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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2014
Röder, Britta

Zwischen den Atemzügen


ausgezeichnet

"Ein leichter Windhauch streifte sie und trug Vogelgezwitscher mit sich. Unbeschwert schwatzend teilten zwei Putzfrauen aus der Klinik ihre Frühstückspause auf der Bank neben dem Eingang. Gleichmäßig floss der Autoverkehr über die breite Straße vor dem Gebäude dahin. Überrascht und erleichtert zugleich erkannte Leokadia, wie unbeteiligt sich das Leben hier draußen zeigte. Alles war wie immer.“

Draußen war alles wie immer. Aber für Leokadia hatte sich alles geändert. Hals über Kopf springt sie in ein Auto und fährt los. Dabei überfährt sie beinahe Olli, der ebenfalls auf der Flucht ist. Er findet seinen Job „zum Kotzen“, was er gerade noch vor den Augen der Geschäftsführung und auf dem Schreibtisch seines Chefs zum Ausdruck gebracht hat. Kurzentschlossen fahren die beiden gemeinsam los. Was nun folgt, ist ein irrsinniger Roadtrip, der von Frankfurt am Main durch Frankreich und Spanien führt. Sehr schnell wird deutlich: Wohin die beiden auch fliehen, der Tod ist ihnen immer auf den Fersen. Und bald daher auch die Polizei…

Es gibt ja so Bücher, da weiß man noch nicht so recht, was einen eigentlich erwartet. Dieses Buch war so eins für mich. Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil mir das erste Buch der Autorin („Die Buchwanderer“) so gut gefallen hatte. Nun weiß ich, dieses Buch ist ganz anders, aber genauso toll :)

Das Ausgangsthema ist ja ein durchaus ernstes: Zwei Menschen, die vor ihrem Schicksal fliehen wollen. Im Kleinen dürfte diese Situation vielen bekannt vorkommen. Der Vorsorgetermin beim Arzt, für den man einfach zu viel um die Ohren hat, das unangenehme Gespräch mit dem Partner, für das sich einfach nicht der richtige Moment finden lässt… Dabei redet man sich ein, dass sich die Probleme in Luft auflösen, wenn man sie nur hinreichend ignoriert. Manchmal klappt das sogar, aber halt nicht immer.
Olli und Leokadia genießen zunächst ihren abenteuerlichen Trip, müssen aber bald erkennen, dass ihre Probleme nun mal nicht zu denen gehören, die sich in Luft auflösen.

Mmh, das klingt nach schwerem Stoff. Nach einem Buch, das einen beim Lesen womöglich so richtig schön runterziehen könnte. Keine Sorge, bei mir zumindest war das Gegenteil der Fall.
Denn das Buch vermittelt eine wunderbare Botschaft: „Carpe diem“ – Genieße den Tag! Es macht Mut, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, die Gegenwart zu genießen und optimistisch nach vorne zu schauen. Und dabei ist der Anspruch sehr angenehm und unterhaltsam verpackt, so dass man nicht grübelnd vor dem Buch sitzt, sondern beim Lesen quasi „nebenher“ zu diesen Erkenntnissen gerät.

Olli und Leokadia werden förmlich von Katastrophen verfolgt. Da fliegen Tanklaster in die Luft und Züge entgleisen. Immer wieder lernen wir in kurzen Zwischenabschnitten Menschen kennen, die alle eins gemeinsam haben: Verpasste Chancen in ihrem Leben. In der Vielzahl, wie die Toten hier die Wege unserer Protagonisten pflastern, wirken sie natürlich irritierend. Aber ich glaube, wenige Einzelschicksale hätten mich betroffener gemacht, dem Roman etwas von seiner Leichtigkeit genommen. Durch die – wie ich annehme bewusste Überzeichnung – wirken die vielen Toten skurril. So verfolgte ich also die Wege von Olli und Leokadia und wartete im Grunde schon gespannt darauf, wen es wohl als nächstes erwischen würde ;-)

Im Fazit ergibt das einen wirklich schönen Roman, der sich mit Leichtigkeit und Humor einem durchaus ernsthaften Thema annimmt. Ich jedenfalls klappte das Buch am Ende hochzufrieden zu – diesen Seitling hatte ich auf jeden Fall schon mal genossen. Und jetzt versuche ich mal, das mit dem Rest des Tages genauso zu halten.

Bewertung vom 08.11.2014
Herrmann, Jutta Maria

Hotline


sehr gut

Seit Rick und seine Freunde Chris, Paula und Konrad die Beicht-Hotline betreiben, haben sie schon viele Anrufe bekommen. Die meisten Dinge, die man ihnen am Telefon „beichtet“ sind jedoch harmloser Natur und die Freunde haben sich auch darüber verständigt, wie sie sich verhalten wollen, wenn ihnen begangene „richtige“ Verbrechen erzählt werden.
Keiner von ihnen hat jedoch mit einer Anruferin gerechnet, die ihnen droht, ein neugeborenes Kind auf einem Friedhof lebendig begraben zu wollen. Und die noch dazu erklärt, dass einer von ihnen sie zu dieser Handlung veranlasst.

Tatsächlich finden die Freunde auf dem genannten Friedhof ein frisches Grab und darin einen Karton. Der Inhalt jedoch besteht nicht aus der erwarteten Babyleiche, sondern aus einer lebensgroßen Puppe.
Alles war also nur ein schlechter Scherz? Leider nicht. Denn die Anruferin meldet sich erneut und erklärt, dass es noch nicht zu Ende sei.
»Genau genommen, fängt es gerade erst an.«

Was für eine Handlung! Die Drohung, ein neugeborenes Baby zu ermorden – lebendig zu begraben – löst bei jedem normalen Menschen blankes Entsetzen aus. Auch für mich erschien es wie der Horror schlechthin! Das macht natürlich neugierig ;-)

Unsere Freunde von der Beicht-Hotline müssen sich zunächst die Frage stellen, wie sie überhaupt mit der Information umgehen wollen. An sich hatten sie ja versprochen, alles geheim und ohne Polizei zu behandeln. Aber irgendwo sind da sicher Grenzen, oder?
Ist diese Frau nur eine Irre? Das möchte jeder hoffen und befürchtet doch etwas anderes. Und wer kann der Schuldige sein, den sie benennt? Schuldig woran? Keiner ahnt, wo er ansetzen könnte. Dabei hat jeder von ihnen auch noch genug eigene Probleme: Rick beispielsweise muss sich um seine Mutter sorgen. Und Paula ängstigt die Thematik ganz besonders, denn sie ist selbst hochschwanger.

Werden sie es schaffen, die Wahnsinnige aufzuhalten? Und was steckt überhaupt hinter der ganzen Horrorgeschichte? Diese Fragen beschäftigen den Leser das Buch hindurch. Eine Weile habe ich auch völlig im Dunkeln getappt.

Sehr interessant sind die Kapitel, die aus der Sicht der Täterin geschrieben sind. Die Autorin hat sich dabei der „Du“-Perspektive bedient. Das schafft eine besondere Nähe zwischen Täterin und Leser, die natürlich aufgrund des – wie sich jeder schon denken kann – verstörten Geisteszustands der Frau recht befremdlich wirkt. Mir kam es zudem vor wie eine Methode der erzählenden Täterin, sich von ihren eigenen Handlungen zu distanzieren.

In den übrigen Kapiteln ist man mal mit Paula unterwegs, mal mit Rick, Chris oder Konrad. Der Schreibstil hier ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Das ist auch gut so, denn das Buch ist spannend und man möchte schon gerne dranbleiben ;-) Die diversen privaten Probleme, die man beim Lesen erfährt, schaffen Nähe zu den Personen und haben dafür gesorgt, dass ich mich immer wieder fragte, wie all das möglicherweise zusammenhängt.

Schon recht früh ahnte ich, wer die Täterin ist. Das war aber nicht schlimm, denn mit den möglichen Gründen für das „Warum“ hat es dann noch ein wenig länger gedauert. Und selbst als das geklärt war, blieb immer noch die Frage, ob sie gestoppt werden kann.

Fazit: Schauriges Grundthema, interessante Charaktere und Spannung bis zum Schluss.

Bewertung vom 08.11.2014
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


ausgezeichnet

Es war ein ganz normaler Montagmorgen. Ein ganz normaler Montagmorgen, an dem Miriam fast verschlief, sich in die Schule schleppte, mit ihren Freundinnen quatschte, sich mit ihrem Freund verabredete… Ganz normal, bis zu dem Moment, als Schüsse die Luft zerrissen und das Schreien einsetzte…
Danach ist alles anders. Miriam hat überlebt, aber ihr Freund Tobi wurde ein Opfer des Todesschützen. Und als der erste Schock nachlässt muss sie feststellen, dass nichts in ihrem Leben mehr so ist, wie es war…

Auch wieder so ein Buch, das ich in einem Rutsch durchlesen musste! Es ließ sich einfach nicht mehr aus der Hand legen ;-)
Der Leser stürzt direkt hinein in den Amoklauf. Er kommt genauso abrupt, wie er in das Leben von Miriam und ihren MitschülerInnen eindringt. Zusammen mit Miriam erlebt man die schrecklichen Minuten mit, die sich zu Stunden auszudehnen scheinen.
Wer nun glaubt, dass sie Glück hatte, zu überleben, der wird sehr schnell eines besseren belehrt. Denn von Glück ist in der Folgezeit bei ihr nichts mehr zu merken. Miriam muss nicht nur den Tod ihres Freunds beklagen, auch das Verhältnis zu ihren Freundinnen ist ein anderes geworden - denn jede von ihnen hat sich geändert.

Das Buch ist komplett aus Miriams Perspektive geschrieben. Als Leser fühlt man sich ihr dadurch natürlich sehr nah. Und ist ganz nah dran an Angst, Verzweiflung, Frustration, Hass und Wut. Jedoch ist das Buch keineswegs einseitig. Miriam ist in einer Extremsituation – und extrem ist auch ihr Verhalten einigen Menschen gegenüber, die ihr helfen möchten.
Gemeinsam mit ihr versucht man, das Erlebte zu verarbeiten. Am Anfang steht die Fassungslosigkeit:
„Ein Amoklauf. Nein, das kann es nicht gewesen sein. Das klingt so irreal. Amoklauf klingt nach Amerika. Immer wieder hört man davon, dass es in Amerika Amokläufe gibt. Es kann doch nicht wirklich einen Amoklauf an meiner Schule gegeben haben. So etwas passiert nicht in echt. Und warum sollte ausgerechnet ich so etwas erleben? Was ist gestern nur passiert?“

Was folgt ist ein irrer Mix aus starken Emotionen. Tiefe Trauer wird abgelöst durch Wut auf die Mutter, die sich jahrelang nicht blicken ließ und ausgerechnet jetzt auftaucht, um helfen zu wollen. Was dahinter nun wieder steckt, lässt sich für den Leser leicht ahnen.
Überhaupt erkennt man an Miriam ganz deutlich dieses ganze Gefühlschaos, in dem schon ein „normaler“ und nicht durch Extremerfahrungen belasteter Jugendlicher regelmäßig steckt. Ich glaube, in dieser Phase des Lebens sind alle Empfindungen noch eine Spur extremer, als sie im späteren Leben sind. Miriam wirkt da sehr authentisch.

Man begleitet sie durch viele Erinnerungen, zu Psychologen-Terminen und zu den Gräbern ihrer Freunde. Und man erlebt ihre Entwicklung mit. Der Weg in eine neue Zukunft ist nicht einfach. Darf es eine neue Zukunft überhaupt geben? Miriam wird von Schuldgefühlen gequält, beispielsweise ihrem toten Freund gegenüber. Und da ist noch mehr, ein weiteres Gefühl von Schuld, das sie sich lange nicht eingestehen will. Und das berechtigt zu der Frage führt, ob man den ganzen Amoklauf nicht hätte verhindern können…

Ein Punkt, der in einem solchen Buch nicht fehlen darf, ist die Beschäftigung mit dem Täter. Die Frage, nach dem „Warum“ wird gestellt – wie so oft, kann sie nicht abschließend beantwortet werden. Aber es finden sich Anhaltspunkte, mögliche Gründe und Auslöser. Dabei kommt man erwartungsgemäß an den Themen Mobbing, Ausgrenzung und Anderssein nicht vorbei. Ich halte Bücher wie dieses für sehr wichtig, da Mobbing usw. leider zum Schulalltag gehören. Natürlich (und zum Glück!) wird nur aus wenigen gemobbten Menschen ein Amokläufer, aber es schadet ganz bestimmt nicht, sich mal mit den psychischen Belastungen aller Beteiligten auseinanderzusetzen.

Fazit: Ein tolles Buch zu einem wichtigen Thema. Sehr intensiv und emotional geschrieben. Ich vergebe eine volle Leseempfehlung für (wenigstens) alle Jugendlichen, Eltern und Lehrer.

Bewertung vom 08.11.2014
Backman, Fredrik

Ein Mann namens Ove


ausgezeichnet

Ausnahmslos an jedem einzelnen Tag im Jahr steht Ove um viertel vor sechs auf. Bei einer genau festgelegten Kontrollrunde prüft er nicht nur, ob kein Haus in der Siedlung Einbruchsspuren aufweist, sondern auch, ob Garagentore abgeschlossen und der Müll sauber getrennt wurde. Kein Falschparker entgeht seinem wachsamen Auge!
Seine Miene ist meist finster und was er von sich gibt, ist fast immer ein Grummeln, je nach Anlass gepaart mit Beschimpfungen und Sätzen wie „Regeln sind dafür da, dass sie eingehalten werden“.
So jemanden möchte man doch wirklich nicht als Nachbarn haben! Sicher gibt es keinen Menschen, der es freiwillig mit so einem Mann aushält! Oder – vielleicht doch?
Einen gab es auf jeden Fall schon mal. Fast vier Jahrzehnte lang lebte Sonja, Oves Frau, an seiner Seite. Dann starb sie. Ove, der mit diesem Verlust nicht mehr zu leben weiß, will sich umbringen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn immer wieder machen ihm seine Nachbarn einen Strich durch die Rechnung…
Erwartet hatte ich von diesem Buch so etwas wie eine Komödie mit einem Griesgram, der sich als liebenswerter Kerl entpuppt. Jetzt, nach dem Lesen, bin ich der Meinung, dass diese simple Beschreibung dem Buch nicht gerecht wird.
„Ove ist ein liebenswerter Charakter“. Auch das habe ich oft gelesen. Und mich gefragt, wie man einen notorischen Falschparkermelder liebenswert finden kann. Jetzt weiß ich: Es geht!
Tatsächlich hat mich die Geschichte um den Mann namens Ove von Anfang bis Ende sehr berührt. Gleich zu Beginn des Buchs kann der Leser Ove in voller Aktion erleben. Ein Beispiel dafür ist die – nunja – Einparkhilfe, die er seinem neuen Nachbarn zuteilwerden lässt.
Zunächst einmal: Ove ist kein Mensch, der zusieht. Kein Mensch, der mit einer „Das-geht-mich-ja-gar-nichts-an“-Einstellung durchs Leben geht. Er wird aktiv, auch wenn es ihn nervt.
Seine Wortwahl ist kreativ. Und konsequent. Der „Trottel“ wird noch sehr lange „Trottel“ heißen. Gleichzeitig achtet er sehr auf korrekten Sprachgebrauch: Beschimpfungen sind in Ordnung, so lange sie in einwandfreier Grammatik vorgetragen werden.
Er kann nicht nur reden, er kann auch tatsächlich machen. Alles, was Zupacken und handwerkliche Fähigkeiten erfordert, ist seine Welt. Sowas sollte ein Mann einfach können! Ein Mann bezieht seinen Wert aus dem, was er Nützliches vollbringen kann! Man ahnt schnell, dass eine solche Einstellung zum Problem werden kann, wenn man – wie Ove - plötzlich (mit 59 Jahren) in den Ruhestand befördert wird.
Vermutlich wäre der Neurentner aber trotzdem mit seiner geänderten Lebenssituation klargekommen. Wenn nicht schon Monate zuvor seine über alles geliebte Frau gestorben wäre. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden, sie hatten sich ideal ergänzt. In diversen Rückblenden wird das ganz deutlich:
„Er war ein Mann aus Schwarz und Weiß. Und sie war Farbe. All seine Farbe.“
Indem ich gerade dieses Zitat abtippte, dachte ich wieder, wie romantisch das ist. Wie berührend! Es gibt einige solcher Textstellen. Normalerweise gehöre ich zu der Gruppe von Lesern, die vor einem Zuviel an Romantik zurückschreckt, aber diese Stellen gingen mir ans Herz.
Überhaupt finde ich, dass dies ein Buch der großen Emotionen ist. Es gibt Romantik, es gibt ein paar so traurige Stellen, dass der Kloß im Hals schon ordentlich dick wird. Und es gibt Stellen, die sind absolut und wahrhaftig zum Schreien komisch.
Ich habe gleichermaßen mit dem verhinderten Selbstmörder mitgelitten wie über ihn gelacht. Ich habe mich an dem wunderbaren Schreibstil des Autors erfreut, mehrere weitere sympathische und unterhaltsame Charaktere kennengelernt und mitgefiebert, wie die Geschichte wohl ausgehen mag. Und ich habe Ove kennengelernt. Ich habe erfahren, wie er zu dem Mann wurde, der er ist. Ich möchte jedem empfehlen, ihn ebenfalls kennenzulernen. Es lohnt sich!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2014
Freund, René

Mein Vater, der Deserteur


ausgezeichnet

Im Jahr 1944 wird der 18jährige Gerhard Freund zur Wehrmacht eingezogen und nach Paris geschickt, wo er die besetzte Stadt gegen die heranrückenden Alliierten verteidigen soll. Dem „heroischen Entschluss“ mag er nicht folgen und desertiert, gerät dann aber zunächst in die Fänge der Résistance und anschließend in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Mehr als 60 Jahre später findet sein Sohn René Freund im Nachlass des Vaters dessen Kriegstagebuch, das er am Abreisetag Richtung Paris begonnen hatte zu schreiben. Bei der Lektüre erfährt er vieles, worüber der Vater nie gesprochen hat. Im Bemühen, dem Vater noch näher zu kommen, fährt er nach Paris.
Wow, was für ein Buch! Ich lese ja ohnehin sehr gerne Zeitgeschichtliches, aber dieses Buch hatte für mich etwas ganz Besonderes.
Da war zunächst mal die Ausgangssituation: Ein Sohn findet das Kriegstagebuch seines Vaters und ergreift die Gelegenheit, mehr über ihn zu erfahren. Ich kann das sehr gut nachvollziehen! Es gibt ja Zeitzeugen, die über ihre Erlebnisse sprechen. Aber nicht wenige Menschen sind dazu überhaupt nicht in der Lage – ein aus Selbstschutz errichteter Verdrängungsmechanismus hält sie davon ab. Und auch wir tun uns oft schwer, aktiv auf die Älteren zuzugehen und Fragen zu stellen. Zumal wenn man befürchten muss, dabei Wunden aufzureißen.
Das Tagebuch tat das, was ein Tagebuch soll: Es nahm ganz persönliche Eindrücke und Empfindungen des Schreibers auf. Als Leser ist man dadurch sehr viel näher am Geschehen, als es ein reiner Tatsachenbericht bieten könnte.
Der 18jährige Gerhard Freund hat sich bestimmt nicht vorgestellt, dass sein Tagebuch 70 Jahre später der Öffentlichkeit bekannt gemacht würde. Für ihn war es wohl nur ein Weg, seine Ängste zu verarbeiten. Ich habe selbst einen 18jährigen Sohn und ich weiß, wie verletzlich so ein junger Mann unter seiner oft coolen Schale ist.
Bemerkenswert ist, wie gut und ausführlich die Einträge geschrieben sind. Zudem findet sich im Schreibstil immer wieder eine herrliche Ironie, an anderen Stellen aber eine auffällige Nüchternheit. Für mich ein deutliches Zeichen dafür, wie schwer die Situation für den jungen Mann war. Ein Beispiel: In einem Eintrag beschreibt er das Einladen von Verwundeten in einen Eisenbahnwaggon. Man sollte erwarten, detaillierte Beschreibungen von Verletzungen zu lesen. Aber weit gefehlt, der Abschnitt wirkt eher distanziert. Ich denke, anders zu schreiben, wäre ihm wohl kaum möglich gewesen, um in dieser Situation überhaupt weitermachen zu können.
Das Buch verbindet die persönlichen Schilderungen des jungen Gerhard Freunds mit denen seines Sohnes im Jahr 2010. René Freund las nicht nur das Kriegstagebuch seines Vaters, er suchte weitere Informationen, durchstöberte Archive und redete mit Zeitzeugen. Und er dachte nach – wie man in einer solchen Situation nachdenkt: Was hat er (der Vater) wohl empfunden, was hat er gedacht? Was hätte ich in einer Lage wie der seinen getan? Wie ist das überhaupt mit der Frage nach der Rechtfertigung eines Kriegs? Macht man es sich nicht zu einfach, wenn man sagt, dass man ein Kriegsgegner ist?
Eins wurde mir schnell klar: Dieses Buch bietet reichlich Stoff zum Nachdenken. Wenn ich nicht gerade über das Gelesene nachdachte (und also weiterlas) nahm ich immer neue Informationen auf. Sowohl über den zweiten Weltkrieg als auch über die Familie des Autors. Auch hierzu hat er wieder recherchiert, in Nachlässen gesucht, Ämter angeschrieben. Am Ende stehen mir viele Mitglieder der Familie deutlich vor Augen… Ich weiß ja nicht, wie es anderen Lesern geht, aber schreckliche Ereignisse machen mich häufig umso betroffener, wenn ich sie mit Namen und Gesichtern verbinden kann.
Der „D-Day“ – ein weiteres großes Thema dieses Buchs. Auch hier begibt sich René Freund wieder auf die Reise. An den Originalschauplätzen, den bekannten Strandabschnitten in der Normandie, verbindet er erneut seine eigenen Gedanken mit Informationen.
Ich denke, G.F. hätte dieses Buch gefallen.

Bewertung vom 24.10.2014
Miller, Andrew

Friedhof der Unschuldigen


sehr gut

„Sie werden Straßenzüge nach uns benennen – die Männer, die Paris reinigten.“ Es ist das Jahr 1785, der Vorabend der Revolution. Durchaus optimistisch gehen der junge Ingenieur Baratte und sein Freund Lecoeur an ihre Aufgabe heran. Sie sollen den in Paris gelegenen Friedhof der Unschuldigen und die angrenzende Kirche zerstören und die ausgegrabenen Gebeine der unzähligen Toten umbetten lassen. Denn der vom Friedhof ausgehende Gestank beeinträchtigt mittlerweile in erheblichem Maße das Leben der dortigen Bevölkerung. Und ist es nicht ein wunderbares Zeichen des Fortschritts, dort statt des ohnehin geschlossenen Friedhofs einen schönen Platz zu errichten? Müssten nicht alle dafür dankbar sein? Doch der Fortschritt hat nicht nur Freunde. Die mühselige Arbeit des Ausgrabens belastet alle damit Beschäftigten und schließlich kommt es zu ungewöhnlichen Vorfällen, Unglücken und Unfällen…

Ein wirklich fesselnder Roman! Sehr eindringlich wird ein Bild der damaligen Zeit gemalt, die Beschreibungen sind so deutlich, dass ich alles vor mir sah, den Gestank fast schon riechen konnte. Es gibt sehr vielschichtige Charaktere, von denen einige sehr interessante Entwicklungen durchlaufen. Toll auch das Sittenbild der damaligen Zeit und alles geschrieben in einer Sprache, die einen glauben lässt, dass man tatsächlich ein Werk des 18. Jahrhundert vor sich hat. Auch die Zerrissenheit des jungen Baratte hat mich sehr berührt – sein Zwiespalt zwischen Fortschrittswille einerseits und Skrupel wegen der Handlungen, die der Fortschritt ihm abverlangt, andererseits. Das alles war so menschlich und ich konnte mich in vieles gut hineinversetzen. Zudem hat mir das Cover sehr gefallen; die Farben und der Druck sehen tatsächlich noch viel besser aus als auf dem Bild.

Fazit: Sehr interessant und mal was anderes! Allerdings aufgrund der Sprache nicht immer leicht zu lesen.

Bewertung vom 24.10.2014
Kaffke, Silvia

Das rote Licht des Mondes


ausgezeichnet

Ruhrort im Jahr 1854. Die aufstrebende Stadt wird von einigen grausamen Leichenfunden erschüttert. Junge Frauen oder Kinder, denen man die Herzen aus dem Leib geschnitten hat – und teilweise noch mehr. Lina Kaufmeister, Tochter aus gutem Hause, die zwei der Opfer gefunden hat, hat ihre ganz eigene Meinung zu dem möglichen Täter. Aber der einzige, der ihr glaubt, ist Commissar Robert Borghoff. Worauf die beiden dann bei den Ermittlungen stoßen, ist schlimmer als alles, was sie sich vorstellen konnten…

Was für ein Buch! Ich bin total begeistert! Auf dem Buchdeckel steht „Kriminalstory und Liebesgeschichte“. Das ist es, in der Tat. Als Krimi ist das Buch super, spannend und mit überraschenden Entwicklungen. Dazu war mir der ermittelnde Commissar von Anfang an schwer sympathisch und ich habe richtig mit ihm mitgefiebert!

Liebesgeschichte gibt es sogar streng genommen mehr als eine, schön geschrieben und romantisch. Aber Details verrate ich natürlich nicht!

Was der Buchdeckel nicht erwähnt ist, dass dieses Buch auch toll über das Leben in der damaligen Zeit berichtet. Über die Unterschiede zwischen Bürgern und Arbeitern, über die Moralvorstellungen und vor allem über die Rolle der Frau in dieser Zeit. Absolut unfassbar ist für mich die Vorstellung, dass eine erwachsene und gebildete Frau mit einem Bruder als Vormund leben musste, nur weil sie nicht verheiratet war! Lina Kaufmann ist eine Frau, die sich damit nicht abfinden will und die aus ihrer Rolle ausbricht – und dadurch reichliche Schwierigkeiten bekommt! Diese Thematik wird sogar sehr umfassend behandelt, eine Zeitlang dachte ich, dass die Kriminalstory dabei zu kurz käme. Aber dann habe ich es verstanden…

Lina, die nach den Leichenfunden zunächst total schockiert war, erlebt eine Phase, in der sie von ihren eigenen Problemen so in Anspruch genommen wird, dass sie kaum noch an die Morde denkt. Umso schlimmer wird es dann, als weitere Taten folgen.

Das Buch enthält auch eine Karte, auf der die damaligen Straßen, Plätze und die Wohnhäuser der Hauptpersonen eingezeichnet sind. So was mag ich sehr, ich schau beim Lesen immer mal wieder drauf. Und da ich nur wenige Minuten von Ruhrort entfernt wohne, hat es noch mal so viel Spaß gemacht.

Fazit: Spannend, gruselig, sympathische Charaktere, Romantik, Zeitgeschichte… Für mich ein wunschlos-glücklich-Buch und die Fortsetzung („Das dunkle Netz der Lügen“) muss ich kurzfristig auch noch lesen!

Bewertung vom 24.10.2014
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenkiller / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.1


sehr gut

In Ostfriesland geht ein Serienmörder um. Die Opfer wurden auf verschiedenste Art ermordet, allerdings haben sie eine Gemeinsamkeit: Sie alle gehörten einem Verein an, der behinderte Menschen und ihre Angehörigen betreut. Hat der Täter einen Hass auf behinderte Menschen? Oder was steckt hinter den Taten? Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ermittelt, hat aber gleichzeitig mit diversen privaten Problemen zu kämpfen. Ihre Ehe geht in die Brüche und ihr Sohn möchte lieber beim Vater leben. Und schließlich sind da auch noch Schatten der Vergangenheit…

Ein paar Dinge gefielen mir an diesem Buch wirklich gut. Zunächst fand ich die Thematik sehr interessant und auch, dass ich wirklich lange gerätselt habe, ob es nun bei diesem Verein Unregelmäßigkeiten gibt oder nicht. Die Person der Ann Kathrin Klaasen gefiel mir ebenfalls. Wobei ich nicht sagen möchte, dass sie mir total sympathisch wäre oder dass ich ihre Gedanken und Handlungen immer nachvollziehen konnte. Aber sie ist ein faszinierender Charakter und weit davon entfernt, eine perfekte Ermittlerin zu sein – dafür kommt sie aber umso menschlicher rüber. Manchmal fand ich ein wenig nervig, dass sie stets überlegte, was ihr Vater wohl in einer Situation gesagt oder getan hätte. Aber ich denke, sie ist halt durch seinen Tod stark traumatisiert worden und hat ein ernstes emotionales Problem, das ihr gesamtes Leben und ihre Arbeit beeinflusst. Ich werde vermutlich nie ein Fan von ihr, aber ich finde halt Charaktere fesselnder, wenn sie ein wenig „schwierig“ sind.

Was mir nicht so gut gefiel, war der Schreibstil. Die Sätze kamen mir häufig zu kurz und abgehackt vor. Ich ahnte auch schon relativ zeitig, wer der Täter sein könnte. Das allein hätte ich nicht so schlimm gefunden, aber das Ende fand ich wirklich nicht gelungen, da wurde doch arg viel konstruiert. Und eine der letzten Aktionen der Kommissarin in diesem Buch hätte im wirklichen Leben zumindest zu einer längeren Therapie und einer dauerhaften Versetzung in den Innendienst geführt.

Ich hab wirklich geschwankt, ob ich 3 oder 4 Punkte geben soll. Aber da ich mich auch eine ganze Zeitlang gut unterhalten gefühlt habe, entscheide ich mich für 4 Punkte. Vermutlich werde ich auch noch einen weiteren Band lesen – vielleicht bin ich da ja glücklicher mit dem Schluss.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2014
Holm, Klara

Möwenfraß / Ostsee-Krimi Bd.1


sehr gut

"In diesem Augenblick schrie Mama auf. Maik hielt vor Schreck den Atem an.
Winni tut ihr nicht weh, ist gut, ist alles gut … Mama hatte das doch selbst gesagt. Aber der anderen Frau, die geschrien hatte, hatte Winni doch weh getan. Ganz doll sogar. Die hatte überall geblutet…“

Der kleine Maik hat etwas Furchtbares gesehen. Und der Leser ahnt auch gleich, was das gewesen sein muss…
Rügen, im Mai 2013. In einem Haus in einer kleinen Ortschaft wird eine furchtbar zugerichtete Frauenleiche gefunden. Wie ein Wahnsinniger muss der Täter gewütet haben – Gesicht und Körper zeigen deutliche Spuren einer Axt. Luka Kroczek, gerade frisch von der Kripo Düsseldorf nach Rügen gewechselt, hat noch nicht einmal fertig ausgepackt, als er zum Tatort gerufen wird. Für den arroganten Staatsanwalt steht der Hauptverdächtige schnell fest:
«Herrgott! Ich glaube, ich sollte erst mal kurz eine Einführung fürs Inselkommissariat geben. Mir war entfallen, dass Sie hier über keinerlei Erfahrung verfügen. … Wir haben also eine Frau, die in dem unbewohnten Haus ihrer verstorbenen Eltern auf gewaltsame Art ums Leben gebracht wurde. Das ist vielleicht nicht gerade Routine, aber auch nichts Außergewöhnliches. Es kommen zwei Täter in Frage: jemand, der unberechtigterweise ins Haus eingedrungen ist und die Frau zufällig angetroffen und dann erschlagen hat. Das müssen Sie ausschließen. Ansonsten war es der Ehemann.»
Bei so viel Unterstützung von oben ist klar, dass es Luka bei seinen Ermittlungen nicht leicht haben wird ;-)

Dieser Inselkrimi hat mir richtig Spaß gemacht. Der Schreibstil war angenehm und flott zu lesen. Der Fall gestaltete sich spannend und wartete mit einigen Überraschungen und falschen Fährten auf.

Seinen besonderen Charme erhält das Buch durch seine diversen Randthemen. Da gibt es einen ständigen unterschwelligen Ost-West-Konflikt („Bei uns war nicht alles schlechter“), verschiedene familiäre Probleme der Hauptcharaktere und den kleinen Maik, den ich im Eingangszitat kurz vorstellte und der – unschwer zu erkennen – ziemliche Angst vor dem Freund seiner Mutter hat. Diese Themen ziehen sich durch den gesamten Text, sind aber so gestreut und gestaltet, dass sie an keiner Stelle die Spannung unterbrechen.

Die Charaktere sind interessant und vielschichtig. (Wie häufig erlebt man schon einen saxophonspielenden Kommissar?) Speziell den Ermittlern konnte ich mich recht nah fühlen. Zwar sind unsere Berufe absolut nicht vergleichbar, aber das Gefühl, ständig und zusätzlich zur Arbeit mit allen möglichen Widrigkeiten kämpfen zu müssen, kenne ich nur zu gut. Da war mir beispielsweise ein Kommissar, der sein Kleinkind mit zum Dienst nehmen musste, weil er keine Betreuungsmöglichkeit finden konnte, sehr sympathisch. Umso mehr, als dieser dann auch Fehler machte, sowohl bei seiner Arbeit, als auch bei der Betreuung der Kleinen. Speziell dieser Aspekt erscheint mir sehr realistisch und bekommt ein dickes Plus von mir.

Die Suche nach dem Täter führt Luka und sein Team bis zurück in die 80er Jahre. Auch hierbei ergeben sich sehr interessante Aspekte, die dafür sorgen, dass man an diesem laut Staatsanwalt „doch ganz simplen Fall“ lange zu rätseln hat. Einen Punkt ziehe ich aber ab, weil für mich persönlich die Auflösung nicht „rund“ war. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere Leser das anders beurteilen.

Fazit: Ein spannender Krimi mit sympathischen und sehr menschlichen Charakteren. Sehr unterhaltsam.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2014
Blondel, Jean-Philippe

6 Uhr 41 (Restauflage)


sehr gut

Es ist ein ganz normaler Montagmorgen, wie viele andere auch, als Philippe Leduc um 6 Uhr 41 den Pendelzug nach Paris besteigt. Eine Fahrtzeit von etwa 95 Minuten liegt vor ihm, Zeit, die er üblicherweise nutzt, um zu lesen oder einfach nur auf die vorbeirauschende Landschaft zu schauen. Aber an diesem Montagmorgen sitzt er plötzlich und zufällig neben Cécile Duffaut und der Leser ahnt gleich, dass Philippe wohl heute nicht in sein Buch schauen wird.

Der Klappentext nennt dieses Buch ein "Kammerspiel in einem Zugabteil". Ich bin ja häufig nicht glücklich mit den Klappentexten, aber dieser Ausdruck trifft es genau. Tatsächlich passiert (fast) nicht mehr, als dass zwei Menschen während einer Fahrtzeit von ca. 95 Minuten ihren Gedanken und Erinnerungen nachhängen. Der Erzähler wechselt, mal folgen wir den Gedanken Céciles, mal denen von Philippe. Dadurch bekommt man im Laufe des Buchs Klarheit darüber, was die beiden verband und was sie trennte. Und je näher der Zug seinem Bestimmungsort kommt, umso brennender wird die Frage: Wie wird diese Fahrt enden?

Was für mich die Faszination dieses Buchs ausmacht, ist im Grunde seine Alltäglichkeit. Cécile und Philippe sind ganz "normale" Menschen, man kann sich als Leser gut in ihnen wiederfinden. Und ebenso in ihren Problemen. In dem Alter, in dem die beiden sind, ist das tägliche Leben doch nicht selten ein Kampf an allen Fronten: Neben dem Beruf und der eigenen Beziehung hat man Kinder, um die man sich sorgt und kümmert. Dazu kommen die eigenen Eltern, die alt werden oder schon sind. Auf dem Bahnsteig wartend sind Céciles Gedanken ganz voll mit Ärger über das vergangene Wochenende bei ihren Eltern.

Das Eingangszitat meiner Rezi gibt die ersten Gedanken wieder, die Philippe durch den Kopf schießen, als er entdeckt, neben wem er sitzt. Dieses Durcheinander, diese Unsicherheit - ich glaube, meine Gedanken würden in dieser Situation ähnlich aussehen. Wie hat er/sie sich verändert? Ob er/sie mich überhaupt erkennt? Und wie soll ich bloß reagieren? Dass unmittelbar darauf Erinnerungen kommen, verbunden mit teils kritischen Fragen an sich selbst, kommt mir fast schon wie ein Automatismus vor. Was ist damals passiert? Was hat er/sie getan? Was habe ich getan? Und war das eigentlich so in Ordnung? Würde ich heute etwas anders machen als damals? Ich gestehe: Vor meinem geistigen Auge entstanden gleich Bilder aus meiner Vergangenheit. Gesichter tauchten auf... Wenn ich mir vorstelle, der säße jetzt plötzlich in der Bahn neben mir...

Die 189 Seiten lesen sich sehr schnell weg. Der Schreibstil gefiel mir, er war immer ganz nah dran am Menschen. Vor allem Philippes Gedanken waren manchmal sehr sarkastisch, an anderen Stellen sehr gefühlsbetont. Mal suchten die beiden vor sich selbst Rechtfertigungen, mal gestanden sie sich selbst Fehler ein. Sehr menschlich, eben.

Fazit: Ein hübsches kleines Büchlein, das den Leser mitnimmt auf eine Reise - hin zu seinen eigenen Erinnerungen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.