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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 942 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2020
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Verlieren
Delphine de Vigan hat hier mit “Dankbarkeiten” ein kleines Meisterwerk geschaffen.
Im Mittelpunkt steht Michka, eine ältere Dame, die langsam ihre Selbstständigkeit verliert und ins Heim zieht. Sie ist kinderlos, hat aber Marie, eine junge Frau, mit der sie schon lange befreundet ist.
Die Geschichte ihres zunehmendes Verlustes, sie verliert erst ihre Worte, dann sich selbst, wird abwechselnd erzählt. Erzählt von ihr selbst, hauptsächlich in Alpträumen ohne Wortverlust, erzählt von Marie, die Michka viel zu verdanken hat und erzählt von Jerome, dem Logopäden, der die alte Dame schnell in sein Herz schließt.
Michka hat in ihrem Leben noch eine Schuld offen und möchte sich bedanken bei den Menschen, die sie als Kind vor der Deportation bewahrten, Menschen, von denen sie nur den Vornamen kennt. Michka teilt dem Leser mit, wie wichtig es ist, Danke zu sagen und sich auszusprechen.
Sehr rührend liest man von Seite zu Seite mehr den Verlust ihrer Wörter, aber nie ihrer Würde. Die Art der Autorin ist sehr feinfühlig, sehr emotional, es tut fast weh, ihre Worte zu lesen und der alten Damen dabei zuzusehen, ihre Freiheit zu verlieren. Hier ist ein sehr gutes Buch über Verlust, Gefühle, Altwerden und Sterben entstanden.
“Man glaubt immer, man hätte noch genug Zeit, die Dinge zu sagen, und dann ist es plötzlich zu spät.”

Bewertung vom 25.05.2020
Kattilathu, Biyon

Weil jeder Tag besonders ist


gut

Mein Glückstag ist heute
Der Motivationstrainers Biyon Kattilathu hat das Buch “Weil jeder Tag besonders ist” geschrieben. Wobei geschrieben jetzt nicht das ganz so das richtige Wort ist, er beschreibt das Vorgehen und die Funktionsweise und dann ist der Leser gefragt.
Das Buch ist sehr schön gestaltet, hat einen hochwertigen Einband und stabile Seiten. Zwischen den Tagebuchseiten stehen immer wieder Motivationssprüche, Geschichten, Mandalas zum ausmalen und Aufgaben.
Weiterhin kann man mit einer App wohl Symbole scannen und sich Videos ansehen, das habe ich aber nicht getestet.
Das Tagebuch zieht sich über sechs Monate, die jeweils unter einem anderen Thema stehen, z.B. Entscheidungen, Mut und Dankbarkeit.
Direkt zum ausfüllen soll man sich täglich morgens und abends jeweils zwei Minuten Zeit nehmen.
Ich hätte mir etwas mehr Text gewünscht, ansonsten gefällt es mir bis jetzt sehr gut. Ob die Motivation über das halbe Jahr so hoch bleibt, wird sich zeigen. Ich werde mich bemühen.

Bewertung vom 23.05.2020
Gould-Bourn, James

Pandatage


sehr gut

Weil ich ein Panda bin
“Pandatage” von James Gould-Bourn ist ein Buch mit sehr viel Gefühl, dass obwohl es ein sehr trauriges Thema hat, einen so manches Mal mit Tränen in den Augen zum lachen bringt.
Danny und Will haben beide ihren Lieblingsmenschen verloren, Will seine geliebte Mutter und beste Freundin und Danny seine Ehefrau. Beide gehen mit der Trauer um ihren Verlust unterschiedlich um. Danny stürzt sich in seine Arbeit als Bauarbeiter, Will redet nicht mehr, mit keinem.
Erst als Danny seinen Job verliert und die Schulden sich anhäufen, muss sich was ändern.
Als Straßenkünstler, genauer als Tanzbär versucht er jetzt sein Geld zu verdienen und bekommt dabei mit, dass sein Sohn von Mitschülern gehänselt und gemobbt wird. Und Will schafft es, dem stummen Panda von seinem Kummer zu erzählen.
Ganz langsam begreift Danny, was er bei seinem Sohn versäumt hat und versucht ihm jetzt echte Hilfe und Trost zu sein.
Das komplette Buch erzählt mit einer sehr liebenswerten Komik und bietet wunderschöne Details in den Beziehungen und Freundschaften der Beteiligten.
Mir hat das Ende der Geschichte nicht ganz so zugesagt, dass war mir alles etwas zuviel, aber das Buch ist eine Leseempfehlung wert, es macht sehr viel Mut.

Bewertung vom 23.05.2020
Stephan, Cora

Margos Töchter


sehr gut

Prinzip Hoffnung
Der Roman “Margos Töchter” von Cora Stephan ist schon der Nachfolgeband zu “Ab heute heiße ich Margo”, den ich aber nicht gelesen habe. Zum Verständnis des Geschehens ist das auch nicht notwendig.
Das Buch ist sozusagen eine Lebensgeschichte über drei Generationen und auch eine Geschichte über Deutschland, geteilt und wieder vereinigt. Damit ist es eine Familiengeschichte, in der man auch viel über den politischen Hintergrund und Geschehnisse der jeweiligen Zeiten erfährt.
Jana hat zwei Mütter, ihre biologische, Clara und die, bei der sie aufwuchs, Leonore. Den größten Teil der Geschichte begleiten wir Leonore und ihre Familie Leonore erlebte die Flower-Power-Zeit in London, war in einer Studenten-WG und erlebte dort die Zeit der RAF Terroristen. Danach kehrt sie in ihr Elternhaus zurück und lebt ein Leben mit Tochter und Ehemann bis sie auf tragische Weise ums Leben kommt.
Clara ist schwerer zu fassen, sie wächst total prinzipientreu in der DDR auf und tut wirklich alles für ihren Staat und die Stasi. Sie geht ins Gefängnis, um sich vom Westen freikaufen zu lassen und von dort aus dann agieren zu können. Sie opfert ihre große Liebe, ihr Kind, ihr Leben. Über Clara und ihr Leben hätte ich gerne etwas mehr gelesen, aber dass ist fast der einzige Kritikpunkt.
Das Buch schlägt einen wunderbaren Bogen durch das Leben der miteinander verbundenen Menschen und durch Deutschland in dieser Zeit. Absolut lesenswert.

Bewertung vom 19.05.2020
Schreiber, Jasmin

Marianengraben


sehr gut

Auftauchen
Die Autorin Jasmin Schreiber hat mit “Marianengraben” ein sehr emotionales Buch geschrieben.
Paula hat ihren kleinen Bruder Tim verloren und trägt eine Schuld mit sich, die sie gar nicht hat. Dadurch kommt sie mit ihrer Trauer und ihrem Leben nicht zurecht. Den Friedhof besucht sie nachts und lernt dabei Helmut kennen. Helmut hat auch jemanden verloren, auch einen ganz besonderen Menschen, so wie Paula. Helmut geht mit seinem Verlust ganz anders um, er ist gerade dabei die Urne vom Friedhof zu stehlen.
Der mürrische und sture Helmut und die traurige Paula lernen sich besser kennen und begeben sich auf eine gemeinsame, ganz besondere Reise. Helmut ist wortkarg und grummelig und doch kann er Paula auf seine Art helfen zurück ins Leben zu finden und auch Paula kann ihrerseits sehr viel für Helmut tun. Obwohl es um ein sehr trauriges und berührendes Thema geht, macht es sehr viel Freude, die beiden auf ihrer eigentümlichen Reise zu begleiten.
Die Kapitelüberschriften beziehen sich auf Tauchtiefen beim auftauchen und obwohl es hier viel um den Tod geht ist es ein sehr lebensbejahendes Buch.

Bewertung vom 17.05.2020
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


ausgezeichnet

Der Beginn…
“Im Schatten des Kronturms” von Michael J. Sullivan ist die Vorgeschichte zu seiner kompletten Fantasy Reihe rund um Hadrian Blackwater und Royce Melborn.
Ich habe vorher noch keines der Bände dieses Autors gelesen und hatte trotzdem viel Spaß mit dem Buch. Die Reihe werde ich jetzt aber nach und nach lesen, da es mir wirklich sehr gut gefallen hat.
Im vorliegenden Band geht es darum, wie sich Hadrian und Royce kennenlernen und aus tiefer Abneigung eine Freundschaft wird.
Die handelnden Figuren werden gut eingeführt und recht bildlich vorgestellt, der Schreibstil ist flüssig und einfach zu lesen und es spielt in einer Fantasy-Mittelalter-Welt.
Hadrian ist ein Soldat, Royce ein Dieb und Mörder und beide sind sehr gegensätzliche Charaktere, wodurch die Geschichte schon einiges an Spannung erhält. Das Buch ist mit sehr viel Humor und Charme geschrieben, sehr erfrischend.
Das Cover wäre schöner ohne die beiden Figuren vor dem Turm, aber das schadet dem Inhalt des Buches ja nicht. Wer gerne Fantasy liest, der hat hier einige großartige Bücher noch vor sich.

Bewertung vom 11.05.2020
Ida Adam

Psychokiller


gut

Verwirrspiel
Ira Adam hat mit “Psychokiller” einen Thriller geschrieben, der einen sehr aufregenden Ansatz hat.
Sarah sitzt im Rollstuhl und zieht mit ihrem Mann Lou nach New York in ein chices Haus, weil er dort eine neue Arbeit antritt. Schon bald lernen sie ihre neuen Nachbarn kennen, Cybill und Ken Halberstam, reich und einflussreich.
Fast sofort macht Cybill an Sarah das Angebot, dass jede von ihnen die Treue des jeweils anderen Ehemannes testet. Sehr spannende Ausgangslage und es dauert auch nicht lange, bis einer der Beteiligten tot ist. Es werden auch einige Verdächtige vorgestellt, so dass man da auch mit der Polizei mitforschen kann. Es gibt da mehrer Erzählstränge, unter anderen auch jeweils die Befragungen der Polizisten mit den Nachbarn und Kollegen.
Das Buch fängt also sehr spannend an, danach gibt es einige sehr verwirrende Wendungen, die etwas unglaubwürdig oder konstruiert wirken. Einige kleine Logikfehler sind mir auch aufgefallen. Zum Ende wird die Geschichte nochmal recht spannend. Schade eigentlich um die wirklich gute Grundidee, die dann doch nicht so überzeugend umgesetzt wurde.

Bewertung vom 11.05.2020
Lane, Andrew

Tödliches Spiel / Secret Protector Bd.1


gut

Actionreicher Serienstart
“Der Secret Protector:Tödliches Spiel” von Andrew Lane ist der Auftakt einer Reihe für Jugendliche.
Lukas lebt in einem Wohnwagen auf einem Parkplatz, jobbt in einem Zoo und versucht nicht aufzufallen. Als er bei einem Empfang im Zoo aushilft, passiert dort ein bewaffneter Überfall mit einer Entführung. Es folgt eine rasante Verfolgungsjagd mit dem Motorrad und auch einer Fahrt durch das Nashorngehege.
Er stellt sich alleine einer ganzen Truppe von bewaffneten Entführern und das geht auch im ganzen Buch so weiter.
Das Buch ist teilweise sehr spannend, ohne Frage, ich empfand das aber alles als etwas zu viel, er alleine gegen zu viele Gegner, zu viele Verfolgungsjagden. Dafür, dass Lukas noch sehr jung ist, hat er auch mit allem etwas zu viel Erfahrung und Wissen und Kenntnisse, wo ich gerne gewusst hätte, woher er die hat.
Das Finale, das sich sehr spannend aufbaut, kommt dann etwas zu schnell und abrupt.
Lukas kommt aber sehr sympathisch rüber, der Schreibstil ist sehr gut und flüssig und das Thema mit dem Profi Gaming fand ich auch sehr ansprechend. Wenn der Charakter über die nächsten Bände weiter aufgebaut wird, kann ich mir da noch eine spannende Reihe für Jugendliche vorstellen.

Bewertung vom 08.05.2020
Turner, Pixie

Wellness Rebel. Diätbullshit erkennen und Essen wieder lieben lernen


gut

Abrechnung mit Diäten
“Wellness Rebell” von Pixie Turner ist ein wunderschön verarbeitetes Kochbuch, mit Lesebändchen und tollen Fotos im stabilen und handlichen Format.
Zum Beginn stellt sie sich erstmal vor und erklärt, warum sie so ein Buch schreiben wollte, als Reaktion auf ganz viele Diät Mythen, ja Diätlügen, auf die sie selber auch schon reingefallen ist.
Ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut, sie geht locker und auch mit viel Humor mit dem Thema um. Es macht einfach Spaß, sich hier eines besseren belehren zu lassen.
Sie fängt mit der Zusammensetzung unserer Speisen an und nimmt sich dann ein Thema nach dem anderen vor, erklärt Wirkung, Nutzen und Nachteile. Die Themen sind hier beispielsweise Gluten, Detox, Superfoods, Basen, Zucker und Fette, also die Dinge, die teilweise hochgelobt oder absolut verteufelt werden.
Nach ihrer Erklärung folgen dann jeweils Rezepte in der entsprechenden Rubrik. Da sind sehr ansprechende und auch gut nachzukochende Sachen dabei, die auch jeweils mit einem Foto gezeigt werden.
Was mich persönlich hier stört, sie wirbt hier mit dem wissenschaftlichen Ansatz, aber viele Aussagen sind so nicht belegt und nachprüfbar. Und garde mit diesem Buch will sie ja dazu aufrufen, wirklich jede Aussage über Ernährung erstmal zu prüfen, ehe man sie glaubt und nachmacht.
Was mich an dem Buch begeistert, ist das Fazit, dass uns Essen einfach schmecken und satt machen und auch Spaß machen soll, ohne irgendwas ganz zu verteufeln oder Kalorien und Punkte oder irgendwas zu zählen. Genuss ohne Reue mit etwas gesundem Menschenverstand.

Bewertung vom 08.05.2020
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


ausgezeichnet

Der Depp der Familie
Der Roman mit dem seltsamen Titel “Das eiserne Herz des Charlie Berg” ist der Debütroman von Sebastian Stuertz.
Charlie ist nach seinen eigenen Worten der “Depp der Familie”, der immer alles richten muß. Und diese Familie ist auch wirklich sehr skurril, der Vater ist ständig bekifft, hockt im Keller und macht Musikaufnahmen, die Mutter kümmert sich nur um sich selbst und ist ständig unterwegs, die Schwester ist eine Autistin mit Inselbegabung, die nur in Zitaten spricht…...so und ähnlich geht es immer weiter.
Charlie selber will einen Roman schreiben, hat eine Freundin in Mexiko, mit der er sich über Videotapes austauscht und hat einen Geruchssinn, der überirdisch erscheint. Und er scheint Katastrophen anzuziehen, die dann wiederum von ihm gelöst werden müssen.
Das Buch hat einen ganz eigenen Stil, sehr viel schwarzer Humor, sehr viel Emotionen, sehr viel Wahrheit. Es gibt einige gewalttätige Szenen und reichlich provokante Sexbeschreibungen, absichtlich vulgär beschrieben.
Charlie selber katalogisiert so ziemlich alles, plant akribisch und die Beschreibung der Gerüche sind absolut spannend zu lesen. Mit dem Ende des Buches hätte ich so in dieser Form überhaupt nicht gerechnet, das hat mich echt überrascht. Ich bin von dem Buch wirklich begeistert und musste einige Male recht ungläubig lachen, denke aber, es wird nicht jedem gefallen.