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Hilou
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Bielefeld

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Insgesamt 202 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2022
King, Stephen

Fairy Tale


sehr gut

Zum Inhalt:
Mr. Bowditch ist ein mürrischer alter Mann, der ganz allein in einem unheimlichen Haus wohnt und die Menschen um sich meidet. Sein einziger Gefährte ist ein deutscher Schäferhund namens Radar. Als eines Abends der 17jährige Charlie an Bowditchs Hause vorbei radelt, hört er Radar hinter dem Haus jaulen. Der alte Mann ist von der Leiter gefallen und liegt mit gebrochenem Bein draußen auf der Veranda. Charlie holt Hilfe und kümmert sich um Hund und Haus, während Bowditch im Krankenhaus liegt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch der alte Bowditch wahrt ein großes Geheimnis, das mit dem verschlossenen Schuppen hinten im Garten beginnt.

Meine Leseerfahrung:
Ich weiß kaum noch, wieviele Bücher ich bereits von Stephen King gelesen habe. Aber ich bin jedesmal beeindruckt, welche kreative Phantasiewelten Kings Gehirn entspringen. Während einige Stories tatsächlich pure Horrorromane sind, gibt es ab und zu auch willkommene Ausnahmen wie dieses Buch hier. 

"Fairy Tale" ist wirklich wortwörtlich ein Märchen, auch wenn dieses erst nach gut ein Drittel des Buches beginnt. Für viele mag der Vorspann zu langatmig und überflüssig erscheinen, ich persönlich fand ihn nötig, um die Person des Mr. Bowditch besser kennenzulernen und verstehen zu können. Zudem ist die Vorgeschichte auch insofern wichtig, dass wir Charlies Entwicklung von Anfang an miterleben. Denn er ist schließlich derjenige, der sich auf ein Abenteuer begibt und den wir auf seiner faszinierenden Reise begleiten. 

Wie so oft bei King, ist der Hauptprotagonist noch sehr jung und stellt sich dem Bösen jedoch mit viel Courage. Mich erinnerte der Plot an die phantastischen Filme aus den 80ern, insbesondere an die Verfilmung von "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende. Ich habe daher Charlies abenteuerliche Reise in eine fremde Welt genauso genossen, wie damals die Filme meiner Jugend, und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. 

Der Plot scheint sehr von der Pandemie beeinflusst zu sein und ist überaus düster und unheimlich; doch die gesamte Handlung wirkt durchaus auch sehr gesellschaftskritisch, wie man es von King eben gewohnt ist. Einziger Kritikpunkt meinerseits: Das ultimative Böse in dieser Story hat mich nicht wirklich umgehauen, ich fand seine Handlanger, die Nachtsoldaten, viel interessanter. Doch insgesamt ist es ein guter King geworden, der beweist, dass der Autor auch abseits seiner Horrorbücher fesseln kann. 

Fazit:
"Fairy Tale" ist ein neuartiges Märchen, das den Leser auf eine abenteuerliche Reise mitnimmt und ihn eine fremde Welt voll von Magie und seltsamen Kreaturen entführt. Es wurde allmählich Zeit für ein neues Märchen. Stephen King hat den Ruf gehört und abgeliefert. 

Bewertung vom 27.11.2022
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


sehr gut

Zum Inhalt:
Es ist 1898, als Joe Tournier am Bahnhof Gare du Roi in Londres (ein französisches London) zu sich kommt, und zwar ohne jegliche Erinnerungen, woher er kommt und wer er überhaupt ist. Er wird in eine Klinik eingewiesen, bis seine Angehörigen ihn dort auffinden. Doch er kann sich an niemanden von ihnen erinnern. Eines Tages erhält er eine Postkarte mit der Abbildung eines Leuchtturms auf der Insel Eilean Mor. Auf der Rückseite steht nur: "Liebster Joe, komm nach Hause, wenn du dich erinnerst. M."
Das Mysteriöse an der Sache: Die Karte wurde vor 90 Jahren abgeschickt. Joe macht sich auf die Reise zu dem besagten Leuchtturm, um das Geheimnis zu lüften, und macht dabei ein Tor in die Vergangenheit ausfindig. Doch jeder Schritt zurück in der Zeit hinterlässt Spuren in der Gegenwart...

Meine Leseerfahrung:
Bei diesem Buch hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Ich hatte schon mal über einen realen ungeklärten Fall vor mehr als 100 Jahren gelesen, als auf einer schottischen Insel Leuchtturmwärter spurlos verschwunden waren. Natasha Pulley hat daraus eine Fantasy-Zeitreisengeschichte gezaubert und eine unerwartet romantische Wendung mit eingearbeitet. Die gesamte Story ist durchaus sehr anspruchsvoll und stellenweise etwas verwirrend, da es oft nicht chronologische und damit schwer verfolgbare Zeitsprünge gibt und man dabei schnell den Überblick verlieren kann. Denn innerhalb der Zeitsprünge gibt es zusätzlich Rückblicke. Der Lesefluss wurde dadurch erheblich gestört, so dass ich stellenweise nochmal zurückblättern musste.

Besonders gut gelungen fand ich dagegen die Beschreibung eines französischen Englands. Wenn die Schlacht von Trafalgar damals nicht mit einem britischen Sieg geendet hätte, dann hätte die Geschichte sicherlich einen anderen Verlauf nehmen können. Die entsprechenden Auswirkungen hat Natasha Pulley sehr eindrucksvoll zeichnen können. Überhaupt gefällt mir der stark bildhafte Erzählstil von Pulley, den ich bereits von "Der Uhrmacher in der Filigree Street" her kenne. Die beiden Bücher haben außerdem gemeinsam, dass sich eine unerwartete Liebesgeschichte anbahnt. Die hat mich diesmal allerdings nicht wirklich überzeugen können. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Schwierigkeiten, mich mit den Figuren identifizieren zu können. Normalerweise lese ich absolut keine Liebesromane. Und wenn das Buch doch eine Romanze beinhaltet, dann bevorzuge ich klassische Konstellationen.

Nichtsdestotrotz ist es ein großartiger Fantasy-Roman, der nicht nur Zeitreisen-Fans begeistern dürfte. All die Zeitsprünge und Rückblicke führen schließlich zu einer stimmigen Auflösung. Daher lohnt es sich, die komplexen Handlungsstränge aufmerksam zu verfolgen.

Fazit:
Mit "Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit" entführt uns Natasha Pulley in ein historisch andersartiges England und präsentiert uns eine komplexe Zeitreisengeschichte mit einem Hauch Liebesromanze. Tiefgründig und durchaus anspruchsvoll, aber dennoch unterhaltsam!

Bewertung vom 18.11.2022
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


sehr gut

Zum Inhalt:
Das Team von der Stranger Times hat schon so Einiges an übernatürlichen Dingen erlebt. Nun müssen sie sich auch noch mit Vampiren beschäftigen, die es eigentlich laut Ermittlungsarbeit gar nicht geben darf. Oder doch? Während Banecroft, Hannah und Co. versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, versucht jemand Stella, die Praktikantin mit den übersinnlichen Fähigkeiten, zu entführen. Stecken die Unsterblichen dahinter? Banecroft und sein Team wären keine investigativen Journalisten, wenn sie nicht auch dieses Geheimnis lüften würden. Allerdings rennt die Zeit, denn es tauchen immer mehr sog. "Vampire" auf, die ihren Blutdurst nicht mehr bekämpfen können.

Meine Leseerfahrung:
An sich finde ich diese Reihe einfach toll. Es ist etwas Neues, etwas Lustiges und das Ganze ist mit meinem Lieblingsgenre Fantasy verbunden. Das erste Buch "The Stranger Times" hatte ich daher in kurzer Zeit verschlungen und konnte die Fortsetzung kaum abwarten. Klar, dass ich auch "This Charming Man" unbedingt lesen musste. Der Anfang war gewohnt spannend und wieder blitzten die unterhaltsamen Dialoge auf. Ich persönlich bin ein Fan von Banecroft und finde die Wortgefechte insbesondere zwischen ihm und Hannah zum Schießen.

Die Dialoge können allerdings noch so lustig und unterhaltsam sein; wenn die erzeugten Handlungsstränge gefühlt in der ganze Mitte des Buches nur so vor sich hin stagnieren, dann stockt der Lesefluss und man verliert schnell das Interesse, dranzubleiben. Krankheitsbedingt habe ich einige Male während des Lesens aussetzen müssen, was sicherlich zusätzlich den Lesefluss gestört hat. Ich hatte aber insgesamt nicht das Bedürfnis, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Da es sich hier um eine Trilogie handelt, bin ich der Meinung, dass Teil 2 hier das Schicksal aller mittleren Bände teilt und eher als Lückenfüller dient. Für mich fühlte es sich zumindest so an, als wären die mittleren Abschnitte des Buches unnötig in die Länge gezogen worden. In den letzten Abschnitten und gegen Ende der Story kam auf jeden Fall mehr Fahrt auf.

Während "The Stranger Times" mein persönliches Highlight 2021 war, wirkt "This Charming Man" in Sachen Fantasy und Spannung eher etwas blasser. Dennoch gefällt mir die Reihe insgesamt sehr gut, dass ich wohl auch den letzten Teil der Trilogie lesen werde. Wer sich das erste Mal mit dieser Reihe befasst, sollte unbedingt mit dem ersten Buch beginnen und sich von dem britischen Humor erst einmal anstecken lassen.

Trotz der etwas abgenommenen Begeisterung war der zweite Band insgesamt auch wieder sehr unterhaltsam und ich hoffe, dass der letzte Teil genauso spannend wird wie der Auftaktroman. Der Cliffhanger am Ende des Buches war auf jeden Fall wieder vielversprechend.

Fazit:
Im Gegensatz zum Vorgänger schwächelt "This Charming Man" ein wenig, ist aber dennoch sehr lustig und unterhaltsam. Wer auf den bissigen britischen Humor steht, sollte beide Bände hintereinander lesen. Das Buch trieft nur so vor Sarkasmus und sorgt für jede Menge Lacher.

Bewertung vom 16.11.2022
Gürtler, Sylvie

DER KLEINE WICHTEL TOKE


sehr gut

Zum Inhalt:
Toke ist ein kleiner Wichtel, der tief im Wald lebt und sich um dessen Bewohner kümmert. Eines Tages verliert er auf Grund eines Schneesturms seine kleine Wohnung, die im Wurzelwerk einer uralten Eiche eingebettet war. In seiner Not wendet sich Toke mit einem Brief an einen kleinen Jungen namens Niklas und bittet um eine Unterkunft. Kurz darauf zieht Toke bei Niklas und seiner Familie ein. Der kleine Junge ist außer sich vor Freude, aber das Zusammenwohnen hat leider einen Haken: Niklas darf den kleinen Wichtel nicht sehen, denn dann würde Toke seine Wichtelkräfte verlieren. Eine außergewöhnliche Freundschaft nimmt seinen Lauf...

Meine Leserfahrung:
Das Hardcoverbuch "Der kleine Wichtel Toke" von Sylvia Gürtler ist liebevoll gestaltet und hat schöne Illustrationen zu bieten. Die Altersempfehlung liegt zwar zwischen 3 und 8 Jahren, aber unser Kleiner (4) hat leider relativ schnell das Interesse verloren. Das liegt hauptsächlich an der verwendeten Sprache, die mE nicht ganz einfach ist. Die Sätze sind für Kleinkinder definitiv zu lang. Aber auch unser Großer (7) hatte oft Verständnisprobleme, da zu lange Wörter (Bsp. 'Dekorationsmaßnahme', Küchenutensilien' oder 'Urzeitechsen-Panoramapuzzle') verwendet wurden. Dieses Buch eignet sich für fortgeschrittene Leseanfänger besser, wie ich finde.

Die Geschichte ist gut durchdacht und bringt kapitelweise weihnachtliche Stimmung näher. Da der kleine Wichtel in der vorweihnachtlichen Adventszeit bei Niklas und seiner Familie einzieht, werden auch klassische Themen wie Wichtelgeschenke, Adventskalender oder das Keksebacken aufgegriffen. Da wir als Familie kein Weihnachten feiern, kennen unsere Jungs traditionelle Weihnachtsbräuche teilweise eher aus der Kita. Dennoch hatten sie Spaß beim Basteln einer kleinen Wohnung für unseren kleinen Wichtel und auch beim Wichtelkekse-Backen . In die Geschichte selbst sind sie zwar beim Vorlesen gut reingekommen, haben aber aus den oben genannten Gründen recht schnell das Interesse verloren.

Interessant wird dieses Buch vielleicht, wenn unser Großer bald selbst flüssig lesen kann. Das ist aber kein Grund, das Buch nicht weiterzuempfehlen. Da Kinder ja oft unterschiedlich zu Büchern und zum Vorlesen stehen, kann man hier nicht pauschal sagen, wie gut die Wichtelgeschichte ankommt. Insgesamt ist sie gut gelungen und lesenswert, wenn man sich bzw. den Nachwuchs in weihnachtliche Stimmung versetzen möchte.

Fazit:
"Der kleine Wichtel Toke" von Sylvia Gürtler ist eine gut durchdachte vorweihnachtliche Geschichte, die für unterhaltsame Lesestunden mit der ganzen Familie sorgt und ein wenig die Wartezeit bis zum Geschenkeauspacken verkürzt.

Bewertung vom 11.11.2022
Wollschlaeger, Nicole

Elbpakt


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Kommissar Philip Goldberg und sein Kollege Hauke Thomsen gehen einem von einer betagten Dame, Ursula Neumann, eingegangenen Notruf wegen Einbruchs nach. Doch als sie bei ihr angekommen sind, lässt Frau Neumann die Polizeibeamten nicht ins Haus, und zwar mit der Begründung, dass sie sich getäuscht hätte. Während Philip und sein Team noch über den seltsamen Vorfall grübelt, werden sie zum Altenheim gerufen, wo eine Spaziergängerin ein Grabkreuz entdeckt hat. Was darunter vergraben wurde ist sehr verstörend und wirft weitere Fragen auf. Als dann noch ein zweites Grab auftaucht und Frau Neumann spurlos verschwindet, ist für das Ermittlerteam klar, dass sie schnell handeln müssen.

Meine Leseerfahrung:
Ich freue mich jedesmal riesig, wenn ein neues Buch aus der Elb-Reihe erscheint. Nicole Wollschlaeger hat mit ihren Protagonisten ein durchweg sympathisches und humorvolles Ermittlerteam gezeichnet, das dem Leser ans Herz gewachsen ist.

Überhaupt zeigt die Autorin, dass es nicht viel braucht, einen guten kurzweiligen Krimi zu schaffen, der sowohl spannend als auch unterhaltsam ist. Der flüssige, ungezwungene Schreibstil ist einer der Gründe, weshalb ich diese Reihe gerne lese. Die Dialoge sind wie immer köstlich und haben mir oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Man hat den Eindruck, als würde man die Kophusener Polizisten auch im wahren Leben kennen, die ganze Krimireihe vermittelt eine total familiäre Atmosphäre.

Auf der anderen Seite verarbeitet die Autorin auch immer ein ernstes Thema in jedem Band. Diesmal geht es, ohne viel Spoilern zu wollen, um Kinderkurheime in der deutschen Historie sowie die Vergangenheitsbewältigung betroffener Kurkinder. Ein Thema, das nicht wirklich leicht verdaulich ist, und eine zeitlang in den Medien auch aufgegriffen wurde, weswegen ich bereits etwas Vorkenntnis darüber hatte.

Ich finde es enorm wichtig, dass gesellschaftskritische Themen in Büchern behandelt werden, weil es zum Nachdenken anregt und möglicherweise zum Umdenken bewegen kann. Wie sowas auch in einem Krimi funktioniert, zeigt uns Nicole Wollschlaeger mit jedem Band aus der Elb-Reihe. Ich kann es kaum erwarten, noch viele weitere Bände mit Goldberg und seinem Team zu lesen.

Fazit:
Auch mit dem siebten Teil hat Nicole Wollschlaeger eine unterhaltsame Episode mit dem Kophusener Ermittlertrio abgeliefert. "Elbpakt" hat Spannung, Unterhaltung und viel Humor zu bieten und reißt gleichzeitig ein ernstes gesellschaftliches Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte an. Absolute Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 02.11.2022
Tuncöz, Ayse

Leichte türkische Küche


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Ayşe Tunçöz aka Ayşenputtel hat mittlerweile ihr zweites Kochbuch veröffentlicht, das viele türkische Rezepte beinhaltet, die sie für eine kalorienarme Ernährungsweise angepasst hat. In "Leichte türkische Küche" zeigt sie uns, dass die klassische türkische Küche auch zucker- und fettreduziert funktioniert. Zusätzlich gibt sie humorvolle Einblicke in ihre Kultur und liefert interessante Informationen zu einzelnen Rezepten.

Meine Leseerfahrung:
Als Deutschtürkin koche ich oft auch türkisch, wobei ich mich selten an Originalrezepte halte. Vielmehr passe ich die Menüs unserem Geschmack an und achte sehr darauf, nicht zu viel Fett zu verwenden. Persönlich war ich auch oft auf der Suche nach einem türkischen Kochbuch, das ernährungstechnisch Tipps bietet und Alternativen aufzeigt. Ayşe Tunçöz hat da genau einen Nerv bei uns getroffen.

Das Kochbuch beginnt sie zunächst mit der Vorstellung bestimmter Zutaten aus der türkischen Küche, was ich trotz Vorwissen sehr begrüße. 1-2 Infos waren selbst für mich neu. Auch die Seiten über kalorienfreie bzw. -reduzierte Zuckerersatzstoffe fand ich durchaus interessant, wobei ich selbst aus vielerlei Gründen nicht zu Stevia greifen würde, wie die Autorin es öfter tut. Hier hätte ich mir mehr Alternativen gewünscht, wobei ich dazu sagen muss, dass ich bei Zucker und Gewürzen meist immer nach Gefühl dosiere.

Desweiteren finde ich den klassischen Aufbau des Buches sehr gut gelungen und absolut übersichtlich: zunächst Basics & Brote, Snacks & Fingerfood sowie Salate & Beilagen, danach folgen Vor-, Haupt- und Nachspeisen. Die einzelnen Rezepte sind für Ordnungsliebhaber wie mich ebenfalls sehr übersichtlich verfasst. Seitlich sind die notwendigen Zutaten aufgelistet, dann recht kurz und kompakt die Zubereitungsweise, und schließlich erhält man noch kurz einige Tipps zum Rezept, wie man es beispielsweise alternativ kochen könnte. Überdies ist bei jedem Rezept auch die Nährwertsangaben zu finden. Ein ganz besonderes Lob geht an die Umschlaggestaltung und Layout sowie die tollen Fotos, die zum Kochen anregen.

Ich habe bereits viele Rezepte schon nachgekocht (auch mit Eigeninterpretation) und werde das Buch auch weiterhin als Inspiration nutzen.

Fazit:
Ayşe Tunçöz bietet mit "Leichte türkische Küche" eine große Auswahl an einfach nachzukochenden Rezepten und eine Inspiration für alle Liebhaber/innen der türkischen Esskultur. Hier werden sogar Vegetarier fündig.

Bewertung vom 31.10.2022
Hildebrandt, Wilfried

Die Besserwisser von Isoland


sehr gut

Zum Inhalt:
Prof. Dr. Albert Salomon ist Meeresbiologe und lebt auf dem kleinen Inselstaat Isoland in der Ostsee. Eines Tages entdeckt er, dass die Blaualgenpopulation extrem angestiegen ist und dadurch bedingt Cyanobakterien und Vibrionen im Meerwasser sich stark vermehrt haben. Als er die isoländische Regierung darüber in Kenntnis setzt, wird wegen der offensichtlich bestehenden Gesundheitsgefahr ein generelles Badeverbot erhängt. Eine Gruppe von Bewohnern sind erbost darüber und gründen eine Protestbewegung, die die Entscheidungen der Regierung bekämpft. Albert wird auch noch persönlich zur Zielscheibe der wütenden Inselbewohner, denen jedes Mittel recht ist, um ihre Hetze unter den Menschen zu verbreiten. Dabei merken diese selbst ernannten Freiheitskämpfer nicht, dass sie allmählich ihre paradiesische Heimat zerstören...

Meine Leseerfahrung:
Schon bei den ersten Seiten kam ich ins Schmunzeln. Denn das kleine Isoland erinnert doch sehr stark an unsere Bundesrepublik. Eigentlich ein schönes Fleckchen Erde, wo das Gemeinwesen tatsächlich gut funktioniert und die Bewohner glücklich und zufrieden sind. Dann kommen ein paar intelligenzarme Persönchen daher und zetteln aus den falschen Gründen eine Revolte an, die im Grunde nichts Gutes leistet, weil sie auch völlig daneben und überflüssig ist.

Albert war mir ehrlich gesagt aus diversen Gründen von Beginn an unsympathisch. Er ist zwar gebildet und in seinem Fachgebiet durch und durch Experte. Aber er begeht einen fatalen Fehler und lässt sich - als verheirateter Mann wohlgemerkt - auf eine Studentin ein. Und genau die wird ihm zum Verhängnis, als sie sich mit ihrem neuen Liebhaber zusammen tut und Isoländer anstachelt, sich gegen die Schutzmaßnahmen der Regierung aufzulehnen.

Die Situation ist eigentlich völlig absurd und lächerlich, führt aber nach und nach zur ernsten Katastrophe. Es bleibt nicht einfach nur bei harmlosen Protesten. Im Laufe der Geschichte kommen auch weitere Themen wie Rassismus hinzu, die der Autor allmählich in die Story einbindet. Der Albert ist nämlich Jude, und das wird in Anbetracht der hasserfüllten Protestler zu einem ebenso großen Problem für die Hauptfigur. Überdies ist er mit einer dunkelhäutigen Frau verheiratet.

Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung von der zunehmenden Hassbewegung und der immer schlimmer werdenden Hetze und sogar Gewaltanwendungen in der Gesellschaft. Und da trifft der Autor einen sehr empfindlichen Punkt in der aktuellen gesellschaftlichen Pandemie-Situation. Die Vergleiche sind direkt, ehrlich und gut beobachtet. Wir lesen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und lernen dabei völlig gegensätzliche Blickwinkel kennen. Sehr amüsant waren dabei die Unterscheidungen zwischen wissenschaftlicher Sichtweise und "gesundem Menschenverstand". Bis auf kleine langatmige Abschnitte und einer mE zu stark ins Lächerliche gezogene Zuspitzung mit weiteren Vorwürfen wie Satanismus bezüglich Albert (der Rassismus hätte schon ausgereicht, wie ich finde), hat dieses Buch durchaus viel zu bieten. Es zeigt uns auf nüchterne Art und Weise, was in unserer Gesellschaft falsch läuft, und insbesondere wie Situationen mit dem Vorwand der Meinungsfreiheit völlig ausarten können.

Fazit:
Wilfried Hildebrandt verarbeitet in "Die Besserwisser von Isoland" ein sehr aktuelles Thema amüsant verpackt und hält der deutschen Gesellschaft wirkungsvoll den Spiegel vor. Ein zum Nachdenken und Diskutieren anregendes Buch!

Bewertung vom 14.10.2022
Seeck, Max

Feindesopfer / Jessica Niemi Bd.3


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Einer der bekanntesten Industriebosse Finnlands, Eliel Zetterborg, wird tot in seiner alarmgesicherten Wohnung aufgefunden. Ihm wurde ein Messer präzise ins Herz gestoßen und wieder herausgezogen. Da Jessica auf Grund psychischer Probleme beurlaubt ist, muss ihr Kollege Jusuf den Fall als Hauptermittler übernehmen. Ein mysteriöses Puzzle, ein Foto mit zerkratzten Gesichtern und zahlreiche Verdächtige machen den Fall zunehmend komplizierter. Jusuf braucht Jessicas Hilfe, doch die wird von den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit heimgesucht....

Meine Leseerfahrung:
Seit dem ersten Buch bin ich ein Fan der Niemi/Pepple-Reihe, die wohl ursprünglich als Trilogie geplant war, nun aber doch fortgesetzt werden soll, worüber ich sehr froh bin. "Feindesopfer" ist genauso spannend und düster wie die beiden Vorgänger. Nachdem wir vorher viel über Jessica und ihre Vergangenheit erfahren haben, übernimmt Jusuf im dritten Teil die Hauptrolle als Ermittler und zeigt sich sowohl von seiner starken als auch schwachen Seite. Jessica arbeitet zunächst im Hintergrund an einem eigenen privaten Fall und kommt nur sporadisch zum Vorschein.

Erst als Jusuf bei den Ermittlungen ins Stocken gerät und sie um Hilfe bittet, rückt Jessica etwas mehr in den Vordergrund. Und dann kommt richtig Fahrt in die Story, die ohnehin spannend angefangen hat. Eine zweite Spannungsebene wird mit einem Rückblick ins Jahr 1990 erzeugt, die langsam eine beklemmend düstere Atmosphäre aufkommen lässt und allmählich Licht ins Dunkel bringt. Diese atmosphärische Spannungserzeugung gilt mittlerweile als Markenzeichen von Seeck, womit er mich bereits mit "Hexenjäger" fasziniert hatte. Beim ersten Band hatte ich noch moniert, dass er viel zu viele mystische Elemente einsetzen würde, die die Handlung absolut nicht braucht. Beim dritten Band habe ich diese allerdings wieder vermisst. Nachdem sich Jessica ihren Dämonen gestellt hat, machen die mystischen Abschnitte zuvor endlich Sinn. Auch wenn die Bücher für sich abgeschlossen sind, würde ich dennoch empfehlen, beim ersten Buch zu beginnen, damit man den Leidensweg von Jessica richtig begreift und die Geschehnisse in den richtigen Kontext setzen kann.

Am Schluss hat mich Seeck wieder mit einer unvorhersehbaren Wendung überrascht. Gerade wenn man denkt, dass man den Fall gelöst hat, kommt der Autor mit etwas Unerwartetem um die Ecke. Auch das ist ein rares Talent bei Thrillerautoren. Kein Wunder, dass Seeck in so kurzer Zeit Beliebtheit erlangt hat.

Fazit:
Max Seeck schafft es auch mit dem 3. Teil, seine Leser zu fesseln. "Feindesopfer" ist genauso atmosphärisch düster und hochspannend wie die Vorgänger und sollte unter den Besten des skandinavischen Thrillers nicht fehlen.

Bewertung vom 23.09.2022
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Melissa Hawthorne kommt eines Nachts torkelnd von einer Party nach Hause und erhält kurz daraufhin verstörende Nachrichten von einem Unbekannten. Am nächsten Tag wird sie von ihrer Schwester tot aufgefunden. Die Leiche der jungen Frau ist brutal zugerichtet und hängt an einem übergroßen Angelhaken von der Decke herunter. Die Ermittler Robert Hunter und Carlos Garcia werden auf Grund der extremen Brutalität des Tatortes auf den Fall angesetzt und müssen bald feststellen, dass der Killer mit dem Morden noch nicht fertig ist. Er verfolgt beharrlich einen Plan...

Meine Leseerfahrung:
Bei jedem Buch der Reihe um Hunter und Garcia bin ich überzeugt, dass es das Beste von Chris Carter ist. Ich bin schon seit Langem ein Fan seiner Bücher und kann mich stets darauf verlassen, dass Carter mit jedem neuen Thriller ein Wahnsinnswerk voller blutiger Details, schockierender Brutalität und konstanter Spannung abliefert. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Ich empfand "Blutige Stufen" sogar etwas tiefsinniger, wenn man es denn im Thriller-Genre so nennen darf.

Das Besondere an diesem Band ist, dass die Person des Serienmörders nicht wirklich in die Kategorie psychopathischer Serienkiller eingeordnet werden kann. Der Killer geht hier sehr strategisch vor und verfolgt offensichtlich ein bestimmtes Ziel. Die Opfer (ja, es kommen noch einige hinzu) sind nicht wahllos ausgesucht worden. Sie werden auf ihren Tod "vorbereitet", belehrt und dienen als Opfer für einen ganz bestimmten Zweck.

Aber Achtung: Die Darstellungen der Tatorte sind unverschönt, äußerst präzise und schwer zu verdauen. Nur wer blutige Thriller gewohnt ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Für sensible Leser dürfte die nackte Grausamkeit eher bedenklich sein. Ich habe jedenfalls die durchgehende Spannung und den Nervenkitzel bis zum Schluss sehr genossen und kann dem nächsten Band der Hunter/Garcia-Reihe ungeduldig entgegenfiebern.

Fazit:
Chris Carter enttäuscht seine Leser nie. Auch "Blutige Stufen" reiht sich perfekt in die Riege der erstklassigen Thriller ein und begeistert bis zur letzten Seite. Ein genial verstrickter Fall, der nichts für schwache Nerven ist!

Bewertung vom 11.09.2022
Kenna, Michael;Meyer-Lohr, Yvonne

Forms of Japan: Michael Kenna (deutsche Ausgabe)


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der renommierte britische Landschaftsfotograf Michael McKenna präsentiert in "Forms of Japan" seine schwarzweißen Fotografien japanischer Landschaften, mit denen er sich im Rahmen seiner Arbeiten bereits seit vielen Jahren befasst. Die Buch-Gestalterin Yvonne Meyer-Lohr hat dieses Gesamtwerk an eindrucksvollen Naturfotografien mit den berühmten Haiku-Gedichten der japanischen Literatur verbunden und das Bildband in 5 ganz besondere Kapitel unterteilt, wobei jedes einzelne davon verschiedene Formen der japanischen Welt thematisiert. Diese Ausgabe (2022) enthält nunmehr auch eine deutsche Übersetzung.

Meine Leseerfahrung:
In Japan war ich persönlich noch nie, aber das Land, die Kultur und die Menschen haben mich bereits seit meiner Jugend schon immer fasziniert. Wenn ich an Japan denke, dann stelle ich mir sowohl ruhige Landschaftsbilder als auch knallige Stadtszenen vor. Die ruhige, spirituelle Atmosphäre der Tempel auf der einen Seite, die lebhafte Manga- und Animewelt auf der anderen Seite bilden starke Kontraste zueinander und spiegeln dennoch sich perfekt ergänzend den japanischen Symbolismus wieder, der überall allgegenwärtig zu sein scheint.

Die Fotografien von Kenna sind einheitlich in schwarzweiß gehalten und wirken fernab von digitaler Bearbeitung dermaßen authentisch, dass man sich als Betrachter/in völlig darin verliert. In unserer heutigen Welt voller Photoshopping und Instafilter sind die Bilder eine willkommene Offenbarung für die Fotografiekunst. Sie sind herrlich unverfälscht, vollkommen atmosphärisch und unheimlich beruhigend. Kenna hat wundervolle Orte voller Ruhe und Besinnlichkeit eingefangen, in die man gewillt ist, einzutauchen und abzuschalten. Das Buch wirkt in seiner Gesamtheit völlig meditativ auf mich und hebt sich dadurch deutlich von anderen Bildbänden dieser Art ab.

Die eindrucksvollen Fotografien mit Haiku-Gedichten zu verbinden ist zudem eine geniale Idee, die wirkungsvoll und harmonisch umgesetzt wurde. Yvonne Meyer-Lohr hat mit ihren textlichen Ausführungen den Geist des Buches wunderbar erfasst und diesem Gesamtwerk eine unverkennbare Note verpasst.

Der Text ist auch weiterhin auf Englisch gehalten, allerdings hat diese Ausgabe nun auch eine deutsche Übersetzung im Anhang am Ende des Buches.

Fazit:
Mit diesem Buch sind nicht nur Japan-Fans zu begeistern. Ein eindrucksvoller und meditativer Bildband mit unverfälschten schwarzweiß Fotografien von meisterhafter Qualität!