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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2020
Grießer, Anne

Die Madonnenlandbahn


sehr gut

Anne Grießer setzt der Madonnenlandbahn ein kleines Denkmal, in dem sie mit ihrem Buch „Die Madonnenlandbahn – Durch den Odenwald zum Main“ dem Leser eine nostalgische Zeitreise per Bahn ermöglicht und so ein Stück Bahngeschichte lebendig werden lässt.

Sind zu Beginn noch Unstimmigkeiten bezüglich der Zuständigkeiten, einzuholenden Genehmigungen und Finanzierung an der Tagesordnung, wird schon bald klar, dass es ohne diese Bahnstrecke nicht mehr geht und der technische Fortschritt hält Einzug. Zwar wird gerne und oft diskutiert und sich die Köpfe heißgeredet, welche Streckenführung denn jetzt die einzig Richtige ist, doch eben genau diese Querelen machen das Buch so interessant es menschelt eben auch in der guten alten Zeit und schon damals wollte jeder ein Stück vom Kuchen.

Unterteilt in die Kapitel Baugeschichte, Aufschwung und Flauten, Züge und Signale, Die Westfrankenbahn, Unterwegs und Eisenbahnmuseen lässt Grießer hier die Eisenbahngeschichte dieser Teilstrecke Revue passieren und den Leser eintauchen in ein Stück Vergangenheit. Egal ob NS-Vergangenheit, Streckenstilllegungspläne oder die Bahn im Wandel der Jahrzehnte – die Autorin beleuchtet intensiv alle Geschehnisse, belegt diese mit vielen Fotos und Originaldokumenten aus der jeweiligen Zeit und vermittelt das Gefühl, immer mittendrin zu sein.

Die Chronik zum Abschluss des Buches bietet noch einmal in geraffter Form Zahlen, Daten und Fakten und rundet so das Ganze perfekt ab.

Eine kurzweilige nostalgische Zeitreise – nicht nur für Eisenbahnliebhaber

Bewertung vom 24.08.2020
Flügel, Agnes Johanna

One-Way-Ticket nach Lissabon


sehr gut

Agnes Johanna Flügel steht am Scheideweg ihres Lebens und stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Was hält sie noch in ihrer vertrauten Umgebung, als erst der Vater verstirbt und dann ihre Ehe zerbricht ....richtig, nichts.

Agnes Johanna Flügel packt die Koffer, reist nach Lissabon, der Stadt ihrer Sehnsüchte und wagt mit 50 den ersten richtigen Schritt in ein unabhängiges, selbst bestimmtes Leben. Das dabei nicht immer alles glatt geht und sich ihre Vorstellungen nicht mit dem "echten" Leben vereinbaren lassen, muss sie manchmal allzu deutlich spüren und nimmt herbe Rückschläge in Kauf.

Von Selbstzweifeln und Selbstmitleid geplagt, rutscht sie in eine Schaffenskrise ab und zieht sich selbst wieder am Schopf aus diesem ewigen Kreislauf des Tieferfallens in ein schwarzes Loch. Doch in den warme Strahlen der portugiesischen Sonne merkt sie, dass sie es schaffen kann - allein, ohne jegliche 'Unterstützung und der sich einstellende Erfolg gibt ihr Recht.

Das Buch ist, wie die Autorin selbst, sehr geradlinig und sehr ehrlich. Die Schreibende beschönigt nichts, redet nicht um den heißen Brei und gibt so einen tiefen Einblick in ihr Seelen- & Gefühlsleben für den Leser frei. Sie schildert ihren Weg von ganz unten zurück ins Licht des Lebens und regt so ihre Leser zum Nachdenken der eigenen (Lebens-)Situation an.

Manchmal ist es mir ein wenig zu emotionslos und trocken geschildert, aber es zeigt mir auch, dass sich die Schreibende nicht verbiegen lässt und sich immer selbst treu bleibt.

Ein Buch über den Mut, neue Wege zu gehen, auch wenn es manchmal ausweglos und nicht schaffbar erscheint- man muss nur den ersten Schritt wagen.

Bewertung vom 23.08.2020
Atkinson, Kate

Deckname Flamingo


weniger gut

Alles hat sie sich vorstellen können, aber dass sie, Julia Armstrong, ausgerechnet einmal in die Welt der Spionage eintaucht, das grenzt doch schier ans das Unmögliche. Doch sie befindet sich mittendrin im Dschungel aus Heimlichkeiten und brisanten Fällen, langweiligen Gesprächsprotokollen und aufregenden Entdeckungen. Als die Vergangenheit sie mit großen Schritten einzuholen droht, muss Julia einsehen, dass jeder noch so kleine Schritt einen großen Stein ins Rollen bringen kann....



London, Geheimdienst, Nachkriegszeit - das sind die Schlagworte, die bei mir sofort Faszination und Neugier hervorrufen und mich mit Feuereifer in das Abenteuer stürzen lassen. Aber der Funke springt einfach nicht über und ich werde nicht warm mit dem Buch und seinen Darstellern.

Das Verwirrspiel um die Figuren und ihrer Zugehörigkeit zu den einzelnen Institutionen ist zwar raffiniert angelegt, aber die Ironie, mit der Kate Atkinson hier ihre Handlung schildert, ist jetzt nicht so ganz mein Ding. Für diese Art von Humor bin ich nicht geschaffen und so verliert das Buch ganz schnell seinen Reiz für mich. Ich vermisse die actionreiche Spannung, die Nervenkitzel und haarsträubende Momente hervorruft, aber diese ist für mich nicht ansatzweise zu finden oder gar in den Seiten zu spüren. Dafür springt immer wieder der ganz spezielle britische Humor aus den Zeilen und der ist bekanntlich tiefschwarz.

So verliert dieser Roman immer mehr seinen Reiz für mich, weil ich einfach nicht in die Handlung hineinfinde- viele Szenen gleichen einem Gesprächsprotokoll und laufen emotionslos und wenig mitreißend ab, einige wenige Ereignisse sind für mich interessant.

Ich hatte mir eine actionreiche und spannungsgeladene Lektüre erhofft, eine Art "James Bond" im London der Nachkriegszeit. "Deckname Flamingo" scheint mit aber eher eine satirische Darstellung dieses Genres zu sein und kann mich daher nicht begeistern.

Sicherlich wird dieses Buch seine Liebhaber finden, aber ich bleibe leider enttäuscht zurück :-(

Bewertung vom 23.08.2020
Peter, Isolde

Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1


weniger gut

München ist um einen Straßenmusiker ärmer, dafür aber um einen Toten reicher. Daisy Dollinger, eigentlich Sekretärin bei der Münchener Staatsanwaltschaft und Quetschkommodenspielerin mit Herz, soll in die laufenden Ermittlungen mit einsteigen und so den Typen auf der Straße mal auf den Zahn fühlen und sich umhören, was da so Sache ist. Also, nichts wie rein ins Dirndl, Dackel Wastl an die Leine und ab aufs Pflaster...



Als weibliches Pendant zum Eberhofer Franz angekündigt, sind die Erwartungen natürlich extrem hoch gesteckt und die fallen schon nach weinigen Seiten in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

Zwar steckt hier unglaublich viel Lokalkolorit und Humor in den Seiten, aber das geht eindeutig zu Lasten der Spannung. Ich mag originelle und spinnerte Charaktere, denn sie sind wie das Salz in der Suppe. Hier hat Isolde Peter wirklich alles aufgeboten, was es an schrägen Typen zu finden gibt und hat ihnen die entsprechen pfiffigen und witzigen Dialoge auf den Leib geschneidert.

Der Kriminalfall an und für sich bleibt eher eine Rahmenhandlung, die viel an Spannung, Aufregung und Nervenkitzel vermissen lässt. Irgendwie wird die Ermittlungsarbeit verdrängt, weil andere Dinge plötzlich wichtiger sind . Auch suche ich vergeblich die kleinen Puzzlestücke und Hinweise, die im Verlauf des Buches zum Lösen des Falles beitragen und so zu eigener Ermittlungsarbeit anreizen. Die Handlung schlängelt sich eher seicht durch die Seiten und hat wenig von einem komplexen, nervenaufreibenden Kriminalfall. Unvorhergesehene Wendungen, geschicktes Taktieren oder clevere Lösungsansätze sind leider Fehlanzeige. Auch spielt Dackel Wastl keine große Rolle--- mal hier ein Beinchen heben, mal da eine Duftmarke hinterlassen - fertig.

Alles in allem hatte ich mir da doch viel mehr erhofft und bleibe enttäuscht zurück

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2020
Kramer, Gerd

Endstation Seeschleuse


ausgezeichnet

Der neue Fall von Flottmann und Hilgersen hat es wirklich in sich, denn sie müssen sich mit Nahtoderfahrungen auseinandersetzen. Sie schleusen einen V-Mann ein und was dieser zu berichten hat, ist nicht ohne. Als der hochbegabte Musiker Leon Gerber ebenfalls Opfer des Entführer wird, wird es langsam brenzlig, denn der Täter arbeitet eine akribisch geführte Liste ab....



Bisher habe ich noch kein Buch aus dieser krimi-Reihe von Gerd Kramer gelesen, aber das wird sich nach "Endstation Seeschleuse" definitiv ändern, denn hier hat der Autor einen Krimi der Extraklasse geschrieben, der neugierig auf die Vorgänger macht.

Man kann, auch als Serien-Neuling, dieses Buch ohne Probleme lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist und somit keine Vorkenntnisse notwendig sind.

Die Handlung überzeugt von der ersten Seite an mit Nervenkitzel pur, selbst bei dieser brütenden Hitze läuft einem die Gänsehaut über den Rücken und die Nackenhaare stellen sich auf. Der Täter geht mit einer Akribie vor, die seinesgleichen sucht. Seine Liste der Opfer liest sich wie ein Bestellformular und er erfüllt sich mit seinen Forschungen einen langgehegten Wunsch. Seine Versuchsreihe lässt an die Taten eines gewissen Josef M. erinnern, der mit seinen "Forschungen" vor mehr als 70 Jahren auch unschuldige Opfer für seine Zwecke missbraucht hat.

Es gibt unendlich viele Details, die es zu beachten gilt, denn der Schreibende weiß geschickt mehrere falsche Fährten zu legen und somit den Leser auf den Holzweg zu führen. Das kurbelt natürlich das Kopfkino enorm an und man grübelt, schiebt kleine Puzzlestückchen mal hier hin und mal da hin, verwirft die eigenen Ermittlungsergebnisse und hält den Atem an, wenn es zum großen Showdown kommt.

Was mit besonders gut gefällt ist der knochentrockene Humor der hier immer wieder mal zwischen den Zeilen aufblitzt und so für Grinsebäckchen und Verschnaufpausen sorgt.

Die Figuren sind allererste Sahne und dürfen hier ihre ganze Bandbreite an Charakterzügen ausleben .Von zart besaitet über wissensdurstig, von standhaft über gewissenlos bis hin zu außergewöhnlich begabt ist alles dabei, was das Leserherz begehrt. Kater Bogomil spielt eine nicht ganz unbedeutende Rolle und er sorgt so dafür, dass er im Ansehen seines Herrchens und des Lesers steigt.

Ein Regio-Krimi, der sich deutlichen aus der breiten Masse der Küstenkrimis abhebt und eine absolute Leseempfehlung verdient !

Bewertung vom 07.08.2020
Härtl, Wolf-Ingo

(K)ein Mann, der's wert ist


sehr gut

Gundel beschließt, dass das Leben mit 50+ nicht ausgeträumt ist, sondern dass sie jetzt noch einmal die Gelegenheit hat, so richtig durchzustarten. Frisch geschieden und mit viel Elan gründet sie ein Reiseunternehmen für Senioren. Der erste Trip führt die bunte Truppe in den Regenwald und die Reise startet mit Turbulenzen im wahrsten Sinne des Wortes. Das Flugzeug, welches sie eigentlich zur Lodge bringen sollte, steckt kopfüber auf einer Sandbank fest und von da an läuft nichts mehr, wie in den Reiseunterlagen eigentlich akribisch vorgeplant...



"(K)ein Mann der's wert ist" verzaubert mit einem bildgewaltigen Schreibstil und faszinierenden Einfällen, die Wolf-Ingo Härtl für seine Leser zum Leben erweckt. Alle erdenkliche Farbschattierungen von Grün lässt er auf der Bildfläche erscheinen, wenn die Reisegruppe durch den Dschungel streift. Dazu das schwülwarme Klima des Regenwaldes, die die ungewöhnliche Flora und Faune begünstigen und eine Geschichte, die es wirklich in sich hat. Im ersten Drittel jagt wirklich eine Pointe die nächste, die Gags sind brüllend komisch und sorgen so für ordentlich Schmunzler und Grinsebäckchen. Die Geschichte kommt so richtig in Fahrt und findet einen dramatischen Höhepunkt. Ab da flacht leider alles ab und man findet eine Episode mit einem gewissen Farzan, der aufgrund seines Sprachfehlers für manch Ungereimtheit sorgt. Diese Szenen hätte ich wirklich nicht gebraucht, tragen sie doch wenig zum Verlauf der Ereignisse bei.

Die illustre Rentnertruppe bietet unglaublich viele facettenreiche Charaktere, die erst noch krampfhaft versuchen, ihre selbst auferlegten Masken aufrecht zu halten. Doch je mehr Tage im Dschungel verstreichen, desto mehr zeigt jeder sein wahres Gesicht und der Schreibende lässt den Leser hinter die Fassade blicken. Die Erlebnisse, die jeden einzelnen zu dem haben werden lassen, der er jetzt ist, sind interessant und abwechslungsreich geschildert.

Schmetterlinge nicht nur im Bauch, sondern ach bei Schmeddock, flattern bunt und schillernd durch die Seiten und verliehen dem Buch ein wenig Leichtigkeit.

Der Roman ist ein üppiger Genre-Mix und vereint die Sparten Romanze, Abenteuer, Mystik und Krimi mit schlagfertigen Dialogen und skurrilen Momenten. Manchmal wirken die Kapitel aber etwas übervoll und können den vielen guten Ideen, die der Autor im Roman unterbringen möchte, nicht ganz gerecht werden. Weniger wäre hier mehr gewesen, weshalb ich gute 3,5 Sterne vergebe.

Bewertung vom 04.08.2020
Brunner, Ulrich

Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!


ausgezeichnet

Ganz zu Beginn muss ich gestehen, dass ich vor dem Lesen des Buches mit dem Namen Bruno Kreisky nichts anfangen bzw. ihn und seinen Stellenwert nicht einordnen konnte. Aber schon nach wenigen Seiten hat es Ulrich Brunner geschafft in mir den Wunsch zu wecken, dass ich liebend gerne diesem außergewöhnlichen Menschen und Politiker begegnet wäre, um ihn persönlich kennenzulernen.

Mit viel Augenzwinkern, aber auch mit jähzornigen Ausbrüchen sind die Episoden und Erinnerungen des Journalisten gespickt, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, dass er Bruno Kreisky besser kennt, als seine eigene Westentasche. So entsteht ein ganz persönliches, ja fast schon intimes, Portrait von dem Mann, der Österreichs Politik prägte wie kein anderer und ihr so den ganz eigenen Kreisky-Stempel aufdrückte.

Sein politischer Weg ist mit Reformen und neuen Denk- & Sichtweisen durchzogen, aber manchmal steht sich Kreisky selbst im Weg, da er seinen Egoismus nicht zügeln kann. Diese ausgeprägte negative Eigenschaft lässt Brunner hier voll zum Zug kommen und er scheut nicht davor, diesen Charakterzug beim Namen zu nennen. Trotz, oder gerade deswegen, war Kreisky ein Verfechter der Sozialdemokratie und hielt ihre Werte immer aufrecht.

Zum Glück muss er nicht mehr miterleben, wie diese Werte immer mehr in Vergessenheit geraten und die Parteien andere Ideale verfolgen.

Ich hätte Bruno Kreisky gerne kennengelernt, sei es auch nur, dass er mich zum Teufel gejagt hätte :-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2020
Wood, Dany R.

Nur Rudi tanzte schräger / Familie Jupp Backes ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Das hat Jupp gerade noch in der Sammlung an unliebsamen Tätigkeiten gefehlt - Inge schleift ihn mit zum Tangokurs. Doch was sich nach heißblütigen Rhythmen, Leidenschaft und Erotik anhört, entpuppt sich als Katastrophe, denn nach Streit, Lügen und diverse Blutergüsse später ist der Tanzlehrer tot. Angeblich bei einem Treppensturz ums Leben gekommen. Für Jupp steht fest, dass Julio, der so viel Feingefühl in den Füßen hat, niemals im Leben so schusslig sein kann und die Treppe herunter stürzt. Da hat doch jemand nachgeholfen. Während Jupp kräftig die Denkerstirn in Falten legt, um den Täter ausfindig zu machen, schwebt Oma Käthe im Dancinghimmel...

Licht aus ! Spot an! und ab aufs Parkett....Dany R. Wood lässt mit seinem dritten Band um Familie Backes die Discokugel glitzern, legt heiße und eingängige Rhythmen auf und verführt nicht nur Backes und Co zu wippenden Füßen. Auch der Leser hat bei Evergreens wie "Dancing Queen", Staying alive" oder "Lambada" schnell Lust, sich auf dem Tanzparkett zu vergnügen und der bunten Truppe beim Schwofen zuzusehen.

Der Fall um den Tod des Tanzlehrers ist wie immer mit viel Augenzwinkern, schrägen Einfällen und irrwitzigen Dialogen angelegt und es bleibt kein Augen trocken, wenn Oma Käthe als Technikfreak von Tinder, Facebook und Digital Detox spricht. Zwischen brüllend komischen Szenen kommt die Ermittlungsarbeit aber nicht zu kurz und der Schreibende hat genügend falsche Fährten gelegt, damit der Leser immer wieder auf den Holzweg gerät. Da wird hier eine Verdächtigung fallen gelassen, da ein kleiner Hinweis gegeben und bis zur überraschenden Auflösung am Schluss tappt man im Dunkeln.

Hirschweile und seine Bewohner bieten auch im dritten Band wieder alles, was das Herz begehrt - Presley-Günther übt den Moonwalk, Oma Käthe ist im Tanzfieber, Neid und Eifersucht, Geldgier und Klatsch bieten hier genügen Stoff, den es zu verarbeiten gilt und daraus strickt der Autor eine Krimikomödie, die mit Spannung und Lachmuskelkater perfekt kombiniert ist. Krönender Abschluss ist der Tanzwettbewerb, bei dem Oma Käthe so richtig die Rampensau rauslässt :-)

Ich freue mich auf viele weitere Fälle des saarländischen Ermittler-Trios, denn nichts geht über Jupp, Inge und Käthe !

Absolute Leseempfehlung !

Bewertung vom 02.08.2020
Gerling, V. S.

Tag X


ausgezeichnet

Normalerweise sagt ein Sprichwort: Alles Gute kommt von oben, aber genau dies trifft im Fall eine Flugzeugabsturzes nicht zu. Nicolas Eichborn findet heraus, dass hier Drahtzieher am Werk sind, die Einfluss in die allerhöchsten Kreise und dem Militär haben. Doch das ist längst nicht alles - eine mysteriöse Anhäufung von Gewalttaten und Todesfällen lässt die Leichen wie Regen vom Himmel fallen und stürzt die Bundesrepublik in einen Strudel aus Gewalt und Machtgerangel. Dabei steht nichts Geringeres auf dem Spiel wie die Demokratie des Landes. Eichborn ist gezwungen, sich auf eine Hetzjagd auf Leben und Tod einzulassen....



Wahnsinn ! Brillant ! Einzigartig ! Genial !

"Tag X" ist für mich der beste Politthriller , nicht nur im Lesejahr 2020, sondern auch der beste Thriller, den ich seit Langem in den Händen halten und lesen durfte.

V.S Gerling schmiedet eine Intrige aus Geldgier, Geltungsbedürfnis und Korruption in den allerhöchsten politischen Kreisen und fesselt den Leser mit atemloser Spannung an die Seiten. Der Nervenkitzel springt quasi aus aus dem Papier auf den Lesenden über und lässt ihn in fiebriger Neugier die Kapitel regelrecht inhalieren, denn der Plot ist wie ein Sog, der einen immer tiefer in die dunklen Machenschaften mit hineinzieht.

Die Figuren sind facettenreich angelegt, wirken auf den ersten Blick oft harmlos und vertrauenserweckend, aber bei näherem Hinsehen haben sie es faustdick hinter den Ohren. Je mehr (politischer) Einfluss und Geld für die Einzelnen auf dem Spiel steht, desto schwärzer ist der Abgrund ihrer Seele. Sie machen vor nichts und niemand Halt, gehen über Leichen und schalten auch unschuldige Bürger aus, die als Kollateralschäden einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind.

Eichborn und seine Kollegen werden von einer dramatischen Wendung zur nächsten gejagt, tappen lange Zeit im Dunklen, aber nach und nach fügen sich auch die kleinsten Puzzleteile zu einem brutalen, von Gewalt und abgebrühter Kalkulation geprägten Gesamtbild zusammen, dessen weit verzweigte Arme des personifizierten Bösen weit über die Grenzen der BRD hinausreichen.

Es beginnt eine atemberaubende Jagd nach den Drahtziehern rund um den Globus, die Achterbahnfahrt der Gefühle reicht von (Todes-)Angst und Panik über Entsetzen und Sorge bis hin zu Hoffnung und Freude, das alles vorüber ist. Der Puls schnellt beim Lesen unweigerlich in die Höhe, das Herz rast und hämmert gegen den Brustkorb, weil man unerbittlich und schonungslos in die morbide Gedankenwelt von Gerlings Täter mit einbezogen wird. Was wie zufällig aussieht, ist in Wahrheit ein perfider Plan, der die unaufhaltsame Katastrophe ins Rollen bringt und nichts scheint sie aufzuhalten.

Man kann einfach nicht anders, als dieses Buch in einem Rutsch zu lesen, denn die ungeheure Spannung lässt einen nicht mehr aus ihren Klauen und man kann sich den geschickt dramaturgisch gesetzten Glanzpunkten einfach nicht entziehen.

Für mich ist dies Thrill der Extraklasse- Chapeau !

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.