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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1103 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2018
Gruber, Andreas

Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3


ausgezeichnet

Spannendes Lesehighlight
Der neue Mandant der Wiener Rechtsanwältin Evelyn Meyers, Michael Kotten, steht als Sohn eines reichen Unternehmers in Verdacht, seinen Liebhaber brutal getötet zu haben. Doch er beteuert, unschuldig zu sein. Wenige Tage später wird in Leipzig ein Toter in einem Motel aufgefunden: Er soll unglücklich im Bad ausgerutscht sein. Doch Kommissar Walter Pulaski kennt den Toten und glaubt nicht an einen Unfall, zumal das vermeintliche, verheiratete Opfer kurz zuvor in Begleitung einer Frau gewesen sein soll. Kurz darauf wird ein weiteres Opfer gefunden, welches unter mysteriösen Umständen starb und kurz zuvor in Begleitung einer Brünetten im roten Kleid gesichtet wurde. Pulaski beginnt zu ermitteln, und seine Spur führt ihn schon bald nach Wien...
Rachewinter ist der dritte Band um den manchmal etwas grummeligen, aber durchaus sympathischen Kommissar Walter Pulaski sowie die engagierte Wiener Anwältin Evelyn Meyers, welcher durchaus auch ohne Vorkenntnis der bisherigen Bände wunderbar gelesen werden kann. Andreas Gruber hat einen hervorragend unterhaltsamen Stil, welcher mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ. Zudem sind sowohl seine Charaktere wie auch die angewendeten Mordmethoden hervorragend durchdacht und verleihen dem Krimi den notwendigen realistischen Touch. Ein Wechsel aus Humor, Spannung, Aha-Momenten und vervorragenden Dialogen machte das Buch für mich zu einem wahrhaften Lesevergnügen, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, das soll dem Autor mal jemand nachmachen.

Bewertung vom 24.09.2018
Lenaris, Erin

Die Ring-Chroniken - Begabt


sehr gut

Realistisches Zukunftsszenario
Im Jahr 2210 sind die Klimazonen stark verschoben: Nur im hohen Norden, welcher früher vom ewigen Eis geprägt wurde, liegt der fruchtbare Regenring. Darunter schließt sich der Rauring an, in welchem die Menschen aus Schutz vor Trockenheit und Hitze unter der Erde leben. Wasser ist hier ein seltenes Gut und muss teuer vom WERT-Konzern gekauft werden, welcher im Rauring ebenso Bohrtürme für Erdgas zur Energiegewinnung betreibt. Die einzige Chance, der Armut des Raurings zu entkommen, ist einen der begehrten Ausbildungsplätze im WERT-Konzern zu erhalten. Emony gehört zu den Glücklichen und beginnt gemeinsam mit ihrem besten Freund Felix das harte Ausbildungsprogramm des Energiekonzerns. Doch hat Emony eine besondere Gabe: Sie reagiert allergisch auf Lügen. Und so kommt sie schon bald einer gewaltigen Lüge des Konzerns auf die Spur…
Erin Lenaris hat mit diesem Roman eine beeindruckende Dystopie erschaffen, in der Klimawandel und Wasserknappheit eine starke Rollen spielen. Das Szenario, in welchem ein großer Konzern das Monopol über Energie und Wasser hat und dieses gnadenlos ausnutzt, hat mich sowohl betroffen wie auch wütend gemacht. Vor allem auch deswegen, weil es so furchtbar realistisch gestaltet ist. Fasziniert haben mich zudem die technischen Zukunfts-Ideen der Autorin, welche von medizinischen Möglichkeiten bis zur uneingeschränkten Überwachung reichen.
Emony ist ein Charakter, der mir nicht immer sympathisch war. Sie hat Probleme, sich anzupassen und macht gerne mal ihr eigenes Ding, statt sich mit ihren Freunden abzusprechen oder sich ihnen anzuvertrauen. Dadurch bringt sie sich auch mal unnötig in Schwierigkeiten. Interessant ist ihr Ausbilder Kohen, auf den Emony ein Auge geworfen hat – ihn scheint ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit zu umgeben, welches ihn schwer belastet. Felix ist zwar ein netter Kerl, doch ging mir sein unreifes Verhalten manchmal auf den Keks. Gefallen hat mir in erster Linie Mila, Emonys Freundin, welche die Gruppe immer wieder etwas erden konnte.
Inhaltlich hätte ich mir ein paar mehr Informationen zur ersten Ausbildungsphase gewünscht, was die Jugendlichen lernen und womit sie ihre Punkte verdienen, die notwendig sind, um von WERT übernommen zu werden. Da beschränkte sich der Roman leider hauptsächlich auf Emony und ihre Erlebnisse mit Kohen sowie Tarmo, einem Ausbilder, welcher gerne seine Untergebenen unnötig quält. Vor allem durch den harten Wettstreit beim Punktesammeln der Auszubildenden wäre hier Potential zu spannenden Ideen gewesen. Das war mir etwas zu wenig.
Mein Fazit: Ein gelungener und spannend gehaltener Dystopie-Auftakt mit einem realistischen Zukunftsszenario, tollen Ideen und leider noch etwas unreifen Charakteren.

Bewertung vom 24.09.2018
Ani, Friedrich

Der Narr und seine Maschine / Tabor Süden Bd.21


ausgezeichnet

Bewegender, bedrückender Ermittlerroman

Tabor Süden ist ein Profi, wenn es darum geht, verschwundene Personen zu finden. Nach dem grausamen Tod seines Kollegen beschließt er, ebenfalls alle Brücken hinter sich einzureißen und aus seinem Leben zu verschwinden. Seine Chefin kann den Vermisstenfahnder jedoch noch für einen letzten Auftrag einspannen: Der 64-jährige Krimiautor Cornelius Hallig ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden.
Friedrich Ani hat mit diesem Roman einen beeindruckenden und zugleich bedrückenden Roman geschrieben über zwei Einzelgänger, die ihr bisheriges Leben komplett hinter sich lassen wollen. Interessant ist hierbei vor allem der Stil des Autoren. Gekonnt schafft er es, viel Aussage mit wenigen Worten zu vermitteln. Dies unterstreicht die Persönlichkeit des Ermittlers, welcher nur wenig sagt, jedoch ein guter Beobachter ist mit einem geschulten Auge fürs Detail. Verdeutlicht wird dies ebenso durch seine Gesprächspartner, welche Friedrich Ani fast schon Monologe führen lässt, während Tabor Süden die Rolle des geschulten Zuhörers übernimmt.
Gekonnt zeigt der Autor die Parallelen der beiden Protagonisten auf, die jeweils aus unterschiedlichen Gründen ihres bisherigen Lebens müde sind. Ein bewegender Ermittlerroman, der weniger durch Spannung als vielmehr durch den Einblick in das Leben zweier Einzelgänger lebt, die ihr Ziel verloren haben.

Bewertung vom 21.09.2018
Raabe, Melanie

Der Schatten


ausgezeichnet

Wird die Prophezeiung sich erfüllen?
Die Journalistin Norah Richter flieht vor ihrem alten Berliner Leben nach Wien. Dort will sie einen Neuanfang wagen, einen guten Job hat sie bereits in der Tasche. Doch wird ihr Enthusiasmus jäh gebremst, als eine Bettlerin in der Fußgängerzone sie mit folgenden Worten anspricht:

„Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ (Zitat)

Natürlich kennt Norah keinen Arthur Grimm, und töten könnte sie auch keinen Menschen. Auffällig ist für sie jedoch das Datum: Der 11. Februar ist ein Tag, an welchem in der Vergangenheit Schreckliches in ihrem Leben geschah. Als weitere, merkwürdige Dinge vorfallen und Norah Informationen über Grimm sammelt, meldet sich irgendwann ihr starker Gerechtigkeitssinn und in ihr reift der Gedanke, Arthur Grimm vielleicht doch zu töten…

„Der Schatten“ ist das dritte Buch von Melanie Raabe. Im Vergleich zu ihren bisherigen Büchern ist die Protagonistin eine recht aktive Frau, die viel mit anderen Menschen interagiert und sich mit ihnen austauscht, statt alles nur mit sich auszumachen. Das gefiel mir diesmal deutlich besser, wobei auch hier Einblicke in Norahs Gefühlswelt nicht ausbleiben. Natürlich klingt die Prophezeiung der Bettlerin erstmal völlig absurd, aber auch ich war neugierig, was wohl dahinter stecken könnte, zumal das Datum recht auffällig ist. Nach und nach gewinnt man Einblicke in Norahs bisheriges Leben, welches von einigen Tiefen durchzogen wurde, während sie Nachforschungen über Arthur Grimm anstellt. Das Bild, welches sie sich von ihm bildet, wird dabei stark von ihrem Gerechtigkeitssinn geprägt, der sie bereits früher schon in Schwierigkeiten brachte. Interessant wird es, als eine fremde Person sich anonym bei ihr meldet, welche im Roman selbst einige Passagen hat, ohne sich zu erkennen zu geben.
Mir war schnell klar, dass Norah am besagten Tag zum Prater gehen wird. Gehen muss. Als es dann soweit war, hat die Autorin es tatsächlich geschafft, mich doch noch zu überraschen. So soll es bei einem guten Thriller auch sein.
Ich habe mich von Beginn an gut unterhalten gefühlt mit diesem Roman. Die Spannung baut sich langsam auf, ist gespickt mit Details, von denen manche einem erst im Nachhinein als wichtig auffallen. Zudem lebt der Thriller nicht nur von dem Rätsel um die Prophezeiung, sondern auch von Norahs Emotionen und Verwirrung, die Geschehnisse betreffend.
Gehört habe ich den Thriller als Hörbuch in der gekürzten Fassung. Katja Bürkle liest das Buch hervorragend und in der richtigen Betonung, die Dialoge klingen dabei wie gesprochen statt nur vorgelesen. Den Part des anonymen Schattens spricht eine unbekannte Person, die Stimme wurde, nach Aussage der Autorin, leicht verstellt, um das Geschlecht nicht sofort zu verraten. Und selbst Melanie Raabe hat diesmal einen Part im Hörbuch, welchen sie spricht. Sowohl den Thriller selbst wie auch das Hörbuch kann ich empfehlen.

Bewertung vom 21.09.2018
Nadolny, Sten

Das Glück des Zauberers


ausgezeichnet

Zauberhafte Abenteuer im 20. Jahrhundert
Pahroc hat in seinem langen Leben viel erlebt – mehr, als so manch einer glauben möchte. Denn Pahroc gehört zu den besonderen Menschen, die mit der Fähigkeit des Zauberns geboren wurden. Eine Fähigkeit, die natürlich geheim gehalten werden muss, um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu geraten. Als er im Alter von 106 Jahren die ersten Anzeichen dieser Gabe bei seiner neugeborenen Enkelin Mathilda entdeckt, beginnt er, Briefe an sie zu schreiben, welche sie als Erwachsene erhalten soll und in denen er von seinem bisherigen, aufregenden Leben und den verschiedenen Fähigkeiten der Zauberkunst berichtet.
„Das Glück des Zauberers“ ist eine wunderschöne Reise durch das 20. Jahrhundert. Pahroc erzählt von seinen Erlebnissen, welche teilweise von großen Ereignissen der Geschichte überschattet oder gar mit diesen kombiniert wurden. Wie er nach und nach neue Zaubertricks erlernte (durch Wände gehen, sich verwandeln, die „Lange Hand“ machen), welche manchmal erst ab einem bestimmten Alter möglich wurden. Wie seine geheime Gabe ihm manchmal durchs Leben half, insbesondere zu Kriegszeiten. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Und natürlich hat Sten Nadolny, inspiriert von Kurt Kusenbergs Roman „Zwist unter Zauberern“, Pahroc einen Zauberer als Gegner kreiert, welcher ihm immer wieder das Leben unnötig schwer machte.
Die Erzählungen sind eine bunte Mischung aus spannenden, schönen, aufregenden, amüsanten, aber auch gefährlichen Momenten. Jeder seiner Briefe hat zudem einen Zaubertrick als Thema, welchen er im beschrieben Zeitraum erlernte, und warnt hier und da vor Fehlern, welche Mathilda beim Zaubern vermeiden sollte. Dass er ein sympathischer Mensch mit Humor ist, wird einem beim Lesen der Briefe schnell klar.Und so war es für mich ein regelrechter Genuss, mit Pahroc durch das 20. Jahrhundert zu reisen, die vergangene Zeit mit einem philosophischen ebenso wie mit einem humorvollen Auge zu betrachten und Abenteuer eines Zauberers zu erleben, die natürlich stets im Geheimen abliefen.
Nachdem ich das Buch bei einer Lesung des Autos kennenlernte, in welcher Sten Nadolny Auszüge von Pahrocs Briefen vorlas, war mir schnell klar, dass ich mir die Briefe von Zauberer Pahroc vorlesen lassen möchte, um sie besser auf mich wirken zu lassen. So griff ich zum Hörbuch, welches in der ungekürzten Fassung wirklich hervorragend gesprochen wird und somit zum regelrechten Hörgenuss wurde, welchen ich jedem uneingeschränkt ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 20.09.2018
Schneider, Sabina S.

Aeternitas - Die komplette Trilogie (eBook, ePUB)


sehr gut

Was im Paradies wirklich geschah...
Eva ist anders: Seit ihrer Jugend erscheinen ihr die Menschen immer wieder als riesige, unheimliche Echsen. Entkommen aus der Psychiatrie lebt sie auf der Straße, schlägt sich mit Gelegenheitssjobs durch. Auf der Flucht vor Gewalt flieht sie in einen See, wird in die Tiefe gerissen – und erwacht im Paradies. Ein Paradies, welches sich jedoch als Hölle entpuppt, da sie als Eva anderen Adams als potentielle Partnerin zur Auswahl präsentiert wird…
Wer ausgefallene Fantasy fernab des Mainstream sucht wird hier definitiv fündig! Eva wird unfreiwillig in das „Projekt Eden“ integriert, in welchem mehrere Evas den Adams zur Auswahl und Fleischbeschau zur Verfügung werden. Das Ziel: Die Rettung der Menschheit. Was hat es damit auf sich? Liegt Eva im Koma? Wurde sie von den Ärzten gefunden und unter Drogen gesetzt? Oder gibt es dieses „Projekt Eden“ etwa wirklich? Genauso wie Eva wird man als Leser lange Zeit im Unklaren gelassen, eingestreute Details und Hinweise lassen einen lediglich Vermutungen anstellen. Diese Ungewissheit ist es, die mich neugierig, fast schon unruhig machte. Erst mit der Zeit werden die Hintergründe des Projekts nach und nach gelüftet, was es mit „Adam und Eva“ wirklich auf sich hat.
Liegt der Fokus im ersten Teil der Trilogie hauptsächlich auf Eva, gewinnen nach und nach auch einige weitere Teilnehmer des Projekts an Bedeutung, berichten von ihren Erlebnissen und Erinnerungen und tragen zum Gesamtbild bei. Geschickt hat die Autorin dies alles so verknüpft, dass die Wahrheit langsam freigelegt wird, ohne zuviel auf einmal zu verraten. Zusammenhänge werden Schritt für Schritt deutlich, ebenso lässt sich Evas Bedeutung für das Projekt allmählich erklären. Viel mehr möchte ich über die Handlung gar nicht verraten, um das Aha-Erlebnis nach dem ersten Teil nicht zu spoilern. Fasziniert hat mich vor allem, was hinter dem „Projekt Eden“ steckte sowie die daraus resultierenden Folgen. Dies wird nach und nach im zweiten Teil deutlich, als mehrere Beteiligte zu Wort kommen und man als Leser ein gar erschreckendes Gesamtbild aus den einzelnen Puzzleteilen erhält. Der dritte Teil lebt dann wieder mehr von den Folgehandlungen und den unterschiedlichen Absichten der Beteiligten. Gespickt ist das Ganze mit Liebe, Hass sowie (sexueller) Gewalt, mit Verrat und Vertrauen, Verzweiflung und Hoffnung.
Eine Fantasy-Trilogie mit einer ungewöhnlichen Protagonistin, die auf einer aussergewöhnlichen Basis konstruiert wurde und für den ein oder anderen Aha-Moment beim Lesen führte.

Bewertung vom 20.09.2018
Ryan, Anthony

Das Erwachen des Feuers / Draconis Memoria Bd.1


sehr gut

Spannender, etwas unterkühlter Start einer komplexen Fantasy-Trilogie

In einer Welt, in der Technik und Fortschritt auf Drachenblut basieren, werden drei völlig unterschiedliche Personen in spannende und gefährliche Abenteuer verwickelt: Eine Spionin, ein Dieb und ein Marineoffizier. Denn die Quelle des Drachenelexiers scheint zu versiegen: Die wilden Drachen werden weniger, und die Blutqualität der in Gefangenschaft gehaltenen Drachen verschlechtert sich rapide. Die Hoffnung liegt nun im Auffinden des legendären Weißen Drachen. Doch wird dieser Drache dem Fortschritt der Menschen dienen – oder ihren Untergang einläuten?
Die Welt im Roman wird hauptsächlich von zwei Großmächten kontrolliert: Dem Corvantinischen Kaiserreich sowie der Wirtschaftsmacht Mandinorien. Beide nutzen sie das ökonomisch wertvolle Drachenblut-Elixier, auf dem ein Großteil des technischen Fortschritts aufgebaut ist. Doch auch in anderen Lebensbereichen sind die Elixiere hilfreich. Je nach Art des Drachens – blau, grün, rot oder schwarz – wohnen dessen Blutelixier andere magische Kräfte inne. So können nicht nur magische Feuer zum Antrieb von Motoren erzeugt, sondern auch körperliche und mentale Fähigkeiten massiv gesteigert werden, wenn dies auch hauptsächlich den Blutgesegneten vorbehalten ist.
Der Lebensraum der Drachen beschränkt sich auf auf eine Insel, welche von beiden Großmächten besetzt ist. In dessen Wildnis wird Claydon „Clay“ Torcreek, der bisher als Dieb und unregistrierter Blutgesegneter Karriere machte, im Auftrag des mandinorianischen Eisenboot-Handelssyndikats auf eine Drachen-Expedition geschickt. Gleichzeitig versucht Spionin Lizanne, an Informationen zum Aufenthaltsort des Weißen Drachen zu gelangen. Doch die Dinge laufen anders als erwartet…
Der Roman hält sich nicht mit einer Einleitung auf – vielmehr wird man vom Autor einfach in eine Welt hinein geworfen, in der Drachen brutal abgeerntet werden, um Reichtum und Fortschritt zu bedienen. An den Gedanken musste ich mich erstmal gewöhnen, ebenso, dass eine Weltmacht rein auf Wirtschaft aufgebaut ist, in der Handelssyndikate die Zügel in Händen halten. Leider beginnt der Roman sehr gefühlskalt, was sich leider auch im Laufe der Handlung kaum ändert. Dadurch blieben mir die Protagonisten bis zum Schluss emotional fremd. Der ganze Roman wirkt recht distanziert, wenn auch das Worldbuilding selbst wiederum sehr gelungen ist. Doch auch hierbei sucht man ausschweifende Ausschmückungen vergeblich. Bei einer Seitenzahl von über 700 Seiten ist dies allerdings von Vorteil, sonst wäre das Buch noch umfangreicher geworden. Sehr gefiel mir der leichte Steampunk-Charakter des Romans in Verbindung mit viktorianischen Anklängen.
Der Roman ist so aufgebaut, dass den drei Hauptprotagonisten jeweils eigene Kapitel im Wechsel zugeteilt sind. Da die Kapitel eine gewisse Länge aufweisen hatte ich dadurch manchmal Probleme, nach mehreren Zwischenkapiteln in den Handlungsstrang eines Protagonisten wieder einzusteigen.
Mit „Das Erwachen des Feuers“ beginnt eine sehr komplex aufgebaute Fantasy-Trilogie, die „Draconis Memoria“, die Elemente von Spionage und (See-)Abenteuern sowie Steampunk aufweist, mir jedoch emotional etwas zu unterkühlt blieb.

Bewertung vom 10.09.2018
Benjamin, Ali

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren


gut

Anfangs philosophisch, später jedoch zu überzogen

Suzy Swanson passt mit ihren 12 Jahren einfach nicht zu den anderen Mädchen: Statt den Jungs schöne Augen zu machen und sich mit Kleidung und Make up auseinander zu setzen, betrachtet sie die Welt lieber wissenschaftlich, ist fasziniert von Astronomie und Quallen. Und als wär ihr Leben als Aussenseiterin nicht schon schwer genug, ertrinkt ihre frühere beste Freundin im Sommerurlaub.

"Nicht alles ergibt einen Sinn, Su. Manchmal passieren Dinge einfach." (Zitat S. 19)

Suzy kann dies nicht hinnehmen, als ihre Mutter diese Worte zu ihr sagt. Vielmehr glaubt sie, es müsse für alles einen Grund geben. Und so beschließt sie in ihrer Trauer, für Frannys Tod eine Erklärung zu finden, schließlich war diese eine hervorragende Schwimmerin, die ertrinken nicht so einfach.
Ich muss sagen, anfangs war Suzys Verwirrtheit um den Tod der Freundin noch recht gut dargestellt. Sie zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, lässt niemanden mehr an sich heran, beginnt Nachforschungen anzustellen. Auch der Unglaube, dass eine Freundin plötzlich tot ist, ist nur allzu verständlich, das kann auch Erwachsenen noch passieren. Je weiter das Buch jedoch voranschritt, desto mehr versteifte Suzy sich auf ihre Theorie, wurde regelrecht fanatisch. Zudem kristallisierte sich immer mehr heraus, wie sie sich in Gedankenspiralen verrannte, welche zu teils schon absurden Handlungen führten, die einfach nicht mehr zu dem Mädchen vom Anfang des Romans passten, und bei denen ich begann, an ihrer sozialen Intelligenz zu zweifeln. Der philosophische Ansatz, mit welchem das Buch begann, ging im Laufe der Geschichte immer mehr verloren und machte überzogenen Handlungen und Gedanken platz, nur um am Ende mit der plötzlichen Erkenntnis zu enden, dass manche Dinge wirklich einfach passieren.
Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Passend zu Suzys Charakter ist der Roman wie ein wissenschaftlicher Bericht über Quallen grob gegliedert in Zielsetzung, Hypothese, Untersuchung usw. Aktuelles Geschehen und Gedanken wechseln sich ab mit früheren Erlebnissen, so dass nach und nach ein Bild des Mädchens entsteht. Neben einigem interessanten Wissen sind zudem auch optisch die Quallen thematisch im Buch immer wieder dargestellt. So hat mir anfangs das Buch wirklich Spaß gemacht, zu lesen, welche Gedanken Suzy als Aussenseiterin auf die Sicht der Dinge hat. Doch je mehr der Roman voranschritt, desto unglaubwürdiger und absurder wurden ihre Handlungen und Suzy mir dadurch einfach unsympathisch, so dass mir die Lust am Lesen verging. Die schönen philosophischen Gedanken über das Leben und die Welt, wie sie anfangs gemacht wurden, fehlten mir an Schluss komplett. Das Ende kam mir nach all der Zeit, in welcher Suzy sich in ihrer Theorie und ihren Plänen verrannte, einfach zu abrupt und ließ mich enttäuscht zurück. Daher kann ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 09.09.2018
Kuba, Teresa

Sternenscherben


sehr gut

Wenn das perfekte System doch nicht so perfekt ist...
2356 A.D. : In einem perfekten System der fernen Zukunft ist es eine Ehre, zu den elitären Privilegierten zu gehören. Als solche ist es Nora Stars' Aufgabe, das Leben der Menschen zu schützen. Aufgrund hoher Strahlenwerte ist ein Leben ausserhalb der geschützten Städte undenkbar. Und obwohl ihre Erinnerungen vor dem 18. Lebensjahr gelöscht wurden, sieht sie in ihren Träumen Bilder aus ihrem früheren Leben - ausserhalb der Stadt.
Die Zukunft ist in diesem Buch recht düster gezeichnet. Nach einem interstellaren Angriff ist die Strahlung auf dem Planeten so hoch, dass die Menschen in abgeschirmten Städten leben. Dort werden sie streng hierarchisch eingeteilt in Privilegierte, Minderwertige und Wertlose, wobei letztere als Feinde des Systems aus den Städten verbannt werden. Während die Minderwertigen als ausgebeutete Arbeiter leiden, leben die Privilegierten zwar komfortabel, dafür streng systemtreu und werden mittels Chipimplantat dauerüberwacht. Gefühle und Spaß sind verboten, Systemtreue und Disziplin erwünscht. Also eine Welt, die einem als Leser schnell alles andere als perfekt oder wünschenswert vorkommt.
Nora befindet sich noch in der Ausbildung und will im System ganz nach oben aufsteigen. Als Partner wird ihr ausgerechnet Darian zugeteilt, welcher schon mehrfach durch regelwidriges Verhalten auffiel. Das passt der ehrgeizigen Nora natürlich so gar nicht ins Konzept - und dennoch bring er eine Saite in Nora zum Schwingen, welche sie anfangs nicht einordnen kann. Zudem gehört er zu denjenigen, welche das System stark kritisch betrachten und bringt Nora dazu, ihre Sichtweise zu ändern.
Das Worldbuilding ist auf jeden Fall stark dystopisch und von der Autorin in sich stimmig und verständlich aufgebaut. Dass die Anwärter der Privilegierten von Luxus und Versprechungen so verblendet sind, dass sie das System nicht hinterfragen, ist ebenso realistisch dargestellt. Auch ist die Gefühlskälte zwischen ihnen schon fast greifbar. Leider erfährt man dadurch aber auch nur Oberflächliches über die einzelnen Personen. Interessant war auf jeden Fall, dass nicht nur hinter Nora ein Geheimnis zu stecken schien, sondern auch Darian etwas verbarg, worauf bereits im Prolog hingewiesen wird. Das Liebesgeplänkel zwischen den beiden wirkte mir persönlich jedoch etwas zu aufgesetzt und störte mich eher, als dass es zur Story passte. Ebenso kam das Ende etwas zu abrupt, auch wenn es inhaltlich zum Buch passte und die Erzählung sehr gut abschloss.
Eine in sich abgeschlossene, unterhaltsame Dystopie mit gesellschaftkritischem Thema und schönen Ideen, die stellenweise gefühls- und systemtechnisch etwas zu oberflächlich blieb.

Bewertung vom 08.09.2018
Hearne, Kevin

Oberons blutige Fälle


ausgezeichnet

Wolfshund Oberon darf Sherlock Holmes spielen
Wolfshund und Sherlock Holmes-Fan Oberon sieht seine Chance, als erfolgreicher Schnüffler im wahrsten Sinne des Wortes zu glänzen, als er erfährt, dass in letzter Zeit teure Zuchthunde spurlos verschwanden. Gemeinsam mit seinem "Hausdruiden" Atticus begibt er sich auf Spurensuche. Als er anschließend einen Toten entdeckt, der Atticus zum Verwechseln ähnlich sieht, schlittern sie sogar umgehend in einen zweiten Kriminalfall.
Das Buch ist ein Spin off zu Kevin Hearns erfolgreicher Serie "Die Chronik des Eisernen Druiden". Ich muss gestehen, die Serie bisher nicht zu kennen. Ein Krimi aus der Sicht eines Hundes, der zugleich Filmnerd und Sherlock-Fan ist, machte ich jedoch neugierig. Deswegen entschloss ich mich, das Pferd von hinten aufzuzäumen und mich über das Spin off an die Serie heran zu tasten.
Oberon ist der Wolfshund des irischen Druiden Atticus. Atticus ist 21 - Jahrhunderte alt! Sieht aber aus wie ein junger Mann und fällt somit nicht weiter auf. Die beiden können sich mental unterhalten, über magisch miteinander vernetzte Bäume schnell von Ort zu Ort reisen und noch einiges mehr. Da ich die Serie nicht kenne war ich umso erfreuter, dass sich der Roman trotzdem problemlos lesen lässt. Zwar gibt es einige Anspielungen zu Geschehnissen in der Serie, doch sind diese so verpackt, dass ich auch ohne Vorwissen problemlos durch das Buch kam.
Sehr gut gefiel mir der Wortwitz, mit welchem das Buch geschrieben ist. Vor allem die Dialoge zwischen Oberon und Atticus ließen mich häufig schmunzeln und machten mich neugierig auf die Serie. Überhaupt sind die beiden sehr sympathisch. Atticus ist schlagfertig und hat so einiges auf dem Kasten. Oberon hat definitv ein Problem mit Zahlen und Mengeneinheiten, was immer etwas drollig wirkt. Auch ist seine Sicht auf die Unstimmigkeiten der Menschen, was Begriffe angeht, immer wieder amüsant zu lesen. Als Filmnerd bleiben zudem Anspielungen auf Filme und Serien nicht aus. Oberons Vorteil ist, dass er bei "seinen" Ermittlungen typisch Hund sein darf, während die beiden ihre Ermittlungen durchführen. Nebenbei erfährt man, warum Eichhörnchen das Böse auf vier Pfoten sind und wie wichtig gutes Essen ist. Ebenso kommt dem auf dem Cover abgebildeten Boston Terrier Starbuck eine nicht unwichtige Rolle bei den Ermittlungen zu.
Oberons blutige Fälle ist auf jeden Fall ein sehr amüsant-unterhaltsames Fantasy-Buch mit einem hundenasigen Ermittler und seinem Druiden, welches zugleich einen Einblick in die Hauptserie des Eisernen Druiden gibt.