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MaWiOr
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Insgesamt 3670 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2020
Lind, Hera

Die Frau zwischen den Welten


ausgezeichnet

Hera Lind erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte von Ella Vojanová, die nach dem Krieg als Tochter einer Deutschen in der Tschechoslowakei aufwächst. Ihr Vater wird von Revolutionsgarden erschlagen und die Mutter muss sich in einem Dorf verstecken. Für die Familie bedeutet das: ständige Angst vor Repressalien und immer wieder neue Schicksalsschläge. Nach der gescheiterten Ehe mit einem Egozentriker begegnet Ella in Prag der jüdische Arzt Milan, mit dem sie ein neues Leben beginnen will. Ihre Zukunft sehen sie nur im Westen und so wollen sie mit Ellas kleiner Tochter fliehen. Doch der Geheimdienst hat von ihren Plänen Wind bekommen …

Im Audiobuch Verlag ist eine ungekürzte Lesung des emotionalen Romans erschienen, wobei es der Sprecherin Svenja Pages wunderbar gelingt, das ergreifende Schicksal von Ella hörbar zu machen.

Bewertung vom 26.12.2020
Langenscheidt, Gustav

Wer sind die Berliner?


ausgezeichnet

Gustav Langenscheidt (1832-1895) war ein in Berlin lebender, deutscher Sprachlehrer, Verlagsbuchhändler und der Gründer des noch heute existierenden gleichnamigen Verlags. 1878 veröffentlichte er ein schmales Büchlein unter dem Titel „Naturgeschichte des Berliners. Zugleich ein Spaziergang durch das alte Berlin von 1739. Für Einheimische und Fremde“. Zur 700-Jahrfeier der Stadt Berlin im Jahr 1937 gab es noch einmal eine Faksimile-Ausgabe des Originals in einer Auflage von 2.000 Exemplaren. Nun eine Neuauflage im Comino Verlag.

Langenscheidt unternahm Streifzüge durch das historische Berlin und machte dabei immer wieder gedankliche Reisen etwa 140 Jahre zurück – in die Zeit gegen Ende der Regierung König Friedrich Wilhelms des Ersten. Mit Fantasie macht er das alte Berlin sichtbar. Langenscheidt spaziert u.a. durch die schnurgerade Baumreihe der Linden oder durch das Nikolaiviertel. Der Leser erfährt dabei viel über das Berliner Theaterleben, die Bierschenken, Schützenplätze oder die Zeitungspresse. Insgesamt eine interessante Rückschau auf die Geschichte und das Geschick Berlins.

Bewertung vom 11.12.2020
Damm, Sigrid

Goethe und Carl August


ausgezeichnet

Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) folgte 1775 der Einladung des Herzogs Carl August (1757–1828) nach Weimar, der ihn zu seinem Vertrauten machte. Es war der Beginn einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft. Im Frühjahr 1792 schenkte Carl August Goethe sogar das Haus am Frauenplan. Der Staatsmann Goethe wurde nach dem Herzog zum wichtigsten Mann im Fürstentum.

Die Weimar-Expertin Sigrid Damm widmet sich in ihrem neuen Buch dieser über fünfzig Jahre andauernden Freundschaft, die jedoch nicht frei war von Höhen und Tiefen. Die Autorin beginnt mit dem Tod von Carl August 1828 - der herbe Verlust seines Dienstherren traf den 79jährigen Goethe hart. Seit Jahren war er damit beschäftigt, sein gigantisches Lebenswerk für die Nachwelt zu ordnen. Für einige Zeit zog er sich auf die Dornburger Schlösser zurück.

Nach diesem Auftakt vom Ende der Freundschaft beleuchtet Damm neben der geistigen Verwandtschaft auch die Differenzen und Widersprüche, die beide miteinander im Laufe der Jahre austrugen. In zahlreichen Quellen – vor allem im Briefwechsel der beiden Protagonisten – spürt sie neben der gegenseitigen Hochachtung auch die Spannungen und Konflikte auf, auch die nicht ausgesprochenen. Mitunter kam es sogar zum offenen Eklat. So fanden der Napoleon-Hasser Carl August und der Napoleon-Verehrer Goethe in politischen Fragen selten einen gemeinsamen Nenner.

Das Buch ist zum 80. Geburtstag von Sigrid Damm erschienen – akribisch recherchiert enthüllt es ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Weimarer Klassik. Die Lektüre verlangt jedoch einige Konzentration, denn der Lesefluss wird immer wieder durch längere Zitate unterbrochen, die allerdings gut ausgewählt sind.

Bewertung vom 10.12.2020
Hecht, Christian

Goethes Haus am Weimarer Frauenplan


ausgezeichnet

Goethes Haus am Frauenplan in Weimar ist das Herzstück der deutschen Klassik. Es ist eine Pflichtübung während eines Weimar-Besuches. In dem 1709 erbauten Haus lebte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) fast ein halbes Jahrhundert - von 1782 bis zu seinem Tod. In dieser Zeit verfasste er den größten Teil seiner Werke und trug seine umfangreichen Sammlungen zur Kunst und zu den Naturwissenschaften zusammen. Hier dichtete er, schrieb, diskutierte, empfing Gäste und dinierte. Später wohnte hier auch die Familie seines Sohnes August.

1792 hatte ihm der Herzog Carl August das Haus am Frauenplan zur Verfügung gestellt. Goethe begann umgehend mit dem Umbau des Hauses, der sich mehrere Jahre hinzog. Zunächst veränderte er die innere Struktur und stattete die Repräsentationsräume mit einer Reihe wandfester Bildwerke aus. Diese Bildwerke wurden bisher kaum gewürdigt. Auch Goethes Projekt der neuen Fassadengestaltung fand bisher wenig Aufmerksamkeit.

Beide werden nun erstmals in dem vorliegenden Bild-Text-Band in sechs umfassenden Kapiteln und mit zahlreichen historischen Abbildungen und Plänen sowie aktuellen Farbfotografien vorgestellt. Zunächst werden die ursprüngliche barocke Fassade und die Nutzungsgeschichte von 1709 bis 1792 des Goethehauses näher beleuchtet. Sehr ausführlich werden dann die Bildprogramme in den verschiedenen Bereichen des Treppenhauses und in den Empfangsräumen behandelt. Goethe schätzte derartige Dekorationen und Raumausstattungen.

Zu Goethes „Haus-Verblendung“ wird ebenfalls die Vorgeschichte erzählt, indem die verschiedenen Fassadenentwürfe und die letztendliche Ausführung vorgestellt werden. Abschließend lässt sich sagen: ein vergleichbares „Dichterhaus“ findet sich nirgends und das macht die Geschichte des Goethehauses so einzigartig und spannend.

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Bewertung vom 08.12.2020
Weber, Anne

Annette, ein Heldinnenepos


ausgezeichnet

Anne Weber erzählt die Geschichte der Anne Beaumanoir, die als Mitglied der kommunistischen Résistance im Zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzung kämpft. Nach Kriegsende, inzwischen Ärztin, unterstützt sie die algerische Befreiungsfront FLN. Daher wird sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach ihrer abenteuerlichen Flucht und der Ausrufung der nationalen Unabhängigkeit ist sie maßgeblich am Aufbau des algerischen Gesundheitssystems beteiligt. Nach dem Militärputsch von 1965 muss sie erneut fliehen. Zunächst lebt sie in der Schweiz und nach der Amnestie siedelt sie nach Südfrankreich, wo sie heute noch mit 96 Jahren lebt.

Die Autorin hatte durch Zufall Anne Beaumanoir kennengelernt. Ohne diese Begegnung, bekennt Weber, wäre dieses Buch nicht zustande gekommen. Die „Helden“-Biografie in wird dabei in einer Mischung aus Prosa und Lyrik erzählt. Im AUDIOBUCH Verlag ist eine ungekürzte Lesung dieses bemerkenswerten Titels erschienen. Der Sprecherin Christina Puciata gelingt es, sowohl den ermutigenden Lebenslauf wie auch den außergewöhnlichen Text hörbar zu machen.

Bewertung vom 07.12.2020
Göttert, Karl-Heinz

Weihnachten


ausgezeichnet

Weihnachten wird weltweit gefeiert, in zahlreichen Ländern gehört es zu den großen Festen des Jahres. Die Geschichte von Weihnachten ist dabei die Geschichte des Christentums, auch wenn das Christentum mit Weihnachten von Anfang an größte Schwierigkeiten hatte. Der Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Göttert beleuchtet diese Geschichte vom Ursprung bis in die Gegenwart. Als Historiker stehen für ihn die Quellen und Zeugnisse im Vordergrund, auf denen dieses Fest beruht.

Am Anfang stehen die Geburtsgeschichten der Evangelisten Lukas und Matthäus. Doch hier begannen schon die Probleme, denn die beiden Geschichten von der Geburt des Gottessohnes entstanden erst nach 70 n.Chr. Zu ihrer Zeit war die Entwicklung noch nicht absehbar. Das Weihnachtsfest wurde erst im späten 4. Jahrhundert fast zeitgleich im Westen und Osten des Römischen Reiches eingeführt. Seit dem 10. Jahrhundert begann dann das Kirchenjahr mit dem 1. Adventssonntag.

Bevor sich Weihnachten zum bürgerlichen Familien- und Schenkfest wandelte, traten die Theologen in Gestalt der Reformatoren auf den Plan, die die ganze Kultur und jeden Brauch nach der Bibel ausrichten wollten. Für sie war Weihnachten ein Fest zentraler Bedeutung für den christlichen Glauben. Doch im 19. Jahrhundert übernahm Santa Claus in Amerika und später auch in Europa die Regie. Weihnachten wurde vom Kommerz vereinnahmt. Das heutige Problem mit Weihnachten beruht auf diesem großen Erfolg. Fazit: ein spannender historischer Überblick über das wichtigste Fest – ergänzt durch einige Abbildungen. Gut lesbar, auch ohne christliche Grundkenntnisse.

Bewertung vom 04.12.2020
Sepeda, Toni

Mit Brunetti durch Venedig


ausgezeichnet

Seit Oktober 2000 ermittelte Commissario Brunetti im deutschen Fernsehen. Im Dezember 2019 wurde die vorläufig letzte Folge ausgestrahlt. 26 Episoden in all den Jahren. Sie beruhen alle auf den Kriminalromanen von Donna Leon, die ihren Commissario in Venedig auf die Spur der Verbrecher schickte. Viele der Handlungsorte sind daher den LeserInnen und ZuschauerInnen vertraut.

Der kürzlich verstorbene Literaturhistoriker Toni Sepeda nimmt in seinem neuen Buch alle Brunetti-Fans mit auf einen Streifzug durch die Lagunenstadt. Seit Jahren hat er die Schauplätze der Krimireihe detektivisch nachverfolgt und zu dreizehn literarischen Spaziergängen verbunden. Von zu Hause aus oder vor Ort, gewinnt der Leser oder die Leserin – gewissermaßen in Begleitung von Brunetti – einen Eindruck von der Stadt, die Handlungsort der Krimis ist. Auf zwölf Routen lernt man so alle sechs Stadtteile Venedigs kennen, während im abschließenden Kapitel ein Ausflug in die Lagune unternommen wird.

Jeder Spaziergang erschließt, anhand von Passagen aus den Donna-Leon-Romanen, ein Stück Venedig. Dabei werden auch bedeutende Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Man erfährt also nebenbei viel über Bauwerke und ihre Baugeschichte. Darüber hinaus werden auch Hotels, Restaurants und Cafés erwähnt, die Brunetti bevorzugt aufgesucht hat.

Fazit: Ein Städteführer der besonderen Art, der einem zum Flaneur und heimlichen Commissario macht.

Bewertung vom 25.11.2020

Caspar David Friedrich trifft Dichter der Romantik


ausgezeichnet

Caspar David Friedrich (1774-1840) war der bedeutendste Künstler der deutschen Frühromantik. Mit seinen Gemälden, die stimmungsvolle Sonnenuntergänge, nebelverhangene Gebirge oder Landschaften am Meer zeigen, begeistert er heute noch viele Kunstliebhaber.

Der Reclam-Band präsentiert rund fünfzig ganzseitige Gemäldereproduktionen von Caspar David Friedrich, die in acht thematische Kapitel unterteilt sind – von „Gedanken der Sehnsucht“ über „Mondnächte“ oder „Wald und Gebirge“ bis zu „Der romantische Künstler“. Neben solch berühmten Gemälden wie „Kreidefelsen auf Rügen“, „Frau am Fenster“ oder „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ findet man auch weniger bekannte Werke. Jeder Abbildung an die Seite gestellt ist ein Gedicht aus der Zeit der Romantik. Vor allem Joseph von Eichendorff ist mehrfach vertreten – daneben Bettine von Arnim, Heinrich Heine, Clemens Brentano oder Friedrich Hölderlin. Eine sehr gelungene Zusammenstellung von Gemälden und Gedichten. In seinem umfangreichen Vorwort gibt der Herausgeber Michael Grus einen kurzen Überblick zu Biografie und Werk von Caspar David Friedrich.

Fazit: Ein sehr schöner und abwechslungsreicher Bild-Text-Band, der auch mit einer gediegenen Papier-und Druckqualität überzeugt. Für Lyrik- und Kunstfreunde das passende Geschenk.

Bewertung vom 25.11.2020

"Du gehst so stille"


ausgezeichnet

„Der Mond ist aufgegangen / Die goldnen Sternlein prangen“ von Matthias Claudius ist wohl eines der bekanntesten deutschen Gedichte. Es ist aber nicht das einzige Mondgedicht der deutschsprachigen Lyrik. Vor allem in der Romantik war dieses lyrische Thema häufig vertreten, aber auch Lyriker des 20. Jahrhunderts ließen sich von „Bruder Mond“ immer wieder inspirieren.

Der Reclam-Band bringt eine Auswahl von rund vierzig lyrischen Mondverehrungen von Christian Felix Weisse (1726-1804) bis zu Ulla Hahn – darunter so namhafte AutorenInnen wie Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine, Annette von Droste-Hülshoff, Theodor Storm, Ricarda Huch oder Joachim Ringelnatz. Ergänzt wird die Lyrikauswahl von über vierzig ganzseitigen Abbildungen von Gemäldereproduktionen, die ebenfalls den Mond als Motiv haben. Hier findet man so bekannte KünstlerInnen wie Caspar David Friedrich, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Vincent van Gogh oder Paula Modersohn-Becker.

In ihrem Nachwort beleuchtet die Herausgeberin Henriette Weizenkamp die menschliche Faszination des Mondes von den alten Ägyptern und Babyloniern bis in die Gegenwart. Neben der Vielseitigkeit an Gedichten und Farbabbildungen punktet der Reclam-Band auch mit einer äußerst gediegenen Ausstattung – z.B. dunkelblauen Leineneinband. Das passende Geschenk für die Advents- und Weihnachtszeit.

Bewertung vom 24.11.2020
Durst-Benning, Petra

Am Anfang des Weges / Die Fotografin Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1911. Die Pastorentochter Minna Reventlow, genannt Mimi, hat ihre Leidenschaft für das noch relativ junge Medium der Fotografie entdeckt. Kurz nach der Jahrhundertwende ist das ist eine Männerdomäne, doch die junge Fotografin geht unbeirrt ihren eigenen Weg. Sie schlägt sogar einen Heiratsantrag aus. Es sind neue Wege, die sie beschreitet. Nicht die üblichen steifen Porträtaufnahmen im Studio. Nein, die willensstarke Mimi zieht als Wanderfotografin mit ihrer Ausrüstung übers Land, wo sie natürlich als alleinstehende Frau oft argwöhnisch beäugt wird. Auch als sie auf dem Land sesshaft wird, bleibt sie immer noch eine Außenseiterin. Die Autorin hat gründlich recherchiert und die Handlungsorte realistisch und zeitgemäß beschrieben.

„Am Anfang des Weges“ ist der Auftakt eines mehrbändigen Romanzyklus von Petra Durst-Benning, der jetzt auch in ungekürzter Lesung im Audiobuch Verlag vorliegt. Der Schauspielerin und Sprecherin Svenja Pages gelingt es wunderbar, den Weg und Lebenstraum der jungen Fotografin hörbar zu machen.

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