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Milienne
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Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2023
Freytag, Anne

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle


ausgezeichnet

Der Roman spielt in der Zeit des harten Lockdowns während der Corona-Pandemie. Selbst das Spazierengehen gestaltet sich schwierig, weshalb die Handlung wie in einem Kammerspiel vorwiegend im Haus von Sallys Familie stattfindet. Sally ist in dieser Zeit alles andere als alleine, denn ihre drei Geschwister und ihre Mutter Marianne füllen das Haus mit Leben. Dies umfasst laute Diskussionen und ebenso lautes Schweigen.

Sally ist gerade fertig mit der Schule, weiß nicht wohin mit sich und kann wegen Corona eigentlich auch nirgends hin und wurde zudem vor zwei Monaten von Felix verlassen.
Als ihre Mutter beschließt, Leni, die Volontärin ihres Verlages, aufzunehmen – diese wurde nach einer Trennung aus ihrer Wohnung verdrängt –, ist Sally wenig begeistert über diese fremde Person in ihrem Haus und lässt es Leni auch spüren. Inmitten des ohnehin chaotischen Alltags im Haus kehrt Felix zurück und versucht, alles wieder in Ordnung zu bringen. Sally spürt endlich eine Anziehung und bekommt einen Einblick in die wahre Bedeutung von Liebe – allerdings nicht durch Felix.

Durch zahlreiche Mikromomente entwickelt sich die Beziehung zwischen Sally und Leni auf sanfte Weise. Obwohl das Haus kaum verlassen wird, geschieht so viel, insbesondere in den Erzählungen von Sally und Leni. Ihre Perspektiven sind so einprägsam und charakteristisch, dass man ohne Hinweis am Anfang des Kapitels wüsste, wer gerade erzählt. Das Knistern in der Luft ist wunderschön zwischen den Zeilen gefasst und so viel greifbarer und authentischer als in so manch heterosexueller Figurenkonstellation anderer Romane, was ja eigentlich nur zeigt, dass das Wichtigste die Echtheit von Gefühlen ist. Das gilt sowohl im wahren Leben als auch im Gelingen einer Geschichte, und diese Geschichte ist Anne Freytag mit einem sehr gefühlvollen Ton gelungen.

Ich hätte nicht gedacht, dass Corona-Romane mich so begeistern, aber hier ist der begrenzte Raum und der Verzicht auf äußere Ereignisse genau richtig. Ich habe Sally und ihre Familie trotz ihrer Differenzen richtig ins Herz geschlossen und wäre am liebsten eingezogen. Ein sehr zeitgemäßer Roman, der auch nach Corona wunderbar unterhält, mit zahlreichen popkulturellen Verweisen und einer gelungenen Mischung aus lustigen, traurigen, krisenhaften und romantischen Momenten.

Bewertung vom 11.12.2023
Wahl, Carolin

Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1


ausgezeichnet

Nach einem öffentlichen Skandal wird Aleksander Skogen, der Erbe des Skogen Keks Imperiums, gezwungen, sich in die Abgeschiedenheit der Wildnis Norwegens zurückzuziehen. Dort begegnet er Norah, einer Naturführerin, die ein Leben führt, das fernab von seinem luxuriösen Lebensstil liegt. In den unberührten Landschaften Norwegens, weit entfernt von jeglichem Überfluss, entwickelt sich eine unerwartete Anziehung zwischen den beiden.
Leserinnen und Leser, die sich für "Gossip" der Reichen und Schönen interessieren und Fans von "Der Denver-Clan" waren, könnten sich von diesem Buch schnell angesprochen fühlen. Der vermeintliche Skandal ist äußerst pikant, doch Norah, die von dem Medien-Debakel nichts mitbekommen hat, gibt vor, über den Skandal hinwegzusehen. Obwohl das stimmt, fühlt sich Aleksander dennoch verunsichert, denn auf der Trekking-Tour scheint Norah die Anziehung zwischen ihnen nicht zuzulassen. Ihre Probleme sind größtenteils nachvollziehbar, jedoch werden sie, passend zum Genre, überzeichnet dargestellt und kommen immer wieder ins Spiel, besonders in Bezug auf Aleksander.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Beziehung zwischen den beiden sehr intensiv und extrem ist, wobei tiefgründige Gespräche oder Abstand anstelle von lockeren Kennenlerngesprächen dominieren. Dennoch ist die Intensität zwischen ihnen genau das, was der Roman verspricht. Die Trekking-Tour bietet ein wunderschönes Setting, und ich konnte verstehen, warum Norah dieses Leben nicht unbedingt aufgeben möchte. Nach der Trekking-Tour verlangsamt sich das Tempo zwischen den beiden, was die Liebesgeschichte zu Recht als Slow-Burn-Romance charakterisiert. Trotz des Luxus und der High Society ist die Geschichte keineswegs oberflächlich. Vielmehr bildet sie eine Grundlage für weitere gesellschaftliche Themen, wie beispielsweise die Frage nach dem Schein und Sein in der modernen Medienwelt. Norah und Aleksander sind ein gelungenes Anfangspärchen für diese Trilogie, und man kann gespannt sein, was in den kommenden Teilen passieren wird.

Bewertung vom 11.12.2023
Vries, Mel Wallis de

Wer den Kürzeren zieht / deVries Bd.8


sehr gut

Auf einer abgelegenen Hütte plant eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Freunden eine erholsame Zeit zu verbringen. Die Schüler Maxime und Anne reisen aus Utrecht an, um sich mit Maximes alter Freundin Lizzy, deren Cousin Daniel und seinem Freund Sami zu treffen. Daniel und Sami, bereits im Studium, betrachten die Welt mit einem anderen Blick, besonders Daniel ist bekannt für seine Diskussionsfreudigkeit.Die Zeit für ein ausführliches Kennenlernen bleibt ihnen nicht, denn schon nach einem Tag geschehen merkwürdige Dinge: seltsame Nachrichten auf Instagram und ein blutüberströmter Junge taucht auf. Schnell wird klar, dass die fünf in Gefahr schweben und die Hütte möglicherweise nicht lebend verlassen werden.
Ihre Befürchtungen werden auf Video-Tape aufgenommen, diese sind als böse Vorahnungen vor den Kapiteln verteilt. So weiß man, es wird etwas Schlimmes passieren, aber man muss auf jeden Fall weiterlesen, um zu wissen, was. Wer wirklich ganz genau liest, könnte vielleicht schnell eine Idee haben, was da vor sich geht. In meinem Kopf haben sich jedoch die Vermutungen gehäuft, weswegen ich in einem Durch lesen musste, um zu wissen, wie es ausgeht. Tatsächlich habe ich mit dem Ende nicht gerechnet, fand das dementsprechend auch spannend und gelungen. Die fünf Charaktere wurden geschickt gewählt, und trotz der begrenzten Seitenzahl erhielten sie genug Tiefe für einen psychologischen Thriller, der die Abgründe der menschlichen Natur erkundet. Ohne zu viel zu verraten, persönlich bevorzuge ich es, wenn der "Bösewicht" seinen Plan am Ende nicht unnötig erklärt, um mögliche Lücken zu schließen. Das Ende hat mich dennoch überzeugt, und das Buch liest sich schnell. Es erzeugt ohne explizite Gewaltdarstellungen eine beeindruckende Spannung.

Bewertung vom 11.12.2023
Swift, Dana

Cast in Firelight / Magie der Farben Bd.1


sehr gut

Adraa, die Thronerbin von Belwars, ist dazu bestimmt, eines Tages Jatin zu heiraten, den zukünftigen Maharadscha von Naupur. Die beiden treffen sich nur einmal als Kinder, und dieses Treffen verläuft alles andere als gut. Jatin zeigt sich arrogant mit seiner Magie, und Adraa lässt sich provozieren. Während Jatins Zeit an der Akademie setzen Adraa und Jatin ihre Beziehung in bissigen Briefen fort, anstelle von romantischen. Ein Konkurrenzkampf in magischen Leistungen entfaltet sich zwischen ihnen. In diesen Briefen verschweigt Adraa natürlich ihre Tätigkeiten im Untergrund, bei denen sie heimlich für das Volk agiert, sowie ihre Aktivitäten im Untergrund.Sie hätten niemals erwartet, sich einmal verbünden zu müssen, um ihre jeweiligen Völker zu retten. Noch weniger hätten sie sich vorstellen können, dass während ihres gemeinsamen Kampfes Gefühle zwischen ihnen aufkeimen könnten – ohne dass ihnen bewusst wird, an wessen Seite sie eigentlich kämpfen.

Auf dem Cover sind zwei Figuren illustriert, vermutlich Adraa und Jatin.Ich finde es schade, wenn das Cover bereits ein so deutliches Bild der Figuren vermittelt, obwohl die Buchbeschreibungen für sich stehen könnten. Die dargestellten Figuren scheinen dem Schönheitsideal zu entsprechen und wirken wie aus einer Traumwelt gegriffen, mit unnatürlich großen Augen, die eher an Zeichentrickfiguren erinnern. Inhaltlich fand ich den Anfang vielversprechend, besonders weil wir Adraa und Jatin schon als Kinder kennenlernen. Doch im Verlauf der Geschichte habe ich irgendwann den Überblick über die magischen Kräfte verloren, und der Fantasy-Teil, besonders im Zusammenhang mit den Göttern, erschien mir recht überladen.

Letztendlich stehen die weiße und rote Magie im Fokus und es ist nicht zwingend erforderlich, alles zu verstehen, um den Kern der Geschichte zu erfassen. Die Liebesgeschichte hat mir gut gefallen, und trotz des bekannten Themas Enemies-toLovers fühlte es sich irgendwie neu an. In der Mitte der Handlung gab es eine gewisse Längen, vielleicht gerade wegen der Vielzahl von Ereignissen. Der Perspektivenwechsel zwischen Araa und Jatin in jedem Kapitel wurde wirksam umgesetzt, sodass man sich sehr gut einfühlen konnte. Die Aufteilung der Königreiche Belwar und Naupur sowie ihre Verflechtung dienten sinnvoll als treibende Kraft für die Handlung. Insgesamt ist es eine romantische und fantastische Geschichte, die sowohl Fantasy- als auch Romance-Fans ansprechen dürfte, vorausgesetzt, man lässt sich nicht vom Cover abschrecken.

Bewertung vom 11.12.2023
Portin, Anja

Die Stadt der kleinen Wunder


sehr gut

Alfreds Seufzer durchdringen die Stille dieser Nacht besonders intensiv, denn sein Vater ist erneut auf "Geschäftsreise" und hat weder Nahrung noch Geld für seinen Sohn zurückgelassen. Alfred ist ein verlassenes Kind und diese Nacht wird seine Situation als besonders schlimm eingestuft, sodass er in dieser Nacht eine Zeitung mit einem Apfel und einem Butterbrot vor die Tür gelegt bekommt.Schnell findet er heraus, wer da dahintersteckt und hängt sich an Amanda. So erfährt er von den vielen anderen vergessenen Kindern und ihren Seufzern, die Amandas Ohren wackeln lassen. Mit Hilfe von alten Radios, die sie zusammen an die ganz Verlassenen verteilen, startet Alfred die Radiosendung “Radio Popow”, die die Verlassenen Samstag nachts weniger alleine fühlen lässt. Dabei wächst er über sich hinaus, doch sein Projekt, sowie Amandas Mission sind auch in Gefahr, denn nicht alle sind auf der Seite der verlassenen Kinder.
Alleine durch den Titel wäre ich nicht auf das gekommen, was mich im Buch erwartet. Die kleine Stadt auf dem Cover sieht etwas altmodisch aus und so hat sich die Geschichte zunächst angefühlt wie aus einer anderen Zeit. Dementsprechend war ich überrascht, dass es doch einige Anzeichen für die aktuelle Zeit gab. Aber eigentlich hat das dann ganz gut zur märchenhaften Atmosphäre gepasst, diese Undeutlichkeit der Zeit, des Orts, so verzeiht man auch vermeintliche “Logikfehler”, wie die überzeichneten Erwachsene und die ein oder andere Gegebenheit, die nicht unbedingt passt, wie die Suche nach Alfred, die der Schule irgendwie unbekannt bleibt. In Amandas Garten hätte ich mich als Kind auch gerne geflüchtet, den selbstgemachten Apfelmus gegessen und spannende Abenteuer erlebt. Da das Thema ja schon sehr ernst ist, hätten die Erwachsenen an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht so übertrieben als Antiheld*innen dargestellt werden müssen, um diesbezüglich die Thematik nicht zu sehr ins Komische zu ziehen. Andererseits kann man das der Geschichte im Gesamten verzeihen, denn die Mischung aus Fantasy, Märchen und (ernster) Realität war insgesamt schön und auch unterhaltend, man bleibt mit einem warmen Gefühl zurück.

Bewertung vom 21.11.2023
Ruhrautorinnen, Die

Hereingeflogen!


ausgezeichnet

In "Hereingeflogen!" nehmen uns 18 Ruhrautor*innen mit auf eine faszinierende Reise durch das Ruhrgebiet, und das alles, ohne das Haus zu verlassen. Die Taube dient als charmanter Reisebegleiter, die "hereinfliegt" und somit dieser Sammlung aus Geschichten, Bildern und Gedichten ihren einprägsamen Namen verleiht.
Dieser gefiederte Reisebegleiter ist jedoch keineswegs einheitlich gestaltet; vielmehr spiegelt er die Vielfalt der Städte im Ruhrgebiet sowie der Autor*innen und Illustrator*innen wieder. Mal erscheint sie in strahlendem Weiß, mal ist ihre Taubenidentität weniger offensichtlich. Endlich erfährt die Taube als Symbol für das Ruhrgebiet die gebührende Wertschätzung. Doch nicht nur sie, auch eine Ratte versteckt sich in einer Geschichte und ebenso tauchen andere 'klassische' Haustiere auf.
In „Unersättlich“ hingegen kriegen wir eine gemischte Tüte, die irgendwie auch so passend für das Ruhrgebiet ist und nostalgische Erinnerungen aufruft. Egal ob Waltrop a, Hagen, Hattingen, Gelsenkirchen, Duisburg oder Dortmund – viele bekannte und vielleicht noch zu entdeckende Attraktionen finden hier ihren Platz. Diese kindergerechte, jedoch auch für Erwachsene faszinierende Darstellung des Ruhrgebiets ist ein beeindruckender Querschnitt, der von Ruhrautor*innen verfasst wurde und somit das Motto "Support your Locals" auf mehreren Ebenen verkörpert.

Bewertung vom 12.11.2023
Brosche, Heidemarie

Lucky Loser. Schulausgabe


ausgezeichnet

Lukas, den alle nur "Lucky" nennen, findet sich im Altersheim wieder, wo er Sozialstunden ableisten muss, nachdem er mehrmals beim Schwarzfahren erwischt wurde. Der ironische Name "Lucky" im Sinne von Glück passt so gar nicht zu seinem derzeitigen Lebensgefühl. Vielmehr spiegelt sein Nachname "Loser" besser wider, was er gerade durchmacht. Besonders belastend ist die plötzliche Nachricht seiner Freundin, die ihm während seiner nur “Kontaktabbruch” schreibt. Nicht nur das – er betrachtet auch seinen eigenen Vater als einen Verlierer, und auch sein bester Freund verhält sich merkwürdig. In dieser schwierigen Phase seines Lebens ist es jedoch überraschenderweise ein alter Mann namens Willy Winning aus dem Altersheim, der ihm hilft, sich zurechtzufinden.

Die Geschichte ist authentisch und modern gehalten,insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Social Media und dessen Einfluss auf das Leben heutiger Jugendlicher. Eine bemerkenswerte Stärke ist die Verfügbarkeit von zwei Versionen des Romans: Die "Light Version" bietet eine etwas einfachere Sprache mit weniger verschachtelten Sätzen und reduzierten Adjektiven, ohne dabei den Erzählstil zu beeinträchtigen. Diese Flexibilität macht das Buch nicht nur für den schulischen Einsatz im Rahmen der Binnendifferenzierung interessant, sondern ermöglicht auch eine individuelle Anpassung des Leseerlebnisses.
Die Bilder waren auch eine schöne Begleitung beim Lesen, nicht zu kindlich gehalten und immer passend zum Text, als visuelle Unterstützung. Diese Geschichte dürfte vielen gefallen, egal welche Variante!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2023
Stronk, Cally

Unheimlich unheimlich - Urlaubschaos mit Ruby Black / Ruby Black Bd.4


gut

Ein Chaotisches Abenteuer mit Licht und Schatten

Unheimlich unheimlich ist der vierte Band der Ruby Black-Reihe, jedoch stört es nicht, wenn man die anderen nicht gelesen hat: Die elfjährige Ruby ist als Ich-Erzählerin so mitteilsam, dass man bereits nach ein paar Seiten einen guten Eindruck von ihr und ihrem chaotischen Leben bekommt.
Ruby kennt die Welt außerhalb des Friedhofs kaum, und obwohl sie gerne mal in den Urlaub fahren würde, möchte sie keinesfalls den Geburtstag ihres Freundes Ben verpassen. Doch ausgerechnet an diesem Tag plant ihre Familie ihren ersten gemeinsamen Ausflug. Es gibt jedoch einen Haken: Sie fahren zu einer Sargmesse, bei der Ruby ihren Eltern bei der Vermarktung von Särgen helfen soll. Doch Ruby wäre nicht Ruby, wenn sie nicht bereits wilde Pläne und noch wildere Wege gefunden hätte, um ihren eigenen Willen durchzusetzen. Besonders, weil das Hotel, in dem sie übernachten, selbst für sie ziemlich gruselig ist.

Nicht nur die Bilder neben dem Text sind lebendig illustriert, auch die geschriebenen Wörter, wodurch sie leicht lesbar werden und wirklich alle Emotionen unterstrichen.
Mit Hashtags und mehr oder weniger modernen Abkürzungen soll es jugendlich gehalten werden - wie authentisch das ist, könnten vielleicht Elfjährige besser beurteilen, aber mir war es persönlich manchmal zu viel.
Schade fand ich auch, dass so etwas wie Social Media und Influencer sehr überspitzt und herablassend dargestellt wurden. Schließlich handelt es sich um Themen, die tatsächlich das Interesse von Jugendlichen wecken, und in dieser Hinsicht scheint die Perspektive irgendwie veraltet und belehrend zu sein, obwohl Ruby die Geschichte eigentlich aus der Ich-Perspektive erzählt.
Insgesamt bleibt die Geschichte auf eine amüsante Weise chaotisch, und die Illustrationen ergänzen den Text auf ansprechende Weise.

Bewertung vom 17.10.2023
Pickel, Juliane

Rattensommer


ausgezeichnet

Ein überwältigender Sommer

Ganz gleich, wie sehr wir uns nach ereignisreichen Sommern sehnen, mit Sonny und Lou würden wir vermutlich nicht tauschen wollen, denn ihr Sommer ist im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend.
Ihre lebenslange Freundschaft verbindet sie auf eine besondere Weise. Doch in diesem Sommer verändert sich ihre Beziehung und gleichzeitig wird Hagen Bender aus dem Gefängnis entlassen. Vor nicht einmal fünf Jahren verantwortete er den Tod von Sonnys und seitdem ist Sonnys Leben nicht mehr dasselbe.
Hagens Rückkehr in ihre Welt zieht Sonny in einen selbstzerstörerischen Strudel aus Rachegelüsten, Verzweiflung und unterdrückter Trauer. Lou hingegen ringt darum, die Balance zu finden. Einerseits möchte sie ihrer besten Freundin in dieser schweren Zeit beistehen, vor allem, da sich ihre Gefühle für Sonny vertiefen, andererseits zerrt ein unerklärliches Bauchgefühl an ihr.
Zweifellos stellt dieser Sommer einen entscheidenden Wendepunkt dar, der das Leben der beiden Mädchen völlig auf den Kopf stellt.

In diesem eindrucksvollen Roman prallen gravierende Schicksalsschläge und komplexe zwischenmenschliche Beziehungen aufeinander, und die Handlung ist so intensiv, dass eine Zusammenfassung ihr kaum gerecht werden kann. Dennoch bleibt die Geschichte erstaunlich realistisch, und insbesondere Lous Ich-Perspektive ist äußerst nachvollziehbar. Lou ist eine bemerkenswerte Jugendliche, die Fragen, die sie sich im Zusammenhang mit Schuld und den Grenzen einer Freundschaft stellt, würden selbst Erwachsene herausfordern.
Juliane Pickels Fähigkeit, dramatische und innovative Handlungen für Jugendbücher zu entwickeln, die gleichzeitig Ruhe ausstrahlen und die Leser tief berühren, ist außergewöhnlich. Rattensommer ist genauso empfehlenswert wie ihr Buch “Krummer Hund”.

Bewertung vom 12.10.2023
Scheweling, Nina

Das Geheimnis von Darkmoor Hall


ausgezeichnet

Das Buchcover zeigt ein imposantes Anwesen, das eher unheimlich wirkt und das man vielleicht lieber nicht alleine betreten möchte, möglicherweise nicht einmal bei Tageslicht. So ein Anwesen befindet sich in der südenglischen Stadt Darkmoor-on-sea, ein Ort mit einem Namen, der bereits auf gruselige Abenteuer hindeutet.
Zu Beginn erscheint für Kate alles in diesem Ort einfach nur alt und langweilig. Doch dann findet sie einen Grund, Gustav Greenville zu besuchen, den verwaisten Neffen der gefürchteten Lady Greenville, der in dem beängstigenden Anwesen Darkmoor Hall lebt. Zusammen mit dem Dorfjungen Billy stürzen sich Gus und Kate in eine aufregende Schatzsuche. Denn nicht nur das Anwesen selbst ist mysteriös und geheimnisvoll: Gustavs Erbstück von seinem Urgroßvater enthält Rätsel und verspricht einen wertvollen Schatz, von dem sich alle Beteiligten aus unterschiedlichen Gründen viel erhoffen.

Von Anfang an konnte ich mich in die neblige und geheimnisvolle Umgebung hineinversetzen. Die Autorin hat das südenglische Dorf und seine Atmosphäre mit ihrer packenden Erzählweise auf meine heimelige Couch gebracht. Obwohl ich Kates anfängliche Langeweile verstehen kann, hätte ich gerne mit ihr getauscht. Als Kind wäre es mein Traum gewesen, ein solches Rätsel in dieser Umgebung präsentiert zu bekommen, auch wenn ich wahrscheinlich viel länger gebraucht hätte, um es zu lösen. Mir gefiel auch, wie die Freunde zufällig zusammentreffen, da sie alle individuelle und authentische Probleme haben, die der Geschichte eine besondere Einzigartigkeit verleihen.
Während ihrer selbstgewählten Mission werden die fünf Freunde tatsächlich mit gefährlichen Situationen konfrontiert, und ich war froh, aus der Ferne mitzufiebern. Dennoch hatte ich ein aufregendes und abenteuerliches Leseerlebnis, das perfekt in den Oktober passt. Ich würde die Geschichte jedoch auch zu jeder anderen Jahreszeit empfehlen.