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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1094 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2018
Zörner, Daniela; Ramin, Anne K.; Haag, Michael; Werneburg, Frank W.; Patak, Yves; Morgenstern, Emilia Lynn; Belt, Paul M.; Schwenk, Bjela; Hennings, C.; Bärenfänger, Veronika

Geträumte Welten - Anthologie fantastischer Autoren (eBook, ePUB)


sehr gut

Willkommen im Reich der Phantasie
Die vorliegende Anthologie beinhaltet 10 fantastische Geschichten von verschiedenen Autoren. Die Bandbreite reicht von Anklängen an Horrorgeschichten ( Der Pakt, Unjo9 bis hin zu fast poetischer Erzählung ( Alpentraum). Jede Geschichte bietet eine andere Facette. Das bietet eindeutig Vorteile. Zum einen wird es nie langweilig, da die Erzählstile wechseln und sich keiner gleicht. Zum anderen kann jeder für sich eine Lieblingsgeschichte finden, die ihn über die eine, die ihm nicht gefallen hat, hinweg tröstet. Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass der Leser die Chance erhält, 10 Autoren kennen zu lernen, die es auf jeden Fall verdient haben, dass man einen 2. Blick auf ihre Werke wirft.
Für mich war das Buch perfekt, da es vielfältige Unterhaltung bietet und die Geschichte aufgrund ihrer Länge auch gut zwischendurch gelesen werden können.

Bewertung vom 29.10.2018
Kay, Jay

Ich, Santa


sehr gut

Spannung, Magie und eine Prise Poesie, aber keine Weihnachtsgeschichte
Ein Junge findet sich allein auf einer Lichtung mit einem Grabstein wieder. Und er beginnt sich zu erinnern. Nach dem Tod seiner Mutter nimmt ihn sein Onkel Frank zu sich. rasch lebt er sich ein und freundet sich mit Franks Stiefsöhnen Tobias und Bastian an. Frank sammelt Antiquitäten und die wichtigste Regel lautet, nichts was im Haus passiert oder die Familie betrifft, darf nach außen dringen. Alles läuft gut bis der Junge die Kirmes besucht. Dort treffen Bastian und er den Schausteller Jules und seine Truppe. Beide sind von dem Mann und seinen Kunststücken auf dem Motorrad so fasziniert, dass sie beschließen mit ihm durchzubrennen. Als sie wieder auf den Festplatz kommen, ist Jules verschwunden. Kurz darauf erhält Frank einen besonderen Gegenstand und der Junge trifft Yana wieder, ein Mädchen, das mit Jules unterwegs war. Sie bittet den Jungen, ihr den Gegenstand zu verschaffen. Obwohl der Junge weiß, dass er damit gegen die unumstößliche Regel verstößt, sichert seine Hilfe zu. Es kommt zur Katastrophe. Nun hängt alles von der Entscheidung des Jungen.
Der Autor führt den Leser mit kleinen Schritten ins Reich der Magie. Zuerst scheint es nur die Geschichte eines Waisenjungen zu sein, der bei seinem skurrilen Onkel aufwächst. Dann finden sich Elemente eines Krimis, als der Junge versucht den Onkel zu bestehlen. Sogar eine Ahnung von Horror ist beigemischt. Dann hebt sich der Vorhang und das Reich der Phantasie wird sichtbar. Die Geschichte gestaltet sich bis zum Diebstahl sehr temporeich und spannend. Dann ändert sich der Erzählstil. Er wird düsterer, bedrohlich, aber auch poetischer. Gut gemacht fand ich das allmähliche Einsickern des Phantastischen.
Das Buch endet mit einer Vignette, deren Hauptperson Yana ist und komplett in der Welt der Magie spielt. Die Welt der Fabelwesen ist bedroht und es scheint eine unglaubliche Verschwörung im Gange zu sein. Leider bricht die Erzählung, die mich sehr schnell in ihren Bann gezogen hat, abrupt ab. Es bleibt die Hoffnung, dass der Autor sie weiter erzählen wird.

Bewertung vom 28.10.2018
Eder, Ruth

Die andere Seite des Schmerzes


ausgezeichnet

Die Liebe ihres Lebens
Judith, Tochter aus gutem Hause, hat ihr Abitur gemacht und möchte nun mit 20 ihr Leben genießen und endlich Abenteuer erleben. Durch ihre Freundin Rosita lernt sie den Amerikaner Don kennen. Beide verlieben sich in einander. Don ist für Judith der Held ihrer Träume. Aber Don ist fest entschlossen in den Krieg zu ziehen. Aus dem Augenblick heraus entscheiden die beiden zu heiraten. Don geht nach Amerika, um seine Fliegerausbildung zu machen. Judith besucht ihn, lernt seine Familie und andere Militärangehörige kennen. Erste Wolken tauchen am Liebeshimmel auf. Zurück in Deutschland konzentriert sich Judith auf ihre Arbeit und hofft auf Dons baldige Heimkehr. Als Don aus Vietnam zurück kommt ist er ein anderer. Doch beide können nicht von einander lassen. Für Judith ist Don die Liebe ihres Lebens.
Die Autorin fängt sehr gut das Lebensgefühl der 60iger und 70iger Jahre ein : die Aufbruchsstimmung und gleichzeitig das Verharren in alten Konventionen. Daher ist es nicht überraschend, dass Judith sich in Don verliebt, weil er wie ein Filmstar aussieht und dazu noch aus Amerika, dem Land der Verheißung, kommt. Wohl behütet aufgewachsen ist das Leben für Judith ein Spiel mit ihr als Hauptdarstellerin. Vietnam ist weit weg und den krieg kennt ihre Generation nur noch aus Büchern und Erzählungen. Für Don ist der Krieg grausame Realität und so finden sich beide in unterschiedlichen Welten wieder. Judith ist gezwungen erwachsen zu werden. Ihr Leitstern aber bleibt die Liebe zu Don. Mich hat das Buch sehr bewegt. Obwohl ich Judiths Handeln nicht immer gut geheißen habe, hat mir ihr Durchhaltewille imponiert. Aus dem verwöhnten Mädchen wird eine willensstarke Frau, die im Alter zufrieden und im Einklang mit sich zurück blickt

Bewertung vom 23.10.2018
Joachim, Karin

Domschattenträume


sehr gut

Blick hinter die Fassade einer gutbürgerlichen Familie
Wir schreiben das Jahr 1926. Die junge Karolina Offermann träumt davon Karriere als Filmschauspielerin zu machen. Dazu nimmt sie Unterricht bei der bekannten Schauspielerin Paula Poll. Unterstützt wird Karolina von ihrer Mutter Helene. Ihr Vater Carl dagegen darf davon nichts wissen. Stark alten Konventionen verhaftet plant der vermögende Möbelfabrikant eine Hochzeit mit dem Sohn eines
befreundeten Teppichfabrikanten. Die einzige Möglichkeit aus dem Haus zu kommen, besteht für Karolina darin, in der Buchhandlung ihres jüdischen Onkels Johann mitzuhelfen. Dessen Familie weiß von ihren Träumen. Karolina wächst als Tochter aus gutem Hause auf. Materielle Sorgen kennt sie nicht. Doch fast über Nacht bricht ihre Welt auseinander.
Der Roman bietet gute Unterhaltung. Im Gegensatz zu den anderen Büchern aus dieser Zeit, stehen nicht die politischen Umbrüche im Vordergrund, wenn sie auch das Geschehen mit beeinflussen. Für mich spannend war die Schilderung der sozialen Verhältnisse und die Lebensumstände des Großbürgertums. Auch die eingestreuten Informationen zur Kulturszene, speziell des Films und der Literatur, waren interessant. Nachvollziehbar war für mich die persönliche Entwicklung von Karolina. Zu Beginn ist sie die verwöhnte und naive Tochter aus gutem Hause mit Flausen im Kopf. Dann wird sie durch die äußeren Umstände gezwungen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Dabei nimmt sie jede Gelegenheit wahr, der Verwirklichung ihrer Träume näher zu kommen. Diese Zielstrebigkeit hat mich beeindruckt. Am Ende des Buches ist Karolina eine starke junge Frau, die optimistisch in die Zukunft blickt.

Bewertung vom 21.10.2018
Glaesener, Helga

Die Tote im Fechtsaal


ausgezeichnet

Packender Krimi mit tiefen Einblicken in die damaligen sozialen Verhältnisse
Die alleinerziehende Fechtlehrerin Annie Troll, die in prekären Verhältnissen lebt, findet auf dem Dachboden die erstochene Tänzerin Serafina, der sie Fechtunterricht gegeben hat. Ihr ist sofort klar, dass man sie des Mordes bezichtigen wird. Sie wendet sich an den Detektiv Daniel Raabe um Unterstützung. Raabe war früher Staatsanwalt, hat aber seine Stellung verloren, weil er verdächtigt wird Frau und Tochter ermordet zu haben. Weitere Akteure sind der Zwerg Schmitt und der Leiter der Gendarmerie von Römer. Schmitt versucht der König der Verbrecher von Dresden zu werden. Er schreckt vor keinem Gräuel zurück, auch nicht Mord und bedroht Annie und deren Tochter Jette. Römer ist eine zwielichtige Person und versucht alles, um Raabe für den Mord an Frau und Tochter zur Rechenschaft zu ziehen. Nach anfänglichem Zögern erhält Raabe Unterstützung von seinem ehemaligen Kollegen und Freund Max. Beide sind sich sicher den Mörder der Tänzerin zu kennen. eine ungewöhnliche Idee soll den Täter zu einem Geständnis zwingen.
Der Roman spielt in Dresden des Jahres 1869. Die Autorin versteht es meisterlich, Einblicke in die damaligen sozialen Verhältnisse zu geben und diese als zusätzliches Spannungselement in die Handlung einzubauen. Annie ist eine sympathische Frau, die versucht ihr Leben zusammen mit der Tochter zu meistern. Sie hat gelernt, sich auf niemanden zu verlassen. Heute würde man sie emanzipiert nennen. Für mich war jedoch Raabe die interessanteste Figur der Geschichte. Versunken in der Trauer um die Tochter, geächtet von der Gesellschaft hegt er dem neuen Beruf des Detektivs nach . Er setzt bei seinen Nachforschungen auf neue wissenschaftliche Methoden wie Fingerabdrücke. Er scheint sich nicht um seine Mitmenschen zu scheren, kümmert sich aber rührend um Annie und deren Tochter. Aber ich hatte dennoch Zweifel, ob er nicht doch seine Familie getötet hat.
Der Krimi liest sich sehr spannend und die Autorin greift gelegentlich auch zu sehr drastischen Bildern. Die Auflösung des Falles ist überraschend, aber logisch und überzeugend.
Wer gut recherchierte historische Krimis liebt, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 17.10.2018
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


sehr gut

Unter dem Glücksstern geboren ?
Johann wird in Knittlingen als Sohn eines Bauern geboren. Seine Mutter nennt ihn Faustus- der Glückliche - und sagt ihm eine große Zukunft voraus. Sein Vater lehnt ihn ab und zieht seine älteren Brüder vor. Johann begeistert sich für Bücher und das Wissen, das sie verheißen und er liebt seine Jugendfreundin Margarethe, die einem anderen versprochen ist. Als Johanns Mutter stirbt, nimmt sein Leben eine dramatische Wendung. Er verlässt sein Heimatdorf bei Nacht und Nebel und reist mit dem Magier Tonio durch die Lande. Tonio wird zu seinem Lehrmeister und Faustus saugt das Wissen begierig auf. Doch Tonio scheint der schwarzen Magie zugewandt und in seinem Umfeld verschwinden Kinder spurlos. Faustus ist erneut gezwungen zu fliehen. Er schließt sich einer Gauklertruppe an, reist mit ihr nach Venedig und gerät dort in den Bann des Venezianers Barbarese, der ihm Zugang zu seiner immensen Bibliothek gewährt. Auch hier findet Faust kein Glück und reist überstürzt nach Heidelberg ab. Hier scheinen sich nun , seine größten Wünsche zu erfüllen. Er beginnt zu studieren und trifft Margarethe wieder. Margarethe lebt mittlerweile im Kloster, aber Faustus kann sie zur Flucht überreden. Erneut wendet sich das Glück von Faust ab. Ihre Pläne werden verraten, Margarethe wird der Hexerei angeklagt. Faustus reist als Doktor der Magie durch die deutschen Lande und erlangt eine gewisse Berühmtheit. gerade als es scheint, dass Faust zur Ruhe gekommen ist, erreicht ihn der Hilferuf eines alten Freundes aus Nürnberg. Dort wird er bereits von dunklen Mächten erwartet, die vollenden wollen, was vor vielen Jahren begann.
Die Geschichte hat mich von Anfang an vollkommen gefangen genommen. Die bildhafte Sprache, die Vermischung von Fiktion und geschichtlichen Fakten zeichnen ein buntes Bild der damaligen Zeit. Faustus Schicksal ist voller spannender Ereignisse und unerwarteter Wendungen. Und über allem liegt der Schatten des unheimlichen Tonios, der mit dem Teufel im Bunde scheint. Fausts große Leidenschaft, sein Drang nach Wissen, wenden sich immer wieder gegen ihn. Der vorgeblich unter dem Glücksstern Geborene hat kein Glück und verliert, woran er auch sein Herz hängt. Richtig sympathisch war mir Faust nicht, da er in meinen Augen doch sehr egoistisch handelt. Allerdings muss ich ihm zu gute halten, dass er stets versucht, sich dem Bösen zu entziehen.
Das Buch ist ein echter Pageturner und war trotz fast 800 Seiten nie langweilig.

Bewertung vom 14.10.2018
Steuten, Barbara

Kati Küppers und der entlaufene Filou / Küsterin Kati Küppers Bd.2


sehr gut

Mit Gottes Hilfe auf Mörderjagd
Die Autorin nimmt den Leser mit in das rheinische Dorf Niederbroich. Kati Küppers, die dortige Küsterin, lebt dort zusammen mit ihrem Mann Jo schon ihr ganzes Leben. Beide sind guteingebettet in die dörfliche Gemeinschaft. Kurz vor Pfingsten läuft Kati vor der Kirche der Jack-Russell Filou zu. Als Katis Mann Jo mit ihm spazieren geht, gräbt Filou eine Leiche aus. Ist die Leiche Filous Herrchen, das man vergebens zu erreichen sucht ? Kommissar Rommerskirchen, der Kati gerne aus den Ermittlungen raus halten möchte, verdächtigt die Dorfjugend, damit zu tun zu haben. Das ruft Kati erst recht auf den Plan, da ihr Enkel Bene zu der Clique gehört. Nachdem Kati wie so oft Gott um Beistand gebeten hat, macht sie sich auf die Suche nach dem Täter. Als Kati kurz darauf auf dem Kirchturm eine Beobachtung macht, scheint der Fall klar. Aber wie soll man den Kommissar überzeugen ? Kati und Bene haben einen Plan und geraten in ungeahnte Gefahr.
Beim Lesen fühlte ich mich ein wenig an die Don Camillo und Peppone- Romane erinnert. Kati, fest im Glauben, kümmert sich um Dinge - nämlich den Mord -, die sie nichts angehen. Kommissar Rommerskirchen ist leider auf der falschen Spur und will nicht zugeben, dass Kati recht haben könnte. Und beide wollen doch das gleiche, nämlich den Mörder fassen, wenn auch mit unterschiedlichen Methoden. Gut getroffen fand ich die Beschreibung des Dorflebens. Jeder kennt jeden und weiß irgendwas. Die Person der resoluten und etwas neugierigen Kati fand ich überzeugend. Und nach anfänglichem Zögern konnte ich mich im Laufe der Geschichte auch für den Kommissar erwärmen. Am Schluss sind alle Probleme und Rätsel zur vollen Zufriedenheit gelöst. Das Buch bietet angenehme Unterhaltung und kommt sehr gut ohne blutige Details aus.

Bewertung vom 30.09.2018
Dorra, Simone;Zellner, Ingrid

Ein Geschenk der Götter


ausgezeichnet

Echte Freundschaft beweist sich in der Not
Der Inder Raja reist für ein paar Tage nach Kaschmir und trifft dort auf Vikram, der zusammen mit seiner Frau Sameera ein Waisenhaus führt. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft. Das mag an den auf den ersten Blick nicht ersichtlichen ähnlichen Lebenswegen liegen. Raja war 25 Jahre unschuldig im Gefängnis und hat Gewalt erfahren und auch selbst ausgeübt. Vikram diente beim indischen Geheimdienst und war gezwungen zu töten. Beide fühlen sich schuldig und tragen schwer an dieser Last. Beide haben wundervolle, starke Ehefrauen. Raja liebt Sita, mit der er auch Kinder hat. Sameera unterstützt Vikram bei seiner Arbeit mit dem Waisenhaus. Gerade als es so scheint, dass die Last der Männer leichter wird, holt Vikram seine Vergangenheit ein. Er wird bei einem Attentat schwer verletzt und ringt mit dem Tod. Nun erweist sich Raja als wahrer Freund. Er reist sofort zu Sameera, um sie zu unterstützen. Die Gefahr scheint vorüber. Doch ist sie das wirklich ?
Das Buch beginnt mit Szenen voller Harmonie. Die Autorinnen schildern die beginnende Freundschaft zwischen Raja und Vikram; lassen uns teilhaben an den liebevollem Familienleben der beiden und der Freude über ein friedliches Leben. Wie dunkle Wolken tauchen dann Ereignisse aus der Vergangenheit auf. Bewundernswert wie die beiden Männer sich Stütze sind und ihre Empfindungen in Worte fassen. Die Schatten scheinen sich zurückzuziehen. Dann wie ein Paukenschlag das Attentat auf Vikram und der Leser erkennt, dass hässliche Gewalt unter dem Schleier der Idylle lauert. Der Kaschmirkonflikt und seine Auswirkungen sind allgegenwärtig. Dieses Gefühl der Gefahr zieht sich bis zum Schluss des Buches und hält den Leser in Atem.
Besonders gut gefallen haben mir die fast schon poetischen Beschreibungen der Liebe zwischen den Ehepaaren. Sie waren sehr berührend, aber nie kitschig.
Das Buch war für mich eine gelungene Mischung aus Spannung und Gefühl mit einer Prise Exotik.