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KimVi
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Niedersachsen
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Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2019
White, Kate

Schlaf still


weniger gut

Das Buch startet mit einem rasanten Prolog. Eine Frau kommt langsam zu sich. Es ist stockfinster. Sie kann sich zunächst nicht orientieren. Doch dann dringen Schmerz und Entsetzen zu ihr durch. Ihr wird klar, dass sie diesen Ort schnell verlassen muss. Doch schon nähern sich Schritte - der Mörder kehrt zurück. An dieser hochspannenden Stelle stoppt der Prolog. Der Grundstein für den nervenaufreibenden Adrenalinstoß, der am Ende des Klappentextes versprochen wird, scheint damit gelegt.

Dann beginnt die eigentliche Handlung. Die aufgebaute Spannung flacht leider schnell ab und die Ereignisse plätschern langsam vor sich hin. Das mag auch an der eingeschränkten Perspektive liegen, denn während der gesamten Erzählung betrachtet man nur das Geschehen um die Hauptprotagonistin Lake. Sie steht im Zentrum der Handlung, wechselnde Perspektiven und Nebenschauplätze gibt es nicht. Dadurch wirkt der durchaus spannend gestartete Thriller schnell eintönig. Lake versucht nicht mit dem Mord in Verbindung gebracht zu werden, den wahren Täter zu ermitteln und hinter die Geheimnisse der Kinderwunsch-Klinik zu kommen. Außerdem nimmt ihre Scheidung und der damit verbundene Sorgerechtsstreit Handlungsraum ein. Leider wirkt die Hauptprotagonistin nicht besonders sympathisch. Durch ihr unüberlegtes und keinesfalls nachvollziehbares Verhalten, fällt es schwer, sich mit Lake und ihren Handlungen zu identifizieren. Da der gesamte Fokus der Erzählung auf ihrer Person liegt, ist dieser Aspekt besonders bedauerlich. Die anderen Protagonisten erinnern an Spielsteine, die von der Autorin in die passenden Positionen geschoben werden. Sie wirken nicht lebendig, sondern eher hölzern und konstruiert.

Der Schreibstil ist recht einfach. Er lässt sich flüssig und angenehm lesen. Dadurch kann man der Handlung mühelos folgen. Die Spannung, die ja im rasanten Prolog durchaus spürbar war, lässt in der eigentlichen Erzählung allerdings auf sich warten. Das Geschehen plätschert relativ emotionslos vor sich hin. Den angepriesenen Nervenkitzel sucht man leider vergeblich. Besonders erfahrene Thrillerfans dürften hier enttäuscht werden. Positiv fällt allerdings auf, dass der eigentliche Täter lange unentdeckt bleibt. Es gibt einige Verdächtige, doch in der Auflösung kommt dann doch alles anders als gedacht. Dennoch wirkt das Ende, genau wie der Weg dorthin, eher enttäuschend. Die gesamte Handlung ist einfach zu klischeehaft und wirkt dadurch arg konstruiert und unglaubwürdig.

Aufgrund der Buchgestaltung, des interessanten Klappentextes und des rasanten Prologs hatte ich mir ein deutlich spannenderes Lesevergnügen erhofft. Doch leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Spannung und Nervenkitzel suchte ich leider vergeblich und auch der angepriesene, nervenaufreibende Adrenalinstoß wollte sich bei mir nicht einstellen. Die gesamte Handlung war eher langweilig und wirkte stellenweise übertrieben konstruiert und damit nicht nachvollziehbar. Von mir gibt es deshalb nur zwei von fünf möglichen Bewertungssternen.

Bewertung vom 17.10.2019
Porath, Silke;Braun, Andreas

Klostergeist / Pater Pius ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Einstieg in die Handlung fällt leicht, da man durch den Sturz des Bürgermeisters sofort mitten im Geschehen ist. Es gelingt dem Autorenduo hervorragend die düstere Atmosphäre des Novembermorgens zu vermitteln, sodass man schon fast versucht ist, sich beim Lesen fröstelnd über die Arme zu reiben. Das Interesse an dem Kriminalfall ist somit von Anfang an da und lässt auch im weiteren Verlauf der Handlung nicht nach.

Das liegt sicher auch an den recht gegensätzlichen Protagonisten dieser Erzählung. Sie alle haben gewisse Eigenarten, die beim Leser die unterschiedlichsten Gefühle hervorrufen. Die Kommissarin Verena Hälble wirkt gründlich, aber durchaus sympathisch und liegt sehr oft im Wettstreit mit sich selbst. Ihr Kollege Fischer weckt dagegen zwiespältige Gefühle, da er sich nur schwer an eine weibliche Chefin gewöhnen kann, die Arbeitsplätze wechselt, sobald er sich von einer Freundin trennt und stets bewundert im Rampenlicht stehen möchte. Pater Pius ist keinesfalls weltfremd und verschroben. Er hat seine Schwächen und steht auch noch dazu. Dadurch wirkt er besonders sympathisch.

Der Schreibstil der Autoren ist nicht nur locker und angenehm lesbar, sondern auch überraschend humorvoll. Man ist sich stets bewusst, dass die Handlung dieses Regionalkrimis im Schwabenland spielt. Die Bewohner des Städtchens sprechen so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und verwenden häufig den regionalen Dialekt. Dadurch wirkt die Erzählung besonders authentisch. Die Verwendung der Dialekte ist gut abgestimmt, sie nehmen also keinesfalls Überhand. Selbst wenn man nicht über die regionalen Sprachkenntnisse verfügt, sollte man den Gesprächen ohne Schwierigkeiten folgen können.

Unterbrochen wird die Kriminalhandlung durch kurze Einschübe des Radiosenders "Donauwelle". Diese unterscheiden sich durch das Schriftbild von der eigentlichen Erzählung. Hier wird man mit regionalen Informationen versorgt und bekommt die Blitzerwarnungen der Umgebung geliefert. Entlaufene Hunde, Rabattschlachten der ansässigen Optiker, Hörerwünsche und Kurznachrichten lockern das Programm auf. Zunächst weiß man nicht, wie diese Einblendungen einzuordnen sind. Doch im weiteren Verlauf wird klar, dass sie nichts mit dem Kriminalfall zu tun haben, sondern nur als humorvolle Auflockerung zu betrachten sind. Leider gelingt das nicht immer, denn die hohe Anzahl der Einblendungen hemmt den Lesefluss der sonst so spannenden und humorvollen Krimilektüre.

Die Kriminalhandlung ist durchgehend spannend. Das Autorenduo legt verschiedene Spuren aus, die man bereitwillig in die eigenen Ermittlungen einbezieht. Da Täter und Motiv lange im Dunkeln bleiben, ist die Spannung bis kurz vor Schluss gewährleistet. Das eigentliche Ende ist allerdings etwas enttäuschend, da es zu abrupt kommt. Man fühlt sich von den überraschenden Ereignissen und dem Abschluss etwas überrollt. Eine ausführlichere Schlussszene wäre hier wünschenswert gewesen. Das Kapitel " Was danach geschah..." liefert allerdings umfassende Informationen zum weiteren Geschehen. Dieser Teil versöhnt mit dem abrupten Ende und sorgt dafür, dass man das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zusammenklappt.

Bewertung vom 16.10.2019
Herrmann, Elisabeth

Zeugin der Toten / Judith Kepler Bd.1


sehr gut

Judith Kepler arbeitet in einer Gebäudereinigung. Sicher kein Traumberuf für jedermann, doch Judith ist gut in ihrem Job. Sie wird nicht nur zu normalen Reinigungsarbeiten gerufen, sondern auch zu Wohnungen, in denen Verstorbene längere Zeit unentdeckt lagen. Judith hat in ihrem Arbeitsleben viel gesehen, denn zu ihrem Einsatzgebiet gehören auch Tatorte, an denen es zu gewaltsamen Todesfällen kam. Routiniert tilgt sie die Spuren des Todes und versetzt die Räume wieder in einen bewohnbaren Zustand. An ihrem aktuellen Einsatzort wird Judith nicht nur mit den Spuren eines grausamen Mordes, sondern auch noch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.


Das Buch beginnt mit einem Rückblick in das Jahr 1985. Die kleine Christel Sonnenberg wird unter großer Geheimhaltung in ein Kinderheim in der damaligen DDR gebracht. Dort verliert Christel ihre Identität und wird zu Judith Kepler. Die mit der Aufsicht betraute Erzieherin Martha Jonas wird unter Druck gesetzt und muss sich nun an diesem üblen Spiel beteiligen. Niemand erfährt, was mit der richtigen Judith Kepler geschehen ist und auch die Herkunft der kleinen Christel bleibt im Dunklen. Dann wechselt die Handlung zum aktuellen Geschehen und man lernt die mittlerweile erwachsen gewordene Judith kennen und bekommt einen Einblick in ihre berufliche Tätigkeit. Der Einstieg in den Krimi von Elisabeth Herrmann gelingt recht mühelos, denn die längst vergangenen Ereignisse im Kinderheim schockieren auf der einen Seite, doch gleichzeitig gerät man in den Bann der Handlung und möchte unbedingt erfahren was damals geschehen ist. Gemeinsam mit der Hauptprotagonistin Judith deckt man Geheimnisse von ungeahntem Ausmaß auf.

Das Buch beginnt bereits sehr interessant. Gerade anfangs steigert sich die Spannung von Seite zu Seite. Allerdings muss man dem Handlungsverlauf konzentriert folgen, um die Übersicht über die involvierten Geheimdienste und ihre Agenten nicht zu verlieren. Da die Spione verschiedene Decknamen verwenden, fällt auch die Personenzuordnung nicht immer leicht. Wenn man sich allerdings eingelesen hat, und sich die ersten Handlungsfäden miteinander verknüpfen, kann man sich der spannenden Verfolgungsjagd, die sogar bis nach Schweden führt, kaum noch entziehen.

Der Schreibstil von Elisabeth Herrmann ist flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt der Autorin eindrucksvoll, die jeweiligen Situationen so detailliert zu beschreiben, dass man sich Handlungsorte und Personen lebhaft vorstellen kann. Die Hauptprotagonistin Judith hat in ihrem Leben schon einiges mitgemacht. Sie hat eine ganz eigene Art damit umzugehen und weckt beim Lesen Sympathien. Judith wirkt sehr lebendig und ihre Handlungen manchmal spontan. Dadurch kann man sich gut in die Hauptprotagonistin hineinversetzen und dem spannenden Katz- und Mausspiel folgen.

Elisabeth Herrmanns neuestes Buch ist kein klassischer Kriminalroman, bei dem man sich mit einem Ermittler auf die Suche nach einem unbekannten Täter macht. In "Zeugin der Toten" versucht Judith Kepler die Wahrheit über ihre Herkunft herauszufinden. Sie stößt dabei auf Hinweise einer längst vergangenen Geheimdienstaktion, in die nicht nur die Stasi und der BND verwickelt waren. Fans von spannenden Spionageromanen dürften hier voll auf ihre Kosten kommen.

Ingesamt gesehen hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Ich habe damit spannende Lesestunden verbracht und bewerte ihn deshalb mit vier von fünf möglichen Sternen. Den einen ziehe ich ab, da die Handlung manchmal recht verwirrend war. Dennoch kann ich ihn guten Gewissens weiterempfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2019
Brewer, Heather

Vladimir Tod hat Blut geleckt / Vladimir Tod Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Vladimir Tod versucht ein ganz normales Leben zu führen. Doch das ist für den Teenager gar nicht so einfach. Denn Vlad ist ein Halbvampir und nur wenige kennen sein Geheimnis. Um nicht aufzufallen, verlässt er das Haus nur mit Sunblockern und um Knoblauchzehen macht er einen großen Bogen. Seinen Blutdurst stillt Vlad nicht am lebenden Objekt, sondern mit Blutkonserven. Tante Nelly arbeitet im Krankenhaus und kann dort unauffällig für Nachschub sorgen. Sie ist auch sehr einfallsreich darin, Vlads Pausenbrote mit Blut gefüllten Kapseln zu präparieren. Als Vlads Lehrer Mr. Craig verschwindet, kommt Mr. Otis als Vertretungslehrer an die Schule. Vlad traut Mr. Otis nicht über den Weg. Der Lehrer scheint zu ahnen, dass Vlad kein normaler Schüler ist....


"Vladimir hat Blut geleckt" ist der erste Band einer Reihe um den Halbvampir Vladimir. Das Buch wird jungen Lesern ab 12 Jahren empfohlen. Ein Blick auf das coole Coverbild zeigt bereits, dass man keine romantische Vampirgeschichte zu befürchten braucht. Vlads Geschichte bietet Einblicke in einen fast normalen Teenageralltag, ein spannendes Familiengeheimnis, jede Menge Action und eine große Portion Humor und Wortwitz.

Der Schreibstil ist locker und lässt sich sehr angenehm lesen. Die Erzählung fesselt bereits von Anfang an durch einen spannenden Einstieg. Vlad versucht sein Leben so unauffällig wie möglich zu gestalten und deshalb lernt man einen nahezu normalen jungen Teenager kennen. Er schlägt sich mit alltäglichen Problemen, wie zum Beispiel Liebeskummer, nervenden Lehrern und unausstehlichen Schulkameraden herum. Obwohl er ein Halbvampir ist, der manchmal Gedanken lesen und schweben kann, räumt seine Tante ihm keine Sonderrechte ein. Sein bester Freund Henry kennt Vlads dunkles Geheimnis und geht sehr locker damit um. Obwohl sie ziemlich unterschiedlich sind, verstehen sie sich bestens und können sogar gemeinsam über Vampir-Witze lachen.

Der Einstieg in Vladimirs Welt fällt leicht und es macht viel Spaß dem spannenden Geschehen zu folgen. Die Charaktere wirken sympathisch und durchgehend glaubhaft. Es gelingt der Autorin verschiedene Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Spannung und Gänsehaut sind somit bis zum Ende dieses ersten Teils spürbar und wecken die Vorfreude auf die Fortsetzung der Reihe.

Obwohl ich das empfohlene Lesealter schon deutlich überschritten habe, konnte mich der Serienauftakt überzeugen. Das Buch wurde von mir innerhalb weniger Stunden durchgelesen und gelangweilt habe ich mich dabei keinen Moment. Die Erzählung ist sicher nicht besonders anspruchsvoll, doch der lockere Schreibstil, der geheimnisvolle Plot und die humorvollen Einlagen sorgten ganz schnell dafür, dass ich Blut geleckt habe und nun unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2019
Glaesener, Helga

Die Vergolderin


sehr gut

Der Einstieg in diesen historischen Roman gelingt durch den lebendigen Schreibstil der Autorin mühelos. Aufgrund der detaillierten Beschreibungen fällt es leicht, sich die Handlungsorte und Protagonisten vorzustellen. Das harte Schicksal der drei Geschwister und die ständige Gefahr, in der sie sich befinden, wird glaubhaft dargestellt. Auf Elisabeths Schultern ruht die Verantwortung für die Geschwister. Sie wirkt besonders sympathisch in ihrem Bemühen, die Familie durch diese harten Zeiten zu bringen. Ihre Schwester Marga sieht das ganz anders. Sie lässt keine Gelegenheit aus Elisabeth in den Rücken zu fallen und sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Marga wirkt zänkisch und undankbar. Man kann sich beim Lesen gut in Elisabeth Lage versetzen und leidet mit ihr mit. Diese Darstellung wirkt auch nicht zu übertrieben, sondern glaubhaft und nachvollziehbar.

Obwohl der Titel des Buchs einen intensiven Einblick in die Arbeit der damaligen Goldschmiede verspricht, kommt dieser Aspekt ein wenig zu kurz. Die Gepflogenheiten innerhalb der Handwerkszünfte, die harte Ausbildung der Lehrlinge und einige von Elisabeths Arbeiten werden durchaus beschrieben, doch nicht in dem Umfang, den der Buchtitel vermuten lässt.

Im Verlauf der Handlung muss sich Elisabeth allerdings nicht nur mit der zänkischen Schwester, dem brummeligen Großvater und den Sorgen um die Ausbildung des Bruders beschäftigen. Zufällig wird sie Zeugin eines Überfalls und gerät dadurch zwischen die Fronten einer erbitterten Familienfehde. Sie wird zur Schachfigur in einem Bruderkrieg und hat wenig Hoffnung, dabei unversehrt zu bleiben. Als Frau ist sie der Willkür der Männer ausgesetzt und nahezu rechtlos. Elisabeth weiß nicht, wem sie noch trauen kann. Sie schwebt schon bald in großer Gefahr und ist von Neid, Intrigen und Verrat umgeben. Durch überraschende Wendungen bleibt die Handlung durchgehend spannend, sodass man förmlich über die Seiten fliegt und das Buch nur ungern zur Seite legt.

In diesem historischen Roman kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Doch von allzu romantischen Verwicklungen bleibt man verschont. Elisabeths Liebesleben drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund. Denn die spannende Fehde, die ungeahnte Ausmaße annimmt, bildet das Zentrum der Handlung. Dabei trifft man auf zahllose Bösewichte, die einige Klischees bedienen. Dennoch macht es Spaß den lebendigen Schilderungen der Autorin zu folgen.

Ich habe spannende Lesestunden mit diesem historischen Roman verbracht und mich dabei nicht einen Moment gelangweilt. Deshalb empfehle ich das Buch gerne weiter und vergebe vier von fünf möglichen Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da mir die Handlung an einigen Stellen etwas zu klischeehaft war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2019
Abe, Rebecca

Im Labyrinth der Fugger


sehr gut

Der historische Roman ist in vier Hauptteile gegliedert. Diese Teile sind mit den Jahreszahlen und Orten der Handlung überschrieben. Ein Zitat und eine kleine Illustration runden den Einstieg in die vier Hauptteile der Erzählung ab. Der erste Buchstabe dieser Abschnitte ist ebenfalls wunderschön illustriert. Im Innern des Buchs findet man einen Ausschnitt aus einem Augsburger Plan. Hier sind Orte, die mit der Geschichte der Fugger verbunden sind, markiert. Da dieser Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, ist dieser Aspekt besonders interessant. Man kann den Spuren von Anna Jakobäa Fugger dadurch mühelos folgen. Ein Nachwort der Autorin, Worterklärungen und eine Liste mit den historisch belegten Protagonisten der Romanhandlung runden die ansprechende Gestaltung ab.

Die Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Im Mittelpunkt der Handlung steht Anna Jakobäa Fugger, deshalb nimmt das Geschehen rund um die Hauptprotagonistin einen großen Teil der Erzählung ein. Man erhält Einblicke in das Leben der mächtigen Familie und beobachtet argwöhnisch, wie sich der Jesuit Canisius dort Zugang verschafft und an Einfluss gewinnt. Unter dem Vorwand der Teufelsaustreibung gelingt es ihm, die Mutter auf den vermeintlich rechten Weg zu führen und somit den Grundstein für das Gelingen der hinterlistigen Intrige zu legen. Glaubhaft vermittelt Rebecca Abe den damit verbundenen Wandel zu einem kargen und freudlosen Leben innerhalb des Fuggerhauses. Anna leidet sehr darunter. Obwohl sie zu einer der mächtigsten Familien der Stadt gehört, kann sie nichts gegen den Geistlichen ausrichten. Als Tochter des Hauses hat sie sich unterzuordnen und Anweisungen zu folgen. Man leidet beim Lesen förmlich mit der Hauptprotagonistin und kann ihr lähmendes Entsetzen nachempfinden. Ein weiterer Handlungsstrang wird vom Leben des Kürschners Kellenbenz bestimmt. Dadurch bekommt man einen Einblick in das harte Leben des einfachen Mannes. Auch dieser Teil wird spannend erzählt und liefert eine interessante Nebenhandlung.

Der Einstieg in die Erzählung wird durch das Auftauchen zahlreicher Fugger-Männer etwas erschwert. Es ist zunächst nicht ganz einfach diese zuzuordnen und die Übersicht innerhalb der verzweigten Familie zu behalten. Dennoch wird man von Anfang an in den Bann der spannenden Erzählung gezogen. Die Protagonisten und ihre unterschiedlichen Schicksale erwachen zum Leben. Sie wirken sehr lebendig und wecken sowohl Sympathie als auch spontane Abneigung. Man kann sich die Handlungsorte vorstellen und in die längst vergangenen Zeiten eintauchen. Durch eingestreute Details kann man dabei sogar noch etwas lernen. Realtiv kurze Kapitel, die gelegentlich mit spannenden Cliffhangern enden, laden zum Weiterlesen ein und machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.

"Im Labyrinth der Fugger" hebt sich vorteilhaft aus der Masse der Genrevertreter ab. Denn man hat hier wirklich das Gefühl, einen gut recherchierten, historischen Roman zu lesen und keinen romantischen Liebesroman. Eine Heldin in Männerverkleidung und allzu herzergreifende Liebesverwicklungen braucht man hier nicht zu befürchten.

Insgesamt gesehen habe ich spannende Lesestunden mit der Geschichte der Anna Jakobäa Fugger verbracht und empfehle das Buch deshalb gerne weiter. Ich bewerte es auf meiner persönlichen Skala mit vier von fünf Sternen. Den einen ziehe ich ab, da mich das Ende nicht ganz überzeugen konnte. Hier überschlagen sich die Ereignisse förmlich und der Schluss kommt, meiner Meinung nach, etwas abrupt. Hier hätte ich mir noch ein wenig mehr erhofft. Dennoch spreche ich eine ganz klare Leseempfehlung aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2019
Rickman, Phil

Frucht der Sünde / Ein Merrily-Watkins-Mystery Bd.1


sehr gut

Der Start in die Krimi-Serie um die Pfarrerin Merrily Watkins erinnert zunächst wenig an einen Kriminalroman. Denn man lernt hier Merrily, ihre Tochter Jane und das persönliche Umfeld der beiden näher kennen. So erfährt man, warum sich Merrily relativ spät für den Beruf der Pfarrerin entschied und nicht den vorher gewählten Berufsweg einschlug. Auch die Geschichte des kleinen Dorfs Ledwardine und die Personen die dort leben werden vorgestellt.

Gerade die Beschreibungen der zahlreichen Protagonisten empfand ich als sehr gelungen, da sie auf mich durchgehend lebendig und glaubwürdig wirkten. Besonders die Hauptprotagonisten überzeugten mich dabei. Denn Merrily wird hier nicht als fromme, zugeknöpfte und weltfremde Pfarrerin dargestellt, sondern als ein ganz normaler Mensch mit Fehlern und Schwächen. Ihre Selbstzweifel empfand ich beim Lesen absolut glaubwürdig und auch die Ängste aufgrund ihrer Alpträume und Visionen, konnte ich nachempfinden. Obwohl mich ihr ständiger Zigarettenkonsum zunächst etwas störte, gewöhnte ich mich bald an ihn und nahm ihn als Teil ihrer Persönlichkeit hin. Die Figur der pubertierenden Jane überzeugte mich ebenfalls und auch das teilweise gespannte Mutter/Tochter Verhältnis war meiner Meinung nach glaubhaft beschrieben.

Das scheinbar idyllische englische Dörfchen und seine Bewohner wurden ebenfalls detailliert und lebendig dargestellt. Bei den zahlreichen Besuchen des Apfelgartens meinte ich schon fast den Duft zu riechen. Gerade die etwas unheimliche Atmosphäre dort konnte ich beim Lesen förmlich spüren. Auch das Gefüge innerhalb der Dorfgemeinschaft wurde treffend skizziert, denn die alten Familien haben in diesem Ort das Sagen, da das schon immer so war, sehen sie das als ihr gutes Recht an und wollen dieses Privileg auch nicht aufgeben. Merrily gerät durch den Wunsch, das Leben des als Hexer bezichtigten Pfarrers in der Kirche nachzuspielen, zwischen die Fronten der Dorfbewohner und muss deshalb ihre Entscheidung gut überdenken. Der Zwiespalt der Hauptprotagonistin wurde ebenfalls sehr gut vermittelt.

Eigentlich hatte ich mich auf einen Kriminalroman mit einer ungewöhnlichen Ermittlerin eingestellt, doch die Pfarrerin Merrily ist keine Ermittlerin im klassischen Sinn, sondern gelangt eher zufällig in den Sog der Geschichte. Da die kriminalistische Story dieses Romans ziemlich spät begann, würde ich diesen Roman auch eher als einen ruhigen Vertreter des Genres einordnen. Das meine ich aber nicht negativ, da dieser Auftaktband mich durch andere Qualitäten überzeugte. Denn er lieferte das nötige Hintergrundwissen zu Merrily und ihrem Start in die Gemeinde. Trotz mangelnder kriminalistischer Aktivitäten im Anfangsbereich kam beim Lesen keine Langeweile auf, denn die unheimlichen Vorkommnisse im Apfelgarten und die Ängste, die Merrily im Pfarrhaus aufgrund ihrer Alpträume verspürt, zogen mich in ihren Bann. Der Hauch des Übernatürlichen machte diesen Krimi zu einem vielversprechenden Serienauftakt. Ich freue mich nun auf weitere Bände mit einer sympathischen, kettenrauchenden Hauptprotagonistin, die trotz ihrer Berufung auch mal äußerst derbe Ausdrücke gebrauchen kann.

Bewertung vom 12.10.2019
Pearlman, Ann

Der Christmas Cookie Club


sehr gut

Immer am ersten Montag im Dezember trifft sich der Christmas Cookie Club bei Marnie. In ihrem weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer tauschen zwölf Frauen ihre selbst gebackenen und dekorativ verpackten Plätzchen und die Neuigkeiten des vergangenen Jahres aus. Jede der Freundinnen bringt dreizehn Dutzend Kekse mit : ein Dutzend für jedes Mitglied des Cookie Clubs und das dreizehnte Dutzend als weihnachtliche Spende für ein Hospiz. Bereits im Sommer machen sich die Freundinnen Gedanken über die Rezeptauswahl und die entsprechende Verpackung. Denn das Treffen ist etwas ganz Besonderes für die Freundinnen und läutet für alle die Vorweihnachtszeit ein...

Im Prolog wird der Christmas Cookie Club vorgestellt und kurz auf die von den Frauen aufgestellten Regeln eingegangen. Denn auch in diesem Club sind Regeln nötig, um den Spaß und die Freude an diesem besonderen jährlichen Treffen zu erhalten. Dann lernt man Marnie, die oberste Cookie Hexe kennen. Da dieser Roman in der Ich-Form, aus ihrer Sicht geschrieben ist, führt sie den Leser durch den Partyabend.

Jedes Kapitel beginnt mit dem Namen der Cookie Hexe und dem Rezept ihrer selbst gebackenen und mitgebrachten Weihnachtsplätzchen. Mit Hilfe der Umrechnungstabelle, die sich ganz am Anfang des Buchs befindet, und der ausführlichen Backanleitung können die Plätzchen nachgebacken werden.

Dann erfährt man aus Marnies Sicht etwas über die jeweilige Freundin und sieht ihr bei der Präsentation ihrer Kekse zu. Am Ende des Kapitels wird eine Backzutat genau beschrieben und in diesen Beschreibungen erfährt man einiges über diese spezielle Zutat. Ganz nebenbei kann man also noch sein Wissen erweitern.

Durch die gewählte Erzählform erlebt man den Abend aus der Sicht der obersten Cookie Hexe Marnie. Man kann in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen und bekommt einen Eindruck von der intensiven Freundschaft zwischen den teilnehmenden Frauen und nimmt genauso an den Schicksalsschläge des vergangenen Jahres teil, wie die Erzählerin Marnie. Denn die Frauen hatten in diesem Jahr einiges zu verarbeiten. Ein großer Streit zwischen zwei teilnehmenden Cookie Hexen ist dabei noch eines der kleineren Probleme. Denn eine der Frauen hat gerade ihren Sohn verloren, andere haben Probleme im Beruf, sind verlassen worden oder haben schlimme Geldsorgen. Doch auch Affären, Probleme in den Beziehungen, Adoptionswünsche und Schwangerschaften beschäftigen die Teilnehmerinnen.

Die Autorin schafft eine warme und weihnachtliche Atmosphäre. Deshalb hatte ich beim Lesen das Gefühl, selbst in Marnies weihnachtlich geschmückter Wohnung zu sitzen und die Party der Frauen zu beobachten. Die beschriebenen Plätzchen, in ihren aussergewöhnlichen Verpackungen, konnte ich mir sehr gut vorstellen und nur zu gerne hätte ich die ein oder andere Plätzchensorte probiert. Das Gefühl der ganz besonderen Freundschaft zwischen den Frauen war beim Lesen spürbar und mischte sich mit Gelächter und Plätzchenduft.

Ein wenig Kritik muss ich allerdings auch an diesem sonst so gelungenen Buch für die Weihnachtszeit anbringen. Denn die verschiedenen Schicksalsschläge erschienen mir manchmal etwas überladen und dadurch nicht ganz glaubwürdig. Ausserdem hatte ich gelegentlich Schwierigkeiten die Frauen auseinanderzuhalten und ihre Beziehungen untereinander zu verstehen.


Das Buch schafft eine weihnachtliche Atmosphäre und weckt die Lust selbst einige Rezepte der Cookie Hexen auszuprobieren. Man hat das Gefühl selbst an der Party des Christmas Cookie Clubs teilzunehmen und kann so dem hektischen Vorweihnachtsalltag ein paar Stunden entfliehen. Deshalb kann ich es guten Gewissens weiterempfehlen. Allerdings halte ich es nur für weibliche Leser geeignet, da sich Männer bei dieser reinen Frauen-Party eher fehl am Platz fühlen dürften.