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S.
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Berlin

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Insgesamt 1185 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2020
Schertle, Alice

Der kleine blaue Laster


ausgezeichnet

Wenn ein niedlicher blauer Laster fröhlich hupend durch die Landschaft fährt, trifft er viele Tiere. Alle werden freundlich mit „Tuu-Tuu“ begrüßt und antworten entsprechend ihrer Gattung mit Määh!“, „Muuh!“,
„Quiek!“, oder eben mit dem, was Huhn, Ziege, Pferd und Ente und eine Gruppe ausgesprochen witziger Frösche so von sich geben. Herrlich lautmalendes und zum Mit- oder Nachsprechen animierendes Vorlesen macht Spaß. Zudem sind die Sprüchlein in Reimform, das gefällt den Zuhörern gut. Die Geschichte selbst ist spannend, der große und leider sehr überhebliche Laster platscht in den Matsch. Kann der kleine Track helfen? Nein! Aber eine schöne Lösung gibt es trotzdem, hilfsbereite Freunde sind viel wert ...
Übersichtliche, bunte Zeichnungen illustrieren die kleine Geschichte anschaulich. Die Vielzahl der Tiere eignet sich gut für die Zielgruppe der Zweijährigen, ihre Kenntnisse hinsichtlich der Arten zu beweisen. Gut gefallen hat mir die mit verschiedenen Farben gestaltete Schrift.
Ein stabiles Büchlein von A. Schertle, J. McElmurry und C. Boese, aus dem arsEdition Verlag.

Bewertung vom 24.08.2020
Sternbaum, Nico

Emil das kleine Einschlafschaf. Eine Gutenachtgeschichte zum Vorlesen und Betrachten. Pappbilderbuch ab 18 Monaten. Vom Autor von "Schüttel den Apfelbaum"


ausgezeichnet

Ein ruhiges Nachtblau zieht sich durch das ganze Buch, eine schöne, stimmungsvolle Farbe.
Im Mittelpunkt steht Emil, ein sympathischer Wuschelkopf, stylish mit sternenhimmelgemustertem Schal. Schafsjunge Emil ist also auf dem Weg ins heimische Bettchen, trifft die verschiedensten Tiere.
Egal ob Enten, Biber, Maus, Fuchs oder Reh, alle sind mit witzigen Details versehen. Wir mochten die Schlafmützen, kleinen Kissen, Schmusetiere. Sehr liebevoll kuscheln alle Tiere im Familienverband.
Die kleinen gereimten Zweizeiler lassen sich gut vorlesen, ein etwas längerer Abschlusstext beendet das Einschlafritual,schafft eine beruhigende Überleitung zur Nacht. Uns gefällts.
Gute-Nacht-Lektüre von Nico Sternbaum, verlegt von Bassermann, Random House.

Bewertung vom 20.08.2020
Ostwald, Hans

Berlin - Anfänge einer Großstadt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vorangestellt ist eine Biografie Hans Ostwalds. Er gilt als Berlinautor, Kultur- und Sittengeschichtsschreiber.
Ausführlich und akribisch werden Szenen und Reportagen aus dem Berlin der Jahre 1904 bis 1908 dargelegt. Der aufmerksame Leser erfährt Details aus dem Leben der Boheme, über Gemeinschaften, Sektierer, die dunklen Winkel dieser Stadt, kurz, er erhält einen „Wegweiser durch das Labyrinth der Großstadt“.
Kontrastierende Fotos, Fakten und Hintergrundwissen werden präsentiert.
Hans Ostwald ist mal als Reporter, mal als Vagabund unterwegs. Der Einsatz wörtlicher Rede lässt die Texte authentisch wirken.
Der Stil dieser Reportagen ist teilweise poetisch, zum Teil nüchtern- sachlich. Skurrile Dinge werden geschildert, faszinierend die Trinkerrettungsbrigade.
Auch andere Autoren kommen zu Wort.
20 Bände der Großstadtdokumente sind geplant.
Es geht um Radfahrer, Klubs, Pferderennsport, auch um die Justiz, Theater, Varietés, Berlins Drittes Geschlecht.
Fakten werden genannt: Wohnungsnot um 1900 heißt u.a., dass es 3317 Kleinwohnungen, die aus EINEM unheizbaren Raum bestanden, in dem bis zu 14 Bewohner hausten.
Politische Strömungen werden aufgelistet, über Hungerkrawalle berichtet.
Eine riesige Fülle an Material, ein umfassender Einblick in das Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts liegt vor.
Abgerundet durch ein Verzeichnis der Straßen, Orte, Stadtteile und Lokalitäten.
Herausgegeben von Thomas Böhm, Verlag Galiani Berlin
© 2020, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln

Bewertung vom 20.08.2020
Cazon, Christine

Von hier bis ans Meer (eBook, ePUB)


sehr gut

Es ist zu viel. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Mein Leben muss sich ändern. Schon immer mochte ich Frankreich, die französische, die leichte Lebensart. Wage ich den Ausstieg dorthin? Diese Gedanken bewegen die Autorin, sie sucht Ruhe, Ausgeglichenheit. Südfrankreich ist das Ziel, ein abgelegener Bauernhof, eine alternative Lebensweise. Jeder, der sich einbringt, ist willkommen. Einfaches Leben, harte Arbeit, zu sich finden. Eine Zeit lang. Die Liebe kommt dazwischen. Ein weiteres Ende, ein weiterer Anfang.
Leben in Frankreich ist anders, ganz anders als erwartet und aus Deutschland gewohnt. Gibt man sich auf, wenn man sich anpasst?
Es bleibt die Suche nach dem Glück. Ist es das Unterwegssein als Lebensform, das Leben im mondänen Cannes, ist es das Frust ablassen in Kolumnen, ist es das Kochen für die Familie? Helfen Diäten, Hypnose, Online-Seminare? Wie hinderlich sind Behördenfrust, nervige Unzuverlässigkeit von Bekannten, Machogehabe, die Suche nach passender Kleidung, Sprachprobleme?
Viel wurde probiert, aber das Wurzeln schlagen gelingt nicht so leicht.
Sehr offen und selbstkritisch beschreibt Christine Cazon einen Abschnitt ihres Lebens. Eine lange Suche, eine Auseinandersetzung mit Problemen, die sie, die eher schwermütig und nicht wirklich kontaktfreudig ist, ausbremsen.
Eine Reise zu sich selbst, eindrucksvoll und nachdrücklich geschildert.
Angehängt ist ein Abschnitt, in dem die Autorin ihre Familiengeschichte aufarbeitet. Für mich ein Bruch zum vorangegangenen Inhalt.
Eine Aussteigergeschichte aus dem Hause Kiepenheuer und Witsch.

Bewertung vom 18.08.2020
Pishiris, Christina

This Is (Not) a Love Song (eBook, ePUB)


sehr gut

Was tut man als Chefredakteurin eines Musikmagazins nicht alles dafür, den Absatz zu steigern und die Arbeitsplätze der Kollegen zu erhalten? Man schreibt einen Artikel über einen angesagten, aber weniger niveauvollen Sänger, allerdings nicht so lobhudelnd wie erwartet. Das bringt zunächst den Interviewten und später seinen Manager auf die Palme und Ärger für Zoë, die Verantwortliche. Zum Glück kreuzt die tröstende Jugendliebe auf, lange angeschmachtet und jetzt greifbar. Wenn jetzt noch die berühmte Marcie bereit wäre, ein Interview zu geben (das hat sie schon über 10 Jahre nicht getan) und der arrogante Manager Nick nicht immer wieder im Weg stehen würde, wäre alles schön und die Musikzeitschrift gerettet.
Christina Pishiris lässt ihre Protagonistin ein Gefühlschaos nach dem anderen erleben, berufliche Ängste ausstehen, Liebeskummer erleiden, Hochzeitsvorbereitungen des Bruders durchhalten, zwischen die Fronten geraten und einiges mehr. Ein netter Herz-Schmerz-Roman, locker geschrieben, unterhaltsam zu lesen.
Aus dem Englischen von Anette Hahn übersetzt, verlegt von aufbau digital.

Bewertung vom 18.08.2020
Bernard, Caroline

Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen


ausgezeichnet

Wie haben Frauen die Nachkriegszeit erlebt? Anhand Paulas Geschichte kann man sich ein gutes Bild davon machen.
Auch drei Jahre nach Kriegsende sind nicht nur in Hamburg die Spuren der schrecklichen Vergangenheit zu spüren: Häuserruinen, Wohnungsmangel, Lebensmittelknappheit und wenig Geschäfte, in denen es etwas zu kaufen gibt.
Frauen, die die fehlenden männlichen Arbeitskräfte ersetzt haben, sollen zurück an den Herd. Was ist mit denen, deren Männer/Brüder/ Freunde nicht zurückkommen? Was mit denen, die sich nicht abhängig machen wollen? Und von Gleichberechtigung ist in keinster Weise die Rede. Wird doch sogar bei Erwerb des Führerscheins nach der Erlaubnis von Mann oder Vater gefragt. Oder der Gatte erlaubt/ verbietet der Frau, überhaupt arbeiten zu dürfen.
Paula findet einen aufgeschlossenen Chef, der nichts weniger als den Aufbau einer Strumpffabrik in Hamburg plant, wurde er doch in Auersbach enteignet. Dass Strümpfe wichtig sind, weiß auch Paula. Sehnt sie sich doch wie viele andere Frauen nach schöner und modischer Kleidung. Nur: woher die entsprechenden Maschinen, genug Kapital und Produktionshallen bekommen?
Ihre cleveren Ideen, der gute Ruf und der alte Chauffeur ihres Chefs sind hilfreich. Das Projekt nimmt Fahrt auf, Paula wächst mit ihren Aufgaben, allerdings gibt es eine ganze Reihe unerwarteter Schwierigkeiten.
Mir gefällt, wie engagiert und einfallsreich Caroline Bernard ihre Paula agieren lässt. Auch ihre Konsequenz hinsichtlich vergangener Geschichten beeindruckt. Hat man nicht oft.
Die Einbettung in historische Zusammenhänge ist gelungen, die Ost-West- Konflikte werden knapp, aber verständlich dargelegt, vertiefen das Verständnis für das Handeln der verschiedenen Charaktere.
Ein interessanter und lesenswerter Roman über eine couragierte, selbstbewusste Frau und die Nachkriegszeit in Deutschland
aus dem Aufbau Verlag.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2020
Beck, Zoë

Paradise City (eBook, ePUB)


gut

Megacity Frankfurt. Die Luft ist sauber, alle Menschen sind gut genährt, verfügen über ein Grundeinkommen, können bei wöchentlicher 20-Stunden Arbeitszeit etwas hinzuverdienen und bekommen bei gesunder Lebensweise Sozialpunkte, das heißt, bessere Wohnungen oder andere Vergünstigungen. Der öffentliche Nahverkehr funktioniert bestens und gesund sind alle, wird das doch regelmäßig überprüft und gegebenenfalls behandelt.
Alles schön, oder? Na, wenn man nichts Falsches macht, dann stört einen doch permanente Überwachung nicht, oder? Dann ist es doch egal, ob die Nachrichten immer der Wahrheit entsprechen, ob man glaubt, dass es keine schlimmen Krankheiten mehr gibt, ob Daten missbraucht werden und ob Genmanipulationen stattfinden? ODER?
Protagonistin Liina arbeitet in einer privaten Nachrichtenagentur, recherchiert Vorfälle, die in der Staatspresse nicht vorkommen oder anders dargestellt werden. Das ist gefährlich, nicht nur für sie.....
Wie sieht es überhaupt außerhalb aus? Überschwemmungen, veraltete Infrastruktur, dann gibt es auch noch die Parallelen, Menschen, die sich den Kontrollen entziehen, die anders sind.
Hätte eine packende Dystopie sein können, ist es aber nicht. Manches ist unlogisch, die Figuren sind irgendwie blutarm, undurchsichtige Regierungsgestalten sind stets nur verpixelte Schatten.
Eine Zukunftsvision von Zoe Beck, die nur bedingt mitnimmt.

Bewertung vom 11.08.2020
Greiner, Lena; Padtberg, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schon der Titel verrät, dass hier skurrile Lehrer und deren Eigenheiten präsentiert werden. Das gelingt den Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg dank der Hilfe der Spiegel online-Leser hervorragend.
Unglaubliches wird beschrieben: Lehrer essen ihren Schülern die Pausenbrote weg! Bewerfen sie mit Gegenständen! Ziehen sich Papiertüten über den Kopf! Springen von Tischen!
Noch erstaunlicher, was sie von den Schülern verlangen: den Schwänzeltanz der Bienen nachtanzen, gegen Wände laufen, Schneegeräusche nachahmen, sich vorstellen, ein Tiefkühlhähnchen zu sein, sich mit Steinen unterhalten,....
Lehrersprüche sind einprägsam, amüsant, verletzend oder fies, auch liebevolle Gemeinheiten sind gar nicht so selten. Stilblüten aus dem Sprachunterricht können durchaus originell sein.
Lehrer können Experimente vergeigen und humorvoll reagieren oder Schülern die Schuld geben.
Gut gefallen hat mir die Lehrertypologie, sehr aufschlussreich. Da gibt es: „....die Sensible, den Öko-Besserwisser, Dr. Korrekt .....
Ein stimmiges Zitat: „Einigen Menschen setzt das Berufsleben eben mehr zu als anderen.“
Deswegen sinnvoll: ein Kapitel zum Schulrecht.
Auch die Lehrergeständnisse bringen Erstaunliches ans Licht.
Ein unterhaltsames Buch, oft grotesk, manchmal verstörend oder erschreckend. Und ziemlich oft lustig.
Ein wenig ermüdend wirkt die Vielzahl der Beispiele, aber auf mehrere Tage verteilt lässt sich das Buch aus dem Ullstein Verlag gut lesen. Illustrationen von Hauck & Bauer grenzen die einzelnen Abschnitte ab und lockern das Ganze auf.

Bewertung vom 10.08.2020
Baldini, Laura

Lehrerin einer neuen Zeit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Maria Montessori wurde 1870 geboren, ihren Namen kennt fast jeder. Doch wofür steht er? Als sie 1894 ihr Studium begann, war es in der männerdominierten Welt eine Seltenheit, dass eine Frau Medizin studieren konnte. Viele Repressalien warteten auf die ehrgeizige Maria: so durfte sie erst den Hörsaal betreten, wenn alle männlichen Kollegen darin saßen, musste ihn als Erste verlassen. Sezierübungen allein, im dunklen Raum, zusätzliche Prüfungen, verächtliche Kommentare weniger erfolgreicher Studiosi. Trotzdem bestand sie mit Bravour. Als erste italienische Dottoressa konnte sie überzeugen, wurde berühmt. Auch fuhr sie zu einem Kongress nach Berlin, wo sie für die Rechte der Frauen eintrat. Sie arbeitete unter anderem in psychiatrischen Einrichtungen und wollte sich nicht mit der Vernachlässigung der dort eingeschlossenen Kinder abfinden. Maria griff die Ideen anderer Mediziner wie z.B. Fröbel auf und bot den kleinen Patienten anregende Materialien. Sie kreierte neue Methoden im Lesen, Schreiben, Rechnen, setzte auf fühlen, begreifen, lernen mit allen Sinnen. Damit weckte sie Neugier, Interesse am Wissenserwerb und erzielte beachtliche pädagogische Erfolge.
Ein charmanter und ebenso engagierter Arzt wirbelte ihr Leben durcheinander. Mit Folgen....
Laura Baldini beschreibt ausführlich und sehr positiv das Leben einer außergewöhnlichen Frau, einer Kämpfernatur, einer überzeugenden Rednerin. Mutig, zielstrebig und kompomisslos meistert sie ihr Leben, beeindruckend sind ihre Leistungen.
Interessante Romanbiografie aus dem Piper Verlag.