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seschat
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Insgesamt 938 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2014
Hohlfeld, Kerstin;Andersson, Leif L.

Ich heirate einen Arsch


ausgezeichnet

"Frauen und Männer passen einfach nicht zusamen - oder doch?"


„Ich heirate einen Arsch“ ist keine schwülstige Literatur über eine ungewöhnliche Beziehungskiste, sondern ein realistisch aufbereiteter Roman über ein nicht ganz einfaches Paar.

LUISA ist 28, will Karriere im Verlagswesen machen und steht nach dem zigsten Praktikum bei einem Frauenmagazin mal wieder ohne Job da. Zudem laboriert sie immer noch an einer zerbrochenen Beziehung und ist dementsprechend emotional sehr niedergeschlagen und verunsichert.

BJÖRN ist 43, erfolgreicher Chefredakteur der Zeitung Monday und seit seiner Scheidung ein unverbesserlicher Frauenheld, der gern im eigenen Verlagshaus wildert. Sein Selbstbewusstsein scheint unerschütterlich zu sein, bis Luisa in sein Leben tritt. Auf offener Straße spricht er sie an und wittert in ihr leichte Beute. Doch falsch gedacht.

Nachdem Björn ihr eine Stelle beim Monday verschafft hat, beginnt das gegenseitige Schaulaufen. Zum ersten Mal spürt Björn sein Herz wieder und kann echte Liebe empfinden. Doch eine brünette Nebenbuhlerin hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Luisas Herz ist hin und hergerissen und muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, ihren charmanten, um einige Jahre älteren Chef zu lieben. Wird Björn ihr treu sein und sie schlussendlich heiraten?

Meinung:
An diesem Roman gefällt mir besonders die zweigeteilte Erzählperspektive. Das Autorenteam Hohlfeld-Andersson lässt die Protagonisten Luisa und Björn einzeln zu Wort kommen, so dass man sich sehr gut in deren Gefühlwelt und Lebensumstände hineindenken kann. Die Beschreibung beider Charaktere überzeugt durch realistische Ausflüge in das Verlagswesen und in männliche/weibliche Denkmuster.
Luisa bietet dem sinnentleerten Womanizer Björn Paroli, will ihn durch Leistung überzeugen. Sie ist klug und zugleich unsicher, was ich gut nachvollziehen kann. Antagonistisch dazu wurde Björn komponiert. Er führt ein Adressbuch mit all seinen Frauenbekanntschaften und vergibt Schulnoten an diese. Man fragt sich, hat dieser oberflächige Typ keinen anderen Probleme? Aber als Sohn aus reichem Haus und erfolgreicher Verlagschef wird er damit seiner Rolle als „A…“ mehr als gerecht. Dass Luisa sich gerade in diesen, manchmal sehr unerwachsen wirkenden Weiberheld verliebt überrascht und macht die Lektüre sehr spannend.
Der Roman liest sich sehr flüssig und enthält einige witzige, aber auch nachdenkliche Momente. Mit Luisa konnte ich mich sehr gut identifizieren (ich habe regelrecht mit Luisa mit gelitten), wohingegen ich mit der manchmal sehr direkten, derben Sprache und dem Verhalten von Björn so meine Probleme hatte; aber letzteres wurde von den Autoren sicher so intendiert.

Fazit:
Ein lesenswerter Roman über die Irrungen und Wirrungen in Sachen Liebe, dessen Ende mich positiv überrascht hat.

Bewertung vom 12.10.2014
Kessler, Katja

Silicon Wahnsinn


ausgezeichnet

"Beim Reisen lernst du vieles kennen. Zum Beispiel dich selbst." (Katja Kessler)

Katja Kesslers biografischer Roman "Silicon Wahnsinn" bietet witzige, spritzige Unterhaltung - ein selbstironisches Feuerwerk. Schon der Buchtitel impliziert eine tragikomische Geschichte.
Worum geht es?
Katja Kessler erfährt anlässlich ihres 10-jährigen Ehejubiläums, dass ihr Göttergatte, BILD-Chef Kai Diekmann, beruflich für 10 Monate nach Kalifornien, genauer: Palo Alto (Silicon Valley), reisen will. Einfach so auswandern, funktioniert das mit vier Kindern und einem Pony? Nach anfänglichen Zweifeln beschließt Katja, ihren Mann samt Familie zu begleiten. Ein Familienabenteuer voller neuer, spaßiger Herausforderungen beginnt. Schon die Einreise verläuft nicht so ganz einfach und bis dann die passende Bleibe gefunden wird, vergehen Wochen. Aber die Autorin Katja Kessler nimmt alle Hürden und Herausforderungen mit amerikanischer Gelassenheit. Sie hält "Schatzi", wie sie ihren arbeitenden Mann liebevoll nennt, den Rücken frei und macht sich über nationale Besonderheiten lustig. Ihre lockere, ironische Sprache hält den Leser bei der Stange, obgleich das Buch auch mit der Hälfte der Seiten ein Erfolg geworden wäre. Die oder andere Alltagsgeschichte wirkt überflüssig und zieht den Roman unnötig in die Länge. Die Gestaltung des Romans überzeugt wiederum. Die lustig bebilderten, tagebuchartigen Kapitel passen perfekt zum Buchtitel/-sujet. Mich hat das Buch positiv überrascht und neugierig auf die Literatur von Frau Kessler, die ich als Autorin bis dato nicht kannte, gemacht. Ich habe selten so viel und herzhaft beim Lesen eines Buches lachen müssen.

Hier noch ein zwei witzige Zitate zur Einstimmung:
1. Katjas Eindrücke bei ihrem ersten Besuch einer Starbucksfiliale:
"Überall saßen Damen und Herren des Baujahrs, das sonst gern in der Apotheken-Rundschau blättert, vor iPads und Notebooks und hatten spacige Kopfhörer auf. Wenn Omi Kiel sich in die Welt der Technik begab, dann sprach sie von Emils verschicken." (S. 111)

2. Über Katjas Orientierungssinn:
"Schatzi behauptet behauptet, ich sei die Frau, die sich auf dem Stepper verirrt." (S. 139)

Fazit:
Einfach beste Urlaubs- und Abschaltliteratur. Ich musste sehr über die freimütigen Ausführungen der Autorin schmunzeln. Eine starke Frau wagt samt Kind und Kegel den Sprung über den großen Teich - das macht Lust auf mehr! Verdiente 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2014
Beinke, Christian;Frech, Monika;Konrad, Greta

Thank God it's Monday!


sehr gut

Kann Arbeit in der heutigen Zeit noch Spaß bereiten? Wie können wir dem industriellen Hamsterrad entfliehen und eigene, individuell erfüllende Wege beschreiten?

Die Generation Y, dazu zählen alle heute um die 30-jährigen Personen, muss sich diesen und anderen Fragen heute stellen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, es ist nicht einfach trotz guter Qualifikation einen Job zu finden bzw. diesen nicht fremdbestimmt/Chef bestimmt auszuführen. Schlimm wird es, wenn die Karrierelaufbahn in den Händen weniger liegt, denen man zum eigenen Wohl immer schmeichlerisch und devot begegnen muss. Schwimmt man nicht mit dem Strom, wird man schnell wie ein Aussätziger behandelt. Denn eines ist gewiss, die Konkurrenz schläft nicht. Dieser ständige Vergleich und Kampf lässt abstumpfen und zermürbt. Irgendwie verrät man sich damit selbst und innovative Ideen sterben noch vor ihrer Entwicklung.

Die 2009 gegründete Agentur "Dark Horse Innovation" agiert anders. Sie forciert eine lockere, freundliche Arbeitskultur fernab der üblichen Strukturen (Hierarchie, Mitarbeitergehorsam etc.). Denn befristete Arbeitsverhältnisse mit wenig Eigenverantwortung und Unterbezahlung habe alle Dark Horse Mitarbeiter bereits kennen und hassen gelernt. Jedem der aus 25 Fachrichtungen stammenden Dark Horser (BWL, Physik, Philosophie, Germanistik etc.) war klar, Arbeit soll wieder Spaß machen. Und damit das so ist, setzt man unternehmensintern auf Ämterrotation, kooperative Zusammenarbeit, gleiche Bezahlung und Selbstentfaltung am Arbeitsplatz. Ob dieses langfristig Erfolg verspricht, wird sich zeigen. Auf jeden Fall beschreitet Dark Horse nach m. E. den richtigen Weg. Marx wäre stolz auf die Berliner Querköpfe, die Innovationen für die Wirtschaft und den öffentlichen Sektor entwickeln, gewesen. Das 30 Mitarbeiter starke Berliner Unternehmen versucht der Generation Y, die hin und hergerissen ist, zwischen Verantwortung und Selbstverwirklichung, zwischen finanzieller Sicherheit und beruflichen Spaß, Auswege aus den alten Arbeitsweltsstrukturen zu zeigen. Hierbei steht die Entwicklung und Etablierung des eigenen Modells im Fokus. In theoretischer Form wird von der Gründung, den innerlichen Ausrichtungskämpfen und den bisherigen Erfolgen von Dark Horse Innovation berichtet. Die Sprache ist daher sehr sachlich und an manchen Stellen sehr langatmig. Als Leser muss man, nach anfänglicher Euphorie, sehr geduldig und ehrgeizig sein, um die gesamten 208 Seiten durchzulesen, weil gute Ideen viel theoretischen Ballast mit sich bringen. Gerade die Projektmanagement-Passagen haben sich hingezogen. Die Erklärung von Fachbegriffen wie z. B. Designifizierung, Sozialkratie und Kontextprinzip empfand ich als sehr gelungen, weil der Leser dadurch die theoretischen Gedankengänge/-gebäude besser verstehen und damit Zusammenhänge herstellen kann. Zudem wird der Fließtext auf witzige Weise durch Zeichnungen im Comicstil aufgelockert. Auch das minimalistische Cover mit dem Titel "Thank God It's Monday" in grellbunten Farben vor schwarzem Hintergrund passt zum Thema "Innovation", denn die neue Generation von Arbeitnehmern will zur "Montagswelt" und nicht zur "Freitagswelt" gehören. D.h., die Arbeitnehmer wollen sich auf Arbeit wohlfühlen und nicht schon am Anfang der Woche denken müssen, wann ist den bald Freitag und das Wochenende steht vor der Tür. Kurzum, Arbeit soll Spaß bereiten und sinnstiftend wirken.

Fazit:
Dieses "Thank God it's Monday"- Konzept klingt human und sehr zukunftsorientiert, ob es sich in der heutigen Arbeitswelt großflächig etablieren wird, ist fragwürdig, aber wünschenswert.
Keine Lektüre für Zwischendurch, sondern zur gewissenhaften Studie. Die Innovation kann schon heute beginnen, warum tun wir's nicht einfach?

Bewertung vom 15.09.2014
Glattauer, Daniel

Geschenkt, 8 Audio-CDs


ausgezeichnet

Inhalt:
Der einsame, unauffällige Journalist Gerold Plassek, genannt Geri, arbeitet für die Gratiszeitung "Tag für Tag". Das Leben des Mittvierzigers plätschert so dahin, ohne Familie, sind Alkohol und die Nacht seine besten Freunde. Er ist der vollkommene Antiheld, der sich in sein unaufgeregtes Dasein ergeben hat. Die letzten journalistische Erfolge liegen schon Jahrzehnte zurück und für seine Kumpels, die wegen familiärer Verpflichtungen immer weniger Zeit für nächtliche Kneipentouren haben, hat er nur ein müdes Lächeln übrig. Bis ihn eines Tages gerade das Familienthema in Form eines Sohnes aus der Lethargie erweckt. Seine Ex-Freundin Alice gesteht Gerold, dass er Vater eines 14-jährigen Sohnes ist. Beide, weder Vater noch Sohn, haben sich je zuvor gesehen. Manuel kennt dementsprechend seinen Vater nicht und ahnt auch nicht, dass der Mann, dem er aufgrund der Auslandsreisen seiner Mutter Gesellschaft leisten muss, sein Vater ist. Doch ein Artikel, den Gerold über Obdachlose schreibt, ändert einiges. Der bis dato unbekannte Journalist bekommt Öffentlichkeit und zudem eine anonyme Geldspende über 10.000 Euro. Und zum ersten Mal bemerkt ihn auch Manuel. Auf neue Artikel folgen weitere Spenden, ohne dass sich der Gönner zu erkennen gibt. Gerold steigt durch die ominösen Geldzuwendungen nicht nur im Ansehen seines Sohnes, sondern auch der lokalen Presse. Bald arbeiten Manuel und er Hand in Hand. Vater und Sohn blühen regelrecht auf. Hinzukommt, dass sich der Zahnarzt meidende Gerold in die kühle Dentistin Rebecca verliebt. Gefühlschaos ist vorprogrammiert. Doch weder gegenüber Manuel noch gegenüber Rebecca offenbart er sich. Er bringt es nicht übers Herz, weil er Verlustängste hat. Zum Schluss des Buchs hat er zwar einen festen Job bei der Zeitung, aber noch einige offene Baustellen.

Meinung:
"Geschenkt" ist das erste Buch, das ich von Daniel Glatthauer gelesen habe. Und ich muss sagen, dass mir der lebendige, zynische Schreibstil des Autors sehr imponiert. Die vielfach eingebauten Antonyme passen bestens zum nihilistischen Wesen des Ich-Erzählers Gerold Plassek. Zudem mag ich den unterschwelligen Wiener Schmäh Glatthauers. Die Erzählstimme des Schauspielers Heikko Deutschman passt perfekt zum abgeklärten Grundton des Romans. Obschon es mein erstes Hörbuch ist und ich keine Vergleichsmöglichkeiten vorzuweisen habe, finde ich die Umsetzung grandios.
Das offene Ende lässt viel Raum für Spekulationen. Wird Gerold Manuel die Wahrheit sagen? Werden er und Rebecca zusammenkommen? Ist Rebecca der geheimnisvolle Spender?

Fazit:
Unaufgeregte moderne Literatur. Alltagseinerlei unterhaltsam, weil sprachlich niveauvoll und inhaltlich mit Tiefgang, aufbereitet. Hier wird ein Antiheld zum Helden. Der unscheinbare Durchschnittsmann erhält endlich seine große Bühne. Einfach nur lesenswerte Belletristik, die 5 Sterne verdient!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2014
Theiss, Christine

Ich mach dich fit!


ausgezeichnet

Eines vorweg: Dieses Buch hält, was es verspricht.

Ich bewundere Dr. Christine Theiss für ihre sportliche Leistung. Ich habe den ein oder anderen Kickboxkampf von ihr gesehen und war begeistert - diese Körperbeherrschung und dieser Wille. Ich mache selbst gern Sport, am liebsten Ausdauersportarten (Joggen, Radfahren, Schwimmen usw.) und bin ständig auf der Suche nach neuen Anregungen, meine Fitness zu verbessern. Zudem ernähre ich mich bewusst und bin auch hier für jede neue Idee dankbar.

Nun zum Buch:
15 Minuten Krafttraining reichen vollkommen aus, um die Fitness zu verbessern? Wirklich?
Das Buch beginnt mit einer lesenswerten Kurzbiografie der Autorin, Leben und sportliche Karriere werden beleuchtet.
Darauf folgt ein medizinisch-biologischer Abriss zum Thema "Fitness" Was ist Fitness? Womit halten wir uns fit und wie verändert Fitness unseren Organismus? Dieser informative Abschnitt erinnert stark an die Bücher des von mir verehrten Arztes Ullrich Strunz ("Forever Young"). Ich mag medizinische Erläuterungen/Abhandlungen seit der Schulzeit - einfach die Basis für jedes Training ;) Die Ausführungen zur Muskulatur sind nicht neu, aber leserfreundlich und damit leicht verständlich.
Der interessanteste Part des Buchs ist der Übungsteil. Hier werden effektive und leicht nachahmbare Übungen zur Verbesserung der individuellen Muskelkraft erklärt und durch ein Foto abgebildet. Die Gefahr hierbei etwas verkehrt zu machen, ist also sehr gering. Es geht um das sog. Zirkeltraining, welches Arme, Bauch, Beine, Rücken und Po gleichermaßen trainiert. Da ich schon immer meine Armkraft verbessern wollte, ich kein Interesse an stupidem Training in der Muckibude habe und mir bewusste Ernährung am Herzen liegt, gefällt mir das vorliegende Buch sehr. Und wer weiß, vielleicht zeichnen sich bei in ein paar Wochen schon ein paar Muskeln ab. Im Anschluss an die Übungsbeispiele gibt es noch eine Reihe von Ernährungshinweisen, die bei Beachtung zu einem gesunderen Lebenswandel führen.

Fazit:
Sehr gut durchdachtes Sachbuch für Sportfreak und Einsteiger.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.