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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2011
Rost, Simon X.

Wie ein Falke im Sturm


ausgezeichnet

Deutschland im Jahr 1152 – Ditho von Ravensburg, Kreuzzugsrückkehrer, gerät mit seinem streitsüchtigen Nachbarn Gernot von Wangen in eine heftige Rauferei, wird von diesem eingekerkert und soll gehängt werden.
Aber Ditho wird von seinen Kumpanen aus dem Gefängnis befreit und von Friedrich Barbarossa engagiert, den Mörder von Konrad III., der auch Barbarossa ins Visier genommen hat, aufzuspüren. Gemeinsam mit dem Hofnarr Jasmo und dem Sarazenen Hasan nimmt Ditho die Verfolgung auf.
Während der Suche nach dem Mörder lernt Ditho Adela – die Frau Barbarossas – kennen und lieben; weitere Verwicklungen bleiben nicht aus.

In seinem zweiten historischen Roman entführt Simon Rost den Leser in die Zeit nach dem Zweiten Kreuzzug und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung auf: Spannung, Humor und Romantik eingebunden in die historische Kulisse um die strittigen Umstände der Königswahl Friedrich Barbarossas.

Unterschiedliche Handlungsstränge und geschickt eingebaute Rückblenden zu den Ereignissen während des Kreuzzugs in und um Damaskus führen uns von Wangen und Bamberg über Köln und Frankfurt nach Aachen zur Krönung Barbarossas. Die Beschreibung der Geschehnisse und Handlungsorte sind so gut gelungen, dass man von der ersten Seite an mitten im Geschehen ist. Nach und nach kommen während der Reise immer mehr teils grausame, teils überraschende Tatsachen zum Vorschein und lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen.

Fiktive und historische Figuren werden einleuchtend miteinander kombiniert, das Zusammenspiel ist gut durchdacht und ausgeklügelt. Alle Charaktere sind bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie zum Beispiel Wiltrud, die Zofe Adelas, wirken überzeugend. Kleine Geheimnisse und Unvollkommenheiten machen die Protagonisten sympathisch und glaubwürdig. Besonders gefallen haben mir die herrlichen Streitgespräche zwischen dem kleinwüchsigen Hofnarr Jasmo und dem Sarazenen Hasan, der vom Autor mit einer leicht holprigen Sprache ausgestattet wurde. Man kann sich so manches Grinsen nicht verkneifen, wenn mal der eine und mal der andere bei einem Wortgefecht die Oberhand behält.

Die lebendige, flüssige Schreibstil, die wundervoll bildliche Erzählweise und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit lassen diesen Roman zu einem echten Highlight werden.
Ein interessantes Nachwort, ein Glossar sowie eine Übersicht der handelnden Figuren runden das Buch ab.

Mit „Wie ein Falke im Sturm“ hat mich Simon Rost restlos begeistert. Kopfkino ganz nach meinem Geschmack. Bitte mehr davon.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2011
Rehn, Heidi

Hexengold / Die Wundärztin Bd.2


ausgezeichnet

Frankfurt 1650. Magdalena und Eric lassen sich mit ihrer Tochter Carlotta in Frankfurt nieder und führen gemeinsam mit Erics Vetter Vinzent ein geerbtes Handelskontor.
Nach einem Überfall während einer Handelsreise stirbt Vinzent. Daraufhin ziehen Vinzents Frau Adelaide und sein Sohn Mathias bei Magdalena und Eric ein. Reibereien bleiben nicht aus.
Als Eric bei einer weiteren Reise ein falsches Reiseziel vortäuscht und Magdalena nicht nur weitere Ungereimtheiten um Eric und ihre Vergangenheit aufdeckt sondern auch noch Haus und Hof verliert, macht sie sich auf den Weg nach Königsberg. Dort hofft sie die Wahrheit über ihre Familie zu finden.

Mit „Hexengold“ hat Heidi Rehn einen wundervollen historischen Roman geschaffen.
Spannend wird aus dem Leben einer Kaufmannsfamilie in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg erzählt. Dabei steht der Alltag im Vordergrund, das politische Geschehen während dieser Zeit wird angenehm vernachlässigt.

Besonders gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Charaktere.
Die selbstbewusste, starke und unabhängige Magdalena zweifelt an sich und ihren Fähigkeiten als Hausfrau und sehnt sich nach ihrem Wanderleben während des Krieges.
Eric ist durchgehend rätselhaft, ein großer Heimlichtuer.
Carlotta war von Anfang an meine Lieblingsfigur. Quirlig, pfiffig und wissbegierig zeigt sie alle Eigenschaften eines Teenagers und wird auch aufbrausend und trotzig.
Bei Adelaide wechseln Sympathie und Abscheu ständig, von liebenswert bis hin zu abgrundtief böse zeigt sie alle Facetten.
Kummer und Furcht, Glück und Freude der einzelnen Personen werden aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, man kann jederzeit mit den Protagonisten mitfühlen.
Durch die Vielschichtigkeit der einzelnen Personen ergeben sich immer wieder herrliche Wortwechsel und lebhafte Dialoge.

Aber nicht nur die Charaktere werden lebendig und bildhaft dargestellt, auch die Orte und Geschehnisse während der Reise nach Königsberg werden umfassend und präzise beschrieben. Es macht Spaß, Magdalena zu begleiten.
Am Ende lief die Geschichte für Magdalena sehr glatt, das hätte für meinen Geschmack noch ein bisschen kniffliger sein können. Aber da es noch weitere Abenteuer mit Magdalena und Carlotta geben wird, kann ich diese Lappalie locker verschmerzen.

Auch ohne Kenntnis des ersten Teils der Trilogie um die Wundärztin Magdalena hatte ich keinerlei Schwierigkeiten der Handlung zu folgen, da geschickt eingebaute Rückblenden alle nötigen Informationen vermitteln.
Der Schreibstil ist angenehm, selbst einige oft wiederholte Kleinigkeiten stören den Lesefluss nicht.

Ein sehr empfehlenswerter Roman, den man schnell verschlungen hat und auf dessen Fortsetzung ich mich jetzt schon freue.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2011
Slade, Arthur

Gefahr für das britische Empire / Mission Clockwork Bd.1


ausgezeichnet

Arthur Slade ist mit „Mission Clockwork – Gefahr für das Britische Empire“ ein fabelhafter Auftakt zu einer neuen Serie gelungen - ein fantastisches Steampunk-Abenteuer mit allem, was dazugehört: dampf- und zahnradgetriebene Mechaniken (Mr. Fuhr, ein Dampfmaschinen-Cyborg – herrlich!), verrückte Erfindungen, einer Portion Magie und ein bisschen Abenteuerromantik, die natürlich nicht fehlen darf. Alles verpackt in einem wundervollen viktorianischen Ambiente.

Modo – ein auf das schrecklichste missgestalteter Waisenjunge, von Kuriositätenhändlern als Ausstellungsstück missbraucht – wird von Mr. Socrates freigekauft. Denn Modo ist etwas Besonderes, er kann das Aussehen einer beliebigen Person annehmen. Diese Eigenschaft will sich Mr. Socrates zu nutze machen und bildet Modo zu einem Agenten aus.
Gemeinsam mit der jungen Agentin Octavia begibt sich der Modo in die Londoner Unterwelt. Die beiden Teenager haben den Auftrag, die mysteriöse Clockwork Guild zu stoppen und das Britische Empire zu retten.
Und Eile ist geboten, denn Waisenkinder verschwinden und unbescholtene Bürger werden zu Mördern!

Leseprobe und Buchtrailer haben mich auf dieses Buch und besonders auf die Charaktere neugierig gemacht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Arthur Slade fasziniert mit einer Reihe außergewöhnlicher Figuren:
Der intelligente, loyale Modo, der sich wegen seines missgestalteten Aussehen sehr unsicher fühlt und daher meist eine Maske trägt, ist dem Leser sofort sympathisch; genauso wie die freche, mutige Octavia, die nicht auf den Mund gefallen ist und immer einen flotten Spruch im Gepäck hat.
Eher unliebenswürdig wirkt Mr. Socrates: kaltherzig, hart und zielgerichtet zählt für ihn nur die Rettung des Britischen Empires.
Übelgesinnt die Schurken: Die kaltblütige und skrupellose Schwedin Ingrid Hakkandottir und der von ihr engagierte verrückte Wissenschaftler Dr. Cornelius Hyde. Mit einer magischen Tinktur und Hypnose machen sie ihre Opfer willenlos. Mit operativ eingesetzten Metallteilen wollen sie ihre Gefangenen kontrollieren.
Die Besetzung ist dem Autor bestens gelungen. Selbst Nebenfiguren wie der naive Oppie
handeln entsprechend der ihnen zugeschriebenen Eigenschaften und entwickeln eine ganz persönliche, liebenswerte Art.

Als es zum großen Showdown mit den Halunken kommt, müssen Modo und Octavia zeigen, was man mit Mut, Entschlossenheit und ganz viel Herz alles erreichen kann. Modo findet dabei heraus, dass alle Menschen Anerkennung, Verständnis und Liebe brauchen, um in der Welt bestehen zu können.

Die Handlung ist kurzweilig und hat mich sofort eingefangen. Die kurzen Kapitel enden immer spannend, man saust ungebremst durch das ganze Buch und schwuppdiwupp ist es ausgelesen. Besonders gut hat mir gefallen, dass mit dem letzten Kapitel alle Rätsel dieses Abenteuers gelöst werden, keine Fragen bleiben offen.

Ein großes Lob verdient auch die Umschlaggestaltung des Buches. Neben vielen Zahnrädern und mechanischen Bauteilen gibt es auch Hinweise auf den Inhalt: Modo, der über das nächtliche London blickt oder das Emblem der Clockwork Guild, ein Ziffernblatt in einem Dreieck.

Auch wenn ich das empfohlene Lesealter von 12-15 Jahren schon um einiges überschritten habe, hat mir das Lesen dieser fesselnden Geschichte sehr viel Spaß gemacht. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen Ausflug in eine abenteuerliche Steampunk-Welt machen möchte und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.