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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2020
Engelmann, Gabriella

Zauberblütenzeit / Im Alten Land Bd.3


sehr gut

Irgendwie läuft es momentan nicht ganz so rund, wie sich das die Mädels aus der „Villa zum Verlieben“ vorgestellt haben. Das Leben hält einige Stolpersteine bereit und so ziehen dunkle Wolken am Himmel auf. Nina steht plötzlich wieder ohne Alexander da, Leonies „Apfelparadies“ hat nach dem teuren Umbau nicht die erhofften Buchungszahlen und bei Stella nimmt der Job als Innenarchitektin mehr kostbare Zeit in Anspruch, als sie sich eingestehen möchte. Doch wie das manchmal nach einem echten Gewitter so ist – die dunklen Wolken verziehen sich, die Luft hat sich gereinigt und nach Regen folgt Sonnenschein…



Mit “Zauberblütenzeit“ hat Gabriella Engelmann den mittlerweile dritten Band aus der „Im-Alten-Land-Serie“ veröffentlicht und es fühlt sich an, als würde man heimkommen, sich mit den Freundinnen austauschen und schon irgendwie dazu gehören.

Die Turbulenzen verpackt die Autorin in abwechslungsreiche Szenen, die mit viel Herz und charmanten Figuren ausgekleidet sind.

Manchmal schlagen die Freundinnen über die Stränge und verhalten sich ein wenig kindisch, aber zum Glück gibt es ja immer wieder die Besonnenheit und die Lebenserfahrung der Mittvierzigerinnen, die sie immer wieder rechtzeitig auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Hier geht es um Probleme, die in jeder Familie vorkommen können – das Liebesleben ist leider dem Alltag zum Opfer gefallen, die Gefühle sind langsam erkaltet. Neue berufliche Perspektiven öffnen sich und man muss die Chancen nur ergreifen, um dem Leben neuen Schwung zu verpassen und nochmal richtig durchzustarten. Unerfüllter Kinderwunsch, Eifersucht und Missverständnisse lassen nicht nur die Gefühle des Lesers Achterbahn fahren, Grübeleien und Denkanstöße der Freundinnen verleiten ebenfalls dazu, eigene Wünsche und Sehnsüchte zu überdenken.

Engelmann weiß eben, wie sie ihre Leserinnen neugierig auf die folgenden Kapitel machen kann, setzt da an, wo Frau im Alltag ebenfalls an ihre Grenzen stößt und verkleidet ihre Geschichte und Episoden mit dem Charme des Alten Landes.

Damit auch dieses Buch lange in Erinnerung bleibt, hat die Schreibende die Rezepte der kleinen und größeren Leckereien aus dem Buch mit angehängt, sodass man den Kochlöffel schwingen und alles nachkochen kann. So wabern die wohligen Düfte und Aromen nicht nur durch die Seiten des Buches, sondern hüllen auch die heimische Küche und Stuben mit angenehme Wohlgerüchen ein.

Ein Buch zum Wohlfühlen, Seele baumeln lassen und genießen.

Bewertung vom 01.08.2020
Landau, Grit

Marina, Marina


ausgezeichnet

Im Italien der frühen 1960er Jahre beginnt der Siegeszug des Schlagers "Marina, Marina" und sorgt so dafür, dass kleine und große Männerherzen höher schlagen. Doch eines gerät vollkommen aus dem Takt, denn der junge Nino ist heimlich in die schöne Frau seines Friseurs verschossen und diese heißt zufällig auch Marina. Aber Ninos Flehen wird nicht erhört, denn Marina wendet sich einer heimlichen Affären mit einem anderen Mann zu und Nino leidet. Erst Jahre später klärt sich die Identität des Mannes auf und bis dahin reift Nino vom jungen Träumer zum Mann und das Schicksal dreht in Italien unweigerlich am Rad der Ereigsnisse...



Grit Landau verführt den Leser zu Ohrwürmen am laufenden Band, denn mit "Marina, Marina" zieht nicht nur der Flair und der Zauber der italienischen Riviera auf der heimischen Terrasse ein, sondern die Autorin lässt die Evergreens von "Azzuro" über das titelgebende "Marina, Marina", von "Quando, Quando, Quando bis hin zu "Bella Ciao" immer wieder erklingen und sorgt so für gute Laune, Rhythmus im Blut und im Takt wippende Füße.

Die Story fängt genau das ein, was man als italienisches Lebensgefühl bezeichnet - La Mamma, die als Hüterin der Familienrezepte und Löwenmutter mit großem Herz und viel Gefühl den Leser verzaubert. Bella Figura - nicht nur gutes Aussehen, sondern auch der Weg zur Anerkennung wird hier mit Stil und Charme von Grit Landau wiedergegeben. Menschen mit einem übergroßen Herz, Neid und Eifersucht, temperamentvolle Gefühlslausbrüche und natürlich Amore sind hier von der Autorin für den Leser in einer mitreißenden Geschichte eingefangen und in wundervollen Charakteren äußert lebendig wiedergegeben.

Man ist hautnah mit dabei, wenn sich kleine und große Tragödien ereignen, wird Zeuge, wenn das Schicksal unbarmherzig zuschlägt und so die Weichen des Lebensweges neu gestellt werden.

Die Figuren wachsen dem Leser mit jeder Seite mehr ans Herz, wirken authentisch und lassen so zu, dass man mit ihnen den Weg gemeinsam geht. Vergangenes wird wieder lebendig - Faschismus und Partisanen werden ebenso gekonnt in die Handlung eingeflochten wie das Festival in Sanremo oder die Wahl zur Schönheitskönigin. Grit Landau weiß, wie man einen Roman abwechslungsreich und faszinierend gestaltet, um den Leser an die Seiten zu fesseln.

"Marina, Marina" ist wie der Blick in ein Fotoalbum, das die Geschichte einer Familie und eines ganzen Dorfes im Wandel der Zeit erzählt und so für unglaublich viel Kopfkino, Gefühlsachterbahn und gute Laune sorgt. Die im Buch befindlichen Rezepte verleiten zum Nachkochen und zaubern so kulinarische Köstlichkeiten auf den Teller.

Riviera-Nostalgie mit Evergreens- eine gelungene Mischung aus südländischem Lebensgefühl und Dorfgeschehen. Eben typisch italienisch :-)

Bewertung vom 01.08.2020
Lester, Natasha

Die Bilder der Frauen


ausgezeichnet

Jessica May ist eigentlich ein glanzvoller Stern in der Modellbranche, doch ein unmöglicher Auftritt, eingefädelt von ihrem Ex-Lover, sorgt dafür, dass dieser Stern untergeht. Doch Jessica lässt sich nicht unterkriegen und sattelt um - sie steht fortan hinter der Kamera und sorgt als Fotojournalistin dafür, dass die Menschen die Welt mit ihren Augen betrachten. Aber als Frau in einer Männerdomäne muss sie um Respekt und Anerkennung kämpfen, bevor sie wahrgenommen und als das angesehen wird, was sie ist. Damit sie Fuß fassen kann, greifen ihr Martha Gellhorn, Hemingways Frau, und Offizier Dan Hallworth hilfreich unter die Arme und der Erfolg stellt sich ein. Zwischen Jessica und Dann entwickeln sich zarte Gefühle, doch der Krieg macht auch vor dieser Liebe nicht Halt und es scheint, als würde die Beziehung tragisch enden...

"Die Bilder der Frauen" ist ein brillant geschriebenes Buch über die authentische Geschichte der Fotografin Lee Miller, gibt einen erschreckend lebendigen Einblick in die Zeit des Zweiten Weltkrieges wieder und zeigt, wie Menschen zu Opfern im Krieg werden können, egal auf welcher Seite sie stehen. Das Buch gibt jenen eine Stimme, die versucht haben zu vergessen was passiert ist und lässt so die Gräuel und Schrecken dieser dunklen Tage wieder aufleben. Lester lässt die Schlachtfelder wie mahnende Bilder vor dem Leser entstehen und setzt so in ihrem Buch den Kriegsberichterstatterinnen ein Denkmal, um ihre Arbeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Autorin verwebt hier geschickt ihre fulminanten Ideen mit realen Ereignissen, fesselt den Leser an die Seiten und erzählt, was sich damals zugetragen hat. Sie nutzt den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit um aufzuzeigen was geschieht, wenn man den falschen Weg wählt.

Das Buch spielt geschickt mit den Gefühlen des Leser, verlangt von ihm seine ganze Aufmerksamkeit und begeistert mit einer überaus interessanten Handlung, die wendungsreich und faszinierend, erschreckend und mitreißend zugleich ist. Die Welt der Kriegskorrespondenten wird lebendig und prasselt mit all ihren grässlichen Erlebnissen, verheerenden Szenarien und erschütternden Bildern auf den Leser ein.

Ein echtes Highlight 2020, das sich vom ersten bis zum letzten Buchstaben in das Herz des Leser schleicht und dort prägende Spuren hinterlässt.

Bewertung vom 23.07.2020
Stark, Roland

Tod im Niederwald


ausgezeichnet

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,

Dass ich so traurig bin;

Ein Märchen aus alten Zeiten,

Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

(Heinrich Heine - Loreley)



Am Binger Loch havariert ein Schiff, doch von der Besatzung keine Spur. Diese Tatsche an und für sich ist schon seltsam genug, aber eine Tote und weitere Vermisste pflastern den Weg im idyllischen Rheingau. Kommissar Mayfeld und Privatdetektivin Ginger Havemann stochern zuerst noch blind in diesem mysteriösen Fall, aber schon bald stößt Ginger auf Hinweise, die die Ereignisse in ein ganz anderes Licht rücken. Was sie dabei nicht ahnt, sie ist selbst ein Teil der unglücklichen Vorfälle.....



Schon als kleines Mädchen hat mit die Germania fasziniert - hoch über dem Rhein thront sie und bewacht mit festem Blick die Geschehnisse im Rheingau. Und genau diese Faszination hat mich dazu verleitet, den neuesten Rheingau-Krimi von Roland Stark zu lesen und tief in einen verzwickten Fall einzutauchen, der mit ganz viel psychologischer Raffinesse, anhaltender Spannung und einem niederträchtigen Plan gespickt ist.

Der Autor weiß die Schönheiten des Rheingaus wundervoll in Szene zu setzen und stellt dem Zauber der Weinberge und dem glitzernden Vater Rhein die negativen Einflüsse von Geldgier, Macht und übertriebenem Geltungsbedürfnis gegenüber.

Der Fall ist sehr komplex und verlangt die volle Aufmerksamkeit des Lesers, denn viele kleine Hinweise sind wie Puzzleteile in den einzelnen Kapiteln verstreut und scheinen auf den ersten Blick eher bedeutungslos. Aber Stark weiß des Lesers Neugier immer wieder anzustacheln und mit aufregenden Wendungen, abwechslungsreichen Szenen und neuen Ermittlungserkenntnissen zu füttern. Das Kopfkino rattert, der eigene Ermittlungsinstinkt ist auf hab Acht und man kann nicht anders, als mit Ginger und Mayfeld jedem noch so verzwickten Anhaltspunkt nachzugehen und die Vergangenheit zu rekonstruieren.

Der Schreibende verwebt die aktuellen Ereignisse um die hessische Polizei mit seiner fiktiven Geschichte, nimmt Umweltschutz und Nachhaltigkeit ebenso mit in seinen Roman auf und lässt dadurch das Gefühl entstehen, dass eben dieser Fall gerade jetzt passiert und man ihn in der heutigen Tagespresse mitverfolgen kann.

Ich mag Ginger, denn sie ist so herrlich unangepasst und unkonventionell sind auch ihre Ermittlungsmethoden. Sie fragt nicht lange, sondern sie krempelt die Ärmel hoch und macht. Dabei kommt sie schneller und effektiver ans Ziel wie Mayfeld. Die Zusammenarbeit zwischen ihr und dem Polizisten ist von gegenseitigem Respekt und Anerkennung geprägt und man spürt ihre freundschaftliche Verbundenheit. Beide ergänzen sich perfekt und können so dem Bösen zu Leibe rücken.

Bis zum Showdown dürfen beide , dank des Einfallsreichtums des Autors, einige Höhen und tiefen im Rahmen ihrer Ermittlungsarbeit erleben, stoßen auf ein wahres Wespennest und entwirren die weitverzweigten Familienbande, die im Buch zu finden sind.

Roland Stark nutzt die malerische Kulisse des Rheintals, um den Sehnsuchtsort zu einem grausamen Schauplatz werden zu lassen und verführt den Leser zum einen mit einem absolut genialen Regio-Krimi und zum anderen mit leckeren Köstlichkeiten, deren Rezepte sich im Anhang befinden.

Ein ausführliche Beschreibung der im Buch befindlichen Schauplätze rundet das Ganze ab...ich würde sagen, besser geht es nicht :-) - daher absolute Leseempfehlung !!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2020
Winter, Elaine

Schicksalhafte Jahre / Modehaus Haynbach Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Krieg ist endlich vorbei und Claire kehrt mit ihren Töchtern zurück in die Villa Rabenfels. Das Herrenhaus steht zwar noch, aber das Herz, die Näherei, hat aufgehört zu schlagen, denn sie wurde völlig zerstört. Doch das ist längst nicht alles - Helmut ist im Krieg geblieben, Richards Verbleib ungewiss. Viktoria schultert die ganze Last und versucht, mit neuen Ideen und handgefertigten Modellkleidern den Lebensunterhalt zu sichern. Doch sie hat nicht damit gerechnet, ihr Herz an einen mysteriösen Fremden zu verlieren...



Im zweiten Teil der Familiensaga gibt Elaine Winter einen sehr detaillierten Einblick in das beschwerliche Leben nach dem Krieg. Die Not und das Elend, aber auch die aufkeimende Hoffnung, dass jetzt endlich alles besser wird, hat die Autorin sehr authentisch für ihre Leser dargestellt und so kann man in Viktorias Schuhe schlüpfen und diesen steingien, aber aufregenden Weg mit ihr gehen.

Die Entwicklung von Viktoria ist enorm - sie hat ihre Vergangenheit abgestreift wie einen Handschuh und wirkt jetzt, mit der Verantwortung für ihre Familie, sehr gereift, besonnen und hat ein Ziel vor Augen. Aus der einst verwöhnten Tochter aus gutem Haus ist eine zielstrebige junge Frau geworden, die die Chance nutzt, dem Leben wieder einen Sinn zu geben und anzupacken. Ihr Tatendrang und ihre Energie wirken ansteckend, merkt man doch, dass sie sich mit dem was sie tut, vollkommen identifiziert.

Als die Liebe in ihrem Leben Einzug hält, ist Herzklopfen nicht nur bei Viktoria garantiert. Elaine Winter beschreibt die aufkommenden Gefühle inklusive Schmetterlinge im Bauch, Kloß im Hals und zarter Röte auf den Wangen für den Leser so echt, man meint fast, die zarten Bande selbst zu knüpfen und sich in das Abenteuer Liebe zu stürzen. Lukas bezirzt nicht nur sie, er weiß auch mein kleines Leserherzchen zu erobern und ich mag ihn wirklich sehr :-)

Der Roman lebt von abwechslungsreichen Szenen, die mit wundervollen, einprägsamen Bildern zum Leben erweckt werden und lässt sich, dank des flüssigen Schreibstils, sehr gut lesen. Die Spannung bleibt erhalten und der Verlauf der Geschichte weckt die Neugier auf Band 3, in der man Mabelle intensiv begleiten wird.

Für mich eine gelungene Fortsetzung, die für kurzweilige und interessante Lesestunden sorgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2020
Schlennstedt, Jobst

Velmerstot / Jan Oldinghaus Bd.4


ausgezeichnet

Mittsommer im Teutoburger Wald - eigentlich ein wunderschöner Anlass, die Sommersonnenwende ausgelassen zu feiern, den nicht enden wollenden Tag zu genießen. Doch ausgerechnet auf dem Velmerstot treibt ein schonungsloser Mörder sein Unwesen, und enthauptet kaltblütig zwei junge Frauen. Hat er sich anschließend selbst das Leben genommen ? Jan Oldinghaus und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel, denn immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf, führen die Ermittler auf die Spuren einer Sekte. Und der Täter mordet brutal weiter...



"Velmerstot" ist für mich der bisher beste Ostwestfalen-Krimi aus der Feder von Jobst Schlennstedt, denn noch nie hat er mich mit einer solchen Mischung aus Faszination und Grausamkeit, Brutalität und Einfallsreichtum an die Seiten gefesselt, wie im vierten Band dieser Reihe.



Der Autor gibt hier einen sehr fundierten Einblick in die wirre Gedankenwelt seines Täters und legt so eine schonungslose und abgebrühte Brutalität an den Tag, die ich bisher so in noch keinem Regio-Krimi von ihm gelesen habe.

Das wirre Weltbild des Täters lässt eine Scheinwelt vom Leben nach dem Tod für seine Anhänger und Glaubensschwestern in glühenden Farben lebendig werden und man merkt, dass er ganze Arbeit geleistet hat, um die Gedankengänge seiner Sektenmitglieder mit seinen verqueren Thesen zu beeinflussen.

Schlennstedt lässt den Leser mit vielen Metaphern grausame Bilder erleben ("...das Schwert geht wie Butter durch den Hals...", "...die Frauenköpfe lagen wie Puppen da und blickten mit Augen wie aus Glas"), die für ordentlich Gänsehaut und Nervenkitzel sorgen. Spannung vom ersten bis zum letzten Buchstaben inbegriffen.

Die kurzen Einblicke in Jans Privatleben sorgen immer wieder dafür, dass man durchatmen und sich sammeln kann, um dann wieder für den nächsten heftigen Schlag des Täters gewappnet zu sein.

Der Autor verpackt die mystische Atmosphäre um den lippischen Velmerstot und die Externsteinen mit Spannung, brisanten Themen und überragend agierenden Figuren, erzeugt somit eine energiegeladene Szenerie und lässt das Kribbeln den Leser immer wieder spüren, um auf die Spuren des Täters zu gelangen.

Der Showdown ist in meinen Augen die Krönung des Buches, denn hier hat der Schreibende genialen Ideen zu Papier gebracht, die mich atemlos die Seiten umblättern lassen.

Ein Krimi, der besser nicht hätte sein können und daher gibt e gerne volle 5 Sternchen und eine absolute Leseempfehlung !

Chapeau !

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2020
Kliewe, Karen

Letzte Spur: Ostsee / Ein Fall für Journalistin Arnold Bd.1


gut

Endlich Semesterferien und Chillen bei Oma - genauso stellt sich Johanna, genannt Ann, ihre Auszeit von Studium vor. Aber dass sie dabei einem Geheimnis, das 12 Jahre zurückliegt, auf die Spur kommt, das hätte sie nicht gedacht. Wer ist die junge frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist und warum ist sie damals verschwunden ? Je mehr Details Ann zusammenfügt, desto mehr fühlt sich der Täter in Bedrängnis und setzt fort, was der damals begonnen hat...



"Letzte Spur: Ostsee" ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe an der der Ostsee, in der die angehende Journalistin Johanna unvermittelt in den Fokus einer Tat rückt, die eigentlich schon längst in Vergessenheit geraten ist. Ihre Nachforschungen als angehende Journalistin lassen mich den nötigen Biss vermissen und so bleibt alles doch recht vage bzw. lässt Ann andere die Arbeit für sich erledigen. Die Stimme im Kopf, die ihr immer wieder sagt, dass sie nicht gut genug für diesen Job sei, ist auch eher störend als hilfreich, deuten sie doch auch eine leichte Schizophrenie hin und die will so gar nicht zu dem Gelesenen passen.

Auch ist der Täter allzu schnell entlarvt, wird regelrecht auf dem Silbertablett serviert, obwohl die Autorin immer wieder versucht zurückzurudern und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Doch ist der Leser erstmal auf diese Personen eingeschossen, so kommt man eben nicht mehr davon los und die Hinweise sind gar zu erdrückend und eindeutig.

Das geht sehr zu Lasten der Spannung, denn wenn ich schon nach gut einem Drittel des Romans weiß, wer hier der Böse ist, bleibt nicht viel Raum für eigene Ermittlungen, für das Zusammensetzen von einzelnen Puzzlestücken und Rätselraten - was ich sehr schade finde.

Die Schreibende versucht zwar immer wieder, durch neue Opfer und grausame Taten die Kurve zu kriegen, aber diese Einfälle sind eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Für den Beginn der Krimi-Reihe kann ich daher nur 3 Sterne vergeben und hoffe, dass die nachfolgenden Bücher mehr Thrill, mehr Spannung und Abwechslung zu bieten haben.

Bewertung vom 15.07.2020
Walter, Nicole

Ein Blick in deine Augen


ausgezeichnet

Lass die Sonne in die Herz
Schick die Sehnsucht himmelwärts
Gib dem Traum ein bisschen Freiheit
Lass die Sonne in dein Herz

Manchmal bist du traurig
Und weißt nicht warum
1000 kleine Kleinigkeiten machen dich ganz stumm
Du hast fast vergessen, wie das ist ein Mensch zu sein
Doch: Du bist nicht allein

(Wind)



Maria Popp hat bisher noch nicht wirklich Glück im Leben oder Glück in de Liebe gehabt und so wird ihr Alltag immer grauer. Als ihr Vorgesetzteer in der Bank darauf drängt, dass sie den Arche-Hof am Chiemsee besucht, um über die Kreditwürdigkeit zu entschieden, ahnt Maria nicht, dass dieser Besuch ihr ganzen Leben verändern und die Sonne Einzug halten wird.



Schon alleine dem süßen Alpaka auf dem Cover kann man einfach nicht widerstehen und am liebsten möchte man es sofort knuddeln und herzen. Dazu kommt noch die wirklich wundervolle Geschichte, die den Leser liebevoll umarmt- genauso wie Bobby Sonnenschein im Roman.

Nicole Walter hat nämlich mit Bobby einem ganz besonderen Charakter in ihrem Buch die volle Aufmerksamkeit gewidmet, denn dieser junge Mann macht seinem Nachnamen alle Ehre. Er sieht die Welt mit anderen Augen und lässt dabei seine Mitmenschen an seiner Sicht teilhaben. Die Welt wird dadurch bunter, liebevoller und herzlicher und genau das ist es, was Maria braucht.

Maria entwickelt sich nämlich von der schnöden Bankangestellten mit ganz viel Grau im Herzen und im Alltag zu einer echten Mary Poppins, die ihr Herz und ihre Lebensfreude neu entdeckt und alles daran setzt, dass der Arche-Hof erhalten bleibt.

Ihr zur Seite stehen die liebevollen Bewohner des Hofes, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und sich doch zu einer homogenen Gemeinschaft zusammengefügt haben. Die Zeit heilt alle Wunden und genau das ist es, was die Hofbewohner und auch Maria bitter nötig haben, um die Klippen zu umschiffen, die sich ihnen entgegenstellen.

Auch einer abgebrühter Investor treibt sein Unwesen und zieht nicht nur den Zorn der Hofbewohner, sondern auch der Leser auf sich. Kalt und abgebrüht zieht er sein Ding durch, ohne Rücksicht auf Verluste.

Die Autorin lässt ihre warmherzige Geschichte vor der schönen Kulisse des Chiemsees spielen, der mit Wellenglitzern, Sehnsuchtsmomenten und Alpenzauber das Buch zu einem echten Wohlfühlroman werden lässt - eben wie eine liebevolle Umarmung.

Klare Leseempfehlung !

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2020
Simon, Lars

Das Antiquariat der Träume


gut

Ein Schiffsunglück reißt Johans große Liebe mit in die Tiefen der Ostsee und ab diesem Zeitpunkt bricht Johan alle Brücken zum alten Leben hinter sich ab. Er verschanzt sich regelrecht in seinem neuen Leben als Antiquar und Cafébesitzer. Als die Figuren aus seinen Büchern lebendig werden und Johan mit Sherlock Holmes, Pippi Langstrumpf und dem weißen Kaninchen Zwiesprache hält, wird es Zeit, getroffene Entscheidungen zu überdenken. Die literarischen Figuren spenden ihm nicht nur Trost, sie lenken Johan auch wieder zurück ins echte Leben. Doch ist es das, was Johan wirklich will ?



"Das Antiquariat der Träume" ist ein Märchen für Erwachsene, das mit teilweise recht skurrilen Figuren, schrägen Szenen und brillant angedachten Einfällen des Autors für wunderschöne Lesemomente sorgt.

Doch bis es dahin kommt, dass man sich vollkommen in die einzigartige Atmosphäre des Buches fallen lassen kann, vergeht unendlich viel Zeit, die mit langatmigen Dialogen und manchmal recht undurchschaubaren Szenen vom Autor geschildert werden. So verliert er sich zu Beginn des Buches in die ausführliche und sehr detailgetreue Vorstellung seiner Figur Johan, die auf der einen Seite als ehemals erfolgreicher Geschäftsmann vorgestellt wird, aber auf der anderen Seite schafft es Johan nicht, die einfachsten täglichen Entscheidungen zu treffen, um im Alltag zu bestehen. Das irritiert und macht stutzig, denn wie können diese zwei unterschiedlichen Wesenszüge in einer Brust schlagen ?

Zwar sind die Gespräche, die Johan mit den literarischen Figuren führt, schön zu lesen, aber irgendwie springt der Funke nicht so richtig über. Mir fehlt die Authentizität, die mich mit Johan mitfühlen und seine Geschichte miterleben lässt.

Die fast schon hyggelige Atmosphäre hüllt den Leser ein wie ein warmes , weiches Plaid, aber er wird immer wieder auf den kalten Boden der Tatschen zurückgestoßen, wenn die zähe Erzählung wieder aufgenommen und die ausufernde Schilderung der Nichtigkeiten vom Autor vorangetriebenen wird.

Dadurch, dass die eigentliche Handlung erst ziemlich zum Schluss einsetzt, geht viel Neugier, Begeisterung und Spannung im Verlauf des Romans verloren und führt dazu, dass man sich nach dem Ende des Buches sehnt.

Lediglich das letzte Drittel entschädigt für den vorher vermissten Lesegenuss und fasziniert den Leser mit magischen und märchenhaften Momenten.

Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

Bewertung vom 11.07.2020
Gregg, Stefanie

Nebelkinder


ausgezeichnet

Leben heißt rückwärts gelesen Nebel und dieser verklärt die Sicht

Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch die eigene Mutter über Jahre hinweg fremd und distanziert geblieben ist. Damit Lilith besser ihre eigene Familiengeschichte versteht, fährt Ana mit ihr nach Breslau und erzählt ihr endlich, was sich damals wirklich zugetragen hat. Die Nebel lichten sich...

Stefanie Gregg widmet sich in diesem Buch den Nebelkindern, einer ganzen Generation von Kriegsenkeln, die über vieles, was damals geschehen ist, bewusst von ihren Eltern und Großeltern im Unklaren gelassen werden. Die Erlebnisse der Kriegsgeneration werfen bis heute ihre Schatten voraus und sorgen dafür, dass ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Generationen vorhanden ist und manchmal unüberwindbar scheint.

Die Autorin lässt die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges wieder lebendig werden, die eisige Kälte und der frostige Winter dringend regelrecht durch die Seiten und fressen sich in die eigenen Knochen. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger und die traumatischen Erlebnisse des Flüchtlingstrecks werden für den Leser spür- & erlebbar, wenn Ana für Lilith die Zeit zurückdreht und endlich erzählt, was sie als Jugendliche erlebt hat.

Käthe, Liliths Großmutter, kämpft wie eine Löwin für das Überleben ihrer Kinder und wird dabei selbst zur Gejagten, die ein Leben lang die Narben von Not, Elend und Misshandlung während des Krieges auf ihrer geschunden Seele trägt und diese nicht mehr heilt. Ihr psychisches Trauma lässt eine emotionale Verarbeitung der Kriegserlebnisse nicht zu und sorgt so dafür, dass ihr die eigenen Kinder fremd bleiben und sie sie körperlich und gefühlsmäßig auf Abstand hält.

Dieses Verhalten für dazu, dass sich dieses "erlernte" Muster auf Ana und ihre Tochter Lilith überträgt und so eine enge Mutter-Tochter-Verbindung kaum möglich ist.

Stefanie Gregg schildert mit leisen, einfühlsamen, aber doch sehr eindringlich Worten die Geschichte, haucht ihren Figuren Leben ein und lässt so das Gefühl entstehen, dass sich Ana im Dialog mit dem Leser befindet. Die Szenen sind mit plastischen Bildern unterlegt und so wird das Buch zu einem ganz besonderen Leseereignis. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Generationen der Familie werden für den Leser deutlich und ermöglichen so, in die Rollen der jeweiligen Protagonisten zu schlüpfen und so die unbewusste Übermittlung der Erfahrungen mitzuerleben, mitzufühlen und ebenfalls zu erleiden.

Ein sehr gefühlvolles Buch, das zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte anregt und noch lange, lange nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.