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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2015
Das Buch der Nacht / All Souls Bd.3
Harkness, Deborah

Das Buch der Nacht / All Souls Bd.3


sehr gut

Die Suche nach dem Buch des Lebens

Diana und Matthew sind aus dem Jahr 1591 zurück in der Gegenwart und ihr erster Weg führt sie nach Sept-Teurs, dem Familiensitz von Matthew. Diana ist mit Zwillingen schwanger, eigentlich unmöglich zwischen einer Hexe und einem Vampir. Matthew setzt alles daran, das genealogische Rätsel zu lösen, währenddessen versucht Diana, die fehlenden Seiten von Ashmole 782 zu finden und so hinter das Geheimnis des Buch des Lebens zu gelangen. Doch in der Gegenwart erwartet das Ehepaar auch eine große Gefahr. Matthews Sohn Benjamin will unbedingt die Gründe von Dianas Schwangerschaft erfahren und dafür ist dem Vampir jedes Mittel recht.

Der erste Weg in der Gegenwart führt Diana und Matthew nach Sept-Teurs, wo sie freudig von Matthews Familie und Freunden empfangen werden. Dadurch, dass eine Vielzahl von alten Bekannten auf Sept-Teurs versammelt sind, ist man auch schnell wieder mit allen Akteuren vertraut.

Mit gewohnt einfühlsamer, packender und bildhafter Erzählweise verfolgt man fortan die Bemühungen von Diana, Matthew und den Rest ihrer Familie und Freunde. Und es gibt viel zu tun. Matthew, Miriam und Chris setzen ihr wissenschaftliches Wissen ein und versuchen hinter das Rätsel von Dianas Schwangerschaft zu gelangen, während sich Diana auf Suche nach den fehlenden Seiten von Ashmole 782 begibt. Doch es gilt auch die Kongregation von der Ehe und der Schwangerschaft von Diana und Matthew zu überzeugen. Und hätten die beiden Liebenden nicht schon genug um die Ohren, meldet sich Matthews jahrhundertelang verschollener Sohn Benjamin zurück.

Deborah Harkness lässt sich Zeit ihren letzten Band der Trilogie zu erzählen und stellenweise gestaltet sich dies auch ein wenig ausschweifend. So richtig viel passiert irgendwie nicht recht, oft verfolgt man ganz normale Alltagsgeschehnisse. Da die Autorin in ihrer Trilogie jedoch fantastische, facettenreiche und recht eigensinnige Charaktere geschaffen hat und diese hervorragend beschreibt, tritt Langeweile während des Lesens nicht auf.

Obwohl die Geschichte zeitweise recht gemächlich und ruhig erzählt wird, gestaltet sich die Story dennoch ziemlich wendungsreich und überraschend. Und bald schon zieht Deborah Harkness auch das Erzähltempo an, die Ereignisse überschlagen sich bald regelrecht und die Geschichte entwickelt sich spannend und stellenweise hochdramatisch.

Fazit: Wunderbarer Abschluss einer fantastischen Trilogie.

Bewertung vom 19.03.2015
Stigma
Hübner, Michael

Stigma


sehr gut

Der Wächter

Als 13-jähriger gerät Tom Kessler in die Hände eines wahnsinnigen Kindermörders. Nach drei qualvollen Stunden kann er befreit werden, doch Tom kann sich an diese Stunden nicht mehr erinnern. Noch heute, dreizehn Jahre später, befindet er sich in Therapie, leidet unter massiven Panikattacken und lebt sehr zurückgezogen. Als ein kleines Mädchen ermordet aufgefunden wird, scheint sich sein Alptraum zu wiederholen. Der Tatort gleicht dem von damals und bei der Kinderleiche wurde ein Zettel gefunden, der Tom namentlich erwähnt und nur von dem Täter stammen kann. Doch dieser starb bei Toms Befreiung. Notgedrungen erklärt sich Tom zu einer Hypnosetherapie bereit und die Erinnerungen kommen bruchstückhaft zurück bis die sie außer Kontrolle geraten.

Tom Kessler ist ein erfolgreicher Thriller-Autor und lebt mit Frau Karin und Sohn Marc zurückgezogen im ehemaligen Haus seiner Großeltern. Das abgelegene Grundstück ist Toms selbst gewähltes Gefängnis, unter Menschen traut er sich nicht, er verlässt das Haus nur, um alle zwei Wochen zu den Therapiesitzungen zu fahren. Doch Tom ist mit dieser selbstgewählten Einsamkeit zufrieden, nur die in letzter Zeit immer häufiger auftretende Schreibblockade irritieren den Autor. Als jedoch die Mordkommission eines Tages vor seiner Tür steht und ihm von dem Mord an dem kleinen Mädchen berichtet, dass in seiner unmittelbaren Umgebung aufgefunden wurde und alles darauf hinweist, dass der Täter von damals wieder am Werk ist, bricht für Tom seine heile Welt zusammen. Immer öfter bekommt er neben den Panikattacken auch unkontrollierbare Wutanfälle. Notgedrungen erklärt er sich zu einer Hypnosesitzung bereit und der Alptraum beginnt.

Der Psychothriller, der im Verlauf der Geschichte seinem Namen alle Ehre macht, benötigt etwas Zeit bis sich eine gewisse Spannung aufbaut. Michael Hübner stellt anfangs seinen Lesern das nicht gerade einfache Leben von Tom vor. Man erfährt einiges über seine Lebensumstände und erhält eine Ahnung davon, was sich vor 13 Jahren ereignet hat. Tom lebt in einer scheinbaren Idylle, ist sehr auf sich selbst bezogen und mit seinem Leben, so wie er es führt, zufrieden. Wenn da nur seine Ängste nicht wären. Doch anstelle sich diesen zu stellen, läuft er immer wieder vor ihnen weg, kapselt sich ab und reagiert auch mehr und mehr aggressiv auf gutgemeinte Ratschläge.

Als er sich dann eher widerwillig zur Hypnose entschließt, nimmt auch die Story Fahrt auf und die bisher eher verhaltene Spannung steigert sich kontinuierlich. Michael Hübner beschreibt wunderbar und nachvollziehbar das Gefühlschaos, in welches sich Tom immer mehr verstrickt. Toms Blackouts nehmen zu wie auch seine Wahnvorstellungen, bald weiß der junge Thriller-Autor nicht mehr, was Realität ist und was seiner Fantasie entspringt. Die Story entwickelt sich immer rätselhafter, nicht nur für Tom, sondern auch für den Leser und nach und nach erfährt man ebenfalls, was sich in den drei Stunden, als Tom sich im Keller des Kindermörders befand, geschehen ist.

Je rasanter sich die Geschichte entwickelt und umso mysteriöser wird sie. Der Fokus liegt klar auf Tom und seinen Erlebnissen, die Ermittlungen in dem Mordfall nehmen kaum Raum ein. Stellenweise wundert man sich auch über das Verhalten der weiteren Protagonisten, ab und an auch über die äußerst passenden Zufälle, doch wenn man dann die fantastische Auflösung der Story liest, die absolut unerwartet und doch so schlüssig daherkommt, passt wieder alles prima zusammen.

Fazit: Anfangs etwas spannungsarm, doch dies ändert sich und bald schon hält man einen hochspannenden und sehr gut durchachten Thriller in Händen.

Bewertung vom 18.03.2015
Gotteslüge / Faris Iskander Bd.2
Lange, Kathrin

Gotteslüge / Faris Iskander Bd.2


sehr gut

Vergeltung

Mitten in Berlin will ein Selbstmordattentäter einen kleinen Laden in die Luft jagen. Die Ladenbesitzerin und deren kleine Tochter hat der junge Mann als Geiseln genommen und besteht darauf mit Faris Iskander, Sonderermittler beim LKA, zu reden. Zwar gelingt es Faris mit knapper Not, sein Leben und das der Geiseln zu retten, doch der Attentäter zündet die Bombe. Vorher hat dieser noch eine Botschaft für Faris: „Das nächste Mal wirst du den Auslöser drücken.“. Noch während die Ermittlungen am Tatort laufen, setzt sich der Hintermann des Attentats mit Faris in Verbindung und für den Sonderermittler beginnt ein Alptraum sondergleichen, der ihn tief in den Abgrund blicken lässt.

Spannender könnte ein Prolog kaum beginnen – Faris Iskander steht irgendwo mitten in Berlin mit einem Bombengürtel um die Hüften und ist bereit, den Auslöser zu drücken.

Doch bevor man Zeit hat, über diesen Einstieg in den rasanten Thriller nachzudenken, steigt Kathrin Lange sofort in die Geschichte ein und präsentiert ihren Lesern gleich das nächste rätselhafte Geschehnis, was eigenständige Ermittlungen erfordert und eng mit Faris in Verbindung steht. Dieser dagegen versucht am Tatort des Anschlags, noch die Ereignisse zu verarbeiten als der Drahtzieher des Anschlags mit ihm erstmals Kontakt aufnimmt. Und von da an entwickelt sich der bisher schon zügig erzählte Thriller zu einem äußerst rasanten Wettlauf gegen die Zeit. Der Mann, der Vergeltung sucht, wie der Attentäter in dem Thriller genannt wird, hat nur ein Ziel, dass Faris Iskander den Auslöser einer Bombe drückt und so selbst zum Attentäter wird.

Kathrin Lange schickt ihren Ermittler von der SERV (Sondereinheit für religiös motivierte Verbrechen) an die Grenze dessen und noch darüber hinaus, was ein Mensch ertragen kann. Doch im Gegensatz zu manch anderen Protagonisten in temporeichen Thrillern, darf Faris Iskander Gefühle zeigen. Nachvollziehbar und glaubwürdig schildert Kathrin Lange zum einen die Zerrissenheit, die Schuldgefühle, die Wut und auch die Hilflosigkeit, welche Faris die gesamte Zeit empfindet wie aber auch seine Beeinträchtigungen, welche er durch eine Verletzung ertragen muss. Nicht wie andere steckt er diese wie nichts weg, sondern verhält sich genauso wie man es von einem Verletzten erwarten würde. Was seinem Verhalten noch mehr Glaubwürdigkeit gibt und ihn sehr menschlich wirken lässt.

Die Story selbst wird zumeist aus der Perspektive von Faris Iskander erzählt, zwischendurch kommt aber auch der Mann, der Vergeltung sucht zu Wort. Durch winzige Details kommt man dessen Identität wie auch einem Teil seines Motivs recht schnell auf die Spur, doch dies mindert die Spannung des Thrillers in keiner Weise. Und Kathrin Lange hält am Schluss des Thrillers noch eine Überraschung parat, die man so niemals erwartet hätte.

Hochspannend, temporeich, bestens recherchiert und fesselnd erzählt Kathrin Lange den 2. Fall von Faris Iskander. Komplex und wendungsreich entwickelt sich die Story, ein-/zweimal kommen die Wendungen jedoch nicht unbedingt überraschend. Geschuldet ist dies der hervorragenden Charakterzeichnung von Faris, die einen dessen Handlungen sehr gut einschätzen lassen. Auch der eine oder andere Logik-Fehler ist mir in der ansonsten schlüssigen Story aufgefallen, dies stört jedoch nicht sonderlich.

Fazit: Auch im 2. Band lässt Kathrin Lange ihren Protagonisten an dessen Grenzen und darüber hinausgehen – temporeich und hochspannend erzählt.

Bewertung vom 13.03.2015
Denn es wird kein Morgen geben / Tessa Ravens Bd.2
Mundt, Angélique

Denn es wird kein Morgen geben / Tessa Ravens Bd.2


ausgezeichnet

Sein und Schein

Elisabeth König ist verzweifelt. Nach einem heftigen Streit ist ihr Mann Martin spurlos verschwunden. Auf seinem Rechner hatte Elisabeth Fotos von ihrer gemeinsamen Tochter gefunden, die ein Vater so niemals von seinem Kind haben dürfte. Die Psychotherapeutin Dr. Tessa Ravens vom Kriseninterventionsteam betreut Mutter und Tochter. Als Martin König in einem Waldstück tot aufgefunden wird, übernimmt Hauptkommissar Torben Koster mit seinem Kollegen Liebetrau die Ermittlungen. Tessa und Torben haben sich nach ihrer kurzen Affäre vor gut einem Jahr nicht mehr gesehen, nun müssen sie in einem Fall zusammenarbeiten, der schrecklicher nicht sein könnte.

Die Königs führen ein scheinbar perfektes Familienleben. Sie wohnen in einem schönen Haus mit Garten, der attraktive Martin König ist ein beliebter Feuerwehrmann und Rettungssanitäter, Elisabeth ist die perfekte Hausfrau und kümmert sich um die kleine Amelie. Doch der Schein trügt. Nun muss sich Elisabeth die Frage stellen, ob ihr Mann wirklich pädophil ist und sie dies all die Jahre nicht gemerkt hat. Und was noch erschreckender ist: Ist es „nur“ bei den Fotos geblieben oder hat Martin seiner Tochter noch weit schlimmeres angetan?

Angélique Mundts psychologisches Fachwissen fliest während des gesamten Krimis mit ein, entsprechend sensibel und überzeugend stellt die Autorin die innere Zerrissenheit, die Wut und die Ungläubigkeit gegenüber den Tatsachen von Elisabeth König dar. Aber auch ihre beiden Protagonisten Tessa und Torben führt sie bei ihrem zweiten Krimi an die Grenze dessen, was erträglich ist. Es ist ein durchaus gefühlsbetonter Krimi, der auf die menschlichen Abgründe eingeht, deswegen aber in keiner Weise spannungsarm ist – ganz im Gegenteil.

Obwohl Tessa genau weiß, dass sie sich emotional nicht auf die Familie König einlassen sollte und sich längst hätte zurückziehen müssen, lässt sie deren Schicksal nicht mehr los. Als sich der Vermisstenfall sehr schnell zu einem Mordfall wandelt und Torben und Liebchen mit den Ermittlungen beginnen, ist zudem Tessas Neugier geweckt. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Scheinbar wusste niemand von Martins pädophilen Neigungen und die Truppe bei der Feuerwehr hüllt sich in Schweigen. Doch irgendjemand muss ein Mordmotiv gehabt haben.

Mit einer ruhigen, einnehmenden und äußerst fesselnden Erzählweise baut Angélique Mundt kontinuierlich die Spannung auf, die Atmosphäre des Krimis ist aufgrund des Themas zumeist bedrückend und nachdenklich. Zwar enthüllen die Ermittlungen immer mehr Details über das Leben von Martin König, doch helfen diese nicht wirklich, der Identität des Mörders auf die Spur zu kommen.

Unvorhersehbare Wendungen überraschen zusätzlich und fördern die Spannung. Hinzu kommen die bis in die kleinste Nebenrolle ausgefeilten Charaktere, welche durchweg authentisch und nachvollziehbar auftreten. Zwar steht die Auflösung des Mordfalls klar im Fokus des Geschehens, doch Angélique Mundt geht auch feinfühlig und kurzweilig auf das Privatleben von Tessa und Torben ein, für die sich dieser Fall aus mehr als einer Sicht sehr emotional gestaltet.

Fazit: Emotionaler wie spannender und komplexer Krimi, der zudem durch ausgereifte Charaktere überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2015
Dunkle Havel
Pieper, Tim

Dunkle Havel


ausgezeichnet

Die weinende Frau

Hauptkommissar Toni Sanftleben wird zu einem Tatort in der Potsdamer Innenstadt gerufen. Ein Mann liegt erstochen auf einer Baustelle, alles sieht nach einem Routinefall aus. Doch als Toni die Habseligkeiten der Leiche durchsieht, findet er das Bild einer Frau und ist geschockt. Bei dem Foto handelt es sich um seine Ehefrau Sofie, die vor 16 Jahren in Werder spurlos verschwand. Alle Nachforschungen nach ihr verliefen im Sande, die Ungewissheit über Sofies Schicksal ist für den Hauptkommissar nach wie vor kaum auszuhalten. Hat er nun endlich eine heiße Spur und kann herausfinden, was mit seiner Frau damals wirklich geschah?

Der Kriminalroman beginnt im Frühjahr 1998. Toni und seine Frau Sofie verbringen einen ausgelassenen Abend auf dem Baumblütenfest in Werder. Doch der Ausflug endet tragisch. Sofie verschwindet spurlos, alles sieht danach aus, als wenn die junge Frau Selbstmord begangen hätte, ertrunken in der noch eiskalten Havel. Ihre Leiche bleibt bis heute unauffindbar.

Zusammen mit Sohn Aaron lebt Toni auf einem Hausboot und hat in den letzten 16 Jahren akribisch die Suche nach Sofie vorangetrieben. Auch seinen Beruf hat er nur deswegen gewählt, um mehr Möglichkeiten zu haben, Sofie wiederzufinden oder wenigstens zu erfahren, was ihr damals passiert ist. Als er nun bei dem Toten das verblasste Foto seiner Frau findet, keimt wieder Hoffnung auf. Ohne sein Team über die Identität der Frau auf dem Foto zu informieren, beginnt er eigene Nachforschungen anzustellen. Was nicht ohne Folgen bleibt.

Tim Pieper weckt mit dem Prolog über das rätselhafte Verschwinden von Sofie gleich die Neugier seiner Leser und auch die Spannung lässt in dem temporeich erzählten Krimi nicht lange auf sich warten. Zumeist eigenmächtig geht Toni den Spuren nach, entdeckt Zusammenhänge zwischen dem Toten und dem verhängnisvollen Abend vor 16 Jahren und kommt doch dem Rätsel ob des Verschwindens seiner Frau nicht näher.

Atmosphärisch dicht, packend und fesselnd erzählt Tim Pieper die Ermittlungen um den Mordfall, der nicht der letzte bleiben soll. Und auch das Privatleben von Toni Sanftleben fließt gut dosiert mit ein, wodurch man einiges über Toni wie aber auch über Sofie erfährt. Der sympathische Hauptkommissar ist getrieben von dem Gedanken, das Schicksal seiner Frau aufzuklären. Die Ungewissheit hat Toni zu einem wortkargen Einzelgänger werden lassen, der seinen Schmerz mit Alkohol ertränkt, was vom Autor überzeugend beschrieben wird.

Der Krimi, den man zumeist aus der Perspektive von Toni Sanftleben verfolgt, entwickelt sich vielschichtig und undurchsichtig. Unaufhaltsam treibt Tim Pieper die Geschichte voran und lässt seine Leser genauso im Ungewissen in Bezug auf den Täter wie den Urenkel von Otto Sanftleben. Logisch und sehr gut durchdacht entwickelt sich die Story und neben vielen bildhaften Beschreibungen rund um Potsdam, gelingt es dem Autor zudem wunderbar, die Spannung bis zum überraschenden Ende immer weiter zu steigern.

Fazit: Nach zwei historischen Krimis ermittelt nun Otto Sanftlebens Urenkel in Potsdam und dies gestaltet sich genauso vielschichtig und spannend wie bei seinem Urgroßvater.

Bewertung vom 06.03.2015
Steirerland
Rossbacher, Claudia

Steirerland


sehr gut

Der Gliedmaßen-Mörder

Eigentlich soll LKA-Inspektorin Sandra Mohr ihren Dienst erst am nächsten Tag beginnen, doch da erhält sie einen Anruf von ihrem Chef Sascha Bergmann. Ganz in der Nähe von ihrem Hotel wurde die Leiche eines Mannes gefunden und da sich Sandra eh gerade im Vulkanland aufhält, fährt sie kurzerhand zum Tatort. Was sie nicht weiß – dies ist bereits der zweite Mord, bei dem einer Leiche Gliedmaßen amputiert wurden. Sascha und Sandra ermitteln in alle Richtungen, ein Verdächtiger ist auch schnell ausgemacht, doch ist dieser wirklich der brutale Serientäter?

Nach den Ereignissen aus Band 4 hat Sandra Mohr eine Auszeit benötigt, die am nächsten Tag beendet ist. Doch während sie noch am Ausschecken ist, erfährt sie von dem Mord an einem Musiker. Der Tatort bietet ihr ein grauenvolles Bild. Dem Akkordeon-Spieler wurden beide Hände abgetrennt, doch schnell ist auch klar, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort ist. Von ihrem Chef erfährt Sandra, dass bereits vor ein paar Tagen ganz in der Nähe eine Leiche aufgefunden wurde. Dem Jungwinzer fehlten beide Unterschenkel. Wer mordet nur auf solch eine brutale Weise und warum werden den Opfern Gliedmaßen amputiert? Sandra ahnt, dass dies nicht der letzte Mord gewesen ist.

Claudia Rossbacher steigt flott in ihren 5. Steirerkrimi ein und so findet man sich auch nach wenigen Seiten zusammen mit Sandra am Fundort der Leiche wieder. Das zügige Tempo hält die Autorin während des gesamten Krimis bei, wodurch von Anfang an eine gewisse Spannung vorhanden ist, welche sich im Verlauf noch steigert. Die Handlung an sich ist geprägt von der Ermittlungsarbeit, welche die Inspektoren aber nicht wirklich weiterbringt. Zwar finden sich immer wieder neue Ermittlungsansätze, aber so schnell sie gefunden sind, so schnell erübrigen sie sich auch wieder. Was mich jedoch ein wenig an der ansonsten gut durchdachten und atmosphärisch starken Story gestört hat, war dann schlussendlich die Auflösung des Falls, welche ein wenig zu abrupt kam, dennoch aber plausibel erklärt wird.

Natürlich hat sich Chefermittler Sascha Bergmann während der Auszeit von Sandra Mohr in keiner Weise gebessert. Er ist immer noch ein Macho wie er im Buche steht, fällt gerne mal mit der Tür ins Haus und macht jeder attraktiven Frau schöne Augen. Selbst bei Sandra versucht er es nach wie vor – allerdings auch nach wie vor erfolglos. Das Geplänkel der beiden Ermittler sorgt während der packenden Krimihandlung immer mal wieder für kleine Schmunzler. Und wie nebenbei baut Claudia Rossbacher das Privatleben von Sandra mit ein, bei dem man als Leser ein schöne Überraschung erlebt.

Fazit: Auch der 5. Band der Steirerreihe überzeugt durch sympathische Protagonisten, einer fesselnden Story und viel österreichischem Flair.

Bewertung vom 04.03.2015
Schönheitsfehler / Kater Socke Bd.1
Wolpert, Heike

Schönheitsfehler / Kater Socke Bd.1


sehr gut

Kommissar Socke ermittelt

Kater Socke hat in seinem kurzen Katzenleben bisher schon einiges Schlechtes erlebt, aber die heutige Nacht setzt dem Ganzen die Krone auf. Wird er doch in einem Katzenkorb im Park eines Hotels ausgesetzt. Ohne Hoffnung, hier schnell gefunden zu werden oder sich selbst befreien zu können. Doch da kommt ihm unerwartet Katze Clooney zur Hilfe. Kaum wieder in Freiheit entdecken Socke und Clooney die Leiche des Schönheitschirurgen Dr. Karl-Heinz Finkenberg. Hauptkommissar Peter Flott, der in der Nähe wohnt, übernimmt den Fall und ehe es sich der Kommissar versieht, hat er einen tierischen Ermittler im Team, der ihn kurzerhand auch noch als neuen Dosenöffner adoptiert. Peter Flott und seine Kollegen ermitteln derweil in alle Richtungen und stoßen dabei auf einen fast schon vergessenen Skandal.

Socke hatte es bisher wirklich nicht einfach im Leben. Kaum auf der Welt legte er sich mit einem LKW an und wurde schwer verletzt im Tierheim abgegeben. Zum Glück blieb nur eine Schwanzlähmung zurück, doch wer nimmt schon eine Katze mit Behinderung. Als das Tierheim mal wieder aus allen Nähten platzt, wird Socke kurzerhand zu einem vermeintlichen Tierfreund ausquartiert. Doch auch dieser Aufenthalt ist kurz und ehe er es sich versieht, findet er sich nachts im Park ausgesetzt wieder. Ohne zu ahnen, dass sich dies noch zu einem Glücksfall für ihn entwickeln wird. Doch zuerst gilt es, einen Mord zu klären.

Tatkräftig unterstützt wird er hierbei von der etwas molligen Clooney, ihrem Sohn Gismo, Nachbarskater Mickey und Perserkatze Suleika. Während die tierische Truppe eigene Ermittlungen anstellt, schreiten auch in der Menschenwelt die Ermittlungen in dem Mordfall zügig voran. Doch anfangs scheint Peter Flott und sein Team im Trüben zu fischen. Sonderlich beliebt war der Schönheitschirurg nicht gerade, um seine Ehe stand es auch nicht zum Besten, aber ein Mordmotiv oder gar einen Verdächtigen scheint es weit und breit nicht zu geben.

Heike Wolpert erzählt ihren temporeichen, sehr unterhaltsamen und durchaus spannenden Krimi mal aus der Perspektive der Kommissare, dann wieder aus Sicht von Socke und seinen Freunden. Während Socke die typische Katzenneugier treibt, ist Clooney mehr am nächsten Leckerli interessiert, die eitle Suleika gibt ungebeten gutgemeinte, aber unnütze Ratschläge und Jungspund Gismo muss manchmal in seinem Tatendrang ausgebremst werden. Mickey ist dabei eher der neutrale Beobachter. Aber nicht nur die tierischen Protagonisten sind liebenswert und detailreich beschrieben, auch die menschlichen Protagonisten, allen voran Peter und seine Kollegin Lisa überzeugen durch ihre lebendige, detailreiche Darstellung.

Fazit: Unterhaltsamer, gut durchdachter und spannender Krimi, der mit einem liebenswerten Ermittler auf Samtpfoten und einem sympathischen Kommissar überzeugt.

Bewertung vom 20.02.2015
Blinder Feind
Deaver, Jeffery

Blinder Feind


sehr gut

Die Oktoberliste

Eben noch war das Leben der New Yorker Büroleiterin Gabriela McKenzie in Ordnung, da erfährt die Mutter der 6-jährigen Sarah, dass ihr Boss Gelder veruntreut und der skrupellose Gangster Joseph ihre Tochter entführt hat. Fünfhunderttausend Dollar und die sogenannte Oktoberliste soll Gabriela ihm beschaffen, dann lässt er ihre Tochter wieder frei. Unerwartete Hilfe erhält Gabriela von dem charismatischen Daniel Reardon und ehe es sich die verzweifelte Mutter versieht, befindet sie sich zusammen mit Daniel auf der Flucht.

Ein Thriller, der mit dem Ende beginnt und somit die Auflösung an den Anfang stellt, kann das funktionieren? Es kann und sogar sehr gut, obwohl ich bei den ersten 60 Seiten oft in Versuchung war, das Buch vorzeitig zu beenden. Schuld daran ist, dass man schon etwas braucht, um sich mit der ungewohnten Erzählweise anzufreunden wie auch, die Zusammenhänge der Geschichte zu verstehen.

Aber irgendwann packt einen der Roman und Jeffery Deaver gelingt es sehr gut, zwar das Ende des Thrillers zu verraten, aber gleichzeitig so viele unbeantwortete Fragen aufzuwerfen, dass sich die Spannung sehr schnell auf einem hohen Niveau befindet und sich kontinuierlich noch steigert. Hinzu kommt, dass es der Autor wieder einmal perfekt versteht, solch unerwartete Wendungen einzufügen, dass man immer wieder überrascht wird. Vor allem, was das Ende oder eigentlich der Anfang der Geschichte angeht.

Sobald man die Beziehungen der einzelnen Mitwirkenden zueinander verstanden hat, nehmen auch die Protagonisten Gabriela und Daniel sowie weitere Personen sehr schnell Konturen an und die rasant erzählte Geschichte und der fesselnde Schreibstil von Jeffery Deaver sorgen wieder einmal für hervorragende Thriller-Unterhaltung.

Fazit: Ein Thriller, der mit dem Ende beginnt und mit dem Anfang endet … nach kurzen Startschwierigkeiten wieder einmal ein perfekt erzählter Deaver.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2015
Kaffeeklatsch mit Goldfisch
Marcus, Martha Sophie

Kaffeeklatsch mit Goldfisch


sehr gut

Porzellanhochzeit mit Hindernissen

Antonia ist stolze Besitzerin einer eigenen Apotheke und steckt mitten in den Vorbereitungen zum Fest anlässlich ihrer Porzellanhochzeit. Doch Unterstützung in der Familie für die stressigen Vorbereitungen erhält sie eher wenig. Ehemann Monty ist mehr mit dem Hochwasser beschäftigt, dass Jeetzeburg zu überschwemmen droht, Tochter Mickie trifft sich lieber mit ihrem neuen Freund, der als Auto einen Leichenwagen fährt, nur ihr Jüngster unterstützt sie ein wenig. Irgendwie hat Antonia das Gefühl, dass ihr Leben immer mehr aus den Fugen gerät und sie, die gerne alles unter Kontrolle hat, hier nicht mehr gegensteuern kann.

Der Romantitel suggeriert einen witzigen Roman, dem ist aber nur bedingt so, auch wenn er durchweg schon eine heitere Note hat. Martha Sophie Marcus greift hier ein ernsteres Thema auf, von dem in den letzten Jahren leider viele Bürger betroffen waren: Die Überflutung ihrer Stadt und die daraus resultierenden existenzbedrohenden Folgen.

Zwar ist die Protagonistin des Romans die 42-jährige Apothekerin Antonia, aber in weiteren Erzählsträngen erlebt man die Ereignisse dieses Sommers auch aus der Perspektive der PTA Carolin, die bei Antonia angestellt ist und ein Riesenproblem mit Männern hat. Sobald ihr ein Man gleichen Alters begegnet, nimmt ihr Gesicht die Farbe von Brombeeren an, sie fängt an zu stottern und verflucht sich gleichzeitig selbst für ihr schüchternes Verhalten. Dann ist da noch die schöne, selbstsichere Helen, beste Freundin von Antonia, die es bestens versteht, den schönen Schein des idyllischen Familienlebens nach außen zu tragen. Hinzu kommt Petra, die sich mit ihren sechs Kindern mit Hängen und Würgen über Wasser halten kann und jeden Cent dreimal umdrehen muss, bevor sie ihn ausgeben kann.

Warmherzig und lebendig erzählt die Autorin ihren Roman, verleiht ihren Frauen im Roman sehr schnell ein Profil und schildert deren Probleme nachvollziehbar und glaubwürdig. Und auch die Geschichte selbst gestaltet sich durchweg sehr unterhaltsam, oft ein wenig nachdenklich, oft aber auch durchaus in einem heiteren Ton und ist dabei jederzeit sehr kurzweilig angelegt.

Fazit: Ein Roman, der die Hochwasserkatastrophen an der Elbe zum Thema hat und dies an Einzelschicksalen einfühlsam und kurzweilig erzählt.