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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 198 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2017
Gestorben wird immer
Anlauff, Christine

Gestorben wird immer


ausgezeichnet

Christine Anlauff war mir bereits durch ihre Katzen-Krimi-Reihe an Herz gewachsen. Der vorliegende Roman „Gestorben wird immer“ ist der zweite Teil mit dem Protagonisten Just Verloren, einem Potsdamer Literaturkritiker, der nebenbei einen Blog betreibt. Auch diese Reihe gefällt mir ausgesprochen gut.

Just Verloren liegt nach einem Fahrradunfall im Krankenhaus. Er wird liebevoll von der Krankenschwester Renate umsorgt, die sich sogar Zeit nimmt, mit ihm Schach zu spielen und ihm selbstgemachte Filzpantoffeln von zuhause mitbringt. Am Tag als Just entlassen wird, erscheint Renate nicht zur Arbeit, meldet sich auch nicht krank. Just wittert, dass etwas nicht stimmt und sucht Kontakt zu ihrem Ehemann, der nach langem Zögern erzählt, dass er einen Erpresserbrief erhalten hat. Und prompt ist Just nicht mehr zu halten und übernimmt die Ermittlungen. Er arrangiert die Geldübergabe und schnüffelt im Umfeld von Renate herum. Die Polizei lässt er außen vor, ganz wie der Entführer es verlangt hat. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und die Zeit läuft dem Hobbyermittler langsam davon.

Christine Anlauff hat es mal wieder geschafft, mich mit einer Vielzahl an Fährten gekonnt an der Nase herumzuführen. Immer wenn ich dachte, jetzt sei ich dem Täter endlich auf der Spur, hat sie meine „Ermittlungen“ wieder zerstört. Der Krimi blieb spannend bis zum Schluss.

Man merkt den Büchern der Autorin ihre Liebe zu Potsdam an. Wer Potsdam bereits kennt, wird vieles wiedererkennen in ihren Romanen. Wer es noch nicht kennt, wird mit Sicherheit bald Lust dazu verspüren, diese wunderbare Stadt einmal zu besuchen. Neben dem Lokalkolorit und der Spannung verfügt dieser Roman aber auch über eine gehörige Portion Wortwitz, was besonders zutage tritt, wenn Just Verloren zu Wort kommt. Sprachlich sind Frau Anlauffs Bücher ein Genuss.

Ich hoffe sehr, dass diese Reihe mit Just Verloren fortgesetzt wird, würde mich aber auch über einen weiteren Katzenkrimi aus der Feder der Autorin freuen. Was auch kommen mag, ich werde Christine Anlauff in jedem Fall treu bleiben.

Fazit:
Spannend erzählte Geschichte mit viel Wortwitz und einer Portion Lokalkolorit.

Bewertung vom 19.10.2016
Rosensalz
Kruse, Margit

Rosensalz


ausgezeichnet

Die Reihe um Margareta Sommerfeld, die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“, verfolge ich bereits ab dem ersten Band „Eisaugen“. Die Figur und ihr skurriles Umfeld sind mir mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass ich jeden neuen Band mit Spannung erwarte und sogar schon zu Lesungen nach Gelsenkirchen gefahren bin, um die Autorin live zu erleben.

„Rosensalz“ ist mittlerweile der vierte Fall für Margareta Sommerfeld, die eigentlich Verkäuferin in der Damenoberbekleidungsabteilung eines Kaufhauses in Gelsenkirchen ist. Aber sie kann es nicht lassen, sich in Mordermittlungen einzumischen. Und schon gar nicht, wenn eine Leiche direkt vor ihrer Haustüre liegt. Daran ändert auch ihr neuer Lebensgefährte, der Kommissar Stefan Kornblum, nichts.
Die Ermordete ist eine Dame aus der Nachbarschaft, die sich mit drei anderen Frauen regelmäßig zu Kochrunden im Stil von „Das perfekte Dinner“ trifft. Schon bald verschwindet die zweite Frau aus dieser Runde. Am Tatort lässt der Täter stets ein Gläschen Rosensalz zurück.

Zu allem Übel erscheint auch noch Margaretas Onkel Gernot auf der Bildfläche. An ihn hat sie gar keine guten Erinnerungen, hat er sie doch als Jugendliche unsittlich berührt und gilt in der ganzen Siedlung als Sittenstrolch. Ist er vielleicht auch der Rosensalzmörder? Oder war es vielleicht der unsympathische Witwer des Mordopfers? Oder der Freund der Entführten? Oder vielleicht doch jemand ganz anderes?

Obwohl ich schon recht früh geahnt habe, auf wessen Konto die Verbrechen gehen könnten, war es doch sehr spannend, Margaretas Ermittlungen zu verfolgen. Sie begibt sich mehr als einmal selbst in Gefahr, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Neben aller Spannung kommt aber auch der Humor in Margit Kruses Büchern nicht zu kurz. Selbst ein echtes Kind des Ruhrpotts, versteht sie es ausgezeichnet, die Menschen und ihre Eigenarten zu beschreiben. Einzelne Sätze im typischen Dialekt des Ruhrgebiets runden das amüsante Lesevergnügen ab.

Da es in diesem Krimi ums Kochen geht, befinden sich im Anhang noch einige typische Ruhrpott-Rezepte, die im Buch Erwähnung finden. Die Gerichte sind nicht allzu kompliziert, sodass man sie leicht nachkochen kann.

Das einzige Manko an Margit Kruses Büchern ist, dass ich sie immer viel zu schnell verschlungen habe und dann wieder auf Nachschub warten muss, der hoffentlich bald erscheint.


Fazit:
Spannende und witzige Unterhaltung, die mich immer wieder begeistert.

Bewertung vom 01.10.2016
Wir sehen uns am Meer
Rabinyan, Dorit

Wir sehen uns am Meer


ausgezeichnet

Bereits die Leseprobe auf Vorablesen.de konnte mich überzeugen. Der Einstieg in Liats und Chilmis Geschichte war so bewegend und in einer sehr poetischen Sprache geschildert, dass ich den Roman unbedingt lesen wollte. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, ein kostenloses Leseexemplar vom Verlag zu bekommen.

Die Israelin Liat hat ein Stipendium in den USA und lebt in New York. In einem Café lernt sie den Künstler Chilmi kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Leider gibt es ein Problem: Chilmi ist Palästinenser. Eine Liebe zwischen ihnen ist eigentlich unmöglich. Zu Anfang will Liat schnell die Affäre beenden. Doch es gelingt ihr nicht. So wird aus der Affäre schnell eine ausweglose Liebe. Denn Liat hat bereits ihr Rückflugticket nach Israel in der Tasche. Die Tage der Liebe sind gezählt.

In diesem Roman werden nicht nur die schönen Momente der Liebe beschrieben. Auch die Konflikte der Protagonisten finden immer wieder Erwähnung. Hier konnte ich Liat manchmal nicht verstehen. Sie verletzt Chilmi regelmäßig, indem sie ihn verleugnet. Ich hatte durchaus Verständnis dafür, dass sie nicht wollte, dass ihre Eltern von dieser Verbindung erfahren. Aber in ihrer Wortwahl ist sie oft sehr grob. Das führte dazu, dass mir diese Figur im Laufe der Geschichte immer unsympathischer wurde. Chilmi geht dagegen offener mit seiner Liebe um. Seinen Eltern erzählt er nichts, aber seinen Bruder lernt Liat durchaus kennen.

Immer wieder finden auch die politischen Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern in Form von Diskussionen Erwähnung. Hier wiederholt sich die Autorin leider öfters, sodass das Buch einige Längen hatte. Dafür muss ich leider einen Stern abziehen. Ansonsten konnte mich der Roman aber vor allem mit seiner poetischen Sprache fesseln und hat mich auch zum Nachdenken angeregt. Sehr bezeichnend finde ich, dass das Werk in Israel von der Lektüreliste der Oberstufe gestrichen wurde. Das ist eigentlich noch ein Grund mehr, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Ich glaube, die Erziehungsministerin hat mit ihrer Aktion genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich wollte.

Fazit:
Sehr bewegend erzählte Geschichte einer Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt zu sein scheint.

Bewertung vom 01.10.2016
Spiel der Hoffnung
Rehn, Heidi

Spiel der Hoffnung


ausgezeichnet

Die 22-jährige Ella Wittkamp fährt nach dem Tod ihrer Mutter von Berlin nach München zu einer Adresse, die sie im Nachlass ihrer Mutter gefunden hat. Dort trifft sie auf Professor Constantin Lutz, der sie anderen als seine Nichte vorstellt. Bei ihm lernt sie den jungen Jobst von Kirchenreuth kennen. Bei beiden ist es Liebe auf den ersten Blick. Nur wenig später heiratet Ella ihn und damit auch seine Familie. Die von Kirchenreuths sind eine Industriellenfamilie, die sich selbst zur besseren Gesellschaft zählt. Neben Jobsts Eltern lebt noch sein Bruder Falk nebst Gattin Viktoria und den Zwillingen Klara und Charlotte im Haus. Besonders Viktoria scheint die Frau ihres Schwagers nicht zu gefallen. Sie macht ihr schon bald das Leben schwer und will ihr nachweisen, dass sie nur eine Hochstaplerin ist. Doch der Professor, der mittlerweile verstorben ist, hat für diesen Fall vorgesorgt und Ella eine Mappe mit brisanten Unterlagen überlassen.

Wie schon in ihrem vorherigen Werk „Tanz des Vergessens“ hat Heidi Rehn auch diesen Roman zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt. Hier beginnt die Geschichte 1927. Die Nazis sind im Kommen und werden von der besseren Gesellschaft Münchens unterstützt. Auch ein Mitglied von Ellas neuer Familie sympathisiert mit der neuen Partei. Ella ist zunächst sehr glücklich mit Jobst, stellt aber schon bald fest, dass sie mehr oder weniger im goldenen Käfig lebt. Ihre Schwägerin Viktoria versucht, etwas über Ellas Vergangenheit herauszufinden. Da Ella selbst nicht allzu viel über ihre Eltern weiß, begibt sie sich selbst auf Spurensuche.

Sehr gut hat mir gefallen, dass Heidi Rehn wieder Figuren aus ihren vorherigen Romanen in die Handlung eingeflochten hat. Ich freue mich immer sehr, wenn ich auf diese Weise „alten Bekannten“ wiederbegegne.

Die Figuren waren durchweg gut gezeichnet. Neben Ella haben mir besonders deren Freundin Rieke und Jobsts Freund Wolf sehr gut gefallen. Viktoria, die scheinbar eher eine bösartige Frau ist, hat mich auf besondere Art gefesselt. Im Laufe der Geschichte konnte ich ihr Handeln immer besser nachvollziehen.

Ein Glossar und ein Nachwort der Autorin am Ende des Buches sind sehr hilfreich. Ich freue mich schon auf weitere spannende Werke aus der Feder der Autorin, die ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde.

Fazit:
Spannender Einblick in das Leben der besseren Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen.

Bewertung vom 03.07.2016
Provenzalische Intrige / Pierre Durand Bd.3
Bonnet, Sophie

Provenzalische Intrige / Pierre Durand Bd.3


ausgezeichnet

Nachdem mir bereits die ersten beiden Fällen für Pierre Durand sehr gut gefallen hatten, war ich gespannt auf den dritten Teil dieser Reihe. Auch dieser konnte mich wieder fesseln und überzeugen. Sophie Bonnet versteht es, ihren Lesern das Gefühl zu geben, sie seien mitten im Geschehen in der Provence. Für mich ist es wie ein Nachhausekommen zu alten Bekannten.

Nachdem Pierre im zweiten Teil einen alten Bauernhof gekauft und restauriert hatte, muss er nun leider feststellen, dass dieser auch ziemlich hohe Kosten verursacht. Aus diesem Grund bewirbt er sich auf eine besser bezahlte Stelle als Commissaire im nahen Cavaillon. Während der Entscheidungsphase zwischen ihm und einem anderen Bewerber kann er sich direkt beweisen. Die Chefin einer Seifenfabrik wird tot in einem der Seifenkessel gefunden. Die Tote war eigentlich eine sehr beliebte und geachtete Geschäftsfrau. Dennoch findet Pierre bald heraus, dass sie Schwierigkeiten mit anderen Seifenherstellern, dem Chef einer Supermarktkette und ihrem Exmann hatte. Aber ist wirklich einer von denen der Mörder? Oder war es sogar ihr eigener Sohn, der plötzlich verschwindet?

Auf unnachahmliche Weise hat Sophie Bonnet das Flair der Provence zu Papier gebracht. Die Beschreibungen der Landschaften, Menschen und des Essens erzeugen immer wieder Fernweh in mir. Obwohl ich noch nie diese Landschaft Frankreichs besucht habe, fühle ich mich mittlerweile dort fast wie zuhause. Neben dem Kriminalfall beschreibt die Autorin auch das Privatleben der Menschen, die mir inzwischen alle ans Herz gewachsen sind. Ich wusste lange nicht, wer als Täter in Betracht kommen könnte. Die Auflösung des Falls war eine Überraschung für mich.

Neben einem Glossar befinden sich am Ende des Buches wieder einige Rezepte zum Nachkochen der im Roman erwähnten Speisen. Ich finde die Idee sehr schön. Auch ein Besuch auf der Website der Autorin ist sehr lohnenswert. Hier erfährt man noch viel mehr über die Reihe um den sympathischen Pierre Durand.

Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Fälle für Pierre Durand geben wird. Ich werde ihn auf seinen Ermittlungen mit Sicherheit weiterhin begleiten.

Fazit:
Spannender Krimi mit viel Atmosphäre.

Bewertung vom 02.06.2016
Wie ein fernes Lied
Jary, Micaela

Wie ein fernes Lied


ausgezeichnet

Ich mag die Bücher von Micaela Jary sehr, ihre bildhafte Sprache, die mich jedes Mal in die Handlung zieht und einen Film vor meinem inneren Auge entstehen lässt. In diesem Werk hat sie es geschafft, dass ich auch die Musik gehört, ja förmlich gespürt habe. Sie ist unverkennbar die Tochter eines Musikers, genau wie ich. Schon aus diesem Grund war dieser Roman für mich Pflichtlektüre, eine Pflicht, der ich ausgesprochen gerne nachgekommen bin.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, wobei mich die Geschichte Margas, die zu Beginn des zweiten Weltkrieges spielt, mehr gepackt hat. Aber auch der zweite Strang, der in der Gegenwart spielt und von einer Begegnung der jungen deutschen Pianistin Andrea mit einem alten Herrn erzählt, konnte mich begeistern. Die Geschichte beginnt mit einem Abschied. Marga muss sich von ihrem Jugendfreund und ihrer Liebe, den Halbjuden Michael, verabschieden. Es ist 1939, die Juden werden in Deutschland verfolgt. Michael gelingt es, als Klarinettist ein Engagement in der Schweiz zu bekommen. Marga bleibt allein in Hamburg zurück, kann Michael aber nicht vergessen. Als sie erfährt, dass er in Paris unter dem Namen Jules Delabord lebt, setzt sie alles daran, die Liebe ihres Lebens wiederzusehen.

Im Jahr 1999 begegnet die junge Pianistin Andrea, die sich ihren Lebensunterhalt als Pianistin in einer Hotellobby verdient, einem alten Herrn, der ihr als einziger zuhört. Als sie ihn ansprechen will, läuft er förmlich vor ihr weg – direkt vor ein Auto. Sie kann den geheimnisvollen Mann nicht vergessen und begibt sich auf Spurensuche.

Die Geschichte klingt zunächst recht vorhersehbar, was sie aber nicht ist. Durch einige überraschende Wendungen ist es der Autorin gelungen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Dabei habe ich besonders mit Marga gelitten, geweint und getanzt. Aber auch Andreas Schicksal hat mich immer mehr gepackt. Nach 544 Seiten konnte ich das Buch mit einem glücklichen Seufzen schließen, obwohl es mir sehr schwer fiel, von den liebgewonnenen Figuren Abschied zu nehmen.

Fazit:
Ganz großes (Kopf)-Kino mit einem mitreißenden Soundtrack!

Bewertung vom 03.04.2016
Das Schicksal der Templer / Die Templer Bd.3
André, Martina

Das Schicksal der Templer / Die Templer Bd.3


ausgezeichnet

Martina André ist eine meiner Lieblingsautorinnen. Deshalb freue ich mich über jedes neue Werk von ihr. Neben zahlreichen Einzeltiteln hat sie die Templer-Reihe veröffentlicht, aus der nun mit „Das Schicksal der Templer“ der vierte Band vorliegt. Da ich bereits die ersten drei Teile sehr gerne gelesen habe, war der vierte Teil natürlich Pflichtprogramm.

Die Geschichte um den Tempelritter Gero und seine Frau Hannah, die aus der Gegenwart stammt, wird im Jahr 1315 fortgesetzt. Die beiden leben auf der Burg von Geros Eltern. Hannah erwartet ein Kind, Gero soll der Nachfolger seiner Tante Margaretha, einer Gräfin, werden. Es könnte also endlich Frieden einkehren für das Paar. Doch die Inquisition ist noch nicht beendet und ein alter Feind Geros hat die Suche nach ihm und seinen überlebenden Kameraden wieder aufgenommen. Gero und Hannah müssen fliehen. Auf ihrer Flucht begegnen sie Sir Walter of Clifton, der Gero bittet, ihm bei der Rettung des Schatzes der Templer zu begleiten. Ein spannendes Abenteuer führt die Templer unter anderem nach Schottland. Ihre Verfolger sind ihnen dabei immer dicht auf den Fersen.

Neben Gero und Hannah tauchen in diesem Teil der Reihe wieder einige alte Bekannte auf, was mich sehr gefreut hat. Durch regelmäßige Rückblicke, die geschickt in die Geschichte eingeflochten sind, war mir die Handlung der vorherigen Bände schnell wieder präsent. Durch zahlreiche überraschende Wendungen verliert die Geschichte trotz der 848 Seiten nie an Spannung. Die Zusammenhänge sind allerdings teilweise recht kompliziert, sodass man schon konzentriert lesen muss. Ein Buch für Nebenher zum Abschalten ist dieses Werk mit Sicherheit nicht.

Martina Andrés Romane zeichnen sich nicht nur durch Spannung, sondern auch durch eine hervorragende Recherchearbeit aus. Auch in diesem Werk vermischt sie wieder Reales mit Fiktion. Einige Figuren sind historisch belegt, was im Personenverzeichnis im Anhang erklärt wird. Dazu kommt in der Templer-Reihe der Faktor Zeitreise. Mich faszinieren Geschichten dieser Art. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, Historisches, Mystisches und Spannung zu verknüpfen.

Das Ende der Geschichte lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde. Martina Andrés Bücher sind Garanten für intelligentes und spannendes Lesevergnügen.

Fazit:
Auch in der vierten Runde hat die Geschichte der Templer nicht an Spannung verloren.

Bewertung vom 29.12.2015
Das sprechende Kreuz
Vanek, Tereza

Das sprechende Kreuz


ausgezeichnet

Die Autorin Tereza Vanek hat sich bereits vor vielen Jahren mit „Schwarze Seide“ einen Platz auf der Liste meiner Lieblingsautorinnen gesichert. Seither habe ich jedes Buch von ihr gelesen, weil ich sowohl ihren Schreibstil liebe als auch ihre außergewöhnlichen Themen und Handlungsorte schätze. Zudem zeichnen sich ihre Werke durch eine gründliche Recherche aus, sodass ich nebenher immer noch historische Fakten kennenlerne, von denen ich zum Teil noch nie gehört hatte. Im vorliegenden neuen Werk der Autorin „Das sprechende Kreuz“ geht es um den Aufstand der Indios in Mexiko Mitte des 19. Jahrhunderts. Um die historischen Ereignisse hat Tereza Vanek eine spannende Geschichte gestrickt, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte.

Johanna und Kornelia Schneider sind mit ihren Eltern aus Österreich nach Mexiko gekommen. Die Mutter ist mittlerweile verstorben. Sie leben gemeinsam mit ihrem Vater und dessen zweiter Frau in Valladolid, wo sie einen Laden für Erzeugnisse aus Europa führen. Während Johanna sich gut in dem Land eingelebt hat, sehnt sich Kornelia zurück nach Österreich, oder zumindest an einen anderen Ort. Johanna lernt bei einem eher unerfreulichen Zwischenfall den jungen Carlos Mendez kennen, dessen Vater ein wohlhabender Plantagenbesitzer ist. Die beiden verlieben sich, obwohl ihre Verbindung vollkommen undenkbar ist. Carlos dürfte niemals ein Mädchen heiraten, das „nur“ die Tochter eines Ladenbesitzers ist. Doch das Blatt wendet sich, denn Carlos erfährt von seinem Vater etwas Ungeheuerliches, was ihn dazu bewegt, zu den Indios in Yucatán zu fliehen. Als Johanna ihn gemeinsam mit ihrem Dienstmädchen Maruch sucht, beginnt ein Abenteuer, das mich an das Buch gefesselt hat.

Alle Charaktere dieses Romans waren gut gezeichnet und konnten mich begeistern. Besonders hervorheben möchte ich hier Johannas Schwester Kornelia, die im Laufe der Geschichte eine Wandlung von einem unselbständigen, selbstgefälligen Mädchen voller Selbstzweifel zu einer starken und mutigen jungen Frau vollzieht. Sie wächst förmlich an ihren Aufgaben. Meine absolute Lieblingsfigur war jedoch Henrietta, die Schwester eines Freundes von Carlos. Sie ist ein stilles Mädchen, das Bücher liebt und mit Männern nichts zu tun haben will. Von ihrem Bruder und ihrem Vater wird sie unterdrückt und soll mit Carlos verheiratet werden. Ihre Entwicklung hat mich sehr überrascht und tief bewegt.

Der Titel des Romans „Das sprechende Kreuz“ bezieht sich auf ein Ritual, bei dem ein Kreuz von einer Priesterin bzw. einem Priester befragt wird. Das Kreuz „gibt Anweisungen“, was zu tun ist. In einem ausführlichen Nachwort erklärt die Autorin näher, was es damit auf sich hat.

Fazit:
Tereza Vanek ist es erneut gelungen, ein außergewöhnliches historisches Thema in eine spannende Geschichte zu verpacken.

Bewertung vom 23.11.2015
Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3
Simon, Lars

Rentierköttel / Torsten, Rainer & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Im dritten, und leider letzten, Teil seiner Trilogie um Torsten Brettschneider und seinen Chaos-Kumpel Rainer verschlägt es die beiden nach Lappland. Schon der erste Band „Elchscheiße“ sowie der zweite „Kaimankacke“ konnten mich begeistern, aber mit „Rentierköttel“ hat sich Lars Simon selbst übertroffen: So gelacht habe ich lange nicht mehr!

Torsten Brettschneider ist ein wenig erfolgreicher Mittdreißiger, der im ersten Band einer Erbschaft wegen nach Schweden gezogen ist. Eigentlich wollte er einen Ratgeber für Männer schreiben, woraus bisher aber noch nichts geworden ist. Immerhin hat er im vorliegenden dritten Band ein Haus gekauft, was sich allerdings als ziemlich renovierungsbedürftig herausstellt. Seine Angebetete Linda will auch nicht wirklich etwas von ihm wissen. Sie hat sich auf die Reise nach Lappland begeben, um ihren Ex-Freund Olle zu treffen. Als sie sich immer seltener bei ihren Eltern meldet, machen sich diese Sorgen und bitten ausgerechnet Torsten, nach ihr zu suchen. Der macht sich tatsächlich auf den Weg, im Schlepptau seinen chaotischen Kumpel Rainer. Dass dabei nichts Gutes herumkommt, ahnte ich schon. Aber Torsten und Rainer erwischt es ganz dicke …

Torsten ist mir im Laufe der Reihe immer mehr ans Herz gewachsen. Er ist so ein Mann, den Frau am liebsten schütteln möchte, damit er endlich mal aufwacht und „in die Puschen“ kommt. Sein Freund Rainer toppt ihn allerdings um Längen und hat meine Lachmuskeln wieder bis zum Äußersten gereizt. Als ewiger Student der Sozialpädagogik ist er natürlich krass sozial eingestellt und versucht grundsätzlich, immer alles erst einmal auszudiskutieren. Sein Aussehen, das man sich übrigens auf der Website von Lars Simon anschauen sollte, macht die Reaktion seiner Umgebung auf ihn auch nicht gerade besser. Dabei ist er ein herzensguter Mensch, der mir von allen Charakteren der liebste ist.

Auf ihrer Reise begegnen die beiden Freunde aber noch ganz anderen Gestalten. Ich bin aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen und habe mich oft gefragt, wie Lars Simon sich diese Figuren ausdenken konnte. Im Grunde ist es mir aber egal, er hat mir mit „Rentierköttel“ so manches herzhafte Lachen entlockt und mir so ganz nebenbei auch noch den Norden Schwedens im Winter nähergebracht. Ich finde, diese Reihe sollte unbedingt verfilmt werden! Die Zuschauer in den Kinosälen würden mit Muskelkater im Bauch das Haus wieder verlassen. Mein Kopfkino hat mir jedenfalls herrliche Bilder gezeigt.

Man kann diesen dritten Teil der Reihe natürlich auch lesen, ohne die vorgehenden Bände zu kennen – sollte man aber nicht, denn dann verpasst man zwei weitere superwitzige Bücher.

Fazit:
„Extremst krass witziger“ Abschluss der Trilogie mit lustigen Tierkot-Namen.

Bewertung vom 23.10.2015
Tanz des Vergessens
Rehn, Heidi

Tanz des Vergessens


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Bücher von Heidi Rehn gelesen und war stets begeistert von ihrer Schreibweise. Auch mit ihrem neuesten Werk „Tanz des Vergessens“ konnte sie mich wieder überzeugen. Handlungsorte des Romans sind München, wo die Autorin selbst lebt, und Berlin. Die Geschichte spielt nach dem Ersten Weltkrieg.

Die junge Lou lebt mit ihrem Verlobten Curd in München. Als im Mai 1919 die Räterepublik zerschlagen wird, gibt es Unruhen auf Münchens Straßen. Durch ein tragisches Unglück kommt Curd dabei ums Leben. Lou macht sich bittere Vorwürfe, dass sie Curd wegen einer Besorgung nach draußen geschickt hat. Judith und Max, Curds Freunde aus Wien, stehen ihr zur Seite. Über ihre unermessliche Trauer hilft ihr das Tanzen hinweg. Sie findet eine Anstellung als Täschnerin und eine neue Bleibe bei der Tochter ihres Arbeitgebers, die ihr bald zur Freundin wird. Auf ihren nächtlichen Streifzügen durch Münchens Nachtleben lernt sie den wesentlich älteren Ernst kennen, der allerdings verheiratet ist. Ein sehr pikantes Arrangement ermöglicht es den beiden dennoch, sich regelmäßig zu sehen. Aber auch dieses kleine Glück währt nicht lange. Lou muss ihren Weg finden und begibt sich nach Berlin.

Heidi Rehn ist es mal wieder gelungen, mir ihre Protagonistin ans Herz wachsen zu lassen. Mit Lou hat sie einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen. Ich konnte mich in die junge Frau hineinversetzen, mit ihr lachen und weinen. Zudem hat sie ihre Geschichte zu einer interessant Zeit in Deutschland angesiedelt. Die politische Situation in der Weimarer Republik war mir bisher nicht sehr geläufig. Die Wirtschaftskrise, die galoppierende Inflation und das Aufkommen der braunen Gesinnung hat Heidi Rehn geschickt in ihre Geschichte eingeflochten. Aber auch die Roaring Twenties, Tanzvergnügen, das Leben der Künstler und die Mode finden Erwähnung. Man merkt dem Roman eine gründliche Recherchearbeit an.

Lous Geschichte hat mich von Anfang an fesseln können. Sehr gefühlvoll erzählt die Autorin, wie es der jungen Frau, die durch den Verlust ihres Verlobten sehr verletzt ist, ergeht. Aber auch die Nebenfiguren waren sehr gut ausgearbeitet. Judith, Lous Freundin, war mir die liebste. Mit ihrer direkten und zupackenden Art hat sie mir am besten gefallen. Anhand dieser Figur lernt der Leser auch etwas über die gleichgeschlechtliche Liebe zu Anfang des letzten Jahrhunderts.

Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit zeitgenössischen und lokal geprägten Ausdrücken, das sehr hilfreich ist. Ein ausführliches Nachwort der Autorin rundet den Roman ab und gibt noch einige Erklärungen zum Thema.

Fazit:
Mit „Tanz des Vergessens“ ist Heidi Rehn ein atmosphärisch dichter und spannender Roman gelungen, an den ich noch lange und gerne zurückdenken werde.