Benutzer
Benutzername: 
Baerbel82

Bewertungen

Insgesamt 969 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2015
Salvalaggio, Karin

Brennender Fluss / Macy Greeley Bd.2


ausgezeichnet

Heimkehr der gebrochenen Helden

„Brennender Fluss“ ist bereits der zweite Fall für die toughe Detective Macy Greeley. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Schauplatz ist Montana, nahe der Grenze zu Kanada. Worum geht es?
Macy ist alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes. Der Vater ist Macys Chef Ray Davidson, der wieder zu seiner Frau zurückgekehrt ist. Während Macy arbeitet, kümmert sich die Großmutter um den kleinen Luke. Wird Macy es schaffen, sich endlich von Ray zu lösen?
John Dalton, hatte drei gefährliche Afghanistan-Einsätze überlebt, um dann in seiner Heimat, dem dünn besiedelten Flathead Valley, erschossen zu werden. Macy soll die örtliche Polizei bei ihren Ermittlungen unterstützen. Bald ist klar, dass das Motiv für Johns Tod in der Vergangenheit zu suchen ist. Damals war ein Mann mit seinem Truck spurlos verschwunden. Haben Johns Freunde Tyler und Dylan, die zusammen mit ihm in Afghanistan waren, etwas damit zu tun? Auch Jessie, Johns Zwillingsschwester, scheint etwas zu verbergen. Als auch noch eine Sonderermittlerin vermisst wird, die seit Monaten undercover auf der Suche nach dem Verschwundenen war, droht die Lage zu eskalieren. Ehe sich Macy versieht, gerät sie zwischen die Fronten und in Lebensgefahr…
Wie schon der Vorgänger „Eisiges Geheimnis“ ist „Brennender Fluss“ nicht nur einfach Krimi, sondern vor allem spannendes Drama. Immer tiefer dringt Macy in ein Gespinst aus Lügen und Intrigen. Zudem scheint es ein dunkles Geheimnis in der Familiengeschichte der Daltons zu geben. Sex und Drogen, (versuchte) Vergewaltigung und Mord, aber auch physische und psychische Kriegsverletzungen, das sind die Zutaten für diesen spektakulären Fall. Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut.
Mit detaillierten Beschreibungen, einem leichten und flüssigen Sprachstil sowie einem spannenden Aufbau und einer tragischen Geschichte versteht es Karin Salvalaggio, den Leser in tiefe menschliche Abgründe blicken zu lassen. Ihre Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Gut gefallen hat mir, dass sich Macy und Sheriff Aiden Marsh auch privat näher kommen, jedenfalls knistert es gewaltig. Für künftige Geschichten ist hier also reichlich Potenzial vorhanden.

Fazit: Atmosphärisch dicht und unglaublich spannend. Eine Ermittlerin, die man nicht vergisst. Unbedingt Lesen!

Bewertung vom 15.09.2015
Schweizer, Stefan

Ritter und die Al Qaida


sehr gut

Terroralarm in Stuttgart

„Ritter und die Al-Qaida“ startet mit einem krassen Prolog: Eine Frau wird grausam getötet, geschändet und das Ganze auch noch gefilmt. Die Tat scheint religiös motiviert, aber es sind wohl eher Sex und Gewalt, die den Mörder faszinieren.
Anschließend lernen wir Sami Cherifa kennen. Er hat tunesische Wurzeln, ist in Deutschland aufgewachsen und hat sich infolge 9/11 radikalisiert. Nach einer Terror-Ausbildung in Mali ist er als Schläfer nach Deutschland zurückgekehrt und träumt seitdem vom Dschihad.
Danach begegnen wir Kriminalhauptkommissar Alexander Ritter. Er ist für den Staatsschutz tätig. Von einem seiner Informanten erfährt er, dass ein Anschlag geplant ist. Der von privaten Problemen geplagte Ritter merkt nicht, dass der Terrorist dabei auch seine eigenen Ziele verfolgt.
Als dann noch CIA-Agent Richard „Dirty Dick“ Hoffmann mitmischt, droht die Situation zu eskalieren. Wird es der Polizei gelingen, den Anschlag zu verhindern? Ein spannendes Spiel um Wahrheit und Lüge, Macht und Ohnmacht beginnt...
Ritter, Cherifa, Hoffmann - irgendwie unterscheiden sich die Protagonisten nicht wirklich, alle haben nicht nur zu viel Testosteron, sondern auch ein Alkohol- und Drogenproblem.
Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum bitteren Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.
Gut gefallen haben mir der interessante Plot und die gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion. Zudem sind die politischen Hintergründe bestens recherchiert und gut erklärt. Ein äußerst erschreckendes, doch realistisches Szenario, das Stefan Schweizer sich ausgedacht hat.
Ein Buch mit einem hohen Ekelfaktor, das harte und bizarre Szenen beinhaltet, die als abstoßend empfunden werden können, somit nichts für zartbesaitete Gemüter.

Fazit: Packender Plot mit fiesen Figuren. Lesenswerter Mix aus Hardboiled-Krimi und Polit-Thriller.

Bewertung vom 14.09.2015
Melander, Jakob

Roter Nebel / Lars Winkler Bd.2


sehr gut

Der dritte Mann

Oktober 1999, ein Flüchtlingslager des Roten Kreuzes in der Nähe von Kopenhagen: Der achtjährige Arbën findet seine Schwester tot in ihrem Bett. Eine Schere steckt in ihrem Hals und der Täter ist noch bei ihr…
Kopenhagen, heute: Oberbürgermeister Mogens Winther-Sørensen wurde in seiner Wohnung ermordet. Einzige Zeugin ist die junge Prostituierte Serafine. Aber ist sie auch die Täterin?
Kommissar Winkler und sein Team ermitteln - und stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Was haben beide Handlungsstränge miteinander zu tun? Und wer ist der geheimnisvolle dritte Mann, der am Tatort gesehen wurde?
Wirtschaftsministerin Merethe, die Mutter des Opfers, scheint etwas zu verbergen. Als Serafine spurlos verschwindet, wird klar, dass das Motiv in der Vergangenheit liegen muss.
„Roter Nebel“ ist bereits der zweite Band um den dänischen Polizisten Lars Winkler. Band 1, „Blutwind“, kenne ich zwar nicht, jedoch hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten.
Eine komplexe Handlung, ein Heer von Protagonisten und Rückblenden in die Vergangenheit gilt es zu verfolgen. Korrupte Politiker, Gangster und ein Polizist, der sie mit Informationen versorgt, das sind die Zutaten dieses Thrillers. Es geht um Drogen- und Mädchenhandel finanziert mit öffentlichen Geldern. Zudem hat Jakob Melander eine Thematik gewählt, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde.
Er rückt einen Menschen in den Mittelpunkt seiner Handlung, der von unserer Gesellschaft kaum oder nur als Randerscheinung wahrgenommen wird. Die Bilder, die der Autor von seiner Hauptperson zeichnet, sind sehr beklemmend. Lars Winkler, in private Probleme verstrickt, war mir dagegen zu blass. Ein Ermittler muss mir nicht unbedingt sympathisch sein, aber er sollte seinen Job machen - und nicht so viel Rauchen.
Schön, dass es auch einen Soundtrack zum Roman gibt (The Doors, When the Music’s over):
Before I sink into the big sleep
I want to hear, I want to hear
The scream of the butterfly…
Eine Geschichte mit vielen dramatischen Wendungen und einem intensiven Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit.

Fazit: Ein gut konstruierter Thriller mit einer interessanten Thematik. Eine fesselnde und zugleich bedrückende Lektüre. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 08.09.2015
Silva, Daniel

Der Raub / Gabriel Allon Bd.14 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Geld schläft nie

Der begnadete Restaurator - und Top-Agent - Gabriel Allon restauriert in Venedig ein altes Altarbild, als er Besuch von General Ferrari erhält. Jack Bradshaw, ein erfolgreicher Berater und Kunstsammler wurde in seiner Villa am Comer See brutal ermordet. Der Tat verdächtig ist Gabriels Freund Julian Isherwood. Um Julian zu helfen, muss Gabriel herausfinden, wer Jack tatsächlich ermordet hat und warum.
Schnell ist klar, dass Jack früher als Spion für den MI6 tätig war, bis er sich in die falsche Frau verliebte, eine verheiratete Syrerin...
Ein vielversprechender britischer Spion, der sich hatte erpressen lassen; ein syrischer Informant, den eine Autobombe zerrissen hatte; drei gestohlene Gemälde, die unter hochwertigen Kopien versteckt waren; ein Schließfach im Genfer Freihafen sowie ein Kunstdieb und ein Auftragskiller, das sind die Zutaten für diesen spannenden, globalen Thriller, der in Italien, England, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Deutschland und Israel spielt.
Es ist der Brief aus Jacks Safe im Freihafen, der Gabriel schließlich zum syrischen Geheimdienst und später zu einer kleinen, aber feinen österreichischen Privatbank führt, die sich um die Finanzen der syrischen Herrscher-Familie kümmert.
„Der Raub“ ist bereits der 14. Band der Gabriel Allon-Reihe. Wieder ein neuer Silva - und immer das gleiche? Gabriel Allon, der unkaputtbare israelische Spion. Scheinbar nichts Neues… Wer so denkt, verpasst wirklich spannende Unterhaltung.
Daniel Silva hat seine Geschichte der sich wandelnden Weltlage angepasst. Ein brandaktuelles, brisantes Thema, angesichts der gegenwärtig vielen syrischen Flüchtlinge. Es geht um Geld, sehr viel Geld - und um ein Meisterwerk von Caravaggio, das seit mehreren Jahrzehnten verschollen ist.
Diese Hintergrund-Geschichte fand ich wirklich interessant. Denn die meisten gestohlenen Kunstwerke bleiben auf ewig verschwunden, obwohl intensiv nach ihnen gesucht wird. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch Verschwörungstheorien enthält.

Fazit: Rasanter und fesselnder Agenten-Thriller um Mord, Kunstraub und ein internationales Komplott. Beste Unterhaltung!

Bewertung vom 06.09.2015
Klementovic, Roman

Verspielt


gut

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Schauplatz Wien: Maria und Christine wurden entführt. Doch der Täter will kein Geld. Er will ein Spiel spielen. Denn Marias Mann Martin (ebenso Christines Bruder Klaus) erhält folgenden Brief:

„Lieber Martin!
Maria wird heute nicht nach Hause kommen.
Ich habe sie entführt.
Doch du kannst sie befreien. Und das ist ganz einfach. Du musst dazu nur mein Spiel mitspielen und herausfinden, warum ich das getan habe.
Ich werde dich in den nächsten 3 Tagen immer um exakt 23:59 anrufen. Hebst du ab, musst du mir den Grund nennen, warum ich Maria entführt habe. Nennst du ihn nicht oder ist die Lösung falsch, werde ich Maria töten. Also rate ich dir, besser nicht ran zu gehen, wenn du dir nicht sicher bist.
Um das Ganze ein wenig spannender zu gestalten, habe ich mir noch ein paar zusätzliche Regeln einfallen lassen:
Jeder unbeantwortete Anruf wird Maria große Schmerzen bereiten.
Wenn du innerhalb von 3 Tagen, also bis zum 4. Dezember 23:59, nicht herausfindest, warum ich Maria entführt habe, werde ich sie töten.
Wenn du die Polizei einschaltest, werde ich Maria töten.
Wenn du sonst irgendjemandem von diesem Spiel erzählst, werde ich Maria töten.
Wenn ich auch nur den geringsten Zweifel an deiner Ehrlichkeit habe, hast du Marias Leben verspielt.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
P.S.: Ich bin ganz in deiner Nähe!“

Martin und Klaus, zwei Männer wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, begeben sich auf eine gefährliche Suche. Zudem hat Martin Stress mit seinem Kanzleipartner Rudi, Klaus mit Drogenboss Al und seinen Schergen. Können sie die Frauen retten? Wo ist die Verbindung?
Der dritte Mann, der ins Spiel kommt, ist Bezirksinspektor Robert Mück. Erst kurz zuvor wurde er zum Drogendezernat versetzt. Zufällig kreuzen sich nun ihre Wege, weil er Klaus überwachen soll. Doch dieser verhält sich äußerst seltsam und so beißt sich Mück an ihm fest.
Bald ist klar: Zufällig wurden die Opfer nicht ausgewählt. Maria und Christine kannten sich. Hatten sie sich in der Vergangenheit etwas zuschulden kommen lassen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Die Idee zu „Verspielt“ ist also nicht ganz neu: siehe Rachespiel von Arno Strobel, Todesfrist von Andreas Gruber u.v.a.m.
Roman Klementovics Schreibstil ist schon sehr speziell: Staccato. Hauptsatz reiht sich an Hauptsatz. Dazu ist ein Großteil in einem penetranten Präsens geschrieben. Lediglich Rückblicke, die der Autor zum Glück auch in der Vergangenheit schreibt, kommen flüssig rüber.
Die Sprache war mir oft zu derb. Auch sonst geht es recht heftig und unappetitlich zur Sache. Das kannte ich von Romanen aus dem Gmeiner Verlag bisher nicht. Den Spannungsaufbau finde ich jedoch gelungen, auch wenn der Leser der Polizei oft einen Schritt voraus ist.
Der von privaten Problemen geplagte Mück bleibt für meinen Geschmack zu blass. Wirklich sympathisch war mir niemand. Die Kapitel über Marias Martyrium fand ich zwar beklemmend, aber was für mich gar nicht geht, ist ein Psycho, der über seine verkorkste Kindheit schwadroniert…
Wie Mück, unterstützt von Kollegin Steffi, die Kreise um den Gesuchten immer enger zieht, ist schlüssig und gipfelt schließlich in einem spektakulären Showdown.

Fazit: Solides Thriller-Debüt mit Luft nach oben und ein Bezirksinspektor mit Potenzial.

Bewertung vom 03.09.2015
Härtl, Cornelia

Finstere Geschäfte


ausgezeichnet

Verflucht, verkauft, versklavt

„Finstere Geschäfte“ ist bereits der zweite Fall für Sozialarbeiterin Lena Borowski. Schauplatz ist das Rhein-Main-Gebiet zwischen Frankfurt und Offenbach. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Lena soll ihre Kollegin Emilia vertreten, die sich angeblich im Wald erhängt hat. Auch ihre Schwester Christine glaubt nicht an Selbstmord. Denn Emilia war einem Sozialbetrug auf der Spur. Bei ihren Nachforschungen gerät Lena schon bald in das Visier des Killers.
In einem weiteren Handlungsstrang wird das traurige Schicksal der jungen Sunita erzählt, die mit falschen Versprechungen aus Nigeria nach Europa gelockt und von skrupellosen Menschenhändlern aus Angst vor Voodoo-Zauber in die Prostitution gezwungen wird.
Wo ist die Verbindung? Als eine zweite Leiche auftaucht, wird auch die Polizei endlich aktiv…
Über das Wiedersehen mit Lena, Tamae, Karin, Gerd Rohloff und der kleinen Samantha aus „Böse Spiele“ habe ich mich gefreut. Lena ist eine unkonventionelle Ermittlerin und ein starke Frau. Der Leser erhält einen guten Einblick in die Aufgaben einer Sozialarbeiterin. Dazu kommt der ganz normale Behörden-Wahnsinn, Missbrauch von Fördergeldern, Machtgerangel etc. - von Cornelia Härtl spannend erzählt.
Lenas Privatleben lässt mich jedoch etwas zwiespältig zurück. Lena ist lesbisch und hat zwei Geliebte, Tamae, eine toughe Japanerin, und Karin, eine verheiratete Frau. Jetzt kommt noch der Nachtclubbesitzer Gerd Rohloff hinzu. Ich bin schon gespannt, wie Lena aus der Nummer wieder raus kommt…

Fazit: Dunkle Geschäfte und menschliche Abgründe. Eine Geschichte, die den Verstand und die Seele berührt.

Bewertung vom 01.09.2015
Pons, Brigitte

Eine saubere Angelegenheit


ausgezeichnet

Don't worry, be happy!

„Das Messer lag gut in seiner Hand. Es zu verwenden bereitete ihm Freude. Jedes Mal wieder.“ So beginnt Brigitte Pons neuer Kriminalroman „Eine saubere Angelegenheit“.
Es handelt sich hierbei nicht um die Gedanken des Täters, sondern die des Opfers: Raymond Jarr, neunundzwanzig Jahre alt, Model, Barkeeper und Bodyguard. Von seiner Nachbarin wurde er tot in seinem Bett aufgefunden. Trotz einer klaffenden Wunde am Hals ist die gesamte Wohnung völlig sauber. Torge Hansen und Roland „Rollo“ Brunner ermitteln…
Raymond, ein Schwarzer, war zuletzt als Leibwächter für den rechtspopulistischen Politiker Puchinger tätig. Liegt hier das Motiv? Oder eher im privaten Bereich? Denn Raymond war auch ein Frauenheld. Seine Jagdgründe waren das 'Jerome'. Dort hatte er die beiden Freundinnen Dorothee und Grit kennengelernt. Und wer hat den Tatort so gründlich gereinigt?
„Eine saubere Angelegenheit“ ist ganz anders als die Odenwald-Krimis mit Frank Liebknecht. Frischer, flapsiger und humorvoller. Torge ist er ein Koffein-Junkie, unausgeglichen, leicht aufbrausend, sarkastisch - und Testosteron gesteuert. Kollege Rollo ist mir dagegen sofort ans Herz gewachsen. Ihre ständigen Kabbeleien machen einfach Spaß. Ernst zu nehmen ist hier nichts.
Eine ziemlich schräge Geschichte mit exotischen Schauplätzen, u.a. ein Campingplatz und ein Nachtclub, vielen skurrilen Typen und einem singenden Fisch, falschen Fährten, überraschenden Wendungen und einem durchgängigen Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende.

Fazit: Gelungener Auftakt einer neuen Reihe um zwei unkonventionelle Ermittler. Ein Krimi, der mich nicht nur bestens unterhalten, sondern auch noch köstlich amüsiert hat.

Bewertung vom 27.08.2015
Gerling, V. S.

Falsche Fährten / Nicolas Eichborn und Helen Wagner Bd.2


ausgezeichnet

Geschäft ist Krieg

„Falsche Fährten“ ist der zweite Fall für die beiden sympathischen Ermittler Nicolas Eichborn und Helen Wagner. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte. „Manchmal muss man etwas Schlimmes tun, um Gutes zu bewirken.“ Nicolas Eichborn
Der Autor geht gleich in medias res. 1988, kurz vor dem Fall der Mauer: Eine Frau erhält die Diagnose Blutkrebs. Ein paar Wochen und viele Medikamente später stirbt sie unter höllischen Schmerzen. Ohne ihre Kenntnis wurde sie von den Ärzten als menschliches Versuchskaninchen missbraucht.
Berlin, heute: Nach ihrem gemeinsamen Urlaub in Mexiko sind Helen und Nicolas nun für das neue „Amt für innere Sicherheit“ tätig. Da Kriminaldirektor Schranz an Krebs erkrankt ist, übernimmt Harald Steinhardt vom BKA das Ruder. Außerdem bekommt das Team Verstärkung durch „Frettchen“ Helmes und Ex-SEK-Mann Kreusch sowie Hacker Robert.
Danach begegnen wir Patrick Ebel, ein Asperger-Autist. Ein Genie, aber auch ein Erpresser, der schließlich die Seiten wechselt. Anschließend sind wir live dabei, als ein Auftragskiller kaltblütig einen Arzt erschießt. Wer ist sein Auftraggeber? Bald ist klar, dass kürzlich zwei weitere Ärzte unter ähnlichen Umständen ums Leben kamen. Allerdings wurden beide Opfer zuvor geschlagen, einer sogar gefoltert. Diese Morde scheinen also emotional und persönlich motiviert. Handelt es sich vielleicht um mehrere Täter? Wo ist die Verbindung?
V.S. Gerling, der mit Klarnamen Volker Schulz heißt, thematisiert in seinem neuen Thriller illegale Medikamentenversuche und die Gier der Pharmaindustrie. Gleich mehrere Handlungsstränge und verschiedene Erzählperspektiven gilt es zu verfolgen. Viele Kapitel werden, wie schon in Band 1, „Das Programm“, von Nicolas aus der Ich-Perspektive erzählt.
Die Geschichte ist hochspannend, hervorragend recherchiert und erschreckend nah an der Realität. Eine fiktive Geschichte, die auf Fakten basiert, über ein dunkles Kapitel deutsch-deutscher Geschichte. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Hier sind die Grenzen fließend und am Ende sind, wenn ich mich nicht verzählt habe, 13 Menschen tot.
Über das Wiedersehen mit Helen und Nicolas habe ich mich sehr gefreut. Auch das Frettchen und Aspie Ebel sind mir sofort ans Herz gewachsen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass Neueinsteiger, die den Vorgängerroman nicht kennen, wegen der vielen Bezüge Verständnisprobleme haben.

Fazit: Rasanter Genre-Mix aus Medizin-, Wirtschafts-, Finanz- und Actionthriller mit vielen falschen Fährten und einer Prise Humor. Spannend, erschreckend, real. Dieser Thriller wird euch packen, mitreißen und so schnell nicht mehr loslassen!