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KimVi
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Niedersachsen
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Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2019
Meyer, Stephan Martin;Klotz, Andreas

Mondberge


gut

Eine bunt gemischte Trekkinggruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, den Ruwenzori, ein unzugängliches Gebirge im äußersten Westen Ugandas, zu erkunden. Der Ruwenzori gilt als echte Herausforderung, doch dafür entschädigt er mit einer faszinierenden Landschaft und unvergesslichen Eindrücken. Gemeinsam mit ihrem Guide macht sich die Gruppe auf den Weg. Die Teilnehmer tragen unterschiedliche Geheimnisse im Gepäck. Nicht ahnend, dass sie bereits im Visier skrupelloser Rebellen sind. Bei der ersten Gelegenheit schlagen diese zu und bringen die Gruppe in ihre Gewalt. Schon bald wird klar, dass mehr hinter der Entführung steckt, als es zunächst den Anschein hat. Chaos und Entsetzen greifen um sich, denn das Kidnapping verläuft nicht nach Plan. Die Gruppe muss sich nicht nur gegen die Rebellen behaupten, sondern auch gegen die Geister des Ruwenzori. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt....


"Mondberge" besticht durch wunderbare Landschaftsbeschreibungen, die so intensiv geschildert sind, dass man beinahe das Gefühl hat, Teilnehmer der Trekkinggruppe zu sein. Das unzugängliche Gebirge, die Wetterbedingungen, die Landschaft und die Tierwelt wirken so lebendig, dass es leicht fällt, in diese exotische Umgebung einzutauchen. Man merkt, dass die Autoren genau wissen, was sie beschreiben und über einiges Wissen über den Ruwenzori verfügen. Ganz nebenbei lassen sie interessante Hintergrundinformationen in die Handlung einfließen.

Die Handlung besteht aus unterschiedlichen Erzählsträngen, die relativ schnell wechseln. Gerade am Anfang fällt es nicht gerade leicht, die Übersicht zu behalten. Man wirft einen schonungslosen Blick auf das brutale Vorgehen von Rebellengruppen und beobachtet entsetzt das Schicksal der Kindersoldaten. Diese Szenen sind definitiv nichts für schwache Nerven und machen klar, in welcher Gefahr die entführte Trecking-Gruppe schwebt. Denn ein Menschenleben zählt in dieser Umgebung nicht viel. Die Teilnehmer der Gruppe scheinen einige Geheimnisse im Gepäck zu haben. Obwohl sie recht ausführlich vorgestellt werden, bleiben die Charaktere allerdings etwas blass. Sie wirken nicht greifbar und man kann sich nur bedingt in sie hineinversetzen. Das sorgt dafür, dass man die Handlung eher distanziert verfolgt.

Im weiteren Verlauf des Geschehens nimmt der Geisterglaube einen zunehmenden Teil der Erzählung ein. Die Grenzen zwischen Realität, Einbildung und afrikanischer Spiritualität sind fließend und nicht immer richtig einzuordnen. Dies nimmt der bis dahin durchaus interessanten und spannenden Handlung etwas von der Glaubwürdigkeit. Unverhoffte Wendungen, die nicht immer nachvollziehbar sind, und ein recht konstruiert wirkendes Ende sorgen dafür, dass dieser Thriller auf meiner persönlichen Wertungsskala leider "nur" drei von fünf Sternen bekommt.

Bewertung vom 22.10.2019
Jordan, Sophie

Flammende Träne / Firelight Bd.2


sehr gut

Um Will das Leben zu retten, hat Jacinda vor den Augen von Jägern ihre Draki-Gestalt angenommen. Damit hat sie gegen eines der obersten Gebote des Rudels verstoßen. Bei ihrer Rückkehr in die Gemeinschaft wird sie deshalb nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Sie muss lernen nach den Regeln des Rudels zu leben und sich unterzuordnen. Schweren Herzens versucht sie ihrer Pflicht dem Rudel gegenüber nachzukommen. Doch sie kann ihre große Liebe Will einfach nicht vergessen und muss deshalb eine schwere Entscheidung treffen...

Dieser Band ist der zweite Teil der Firelight-Trilogie. Die Handlung knüpft nahtlos an den fiesen Cliffhanger des Auftaktbandes an. Ohne großes Vorgeplänkel befindet man sich also gleich wieder mitten im Geschehen und schlüpft in die Haut von Jacinda. Denn auch dieser Teil wird in der Ich-Perspektive, aus ihrer Sicht, erzählt. Der erneute Einstieg gelingt problemlos, da man durch die gewählte Erzählperspektive an Jacindas Gedanken und Gefühlen teilhaben kann und durch eingestreute Hinweise gleich wieder auf dem Laufenden ist. Durch den detaillierten, aber zu keiner Zeit zu ausführlich wirkenden Schreibstil der Autorin, kann man sich die Protagonisten und die Handlungsorte lebhaft vorstellen und wird so Teil der Geschichte.

In diesem Band lernt man eine ganz andere Jacinda kennen. Man merkt, dass sie in einem regelrechten Gefühlschaos steckt und dieses nur schwer ordnen kann. Sie ist hin- und hergerissen und es ist nicht leicht für sie, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das betrifft nicht nur ihre Gefühle für Will, sondern auch ihren Rang im Rudel und eine überraschende Wendung innerhalb der eigenen Familie. Diese innerliche Zerrissenheit beschreibt die Autorin sehr glaubhaft, sodass man sie gut nachvollziehen kann.

Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse. Es kommt zu überraschenden Wendungen, die neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung machen. Man stellt einige Vermutungen an, denn viele Fragen bleiben offen. Es bleibt zu hoffen, dass diese im Finalband der Trilogie beantwortet werden.

Mir hat auch dieser Band wieder sehr gut gefallen, obwohl ich die entscheidungsfreudige Jacinda aus dem ersten Teil etwas vermisse. Gerne hätte ich auch mehr von der fantastischen Draki-Welt erfahren. Dennoch bin ich gespannt auf das große Finale und die Entscheidung, die Jacinda dort treffen muss.

Bewertung vom 21.10.2019
Burton, Mary

Niemand hört dich schreien (eBook, ePUB)


sehr gut

An einem Fluss wird eine Frauenleiche gefunden. Sie trägt eine goldene Kette und einen Anhänger mit dem Namen "Ruth". Bei seinen Ermittlungen stellt Detective Jakob Warwick allerdings fest, dass das nicht der richtige Name des Opfers ist. Es gibt keinen Hinweis auf den Täter und die Hintergründe der Ermordung, sodass die Ermittlungen ins Leere verlaufen. Als eine weitere Leiche auftaucht, bemerkt der Detective, dass diese dem ersten Opfer ähnelt. Außerdem erinnern ihn die Gesichtszüge der Ermordeten an die TV-Reporterin Kendall Shaw. Die wirkt dadurch jedoch nicht beunruhigt, sondern lässt es sich nicht nehmen, selbst über die Mordserie zu berichten. Ein geheimnisvoller Unbekannter versorgt sie mit Insider-Informationen. Bei ihren Recherchen stößt Kendall auf ein Geheimnis in ihrer eigenen Vergangenheit, das sie direkt ins Beuteschema des Killers passen lässt...

Nach "Mein Wille sei dein Wille" ist "Niemand hört dich schreien" der zweite Band von Mary Burtons Thriller-Reihe. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man dem zweiten Band sicher folgen, ohne den ersten zu kennen. Da es allerdings in der Fortsetzung einige Rückblicke auf die Ereignisse des Auftaktbandes gibt, sollte man die Serie in der richtigen Reihenfolge lesen, denn sonst verdirbt man sich die Spannung des ersten Teils.

Das Buch ist in einen Prolog, einzelne Kapitel, die mit dem Datum und der Uhrzeit der Handlung gekennzeichnet sind, und einen Epilog unterteilt. Die Autorin verwendet verschiedene Handlungsstränge. Dabei kann man den Ermittlungen und den interessanten Nebenhandlungen mühelos folgen. Da man gelegentlich auch dem Täter über die Schulter schauen kann, ohne dabei aber seine Identität zu kennen, bekommt man einen recht umfassenden Überblick über die Handlung. Außerdem wird durch die unterschiedlichen Blickwinkel durchgehende Spannung erzeugt. Der Autorin gelingt es problemlos falsche Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Durch überraschende Wendungen muss man die eigenen Ermittlungen dann aber häufig überdenken und bei der Täter- und Motivsuche neu ansetzen.

Die eingeflochtene Liebesgeschichte erinnert etwas an die Lady-Thriller von Karen Rose. Man ist sich in diesem Band durchaus der Anziehungskraft zwischen dem Detective und der TV-Reporterin bewusst , doch die Romanze drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern lässt den spannenden Ermittlungen genug Raum. Allzu romantische Verwicklungen braucht man deshalb nicht zu befürchten. Es gibt außerdem ein Wiedersehen mit dem Pärchen aus dem ersten Teil. Dadurch bekommt man einen kurzen Einblick in den weiteren Verlauf der Beziehung der beiden und hat so das Gefühl, gute Bekannte zu beobachten.

Insgesamt gesehen konnte mich auch der zweite Teil der Reihe wieder durch sympathische Protagonisten, eine durchgehend spannende Handlung und überraschende Wendungen überzeugen.

Bewertung vom 21.10.2019
Herrmann, Elisabeth

Schattengrund


sehr gut

Die siebzehnjährige Nico ist ganz aufgeregt, da ihre Tante Kiana ihr etwas vererbt hat. Sie malt sich schon aus, was sie mit dem Erbe alles machen kann, denn in Nicos Familie ist das Geld meist knapp. Die Testamentseröffnung entpuppt sich allerdings als maßlose Enttäuschung, denn Geld hat ihr die Tante nicht vererbt, sondern einen Besen, eine halbe Postkarte und einen Stein. Mit diesen drei Dingen soll sie Rätsel lösen, die sie dann zur Erbin von Schattengrund, dem Haus der Tante, machen. Da Nico noch nicht volljährig ist, schlagen die Eltern die Erbschaft aus. Doch Nico lässt der Gedanke an Schattengrund keine Ruhe. Heimlich macht sie sich auf den Weg in den Harz, um wenigstens einen Blick auf das Haus zu werfen. Sie ahnt nicht, dass sie damit lange verdrängte Erinnerungen heraufbeschwört, die sie in große Gefahr bringen...

Der Einstieg in diesen Jugend-Thriller gelingt mühelos, denn Elisabeth Herrmanns Hauptprotagonistin Nico wirkt von Anfang an sehr sympathisch. Die Ungerechtigkeit, dass die Eltern das Erbe ausschlagen, ohne darüber mit Nico zu diskutieren, sorgt dafür, dass man sich gut in sie hineinversetzen und regelrecht mit ihr mitfiebern kann. Die Atmosphäre in dem verschneiten Ort im Harz, in dem das Haus Schattengrund steht, ist düster und unheimlich. Nico wird dort nicht mit offenen Armen empfangen, sondern misstrauisch beobachtet und zuweilen schlägt ihr sogar blanker Hass entgegen. Somit ist das Interesse an der Handlung sofort geweckt und man verfolgt gespannt das Geschehen. Der flüssige und angenehm lesbare Schreibstil sorgt außerdem dafür, dass man förmlich über die Seiten fliegt.

Leider kann die aufgebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden. Durch eingeflochtene Sagen des Harzes und Nicos wiederkehrende Kindheitserinnerungen, bleibt die Handlung zwar abwechslungsreich und interessant, doch manchmal hat man das Gefühl, dass man auf der Stelle tritt und dass es nur schleppend vorangeht. Durch unheimliche Ereignisse und unverhoffte Wendungen steigt die Spannungskurve allerdings wieder an. Im Verlauf der Handlung wird klar, dass Nico einem lange gehütetem Verbrechen auf der Spur ist und dadurch in Gefahr gerät. Obwohl der Kreis der Verdächtigen recht schnell feststeht, kann man sich bis zum Schluss nicht sicher sein, wer tatsächlich dafür verantwortlich ist. Denn Elisabeth Herrmann legt einige Fährten aus, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Der finale Showdown hält deshalb einige Überraschungen bereit.

Die in die Erzählung eingebettete Romanze, zwischen Nico und einem etwa zwei Jahre älteren Jungen, wirkt recht glaubhaft und drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund der Handlung. Die Jugendlichen handeln zwar manchmal etwas sprunghaft und naiv, doch es handelt sich ja um einen Thriller aus dem Jugendbuchbereich, sodass man darüber hinwegsehen kann.

Obwohl ich das Jugendbuchalter bereits etwas überschreite, habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. "Schattengrund" konnte mich durch eine unheimliche und düstere Atmosphäre und einige unverhoffte Wendungen überzeugen. Ich vergebe deshalb vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da das Buch, meiner Meinung nach, auch einige Stellen hat, in denen man das Gefühl hat, dass es nicht recht vorangeht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2019
Weise, Kathleen

Blutrote Lilien (eBook, ePUB)


sehr gut

Die fünfzehnjährige Charlotte de Montmorency kommt aus einer angesehenen Familie und soll nun am Königshof debütieren. Im Louvre sieht sie endlich ihren Vater und ihren Bruder Henri wieder. Charlotte ist mit dem weitaus älteren Marquis de Bassompierre verlobt, der ebenfalls am Königshof lebt. Das Wiedersehen zwischen den künftigen Eheleuten verläuft allerdings ganz anders als geplant, denn Charlotte erwischt den Marquis in flagranti mit einer anderen Frau. Auf Reue und eine Entschuldigung hofft sie jedoch vergeblich, denn der Marquis ist sich keiner Schuld bewusst. Der Hofstaat verfolgt amüsiert seine Eskapaden und Charlotte wird zum Mittelpunkt des Hoftratsches. Sie fühlt sich in ihrer Ehre gekränkt und zeigt dem untreuen Verlobten die kalte Schulter. Das Leben bei Hofe erweist sich also längst nicht so glamourös wie erhofft. Auch Charlottes Bruder Henri ist nicht mehr so, wie er vorher war. Das Leben im Louvre hat ihn nicht zu seinem Vorteil verändert. Er hat sich mit dubiosen Leuten eingelassen und treibt ein gefährliches Spiel. Als es Charlotte gelingt die Aufmerksamkeit des Königs zu erlangen, gerät sie in ein Netz aus Intrigen, denn je höher sie in seiner Gunst steigt, desto größer wird die Eifersucht der Königin. Bald weiß Charlotte nicht mehr wem sie trauen kann, denn überall lauern Spitzel und Gefahren.

Zum besseren Verständnis der Handlung, wird vor dem Beginn des ersten Kapitels der historische Hintergrund des Romans erläutert. Eine kurze Zusammenfassung liefert Informationen zu den französischen Religionskriegen und der damaligen politischen Lage. Die eigentliche Handlung startet im Jahre 1609 und wird in der Ich-Form, aus der Sicht der fünfzehnjährigen Charlotte de Montmorency, erzählt. Durch diese Perspektive kann man ihre Gefühle und die Eindrücke, die das neue Leben im Louvre bei ihr hinterlässt, gut nachempfinden. Charlotte wirkt sehr lebendig. Manche ihrer Gedanken und Handlungen wirken für die damalige Zeit allerdings sehr modern. Charlotte geht ihren eigenen Weg und lässt sich selten etwas vorschreiben.

Der Schreibstil ist recht einfach. Dennoch gelingt es der Autorin, den Handlungsort zum Leben zu erwecken und mit vielschichtigen Charakteren zu füllen. Es fällt leicht, sich in die Handlung hineinzuversetzen und Charlottes Erlebnissen zu folgen. Im Louvre herrschen eigene Spielregeln, die Charlotte nur schwer durchschauen kann. Als der Blick des Königs auf sie fällt, ruft das einige hochrangige Neider auf den Plan. Schon bald steht sie im Zentrum einer Intrige. Auch dieser Aspekt der Handlung wird spannend erzählt, sodass man sich nur schwer von der Handlung lösen kann. Man fiebert mit Charlotte mit und kann nicht ahnen, wem sie noch vertrauen kann.

In diesem Roman kommt aber auch die Liebe nicht zu kurz. Charlotte entdeckt, dass ihr zukünftiger Ehemann eine Affäre hat. Sie ist nicht nur enttäuscht, sondern auch schrecklich wütend. Obwohl das Leben im Hofstaat des Königspaares eher vorsieht, dass Charlotte diese Tatsache ignoriert, denkt sie nicht im Traum daran, sondern zeigt dem künftigen Gatten die kalte Schulter. Im Verlauf der Handlung stellt Charlotte fest, dass ihr Herz für einen anderen schlägt. Beim Lesen spürt man förmlich ihre zarte Liebe, die jedoch hoffnungslos erscheint. Charlottes Gefühle werden einfühlsam beschrieben, sodass dieser Teil der Erzählung nicht zu überladen oder gar kitschig wirkt.

Am Ende des Buchs findet man ein Personenregister und Anmerkungen der Autorin. Sie weist darauf hin, dass sie sich für ihre Erzählung einige Freiheiten genommen hat. Die Altersempfehlung für diesen historischen Jugendroman liegt bei 13 Jahren. Obwohl ich dieses Alter schon deutlich überschritten habe, konnte mich die Charlottes Geschichte begeistern. In diesem historischen Jugendroman geht es um Liebe, Neid, Machtgier und Intrigen. Diese gelungene Mischung, mit der wundervollen Buchgestaltung, empfehle ich deshalb gerne weiter.

Bewertung vom 19.10.2019
Kreslehner, Gabi

Das Regenmädchen


sehr gut

Jens Bohrmann befindet sich auf dem Rückweg von einem Wochenende mit seiner Geliebten. Er nutzt die A9 um zu seiner Ehefrau und den Kindern zu fahren. Plötzlich taucht vor seinem Wagen eine junge Frau auf. Bevor Bohrmann reagieren kann kommt es zum Aufprall. Die junge Frau stirbt noch an der Unfallstelle.

Die Kommissare Franza Oberwieser und Felix Herz werden an den Unfallort gerufen und mit den Ermittlungen betraut. Sie treffen dort auf den Unglücksfahrer, der mit der Situation völlig überfordert ist, da es für ihn nicht die geringste Chance gab, dem Mädchen auszuweichen. Auf einem Rastplatz in der Nähe findet die Polizei Blutspuren des Opfers. Die junge Frau muss also bereits vor dem tödlichen Aufprall verletzt gewesen sein. Ein gewöhnlicher Unfall kommt den Ermittlern deshalb unwahrscheinlich vor. Sie gehen von einem Mord aus. Doch wer könnte das Mädchen auf die Autobahn und damit in den Tod getrieben haben?


Das Buch ist in einzelne, manchmal recht kurze, Kapitel unterteilt. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Dabei stehen in der Gegenwart die aktuellen Ermittlungen im Vordergrund. Man lernt allerdings auch die ermittelnden Beamten und ihre privaten Hintergründe kennen. In kursiver Schrift gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Hier erfährt man etwas aus dem Leben von Marie, der getöteten jungen Frau. Durch die Rückblenden zieht man eigene Schlüsse, wird dabei allerdings oft auf falsche Fährten geführt. Denn zunächst ist nicht klar aus wessen Sicht die beschriebenen Szenen betrachtet werden und wie sie in die aktuellen Ermittlungen einzuordnen sind. Dadurch bleibt die Handlung durchgehend interessant. Die kurzen Kapitel verleiten zusätzlich zum Weiterlesen, sodass es schwer fällt das Buch aus der Hand zu legen.

Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Doch schon nach wenigen Seiten fällt es leicht, sich auf den anspruchsvolleren und stellenweise sogar melancholisch wirkenden Erzählstil einzulassen. Fast schon poetisch schildert Gabi Kreslehner einzelne Abschnitte. Es gibt allerdings auch starke Kontraste in diesem Stil. Denn in einigen Passagen verwenden die Protagonisten eine derbe und vulgäre Ausdrucksweise. Aufgrund der Beschreibungen der Autorin kann man sich die Handlungsorte sehr gut vorstellen und die dort herrschende Stimmung spüren.

Die Protagonisten dieser Kriminalhandlung sind facettenreich. Kommissarin Franza Oberwieser ist beruflich ziemlich ausgebrannt und verfügt über ein ziemlich bewegendes Privatleben. Das Verhältnis zu ihrem Sohn Ben ist nicht ganz einfach und ihre Ehe kurz vor dem Ende. Franza hat ein Verhältnis mit einem Schauspieler und meint, dass nur sie davon wüsste. Diese Hauptprotagonistin hat einige Ecken und Kanten und deshalb fällt es anfangs nicht ganz leicht, sie sympathisch zu finden. Auch Kollege Felix Herz ist mit seinem Privatleben momentan nicht so ganz zufrieden. Ohne überhaupt mit ihm darüber zu sprechen, hat seine Ehefrau beschlossen, dass es Zeit wäre ein viertes gemeinsames Kind zu bekommen. Über das Opfer Marie erfährt man im Verlauf der Ermittlungen immer mehr. Dabei stellt sich heraus, dass die junge Frau kein leichtes Leben hatte und kurz vor ihrem Tod gerade auf dem Weg war, ihr Leben doch noch in den Griff zu bekommen. Die Protagonisten wirken real und lebendig. Sie sind keine Helden, sondern haben Fehler und Schwächen. Dennoch wirkte das turbulente Privatleben der Kommissarin und die Lebensgeschichte der Getöteten stellenweise etwas überzogen und damit unglaubwürdig.

Der aufmerksame Leser kann den Täter wahrscheinlich schon vor der eigentlichen Auflösung erahnen. Da das Motiv allerdings zunächst nicht klar ist, bleibt die Handlung dennoch interessant.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2019
James, Rebecca

Die Wahrheit über Alice


sehr gut

Katherine Patterson ist 17 Jahre alt. Das hübsche junge Mädchen vermeidet enge Freundschaften mit ihren Mitschülern. Denn Katherine hütet ein Geheimnis. Niemand soll erfahren, dass ihre jüngere Schwester Rachel ermordet wurde. Doch die hübsche und beliebte Alice lässt sich von Katherine nicht abweisen. Langsam gelingt es ihr, Katherines Freundschaft zu erlangen. Bald sind die beiden Mädchen unzertrennlich und vertrauen sich ihre Geheimnisse an. Doch Katherines Glück über die Freundschaft mit Alice ist nur von kurzer Dauer, denn diese benimmt sich immer merkwürdiger und zeigt schon bald ihr wahres Gesicht.


Die Geschichte von Alice und Katherine wird in der Ich-Form, aus Katherines Sicht, erzählt. Dazu werden verschiedene Zeitebenen verwendet. Katherine beginnt in der Gegenwart, in der sie gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter lebt. Sie nimmt gleich vorweg, dass Alice gestorben ist und sie, also Katherine, nicht auf ihrer Beerdigung war. Die Tatsache, dass Alice gestorben ist, verrät zwar schon einiges vom Handlungsverlauf, doch der Hinweis weckt auch das Interesse, mehr über die Hintergründe zu erfahren. In einer zweiten Zeitebene blickt Katherine zurück in die Vergangenheit und schildert ihre Erlebnisse mit Alice. Stück für Stück wird auch das Geheimnis um Katherines tote Schwester Rachel gelüftet, denn auch auf diese noch weiter zurückliegenden Ereignisse geht Katherine ein. Das Buch ist in Kapitel unterteilt, diese sind jedoch nicht mit den verschiedenen Zeitebenen gekennzeichnet. Deshalb muss man sich zu Beginn der einzelnen Abschnitte kurz orientieren in welcher Zeitebene man sich gerade befindet.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich in die Handlung hineinversetzen und ihr ohne Schwierigkeiten folgen. Die Ich-Erzählerin Katherine wirkt sympathisch, dadurch fällt es leicht in die Haut der Hauptprotagonistin zu schlüpfen und an ihren Gedanken und Gefühlen teilzuhaben. Ihre Handlungen sind für erwachsene Leser vielleicht nicht immer nachvollziehbar, doch da Katherine ja in der Zeitebene, in der sich die Geschichte mit Alice zuträgt, gerade erst 17 Jahre alt ist, wirkt sie dadurch noch lebendiger. Durch die Ich-Perspektive hat man allerdings nur eine eingeschränkte Sicht auf den Verlauf der Handlung. In dieser Erzählung kommen die Gefühle nicht zu kurz. Hier erlebt man u.a. Liebe, Trauer, Wut und unbändigen Hass. Es ist der Autorin hervorragend gelungen diese Gefühle zu vermitteln. Man kann sich so auf die Handlung einlassen und mit den Protagonisten mitfiebern. Der Plot ist nicht neu und beim aufmerksamen Lesen kann man bereits im ersten Viertel des Buchs erahnen, warum Alice Katherines Nähe sucht. Da man sich aber bis zum Schluss nicht ganz sicher sein kann, bleibt die Handlung interessant.


"Die Wahrheit über Alice" ist für mich ein spannendes Buch, das sich eher an eine jugendliche Zielgruppe richtet. Dennoch hat es auch mir, als erwachsene Leserin, sehr gut gefallen. Ich habe es innerhalb eines Tages durchgelesen. Durch die bedrohliche Atmosphäre, die über der ganzen Erzählung liegt, konnte ich mich nur schwer von der Handlung lösen. Ich bewerte das Buch deshalb mit vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 18.10.2019
Rossbacher, Claudia

Steirerblut


ausgezeichnet

In St. Raphael, einer kleinen Ortschaft in der steirischen Krakau, wird die nackte Leiche einer Frau gefunden. Es handelt sich um die Journalistin Eva Kovacs, die für ihre schonungslosen, aber hervorragend recherchierten Enthüllungsreportagen bekannt ist. Ausgerechnet die Abteilungsinspektorin Sandra Mohr vom LKA in Graz wird mit den Ermittlungen in diesem Mordfall betraut. Der Einsatzort weckt sofort unangenehme Erinnerungen in ihr, denn St. Raphael ist Sandras Heimatdorf. Ein Ort, an den sie unter keinen Umständen zurückkehren wollte. Die Zusammenarbeit mit ihrem neuen Kollegen, dem Chefinspektor Sascha Bergmann, gestaltet sich auch schwieriger als gedacht, denn seine Sprüche und sein Verhalten gehen Sandra ziemlich auf die Nerven. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft hält zusammen und erschwert so die Ermittlungen vor Ort. Auch für Sandras verhassten Stiefbruder Mike scheint die Tote keine Unbekannte zu sein. Als sich erste Indizien finden, die ihn mit der getöteten Reporterin in Verbindung bringen, spitzt sich die Situation dramatisch zu....


Das Buch beginnt mit einem Prolog. In knappen Worten erlebt man die letzten Eindrücke der Getöteten. Es gibt zwar keinen konkreten Hinweis auf Opfer und Täter, doch die kurzen Formulierungen wirken so intensiv, dass man mitten im Geschehen und damit sofort gefesselt ist. Dann beginnt die eigentliche Kriminalhandlung. Auch hier lässt das Interesse an der Erzählung keinen Moment nach. Es gelingt der Autorin hervorragend, die Stimmung innerhalb der eingeschworenen Dorfgemeinschaft einzufangen und diese an den Leser zu vermitteln. Die Einmischung der auswärtigen Ermittler wird skeptisch betrachtet und nur die nötigsten Informationen weitergegeben. Durch den Dialekt, den die Bewohner gelegentlich verwenden, wirkt die Atmosphäre noch authentischer.

Sandra Mohr und Sascha Bergmann arbeiten an diesem Fall das erste Mal zusammen. Sie kennen sich also noch nicht besonders gut und man kann beobachten, wie aus den beiden ganz langsam ein Team wird. Sascha Bergmann geht Sandra Mohr, mit seinen machohaften Sprüchen und seinem entsprechenden Verhalten, zunächst ziemlich auf die Nerven. Beide Ermittler wirken sehr sympathisch und lebendig. Es macht einfach Spaß, die Wortgefechte der beiden zu verfolgen und diese sind beim Lesen oft für ein unverhofftes Lächeln verantwortlich. Über Sandras Vergangenheit erfährt man in diesem Band einiges. Sie stammt ja aus dem kleinen Ort und kennt sich deshalb gut dort aus. Beim Lesen wird schnell klar, warum Sandra den Ort und seine Bewohner am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Die verbitterte Mutter und der überhebliche Nichtsnutz von Stiefbruder machen ihre Reaktionen nachvollziehbar.

Die eigentliche Kriminalhandlung ist durchgehend interessant und spannend. Es gibt einige Motive für den Mord, sodass es nie langweilig wird. Man kann also beim Lesen eigene Ermittlungen anstellen und den ausgelegten Spuren folgen. Die Auflösung überzeugt durch ihre Einfachheit und macht den Alpen-Krimi zu einem rundum gelungenen Leseerlebnis. Der Schreibstil von Claudia Rossbacher ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Landschaften und Protagonisten erwachen zum Leben, sodass man sich nur schwer von der Handlung lösen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.