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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1067 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2018
Kunz, Gunnar

Schwarze Reichswehr


ausgezeichnet

Ein ungeklärter Todesfall aus Kriegstagen und ein neuer Mord

Auf dem Berliner Breitscheidplatz wird im Jahr 1927 kurz vor Weihnachten ein Mann von einem Weihnachtsmann erschossen. Kommissar Gergor Lilienthal soll den Mord aufklären. Der Tote ist kein Unbekannter für Lilienthal, sondern ein ehemaliger Kriegskamerad. Sofort sind Lilienthal die Ereignisse aus dem Jahr 1918 wieder im Gedächtnis. Damals war er an der Westfront und einer seiner Kameraden wurde ermordet. Er sollte damals den Fall aufklären und war überzeugt, einer seiner Kamaraden war der Mörder. Dass er den Fall nicht lösen konnte, beschäftigt ihn bis heute. Vielleicht ist dieser neue Fall die Chance, altes Unrecht zu sühnen.Lilienthal befrägt die Verdächtigen von damals erneut. Er verbeißt sich so in den Fall, dass seine Frau und sein Bruder um seine Gesundheit und berufliche Integrität fürchten.Langsam setzt sich das Bild der damaligen Ereignisse zusammen. Nichts scheint so wie zuerst gedacht. Und Lilienthal steht vor der Frage “ Was ist Gerechtigkeit ?“
Das Buch spannt den Bogen von den Schützengräben an der Westfront bis zu dem erneuten Mord in der Weimarer Republik. Der Autor schildert in drastischen Worten und ohne Beschönigungen die Zustände an der Front und lässt auch die Schikanen durch Vorgesetzte nicht unerwähnt.. Man erhält als Leser ein sehr realistisches Bild der damaligen Verhältnisse. Diese Realitätstreue setzt sich in den Schilderungen der Weimarer Republik fort. Deutlich wird wie militärische Strukturen weiterhin das öffentliche Leben mitbestimmen und den Aufstieg der NSDAP begünstigen.
Lilienthal war mir sehr sympathisch in seinem Streben nach Gerechtigkeit.Überzeugt hat mich die Darstellung seines inneren Konflikts, als er den wahren Täter entlarvt, aber eine Verurteilung zu scheitern droht.
Ich fand den Krimi sehr spannend, aber auch unter dem geschichtlichen Aspekt ist das Buch unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 15.08.2018
Lorne, Mac P.

Das Herz des Löwen / Robin Hood Bd.2


ausgezeichnet

Mit Robin Hood auf Kreuzzug im Heiligen Land
Richard Löwenherz kehrt als König nach England zurück und versucht Ordnung in seinem vernachlässigtem Königreich zu schaffen. Robin Hood und seine Gefährten können den Sherwood Forest verlassen. Doch Löwenherz hat eine Bedingung. Er fordert Robin und seine Getreuen auf, ihn auf seinem Kreuzzug ins Heilige Land zu begleiten. Schweren Herzens lässt Robin seine Marian zurück und macht sich zusammen mit dem König auf nach Jerusalem. Unterwegs werden Robin und Löwenherz fast so etwas wie Freunde, auch deshalb weil Robin mehrmals Richards Leben rettet. Nach verlustreichen Schlachten und unmenschlichen Entbehrungen, aber ohne Jerusalem erobert zu haben, kehrt Robin nach England zurück. Dort herrscht wieder das Chaos und Prinz John versucht, die Königswürde an sich zu reißen. Löwenherz gerät auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land in die Gefangenschaft des deutschen Kaisers, der ein unerhört hohes Lösegeld für Richard fordert. Robin und seine Gefährten versuchen alles, um das Lösegeld zusammen zu bringen, da ihnen sonst wieder ein Leben als Geächtete droht. Prinz John versucht, es zu verhindern. Dennoch gelingt es Löwenherz frei zu kaufen. Leider währt der Frieden nicht lange, da Richard in einer Schlacht tödlich verwundet wird. Prinz John ist nun König von England. Und er hat die Demütigungen durch Robin nicht vergessen.
Das Buch erzählt im 1. Teil mehr die Geschichte Richard Löwenherz. Wir lernen ihn als aufrechten Ritter, fürsorglichen Heerführer und jähzornigen König kennen. Eindrücklich werden die Strapazen und Gräuel des Kreuzzuges auf beiden Seiten geschildert. Besonders spannend fand ich die Schilderung von Robin Hoods Gefangenschaft bei den Assassinen. Nach Robins Rückkehr nach England befinden wir uns wieder im bekannten Teil von der Geschichte um den Helden von Sherwood Forest, das Ringen mit Prinz John um das geforderte Lösegeld für König Richard. Auch dieses Mal gelingt es dem Autor die an sich bekannten Ereignisse so spannend und mit neuen Details versehen zu erzählen, dass ich das Buch kaum zur Seite legen wollte.

Bewertung vom 05.08.2018
Kay, Jay

Engel der Frequenzen


ausgezeichnet

Zwei Geschichten über zwei bemerkenswerte Mädchen
Die erste Geschichte spielt in Bolivien. Josefina und ihr Großvater lassen sich von Miguel dazu überreden, in einer aufgelassenen Mine nach Silber zu schürfen. Als es zu einem Unglück kommt, lassen Miguel und seine Kumpane die beiden einfach zurück. Josefina verspricht ihrem Großvater Hilfe zu holen und sich an Miguel zu rächen. Unzureichend mit Wasser und Proviant ausgerüstet macht sie sich auf den Weg in das 50 Meilen entfernte Potosi. Sehr bald führt der Wassermangel zu Halluzinationen. Da kommt unerwartet Hilfe von Maja.
Die zweite Geschichte handelt von Malys, die als Tramperin unterwegs ist.
Zuerst trifft sie auf den Trucker Mike, der froh ist bei der langen Fahrt etwas Unterhaltung zu haben. Fürsorglich kümmert er sich um die junge Malys. Als diese ihm Avancen macht, ist er schockiert. Die Wege der beiden trennen sich. Malys steigt nun in den LKW zu Jack. Jack wäre einer näheren Bekanntschaft nicht abgeneigt. Und Malys ist gerne bereit, ihm näher zu kommen.
Die beiden Geschichten sind jede für sich bemerkenswert und sehr gut geschrieben.Die 1. Geschichte ist eher melancholisch und es zerreißt einem das Herz, wenn man miterlebt, wie Josefina versucht, ihren Großvater zu retten. Dennoch endet die Erzählung sehr poetisch und voller Hoffnung.
Welcher Gegensatz dazu der Charakter von Malys, die versucht mit ihren nicht geringen Reizen, die Männer anzumachen. Und wehe einer nimmt das verlockende Angebot an. Schnell lernt er, dass der Schein auch trügen kann.
Ich war von beiden Geschichten begeistert, um so mehr weil ich die zweite so nicht erwartet habe.

Bewertung vom 30.07.2018
Boyd, Lyl

Dysbalance (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie weit geht Optimierung ?
Adrian trainiert ein ein hoffnungsvolles russisches Sporttalent. Um an die Spitze zu kommen, müsste er sich dopen lassen, was er nicht will. Adrian möchte nun ohne das Wissen seines Schützlings, dessen Leistung optimieren. Aus diesem grund trifft er Adrian, der ihm behilflich sein soll.
Die kurze Erzählung liest sich sehr gefällig und unterhält. Etwas später stellt man fest, dass sie auch zum nachdenken anregt über die Zustände im Sport im speziellen und über unser im Wandel befindliche Wertesystem im Allgemeinen. Muss ich ständig alles optimieren und nur Bestleistung akzeptieren ? Darf ich jemanden zwingen, das beste aus sich zu machen ? Wo bleibt der Mensch ? Wichtige Fragen, auf die unsere Gesellschaft und damit wir in naher Zukunft eine Antwort haben sollte.

Bewertung vom 29.07.2018
Lemaître, Pierre

Opfer


ausgezeichnet

Eine Geschichte von Verrat und Abschied

Anne Forestier, die Freundin von Kommissar Camille Verhoeven. gerät in einen Überfall auf ein Juweliergeschäft. Einer der Täter schlägt sie brutal zusammen und versucht sie zu erschießen. Wider Erwarten überlebt sie den Angriff. Verhoeven sieht später den Überfall in der Videoaufzeichnung. Zwei Gedanken beherrschen von nun an sein Handeln. Er muss Anne beschützen, hat er doch vor einigen Jahren seine Ehefrau durch einen Mord verloren. Und er ist überzeugt, der Täter ist Hafner. Ohne zu offenbaren, dass er eine enge Beziehung zum Opfer Anne hat, lässt er sich den Fall übertragen. Im Verlauf der weitern Handlung verstößt Verhoeven ständig gegen Polizeivorschriften, belügt seine Vorgesetzte und brüskiert seine Polizeikollegen und Freunde.Er ist dabei, sein Leben zu ruinieren. Egal so lange er nur Anne retten kann, die offensichtlich weiterhin bedroht wird. Als er Anne aus dem Krankenhaus entführt und sie in sein Wochenendhaus bringt, versucht der Täter sie dort erneut zu ermorden. Wie konnte Hafner wissen, wohin Verhoeven Anne bringt ? Obwohl Verhoeven allmählich die Zusammenhänge erkennt, lässt er sich von seinem Ziel nicht abbringen.
Der beginn der Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Der Autor schildert präzise Annes Misshandlungen und ihre vergeblichen Versuche, den Tätern zu entkommen. Die klare und schnörkellose Sprache sind kaum zu ertragen. Ich war voller Mitleid sowohl für das Opfer Anne als auch für Verhoeven, der bereits seine erste Frau durch Mord verloren hatte. Somit war es nachvollziehbar, dass er alle Regeln bricht, um Anne zu retten. Und dann das wachsende Unbehagen, das einen ergreift, als Verhoeven im Laufe der Ermittlungen mehr über Anne erfährt. Dennoch geht er unbeirrt seinen Weg, der unweigerlich zur Vernichtung seines bisherigen Lebens führen muss. Dafür konnte ich ihn nur bewundern.
Für mich ist es ein absolut lesenswertes Buch.

Bewertung vom 22.07.2018
Amherst, A.K.

Belfast Central


ausgezeichnet

Wenn Gewalt und Hass dein Leben bestimmen
Erzählt wird die Geschichte vom Protestanten Ryan und dem Katholiken Adam, beide aus Belfast. Ryan, der eine eine Ausbildung zum Sanitäter macht, wird bei einem Bombenattentat am Belfaster Bahnhof schwer verletzt. Kurz bevor der Attentäter einen tödlichen Schuss auf ihn abgeben kann, wird er selbst von einem Unbekannten erschossen. Dieser Unbekannte wird dadurch zu Ryans Lebensretter. Ryan ist von nun an von dem Wunsch besessen, seinen Retter zu finden. Und er findet ihn tatsächlich. Es handelt sich um den Katholiken Adam, der Kontakte zur IRA hat. Es scheint eine gewisse Sympathie zwischen Ryan und Adam zu bestehen, denn Adam erzählt Ryan seine Lebensgeschichte. Er hat als 14jähriger zusammen mit seiner Zwillingsschwester sein Zuhause verlassen und beide mussten sich alleine in Belfast durchschlagen.. Obwohl Adam Gewalt ablehnt und sein bester Freund Protestant ist, wird er in die Aktivitäten der IRA hinein gezogen. Gegen seinen Willen verstrickt er sich immer mehr in deren Machenschaften und wird zum Mörder. Ryan möchte Sanitäter werden, weil er Menschen helfen und nichts mit den militanten Protestanten zu tun haben will. Doch sein bester Freund sitzt wegen Mordes an Katholiken im Gefägnis und sein Mitbewohner bespitzelt einen katholischen Arbeitskollegen für die UDA. Durch seine Beziehung zu Adam wird Ryan gegen seine inneren Überzeugungen in die rivalisierenden Kämpfe innerhalb der IRA verwickelt.
Das Buch schildert den unversöhnlichen Hass der beiden Religionsgruppen, der weit in unsere Gegenwart hinein reicht und dem sich niemand in Nordirland entziehen kann. Für mich unglaublich berührend und unfassbar die Schilderungen von Adams Jugend und die Einblicke in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Autorin zeigt deutlich, dass Adam nie die Chance hatte, aus dieser Welt von Hass und Gewalt aus zu brechen. Und die Geschichte wiederholt sich bei Ryan, der ohne es zu wollen, in diesen Kreislauf aus Blutrache gerät und zu der Entscheidung gezwungen wird, einen Mord zu begehen oder selbst zu sterben.
Das Buch ist spannend und sehr überzeugend in der Darstellung . Die Geschichte selbt habe ich als absolut hoffnungslos empfunden, da die Autorin keinen Ausweg anbietet.

Bewertung vom 19.07.2018
Suchanek, Andreas

Das Erbe der Macht - Die Chronik der Archivarin: Der verschollene Mentiglobus


sehr gut

Die Vergangenheit reicht in die Gegenwart

Die Lichtkämpfer stehen vor der großen Aufgabe nach dem Sieg über die Schattenfrau, wieder Ordnung ins große Chaos zu bringen. Bei Aufräumarbeiten wird ein Mentiglobus entdeckt, der nur von Johanna und Leonardo gemeinsam ausgelesen werden kann. Da man allgemein davon ausgeht, dass sich wichtige Informationen darin befinden, lassen sich Johanna und Leonardo auf das gefahrvolle Unternehmen ein. Die Erinnerungen führen zurück zu ihren Anfängen als Unsterbliche und der Bedrohung durch Nagi Tanka, der versucht Amerika zu unterjochen. Zuerst scheint es, als ob es den beiden gelungen wäre Nagi Tanka in eine Splitterwelt zu verbannen. Doch es gelingt ihm zuzrück zu kommen und den Körper von Johannas und Leonardos Sohn Piero zu übernehmen. Beide fallen in tiefe Verzweiflung und müssen gegen das Böse in Gestalt ihres geliebten Sohnes kämpfen.
Wie nicht anders erwartet, sprüht die Geschichte vor vielen Ideen und Wendungen. Man begegnet alten Bekannten und trifft auf neue Bedrohungen. Was für mich neu war, war die ausführliche und einfühlsame Beschreibung der Liebe zwischen Johanna und Leonardo. Ich war gerührt von den tiefen Gefühlen der beiden für einander, die von der Trauer über den Verlust des gemeinsamen Kindes zerstört werden. Dass die Geschichte auch wieder unglaublich spannend ist, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Das Buch endet in der Gegenwart erneut mit vielen ungelösten Fragen und lässt den Leser mit der Hoffnung auf baldige Fortsetzung zurück.

Bewertung vom 18.07.2018
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Manchmal wäre es besser die Vergangenheit, ruhen zu lassen
Eddie ist Englischlehrer in einer kleinen englischen Stadt. Er lebt dort seit seiner Geburt im gleichen Haus. Alles verläuft im Gleichmaß, bis er einen Brief mit einer Strichmännchenzeichnung und einem Stück Kreide erhält. Auf einen Schlag ist die Vergangenheit wieder präsent. Als Eddie, Metal Mickey, Fat Gav, Hoppo und Nicky beste Freunde waren, Strichmännchen als Geheimcode benutzten und ein Unfall auf dem Jahrmarkt alles veränderte.Und die Ereignisse zum Tod eines jungen Mädchens führten, dessen wirklicher Täter nie gefasst wurde. Jetzt - dreißig Jahre später - beginnt das Sterben erneut. Eddie ist sich sicher, wenn er sich erinnert an jenes unscheinbare Detail das er vergessen hat, dann wird es ein Ende haben.
Die Geschichte wird von Eddie erzählt und der Leser erfährt nur das, an das sich Eddie erinnert oder er sich zusammen reimt. So bleibt das Geschehen bruchstückhaft und lässt dem Leser Raum für Vermutungen. Die auf den ersten Blick glückliche Kindheit zeigt auf den 2. Blick erhebliche Risse. So lebt Hoppo in sehr ärmlichen Verhältnissen, Nicky wird von ihrem Vater geschlagen. Die gemütliche Kleinstadtfassade ist trügerisch. Je mehr sich Eddie erinnert, desto bedrohlicher werden die gegenwärtigen Ereignisse und zerstören gleichzeitig vermeintlich glücklichen Erinnerungen. Die Autorin verwebt gekonnt Vergangenheit mit der Gegenwart und schafft so eine Atmosphäre der Unsicherheit und unterschwelligen Bedrohung. Die Auflösung ist überraschend, wird aber Stück für Stück überzeugend hergeleitet. Zurück bleiben zerstörte Lebensträume.