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Dreamworx
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Berlin

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Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2020
Lorentz, Iny

Glanz der Ferne / Berlin-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Ende des 19. Jh. in Berlin. Nachdem Victoria von Gentzsch wieder einmal aus einem Internat für wohlhabende Damen rausgeflogen ist und ihr Ruf durch zwielichtige Bekanntschaften immer mehr Schaden nimmt, wird ihr der Kontakt zur Familie ihrer verstorbenen Mutter Gunda gewährt und geht von nun an in der Tuchfabrikantenfamilie von Hartung ein und aus. In Großmutter Theresa, Tante Friederike sowie deren Anhang erfährt Victoria zum ersten Mal die Bedeutung von Liebe und Zuneigung, die ihr im eigenen Elternhaus unter Vater Gustav und ihrer Stiefmutter Malvine bisher verwehrt blieben. Währenddessen gerät die Tuchfabrik der von Hartungs durch viele verlorene und stornierte Aufträge immer mehr in Schieflage. Theo kann sich das nicht erklären und fällt aus allen Wolken, als er erfährt, wer dahinter steckt…
Das Autoren-Duo Iny Lorentz hat mit „Glanz der Ferne“ den finalen Band ihrer historischen „Berlin-Trilogie“ vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Opulenz in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser mit den ersten Worten regelrecht in die Seiten gesaugt wird und bis zum Schluss an ihnen kleben bleibt. In diesem Band darf der Leser über ein Jahrhundert in die Vergangenheit reisen und die junge Victoria sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenlernen. Die Autoren haben wieder gute Recherchearbeit geleistet und den historischen sowie politischen Hintergrund mit ihrer Handlung geschickt und bildhaft verwoben. Sei es die Informationen über die Unterrichtsauswahl in den Mädchen-Internaten, Beamtenkorruption oder auch den Adel an sich. Besonders hervorgehoben wird aber die Rolle der Frau, die zur damaligen Zeit nur das schmückende Beiwerk des Mannes war, keine eigenen Rechte hatte und für den Haushalt zuständig war. Sie galt als unselbständiges Wesen, die sich bei allen wichtigen Fragen, sei es politisch oder auch was die Finanzen betrifft, im Hintergrund zu halten hatte. Der Spannungslevel ist zu Beginn im Mittelfeld angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Geschichte immer weiter in die Höhe.
Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, mit ihren persönlichen Ecken und Kanten geben sie ein gutes Spiegelbild ihrer Zeit ab und wirken realistisch und glaubwürdig. Victoria lechzt regelrecht nach Anerkennung, Wärme und Geborgenheit, die sie in bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter vergeblich sucht. Der Frust über die konstante Ablehnung und Schuldzuweisung ihres Vaters lässt sie als Kämpfernatur aufmüpfig und defensiv werden, wobei sie sich selbst immer mehr isoliert, bis sie endlich in ihrer mütterlichen Verwandtschaft das findet, wonach sie sich gesehnt hat. Gustav von Gentzsch ist ein harter und ungerechter Mann, der zu keiner Gefühlsregung fähig zu sein scheint. Großmutter Theresa ist eine Seele von Mensch, die mit Weitsicht und Gespür zu lenken weiß. Theo von Hartung ist ein gewiefter Geschäftsmann, der alle Hände voll zu tun hat, das Familienunternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Aber auch weitere Protagonisten wie Rieke oder Malwine drücken der Handlung mit eigenen Auftritten ihren Stempel auf.
Mit „Glanz der Ferne“ hat das Autorenduo Iny Lorentz erneut einen wunderbaren Roman vorgelegt, der Liebe, Intrigen und Geheimnisse vor historischem Hintergrund in sich vereint und dem Leser einiges an Gefühl und Spannung bietet. Wunderbares Lesevergnügen mit einer regelrechten Sogwirkung! Absolute Leseempfehlung!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2020
Brookner, Anita

Hotel du Lac


sehr gut

Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel einzunisten und auszuspannen, bis sich das Gerede um ihre Person gelegt hat. Edith erreicht das luxuriöse Hotel und startet ihre Selbstreflexion, während ihr so manch skurriler Hotelgast über den Weg läuft. Während dort am Ort so gar nichts mehr los ist, da die Touristensaison zuende ist, hat Edith genügend Zeit, die Gegend zu erkunden, die weiteren Gäste kennenzulernen und sich in einem Rückblick über ihren Faux pas Gedanken zu machen…
Anita Brookner hat mit „Hotel du Lac“ wohl ihren eindrucksvollsten Roman vorgelegt, die Booker-Prize-prämierte Geschichte gehört zu den sogenannten Klassikern der Literatur. Der Schreibstil ist flüssig, dabei anspruchsvoll und der Zeit angemessen. Brookner, die sich mit der Schriftstellerei auskennt, lässt ihre Protagonistin Edith ebenfalls Bücher schreiben, so bewegt sie sich in sicheren Bahnen und weiß um die Gedanken, der Suche nach Lösungen, der nötigen Phantasie und die Entwicklung von Geschichten. Jedoch lässt sie Edith eher lieblos und geringschätzig ihrer Berufung nachgehen, während sich die Gedanken von Edith immer nur um ihre eigene Person und ihre Handlungen kreisen, diese aber dann sehr detailliert und aus allen nur möglichen Blickwinkeln betrachtet. Dabei kommt auch Ediths Vergangenheit nach und nach an die Oberfläche und die Ereignisse, die dazu führten, dass Edith sich nun in ihrem Genfer Exil aufhält. Brookner gelingt es mit ihrer Detailbesessenheit und ihrer Sprache, die Zeit sprichwörtlich einzufangen und den Leser einen Blick in die Seele ihrer Protagonistin werfen zu lassen.
Die wenigen Charaktere sind allesamt ungewöhnlich und fein ziseliert. Ihr zufälliges Zusammentreffen im Hotel und ihr Interagieren miteinander ist eher von nebensächlicher Natur, hauptsächlich steht Edith im Vordergrund mit ihren Gedanken und Gefühlen. Sie ist eine Frau, die wahrscheinlich selbst noch über ihren Mut staunt, ihren Bräutigam sitzengelassen zu haben, doch im Inneren weiß sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Dies wird ihr erst bewusst, nachdem sie mit ihren Zufallsbekanntschaften (Madame de Bonneuil, Monica, Iris Pusey, Jennifer) unterhält, mehr von ihnen erfährt und Rückschlüsse auf ihre eigenen Taten zulässt.
Der Roman „Hotel du Lac“ lässt den Leser eine Woche in einem eleganten Hotel verbringen und Edith Hope bei ihrem eindrucksvollen Seelenstriptease Gesellschaft leisten. Tiefgründig und eindrucksvoll, jede Zeile wert!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2020
Seidel, Jana

Der Liliengarten


weniger gut

Als ihr geliebter Großvater, der bekannte Schriftsteller Ernst Hoffmann, stirbt, bricht für Lilly eine Welt zusammen, denn sie erhält diese Nachricht erst viel später von ihrer Mutter Iris, mit der sie kein besonders enges Verhältnis pflegt. Die von Iris überlassene Erbschaft des Gutshauses in Ostholstein ist Lilly ein kleiner Trost, fühlt sie sich ihrem Opa dort immer noch nah, weshalb sie einige Zeit dort verbringt. Dabei findet sie das Tagebuch ihrer verstorbenen Großmutter Isabelle, gefüllt mit vielen persönlichen Informationen und einem alten Foto von der strahlenden Isabelle in einem wunderschönen Garten. Die Neugier ist groß, so dass sich Lilly bald in die Tagebuchseiten vertieft und gedanklich in die Vergangenheit reist, um mehr über ihre Familie zu erfahren und dabei ein altes Geheimnis zu lüften…
Jana Seidel hat mit „Der Liliengarten“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der eine Familiengeschichte über zwei Zeitebenen erzählt und dabei ein altes Geheimnis preisgibt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und angenehm zu lesen, der Leser begleitet Lilly während ihrer Spurensuche und pendelt zwischen den Jahren 1959 und 2020 hin und her, um nach und nach das alte Familiengeheimnis aufzudecken. Die wechselnden Perspektiven sind zwar interessant zu lesen, aber es fehlt ihnen an jedweder Spannung, die den Leser bei der Geschichte mitfiebern und miträtseln lassen. Im Gegensatz dazu sind die Beschreibungen des Gutshauses und des Gartens so bildhaft, dass der Leser sich diese während der Lektüre wunderbar vorstellen kann. Leider weist die Handlung auch keine Besonderheiten auf, die sie von den vielen anderen Romanen dieses Genres unterscheiden würde, so dass der Leser keinerlei Überraschungen erlebt und eher ein Mitläufer ist denn ein Mitspieler, der in die Geschichte miteinbezogen wird.
Die Charaktere besitzen menschliche Ecken und Kanten, jedoch wirken sie unnahbar und nicht gerade sehr sympathisch, was den Leser auf Distanz bringt und ihr Treiben nur begleitet, mit dem Herzen aber nicht dabei ist. Lilly wirkt nicht wie eine erwachsene Frau, sondern eher wie eine verzogene Göre. Sie strahlt keinerlei Wärme und Gefühl aus, aber ihre Mutter Iris ist auch nicht viel besser. Wie sagt man so schön: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Schade eigentlich, denn etwas mehr Emotionalität hätte den Protagonisten wirklich gut getan und das Lesen des Romans für den Leser leichter gestaltet. Großvater Ernst bleibt auch eher nebulös, er ist die graue Eminenz im Hintergrund. Einzig Großmutter Isabelle bringt etwas Schwung in die ganze Geschichte und kann den Leser mit ihrer Art faszinieren, was leider für solch einen Roman zu wenig ist.
„Der Liliengarten“ ist durchweg unterhaltsam zu lesen und wird sicherlich seine Anhänger finden. Für mich persönlich war es einfach zu wenig an Neuem, an Tiefgang, an Spannung und vor allem zu wenig Gefühl. Das geht besser, keine Empfehlung!

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2020
Dylan, Rachel

Du bist die Nächste


ausgezeichnet

Atlanta. Bezirksstaatsanwältin Sophie Dawson muss sich in ihrem neuen Fall um die Betrugsaffäre des Privatbankangestellten Glen Shelton kümmern und arbeitet sich bis spät abends in die Akten ein. Auf dem Weg nach Hause möchte sie noch kurz an einer Tankstelle einkaufen, doch dann wird sie Zeugin eines Doppelmords im Zuge eines Überfalls. Von jetzt auf gleich ist Sophie in höchster Gefahr, denn sie kann den Täter namens Ricky identifizieren, den Bruder des berüchtigten Gangsterbosses Juan Wade. Ausgerechnet dieser will seinen Bruder „reinwaschen“ und heftet sich an Sophies Fersen. Derweil lässt es sich Sophies Vater nicht nehmen, ihr den Bodyguard Cooper Knight an die Seite zu stellen, damit sie als Hauptbelastungszeugin im Mordfall aussagen kann, ohne dass ihr etwas zustößt. Doch Cooper und Sophie folgt die Gefahr auf dem Fuße, immer wieder gibt es neue Anschläge auf ihr Leben, was allerdings auch mit Sophies eigenem Betrugsfall zusammenhängen könnte...
Rachel Dylan hat mit „Du bist die nächste“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile in Atem hält, während er an den Seiten klebt. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und fesselnd, der Leser wird an der Seite von Sophie selbst zum Augenzeugen und begibt sich mit ihr auf eine gefährliche Mission, nicht nur ihren eigenen Fall überzeugend vor Gericht zu bringen, sondern auch immer die Gefahr im Nacken zu spüren, bis sie in dem Mordfall aussagen kann. Die Autorin, die selbst jahrelang als Prozessanwältin gearbeitet hat, strickt einen packenden und glaubhaften Plot, gleichzeitig zeigt sie auch die Missstände im amerikanischen Rechtssystem auf, in dem Zeugen verängstigt und bedroht, wo Geschworene bedrängt und bestochen werden können und auch vor Vertretern der Justiz oder der Polizei nicht halt gemacht wird. Der Spannungslevel ist von Beginn an auf extrem hohem Niveau und wird durch überraschende Wendungen und das Insiderwissen der Autorin für den Leser nicht vorhersehbar, so dass er wie ein Ermittler immer wieder neu kombinieren muss, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Der christliche Aspekt ist in diesem Roman sehr schön eingewoben, denn Sophie vertritt ihren Glauben durch gelebte Werte und Lebensanschauungen. Aber Vergebung und Selbstvertrauen spielen auch große Rollen in dieser Geschichte.
Die Charaktere sind sehr lebendig und glaubhaft in Szene gesetzt. Sie wirken durch ihre individuellen Ecken und Kanten sehr realistisch und machen es dem Leser leicht, seine Sympathien gleichmäßig zu verteilen. Sophie ist im Wohlstand aufgewachsen, doch geht sie engagiert ihren eigenen Weg, um für Gerechtigkeit zu sorgen und lässt sich dabei nicht von ihren Moral- und Wertevorstellungen abbringen. Auch Gefahr hindert sie nicht daran, sich durchzusetzen und für die Dinge zu kämpfen, die ihr wichtig sind. Cooper ist ein Mann, der zupacken kann und extrem wachsam ist. Juan ist mit allen Wassern gewaschen und macht vor nichts Halt, um seine Ziele zu erreichen, dabei geht er sprichwörtlich über Leichen. Ashley verteidigt einen Mörder und setzt sich sehr für dessen Belange ein. Sie ist schwer zu durchschauen, als Leser hofft man einfach, dass sie zu den Guten gehört, auch wenn sie es einem mit ihrer Art schwer macht, daran zu glauben. Aber auch Patrick, Ricky und viele andere spielen eine große Rolle in dieser sehr gut ausgetüftelten Geschichte und lassen dabei keine Wünsche offen.
„Du bist die nächste“ besitzt alles, was einen guten Psychokrimi ausmacht: hochgradige Spannung, viele Überraschungsmomente und eine Story, die den Leser von Beginn an in den Bann zieht und bis zum finalen Schluss rätseln lässt. Fesselnd erzählt und einmalig gut! Absolute Leseempfehlung!!!

14 von 28 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2020
Beerwald, Sina

Die Strandvilla / Sylt-Saga Bd.1


gut

1913 Sylt. Nachdem sie gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann Peter auf See ums Leben kam, muss Moiken Jacobsen mit ihrer 15-jährigen Tochter Emma auch noch ihr Zuhause in Keitum räumen, das Eigentum ihrer ungeliebten Schwiegermutter ist, die die beiden so schnell wie möglich loswerden will. Moiken findet mit Emma in Westerland im Hotel “Strandvilla” schnell eine neue Unterkunft und eine Anstellung als Konditorin, denn der Eigentümer Theodor von Lengenfeldt hat ein Auge auf die junge Witwe geworfen und möchte sie in seiner Nähe wissen. Als Moiken durch Zufall auf ihre alte Jugendliebe Boy Lassen trifft, der als Inselfotograf arbeitet und zugleich Emmas Vater ist, sitzt sie zwischen zwei Stühlen, denn Theodor bietet ihr Sicherheit und die Möglichkeit, ihren Traum von einem eigenen Strandcafé zu verwirklichen. Aber Boy weckt alte Gefühle in ihr, die sie nicht ignorieren kann. Trotzdem lässt sich Moiken auf eine Ehe mit Theodor ein und lernt ihren Ehemann bald von einer Seite kennen, die ihr gar nicht gefällt. Derweil verlässt Boy enttäuscht die Insel, um in Berlin einen Neuanfang zu wagen. Emma will ebenfalls mit ihm gehen, doch Moiken macht ihr einen Strich durch die Rechnung…

Mit “Die Strandvilla” entführt die Autorin Sina Beerwald den Leser auf die Nordseeinsel Sylt, wo er vor historischem Hintergrund das damalige Leben kennenlernt. Der flüssig-leichte und bildhafte Schreibstil nimmt den Leser schnell mit in die Vergangenheit, wo er sich an der Seite von Moiken wiederfindet, die sich mit ihrer Tochter durch einige Schicksalsschläge hindurchlavieren muss. Gekonnt verwebt die Autorin die Zeit kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges mit ihrer Geschichte und lässt dem Leser einiges an Informationen zukommen, wie die damalige politische Situation war und wie es zum Ausbruch gekommen ist. Ebenso erfährt der Leser einiges über die Bewohner der Insel sowie deren Besucher, die sich dort verlustigen. Mit gekonnt gemalten Landschaftsbeschreibungen lässt Beerwald beim Leser farbenfrohe Bilder im Kopf entstehen, so findet man sich mal am Badestrand wieder, mal in der Küche der “Strandvilla” oder auf einem Ausritt nach Keitum, wobei man fast im Schnee versinkt. Die Rolle der Frau zur damaligen Zeit wird in dieser Geschichte ebenfalls gut hervorgehoben, denn Frauen sollten das Aushängeschild des Mannes sein, aber keinen eigenen Beruf ausüben.

Die Charaktere sind lebhaft und glaubwürdig gezeichnet, mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie authentisch. Moiken ist eine Frau ihrer Zeit, recht unterkühlt zeigt sie ihre Leidenschaft nur beim Backen. Ansonsten wirkt sie eher kalt, vor allem ihrer Tochter Emma gegenüber. Emma ist ein Teenager, der sich ausprobieren möchte. Gleichzeitig vermisst sie Wärme und Gefühle von Seiten ihrer Mutter. Sie wirkt oftmals stur und aufmüpfig, doch eigentlich buhlt sie bei ihrer Mutter um ein offenes Ohr und Verständnis. Theodor ist ein aufgeblasener Möchtegern, der sich alles so hinbiegt, wie er es gern hätte. Julius ist ein feiner Kerl, der in seinem hohen Alter immer hilfsbereit und freundlich ist. Aber auch Henriette, Bernhard, Boy oder die Gräfin von Schöneck haben wichtige Rollen in dieser Geschichte und machen sie abwechslungsreich.

“Die Strandvilla” ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der ein Sittengemälde darstellt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Ganz nett zu lesen, wenn man keine großen Gefühle erwartet.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2020
Knoll, Rebekka

Blaue Nächte


gut

Weil ihre Mutter aufgrund eines Unfalls im Krankenhaus liegt, übernimmt Tochter Milena für diese Zeit notgedrungen die Verantwortung des Nachtclubs „Blue Nights“. Normalerweise arbeitet sie in dem vom Großvater übernommenen Antiquariat und kann dem Club mit seiner lauten Musik und den sich dort tummelnden Gästen nichts abgewinnen. Eines Abends verwehrt Milena einem alten Mann den Clubeinlass, da sie sich um ihn sorgt. Hartnäckig verlang der Herr den Eintritt, denn er sei dort verabredet, doch Milena lässt ihn nicht hinein. Als ihre Mutter von dem Vorfall erfährt, bringt diese Milena dazu, sich näher mit dem „Blue Nights“ und seiner besonderen Bedeutung zu beschäftigen. Dabei hilft ihr auch das Buch „Blaue Nächte“ mit der Liebesgeschichte von Lotte und Emil, die Milena in die 60er Jahre katapultiert…
Rebekka Knoll hat mit „Blaue Nächte“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der die 60er Jahre wiederauferstehen lässt, eine Zeit des Flowerpower, der Hippie- und Studentenbewegungen, der Swinging Sixties, der Beatles, des Minirocks und der Pille. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser schon mit dem Prolog in die Geschichte einsteigt und sich dann an die Seite von Milena begibt, um mit ihr gedanklich in die Vergangenheit zu reisen, aber auch, um sie und ihr eigenes Schicksal kennenzulernen. Die Autorin hat ihre zwei Handlungsstränge geschickt miteinander verbunden, denn während der Leser Milena durch das gegenwärtige Alltagsleben begleitet und ihren Gedanken an Verlorenes folgt, erhält er gleichzeitig durch Einschübe Einblicke in das Schicksal der einstigen Sandkastenliebe zwischen Emil und Lotte in den 60er Jahren, die auf tragische Weise wie zwei Königskinder nie zusammenkommen werden, wie sie sich das erträumt haben. Die Parallelen zu Milenas eigener Liebesgeschichte sind mehr als deutlich, denn auch sie träumt immer noch von ihrer ersten Liebe Paul, die mittlerweile auch schon ein Jahrzehnt zurückliegt und spiegelt eine gewisse Tragik und Melancholie wieder, Altem hinterher zu trauern und sich zu fragen, was wäre wenn.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und machen es dem Leser leicht, ihnen zu folgen. Allerdings besteht eine gewisse Distanz zu den Protagonisten, die sich durch diese recht gefühlvolle Geschichte nicht überbrücken lässt. Emil ist ein schüchterner junger Mann, der durch seine Freundlichkeit und Herzlichkeit besticht. Lotte ist offen und mit Fröhlichkeit ausgestattet, die mitreißt und Emil immer wieder in den Bann schlägt. Milena wirkt eher zurückhaltend und verunsichert, aber auch eine Träumerin und eine Zweiflerin. Sie ist hilfsbereit und packt mit an, wenn es gebraucht wird. Die weiteren Protagonisten haben ebenfalls einen festen Platz in der Geschichte und geben zusätzliche Unterhaltungselemente.
„Blaue Nächte“ vereint zwei bittersüße Liebesgeschichten in sich und entführt den Leser von der Gegenwart in die jüngste Vergangenheit. Unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, jedoch wäre etwas mehr Gefühl und Intensität wünschenswert gewesen.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2020
Lester, Natasha

Die Kleider der Frauen


ausgezeichnet

1940 Paris. Estella Bissette lebt zusammen mit Mutter Jeanne in Paris. Beide arbeiten in dem Atelier von Monsieur Aubrey und fertigen die schönsten Kleider für diejenigen, die sich diese im Krieg noch leisten können. Eines Abends begegnet Estella dem attraktiven Amerikaner Alex Morgan, der als Spion in Paris tätig ist. Was Estella nicht weiß: ihre Mutter arbeitet zusammen mit Monsieur Aubrey für die Résistance. Als Monsieur Aubrey auffliegt und getötet wird, wird Estella von ihrer Mutter per Schiffspassage nach New York geschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Schon auf dem Schiff lernt Estella den reichen Sam kennen, der als Zuschneider in der Modebranche arbeitet. Gemeinsam mit ihm und dem Model Janie startet Estella in New York eine eigene Modelinie. Doch die Sorge um ihre Mutter Jeanne macht sie verrückt. Dann steht ihr auf einer Party auch Alex Morgan wieder gegenüber, an seiner Seite eine exakte Kopie von Estella mit dem Namen Lena. Estella ist völlig durcheinander, hat sie eine Zwillingsschwester, von der sie bisher nichts wusste? Sie muss unbedingt mit ihrer Mutter sprechen, doch die ist in Paris untergetaucht. So reist Estella mit Alex und Lena nach Paris, um das Geheimnis zu ergründen. Dabei verliebt sie sich rettungslos in Alex…

Natasha Lester hat mit „Die Kleider der Frauen“ einen packenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der über zwei Zeitebenen eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse erzählt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht, gefühlvoll und sehr bildhaft, der Leser versinkt mit den ersten Zeilen in der Handlung und kann sich kaum von den Seiten lösen. Die Autorin hat zwei unterschiedliche Zeitebenen wunderbar miteinander verwoben, der eine betrifft das Leben von Estella in den Jahren 1940 bis 1944, der andere lässt Estellas Enkelin Fabienne zu Wort kommen, die in der Gegenwart das Modeimperium ihrer Großmutter erbt und erst nach und nach die Familiengeschichte aufdeckt, die zu keiner Zeit vorhersehbar waren und für einiges an Überraschung sorgen. Lester versteht es sehr gut, den Leser mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen, gleich einem Puzzle entblättert sie die komplexen Geheimnisse und in welchem Verhältnis die einzelnen Protagonisten zueinander stehen. Dabei flicht sie auch reale Persönlichkeiten mit ein, deren Schicksal ebenfalls schillernd ist und in der Realität für Aufsehen gesorgt hat. Neben der Arbeit der Résistance sind auch die Ausflüge in die Modewelt, von dem Entwurf bis zur Modenschau, ein großes Thema, dass die Autorin gut in ihrer Geschichte platziert hat. In diesem Buch kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, da die Handlung so komplex ist, zieht sich der Spannungsbogen bis zum Schluss.
Ein bunter Strauß an lebendig gezeichneten Protagonisten sorgt für viel Abwechslung in der Geschichte. Sie wirken durchweg glaubwürdig und lassen eine gewisse Nähe zum Leser zu. So fällt es leicht, in ihren Spuren zu wandeln und mit ihnen zu fühlen, zu hoffen und zu bangen. Estella ist eine junge Frau, die ihr Leben der Mode verschrieben hat. Sie ist mit dem Zeichenstift ebenso flink wie mit ihrer Zunge, offen und geradeheraus sagt sie, was sie denkt und tritt dabei oftmals ins Fettnäpfchen. Alex ist ein Mann von Welt, der eine traumatische Kindheit hinter sich gelassen hat und heute auf der Welle der Gefahr reitet, um anderen zu helfen. Sam ist ein herzensguter Kerl, der ein Händchen für Mode hat. Lena ist eine verlorene Seele, der Reichtum und ihr eigenes Leben nichts bedeutet. Janie ist eine Frohnatur, die anderen Mut macht und als Freundin eine echte Bereicherung ist. Harry Thaw ist eine Ausgeburt der Hölle, der andere manipuliert und einen Spaß daran hat, ihnen das Leben zu ruinieren. Aber auch Jeanne, Fabienne oder Will haben einen festen Platz in dieser Geschichte.
„Die Kleider der Frauen“ ist ein fesselnder und kurzweiliger Roman gespickt mit Familiengeheimnissen historischen Hintergrund, Liebe, Mode und Verwicklungen. Wunderbar erzählt und jede Seite wert. Absolute Leseempfehlun

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.