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seschat
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Insgesamt 943 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2014
Barret, Juliette

Die Engel der Loire (eBook, ePUB)


sehr gut

Cover
Das Cover von "Die Engel der Loire" hat mich optisch sofort angesprochen. Das französische Steinhaus ist so harmonisch in die wunderbare Natur eingebettet, dass man geradezu ins Schwärmen gerät. Zudem wurden Farben und Schriftart dazu passend gewählt.

Inhalt
Die vielbeschäftigte Übersetzerin Marie Louvière sucht nach dem Tode ihres geliebten Vaters das erste Mal wieder ihr Elternhaus, das sog. Château Chandor, im Tal der Loire auf. Dort wird sie von ihrer Mutter und den Haushältern mit offenen Armen empfangen. Doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz, denn bald erfährt sie, dass das wunderschöne Anwesen samt Weingut zwangsversteigert werden soll. Dort angekommen macht ihr nicht nur die finanzielle Misslage des familiären Weinguts zu schaffen, sondern auch das Zusammentreffen mit ihrer heimlichen Jugendliebe André. Und es kommt, wie es kommen muss. Marie und André sind sich auf einmal nach der gemeinsamen Kindheit wieder ganz nah und verlieben sich Hals über Kopf in einander. Alles scheint perfekt, wäre da nicht ihr Pariser Verlobter, der egoistische Unternehmer Marc. Als er unerwartet auf Schloss Chandor auftaucht, bekommen die zarten Bande mit André starke Risse, weil dieser von ihm nichts von seinem Gegenspieler wusste. Hinzukommt, dass Marie erfährt, dass sie von Marc schwanger ist. Eine emotionale Achterbahnfahrt beginnt. Erst als Marie erkennt, dass Marc sie nur aus finanziellen Gründen heiraten möchte und sie mit anderen Frauen betrügt, hat sie den Mut eine Lebens-(Liebes-)Entscheidung zu treffen. Doch wird André sie zurücknehmen? Und wie wird Marie auf das alte, streng gehütete Familiengeheimnis rund um die "Engel der Loire" reagieren?

Meinung
Der Erzählstil ist flüssig und gut verständlich. Auch in die Charaktere kann man sich auf Anhieb sehr gut hineinversetzen, da sie gut ausgearbeitet wurden. Neben Marie haben mich die antagonistisch angelegten männlichen Charaktere überzeugt, hier wären zum einen der durchtriebene, geldgierige Playboy Marc und zum anderen der verletzte, aufrichtige Jugendfreund André zu nennen. Diese Geschichte, eine Frau zwischen zwei Männern und das damit einhergehende Gefühlschaos, ist nicht neu, sondern erinnert in seiner Vorhersehbarkeit und Intensität stark an Rosemunde Pilcher oder Inga Lindström; was mich aber aufgrund des Genres nicht gestört hat. Im Gegenteil, ich hätte mir nach dem glimpflichen Ausgang noch mehr Informationen über die Zukunft von Marie und ihres Weinguts gewünscht. Doch bei 75 Romanseiten ist wohl nicht mehr drin gewesen.

Fazit
Ein locker-leichter Frauenroman über die Liebe und ein altes Familiengeheimnis, der beste Unterhaltung für Zwischendurch oder die nächste Urlaubsreise bietet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2014
Werner, Michael-André

Kopf hoch, sprach der Henker


gut

Cover:
Das witzige Cover samt Titel hat mich sofort angesprochen. Der für Irland typische Schafskopf lugt vor dem Henkerstrick hervor und kaut entspannt auf einem vierblättrigem Kleeblatt herum.
Beste Gestaltung für ein humorvolles Buch.

Inhalt:
Der Alibi-Nachwuchsschriftsteller Karsten Kühne reist für 6 Wochen nach Irland und hofft auf einen angenehmen, feuchtfröhlichen Aufenthalt. Luxus und Guinness, mehr brauch Mann nicht.
Als er im Urlaubsland ankommt wird er schnell eines Besseren belehrt, denn dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Weder Verpflegung und Unterkunft entsprechen westlichen Standards noch gibt es Strom und Internet. Dieser zivilisatorische Supergau macht nicht nur Kühne, sondern auch den anderen Stipendiaten (Archäologen, Maler, Architekten usw.), die aus verschiedenen europäischen Staaten (Spanien, Italien, Deutschland usw.) stammen, zu schaffen. Das Stipendium seiner Ex-Freundin Sophie, für das er kurzfristig eingesprungen ist, alles außer gewöhnlich. Und der Veranstalter Seamus macht auch nichts mehr als leere Versprechungen. Die Geduld der Reisegäste wird stark strapaziert, Lebensmittel, Handyempfang, Post etc. sind Mangelware. Erste Gäste versuchen auf eigene Faust zurück in ihre Heimat zu reisen, aber bleiben spurlos verschwunden. Infolge arrangiert man sich mit den örtlichen Gegebenheiten. Doch Nahrungsmangel und die einstürzende Unterkunft, ein Landhaus aus dem 18. Jh. und ehemaliges Hotel, führen untereinander zu ungeahnten Reaktionen. Werden sich die Gäste zusammenraufen und dieser hinterwäldlerischen Hölle entfliehen können?

Meinung:
Es gefällt mir, dass es eingangs eine Übersicht aller Charaktere gibt. Auch die witzige, bisweilen sarkastische Sprache mag ich. Nichts wird beschönigt, sondern hygienische Zustände und gruppendynamische Prozesse werden dem Leser realistisch dargeboten. Was nervt ist die Gleichförmigkeit der Handlung. Katastrophe reiht sich an Katastrophe und wird stoisch ausgesessen. Karsten der einzige Nichtkünstler unter den Malern, Literaten etc. und arbeitsloser Junior Creative Executive Chief einer pleitegegangenen Internetfirma weint seiner Ex-Freundin nach und beginnt zugleich gegen Ende der Reise eine Affäre mit einer schwedischen Stipendiatin. Der 32-Jährige ist der perfekte Antiheld, der sich leider nicht weiterentwickelt, sondern "wahre Größe im unverdrossenen Scheitern" beweist. Leider musste ich mich trotz des flüssigen Schreibstils durch die 382 Seiten starke, vor sich hin plätschernde Story quälen. Ich hatte mir mehr erwartet, aber Figuren und Handlungsort blieben mir leider zu statisch. Auch die Episoden mit dem Hausgeist John oder mit dem toten Schweden im Kühlschrank haben es nicht rausgerissen. Zudem habe ich nur wenig über Irland erfahren.

Fazit:
Ein kurzweiliges, zeitweise humorvolles Buch, das inhaltlich dem Motto folgt: "Nichts ist so schlimm, dass es nicht noch schlimmer sein könnte."

Bewertung vom 13.11.2014
Hohlfeld, Kerstin;Andersson, Leif L.

Ich heirate einen Arsch


ausgezeichnet

"Frauen und Männer passen einfach nicht zusamen - oder doch?"


„Ich heirate einen Arsch“ ist keine schwülstige Literatur über eine ungewöhnliche Beziehungskiste, sondern ein realistisch aufbereiteter Roman über ein nicht ganz einfaches Paar.

LUISA ist 28, will Karriere im Verlagswesen machen und steht nach dem zigsten Praktikum bei einem Frauenmagazin mal wieder ohne Job da. Zudem laboriert sie immer noch an einer zerbrochenen Beziehung und ist dementsprechend emotional sehr niedergeschlagen und verunsichert.

BJÖRN ist 43, erfolgreicher Chefredakteur der Zeitung Monday und seit seiner Scheidung ein unverbesserlicher Frauenheld, der gern im eigenen Verlagshaus wildert. Sein Selbstbewusstsein scheint unerschütterlich zu sein, bis Luisa in sein Leben tritt. Auf offener Straße spricht er sie an und wittert in ihr leichte Beute. Doch falsch gedacht.

Nachdem Björn ihr eine Stelle beim Monday verschafft hat, beginnt das gegenseitige Schaulaufen. Zum ersten Mal spürt Björn sein Herz wieder und kann echte Liebe empfinden. Doch eine brünette Nebenbuhlerin hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Luisas Herz ist hin und hergerissen und muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, ihren charmanten, um einige Jahre älteren Chef zu lieben. Wird Björn ihr treu sein und sie schlussendlich heiraten?

Meinung:
An diesem Roman gefällt mir besonders die zweigeteilte Erzählperspektive. Das Autorenteam Hohlfeld-Andersson lässt die Protagonisten Luisa und Björn einzeln zu Wort kommen, so dass man sich sehr gut in deren Gefühlwelt und Lebensumstände hineindenken kann. Die Beschreibung beider Charaktere überzeugt durch realistische Ausflüge in das Verlagswesen und in männliche/weibliche Denkmuster.
Luisa bietet dem sinnentleerten Womanizer Björn Paroli, will ihn durch Leistung überzeugen. Sie ist klug und zugleich unsicher, was ich gut nachvollziehen kann. Antagonistisch dazu wurde Björn komponiert. Er führt ein Adressbuch mit all seinen Frauenbekanntschaften und vergibt Schulnoten an diese. Man fragt sich, hat dieser oberflächige Typ keinen anderen Probleme? Aber als Sohn aus reichem Haus und erfolgreicher Verlagschef wird er damit seiner Rolle als „A…“ mehr als gerecht. Dass Luisa sich gerade in diesen, manchmal sehr unerwachsen wirkenden Weiberheld verliebt überrascht und macht die Lektüre sehr spannend.
Der Roman liest sich sehr flüssig und enthält einige witzige, aber auch nachdenkliche Momente. Mit Luisa konnte ich mich sehr gut identifizieren (ich habe regelrecht mit Luisa mit gelitten), wohingegen ich mit der manchmal sehr direkten, derben Sprache und dem Verhalten von Björn so meine Probleme hatte; aber letzteres wurde von den Autoren sicher so intendiert.

Fazit:
Ein lesenswerter Roman über die Irrungen und Wirrungen in Sachen Liebe, dessen Ende mich positiv überrascht hat.

Bewertung vom 12.10.2014
Kessler, Katja

Silicon Wahnsinn


ausgezeichnet

"Beim Reisen lernst du vieles kennen. Zum Beispiel dich selbst." (Katja Kessler)

Katja Kesslers biografischer Roman "Silicon Wahnsinn" bietet witzige, spritzige Unterhaltung - ein selbstironisches Feuerwerk. Schon der Buchtitel impliziert eine tragikomische Geschichte.
Worum geht es?
Katja Kessler erfährt anlässlich ihres 10-jährigen Ehejubiläums, dass ihr Göttergatte, BILD-Chef Kai Diekmann, beruflich für 10 Monate nach Kalifornien, genauer: Palo Alto (Silicon Valley), reisen will. Einfach so auswandern, funktioniert das mit vier Kindern und einem Pony? Nach anfänglichen Zweifeln beschließt Katja, ihren Mann samt Familie zu begleiten. Ein Familienabenteuer voller neuer, spaßiger Herausforderungen beginnt. Schon die Einreise verläuft nicht so ganz einfach und bis dann die passende Bleibe gefunden wird, vergehen Wochen. Aber die Autorin Katja Kessler nimmt alle Hürden und Herausforderungen mit amerikanischer Gelassenheit. Sie hält "Schatzi", wie sie ihren arbeitenden Mann liebevoll nennt, den Rücken frei und macht sich über nationale Besonderheiten lustig. Ihre lockere, ironische Sprache hält den Leser bei der Stange, obgleich das Buch auch mit der Hälfte der Seiten ein Erfolg geworden wäre. Die oder andere Alltagsgeschichte wirkt überflüssig und zieht den Roman unnötig in die Länge. Die Gestaltung des Romans überzeugt wiederum. Die lustig bebilderten, tagebuchartigen Kapitel passen perfekt zum Buchtitel/-sujet. Mich hat das Buch positiv überrascht und neugierig auf die Literatur von Frau Kessler, die ich als Autorin bis dato nicht kannte, gemacht. Ich habe selten so viel und herzhaft beim Lesen eines Buches lachen müssen.

Hier noch ein zwei witzige Zitate zur Einstimmung:
1. Katjas Eindrücke bei ihrem ersten Besuch einer Starbucksfiliale:
"Überall saßen Damen und Herren des Baujahrs, das sonst gern in der Apotheken-Rundschau blättert, vor iPads und Notebooks und hatten spacige Kopfhörer auf. Wenn Omi Kiel sich in die Welt der Technik begab, dann sprach sie von Emils verschicken." (S. 111)

2. Über Katjas Orientierungssinn:
"Schatzi behauptet behauptet, ich sei die Frau, die sich auf dem Stepper verirrt." (S. 139)

Fazit:
Einfach beste Urlaubs- und Abschaltliteratur. Ich musste sehr über die freimütigen Ausführungen der Autorin schmunzeln. Eine starke Frau wagt samt Kind und Kegel den Sprung über den großen Teich - das macht Lust auf mehr! Verdiente 5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2014
Beinke, Christian;Frech, Monika;Konrad, Greta

Thank God it's Monday!


sehr gut

Kann Arbeit in der heutigen Zeit noch Spaß bereiten? Wie können wir dem industriellen Hamsterrad entfliehen und eigene, individuell erfüllende Wege beschreiten?

Die Generation Y, dazu zählen alle heute um die 30-jährigen Personen, muss sich diesen und anderen Fragen heute stellen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, es ist nicht einfach trotz guter Qualifikation einen Job zu finden bzw. diesen nicht fremdbestimmt/Chef bestimmt auszuführen. Schlimm wird es, wenn die Karrierelaufbahn in den Händen weniger liegt, denen man zum eigenen Wohl immer schmeichlerisch und devot begegnen muss. Schwimmt man nicht mit dem Strom, wird man schnell wie ein Aussätziger behandelt. Denn eines ist gewiss, die Konkurrenz schläft nicht. Dieser ständige Vergleich und Kampf lässt abstumpfen und zermürbt. Irgendwie verrät man sich damit selbst und innovative Ideen sterben noch vor ihrer Entwicklung.

Die 2009 gegründete Agentur "Dark Horse Innovation" agiert anders. Sie forciert eine lockere, freundliche Arbeitskultur fernab der üblichen Strukturen (Hierarchie, Mitarbeitergehorsam etc.). Denn befristete Arbeitsverhältnisse mit wenig Eigenverantwortung und Unterbezahlung habe alle Dark Horse Mitarbeiter bereits kennen und hassen gelernt. Jedem der aus 25 Fachrichtungen stammenden Dark Horser (BWL, Physik, Philosophie, Germanistik etc.) war klar, Arbeit soll wieder Spaß machen. Und damit das so ist, setzt man unternehmensintern auf Ämterrotation, kooperative Zusammenarbeit, gleiche Bezahlung und Selbstentfaltung am Arbeitsplatz. Ob dieses langfristig Erfolg verspricht, wird sich zeigen. Auf jeden Fall beschreitet Dark Horse nach m. E. den richtigen Weg. Marx wäre stolz auf die Berliner Querköpfe, die Innovationen für die Wirtschaft und den öffentlichen Sektor entwickeln, gewesen. Das 30 Mitarbeiter starke Berliner Unternehmen versucht der Generation Y, die hin und hergerissen ist, zwischen Verantwortung und Selbstverwirklichung, zwischen finanzieller Sicherheit und beruflichen Spaß, Auswege aus den alten Arbeitsweltsstrukturen zu zeigen. Hierbei steht die Entwicklung und Etablierung des eigenen Modells im Fokus. In theoretischer Form wird von der Gründung, den innerlichen Ausrichtungskämpfen und den bisherigen Erfolgen von Dark Horse Innovation berichtet. Die Sprache ist daher sehr sachlich und an manchen Stellen sehr langatmig. Als Leser muss man, nach anfänglicher Euphorie, sehr geduldig und ehrgeizig sein, um die gesamten 208 Seiten durchzulesen, weil gute Ideen viel theoretischen Ballast mit sich bringen. Gerade die Projektmanagement-Passagen haben sich hingezogen. Die Erklärung von Fachbegriffen wie z. B. Designifizierung, Sozialkratie und Kontextprinzip empfand ich als sehr gelungen, weil der Leser dadurch die theoretischen Gedankengänge/-gebäude besser verstehen und damit Zusammenhänge herstellen kann. Zudem wird der Fließtext auf witzige Weise durch Zeichnungen im Comicstil aufgelockert. Auch das minimalistische Cover mit dem Titel "Thank God It's Monday" in grellbunten Farben vor schwarzem Hintergrund passt zum Thema "Innovation", denn die neue Generation von Arbeitnehmern will zur "Montagswelt" und nicht zur "Freitagswelt" gehören. D.h., die Arbeitnehmer wollen sich auf Arbeit wohlfühlen und nicht schon am Anfang der Woche denken müssen, wann ist den bald Freitag und das Wochenende steht vor der Tür. Kurzum, Arbeit soll Spaß bereiten und sinnstiftend wirken.

Fazit:
Dieses "Thank God it's Monday"- Konzept klingt human und sehr zukunftsorientiert, ob es sich in der heutigen Arbeitswelt großflächig etablieren wird, ist fragwürdig, aber wünschenswert.
Keine Lektüre für Zwischendurch, sondern zur gewissenhaften Studie. Die Innovation kann schon heute beginnen, warum tun wir's nicht einfach?