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Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2015
Peter, Maria W.

Der Schatz Salomos


sehr gut

Dies ist der dritte Band aus der historischen Krimi-Reihe um die Sklavin Invita - doch der Fall ist wieder in sich abgeschossen, so dass man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen kann. Will man jedoch Invita bei ihrer Entwicklung zuschauen, empfehlen ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Auch diesmal konnte mich das Buch fesseln. Zu Anfang gibt es ein paar Rückblicke auf die Vorbände, so dass der Einstieg sehr leicht fällt und man die verschiedenen Personen rasch zuzuordnen weiß. Doch viel Zeit für lange Vorreden bleibt nicht, denn bald schon tauchen zwei tote Frauen auf und rasch sind auch zwei Verdächtige gefunden – doch Invita weiß, dass ihre jüdischen Freunde nicht die Mörder sein können und „ermittelt“ auf eigene Faust.
Das Buch ist aus Sicht der jungen Sklavin in Ich-Form geschrieben, so dass ich mich gut in ihre Situation hineinversetzen konnte, was aber nicht heißt, dass ich immer so gehandelt hätte wie sie. Im mag Invita total gerne mit ihrer neugierigen Art und ihrem steten Bemühen um Gerechtigkeit, aber manchmal schadet sie sich einfach mit ihren forschen Art und kann es trotzdem nicht lassen, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sich nichts angehen. Damit hat sie sich schon einige Male die Hände verbrannt und trotzdem ist sie einfach ein liebenswerter Mensch, den ich nur manches Mal hätte schütteln wollen.
Der Fall ist spannend aufgebaut und es werden viele Fährten gelegt, wer der Täter sein könnte – manche enden in Sackgassen, manche führen aber auch weiter und entpuppen sich dann doch als falsch. Hier hat die Autorin es wirklich geschafft, mich immer wieder in die Irre zu führen. Der Fall endet dann in einem großen Finale, nämlich einer römischen Gerichtsverhandlung, die mir sehr gut gefallen hat und die ich mir wegen der tollen Beschreibungen auch sehr gut vorstellen konnte. Und natürlich kann in diesem Finale dann auch der Täter gestellt werden – wobei ich zugeben muss, dass mich das Ende eher enttäuscht hat und ich mit einem verzwickterem Motiv gerechnet hatte.
Das Buch lässt sich – wie auch schon die Vorgänger – flüssig lesen und ich habe es genossen, in eine andere Zeit abzutauchen. Mir gefällt die Römerzeit und auch in diesem Buch gibt es immer wieder Szenen und Beschreibungen, die einem den damaligen Alltag und das Leben näher bringen.
Obwohl dies der letzte bisher erschienene Band um Invita ist, bleiben um ihre Person einige Fragen offen: immer noch nicht ist klar, woher Invita eigentlich kommt, auch wenn sie wieder neue Puzzleteile gefunden hat, die aber leider nicht ihre Herkunft gänzlich klären konnten. Und natürlich würde mich schon interessieren, wie es mit ihr und Flavus weitergeht – vielleicht kommt ja doch noch eine Fortsetzung, ich bin gespannt.

Mein Fazit
Wieder ein spannender Fall, den die Skalvin Invita in der Römerzeit aufzuklären weiß. Die Geschichte ist spannend und steigert sich von Seite zu Seite, um dann in einem tollen Gerichtsfinale zu enden – nicht so gut hat mir das Ende und die Auflösung der Morde gefallen, da hätte ich mir ein anderes, verzwickteres Motiv gewünscht. Leider sind auch um Invita immer noch nicht alle Fragen geklärt – ein weiterer Band ist aber leider bisher nicht erschienen. Ich gebe diesem Buch knappe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.11.2015
Enright, Anne

Rosaleens Fest


gut

Der Klappentext hat mich sofort an eine besondere Familiengeschichte denken lassenund auch das Cover hat mich angesprochen – doch leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen ganz falsch waren und sie deshalb auch nicht erfüllt wurden.
Wer an eine klassische Familiensaga denkt, in der sich verschiedene Handlungsstränge miteinander verknüpfen, vielleicht schöne Erinnerungen an eine behütete Kindheit erzählt werden oder gar ein Geheimnis gelüftet werden will, der wird enttäuscht sein. Denn die Familie Madigan ist alles andere als eine heimelige Familie – die Kinder sind erwachsen, verteilt über den ganzen Globus, jedes kämpft mit seinen eigenen Problemen, genau wie Mutter Rosaleen, die sich zu Weihnachten wünscht, all ihre Kinder noch mal um sich versammelt zu haben. Doch auch dieses Weihnachtsfest endet wie alle bisherigen zuvor.
Was mir wirklich gut gefallen hat ist der Aufbau des Buches. Jedes Kapitel ist aus Sicht eines der Kinder geschrieben, zu verschiedenen Zeiten und damit lerne man die Figuren auch in ganz verschiedenen Situationen kennen – toll fand ich vor allem, dass auch der Schreibstil an den jeweiligen Charakter angepasst war: so erzählt Hanna aus ihrer Kindheit in Irland mit einfachen Worten, die wirklich zu einem kleinen Mädchen passen. 10 Jahre später lebt ihr Bruder Dan in New York und beschreibt die homosexuelle Szene, in der sich gerade das HI-Virus ausbreitet – auch das mit einem wirklich eigenen, aber passenden Schreibstil -, wiederum 8 Jahre später kommt Constanza, die ältere Schwester zu Wort, die in ihrer Ehe mehr oder minder glücklich ist und den jüngeren Bruder Emmet hat es nach Mali verschlagen, wo er versucht, gegen das Elend der Menschen zu kämpfen. In diesen Kapiteln, die jeweils aus Sicht des entsprechenden Geschwister geschrieben sind, bekommt man einen kurzen Einblick in deren Leben, eher wie ein Schnappschuss als denn wie eine eigene Geschichte, denn viel Handlung gibt es leider nicht in dieser ersten Hälfte des Buches. Und das hat es mir auch schwer gemacht – zwar lernt man die verschiedenen Charaktere kennen und ich muss leider sagen, dass mir keiner von ihnen wirklich sympathisch ist, aber einen roten Faden gibt es leider erst in der zweiten Hälfte des Buches, als nämlich alle Geschwister zu „Rosaleens Fest“ zusammentreffen und sich dann auch erklärt, warum jeder so ist, wie er ist.
Für mich ist das Buches keines das fesselt durch eine wunderbare Handlung, sondern eher eines, das beeindruckt durch die Charaktere – nicht, weil sie dem Leser ans Herz wachsen, sondern weil sehr eindrücklich ist, wie Menschen durch ihre Kindheit und ihr frühes Umfeld geprägt sind – gut, das ist keine neue Erkenntnis, wird aber in diesem Buch nochmal sehr gut aufgezeigt.
Enttäuscht bin ich, weil mich das Buch nicht unterhalten konnte und mir leider keine entspannenden Lesestunden geschenkt hat, beeindruckt bin ich aber von der Erzählkunst und dem Aufbau der Geschichte – beides finde ich sehr gut und unterstreicht auf seine Weise noch mal den Inhalt des Buches. Insgesamt kann ich aber leider dennoch nur 3 von 5 Sternen vergeben, weil mir einfach der Unterhaltungswert der Geschichte gefehlt hat.

Mein Fazit
Sprachlich und stilistisch ein sehr interessantes Buch mit Charakteren, die zwar nicht sympathisch, aber dafür echt und glaubwürdig dargestellt sind, unterhaltsam fand ich die Geschichte aber leider nicht, dafür hat mir vor allem in der ersten Hälfte der rote Faden gefehlt und das Ende hat mich leider auch mit vielen Fragen zurückgelassen. Ich gebe dem Buch daher knappe 3 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2015
Roth, Charlotte

Als wir unsterblich waren


sehr gut

Ich war sehr neugierig auf diese Geshccihte, habe ich doch andere Bücher der Autorin bereits mit Begeisterung gelesen. Das Buch hat zwei Erzählstränge – einen im Jahr 1989, als gerade die Mauer fällt und die Ostberlinerin Alexandra einem Mann in die Arme läuft, in den sie sich sofort verliebt. Der andere Erzählstrang beginnt vor dem ersten Weltkrieg, und man begleitet die junge Paula über mehrere Jahre, wie sie sich für die Frauen einsetzt und dem Charme des Studentenführers Clemens erliegt.
Der Schwerpunkt des ganzen Buches liegt eindeutig auf der Geschichte der Vergangenheit und der Erzählstrang der 80er Jahre ist nur eine Rahmenhandlung. Wie die beiden Handlungen zusammenhängen, weiß man zu Beginn noch nicht, auch wenn ich da schon früh so eine Idee hatte, aber am Ende laufen die Stränge zusammen und alle Fragen werden geklärt.
Die Geschichte der Vergangenheit um Paula und ihre Freunde hat mich sehr berührt. Dadurch, dass man sie schon als Kind kennenlernt du sie dann in den weiteren Jahren begleiten darf, wachsen einem nicht nur Paula, sondern auch ihre Freunde und Mitstreiter sehr ans Herz. Die Figuren sind sehr lebensnah gestaltet und wirken so authentisch, dass ich sie immer vor Augen hatte und mich schon fast als Mitglied dieser illustren Truppe gefühlt habe.
Die Zeit war für mich aus heutiger Sicht eine schreckliche, und trotzdem gab es Hoffnung und Lebensfreude und genau die hat man beim Lesen auch gespürt. Doch so wie die Stimmung in der ersten Hälfte des Buches noch zuversichtlich war, so hat sich die Atmosphäre in der zweiten Hälfte zunehmend gewandelt in eine bedrückte und manchmal sogar hasserfüllte. Damit hat die Autorin aber sehr gut eingefangen, wie Menschen damals empfunden und wie sie sich gefühlt haben, deshalb wirkt die Geschichte, die ein wunderbarer Spiegel unserer deutschen Geschichte ist, auch so glaubhaft und authentisch.
Die Rahmenhandlung im Jahr 1989 wirkt dagegen leider sehr fahl und hat mir nicht gefallen, dabei hätte eigentlich auch diese Geschichte Potential gehabt. Mich aber konnte Alexandra überhaupt nicht überzeugen – ich fand sie blass und leider auch ein wenig abständig, sehr uinglaubwürdig in ihrer zurückhaltenden und beschämten Art, so dass ich mich in sie überhaupt nicht reinversetzen konnte und ihre Handlungen leider auch nicht verstanden habe.
Was mir aber gut gefallen hat, ist die Verknüpfung beider Handlungsstränge, auch wenn ich das Ende zu abrupt fand, ich mir mehr Entwicklung und vor allem noch einige Seiten mehr gewünscht hätte.
Es ist ein tolles Buch über ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte, dass sich gut und flüssig lesen lässt, dabei aber vor allem durch die eindrucksvolle und immer zur Situation passenden Atmosphäre besticht. Es ist ein Buch über Liebe und Hass, über Hoffnung und Verzweiflung, über Mut und Feigheit – man kann lachen und weinen, aber vor allem mit den Figuren fühlen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Geschichte, ziehe nur einen Stern ab wegen des abrupten Endes und wegen der für mich nicht ganz ausgefeilten Rahmenhandlung im Jahr 1989.

Mein Fazit
Ein tolles Buch, das eindringlich und authentisch die Zeit rund um den ersten Weltkrieg beschreibt und mich als Leserin Teil der Geschichte werden lässt. Ich habe tolle Einblicke bekommen in die damalige Studentenschaft, in das politische Geschehen und auch in die Frauenbewegung, dabei habe ich die sympathischen Charaktere gerne begleitet. Nicht so gefallen hat mir der Erzählstrang aus dem Jahr 1989, der zwar viel Potential hatte, mich aber leider nicht berühren konnte, dabei ist die Verknüpfung beider Handlungsstränge aber sehr gelungen. Geschichtlich Interessierten würde ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen – es berührt, bringt zum Lachen und zum Weinen und am Ende ist man traurig, weil man die liebgewonnen Charaktere wieder verlassen muss.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2015
Dutton, Annette

Das Geheimnis jenes Tages


sehr gut

Schon auf den ersten Seiten wird es spannend – Nadine ist mit ihrer Schwester auf einer Wanderung in den Bergen unterwegs, als ein schrecklicher Schneesturm anfängt zu wüten und die beiden die Orientierung verlieren. Doch nach diesem wirklich packenden Prolog gibt es erst mal einen Zeitsprung ins Jahr 1842, nach Sachsen. Hier ist die Naturforscherin Amalie Dietrich die Protagonistin, eine historisch belegte Persönlichkeit, die es im Laufe ihres Lebens zu einem gewissen Ansehen schafft und einen Auftrag in Australien annimmt, der sie für viele Jahre von ihrer Tochter trennt. Dieser Erzählstrang nimmt sicherlich den Großteil des Buches ein, er ist interessant und man lernt eine Menge über die damaligen Lebensumstände – in Deutschland und in Australien -, über Flora und Fauna, aber auch über die schwierige Beziehung Amalies zu ihrer Tochter. Ich fand diesen Erzählstrang sehr interessant, auch wenn er zum Teil doch sehr ausführlich geraten ist und leider oft nur wenig passiert. Ganz anders ist da der Handlungsstrang in der Gegenwart, in dem man Nadine aus dem Prolog wiedertrifft, die jetzt Archäologin ist und mit ihrer Tochter Alina nach Australien reist. Spannend wird es, als Alina plötzlich im Outback verschwindet und Nadine sie auf eigene Faust zu suchen beginnt.
Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz – so unterschiedlich sie auch waren und in beiden habe ich mich sehr wohl gefühlt. Natürlich habe ich die ganze Zeit gerätselt, wie die Fäden dann am Ende zusammenlaufen werden, hatte aber keine richtige Idee. Leider ist es der Autorin dann auch nicht gelungen, die Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen, mir war die Verbindung beider Handlungsstränge einfach zu dünn, sie wirkte auf mich etwas konstruiert, so als wäre krampfhaft versucht worden, einen Bezug zwischen beiden herstellen.
Während die Schilderungen rund um die Pflanzenmalerin Amalie sehr ausführlich und detailreich waren, so dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte und auch ihre Geschichte sehr ausführlich beschrieben wurde, hat mir das im Handlungsstrang der Gegenwart gefehlt. Der wirkte einfach zu kurz abgehandelt, dabei hatte er so viel Potential – ich hätte mir gewünscht, dass man mehr von Nadine erfährt, ihrer Beziehung zu ihrer Tochter und ihrem Vater, dass sich die Geschichte einfach langsamer entwickelt und man sich als Leser dadurch besser in die hineindenken kann. So war es leider nur eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die zwar in einem spannenden Finale münden, den Charakteren aber war ich nicht wirklich nahe, weil ich sie zuvor nicht richtig kennenlernen durfte. Das fand ich sehr schade.
Dafür fand ich Amalie und auch ihre Tochter Charitas sehr gut gezeichnet. Gerade Amalies Zerrissenheit wegen ihrer Tochter und ihre Not, die sicherlich auch der damaligen Zeit geschuldet war, habe ich beim Lesen richtig spüren können. Beide habe ich sehr ins Herz geschlossen, mit ihnen gelitten und gefühlt, umso überraschter war ich am Ende, als ich von den dunklen Gerüchten, die sich um Amalie Dietrich ranken, gelesen habe. So ist es mir mit Nadine und Alina in der Gegenwart leider nicht gegangen. Beide sind mir sehr fremd geblieben, nicht unsympathisch, aber ich konnte zu ihnen einfach keine rechte Bindung aufbauen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, er entführt in die farbenfrohe Welt Australiens und hat bei mir viele Bilder im Kopf entstehen lassen. Dadurch, dass sich beide Erzählstränge immer abwechseln, kommt zudem Spannung auf und ich bin geradezu durch das Buch geflogen. Den Anhang fand ich dann sehr gelungen, denn hier erfährt man sehr Interessantes über verschiedene historische Persönlichkeiten, die im Buch eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Mir hat das nochmal geholfen, das Gelesene einordnen zu können und war über manche Fakten auch wirklich erstaunt.
Ich gebe dem Buch 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 18.09.2015
Mandel, Emily St. John

Das Licht der letzten Tage


sehr gut

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, auch wenn postapokalyptische Romane nicht zu meinem Lieblings-Genre zählen, aber die vielen positiven Stimmen und das wunderschön gestaltete Cover haben mich dann doch überzeugt, das Buch lesen zu wollen.
Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Einige Charaktere lernt man vor der schrecklichen Pandemie kennen, einige etwa 20 Jahre nach dem grässlichen Virusausbruch, dem 99% der Weltbevölkerung zum Opfer fallen. Letztlich aber sind es zwei Hauptcharaktere, die man begleitet – den Schauspieler Arthur Leander, der vor Ausbruch der Pandemie ein genussreiches Leben führt und dann kurz vor Ausbruch der todbringenden Infektion an einem Herzinfarkt stirbt, und Kirsten Raymonde, die sich in der post-pandemischen Zeit einer Schauspieltruppe angeschlossen hat, die durchs Land zieht, Shakespeare rezitiert und Musikstücke vorführt. Natürlich gibt es noch viele weitere Charaktere, die mal eine größere, mal eine kleinere Rolle einnehmen, und von denen der Leser erst nach und nach erfährt, wie sie miteinander verbunden sind oder waren.
Wirklich wunderbar gelungen ist es der Autorin, die verschiedenen Stimmungen zu den unterschiedlichen Zeiten einzufangen – war das Leben vor der todbringenden Virusinfektion genussreich, lebendig, bunt und farbenfroh, so hat sich dieses Bild in der Postapokalypse vollständig gewandelt – es ist nun trist und traurig, düster, und auch nach 20 Jahren kämpft jeder noch um das pure Überleben. Diese Gegensätze waren wirklich sehr eindrücklich und genau das empfinden auch Überlebende der Pandemie, die sich noch genau an ihr altes Leben erinnern können – und auch als Leser habe ich diese bedrückende Stimmung und melancholische Atmosphäre spüren können.
Was mir aber gefehlt hat in der Geschichte ist der rote Faden, und gerade in der ersten Hälfte wusste ich nicht, wo die Geschichte einen hinführen soll. Ich will nicht sagen, dass es langweilig war, aber es gab einfach keinen Spannungsbogen, keine Aktion – es wurde lediglich das Leben zu den verschiedenen Zeiten beschrieben. Erst in der zweiten Hälfte wird dann klar, wie die verschiedenen Charaktere zueinander stehen, was sie verbindet – und leider ist die Verbindung bei einigen doch nur sehr locker.
Die beiden Protagonisten Arthur und Kirsten waren mir nicht unsympathisch, aber richtig ans Herz gewachsen sind sie mir auch nicht – vermutlich habe ich deshalb auch nicht mit ihnen gefiebert und gelitten. Es gab aber einige Nebencharaktere, über die ich gerne mehr erfahren hätte und die mich weitaus mehr interessiert haben – hier meine ich zum Beispiel Jeevan in der Präapokalypse, der versucht, Arthur zu reanimieren, als der mit seinem Herzinfarkt mitten in einer Aufführung leblos zu Boden fällt oder auch Clark in der Postapokalypse, der Dinge aus der alten Zeit sammelt, um sie in einem Museum auszustellen. Diese beiden habe ich sofort in mein Herz geschlossen und von ihnen hätte ich gerne noch viel mehr erfahren.
Was ich zudem vermisst habe ich ein Kampfgeist bei den Überlebenden, irgendwie schienen mir alle sehr unselbstständig und abhängig, keiner zeigte auch Jahre nach der Katastrophe Ambitionen, etwas Neues aufzubauen, Dinge zu erschaffen oder eine neue Gesellschaftsform zu gründen. Das fand ich doch sehr befremdlich und auch nicht glaubhaft.
Toll ist dagegen der Schreibstil der Autorin – nicht nur, dass sie Stimmungen und Atmosphären wunderbar einfangen kann, ihr Schreibstil ist auch sehr bildhaft und an vielen Stellen poetisch. Er bleibt dabei aber flüssig zu lesen, so dass ich trotz meiner Kritikpunkte gut durch das Buch gekommen bin. Ich gebe knappe 4/5 Sternen.

Bewertung vom 05.09.2015
Durst-Benning, Petra

Kräuter der Provinz / Maierhofen Bd.1


sehr gut

Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt in der Geschichte, in der eine Dorfgemeinschaft ihren eigenen Ort zu retten versucht, nachdem alle jungen Leute weggezogen sind und das Dorf Maierhofen auszusterben droht. Es ist eine illustre Runde an Menschen, die an diesem Projekt teilhaben und so schrullig manche Charaktere auch sind, habe ich sie alle irgendwie in mein Herz geschlossen. Ich habe daher mit ihnen gefiebert und gezittert, ob das Projekt, aus Maierhofen ein Genießerdorf zu machen, auch erfolgreich endet.
Toll fand ich vor allem, dass die Protagonisten eher zur Generation 40+ gehören und nicht beschönigt wird, mit welchen Problemen sie gerade kämpfen. Egal, ob es um ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen geht, Erkrankungen, die sich plötzlich bemerkbar machen oder auch die eingeschlichene Langeweile in der schon Jahrzehnte anhaltenden Ehe – hier schreibt die Geschichte wirklich das wahre Leben, und das hat mir sehr gut gefallen.
Die Geschichte selber ist sicherlich an vielen Stellen vorhersehbar und vor einigen Klischees macht die Autorin auch keinen Halt, dennoch aber hat es Spaß gemacht, die bunte Truppe bei ihren Bemühungen zu begleiten, dabei die einzelnen Charaktere näher kennenzulernen und sich schließlich schon fast als Teil von ihnen zu fühlen. Das liegt sicherlich auch an dem einnehmenden, wenn auch einfachen Schreibstil, der sehr lebendig ist und das Dorf Maierhofen zum Leben erweckt. Egal ob es der linkische Metzgermeister Edy ist, der vegetarische Würstchen anbieten möchte, die typische Hausfrau Christine, die durch das Projekt ganz neue Seiten an sich entdeckt oder aber die junge Jessy, die immer wieder neue Ideen hat, wenn es darum geht, aus einfachem Meersalz etwas besonderes zu machen.
Einmal im Dorf angekommen, setzte auch bei mir als Leserin eine Entschleunigung statt – und die habe ich sehr genossen. In Maierhofen ticken die Uhren einfach langsamer – aber nicht unangenehm, sondern eher so, dass man sich des Lebens wieder bewusster wird, Dinge wieder zu schätzen weiß und man wieder Gefallen an dem findet, was wirklich wichtig ist im Leben. Und so hat dieser locker-leichte Roman mit seinen vielen verschiedenen liebenswerten Charakteren auch tatsächlich noch zum Nachdenken angeregt.

Mein Fazit
Eine locker-leichte Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt und die durch vielen verschiedenen, oft sehr skurrilen, dafür aber liebenswerten Charaktere einfach zu bezirzen weiß. Ich habe mich in dem fiktiven Städtchen Maierhofen, dass kurzerhand zu einem Genießerstädtchen werden soll, sehr wohl gefühlt – ein schönes Urlaubsbuch, das einfach nur gut unterhält, dennoch aber auch durch aktuelle Themen zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 30.08.2015
Lauenstein, Mercedes

Nachts


sehr gut

Mich hat vor allem das nachtblaue, schlichte und einfache Cover angesprochen, der Klappentext hat mich zudem neugierig auf den Inhalt gemacht – denn er klingt nach einer besonderen Geschichte.
Und das ist es auch – eine besondere Geschichte. Eine junge Frau streift nachts durch die Straßen und klingelt dort, wo noch Licht im Fenster zu sehen ist. Sie sei Forscherin und interessiere sich dafür, warum Menschen nachts nicht schlafen. Bei 25 Personen wird sie eingelassen – und in 25 Kapiteln von meist nur wenigen Seiten bekommt man Einblick in die verschiedensten Schicksale, in unterschiedliche Wohnungen und Lebensweisen.
Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die man so kennenlernt – es sind Männer wie Frauen, Alte und Junge, manche scheuen die Dunkelheit, manchen bietet sie Schutz – doch irgendwie sind sie alle einsam und jeder hat eine eigene Geschichte, die er gerne und bereitwillig erzählt.
Ich fand es toll, in so viele verschiedene Leben Einblick zu erhalten, und auch wenn die Kapitel nur kurz waren und die Zeit, die die Ich-Erzählerin bei diesen Nachtmenschen verbringt oft nur wenige Momente und selten einige Stunden waren, habe ich doch so vieles über sie erfahren. Bereitwillig haben sie erzählt, warum sie nachts wach sind, von ihren Ängsten und Träumen, von der Vergangenheit und auch der Zukunft. Es hat mich beeindruckt, wie die Autorin jede einzelne Figur auf nur wenigen Seiten in einer solchen Intensität dargestellt hat, dass man meint, sie genau zu kennen, ein Bild von ihr vor Augen zu haben und man denkt, sich in der Wohnung genau zurechtzufinden. Jeden umgibt eine ganz eigene Aura, eine besondere Atmosphäre – und die habe ich beim Lesen gespürt und genossen. Und auch wenn die Stimmung oft traurig und melancholisch war, habe ich mich dennoch beim Lesen sehr wohl gefühlt. Nur eine Figur ist mir bis zum Schluss fremd geblieben – die der Protagonistin und namenlosen Ich-Erzählerin, mit der man als Leser durch die Nacht zieht. Von ihr erfährt man am wenigsten, nur ab und an blitzen mal ihre Gedanken durch und selbst am Ende, als sie selbst aufgefordert wird, die Frage nach der Nacht zu beantworten, kommt man ihrer Wahrheit nicht auf die Spur. Und obwohl sie mir so fremd geblieben ist, habe ich sie irgendwie ins Herz geschlossen und die nächtlichen Streifzüge mit ihr genossen.
Die Sprache im Buch ist klar und präzise, zumindest in den einleitenden Worten, mit denen jedes Kapitel beginnt. Es wird immer kurz das Haus beschrieben, in dem ein Fenster noch beleuchtet ist, und auch der Mensch, der dann nach dem Klingeln die Türe öffnet. Die Gespräche selber sind dann nicht mehr so nüchtern in ihrer Erzählweise, ganz im Gegenteil, sie sind umgangssprachlich und damit glaubhaft und authentisch. Das macht das Lesen des Buches sehr angenehm – und trotzdem habe ich mir Zeit genommen und immer nur wenige Kapitel am Stück gelesen, um mich einfach mehr mit den verschiedene Personen gedanklich beschäftigen zu können. Mich haben die Menschen wirklich fasziniert, nicht weil ihre Schicksale so außergewöhnlich sind, sondern gerade wegen ihrer Alltäglichkeit, weil es mir nochmal bewusst gemacht hat, dass hinter jedem Fenster ein Mensch mit einer eigenen Geschichte lebt, mit Träumen und Ängsten und einer ganz eigenen Vorstellung vom Leben.
Ich zumindest denke jetzt ganz anders, wenn ich nachts durch die Straße ziehe und mir beleuchtete Fenster auffallen.

Bewertung vom 26.08.2015
Wünsch, Gabriele

Das Haus, das alle Träume kennt


sehr gut

Cover und Klappentext haben mich sofort angesprochen und auch der Einstieg in die Geschichte ist gut gelungen – lediglich im letzten Drittel gibt es eine Wendung, die mir gar nicht gefallen hat, und die die Geschichte in ein ganz anderes Licht rückt.
Es ist eine ruhige Geschichte, in deren Mittelpunkt Birgit steht, die gerade ihren Mann verlassen hat und sich in die Wohnung ihrer besten Freundin Kathrin zurückzieht. Hier kommt sie zur Ruhe, kann nachdenken und auch das Leben mal von anderer Seite betrachten. Dabei hilft ihr vor allem Johanna, eine junge Frau, die sie gerade erst kennengelernt hat und die irgendwie ein Geheimnis zu hüten scheint.
Es werden viele Themen in dem Buch angesprochen und deren Aktualität hat mir auch gut gefallen. Es geht nicht nur um die zerrüttete Ehe von Birgit und der klägliche Versuch, sie dann doch noch irgendwie zu retten, sondern es gibt noch andere Nebenschauplätze in der Geschichte - ein Nachbarskind, das nicht zu früh nach Hause kommen darf, warum, ist unklar, ein bisschen Stadtgeschichte und Probleme mit der Sanierung des Hauses, in dem die Wohnung ihrer Freundin liegt, die Demenzerkrankung von Kathrins Vater, die mit all seinen Schwierigkeiten gerade einschlägt und schließlich die geheimnisvolle Johanna, die so vieles über das Haus zu wissen scheint. All das sind durchaus interessante Erzählstränge, aber lange war mir nicht klar, wohin diese Geschichten führen sollen und wie sie miteinander verbunden sind. Und irgendwie hatte ich bei einigen Themen auch das Problem, dass sie nur oberflächlich angerissen wurden und dann scheinbar im Sande verlaufen sind.
Trotzdem habe ich mich in diesem ruhigen Buch wohl gefühlt, es passiert zwar nicht viel, dafür sind die Charakterzeichnungen umso gelungener. Gerade die Protagonistin Birgit und ihre Freundin Kathrin fand ich beide sehr sympathisch – es sind Menschen mit Problemen und Sorgen, und dadurch wirken sehr authentisch und wie aus dem Leben geschnitten. Ihrer beider Geschichte hat auf mich einen ganz eigenen Sog ausgeübt, so dass ich immerfort weiterlesen wollte. Dazu hat natürlich auch der angenehme Schreibstil beigetragen, der nicht nur gut zu lesen war, sondern eine ganz eigene Atmosphäre geschaffen hat - meist ruhig und melancholisch, dabei aber in keinster Weise unangenehm.
Probleme hatte ich lediglich mit einer zugegebenermaßen sehr überraschenden Wendung im letzten Viertel des Buches. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, denn dann wäre der Überraschungseffekt ja verloren – nur so viel: Mir hat diese Wendung in der Geschichte leider gar nicht gefallen, und sie hat damit auch einen unangenehmen Beigeschmack bei mir hinterlassen. Im Nachhinein hätte mich das Cover vielleicht drauf bringen können, aber während des Lesens hätte ich an eine solche Auflösung niemals gedacht.

Mein Fazit
Eine ruhige Geschichte mit aus dem Leben gegriffenen Charakteren, die sympathisch sind und die ich gerne begleitet habe, mehrere Nebenschauplätze mit durchaus aktuellen Themen, die teils nur angerissen, teils aber auch sehr ausführlich behandelt werden und eine wirklich überraschende Wendung, die mir aber leider gar nicht gefallen hat und die der Geschichte ganz neue Aspekte liefert – ich mochte es leider nicht. Ich denke aber, dass viele Leser damit kein Problem haben und gebe dem Buch 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 26.08.2015
Gabaldon, Diana

Outlander - Feuer und Stein / Highland Saga Bd.1


sehr gut

Vor ca. 15 Jahren habe ich dieses Buch schon einmal gelesen – und ich fand es toll. Dieses Jahr wollte ich erneut in die Geschichte rund um Claire und Jamie abtauchen, da kam mir die Neuübersetzung natürlich gerade recht. Ich war gespannt, ob mich die Geschichte wieder so begeistern kann und wie mir die Neuübersetzung gefallen wird. Das Cover des Buches hat mich auf jeden Fall direkt angesprochen und auch das Bonusmaterial, wie zum Beispiel ein Interview mit der Autorin zu der gleichnamigen Fernsehserie oder ihre Gedanken zur politischen Korrektheit einzelner Szenen oder den Inhalten der nachfolgenden Bände, fand ich sehr interessant und aufschlussreich.
Die Geschichte selber hat mir natürlich wieder gut gefallen. Claire Randall macht mit ihrem Ehemann im Jahr 1946 Urlaub in den Highlands. Ein Steinkreis übt eine ganz eigene Anziehung auf sie aus - Claire wird in diesem „Craigh na Dun“ ohnmächtig und wacht im Jahre 1743 wieder auf – mitten in einem Kampf, dem sie nur knapp lebend entrinnen kann. Gut, dass sie rasch den jungen Highlander Jamie kennenlernt, denn der bringt sie erst mal in Sicherheit. Doch eigentlich will Claire ja so bald wie möglich zurück in ihre eigene Zeit, doch das ist gar nicht so einfach.
Es braucht ein bisschen, bis die Geschichte spannend wird und ich muss zugeben, dass ich sehnsüchtig auf den Moment gewartet habe, in dem Claire endlich in den Steinkreis und damit in das Jahr 1743 tritt. Denn die Erzählung im Jahr 1946 fand ich doch etwas dröge und langatmig. Dann aber wird es wirklich interessant – nicht nur wegen der Charaktere, die alle toll gestaltet sind, lebendig und authentisch, sondern auch wegen der tollen Beschreibungen über die Landschaft Schottlands und das Leben darin Mitte des 18. Jahrhunderts. Ich hatte – obwohl ich die gleichnamige Serie bisher nicht gesehen habe – alles genau vor Augen, konnte mir die Menschen und vor allem auch diesen besonderen Landstrich wunderbar vorstellen. Die Geschichte nimmt dann auch richtig an Fahrt auf, Claire gerät von einem Abenteurer ins nächste und natürlich spielt dabei auch Jamie eine große Rolle.
Jamie konnte ich gar nicht anders als sofort ins Herz schließen – nicht nur, weil er ein verwegener Highlander ist, sondern vor allem, weil er das Herz am rechten Fleck trägt, sich seiner selbst treu ist und sich für die Seinen einsetzt. Mit Claire hatte ich da schon mal eher meine Probleme – auch sie war mir zwar sympathisch, manchmal aber auch einfach zu vorlaut und selbstsicher, womit sie sich natürlich auch immer wieder Probleme einhandelte. Aber in der Geschichte tauchen noch viele andere Personen auf, manche auf ihre eigenwillige Art sehr sympathisch, manche aber auch abgrundtief böse und gemein. Und genau das hat die Geschichte so lebendig und fesselnd gemacht, so dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.
Zwar war die Geschichte nicht durchweg spannend und gerade im Mittelteil gab es für mich dann doch die eine oder andere Länge, das letzte Drittel aber hat diese wieder wett gemacht, denn hier ist es wirklich spannend und packend – ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe mit Claire und Jamie gefiebert.
Das Buch lässt sich sehr leicht und flüssig lesen – vor allem wegen des eingängigen und sehr lebendigen Schreibstils. Natürlich war ich gespannt auf die neue Übersetzung und was sich eigentlich im Vergleich zur Alten geändert hat. Immer wieder habe ich einzelne Szenen und Absätze verglichen und muss sagen, dass mir die alte Übersetzung besser gefallen hat – sie ist einfach kompakter und kommt schneller auf den Punkt, ohne dass irgendetwas fehlt, während mir die neue oft etwas holprig und umständlich erschien.
Trotz meiner Kritik habe ich das Buch wirklich genossen und es war toll, Claire und Jamie wiederzutreffen, in eine andere Welt und Zeit einzutauchen und einfach die tolle Atmosphäre der Geschichte aufzusaugen. Nun warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Band.