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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1078 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2022
Weihsmann, Gert

Wiener Lied


gut

Der Klappentext verspricht einen interessanten Krimi, denn am Sankt Marxer Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich als komplexer Mord, in dem die Fertigstellung von Mozarts unvollendet gebliebenen Requiem ein tragende Rolle spielt.

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des in Villach geborenen Autors Gert Weihsmann. Nachdem Ermittler Harald Selikovsky in seinem ersten Fall („Ischgler Schnee“) in Tirol herumgestolpert ist, liest sich dieser Krimi, der in Wien spielt ein wenig „runder“. Die Charaktere sind nicht ganz so kaputt, doch scheint der Autor eine Vorliebe für schräge Typen zu haben.

Diesmal ist Alexander, der junge Tote, ein hochbegabter Autist, der unbedingt ein Requiem wie Wolfgang Amadeus Mozart komponieren will und es wie sein historisches Vorbild nicht beenden kann.

Selikovsky trifft auf Weggefährten des jungen Toten, die ebenso seltsam zu sein scheinen, wie das Mordopfer, muss sich mit selbstgefälligen Profilern herumschlagen und wird mit der höchst lebendigen Vergangenheit seiner verstorbenen Mutter konfrontiert. Lange tappt Selikovsky im Dunklen, muss sich ins Darknet begeben bis sich der Fall dann plötzlich wie von alleine löst.

Ein bisschen zu dick ist mir Selikovskys Homosexualiät, die er, während seiner Ehe und Vaterschaft heimlich auslebt, aufgetragen. Dass ausgerechnet seine Ex-Frau die Mutter von Alexander heiratet und das gleich als Doppelhochzeit von Harald und seinem viel jüngeren Partner ist mir persönlich zu viel.

Gut gefallen hat mir, dass die Kapitelüberschriften des Krimis wie ein Requiem benannt sind: Von „Introitus“ bis „Lux Aeterna“ und der Epilog, passend zur Musik „Coda“ heißt.

Eine Steigerung im Schreibstil ist deutlich zu merken, was vermutlich der Unterstützung durch u.a. Andrea Nagele zu verdanken ist. Ob es noch einen dritten Fall für Harald Selikovsky geben wird?


Fazit:

Besser als der erste Fall, aber trotzdem kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 17.07.2022
Dahmer, Nora

Endlich Nora! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jens Dahmen ist 55 Jahre alt, als er sich 2018 nach einer tiefen Krise entschließt, endlich seinen „Schamkäfig“, wie er es nennt zu verlassen und sich als ein im falschen Körper Geborener zu outen. Er hat sich seit seiner Kindheit als Mädchen bzw. als Frau gefühlt, lange an sich gezweifelt, später geheiratet und zwei Kinder bekommen. Erst die schwere Krise zeigt dem bislang erfolgreichen Geschäftsmann, dass er sein Leben ändern muss.

In diesem Buch, das gleichsam eine literarisch-therapeutische Aufarbeitung der Transition vom Mann zur Frau darstellt, zeichnet Nora ihren oft schwierigen und langen Weg auf.

Meine Meinung:

Schon das Cover lädt ein, die Geschichte von Nora zu lesen: der offene Blick und das strahlende Lächeln.

Sehr gut gefällt mir der sachliche und dennoch humorvolle Schreibstil. Sie erzählt von seinen Besuchen in einer Boutique in Hamburg und der professionelle Beratung inkl. Schminkkurs, ihr Herantasten an einen weiblichen Gang mit Stöckelschuhen.

Auch die Zweifel werden beschrieben. Besonders Noras Eltern haben zu Beginn einige Hemmungen und sprechen sie noch lange als Jens an.

Nora Dahmer spricht mit diesem Buch allen jenen, die das Gefühl haben, im falschen Körper zu stecken, Mut zu, sich nicht mehr zu verstellen. Das Buch bricht einige Tabus, die nach wie vor in den Köpfen der Menschen vorhanden sind.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen, weil der Sohn meiner Freundin gerade die Transition zur Tochter durchmacht und sich die Familie in einer Art Ausnahmezustand befindet. Die amtliche Änderung des Geschlechtes ist bereits durch. Jetzt steht die Hormontherapie an. Hier ist die Verunsicherung bei den Brüdern und deren Ehefrauen deutlich spürbar, denn statt ihre Entscheidung wenigstens zu akzeptieren, wird sie leider scheel angesehen.

Fazit:

Ein gelungenes Buch zu einem sensiblen Thema, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 17.07.2022
Mornstajnová, Alena

Es geschah im November


ausgezeichnet

In diesem dystopischen Roman beschreibt die tschechische Autorin, was geschehen hätte können, wenn das kommunistische Regime im Jahr 1989 die Herrschaft bewahrt hätte.

Maria und ihr Mann, an sich eher unpolitische Bewohner einer Kleinstadt in Mähren, nehmen im November 1989 an einer Demonstration gegen die Regierung teil. Sie werden wenig später wie Hunderttausende andere verhaftet. Während Marie von einem Schnellgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt wird, fehlt von ihrem Mann seither jede Spur. Maries Kinder sind zum Zeitpunkt der Verhaftung bei den Großeltern. Der Sohn aus Maries vorehelicher Beziehung mit einem Oberarzt wird von diesem in den Westen verbracht. Lenka, das kleine Mädchen wird in einem staatlichen Kinderheim untergebracht. Die Unterbringung der Kinder von Regimegegnern in staatlichen Erziehungsanstalten ist eine übliche Vorgangsweise. So können die Kinder indoktriniert werden.

Als Marie nach 15 Jahren vorzeitig entlassen wird, steht sie vor dem Nichts und muss noch fünf Jahre Zwangsarbeit in einem kleinen Dorf ableisten. Sie kann sich ein neues Leben aufbauen.

Tochter Lenka, inzwischen selbst verheiratet und erfolgreiche, regimetreue Journalistin, erfährt sie von einer ehemaligen Schicksalsgefährtin, dass ihre Mutter noch lebt. Ein Treffen der beiden Frauen endet mit einem fatalen Missverständnis.

Meine Meinung:

Dieser Roman der tschechischen Autorin ist - vor allem im Lichte der Ereignisse in der Ukraine, wo Hunderte ukrainische Kinder zur Umerziehung nach Russland verschleppt werden - mehr als beklemmend. Die „Samtene Revolution“ 1989 ist zum Glück in Wirklichkeit gut ausgegangen. Aber, wie die Geschichte lehrt, war dies nicht immer so. Die Demonstrationen im Prager Frühling 1968 wurden vom Regime gemeinsam mit der sowjetischen Armee blutig niedergeschlagen.

Dieser dystopische Roman schildert die Zustände eines Staates, der seine Bürgerinnen und Bürger mit allen Mitteln unterdrückt. In dem es verboten ist, seine freie Meinung zu äußern und jeder/jede aufgrund einer Denunziation verhaftet und ins Gefängnis gesteckt werden kann.

Der Alltag im Gefängnis wird eindrücklich beschrieben, als wäre die Autorin selbst dort gewesen. Auch die Schilderungen des Lebens im Kinderheim lässt einem die Gänsehaut beim Lesen aufsteigen.

Maries Leben ist stellvertretend für alle jene, deren Leben eine ähnliche Wendung genommen hat. Die von einem unmenschlichen System in die Mangel genommen worden sind und es teilweise auch noch werden. Maries Geschichte ist eine erschreckende Lebensgeschichte, die aber trotzdem nicht ganz ohne Hoffnung ist.

Die Autorin ist Jahrgang 1963, d.h. sie hat als Kind die Niederschlagung des Prager Frühlings und den Einmarsch der sowjetischen Truppen erlebt. Sie ist daher in der kommunistischen Welt aufgewachsen und hat die Repressalien Regimekritikern gegenüber, wenn nicht am eigenen Leib bzw. In der eigenen Familie erlebt, dann zumindest (vermutlich hinter vorgehaltener Hand) erzählt bekommen.

Wie bei allen Romanen der Autorin muss auch die Übersetzerin, Raija Hauk, genannt werden, die die Bücher sehr einfühlsam ins Deutsche übersetzt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem dystopischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.07.2022
Kühnert, Phenix

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau


ausgezeichnet

Phenix Kühnert ist Model, Bloggerin und lautstarke Aktivistin der LGBTQIA-Szene. Sie erzählt in ihrem Buch, wie es ist in einer Gesellschaft aufzuwachsen, die Menschen ausschließt, die nicht der (vermeintlichen) Norm entsprechen.

Phenix Kühnert ist - wie sie berichtet - von Geburt an das männliche Geschlecht mit allen seinen Merkmalen zugewiesen. Sie selbst fühlt sich, wie sie beschreibt, von je her anders. Die Erkenntnis, eine Frau zu sein, kommt im Vergleich zu manchen anderen Transgender früh.

„Jeder Lebensweg ist ein eigenständiger, der sich von jedem anderen unterscheidet. Konkrete Antworten, die für die gesamte Community gelten, kann ich nicht liefern, aber ich hoffe, ich kann zum Denken anregen.“

Meine Meinung:

Dieses Buch ist das zweite, das ich in kurzem Abstand gelesen habe und das das Thema Transgender aus Sicht einer Betroffenen schildert.

Interessant finde ich die Querverbindungen zum Leistungssport, in dem man jahrelang, um Medaillen und Prestige willen, transPersonen, quasi missbraucht hat. Dieser Teil des Buches hat mir sehr gut gefallen.

Im Gegensatz zu „Endlich Nora!“ (Nora Dahmen) fühlt sich dieses Buch hier laut an und an manchen Stellen anklagend. Die Offenheit mit der Phenix die Situation der Transgender schildert, mag manche Leser verschrecken. Sie ist aber notwendig, um veraltete Denkmuster aufzubrechen. Manchmal, wenn ich Zeitung lese, habe ich den (sehr subjektiven) Eindruck, dass es zur Zeit „chic“ ist, sich als queer zu outen. Das hat Phenix ebenfalls festgestellt, wie aus diesem Zitat ersichtlich ist.

„Natürlich stelle ich selbst auch fest, dass meine Geschlechtsidentität in der Medienwelt als Trendthema eingestuft wird. Queer zu sein ist jedoch kein Trend, es geht um Existenzen“.

Sehr gut sind die zahlreichen Begriffe erklärt. Entweder im Text direkt oder als Glossar am Ende des Buches.

Fazit:

Ein sehr guter, wenn auch ein wenig lauter, Einstieg in ein Thema, das für viele Menschen ein wenig befremdlich wirkt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 17.07.2022
Stern, Anne

Drei Tage im August (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Autorin Anne Stern, bekannt durch ihre Reihe rund um die Hebamme Hulda Gold, entführt uns abermals nach Berlin. Es ist August 1936 und der Blick der ganzen Welt ist wegen der Olympischen Spiele auf Deutschlands Hauptstadt gerichtet. Für wenige Wochen wird ein weltoffenes und lebendiges Berlin präsentiert. Kaum jemand erkennt, dass dies alles nur Fassade ist und die NS-Diktatur längst mit ihren Repressalien gegen Juden und Andersdenkende begonnen hat.

Das bemerkt auch Elfie, die Verkäuferin in der Chocolaterie Sawade, die seit Jahren auf der prominenten Adresse Unter den Linden angesiedelt ist. Neben Elfie, die zur Schwermut neigt, leben in näherer Umgebung des Geschäftes zahlreiche Personen, die von den Machthabern nicht gerne gesehen werden. Das sind neben Elfie der jüdische Buchhändler Franz Marcus, das Blumenmädchen Rosa, der Barbesitzer El-Hamady, der Leierkastenmann Willi und die hochbetagte Madame Conte mit ihrem Dienstmädchen.

Als das kleine Blumenmädchen am helllichten Tag von der Polizei abgeführt wird, traut sich niemand einzuschreiten und der Buchhändler trägt sich notgedrungen mit Auswanderungsgedanken. Ein Lichtblick für Elfie sind die Gespräche, die sie mit Madame Conte führt. Dabei erfährt sie so manch lange gehütetes Geheimnis.

Meine Meinung:

Anne Stern gelingt wieder sehr gut, die Stimmung dieser Zeit einzufangen. Nachdem alle Welt über die Erfolge der Olympischen Spiele spricht, sieht keiner so genau hin, wie das Leben abseits dieses Spektakels wirklich verläuft. Während andernorts Politik gemacht wird, spielt sich das Leben der kleinen Leute eben in der ehemaligen Prachtstraße ab.

Unter den Linden war in der Kaiserzeit eine mondäne Anschrift. Eine breite Allee mit exklusiven Geschäften und von mächtigen Linden gesäumt. Zahlreiche dieser Bäume, die in diesem Roman auch zu Wort kommen, mussten den aufmarschierenden Soldaten weichen, was von einigen Bewohnern bedauernd besprochen wird.

Die Charaktere sind liebevoll bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Sie alle stellen eine kleine Welt dar, die sich in diesen wenigen Tagen in der der Roman spielt, dramatisch verändern wird. Man kann sich den Mikrokosmos rund um den Pralinenladen sehr gut vorstellen.

Fazit:

Dieser tiefgründigen und eher ruhigen Geschichte, die mir aber gut gefallen hat, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 17.07.2022
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11 (eBook, ePUB)


gut

Autor Jean-Luc Bannalec kennt die Bretagne wie seine Westentasche. Das ermöglicht ihm, seinen Lesern die Schönheiten und Eigenarten von Land und Leuten näherzubringen. So erfahren wir diesmal etwas über die liebevoll restaurierte Abbye des Anges aus dem 16. Jahrhundert, nahe der Bucht von Aber Wrac’h im Finistère, deren Umgebung er auch in „Bretonische Nächte“ stimmungsvoll und kenntnisreich in Szene setzt. Zum wiederholten Mal wird der Aberglaube der Bretonen strapaziert:

Kadegs Tante, reich, unabhängig und knapp neunzig stirbt, nachdem sich allerlei Vorboten eines nahen Todes gezeigt haben sollen. Üblicherweise ist der Tod einer alten Dame keine Ermittlung wert, doch dann wird Kadeg auf ihrem Anwesen niedergeschlagen und schwer verletzt. Ein Angriff auf einen Polizisten? Das nehmen sowohl Kommissar Dupin als auch Kadegs Kollegen höchst persönlich. Unermüdlich wird ermittelt, um den oder die Täter zu überführen.

Als dann wenig später noch der Gärtner getötet wird, erscheint der Tod von Kadegs Tante in einem anderen Licht ...

Das Motiv bleibt lange im Unklaren. Die Wiederentdeckung einer als ausgestorben geltenden Vogel oder doch das beträchtliche Vermögen der alten Dame? Wird Kadeg jetzt, als reicher Mann, den Dienst quittieren?


Meine Meinung:

In diesem nunmehr 11. Band der Reihe machen sich leider Abnützungserscheinungen bemerkbar. Der Krimi ist nach dem bewährten Rezept geschrieben: Der vernunftbegabte Dupin bekommt es mit starrsinnigen Bretoninnen und Bretonen zu tun, die heimatverbunden sind und ihre eigene Sprache sprechen. Hier kommt regelmäßig Nolwenn ins Spiel, die durch Scharfsinn und Beziehungen immer wieder wertvolle Hinweise geben kann. Ein wenig nervig, weil ja hinreichend bekannt, ist Dupins fast schon trotzige Abneigung mit dem Präfekten zu sprechen. Dupin trinkt mehr Kaffee, als ihm guttut und erfreut sich an den örtlichen Delikatessen - alles schon da gewesen.

Auch der Cliffhanger wirkt müde und ein wenig „ausgelutscht“. Schauen wir einmal, ob mit dem 12. Krimi das Dutzend voll und die Reihe zu Ende sein wird.

Fazit:

Viel Spannung enthält dieser Krimi nicht. Wer allerdings ein treuer Fan von Georges Dupin und dem Autor ist, wird darüber hinwegsehen. Für mich leider ein wenig enttäuschend, daher nur 3 Sterne.

Bewertung vom 17.07.2022
Liebelt, Brigitte

Im Dienst der Hoffnung (eBook, ePUB)


sehr gut

Friederike Fliedner, geborene Münster, lebte von 1800 - 1842. Sie ist mir durch einige historische Romane bekannt.

Nun hat Brigitte Liebelt sich dieser bemerkenswerten Frau angenommen und eine Romanbiografie verfasst, in der Fliedners Verdienste gewürdigt werden.

Als Friederike Münster den Pastor Theodor Fliedner heiratet ist sie bereits 28 Jahre alt und hat eine Menge Berufserfahrung als Krankenschwester, Lehrerin und Erzieherin.

Sie wird elf Kinder zur Welt bringen, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichen werden. Bei der Geburt ihres letzten Kindes stirbt sie mit 42 Jahren.

Obwohl sie gemeinsam mit ihrem Mann das Diakonissen-Mutterhaus gründen, sind sie nicht immer einer Meinung. Während Friederike, trotz ihres tiefen Glaubens und Gottvertrauens, die Trennung zwischen Krankenpflege und seelsorgerischem Dienst befürwortete, muss sie sich hier ihrem Mann beugen.

Dieses Buch gibt einen genauen Einblick in das 19. Jahrhundert. Die Napoleonischen Kriege sind noch nicht allzu lange vorbei. Das Elend, das sie verursacht haben, deutlich spürbar. Vor allem auf das Leid der unverheiratet gebliebenen Frauen wird hier hingewiesen. In der Krankenpflegeschule von Kaiserswerth erhalten die Frauen eine fundierte Ausbildung, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Diakonissinnen werden in wenigen Jahren wieder Verwundete von Kriegen pflegen. Ihr Ruf als hervorragende Krankenschwestern wird auf der ganzen Welt bekannt sein.

Meine Meinung:

Brigitte Liebelt erzählt die Lebensgeschichte von Friederike chronologisch geordnet. Der Roman ist penibel recherchiert und, dort wo historische Fakten fehlen, werden die sorgfältig und einfühlsam durch schriftstellerische Ergänzungen gefüllt.

Wohltuend finde ich, dass Friederike Fliedner nicht mit Lobhudelei überschüttet wird. Brigitte Liebelt kann ihrer Leserschaft den Spagat zwischen Mutterschaft und Arbeit in einer Pfarrgemeinde gut vermitteln, ist sie doch selbst sechsfache Mutter, ausgebildete Krankenschwester, Bibliothekarin und Frau eines Pastors.

Eine kleine Kritik muss ich dennoch anbringen: Dass nach einer Einführung noch ein Vorwort gibt sowie ein Nachwort, in dem einiges nochmals zusammengefasst wird, halte ich ein wenig für überflüssig. Das wirkt auf mich, als ob die Autorin (oder der Verlag?) den Lesern nicht viel zutraut. Durch den gelungenen Schreibstil ist alles, was hier mehrfach zusammengefasst wird, ohnehin sehr gut dargestellt. Diese „Bevormundung“ der Leser kostet den 5. Stern.

Fazit:

Eine gelungene Romanbiografie, die geschickt Fakten und Fiktion verbindet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 17.07.2022
Riva, Paolo

Flüssiges Gold / Commissario Luca Bd.1


gut

Dieser erste Krimi von Paolo Rivaa ist in der Toskana angesiedelt. Commissario
Luca hat seinen Job in Venedig an den Nagel gehängt und lebt nun alleinerziehend mit seiner Tochter Emma und drei Eseln, die nach italienischen Politikern benannt sind, in Montegiardino. Es geht beschaulich zu, hin und wieder ein Autounfall oder ein verloren gegangener Tourist. Doch plötzlich zerreißt ein Schuss die Idylle: Während des Markttages wird Fabrizia, eine Olivenbäuerin, angeschossen.

Commissario Luca wird zur Aufklärung die Vice-Questora Aurora Mair zur Seite gestellt, denn eigentlich ist er ja nur ein Dorfpolizist mit der Lizenz zum Strafzettel schreiben.

Als wenig später weitere Schüsse fallen, muss sich Luca von der vermeintlichen Idylle seines Ortes verabschieden.

Meine Meinung:

Dies ist der erste Krimi von Autor Paolo Riva. Die Idee hat mit gut gefallen, doch an der Umsetzung kann noch ein bisschen gefeilt werden. Zum einen haben alle Darsteller einen Vor- und Zunamen, ausgenommen Commissario Luca. Ist Luca nun der Vor- oder der Familienname?
Warum Luca nun wieder in seine Heimat Montegiardino statt in Venedig ermittelt, bleibt noch ein Geheimnis. Vielleicht wird es ja im nächsten Band „Toskanische Sünden“ genauso gelüftet, wie welche der beiden Damen, die toughe Vice-Questora oder die Dorfärztin bei Luca landen werden. Immerhin hat ja Emma auch ein Wörtchen mitzureden. Apropos Emma - sie ist ein Grundschulkind, also höchstens zehn Jahre alt. Da scheint es mir doch ein wenig unangebracht, sie solange allein zu lassen, ihr den Haushalt sowie die Fütterung der Tiere zu überlassen. Natürlich ist es im Dorf, wo jeder jeden kennt, wo man sich kennt leichter, aber trotzdem ...

Die Charaktere sind (bis auf die Täter) sympathisch, besonders Emma und die drei Esel Sergio, Matteo und Silvio. Mir gefällt die zunächst hantig wirkende Vice-Questora Aurora Mair sehr gut. Ich habe schmunzeln müssen, wie sie zu ihrem Job in Florenz gekommen ist. Ja, solche Männer gibt es nach wie vor, aber die sprichwörtlich schlagkräftigen Frauen werden mehr.

Fazit:

Ein netter Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die unter dem Namen „Bella-Italia“ Lust auf die Toskana macht, aber noch ein wenig Luft nach oben hat. Gerne gebe ich hier drei Sterne und warte auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 17.07.2022
Kern, Doris

Freche Früchtchen


ausgezeichnet

Autorin Doris Kern zeigt uns in diesem Buch aus dem Anton Pustet Verlag, was aus folgenden Früchten alles gemacht werden kann.

Apfel
Birne
Brombeere
Erdbeere
Hagebutte
Heidelbeere
Himbeere
Kirsche
Marille
Ribisel
Weintraube
Zwetschke
Zitrusfrüchte
Exoten

Zu allererst können Apfel, Birne & Co natürlich pur verspeist werden. Doch Früchte sind nicht nur zum Nachen da! In einigen steckt noch mehr. Ein paar Beispiele gefällig?

So lässt sich aus den Nüsschen (vielfach als Kerne) der Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren eine Peelingmaske herstellen (Grundrezept S. 92). Andere werden zu Dekoration genützt (Hagebuttenteelichter S. 112, oder Teelichter aus Marillenkernen S. 172). Das Kissen mit Kirschkernfüllung (S. 154) ist längst bekannt.

Zusätzlich können einige Früchte für die Schönheit benutzt werden. Die meisten Rezepte dienen jedoch zum Herstellen von Limonade und Süßspeisen.

Entdecke selbst, was in den frechen Früchtchen so alles steckt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch, das durch schöne Fotos besticht, 5 Sterne.

Bewertung vom 10.07.2022
Spielberg, Petra

Tödlicher Taunus


gut

„Der Zirkus ist da!“ Dieser Ruf, der vor einigen Jahrzehnten noch für glitzernde Kinderaugen gesorgt hat, regt nun hauptsächlich Tierschützer auf: Ein Zirkus, in dem Wildtiere ihre Kunststücke zeigen müssen.

In Bad Schwallbach ist der Wanderzirkus Carina zu Gast, dessen tierische Attraktion die Elefantenkuh Leila ist. Leila ist aus ihrem Gehege entkommen und hat einen Jogger getötet. Sofort treten militante Tierschützer auf den Plan und prangern die Missstände in diesem Zirkus an. Auch Landestierschutzbeauftragte Hella Ohlsen ist vor Ort und kann die schlechten Haltungsbedingungen, die gegen einige Gesetze verstoßen, nur bestätigen. Doch anders als die Tierschützer setzt sie auf Überzeugungsarbeit, was weder bei den Zirkusleuten naturgemäß noch bei den Demonstranten gut ankommt. Im Gegenteil, Hella wird von beiden Seiten bedroht.

Als dann bei einem Brandanschlag der Bruder des Elefantentrainers ums Leben kommt, eskaliert die Sache endgültig.

Gemeinsam mit der Kripo und der Journalistin Friederike Roth beginnt Hella Bruchstück für Bruchstück zusammenzutragen.

Meine Meinung:

Autorin Petra Spielberg packt in diesem Krimi ein heißes Eisen an: die nicht artgerechte Tierhaltung in Zirkussen sowie das Wegschauen von Amtstierärzten, wenn es um die eigene Bequemlichkeit oder Reputation geht. Auch so mancher Politiker kommt hier nicht sehr liebenswert herüber. Immer wieder auf eigene Vorteil bedacht, stehen doch bald wieder Wahlen vor der Tür. Da geht so mancher schon mal sprichwörtlich über Leichen.

Doch auch Hella Ohlsen ist nicht ganz fehlerlos, lässt sie doch ihren eigenen Hund Jagger, wenn auch bei geöffnetem Fenster allein, im Auto zurück, um ihren Schnüffeleien nachzugehen. Nun gut, wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein.

Der Kriminalbeamte Bernd Lohmann wirkt sympathisch und souverän. Er lässt Hinweise sowohl von Friederike als auch von Hella zu.

Geschickt wird Landschaft des Taunus in die Handlung einbezogen und so dürfen auch die „grüne Soße“, das hessische Nationalgericht genießen.

Die eigentlich Krimihandlung tritt in den Hintergrund. Den Ermittlungen, also der klassischen Polizeiarbeit, wird nur wenig Platz eingeräumt.

Fazit:

Die Idee, sich mit dem Tierschutz, dem laschen Vorgehen der Behörden und den Tierschützern zu beschäftigen, hat mir recht gut gefallen. Die Umsetzung ist meiner Ansicht nach nicht ganz optimal gelungen. Daher gibt es nur 3 Sterne.