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Magda
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Köln

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Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2025
Hurst, Heidrun

Die Tochter der Kelten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Tochter der Kelten von Heidrun Hurst ist mein zweites Buch der Autorin. Ihren Roman „Die Kräutersammlerin“ habe ich sehr gern gelesen, und auch „Die Tochter der Kelten“ fand ich spannend und informativ.
550 v.Chr.: Die junge Alenja lebt mit der alten Moja fernab von anderen Menschen und Siedlungen. Die beiden werden regelmäßig vom Druiden Triquetos besucht, der Alenja in der Heilkunst unterweist. Druiden kommunizieren mit den „Unsterblichen“.
Eines Tages werden Alenja und ihre Gefährten überfallen, Triquetos und Moja brutal ermordet und Alenja verschleppt. Sie findet sich in der Siedlung Pyrene wieder und erfährt, dass sie das einzige Kind des Rigs (=Fürst) ist. Von nun an lebt sie mit ihrem geliebten Hund und treuen Begleiter Arto in Pyrene und wird darauf vorbereitet, einen Rigs zu heiraten. Schon bald wird Airell, der zukünftige Rigs von Opia, für sie auserwählt, und sie tritt die mehrtägige Reise zu ihm an.
An ihrem Ziel angekommen stellt Alenja fest, dass Airell grausam und brutal ist, ganz im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Faol, in den sie sich verliebt. Er unterweist sie in der Kunst des Schwertkampfes. Faols Stiefmutter, die ihren eigenen Sohn als den nächsten Machthaber sehen will, schmiedet eine üble Intrige.
„Am darauffolgenden Tag sah sie auffällig viele Raben, die Diener Cassiboduas, die die Seelen gefallener Krieger in die andere Welt geleiteten. Es gab eine Zeit, da hatte sie ebenso geschickt wie die Kriegsgöttin werden wollen, bevor auch dieser Traum wie Nebel unter der Sonne zerstob. Wollte Cassibodua ihr damit sagen, dass sie nicht aufgeben sollte? Dass sie immer noch mit ihr war und ihre Hoffnung auf Rache sich eines Tages erfüllen würde? (S. 206)
Die Geschichte der Tochter der Kelten fand ich faszinierend und spannend. Die Autorin beschreibt deren Leben bildhaft, authentisch und berührend. Dank ihrer hervorragenden Recherche habe ich die Sitten und Gebräuche aus der Hallstattzeit (750-450 v.Chr.) kennengelernt. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung und empfehle das Buch allen, die historische Romane mögen.

Bewertung vom 05.01.2025
Dibbern, Julia

Unter Wasser ist es still


ausgezeichnet

Unter Wasser ist es still von Julia Dibbern ist ein atmosphärischer Roman über Vergangenheits- und Traumabewältigung.
Maira ist Restauratorin. Sie lebt seit vielen Jahren in Frankfurt, stammt aber ursprünglich aus dem kleinen Dorf Soeterhoop an der Ostsee. Als ihr Chef ihr das Angebot unterbreitet, sein Geschäft zu übernehmen, sagt sie nach kurzer Bedenkzeit zu. Um den Kaufpreis aufbringen zu können, muss sie ihr Elternhaus in Soeterhoop verkaufen und an den Ort zurückkehren, den sie achtzehn Jahre zuvor überstürzt verlassen musste.
Das Haus steht auf einem großen Grundstück in Strandnähe, Kaufinteressenten gibt es genug. Am Haus angekommen, wird Maira von Erinnerungen an ihre Kindheit und frühe Jugend überwältigt. Bevor ihre Mutter schwer krank wurde, hatte sie viele glückliche Tage und Stunden mit ihren Freunden Anne und Jasper verbracht. Besonders mit Jasper verband sie eine enge Freundschaft, die beiden waren oft mit dem Boot aufs Meer rausgefahren und sind mit Schweinswalen geschwommen. Der Tag, an dem sie einen leblosen Schweinswal auf dem Wasser treibend vorfanden, läutete das Ende ihrer Kindheit ein.
Maira trifft Anne und Jasper wieder, die beiden helfen ihr, die Erinnerungen zu verarbeiten, zusammen sichten sie die Sachen ihrer Mutter. Sie findet Briefe, die ihre Mutter ihr geschrieben hatte und wird von Emotionen und Erinnerungen überwältigt.
Unter Wasser ist es still ist ein atmosphärischer Roman mit wunderbaren Naturbeschreibungen. Ich wurde an die Ostsee in das halb verfallene Haus inmitten eines verwunschenen Gartens versetzt und fand es spannend, Maira auf den Spuren ihrer Vergangenheit zu begleiten. Das Lagerfeuer am Mittsommer, die Wiederannäherung zwischen den Kindheitsfreunden, die Rettung der Möwe und vor allem die Begegnungen mit den Schweinswalen haben mich gefesselt und begeistert. Von mir eine große Empfehlung für alle, die ruhige und atmosphärische Romane lieben.

Bewertung vom 02.01.2025
Blake, Katherine

Not your Darling


gut

„Not your Darling“ hat mich an „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ erinnert, da es in beiden Büchern um das Leben einer jungen Frau in Hollywood in den 1950er Jahren geht.
Die 20jährige Loretta ist Engländerin, sie möchte in Hollywood als Maskenbildnerin Karriere machen. Auf nicht ganz legalem Wege schafft sie es nach Los Angeles. Sie verliebt sich Hals über Kopf in einen angehenden Schauspieler, dessen mieser Charakter sich bereits in der Hochzeitsnacht offenbart. Auf einer Party bzw. Orgie wird sie von zwei Männern beinahe vergewaltigt und schwört Rache.
Loretta macht Karriere und wird „Lip Girl“ genannt, sie freundet sich mit berühmten Schauspielerinnen an, die ihr den Weg nach oben ebnen. Als sie vom berühmtesten Maskenbildner Hollywoods eingestellt wird, hat sie es geschafft. Unter seiner Fittiche begleitet sie Filmcrews zu Dreharbeiten, wo sie einen ihrer Peiniger wiedertrifft.
Sowohl die Liebesbeziehung Lorettas zu einem Drehbuchautor als auch ihr Leben in Hollywood plätschern vor sich hin. Keines der Ereignisse konnte mich überraschen, außer die Art und Weise, wie sich Loretta gerächt hatte. Dass sie damit durchgekommen ist, fand ich unglaublich.
Ich hätte gern mehr über ihre Kindheit und Jugend in England erfahren. Die Beziehung zu ihrer Schwester und der übrigen Familie wird erst am Ende des Buches auf wenigen Seiten thematisiert. Dass das Hollywood der Fünfziger Jahre von Männern beherrscht wurde und es wahrscheinlich immer noch wird, war mir nicht neu. Erst seit #metoo berichten Schauspielerinnen und andere Frauen, die im Filmbusiness arbeiten, über die dort verbreitete sexuelle Belästigung. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, der Inhalt konnte mich jedoch leider nicht überzeugen.

Bewertung vom 30.12.2024
Lunde, Maja

Für immer


sehr gut

Von Maja Lunde habe ich mit großer Begeisterung „Die Geschichte der Bienen“ gelesen. Das Cover von „Für immer“ mit der Farbkombination dunkelrot mit dunkelgrün finde ich wunderschön.
An einem Tag im Juni kommt es auf der ganzen Welt zum Stillstand – nichts entwickelt sich weiter, niemand stirbt, niemand wird geboren, niemand empfindet Schmerzen, es findet keine Zellteilung mehr statt, Haare und Nägel wachsen nicht mehr. Die größten Veränderungen geschehen im Krankenhaus. Selbstmörder und Menschen, die längst ihren Leiden hätten erliegen müssen, leben immer noch, Frühchen entwickeln sich nicht und fristen ihr Dasein im Inkubator.
Die Fotografin Jenny kann ihr Glück kaum fassen, aufgrund eines bösartigen Tumors war sie zum Tode verurteilt, doch der Tumor wächst nicht weiter. Mit der Kamera hält sie zunächst nur die Welt um ihre Familie herum fest, dann bekommt sie den Auftrag, für die Zeitung jeden Tag ein Foto von der Welt im Stillstand zu machen. Voller Elan stürzt sie sich auf die neue Aufgabe. Ihr Auftrag bringt sie mit verschiedenen Menschen zusammen.
Otto hat soeben sein Haus verkauft und ist zusammen mit seiner Frau in ein Seniorenheim gezogen. Er vermisst seinen Garten und beschließt, die Terrasse in ein Blumenmeer umzuwandeln. Über seine Begeisterung für die Welt der Pflanzen geht die Liebe zu seiner langjährigen Ehefrau verloren.
Ellen arbeitet beim Bestattungsunternehmen und hat nichts mehr zu tun. Eines Tages wird sie von Ester gebeten, ihre Beerdigung zu organisieren. Die ältere Dame sucht sich Blumen, Musik und einen Sarg aus und lädt diejenigen ein, die sie auf ihrer Beerdigung sehen möchte. Die Vorstellung ist morbide, die Idee hat mir aber gut gefallen.
Das Buch liest sich wie eine Sammlung von Kurzgeschichten. Es gibt so viele Charaktere, dass ich keinen wirklichen Bezug zu ihnen finden konnte, zumal das Buch mit dreihundert Seiten nicht sehr umfangreich ist. Gerne hätte ich mehr über Jenny und ihre Familie, Jakob und Lisa mit ihrem Söhnchen und die Krankenschwester Anne erfahren. Mit dem Ende bin ich nicht sehr glücklich. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und angenehm lesbar.
Auch wenn dieses Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, bleibe ich der Autorin treu und freue mich auf weitere Bücher von ihr.

Bewertung vom 28.12.2024
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Gaukler


ausgezeichnet

„Prost, auf die Gaukler“ ist der 6. Band der Brunngries-Reihe um Kommissar Tischler und die Dackeldame Resi. Ich habe mich köstlich amüsiert und würde am liebsten alle zehn Bände der Reihe durchsuchten. Das Buch habe ich teilweise gelesen und teilweise gehört, herrlich eingelesen von Helmfried von Lüttichau.
Auf dem Volksfest in Brunngries wird Schlagerstar Ron Goldinger nach seinem Auftritt tot aufgefunden, er wurde mit einer Armbrust erschossen, die vom nahegelegenen Schießstand entwendet wurde.
Kommissar Konstantin Tischler leitet die Ermittlungen, unterstützt von seinem jungen Kollegen Felix Fink und der Dackeldame Resi. In erster Linie werden die Schausteller befragt, außerdem die (ausschließlich weiblichen) Mitglieder der beiden Ron Goldinger-Fanclubs. Der Sänger war kein Kind von Traurigkeit, und die eine oder andere seiner Auserwählten war bereits anderweitig vergeben.
Die Ermittlung läuft mehr am Rande, sehr viel präsenter sind die beiden Kommissare und ihr Liebesleben, wobei der eigentliche Star der Reihe eindeutig Resi ist. Resi darf mit zu den Ermittlungen aufs Volksfest und erobert alle Herzen im Sturm.
Herrlich fand ich die Dialoge zwischen Tischler und Fink, wobei Tischler als der sechs Jahre ältere seinem jüngeren Kollegen gern Ratschläge auf allen Gebieten und speziell in Liebesdingen erteilt. Folgender Dialog findet beim Grillen auf Felix‘ Balkon statt (S. 220):
„Du kannst uns ja ein bisserl Musik anmachen. Vielleicht was Rockiges! Das Handy liegt auf dem Tisch. Code ist 1234.
Was ist das eigentlich für ein beschissener Code?
Erstens probiert den keiner, weil niemand damit rechnet, und zweitens kann ich mir den super merken. Hab da ´ne Eselsbrücke. Zwölf Monate hat das Jahr, aller guten Dinge sind drei und vier Beine hat der Hund.“
Man sollte das Buch nicht hungrig oder durstig lesen, die Kommissare essen gern und viel, besonders natürlich auf dem Volksfest – Brathendl, gebrannte Mandeln, türkischer Honig, und immer begleitet von einer Maß.
Gegen Ende der Ermittlung kommt es zu einigen rasanten Action- und Verfolgungsszenen. Den herrlichen amüsanten Provinzkrimi empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe sehr gern 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 28.12.2024
Burseg, Katrin

Tage mit Milena (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Es hat mich nach Hamburg in die Achtziger und in das heutige Venedig entführt.
Annika führt ein glückliches und gediegenes Leben in Lübeck. Sie hat ein Schreibwarengeschäft mit angeschlossener Papierwerkstatt, in der sie Karten entwirft und herstellt. Das Geschäft hat sie von ihrem Schwiegervater übernommen, ihr Mann Hendrik unterstützt sie im Laden, die meiste Zeit widmet er jedoch dem Anbau von Slow flowers auf einem Acker am Stadtrand von Lübeck.
Eines Morgens kommt die siebzehnjährige Luzie in Annikas Laden, sie kauft Sekundenkleber. Nur wenige Meter vom Geschäft entfernt klebt sie sich damit auf eine belebte Kreuzung in der Altstadt und verursacht ein Verkehrschaos. Als Annika sieht, wie aggressiv die Autofahrer reagieren, hat sie einen Flashback und sieht sich als junges Mädchen im Gedränge, von Polizisten in Schutzmontur umgeben. Spontan setzt sie sich neben Luzie auf die Straße, und nach kurzer Zeit werden sie von der Polizei mitgenommen. Am Abend dürfen sie nach Hause, und Annika bietet Luzie an, bei ihr zu übernachten. Hendrik lebt umweltbewusst, für die Aktivitäten der letzten Generation hat er jedoch nur wenig Verständnis. Zornig verlässt er die Wohnung.
Als Luzie am nächsten Morgen weg ist und Annika erfährt, dass in Hamburg eine Klimademonstration stattfinden soll, beschließt sie, Luzie in Hamburg zu suchen. Luzie erinnert sie an ihre Jugendfreundin Milena. Milena ist damals in Hamburg gestorben, und Annika will verhindern, dass auch Luzie Gewalt und Willkür ausgesetzt wird.
Annika findet Luzie unter den Klimaaktivisten, sie nimmt sie mit zur Hafenstraße, wo sie damals in den Achtzigern mit Milena, Matti und vielen anderen gelebt hatte. Wir erfahren, wie es dazu kam, dass die sechzehnjährige Annika aus einer norddeutschen Kleinstadt zur Hausbesetzerin wurde. Matti war Annikas erste große Liebe, Milena ihre einzige Freundin.
Annika spürt, dass sie Matti finden muss, um die Gespenster der Vergangenheit zu begraben. Matti lebt in Mestre, einem Stadtteil von Venedig. Annika und Luzie steigen in den nächsten Zug nach München und fahren nach Venezia Mestre.
Annika hatte dreißig Jahre lang verdrängt, was genau damals mit Milena passiert ist, sie gab sich die Schuld an Milenas Tod. Erst die Begegnung mit Matti bringt die Erinnerungen zurück. Auch Luzie hat ein Geheimnis, das erst am Ende enthüllt wird.
Es war eine spannende Reise in die Achtziger und ein ereignisreicher Roadtrip nach Venedig. Ich habe sehr viel über die Hausbesetzerszene in der Hafenstraße in Hamburg und die Bewegung der Klimaaktivisten erfahren.
Ich habe Annika sehr gern auf der Reise in ihre Jugend und nach Venedig begleitet. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, der Spannungsbogen blieb bis zum Ende konstant. Das Buch empfehle ich sehr gern weiter.

Bewertung vom 18.12.2024
Moyes, Jojo

Zwischen Ende und Anfang


ausgezeichnet

Ich habe alle Bücher von Jojo Moyes gelesen und liebe sie. Auch „Zwischen Ende und Anfang“ konnte mich begeistern.
Lila, 42, ist erfolgreiche Autorin. Zuletzt hat sie einen Bestseller zum Thema Beziehungen und Ehe veröffentlicht. Doch kaum ist der Ratgeber erschienen, hat ihr Mann Dan sich von ihr getrennt, um mit der einige Jahre jüngeren Marja zusammenzuziehen. Fast zur gleichen Zeit wird ihre Mutter Francesca überfahren, und Lila muss einen weiteren Verlust verkraften. Ihr Stiefvater Bill unterstützt sie im Haushalt.
Lila hat Geldsorgen, ein neuer Bestseller muss her. Ihre Literaturagentin schlägt vor, ein Buch über ihr Leben als Single zu schreiben, möglichst gespickt mit pikanten Details über diverse Affären. Da Lila auf dem Gebiet keine Erfahrungen hat, möchte sie von denen ihrer besten Freundin Eleanor profitieren.
Beim Abholen ihrer achtjährigen Tochter Violet lernt Lila den alleinerziehenden Gabriel kennen und fühlt sich sofort von ihm angezogen. Außerdem ist da noch der Gärtner Jensen, der an Lila interessiert ist, doch für sie ist er nur ein guter Kumpel.
Der interessanteste Charakter in Lilas Familie ist für mich ihr Vater Gene, der eines Tages vor der Tür steht, nachdem er jahrelang in Amerika gelebt hatte. Er zehrt noch immer von der einen Hauptrolle, die er als junger Mann in einer bekannten Fernsehserie hatte. Lila würde ihn am liebsten gar nicht in ihr Haus lassen, da sie ihm immer noch nicht verziehen hatte, dass er sie und ihre Mutter verlassen hatte, als sie acht Jahre alt war.
Lila leidet fürchterlich darunter, Dans neue Freundin täglich vor der Schule zu sehen, sie kann den Anblick der jungen, hübschen Frau kaum ertragen. Ihre Selbstzweifel werden noch durch ihre Geldsorgen verstärkt, hinzu kommt die Trauer um ihre Mutter.
Doch ihr Leben wandelt sich zum Besseren, nachdem Gene bei ihr eingezogen ist. Er versteht sich gut mit seinen Enkelinnen und steht ihnen hilfreich zur Seite. Besonders die sechzehnjährige Celie, die in der Schule gemobbt wird, profitiert von seinen Erfahrungen.
Wie gewohnt wendet Jojo Moyes das Trope „frenemies to lovers“ an, und der Weg zum happy end ist mit vielen Stolpersteinen gepflastert.
Fast alle Kapitel drehen sich um Lila, in einigen lernen wir aber auch Celie besser kennen. Im Mittelteil gibt es ein paar Längen, doch nach einer kurzen Durststrecke deckt Lila ein Geheimnis ihrer Mutter auf, und die Ereignisse überschlagen sich - wieder ein wunderbarer Frauenroman von einer meiner Lieblingsautorinnen, den ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 16.12.2024
Hunter, Alice

Die Frau des Serienkillers


gut

Der Thriller „Die Frau des Serienkillers“ ist der Auftakt einer neuen Reihe, in der es um die Familie eines mehrfachen Frauenmörders geht.
Beth ist glücklich mit Tom verheiratet, sie haben eine süße dreijährige Tochter, er hat einen gut bezahlten Job, sie leitet ein Keramikcafé im Ort, in dem die Gäste Kaffee trinkend Keramikgeschirr bemalen können.
Eines Abends wird Tom von der Polizei abgeholt und des Mordes an seiner Ex-Freundin Katie beschuldigt. Katie wird seit acht Jahren vermisst, und bei der Polizei sind Hinweise auf Toms Täterschaft eingegangen.
Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die fast alle aus Beths Sicht geschrieben sind. In einigen wenigen Kapiteln erfahren wir, worum und um wen sich Toms Gedanken drehen, während er in U-Haft sitzt.
Nach und nach stellt sich heraus, dass Beth nicht ganz so unwissend ist und war, wie sie zunächst vorgegeben hatte. Sie versucht, ihr Leben unverändert weiter zu leben, was sich angesichts der Scharen von Reportern vor ihrer Haustür nicht ganz einfach gestaltet. Ihre Nachbarinnen und die Gäste im Café fragen sich, ob es möglich ist, dass Beth jahrelang an der Seite eines Mörders gelebt hatte, ohne den Hauch eines Verdachts zu hegen. Es rächt sich, dass Beth und Tom sich nie ins Dorfleben integriert hatten, sie haben keine Freunde und auch keinen Kontakt zu ihren jeweiligen Ursprungsfamilien.
Beth lässt sich sehr schnell vom kürzlich verwitweten Adam trösten, was mir seltsam erschien, da sie doch angeblich mit Tom so glücklich war.
Der Sprachstil ist flüssig, das Buch liest sich zügig, allerdings fehlte mir die Spannung, die ich von einem Thriller erwarte. Die Handlung dümpelte recht ereignislos vor sich hin – Tom in U-Haft, Beth im Café, mit ihrer kleinen Tochter und/oder Adam zusammen. Gegen Ende gibt es einen überraschenden Twist, mit dem ich nicht gerechnet habe, doch auch dieser hat die spannungsarme Handlung nicht wettmachen können. Hinzu kommt, dass mir Beth sehr unsympathisch war, sie ist mir bis zum Ende fremd geblieben. Aufgrund dieser Kritikpunkte vergebe ich nur drei Sterne für diesen Thriller, der für mich leider keiner ist.

Bewertung vom 10.12.2024
Fields, Helen

The Killer Profile


ausgezeichnet

The Killer Profile ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Der Thriller hat mich absolut überzeugt, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen und möchte unbedingt auch „The Institution“ lesen.
Midnight Jones arbeitet für den internationalen Konzern Necto Corporation. Sie ist Psychologin und Neurowissenschaftlerin und wertet Persönlichkeitsprofile für medizinische und psychiatrische Projekte des Unternehmens aus.
Midnights Zwillingschwester Dawn ist seit ihrer Geburt schwerstbehindert. Wenn Midnight arbeitet, kümmert sich ein Pflegedienst um Dawn. Die Eltern der beiden sind seit Jahren auf Reisen und melden sich nur selten bei ihren Töchtern.
Eines Tages stößt Midnight auf ein Profil, das bei brutalen Gewaltszenen keinerlei Regung zeigt - ein Profil K, wobei „K“ für Killer steht. Als Midnight ihre Beobachtung an höchster Stelle weitergibt, wird nichts unternommen. Sie wird auf ihre Schweigepflicht hingewiesen, und es wird ihr sogar mit Entlassung gedroht, sollte sie irgendjemandem von ihrer Entdeckung erzählen.
Fast zeitgleich wird in Midnights Nachbarschaft eine junge Frau brutal zu Tode gequält. Midnight ist hin- und hergerissen, ob sie die Polizei auf das Killerprofil hinweisen soll, hat aber Angst um ihren Job, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Schwester finanziert.
Als kurze Zeit später wieder eine junge Frau in der Gegend ermordet wird, kann Midnight nicht länger schweigen. Doch bei der Polizei stößt sie auf Desinteresse…
Die meisten Kapitel beschreiben Midnights Leben, doch zwischendurch gibt es Kapitel aus der Sicht des Killers mit Rückblenden in seine Kindheit und Jugend. Einige Kapitel beschreiben die Morde, Gott sei Dank nicht sehr detailliert, trotz des vielen Bluts. Der Killer leidet am Renfield Syndrom, das auch klinischer Vampirismus genannt wird, in Anspielung an Bram Stokers Dracula. Er ist von Blut besessen, liebt den Geschmack und will es trinken.
Neben dem Dracula-Syndrom habe ich beim Lesen des Buches einen weiteren Fachausdruck gelernt: Okulärer Hypertelorismus – der Ausdruck beschreibt das Aussehen der ermordeten Frauen, die sehr weit auseinander stehende Augen hatten.
Ich fand den Thriller sehr spannend, und die Spannung stieg noch, nachdem Midnight in den Fokus des Killers geraten ist. Das Finale ist grandios, bildhaft und authentisch. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass Midnight zu gut für diese Welt ist, sie hat ihr Leben ganz auf die Pflege ihrer Schwester ausgerichtet, es ist kaum zu glauben, dass jemand so altruistisch ist und seine eigenen Bedürfnisse komplett zurückstellt. Trotz dieser kleinen Kritik vergebe ich sehr gern 5 Sterne für diesen spannenden und besonders zum Ende hin sehr actiongeladenen Thriller.

Bewertung vom 06.12.2024
Moninger, Kristina

Neun Tage Wunder


ausgezeichnet

Neun Tage Wunder von Kristina Moninger ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt, und die mir wundervolle Lesestunden beschert hat.
Annika, genannt Anni, lebt mit ihrem Freund Ben in Glückstadt. Sie ist Anwältin, Er ist erfolgreicher Schriftsteller. Die beiden sind glücklich miteinander, doch in Annis Herzen nimmt auch Lukas einen gar nicht so geringen Platz ein, mit dem sie zehn Jahre zuvor eine Beziehung hatte, die nur neun Tage gedauert hatte.
In Rückblenden erzählt Anni die Geschichte ihrer Liebe. Die Kapitel sind überschrieben mit „Damals – noch … Tage“. In den Kapiteln dazwischen erfahren wir aus Bens Perspektive, wie er unbewusst Annis Geheimnis aufdeckt. Er schreibt an einem neuen Buch, seinem ersten Liebesroman. Die Idee dazu stammt von Lukas, den er zufällig kennenlernt. Lukas erzählt ihm die Geschichte, für die Ben der sehr passende Titel „Neun Tage Wunder“ einfällt.
Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten, da erst am Ende aufgeklärt wird, warum Nika und Lukas nicht zusammengeblieben sind. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass ich es unwahrscheinlich finde, dass Ben so lange gebraucht hatte herauszubekommen, dass Nika Anni ist, da Lukas Nika sehr genau beschrieben hatte, sowohl ihre Eigenheiten als auch ihr Aussehen.
Zwei Zitate aus dem Buch haben mich zum Nachdenken angeregt. S. 328: „Ich glaube, man kann süchtig werden nach Nostalgie. Es ist eine sehr gefährliche Droge. Sie gaukelt einem vor, dass etwas noch da ist, was man längst verloren hat. Umso heftiger ist der Entzug, die Rückkehr in die Realität. Vielleicht gibt es Menschen, die gar nicht ganz in der Gegenwart leben. Deren Gedanken immer ein wenig wandern, vor und zurück, und lieber im Damals verharren, als sich ganz und gar auf das Jetzt einzulassen.“ S. 332: „Vielleicht muss man sich von der Vorstellung trennen, dass Liebe etwas sein muss, das Bestand hat. Es kann sein, dass ihre Größe nichts mit ihrer Dauer zu tun hat.“
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich konnte Annis Entscheidung nachvollziehen und mochte sowohl die drei Hauptcharaktere als auch die Nebenfiguren wie Laila und Markus, Bjarne und Christa und allen voran Bens kleine Tochter Lena. Der Schreibstil ist außergewöhnlich schön und stellenweise poetisch, ein wundervoller Liebesroman, den ich sehr gern weiterempfehle.