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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2023
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Normalerweise bin ich kein Fan von Endzeitromanen oder Weltuntergangsszenarien (vielleicht gerade deshalb, weil sie uns näher sind, als ich gerne wahrhaben will). Hier wurde ich aber aufgrund des Klappentexts und der ersten paar Seiten wirklich neugierig und wollte gerne weiterlesen.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt, die abwechselnd aus dem Leben ganz unterschiedlicher Menschen (einem Datenanalysten, einer Nephologin, einem Schadensgutachter, einer Feuerwehrfrau, dem Betreiber eines Bed & Breakfast, zwei LKA-Beamten) und von deren Schicksalen erzählen. Das mag ich sowieso gern, hier hat es mir besonders gut gefallen, denn dem Autor ist es tatsächlich gelungen, trotz der Fülle der handelnden Personen, diese sehr gut und individuell charakterisiert darzustellen. Zwischendurch gibt es dann immer wieder Zeitungsartikel, Interviews, Online-Artikel etc., die das Gesamtbild wirklich sehr gut abrunden. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass der Autor wirklich Ahnung von dem hat, was er schreibt.

Gerade zu Beginn waren mir die Ausführungen allerdings teilweise zu technisch und für einen Laien wie mich doch recht schwer verständlich bzw. erst nach mehrmaligem Lesen. Das fand ich etwas anstrengend, hat sich mit der Zeit aber gegeben und dann wurde es richtig spannend und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Die Auflösung fand ich zwar im Ergebnis etwas „platt“ (mehr möchte ich nicht verraten, da ich niemanden spoilern möchte), alles in allem hat mir „Dark Clouds“ aber wirklich gut gefallen und mich – insbesondere auch zusammen mit dem Nachwort des Autors – auch zum Nachdenken angeregt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.01.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Bücher, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und von starken Frauencharakteren handeln, gibt es derzeit zuhauf. Ein Buch muss also schon besonders sein, um aus der Masse herauszustechen. Bereits nach den ersten paar Seiten dachte ich, dass das auf „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ zutreffen könnte. Und ich sollte recht behalten.

Mit Anna und Fritz ist der Autorin ein wirklich sympathisches Duo gelungen; insbesondere auch das Geplänkel zwischen den beiden fand ich sehr erfrischend und – wie das ganze Buch – toll zu lesen.

Der (Mord?-)Fall Adele Röckl stand dabei nicht unbedingt im Vordergrund, die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre und es tauchen eher sporadisch neue Spuren auf.

Vielmehr entstand vor meinem inneren Auge ein Panorama der damaligen Zeit bzw. des Zeitgeschehens (die Grenzen der Monarchie, die Sozialistenbewegung bis hin zum Ausbruch des 1. Weltkriegs) und ich konnte regelrecht eintauchen in das München der 1910er Jahre.

Ein kleines Manko war für mich, dass die Charaktere vielleicht in bisschen oberflächlich gestaltet waren, insbesondere was Anna angeht, die ja immerhin die Namensgeberin für das Buch ist. Fritz nahm da doch recht viel Platz ein (was mich nicht unbedingt gestört hat, es hätte aber etwas ausgewogener sein können).
Doch das ist Jammern auf hohem Niveau und tat dem durchweg positiven Gesamteindruck keinen Abbruch, insgesamt habe ich die Lektüre wirklich sehr genossen. „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ ist auf jeden Fall eines meiner Lesehighlights des vergangenen Jahres.

Bewertung vom 04.01.2023
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


gut

Ich lese eher selten Bücher, die rund um den zweiten Weltkrieg spielen, hier aber hat mich der Klappentext neugierig gemacht und die ersten paar Seiten haben mir so gut gefallen, dass ich unbedingt weiterlesen wollte.
Leider bekam meine Begeisterung kurz danach schon den ersten Dämpfer, denn der Schreibstil der Autorin hat mir überhaupt nicht zugesagt. Zu Beginn fiel es mir gar nicht so sehr auf, aber je weiter ich mit der Lektüre kam, desto mehr haben mich die kurzen, teilweise fast abgehackten Sätze gestört. Denn irgendwie hielten sie mich auf Distanz (was bei dieser Thematik vielleicht nicht einmal das Schlechteste ist), auch wenn es zwischendurch dann teilweise fast poetisch wurde.

Trotzdem ließ sich das Buch erstaunlich gut lesen, auch wenn ich mehr als einmal schlucken musste ob der Grausamkeiten, die dieser (jeder) Krieg mit sich brachte.

Auch mit Elly hatte ich so meine Probleme, auf der einen Seite bewunderte ich ihr anpackendes Wesen und dass sie immer nur das Beste für Leon wollte. Auf der anderen Seite konnte ich auch viele ihrer Charakterzüge und vielleicht auch Handlungen nicht nachvollziehen (aber natürlich schreibe ich das auch satt und aus einem warmen Zimmer ohne unmittelbaren Krieg vor der Haustür).

Alles in allem hat mich „Ein Kind namens Hoffnung“ nicht ganz so berührt, wie ich es für das Thema erwartet hatte und mich am Ende ein klein wenig unbefriedigt zurückgelassen, ohne dass ich hundertprozentig benennen könnte, woran genau das letztendlich lag.

Bewertung vom 16.12.2022
Die Stunde der Hyänen
Groschupf, Johannes

Die Stunde der Hyänen


weniger gut

Den Anfang fand ich richtig gut, ich mochte den etwas „abgehackten“ Schreibstil, die kurzen knackigen Kapitel und die unterschiedlichen Perspektiven. Auch gelang es dem Autor, die Stimmung vor allem im nächtlichen Berlin wirklich toll einzufangen.

Mit zunehmender Dauer der Lektüre schwand aber leider auch meine anfängliche positive Einstellung. Zu sehr plätscherte das Geschehen dahin, im Grunde passierte nicht viel und das Wenige wurde teilweise sehr ausführlich beschrieben, die behandelten Themen (wie Brandstiftung, Missbrauch, Gewalt gegen Frauen) blieben dabei paradoxerweise aber trotzdem eher oberflächlich. Thriller-Elemente fand ich kaum, dafür am ehesten noch eine Art Milieustudie.

Obwohl das Buch „nur“ ca. 260 Seiten hat, habe ich fast zwei Wochen dafür gebraucht und musste mich zuletzt fast schon zwingen, es auch zu Ende zu lesen.

Überhaupt das Ende: Einige (für mich durchaus überraschende) Wendungen fand ich doch sehr an den Haaren herbeigezogen oder zumindest sehr konstruiert. Das hat dann schlussendlich für mich aber auch zur Entwicklung des Buchs gepasst.
Leider hat mir „Die Stunde der Hyänen“ nicht gefallen.

Bewertung vom 06.12.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


gut

In seiner Hochzeitsnacht wird der älteste Sohn der bekannten Ichiyanagi-Familie gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Frau ermordet. War der Täter jener Fremde, der zuvor durch das kleine Städtchen Okamura streifte und nach dem Haus der Familie fragte? Doch wie konnte der Mord geschehen, immerhin war das Schlafzimmer des Brautpaares von innen verschlossen? Privatermittler Kosuke Kindaichi will den Fall unbedingt lösen.

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, denn ich mag solche klassischen Krimis im Stil von beispielsweise Agatha Christie sehr gerne.

Zu Beginn tauchen wirklich sehr viele Namen auf und der Ort des Geschehens und auch die Zusammenhänge werden sehr ausführlich beschrieben. Das war aber gut zu lesen und mir hat auch die Perspektive (quasi eine Nacherzählung aus Sicht eines Krimiautoren, der nicht selbst vor Ort war, sondern die Geschichte erzählt bekommt) gut gefallen.

Was zu Beginn noch recht behäbig und ausführlich erzählt wird, ging mir dann am Ende bei der Auflösung leider viel zu schnell. Auch konnte ich die örtlichen Gegebenheiten bzw. die Erklärung teilweise nur schwer nachvollziehen, was mich so ein bisschen unbefriedigt zurückgelassen hat. Alles in allem kam mir das Ende doch reichlich konstruiert vor.

Mein Geschmack war es letztendlich daher nicht, ich hatte mir aufgrund der Beschreibung des Buchs tatsächlich mehr erwartet.

Bewertung vom 28.11.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Eben noch war alles gut, doch plötzlich findet sich Patrick Dostert in einem Alptraum wieder. Er wird verdächtigt, eine Frau entführt und misshandelt zu haben. Patrick beteuert seine Unschuld, doch dann taucht ein Video auf, das ihn stark belastet. Und das kann doch unmöglich falsch sein – oder?

Wie zuletzt auch greift Arno Strobel wieder ein in der heutigen Zeit sehr aktuelles – und auch echt gruseliges – Thema auf. Können Bildaufnahmen so manipuliert werden, dass sie etwas (oder auch jemanden) zeigen, was so nie passiert ist?
Ich war jedenfalls gleich mittendrin in Patricks Geschichte, die von ihm selbst (allerdings in der 3. Person) erzählt wird. Zwischendurch gibt es dann immer wieder Einschübe in Ich-Form.

Das Buch entwickelt sofort eine Sogwirkung und bei mir hat es auch gestimmt, dass man für Arno Strobels Bücher kein Lesezeichen braucht, denn ich hatte es an einem Tag durchgelesen. Selbst kleine Logikschwächen waren verzeihbar, denn die Geschichte war einfach nur total spannend und fesselnd.

Das Ende setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, einfach grandios, wie der Autor alles auflöst. Das habe ich so in der Form noch nie gelesen und die Lektüre hat mich wirklich geplättet und atemlos zurückgelassen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.11.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


sehr gut

Am einen Ende der Stadt feiern die alten Freundinnen Lollo, Nina und Malena mit ihren Partnern und einigen Nachbarn Silvester. Am anderen Ende geben Lollos und Ninas 17-jährige Töchter Jennifer und Smilla ebenfalls eine Party. Am Neujahrsmorgen wird dann der Alptraum aller Eltern wahr: Jennifer ist verschwunden. Wer weiß etwas darüber? Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Und was ist wirklich in der Silvesternacht passiert?
Erzählt wird abwechselnd und in kurzen Kapiteln aus Sicht von Lollo, Nina und Fredrik (Ninas Mann), jeweils in Ich-Form. Daran musste ich mich kurz gewöhnen, weil mir zunächst nicht immer sofort präsent war, wer gerade an der Reihe ist. Gleichzeitig hat diese Erzählweise natürlich auch etwas sehr Subjektives und passte für mich perfekt zur Geschichte. Der Beginn war auch gleich total spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Ab dem Moment, als Jennifers Verschwinden bekannt wird, schlichen sich dann aber immer wieder Längen ein. Das waren mir einfach zu viele Wiederholungen und in meinen Augen Unwichtiges (zum Beispiel was Ninas Alltag betrifft) wird doch sehr (zu) ausführlich beschrieben. Ungefähr zu dem Zeitpunkt fing es auch an, dass mir Nina und Fredrik auf die Nerven gingen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Vor allem Nina fand ich irgendwann nur noch furchtbar.
Aber trotzdem war es immer noch spannend, denn ich wollte natürlich unbedingt wissen, was genau passiert ist. Doch obwohl es auch viel um das Innenleben und die Gedanken der erzählenden Personen ging, sind diese mir (mit Ausnahme von Lollo) nicht so richtig nah gekommen und blieben eher an der Oberfläche.
Die Auflösung hat mir dann leider gar nicht zugesagt. Mir kam es so vor, als wollte die Autorin jetzt noch schnell ein (überraschendes) Ende aus dem Hut zaubern und was nicht passt, wird eben passend gemacht. Wo zuvor noch Längen waren, geht jetzt alles furchtbar schnell und immer mehr kommt ans Licht. Das war mir ein bisschen zu viel des Guten.
Alles in allem hat mir „Happy New Year“ aber gut gefallen, es war spannend, wirklich toll zu lesen und hat mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert.

Bewertung vom 10.11.2022
Elternhaus
Mentges, Jennifer

Elternhaus


gut

Ich hatte mich wirklich sehr auf „Elternhaus“ gefreut; durch das Cover und den Klappentext habe ich mir einen düsteren und spannenden Psychothriller erwartet. Leider haben sich meine Erwartungen diesbezüglich nicht erfüllt.

Was mir gut gefallen hat war die düstere Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Es lag immer so ein bisschen etwas Unheilvolles selbst über den alltäglichen Dingen. Das hat auf der anderen Seite aber auch dazu geführt, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass etwas passiert, was allerdings letztendlich nicht der Fall war. Für mich verpuffte dieses Düstere dann am Ende und ließ mich irgendwie unbefriedigt zurück.

Womit ich allerdings während der gesamten Lektüre die größten Probleme hatte, war der Schreibstil, mit dem ich einfach nicht warm geworden bin. Es gab einerseits viele Wiederholungen, die die Lektüre zwischendurch immer wieder etwas zäh gemacht haben. Auch fand ich manche Situationen etwas derb beschrieben, das hat für mich nicht zum Rest gepasst. Tatsächlich ist das aber vielleicht auch einfach Geschmackssache, und mein Geschmack war es eben nicht.

Die Figuren fand ich wiederum sehr gut beschrieben und ausgearbeitet, sie blieben für mich aber trotzdem auch immer auf Distanz.

Alles in allem hat mir trotz des atmosphärischen, düsteren Settings doch etwas Entscheidendes gefehlt, nämlich die Spannung. Die Geschichte plätscherte für mich eher so dahin, es gab auch am Ende keinen Höhepunkt und dann war es auch schon vorbei. Für mich war „Elternhaus“ leider nicht das richtige Buch.

Bewertung vom 31.10.2022
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


gut

Seit 40 Jahren ist Hornclaw als Auftragsmörderin – oder, wie es im Buch heißt, in der Schädlingsbekämpfung – tätig. Doch obwohl sie sich immer noch fit hält, merkt sie, dass sie mit den jüngeren Kollegen nicht mehr ganz mithalten kann. Insbesondere, weil sie plötzlich auch so etwas wie Skrupel (oder eine Art Altersmilde) entwickelt, was dazu führt, dass sie nun selbst ins Visier gerät…

Der Klappentext versprach einen spannenden und auch vom Thema her doch ungewöhnlichen Roman mit Krimielementen, der jedoch im Ergebnis leider meinen Geschmack nicht ganz getroffen hat.

Zunächst einmal fand ich den Schreibstil gewöhnungsbedürftig, er ist auf der einen Seite sehr ausufernd, mit langen, teils komplizierten Sätzen (daran habe ich mich mit der Zeit allerdings gewöhnt). Auf der anderen Seite wird doch recht distanziert erzählt, was dazu geführt hat, dass mir die Figuren nicht so ganz nahe kamen. Es wurden auch kaum Klarnamen verwendet und die Stadt, in der die Geschichte spielt, wurde nicht namentlich genannt, was zusätzlich Distanz schafft bzw. eine gewisse Austauschbarkeit impliziert (sicher ein von der Autorin bewusst eingesetztes Stilmittel).

Insbesondere wenn von Hornclaws Vergangenheit die Rede war, gab es viele Andeutungen und wenig Konkretes, das war mir in der Fülle dann doch ein bisschen zu schwammig (was ebenfalls für das Ende gilt). Auch fand ich die Dialoge teilweise recht holprig, möglicherweise ist das aber auch der Übersetzung geschuldet.

Ich hatte beim Lesen jedenfalls ein reges Auf und Ab, mal fand ich es sehr langatmig und anstrengend, dann gab es wieder Passagen oder Kapitel, die richtig fesselnd und dadurch auch gut zu lesen waren.

Die Grundidee des Buchs hat mir schon gefallen und es werden auch wichtige Themen wie das Altern behandelt und wie in der Gesellschaft mit alten Menschen umgegangen wird (im besten Fall werden sie schlicht übersehen, im schlimmsten offen angefeindet). Insgesamt fand ich „Frau mit Messer“ daher nicht schlecht, richtig überzeugt hat es mich aber nicht, sondern mich am Ende doch etwas unbefriedigt zurückgelassen.