berger. Zu Beginn empfand ich sein Lesen des Romans als recht monoton, was sich jedoch zum Glück nach einigen Kapiteln besserte, fast, als hätte der Sprecher sich erst warmlesen müssen.
Ich denke, „Rachegier“ ist vor allem für Fans von Val McDermid hervorragend geeignet. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, so wie in meinem Fall, könnte zunächst Schwierigkeiten haben, wenn es um das Private der einzelnen Ermittler geht. Auf jeden Fall überzeugt der Krimi durch realistisch gestaltete Ermittlerarbeit und geschickt platzierte fachliche Details.

Bewertung vom 11.10.2018
Allnoch, Mareike

Jasmin - Orangenblütenzauber


ausgezeichnet

Eine Liebe durch Zeit und Raum

Ich liebe das Märchen aus 1001 Nacht um den frechen Straßenjungen Aladin. Wer kennt es nicht? Doch vielleicht verlief seine Geschichte ja ganz anders? Als plötzlich der verdammt gut aussehende Dalan in Jasmins Zimmer steht und die Schülerin mit seinen dunklen Augen anblickt, beginnt ein zauberhaftes Abenteuer für die beiden…

Blau traf auf das warme Braun seiner Augen, aus denen er mich aufmerksam ansah. (Zitat S. 58)

Jasmin hat es nicht leicht in ihrem Leben. In der Schule wird sie als Streberin und Brillenschlange gemobbt. Als ihre Tante ihr von einer ihrer Reisen eine orientalische Öllampe mitbringt, befreit Jasmin zufällig den darin seit rund 170 Jahren gefangen gehaltenen Djinn Dalan. Und der sieht nicht nur umwerfend aus, sondern ist auch zudem ein äußerst charmanter Flaschengeist. Kurzerhand wird er ihrer Mutter als Austauschschüler vorgestellt – und wirbelt Jasmins Leben fortan gewaltig durcheinander. Doch trägt Dalan eine düstere Vergangenheit mit sich, an welche er sich bisher nur in seinen Träumen erinnert.

Ich war eine Bedrohung für Jasmin. Ich brachte ihre Mutter und sie in Gefahr, wenn ich bei ihnen blieb. Das konnte ich nicht verantworten. (…) Doch die Wahrheit war: Ich genoss ihre Nähe, selbst wenn das bedeutete, nicht zu Hause sein zu können. (Zitat S. 106)

Der erste Band der Reihe um Dalan und Jasmin liest sich wie ein zauberhafter Young Romance Roman mit einer kleinen Portion Magie. In erster Linie geht es um Jasmin, die sich vom Mauerblümchen zu einer selbstbewussteren Person entwickelt. Dalan ist daran nicht ganz unschuldig. Doch ist es nicht nur Dalan, in dessen Augen Jasmin ein ums andere Mal versinken möchte, was Dalan wiederholt auf die Palme bringt. Spannung bringen zudem erste Andeutungen, welch düsteres Geheimnis Dalan verbirgt und wer er in Wirklichkeit sein könnte.
Das Buch liest sich wunderschön. Mareike Allnoch hat einen sehr unterhaltsamen, humorvollen Stil und legt ihren Protagonisten gern auch mal den ein oder anderen frechen Spruch auf die Lippen. Ein Großteil des Buches ist aus Jasmins Sicht geschrieben, doch auch Dalan hat einige Kapitel, die eine andere Sicht bieten. Aus Dalans Welt wird bisher nur wenig beschrieben, aber erste Andeutungen machen neugierig auf die Fortsetzung und die weiteren Pläne des Bösewichts. Loben möchte ich übrigens auch die wundervolle Aufmachung des Buches: Jede Seite ist dekoriert und jede Menge Öllampen zieren die Seiten.
Ein traumhafter, unterhaltsamer Einstieg in eine wundervolle Adaption des Märchens aus 1001 Nacht um Aladin und Jasmin.

Bewertung vom 09.10.2018
Brinkmann, Caroline

Die Vereinten / Rain Bd.2


ausgezeichnet

Spannende futuristische Dytopie, zweiter Teil einer Dilogie

Nach dem Kampf gegen die Rebellen „Spines“ liegt Grey, der Industriezirkel von Hope, in Schutt und Asche. Unmengen an Flüchtlingen verteilen sich nun auf die anderen Zirkel und werden nicht immer freundlich aufgenommen. Auch Rain hat es schwer: Seit dem Tod ihrer Mutter scheint sie wie in ein tiefes Loch gefallen, ihr Kampfgeist vorerst versiegt. Und auch Lark trauert um seine verstorbene beste Freundin. Er und seine Familie hatten das Glück, unter Tiberius‘ Schutzhand, der Protector und zugleich Rains Vater ist, in Aventin, dem Zirkel der Gesegneten, aufgenommen zu werden. Doch setzt der einflussreicheTiberius ihn schon bald unter Druck, einen Auftrag für ihn zu erledigen, wenn er seine kleine Schwester Rose retten möchte. Wird er Rain erneut verraten müssen? Und auch von ausserhalb der Schutzmauern Hopes zeigen sich plötzlich merkwürdige Mutantenwesen – eine weitere Bedrohung für Hope neben den Rebellen? Denn die Spines sind überall…
„Die Vereinten“ ist der Nachfolgeband der Dystopie „Die Perfekten“ und schließt diese Dilogie somit ab. Im Gegensatz zum ersten Band, welcher hauptsächlich durch seine dystopischen Atmosphäre lebt, ist dieser Band zusätzlich leicht von Science Fiction-Elementen durchzogen und verleiht der Story dadurch zusätzliche Spannung. Besonders faszinierte mich, welche Wesen ausserhalb von Hope leben und nun an der Schutzmauer des Landes kratzen. Ebenso wurde nach und nach das Geheimnis gelüftet, was es mit Hope und den Gesegneten wirklich auf sich hat, was damals geschah, bevor Hope gegründet wurde. Und auch die Rote Seuche, welche bereits im ersten Band als stete Gefahr genannt wurde und die Menschen zu überzogener Hygiene zwang, ist tatsächlich kein Hirngespinst.
Mit Rain hatte ich anfangs so meine Probleme, da sie ihren Kampfgeist komplett verloren zu haben schien. Ebenso wie Lark. Was ich aber nur allzu gut verstehen konnte. Hier war Rose die starke Person, welche letztendlich die Geschehnisse zusätzlich vorantrieb und ein paar wirklich gute Szenen hatte. Und natürlich kam auch Fuchsmanguste Cassiopeio „Pi“ nicht zu kurz. Sehr gut hat die Autorin zudem die Flüchtlingsproblematik verdeutlicht sowie die Reaktionen der Bewohner anderer Zirkel, welche den Flüchtlingen aus Grey nicht immer wohlgesonnen waren, da sie um ihre eigene Bequemlichkeit fürchteten.
Mir hat das Buch sehr gefallen, es war eine wunderbare Fortsetzung von „Die Perfekten“, welchen man zum besseren Verständnis vorher gelesen haben sollte. Im Gegensatz zum ersten Band war dieser Roman zwar völlig anders, da Rain nun keine Ghost mehr ist, dadurch aber weder besser noch schlechter. Sehr hat mir zudem die Auflösung gefallen, was hinter der Welt von Hope und den Gesegneten steckt. Und das Ende rundete die ganze Geschichte perfekt ab. Die Dilogie aus „Die Perfekten“ und „Die Vereinten“ ist meine absolute Leseemfehlung für Fans gutgemachter, futuristischer Dystopien.

Bewertung vom 08.10.2018
Blondel, Jean-Philippe

Ein Winter in Paris


ausgezeichnet

Auf der Suche nach sich selbst
Ein Leserbrief eines früheren Bekannten veranlasst den Schriftsteller und Lehrer Victor dazu, sich an den Winter in Paris vor 30 Jahren zu erinnern. Der Winter, welcher einen wichtigen Wendepunkt seines Leben darstellte...
Damals musste Victor als 18-jähriger Student miterleben, wie sein Kommilitone Mathieu in den Tod sprang. Ein junger Mann, mit dem er in der Pause zusammen Zigaretten rauchte und der vielleicht ein guter Freund hätte werden können. Fortan änderte sich das Leben des bisher für alle unsichtbaren Einzelgängers und zwang Victor, nach und nach sich selbst zu finden.
Sehr einfühlsam beschreibt der Autor, wie der aus der Provinz kommende Victor zunächst am elitären und strengen Pariser Lycée D. sowohl um gute Noten als auch um Anerkennung der Kommilitonen kämpft - mit leidlichem Erfolg. Als melancholischer Einzelgänger, den kaum jemand wahrnimmt, gerät er jedoch nach dem Tod des Kommilitonen als "Freund des Opfers" ins Blickfeld seiner Mitstudenten ebenso wie des Vaters des Verstorbenen und erliegt vorerst der Verlockung der Aufmerksamkeit. Und so beginnt für Victor die Suche nach sich selbst, nach echten Freunden und nach seinen wahren Wünschen fürs Leben. Eine Suche, bei der er mehrfach die falsche Richtung einschlägt, bis er letztlich erkennt, welches Leben er wirklich leben will.
Ein ruhiges und einfühlsames Buch, welches Einblick in das Leben eines sensiblen und verschlossenen jungen Mannes gewährt, der zunächst gefangen ist in den Erwartungshaltungen der anderen, neidisch auf diejenigen blickend, welche den Schritt wagten und sich ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalteten. Zudem fand ich beim Lesen sehr interessant, wie unterschiedlich die Personen, die Lehrer und Mitschüler, auf Mathieus Tod reagierten. Ein Buch, bei welchem mir jedoch, obwohl aufs Wesentliche reduziert, stellenweise die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Entwicklungsstufen Victors fehlten. Dennoch und trotz seines geringen Umfangs ein bewegendes Buch über eine Stufe des Erwachsenwerdens.

Bewertung vom 07.10.2018
Ryan, Anthony

Das Heer des Weißen Drachen / Draconis Memoria Bd.2


sehr gut

Abenteuerliche Fortsetzung der Draconis Memoria Trilogie

Der Weiße Drachen ist erwacht - und mit ihm das Grauen, welches über die Menschen kommt. Verzweifelt versuchen nun Lizanne Lethridge, Mandinorianische Geheimagentin, und Claydon "Clay" Torcreek, ehemaliger Straßendieb und Mitglied der Arradsianischen Inlandsexpedition, eine Möglichkeit zu finden, erfolgreich dem Weißen Drachen zu trotzen, während dieser ein gewaltiges Heer aus Drachen und Verderbten aufstellt...
"Das Heer des Weißen Drachen" ist der zweite Band der Draconis Memoria Trilogie. Wie bereits beim ersten Band hält sich der Autor auch hier nicht mit langen Einleitungen auf. Vielmehr startet der Roman mit einem interessanten Zeitungsbericht, dessen Bedeutung erst im Laufe des Buches deutlich wird.
Diesmal gibt es insgesamt vier Erzählstränge, von denen die von Lizanne und Clay am abenteuerlichsten sind, während sich Hilemores Kapitel anzahlmäßig etwas zurück halten. Neu sind die Kapitel aus Sirus' Sicht, welche einen interessanten Einblick in das Heer des Weißen Drachen und die Verderbten geben.
Insgesamt fand ich den zweiten Band etwas besser als den ersten, wohl, weil mir das Buch insgesamt abenteuerlicher vorkam. Wenn sich das Buch auch für meinen Geschmack nach ca. zwei Dritteln für eine Weile etwas zog, insbesondere bei Clays Erlebnissen. Zudem wirkte Lizanne zeitweise auf mich wie eine unterkühlte Marvel-Superheldin, wenn sie dank der Blutelixiere nur so um sich sprang. Wer die rund 700 Seiten des zweiten Bandes durchhält wird auf jeden Fall belohnt mit der Information, was es mit der dem Drachenblut-Elixier innewohnenden Kraft sowie der Intelligenz des Weißen Drachen auf sich hat. Eine Erklärung, die mir teilweise etwas zu abgehoben vorkam, aber da muss jeder Leser sich sein eigenes Urteil bilden. Neben einem gewaltigen Cliffhanger bekommt man zudem ein paar zusätzliche Landkarten sowie eine Anleitung zum Kartenspiel Pastasch, welches in der kaiserlichen Gefängnisstadt Scorazin gern und viel gespielt wird.
In meinen Augen eine gelungene Fortsetzung der Trilogie voller Abenteuer und blutiger Kämpfe, wobei man den ersten Band der Draconis Memoria Trilogie zum besseren Verständnis vorher gelesen haben sollte.

Bewertung vom 06.10.2018
Todd, Anna

attracted / The Brightest Stars Bd.1


schlecht

Papierverschwendung!
Die 20-jährige Karina arbeitet in der Nähe eines Army-Stützpunktes als Masseurin und versucht, sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Seit dem letzten Freund lief ihr in Punkto Männer nichts Interessantes über den Weg. Bis sie durch einen Zufall einen neuen Kunden bekommt: Kael. Doch umgibt diesen Mann etwas, was Karina zunächst nicht zu durchdringen vermag...
Wie gern würd ich über dieses Buch etwas Positives schreiben - irgendwas. Aber es tut mir leid: Ich finde nichts. Okay, das Cover ist wirklich ansprechend gestaltet. Aber wie heißt es doch so schön: Außen hui...
Die Story - nunja, wenn man es als solche bezeichnen möchte, denn viel passiert einfach nicht - ist ausgesprochen langweilig, Karinas Gedanken und Verhalten teilweise einfach kindisch bis nervig. Und auch Kaels maulfaules Verhalten ging mir irgendwann nur noch gegen den Strich. Die versprochene Leidenschaft suchte ich im Roman ebenso vergebens wie auch nur irgendeine Form von Spannung. Zudem hatte ich das Gefühl, die Autorin versuchte krampfhaft, soziale Themen wie Bodyshaming, Rassismus, Diskriminierung Homosexueller etc. in den Roman zu quetschen. Die Charaktere sind blutleer, handeln teilweise widersprüchlich oder sind schlichtweg unrealistisch (eine 21-jährige Armee-Ärztin, die bereits in zwei Einsätzen war?!). Zudem sind ganze 36 (!) Leerseiten durch Kapitelwechsel und eine große Schriftgröße bei rd. 350 Seiten in meinen Augen eine Frechheit. Schade ums Papier.

Bewertung vom 06.10.2018
Gruber, Andreas

Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3


ausgezeichnet

Spannendes Lesehighlight
Der neue Mandant der Wiener Rechtsanwältin Evelyn Meyers, Michael Kotten, steht als Sohn eines reichen Unternehmers in Verdacht, seinen Liebhaber brutal getötet zu haben. Doch er beteuert, unschuldig zu sein. Wenige Tage später wird in Leipzig ein Toter in einem Motel aufgefunden: Er soll unglücklich im Bad ausgerutscht sein. Doch Kommissar Walter Pulaski kennt den Toten und glaubt nicht an einen Unfall, zumal das vermeintliche, verheiratete Opfer kurz zuvor in Begleitung einer Frau gewesen sein soll. Kurz darauf wird ein weiteres Opfer gefunden, welches unter mysteriösen Umständen starb und kurz zuvor in Begleitung einer Brünetten im roten Kleid gesichtet wurde. Pulaski beginnt zu ermitteln, und seine Spur führt ihn schon bald nach Wien...
Rachewinter ist der dritte Band um den manchmal etwas grummeligen, aber durchaus sympathischen Kommissar Walter Pulaski sowie die engagierte Wiener Anwältin Evelyn Meyers, welcher durchaus auch ohne Vorkenntnis der bisherigen Bände wunderbar gelesen werden kann. Andreas Gruber hat einen hervorragend unterhaltsamen Stil, welcher mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ. Zudem sind sowohl seine Charaktere wie auch die angewendeten Mordmethoden hervorragend durchdacht und verleihen dem Krimi den notwendigen realistischen Touch. Ein Wechsel aus Humor, Spannung, Aha-Momenten und vervorragenden Dialogen machte das Buch für mich zu einem wahrhaften Lesevergnügen, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, das soll dem Autor mal jemand nachmachen.

Bewertung vom 24.09.2018
Lenaris, Erin

Die Ring-Chroniken - Begabt


sehr gut

Realistisches Zukunftsszenario
Im Jahr 2210 sind die Klimazonen stark verschoben: Nur im hohen Norden, welcher früher vom ewigen Eis geprägt wurde, liegt der fruchtbare Regenring. Darunter schließt sich der Rauring an, in welchem die Menschen aus Schutz vor Trockenheit und Hitze unter der Erde leben. Wasser ist hier ein seltenes Gut und muss teuer vom WERT-Konzern gekauft werden, welcher im Rauring ebenso Bohrtürme für Erdgas zur Energiegewinnung betreibt. Die einzige Chance, der Armut des Raurings zu entkommen, ist einen der begehrten Ausbildungsplätze im WERT-Konzern zu erhalten. Emony gehört zu den Glücklichen und beginnt gemeinsam mit ihrem besten Freund Felix das harte Ausbildungsprogramm des Energiekonzerns. Doch hat Emony eine besondere Gabe: Sie reagiert allergisch auf Lügen. Und so kommt sie schon bald einer gewaltigen Lüge des Konzerns auf die Spur…
Erin Lenaris hat mit diesem Roman eine beeindruckende Dystopie erschaffen, in der Klimawandel und Wasserknappheit eine starke Rollen spielen. Das Szenario, in welchem ein großer Konzern das Monopol über Energie und Wasser hat und dieses gnadenlos ausnutzt, hat mich sowohl betroffen wie auch wütend gemacht. Vor allem auch deswegen, weil es so furchtbar realistisch gestaltet ist. Fasziniert haben mich zudem die technischen Zukunfts-Ideen der Autorin, welche von medizinischen Möglichkeiten bis zur uneingeschränkten Überwachung reichen.
Emony ist ein Charakter, der mir nicht immer sympathisch war. Sie hat Probleme, sich anzupassen und macht gerne mal ihr eigenes Ding, statt sich mit ihren Freunden abzusprechen oder sich ihnen anzuvertrauen. Dadurch bringt sie sich auch mal unnötig in Schwierigkeiten. Interessant ist ihr Ausbilder Kohen, auf den Emony ein Auge geworfen hat – ihn scheint ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit zu umgeben, welches ihn schwer belastet. Felix ist zwar ein netter Kerl, doch ging mir sein unreifes Verhalten manchmal auf den Keks. Gefallen hat mir in erster Linie Mila, Emonys Freundin, welche die Gruppe immer wieder etwas erden konnte.
Inhaltlich hätte ich mir ein paar mehr Informationen zur ersten Ausbildungsphase gewünscht, was die Jugendlichen lernen und womit sie ihre Punkte verdienen, die notwendig sind, um von WERT übernommen zu werden. Da beschränkte sich der Roman leider hauptsächlich auf Emony und ihre Erlebnisse mit Kohen sowie Tarmo, einem Ausbilder, welcher gerne seine Untergebenen unnötig quält. Vor allem durch den harten Wettstreit beim Punktesammeln der Auszubildenden wäre hier Potential zu spannenden Ideen gewesen. Das war mir etwas zu wenig.
Mein Fazit: Ein gelungener und spannend gehaltener Dystopie-Auftakt mit einem realistischen Zukunftsszenario, tollen Ideen und leider noch etwas unreifen Charakteren.

Bewertung vom 24.09.2018
Ani, Friedrich

Der Narr und seine Maschine / Tabor Süden Bd.21


ausgezeichnet

Bewegender, bedrückender Ermittlerroman

Tabor Süden ist ein Profi, wenn es darum geht, verschwundene Personen zu finden. Nach dem grausamen Tod seines Kollegen beschließt er, ebenfalls alle Brücken hinter sich einzureißen und aus seinem Leben zu verschwinden. Seine Chefin kann den Vermisstenfahnder jedoch noch für einen letzten Auftrag einspannen: Der 64-jährige Krimiautor Cornelius Hallig ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden.
Friedrich Ani hat mit diesem Roman einen beeindruckenden und zugleich bedrückenden Roman geschrieben über zwei Einzelgänger, die ihr bisheriges Leben komplett hinter sich lassen wollen. Interessant ist hierbei vor allem der Stil des Autoren. Gekonnt schafft er es, viel Aussage mit wenigen Worten zu vermitteln. Dies unterstreicht die Persönlichkeit des Ermittlers, welcher nur wenig sagt, jedoch ein guter Beobachter ist mit einem geschulten Auge fürs Detail. Verdeutlicht wird dies ebenso durch seine Gesprächspartner, welche Friedrich Ani fast schon Monologe führen lässt, während Tabor Süden die Rolle des geschulten Zuhörers übernimmt.
Gekonnt zeigt der Autor die Parallelen der beiden Protagonisten auf, die jeweils aus unterschiedlichen Gründen ihres bisherigen Lebens müde sind. Ein bewegender Ermittlerroman, der weniger durch Spannung als vielmehr durch den Einblick in das Leben zweier Einzelgänger lebt, die ihr Ziel verloren haben.

Bewertung vom 21.09.2018
Raabe, Melanie

Der Schatten


ausgezeichnet

Wird die Prophezeiung sich erfüllen?
Die Journalistin Norah Richter flieht vor ihrem alten Berliner Leben nach Wien. Dort will sie einen Neuanfang wagen, einen guten Job hat sie bereits in der Tasche. Doch wird ihr Enthusiasmus jäh gebremst, als eine Bettlerin in der Fußgängerzone sie mit folgenden Worten anspricht:

„Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ (Zitat)

Natürlich kennt Norah keinen Arthur Grimm, und töten könnte sie auch keinen Menschen. Auffällig ist für sie jedoch das Datum: Der 11. Februar ist ein Tag, an welchem in der Vergangenheit Schreckliches in ihrem Leben geschah. Als weitere, merkwürdige Dinge vorfallen und Norah Informationen über Grimm sammelt, meldet sich irgendwann ihr starker Gerechtigkeitssinn und in ihr reift der Gedanke, Arthur Grimm vielleicht doch zu töten…

„Der Schatten“ ist das dritte Buch von Melanie Raabe. Im Vergleich zu ihren bisherigen Büchern ist die Protagonistin eine recht aktive Frau, die viel mit anderen Menschen interagiert und sich mit ihnen austauscht, statt alles nur mit sich auszumachen. Das gefiel mir diesmal deutlich besser, wobei auch hier Einblicke in Norahs Gefühlswelt nicht ausbleiben. Natürlich klingt die Prophezeiung der Bettlerin erstmal völlig absurd, aber auch ich war neugierig, was wohl dahinter stecken könnte, zumal das Datum recht auffällig ist. Nach und nach gewinnt man Einblicke in Norahs bisheriges Leben, welches von einigen Tiefen durchzogen wurde, während sie Nachforschungen über Arthur Grimm anstellt. Das Bild, welches sie sich von ihm bildet, wird dabei stark von ihrem Gerechtigkeitssinn geprägt, der sie bereits früher schon in Schwierigkeiten brachte. Interessant wird es, als eine fremde Person sich anonym bei ihr meldet, welche im Roman selbst einige Passagen hat, ohne sich zu erkennen zu geben.
Mir war schnell klar, dass Norah am besagten Tag zum Prater gehen wird. Gehen muss. Als es dann soweit war, hat die Autorin es tatsächlich geschafft, mich doch noch zu überraschen. So soll es bei einem guten Thriller auch sein.
Ich habe mich von Beginn an gut unterhalten gefühlt mit diesem Roman. Die Spannung baut sich langsam auf, ist gespickt mit Details, von denen manche einem erst im Nachhinein als wichtig auffallen. Zudem lebt der Thriller nicht nur von dem Rätsel um die Prophezeiung, sondern auch von Norahs Emotionen und Verwirrung, die Geschehnisse betreffend.
Gehört habe ich den Thriller als Hörbuch in der gekürzten Fassung. Katja Bürkle liest das Buch hervorragend und in der richtigen Betonung, die Dialoge klingen dabei wie gesprochen statt nur vorgelesen. Den Part des anonymen Schattens spricht eine unbekannte Person, die Stimme wurde, nach Aussage der Autorin, leicht verstellt, um das Geschlecht nicht sofort zu verraten. Und selbst Melanie Raabe hat diesmal einen Part im Hörbuch, welchen sie spricht. Sowohl den Thriller selbst wie auch das Hörbuch kann ich empfehlen.