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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1068 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2018
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


sehr gut

Unter dem Glücksstern geboren ?
Johann wird in Knittlingen als Sohn eines Bauern geboren. Seine Mutter nennt ihn Faustus- der Glückliche - und sagt ihm eine große Zukunft voraus. Sein Vater lehnt ihn ab und zieht seine älteren Brüder vor. Johann begeistert sich für Bücher und das Wissen, das sie verheißen und er liebt seine Jugendfreundin Margarethe, die einem anderen versprochen ist. Als Johanns Mutter stirbt, nimmt sein Leben eine dramatische Wendung. Er verlässt sein Heimatdorf bei Nacht und Nebel und reist mit dem Magier Tonio durch die Lande. Tonio wird zu seinem Lehrmeister und Faustus saugt das Wissen begierig auf. Doch Tonio scheint der schwarzen Magie zugewandt und in seinem Umfeld verschwinden Kinder spurlos. Faustus ist erneut gezwungen zu fliehen. Er schließt sich einer Gauklertruppe an, reist mit ihr nach Venedig und gerät dort in den Bann des Venezianers Barbarese, der ihm Zugang zu seiner immensen Bibliothek gewährt. Auch hier findet Faust kein Glück und reist überstürzt nach Heidelberg ab. Hier scheinen sich nun , seine größten Wünsche zu erfüllen. Er beginnt zu studieren und trifft Margarethe wieder. Margarethe lebt mittlerweile im Kloster, aber Faustus kann sie zur Flucht überreden. Erneut wendet sich das Glück von Faust ab. Ihre Pläne werden verraten, Margarethe wird der Hexerei angeklagt. Faustus reist als Doktor der Magie durch die deutschen Lande und erlangt eine gewisse Berühmtheit. gerade als es scheint, dass Faust zur Ruhe gekommen ist, erreicht ihn der Hilferuf eines alten Freundes aus Nürnberg. Dort wird er bereits von dunklen Mächten erwartet, die vollenden wollen, was vor vielen Jahren begann.
Die Geschichte hat mich von Anfang an vollkommen gefangen genommen. Die bildhafte Sprache, die Vermischung von Fiktion und geschichtlichen Fakten zeichnen ein buntes Bild der damaligen Zeit. Faustus Schicksal ist voller spannender Ereignisse und unerwarteter Wendungen. Und über allem liegt der Schatten des unheimlichen Tonios, der mit dem Teufel im Bunde scheint. Fausts große Leidenschaft, sein Drang nach Wissen, wenden sich immer wieder gegen ihn. Der vorgeblich unter dem Glücksstern Geborene hat kein Glück und verliert, woran er auch sein Herz hängt. Richtig sympathisch war mir Faust nicht, da er in meinen Augen doch sehr egoistisch handelt. Allerdings muss ich ihm zu gute halten, dass er stets versucht, sich dem Bösen zu entziehen.
Das Buch ist ein echter Pageturner und war trotz fast 800 Seiten nie langweilig.

Bewertung vom 14.10.2018
Steuten, Barbara

Kati Küppers und der entlaufene Filou / Küsterin Kati Küppers Bd.2


sehr gut

Mit Gottes Hilfe auf Mörderjagd
Die Autorin nimmt den Leser mit in das rheinische Dorf Niederbroich. Kati Küppers, die dortige Küsterin, lebt dort zusammen mit ihrem Mann Jo schon ihr ganzes Leben. Beide sind guteingebettet in die dörfliche Gemeinschaft. Kurz vor Pfingsten läuft Kati vor der Kirche der Jack-Russell Filou zu. Als Katis Mann Jo mit ihm spazieren geht, gräbt Filou eine Leiche aus. Ist die Leiche Filous Herrchen, das man vergebens zu erreichen sucht ? Kommissar Rommerskirchen, der Kati gerne aus den Ermittlungen raus halten möchte, verdächtigt die Dorfjugend, damit zu tun zu haben. Das ruft Kati erst recht auf den Plan, da ihr Enkel Bene zu der Clique gehört. Nachdem Kati wie so oft Gott um Beistand gebeten hat, macht sie sich auf die Suche nach dem Täter. Als Kati kurz darauf auf dem Kirchturm eine Beobachtung macht, scheint der Fall klar. Aber wie soll man den Kommissar überzeugen ? Kati und Bene haben einen Plan und geraten in ungeahnte Gefahr.
Beim Lesen fühlte ich mich ein wenig an die Don Camillo und Peppone- Romane erinnert. Kati, fest im Glauben, kümmert sich um Dinge - nämlich den Mord -, die sie nichts angehen. Kommissar Rommerskirchen ist leider auf der falschen Spur und will nicht zugeben, dass Kati recht haben könnte. Und beide wollen doch das gleiche, nämlich den Mörder fassen, wenn auch mit unterschiedlichen Methoden. Gut getroffen fand ich die Beschreibung des Dorflebens. Jeder kennt jeden und weiß irgendwas. Die Person der resoluten und etwas neugierigen Kati fand ich überzeugend. Und nach anfänglichem Zögern konnte ich mich im Laufe der Geschichte auch für den Kommissar erwärmen. Am Schluss sind alle Probleme und Rätsel zur vollen Zufriedenheit gelöst. Das Buch bietet angenehme Unterhaltung und kommt sehr gut ohne blutige Details aus.

Bewertung vom 30.09.2018
Dorra, Simone;Zellner, Ingrid

Ein Geschenk der Götter


ausgezeichnet

Echte Freundschaft beweist sich in der Not
Der Inder Raja reist für ein paar Tage nach Kaschmir und trifft dort auf Vikram, der zusammen mit seiner Frau Sameera ein Waisenhaus führt. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft. Das mag an den auf den ersten Blick nicht ersichtlichen ähnlichen Lebenswegen liegen. Raja war 25 Jahre unschuldig im Gefängnis und hat Gewalt erfahren und auch selbst ausgeübt. Vikram diente beim indischen Geheimdienst und war gezwungen zu töten. Beide fühlen sich schuldig und tragen schwer an dieser Last. Beide haben wundervolle, starke Ehefrauen. Raja liebt Sita, mit der er auch Kinder hat. Sameera unterstützt Vikram bei seiner Arbeit mit dem Waisenhaus. Gerade als es so scheint, dass die Last der Männer leichter wird, holt Vikram seine Vergangenheit ein. Er wird bei einem Attentat schwer verletzt und ringt mit dem Tod. Nun erweist sich Raja als wahrer Freund. Er reist sofort zu Sameera, um sie zu unterstützen. Die Gefahr scheint vorüber. Doch ist sie das wirklich ?
Das Buch beginnt mit Szenen voller Harmonie. Die Autorinnen schildern die beginnende Freundschaft zwischen Raja und Vikram; lassen uns teilhaben an den liebevollem Familienleben der beiden und der Freude über ein friedliches Leben. Wie dunkle Wolken tauchen dann Ereignisse aus der Vergangenheit auf. Bewundernswert wie die beiden Männer sich Stütze sind und ihre Empfindungen in Worte fassen. Die Schatten scheinen sich zurückzuziehen. Dann wie ein Paukenschlag das Attentat auf Vikram und der Leser erkennt, dass hässliche Gewalt unter dem Schleier der Idylle lauert. Der Kaschmirkonflikt und seine Auswirkungen sind allgegenwärtig. Dieses Gefühl der Gefahr zieht sich bis zum Schluss des Buches und hält den Leser in Atem.
Besonders gut gefallen haben mir die fast schon poetischen Beschreibungen der Liebe zwischen den Ehepaaren. Sie waren sehr berührend, aber nie kitschig.
Das Buch war für mich eine gelungene Mischung aus Spannung und Gefühl mit einer Prise Exotik.

Bewertung vom 23.09.2018
Boyd, Lyl

Schall und Rauch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Hoch auf die Wissenschaft !
Der Autor setzt sich in der Kurzgeschichte mit den Verlockungen und Heilsversprechen der Wissenschaft auseinander. jeder von uns ist bemüht, gesund und umweltbewusst zu leben. Orientierung erwarten wir dabei von den Ergebnissen der Forschung und Wissenschaft. Diese werden von der Industrie aufgenommen und zu unserem Wohl umgesetzt. Die Werbung schließlich erklärt uns, welche Produkte dem neuesten Wissenstand entsprechen und welche Gefahren zu vermeiden sind. Aber ist das wirklich so oder möchten wir das nur all zu gerne glauben, weil es so viel einfacher ist, sich auf andere zu verlassen ? Vielleicht sollten wir einmal darüber nachdenken.

Bewertung vom 23.09.2018
Rietzschel, Lukas

Mit der Faust in die Welt schlagen


gut

Keine blühenden Landschaften
Das Buch erzählt die Geschichte der Familie Zschornack, - Vater, Mutter, 2 Söhne - wohnhaft in der Nähe von Dresden. Der Familie geht es elf Jahre nach der Wende gut. Beide Eltern haben Arbeit und können sich mit viel Eigenleistungen ein Haus bauen. Aber das Umfeld liegt darnieder, da der größte Arbeitgeber vor Ort, eine Glasfabrik, dicht gemacht hat. Ersatzarbeitsplätze wurden keine geschaffen.. So scheint die eigene kleine Welt der beiden Söhne Phillip und Tobias eigentlich in Ordnung. Das ändert sich jedoch mit den Jahren. Die Ehe der Eltern scheitert. Der geliebte Großvater stirbt. Beide Jungen versuchen den verlorenen Halt bei Freunden zu finden. Mit diesen Freunden hat es das Leben nicht so gut gemeint. Arbeitslosigkeit in der Familie, gescheiterte Beziehungen und Alkohol prägen ihren Alltag. Dafür muss einer die Schuld tragen. Zuerst richtet sich ihr Zorn gegen die dort lebende Minderheit der Sorben. Als mit der Flüchtlingswelle auch andere Ausländer in die Gegend ziehen, wendet sich der Hass gegen sie, die ihnen in ihren Augen ihre Heimat und Zukunft nehmen. Phillip, der eine gute Arbeit hat, zieht sich sowohl von der Familie als auch dem rechten Freundeskreis zurück. Tobias dagegen verstrickt sich immer mehr in die rechte Szene.

Ich habe das Buch mit großen Erwartungen angefangen zu lesen. Leider wurden sie nicht erfüllt. Im Grunde erzählt der Autor eine banale Geschichte, die sich überall auf der Welt so oder ähnlich immer wieder abspielt. Phillip und Tobias wachsen in guten geordneten Verhältnissen auf. Sie werden nicht vernachlässigt. Sie haben Zugang zu Bildung, machen eine Ausbildung. Auch nach der Trennung bemühen sich die Eltern weiterhin um Kontakt zu den Söhnen. Mir hat sich nicht erschlossen, in wie weit das Buch erklärt, warum der Rechtsextremismus gerade auf Jugendliche wie Phillip und Tobias eine solche Anziehungskraft ausüben soll.
Das Buch selbst liest sich sehr gut. Der Autor wählt sprunghaft einzelne Ereignisse im Leben der Brüder aus , die er als wesentlich für ihre Entwicklung erachtet. Dazu bedient er sich zum Teil fragmentarischer Sätze, so dass eine Dringlichkeit im Erzählfluss entsteht.
Alles in allem ein interessantes Buch, aber für mich nicht der große Wurf.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2018
Wendl, Betty J.

Das Rosenmedaillon


sehr gut

Wanderer zwischen den Welten
Die 17jährige Helena kauft auf dem Flohmarkt ein Medaillon und ihre Welt steht Kopf. Mit Hilfe des Medaillons kann ihr Bewußtsein sich in verschiedene Welten transferieren. Diese Welten sind Parallelwelten, in denen andere Zeitepochen existieren. Helena lebt in der Welt Vandermeer, die in etwa unserer entspricht. Das Medaillon bringt sie nach Alpha - entspricht etwa dem viktorianischen England, Beta - ähnelt dem Frankreich in der Zeit der Französischen Revolution und der Welt Eden- das Holland Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht nur Helena kann transferieren, sondern auch Familienmitglieder der Familien de Marron und Vandermeer. Helenas Familie Taylor ist die dominierende, da ein Vorfahr von ihr, die Möglichkeit zu transferien entdeckt hat. Helena wird nun in eine turbulente Geschichte hineingezogen, die abwechselnd in den verschiedenen Welten spielt. Letzten Endes geht es darum, wer die Macht in der Gemeinschaft der drei Familien ausübt und den Besitz eines Rubins, der das Transferieren des ganzen Körpers und nicht nur des Geistes ermöglichen soll. Helena ist besonders begabt für die Transformation, so dass jeder versucht, sie für seine Zwecke einzuspannen. Letztendlich kann sie niemanden vertrauen, nicht einmal David de Marron, der sie zu lieben scheint. Und warum entwickelt sie heftige Gefühle für Benedikt Vandermeer, den sie eigentlich am meisten fürchten sollte. Am Ende beschliesst Helena, Entscheidungen allein zu treffen und setzt neue Ereignisse in Gang.
Die Inhaltsangabe klingt etwas verwirrend ? Das entspricht meinem Empfinden beim Lesen der ersten Kapitel. Der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Welten, die vielen Personen und die Informationen zum Transferieren waren eine echte Herausforderung. Das änderte sich aber im Laufe der Geschichte und dann ist sie richtig spannend. Man lernt die einzelnen Personen besser kennen und kann die verschiedenen Handlungsstränge auseinander halten. Gut gefallen hat mir, dass die Sichtweise auf die verschiedenen Personen sich ständig ändert. Gerade glaubt man Daniels Zwillingsbruder Julian in der einen Welt gehöre zu den Bösen . Dann stellt man fest, dass man ihn in der anderen sympathisch findet. Die einzige Konstante bleibt Helena, deren Verwirrung man zu Beginn teilt und auch ihr Verständnis im Fortgang der Erzählung. Helena ist ein sympathisches neugieriges junges Mädchen, das sich mutig den Ereignissen stellt.
Mir hat das Buch mit jeder Seite besser gefallen und ich würde gerne wieder mit Helena durch die Welten reisen.