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S.
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Berlin

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Insgesamt 1112 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2020
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6


sehr gut

Rechtsmediziner Leon Ritter nimmt seinen Job ernst, sehr ernst. Als eine junge Frau von einem LKW überfahren wird, sieht er mehr als einen Verkehrsunfall. Sehr zum Missmut des Polizeichefs, der den Tod der jungen Frau schnell zu den Akten legen möchte. Aber Ritter erkennt Parallelen zu einem länger zurückliegenden Fall, der als Selbstmord abgehakt wurde. Und dann verschwinden zwei junge Frauen, eine davon die Tochter des Kulturministers. Jetzt gerät der ganze Polizeiapparat in Aufregung.
Ritter recherchiert in unterschiedlichen Milieus, unterstützt von seiner Partnerin Capitaine Isabelle Morrell. Weniger hilfreich erweist sich Lieutnant Masclou, gern etwas kaltschnäuzig und grob. Aber ganz und gar nicht tauglich erscheint Commandant Bertin, Sonderermittler aus Paris. Karrieresüchtig und arrogant, wie er auftritt, ist ihm so manche Peinlichkeit vergönnt.
Warum werden die jungen Frauen entführt und bestialisch gefoltert? Langsam vertieft sich ein Verdacht, aber erfolgversprechende Spuren bringen keine Lösung. Ihr Martyrium geht weiter. Die Figur des Täters bleibt blass, die Hintergründe seiner Motive werden leider nicht erwähnt. Wieso wurde er so, wie er ist?
Spannende Szenen und Gedankenspiele, sich wiederholende Landschaftsbeschreibungen und Augenblicke im Privatleben der Ermittler wechseln sich ab. Gut zu lesen, streckenweise ziemlich gruselig.
Ein solider Kriminalroman von Remy Eyssen, herausgegeben vom Ullstein Verlag.

Bewertung vom 21.05.2020
Läckberg, Camilla

No Mercy. Rache ist weiblich / Golden Cage Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein sehr befriedigendes Buch. Zunächst weckt Camilla Läckberg Zorn und Wut. Drei verschiedene Männer, so richtig fiese Typen, jeder auf seine Weise. Drei Frauen, jahrelang duldend, leidend, sich zurücknehmend.
Lesers Seele kocht. Aber dann..... Irgendwie kommt nun alles anders, als die Männer es je erwarten würden. Sie alle haben den Schuss nicht gehört!
Ingrid, Birgitta und Viktoria kennen sich nicht. Was sie aushecken, ist perfekt geplant, aber wird es auch perfekt durchgezogen? Wer die Autorin kennt, ahnt die Antwort.
Herrlich schwarz, herrlich unmoralisch, sehr verständlich.
Spannend bis zuletzt, in einem Rutsch zu lesen, knackig, sehr gut!
Beste Unterhaltung aus dem Ullstein Verlag, aus dem Schwedischen übersetzt von Katrin Frey.

Bewertung vom 18.05.2020
Olz, Daniel

Blätter, die die Welt bedeuten (eBook, ePUB)


sehr gut

Daniel Olz wirft eine wichtige Frage auf: Was machen wir nach Corona mit den unzähligen Rollen Toilettenpapier? Ja, was denn? 46 Rollen verbraucht der Durchschnittsbürger JÄHRLICH! Das heißt, von den 80 Sorten, die es hierzulande gibt, wird nicht einmal von allen probiert. Früher nahm man Laub, Heu, Stroh, Maiskolben (!), Lappen, Schafwolle und ...Tonscherben. Hat Herr Olz recherchiert.
Sogar eine Typologie der Verbraucher gibt es: Falter, Knüller, Stückler, Wickler. Wozu gehören Sie?
Soweit, so harmlos, aber was, wenn das beschriebene Horrorszenario ( aufgweichte Rollen bringen Häuser zum Einsturz) wahr wird? Vielleicht hilft der Unterricht in Papierkunde, solcherart Gefahren abzuwehren?
Wozu die Rollen auch taugen, wird aufgelistet, ebenso mögliche Werbesprüche. Hier hätte ich mir etwas mehr Stil gewünscht.
Besonders gefallen haben mir aber einige der vorgeschlagenen Freizeitbeschäftigungen wie das Mumienspiel, Klopapierweitwurf oder der Bau von Murmelbahnen oder Spielzeugautogaragen.
So ein Buch passt in den derzeitigen Corona-Hamsterwahn, ist unterhaltsamer Blödsinn und ruft mit witzigen Illustrationen ein Lächeln hervor.
Humor aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 17.05.2020
Rooij, Jens van

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! 55 fantastische Reiseziele in Deutschland (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Titel verspricht 55 fantastische Reiseziele in Deutschland. Jens van Rooij quert das Land von Nord nach Süd und beschreibt informativ einige Highlights zwischen Ostsee und Alpen. Er beweist schlüssig, dass Attraktionen anderer Länder hierzulande durchaus vergleichbare Gegenstücke haben, egal ob er schiefere Kirchtürme als den zu Pisa, Schaufelraddampfer, den Tafelberg, hinduistische Tempel oder Glaspyramiden listet. Auch Kulturlandschaften wie Heide, Moore und das Watt werden beschrieben. Nicht zu vergessen die Pendants zur Mandelblüte oder den Highland Games. Wer wusste, dass es in Deutschland einen Geysir gibt oder Friedensreich Hundertwasser geplant und gestaltet hat? Kennenlernen kann man japanische Handwerksart, Robbenexpeditionen, Kamelreiten oder Schlittenhundtouren buchen und so vieles mehr! Als Kontrastprogramm wird auf Opernhäuser oder Museen hingewiesen.
Ansprechende Fotos komplettieren die Texte.
Sehr schön, dass die entsprechenden Webseiten, Adressen und Öffnungszeiten gründlich recherchiert und angegeben wurden. Auch Restaurant- und Hoteltipps und die Koordinaten fürs Navi fehlen nicht.
55 und mehr absolut überzeugende Gründe, im Land Urlaub zu machen und viel Schönes zu erleben.
Reiselektüre aus dem GRÄFE und UNZER Verlag.

Bewertung vom 15.05.2020
Henschel, Gerhard

SoKo Heidefieber


gut

Je mehr Mord, Totschlag und Blut nicht nur im Titel, sondern auch im Text, desto umsatzfördernder. Dazu ein wenig Lokalkolorit, unglaubliche Grausamkeiten, gern auch mal die Einbeziehung internationaler Verbrechergrößen - das macht gewisse Krimiautoren erfolgreich und überheblich. Immer abstrusere Szenarien werden entwickelt, einige dieser literarischen Auswüchse werden dem Leser zur Kenntnis gegeben.
Gerhard Henschel übertrifft sich selbst: schwülstige, mit Stilblüten gespickte, doppelt gemoppelten Passagen und Klischees gibt er zum Besten. Menüfolgen werden derart detailreich geschildert, dass sie ins Absurde abgleiten.
Sind die Werke dieser Autoren der Anlass für die Morde an deren Verfassern, ist es Konkurrenzkampf oder steckt Anderes dahinter? Das zu klären, wird die titelgebende Soko Heidefieber gebildet. Kommissar Gerold Gerold ( kein Schreibfehler) und die attraktive Kommissarin Ute Fischer sind recht bodenständig, sie hegt eine große Vorliebe für den norddeutschen Dialekt. Auch weitere Personen verraten durch heimische Mundart ihre Herkunft. Es gibt so kreative Namen wie Riesenbusch, Kniepholz, Unaussprechliches, die Kneipe Schlawinchen.
Besonders vielfältig und kreativ sind nicht nur die durchgeführten Morde, sonder auch die Qualen, die einer der Schreiberlinge er- und erstaunlicherweise überlebt. Das würde nicht einmal ein Katze mit ihren sprichwörtlichen sieben Leben überstehen.
Dieser Krimi lebt von Überspitzungen, Schwülstigkeiten, Überzogenem.
Für einen irrsinnigen Handlungsstrang wurden klamaukige Situationen und überhebliche Deppen geschaffen, Situationen bis ins Letzte ausgereizt, der Leser durch skurrile Episoden geführt.
Mal was Anderes von Hoffmann und Kampe.

Bewertung vom 13.05.2020
Bergmann, Renate

Dann bleiben wir eben zu Hause! / Online-Omi Bd.13


ausgezeichnet

Hochaktuell: wie erlebt die Online-Omi die Coronazeit?
Sie wäre nicht die vierfache Witwe in hohem Alter, wenn sie nicht auch diese Krise meistern und zudem noch ihren Mitmenschen mit guten Ratschlägen zur Seite stehen würde. Renate Bergmann hat den Krieg überstanden und auch in kargen Zeiten stets Lösungen gefunden, oft auch bezugnehmend auf die Lebensweisheiten von Oma Strelemann oder Gelerntem aus der Bräuteschule. Pfiffig und gewitzt nutzt sie zudem die Errungenschaften der modernen Technik und bestellt im Internet auch nicht mehr die unglaublichsten Dinge bei Versteigerungen. Im Gegenteil, ihren reichen Erfahrungsschatz teilt sie gern und gibt Tipps, wie man nervende Ehemänner ruhig stellt, Kartoffelsuppe kocht, Kuchen bäckt oder was ein Notvorrat wirklich beinhalten sollte. Sehr praktisch, besonders für die jungen, unerfahrenen Dinger, die noch nicht einmal Spaghetti kochen können.
Torsten Rhode kreiert herrliche Wortverdrehungen, schreibt mit unerschöpflichem Witz und bietet Unterhaltung in seinem 80 Seiten starken Büchlein. Es kostet nicht die Welt und ist nette Unterhaltung aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 10.05.2020
Leciejewski, Barbara

Wer, wenn nicht wir


ausgezeichnet

Viola und Florian, gut situiert, der Nachwuchs ist aus dem Gröbsten raus, leben nebeneinander her und beschließen, sich zu trennen. Damit das Geld für den teuren Urlaub nicht verfällt, fährt man halt gemeinsam noch einmal nach Rhodos. Aber in getrennten Zimmern!
Vor Ort finden sich schnell neue, nicht wirklich erwünschte Bekanntschaften. Aber wenn man den Anderen damit ärgern kann...
Zwangsläufig begegnet man sich und redet sich distanziert mit Herr Sowieso und Frau Jenes an. So kann man ganz zwanglos miteinander Umgang pflegen, sich neu kennenlernen. Sehr Interessantes kommt zutage. Hätte man nicht früher nachdenken können?
Barbara Leciejewski beschreibt Eheroutine sehr realistisch, gibt Denkanstöße für beide Partner. Die beschriebenen Figuren sind aus dem Alltag gegriffen, man kennt ähnliche Charaktere, egal ob der Schleimbolzen oder die verständnisvolle Freundin, der aufmüpfige Teenie oder die aufdringliche Ferienbekanntschaft. Gut getroffen. Zu idealisiert war mir die Hotelbesitzerfamilie.
Eine heitere Urlaubsgeschichte, locker geschrieben, nett zu lesen.

Bewertung vom 09.05.2020
Gutierrez, Miguel

Andere Länder - andere Bärte


sehr gut

Der Nomad Barber hat eine Leidenschaft: er reist um die Welt und besichtigt Barbershops. Alte, neue, kleine, unbekannte, hippe und alle in verschiedensten Styles. Mit kleinem Budget, langen, aber kostensparenden Busreisen und in meist einfachen Unterkünften verbringt er ein Jahr mit dem Kennenlernen von solchen Shops, durchreist dafür 21 Länder, legt eine Pause ein und bricht dann wieder auf. Eine erfolgreiche Webserie fördert seine Bekanntheit und hilft, Kontakte zu knüpfen.
Was Miguel Gutierrez unterwegs erlebt, hat er beschrieben. Egal, ob er Gentleman‘s Clubs im Vintage Style, Shops im Garagenlook, Container in den Townships oder Friesierstühle unter Sonnenschirmen oder am Straßenrand, auch in Einkaufszentren und kleinsten Geschäften besucht hat, seine Erlebnisse sind vielfältig. Er selbst hat auch Hand an die Köpfe vieler Kunden und Bekannter gelegt und seine „Scenic Haircuts“ in eindrucksvollen Fotos festgehalten. Überhaupt sind die Fotos der besuchten Geschäfte und Orte wunderschön, beleben das Buch ungemein. Die Inhaber oder Angestellten werden befragt, bei nahezu allen ist der Job gleichzeitig Berufung. Der Nomad lernt interessante Charaktere kennen, beispielsweise einen 100-jährigen Betreiber, der immer noch für seine Kundschaft da ist, einen Clown-Barbier, der Konfetti regnen lässt, weibliche Barbiere. Verschiedene Methoden wie Ear digging oder die Fadentechnik finden Erwähnung, sogar ein Barber College und Barbercons werden erwähnt. Oft finden sich Links zu den einzelnen Shops oder deren Adresse.
Gewünscht hätte ich mir in der umfassende Reportage einige Anekdötchen aus dem Berufsalltag der Interviewten.
Trotz einiger befragungsunwilliger Barber hat Miguel Gutierrez eine reichhaltige Auswahl von Haarkünstlern rund um den Globus zusammengestellt. Interessantes und Abwechslungsreiches aus dem GRÄFE UND UNZER VERLAG.

Bewertung vom 05.05.2020
Garner, Mary E.

Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hope Walker hat den Job... sie hilft, Männern die Frau fürs Leben zu finden. Solange bis in ihrer Partneragentur die Perfekte gefunden wird, hält sie die Suchenden bei Laune und schlüpft dafür in verschiedene Rollen. Ausserdem liest sie gern. Bei einem Besuch in einer Buchhandlung wird bei ihr eine ungewöhnliche Gabe erkannt: sie kann in Buchwelten schlüpfen. Nicht nur das, sie kann auch einstmals gelöschte böse Wörter eliminieren. Das ist wichtig, weil diese sich sonst in katastrophale, unerklärliche Ereignisse in der „echten“ Welt verwandeln. Als wunderbarer Nebeneffekt erweist sich, dass sie bei ihren Reisen literarische Figuren, die oft nicht so sind, wie man sie aus Ihren Geschichten kennt, trifft. Unglaubliche Dinge geschehen. Trotzdem: ein Verräter, der viel Unheil bringen kann, muss entlarvt werden. Und dann hat Hope ja auch noch im wirklichen Leben einige Dinge zu klären.
Mary E. Garner hat eine wunderbare, phantasievolle Nebenwelt erschaffen. Was für aufregende oder unterhaltsame Erlebnisse werden beschrieben, was für überraschende Begegnungen finden statt. Wer hätte gedacht, dass Bambis Vater gern einen kleinen Schwips hat und singt? Oder dass Lassie... soll sich jeder selbst ein Bild machen. Spannend, lustig, romantisch und kreativ ist „Das Buch der gelöschten Wörter“ auf jeden Fall. Es endet mit einem fiesem Cliffhänger. Auf die Fortsetzung warte ich mit Ungeduld.
Bestens zu Lesendes aus der Bastei-Lübbe AG.

Bewertung vom 04.05.2020
Kay, Annie

Halligalli on the Rocks


sehr gut

11000 irgendwas, so tief ist Paula in den Abgrund ihrer Trauer gestürzt. Zwei Jahre ist es her, dass ihr kleiner Bruder tödlich verunglückte und nichts mehr so ist, wie es war. Eine extreme Depression beherrscht ihr Leben, sie gibt sich die Schuld und kann an nichts anderes als an ihren Bruder denken.
Auf ungewöhnliche Weise lernt sie Helmut, einen über Achtzigjährigen mit einer Mission, kennen. Auch er hat ein trauriges Schicksal, ist brubbelig und direkt. Beide schenken sich nichts, sind direkt bis an die Schmerzgrenze und helfen sich genau dadurch.
Jasmin Schreiber hat eine zutiefst emotionale Reise beschrieben, bewahrt mit diesem Roman ihrem Bruder ein liebevolles Gedenken und lässt den Leser teilhaben an einer wunderbaren Geschwisterliebe. Unglaublich, aber auch ein feiner Humor ist spürbar und ein Weg zurück in eine optimistische Einstellung wird sichtbar. Sehr angenehm, dass die Kapitelüberschriften die 11000, symbolisch für die Tiefe des titelgebenden Marianengrabens auf 0 abgebaut werden und so einen schweren Weg verdeutlichen.
Eine wunderbare und ergreifende Lektüre.