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Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2019
Meyer, Thomas

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin


sehr gut

Eine wahrlich aufregende Geschichte über Hass und Liebe.

Wegen seiner Liebe zu einer nichtjüdischen Frau wurde Motti von seiner Familie verstoßen. Orientierungslos und müde vom Nachdenken über seine Situation, lässt er sich von einem Fremden dazu überreden mit nach Israel in einen Kibbuz zu fliegen. Dort gibt es ein Sammelbecken für junge Menschen in Mottis Situation.

Parallel zu der Geschichte erfahren wir auf unterhaltsame aber auch erschreckende Weise was aus den nach dem Zweiten Weltkrieg übrig gebliebenen Funktionären der Wehrmacht geworden ist. Sie organisieren sich neu und bringen einen jüdischen Wissenschaftler in ihre Gewalt. Er soll eine Flugscheibe konstruieren damit die neuen Nazis die Weltherrschaft, über diese Errungenschaft der Technik, an sich reißen können.

Jedoch haben sie die Rechnung ohne die Truppe aus dem Kibbuz gemacht. (Die Erzählstränge über die beiden Gruppierungen verlaufen zu Anfang zeitversetzt). Nach einigen Widrigkeiten, welche Motti überwinden muss, lässt er sich zum Anführer küren und zusammen beschließen auch sie, die Weltherrschaft zu erlangen.

Ich will nicht zu viel verraten damit es spannend bleibt. Nur soviel: natürlich wird sich Motti wieder ordentlich verknallen.

Ich fand den Roman sehr lesenswert und Motti muss man trotz seiner bis zur Schmerzgrenze kindlichen Naivität einfach gern haben.

Stellenweise war mir die Geschichte zu ausführlich moralisiert, so dass ich es gerade vor dem letzten Drittel anstrengend fand weiterzulesen, denn ich hatte mit so düsteren Passagen nicht gerechnet. Aber, durch die enthaltene Gesellschaftskritik haben diese Zeilen absolut ihre Berechtigung und leider ist das Thema um Meinungsmache sowie Unterdrückung durch radikale Organisationen auch in unserer Gegenwart aktuell.

Zum Schluss hin überschlagen sich die Ereignisse und für meinen Geschmack war das Ende zu abgekackt und klamaukig.

Trotzdem eine klare Leseempfehlung an alle die gerne Grotesken lesen.

Bewertung vom 14.10.2019
Downing, Samantha

Meine wunderbare Frau


ausgezeichnet

Er ist attraktiv und weiß was er zu tun hat. Seine Masche macht Frauen weich, um in seine Falle zu tappen. Jedoch legt er diese Falle nicht nur für seine Zwecke aus. Seine Frau Millicent, dominant und schön, weiß wie sie sich verhalten muss, damit er, ihr eigener Mann, Wachs in ihren Händen wird und bleibt.

Eine bedrückende Story, um Machtspielchen in Beziehungen und deren Folgen. Sehr genau und doch nicht von der Handlung ablenkend, werden sowohl die Vergangenheit als auch die Charakterzüge der Protagonisten dargestellt, so dass für den Leser ein klares Bild entsteht.

Die inneren Verstrickungen des nach außen hin harmlos wirkenden Ehepaares spiegeln sich im Schreibstil wieder, so dass es manchmal etwas verwirrend wirkt, da der Ehemann als Icherzähler Zeitsprünge macht. Nach dem ich mich daran gewöhnt hatte, wurde der Lesefluss davon aber nicht mehr gestört.

Ein wahrlich packender Thriller.

Bewertung vom 09.10.2019
Raabe, Marc

Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2


ausgezeichnet

Als Leser nehmen wir in diesem Thriller eine überschauende Perspektive ein und können so Zusammenhänge eher erkennen. Sitas Vergangenheit spielt eine starke Rolle, man kann beim Lesen Verbindungen zum Fall herstellen. Stück für Stück entblättern sich der Fall und alle Verstrickungen. Der Spannungsbogen wird hochgehalten und fällt bis zum Schluss nicht ab. Ein mitreißender Thriller mit einem grausamen Auftakt. In einem Video auf der Eröffnungsfeier der Berlinale, müssen die Zuschauer eine grausame Hinrichtung und Vergewaltigung mit ansehen. Es scheint sich bei dem Opfer um die Tochter des Bürgermeisters zu handeln. Eine Soko soll einberufen werden welche aus Beamten und Beratern besteht. Diese werden in einem vorigen Fall schon beschrieben ("Schlüssel 17"). Allen voran Tom Babylon und Sita Johanns. Das vorige Buch muss man jedoch nicht gelesen haben, dieser Fall steht für sich.

Für alle Thriller-Fans mit starken Nerven ein Muss.

Bewertung vom 08.10.2019
Aichner, Bernhard

Der Fund


ausgezeichnet

Aufgrund einer Leseprobe wollte ich dieses Buch unbedingt mein eigen nennen. Ich habe den Kauf nicht bereut. Der Autor ist mir zuvor schon einmal durch seinen scharfen Blick für die tiefen Sehnsüchte der ganz normalen Menschen, Leuten wie du und ich, aufgefallen.

Rita hat im Leben nichts geschenkt bekommen. Viele Schicksalsschläge hat sie zu verwinden. Daher liegt es doch nahe, dass auch sie ein Stück vom Glück für sich verbuchen will. Als sie die Chance sieht, ein ganz neues Leben zu beginnen, begibt sie sich auf einen äußerst gefährlichen Pfad und bringt sich selbst, aber auch andere Menschen in ihrem Umfeld in höchste Gefahr. Sie verliert sich in ihren Sehnsüchten in einem Filz aus Korruption und mörderischen Machenschaften.

Mich hat die Figur Rita irgendwie berührt. Man kann nicht fassen, wie naiv sie ist, vielleicht sein will, um dem inneren Schmerz und der bitteren Alltags-Realität zu entfliehen. Sehr sympathisch war mir der Ermittler, welcher in Columbo-Manier nicht von den zu Befragenden lässt, bis er das letzte Quäntchen Informationen aus ihm heraus gequetscht hat.

Bewertung vom 08.10.2019
Herron, Mick

Dead Lions / Jackson Lamb Bd.2


ausgezeichnet

Ein schönes Buch, hochwertig gebunden mit einem ansprechenden Cover.

Der Erzählstil gefällt mir sehr gut, ein wenig schrullig und sehr detailgenau.

Zu Anfang gibt es das erste Todesopfer, ein Agent, der tot in einem Bus aufgefunden wird. Der Autor lässt uns zuerst aus der Perspektive einer Katze über die Straße springen und in ein Gebäude schleichen, wo wir einige der Protagonisten kennenlernen. Das empfand ich als einen originellen Kunstgriff.

Jackson Lamb, möchte dem Fall auf seine spezielle Art auf die Spur kommen, denn nachdem er und sein Team in ermittlerische Ungnade gefallen sind, wollen sie nun beweisen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören.

Das Vorbuch kannte ich noch nicht , bin jedoch gut in diese Geschichte hinein gekommen. Ein wirklich stilvoller Krimi mit eigenwilligen Charakteren.

Bewertung vom 05.10.2019
Saller, Tom

Ein neues Blau


ausgezeichnet

Das Cover hatte mich nicht so sehr angesprochen, jedoch die Idee, zwei unterschiedliche Frauen zusammenzubringen. Der Schreibstil gefällt mir. Ich kann der Handlung von Anfang an gut folgen und lerne einiges über Porzellan und Geschichtliches dazu. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und wirken aufmerksam durchdacht und ausgearbeitet, durchweg interessant.
Die Beschreibungen von Umgebung, Gefühlen und Szenen war ebenfalls sehr klar umgesetzt und haben mich als Leserin an der Geschichte teilhaben lassen.
Die moderne Art der jungen Protagonistin und die ganz eigene von Erfahrungen geprägte Frau, welche sie eine Zeit lang begleiten soll, sind aus meiner Sicht ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt einander über die Generationen hinweg zu begegnen.
Ein besonderer Roman für schöne Lesestunden.

Bewertung vom 03.10.2019
Vries, Antje de

Abenteuer Geschmack!


ausgezeichnet

Informativer Küchen-Ratgeber für die Sinne.

Dieses mit teils peppigen Bildern angereicherte Sinneserlebnis-Kochbuch, birgt neben tollen Rezeptvariationen einiges an Informationen über die Beschaffenheit unserer 15 gängigsten Gemüsesorten, wie diese sich durch verschiedene Zubereitungsmethoden geschmacklich verändern und wie sich durch die passende Würze ein ganz neues Geschmackserlebnis zaubern lässt.

Wussten Sie, dass die Niederländer die zuvor in verschiedenen Farben gezüchtete Mohrrübe, dem Königshaus zu Ehren, diese in orangener Farbe herauszüchteten? Was denken Sie, zu welcher genetischen Gruppierung die Kürbisse gehören? Ich war überrascht!

So lernt man mit Hilfe dieses Ratgebers einiges dazu, lernt wieder mehr auf seine Sinne beim Zubereiten zu achten und sieht einfaches Gemüse beim Einkaufen mit anderen Augen.

Aus meiner Sicht ist das Buch durch sein schönes Cover ein Hingucker in jeder Küche, bzw in jedem Buchregal, ergänzt schon vorhandene Küchenlektüre und eignet sich als ansehnliches Geschenk.

Bewertung vom 02.10.2019
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12


ausgezeichnet

Dies ist mein erstes Buch über den Ermittler Harry Hole, welches ich regelrecht verschlungen habe. Auch wenn der kauzige Ermittler mich als Leserin an den Abrund des Verständnisses für seine Alkoholsucht bringt, so kann ich dennoch mit ihm fühlen, wenn er sich krampfhaft am Leben erhält, indem er sich mit aller Kraft an seine Aufgabe als Ermittler hängt und nebenbei versucht, sein Gefühlsleben zu verarbeiten und aber leider auch zu ertränken. Dem Autor gelingt es mehrere Zeitfenster zu öffnen und Stränge nebeneinander laufen zu lassen, ohne dass ich beim Lesen den Überblick verliere. Interessant fand ich auch, die gegensätzliche Darstellung zwischen Harry und dem Täter. Wo der Täter aus unfassbarem Selbstmitleid und Selbstgefälligkeit, ja geradezu zwanghaft durch die Gegend mordet und andere Taten begeht, lenkt sich die selbe zerstörerische Kraft gegen Harry H. und droht seinen Körper und Verstand zu zerstören. Jedoch findet er Halt in den Beziehungen zu Menschen, die ihm wichtig sind. Auch hat er dass Glück, aufgrund seiner Tätigkeit einen gewissen Ruf zu genießen und kann daher auf Kollegen, Barkeeper und dergleichen zurückgreifen. Jedoch droht er sich immer weiter in den Strudel der Selbstzerstörung ziehen zu lassen, währenddessen das Morden weiter geht.

Jo Nesbo verleiht den Figuren teilweise eine scharfe Ansicht, so dass ich mir diverse Figuren in der Geschichte sehr gut vorstellen kann. Jedoch haben die Frauen, mit Ausnahme von Rakel, oft kein deutliches Gesicht, welches sich dem Leser zeigen könnte. Für Harry sind alle Frauen um Rakel, sei es aus der Vergangenheit oder im Jetzt, hübsch oder nicht hübsch, bzw verfügbar oder nicht. Neben dem grausamen und gefühlsgestörtem Täter, wirken Holes eigene Selbstgefälligkeit und sein Frauenbild wie ein warmes Lüftchen. Beiden Figuren einen Sohn an die Seit zu stellen und die unterschiedlichen Gefühlslagen der beiden Männer, Täter und Ermittler, herauszuarbeiten, fand ich einen guten Griff um den immer wieder von Fantasy-Elementen durchzogenen Krimi realitätsnah und an wahre Kriminalgeschichten angelehnt darzustellen. Die Fantasy-Elemente beziehe ich darauf, weil einige Figuren in dem Buch Vorahnungen und geradezu übermenschliche mentale Fähigkeiten besitzen. Zumindest weiß man nie ob derjenige halluziniert oder eben mehr Wahrnehmungsfähigkeit besitzt als die Meisten.

Mich hat der Autor mit diesem Buch überzeugt, so dass ich sicherlich die zuvor erschienenen Bände lesen werde.

Bewertung vom 01.10.2019
Liukas, Linda

Hello Ruby


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich begeistert.
Linda Liukas erklärt anhand einer kleinen Geschichte die Unterschiede zwischen Robotern und Menschen.
Ruby und Julia sind beste Freundinnen. Julia hat einen Roboter der unbeaufsichtigt schon mal Chaos anrichtet. Da hat Ruby die Idee, den Roboter mit in die Schule zu nehmen, damit er sich nicht langweilt und beschäftigt ist. In der Schule merken die Kinder, was einen Roboter von den Menschen unterscheidet. Zum Beispiel kann er viel schneller und besser rechnen, dafür aber keine Gefühle äußern und wiederholt Abläufe, auch wenn es gerade nicht zum Spiel passt.
Im Anschluss an das kleine Abenteuer, gibt es für den kleinen und etwas größeren Leser ein paar Rätselaufgaben, welche teilweise aus dem Internet auf der angegebenen Seite heruntergeladen werden können. Unter Anderem wird kindgerecht das Auswerten von Statistiken vermittelt, sowie das selektierte Wahrnehmen und logisch zuordnen. Die Kinder sollen laut der Autorin, zusammen mit ihren Eltern mit diesem Buch entdecken und lernen. Nach jedem Kapitel wird zu einer Diskussion unter den Kindern angeregt. Das logische Denken wird meiner Meinung nach durch diese Lektüre gefördert, bzw. Kinder die gerne logisch schlussfolgern, werden abgeholt. Die liebevollen Illustrationen laden schon kleinere Kinder zum durchblättern der Geschichte und Aufgaben ein.

Bewertung vom 29.09.2019
Schütz, Lars

Rapunzel, mein / Grall und Wyler Bd.2


sehr gut

Mir persönlich hat der moderne Schreibstil in diesem Thriller gut gefallen. Über mehrere Erzählstränge erfahren wir wer gemordet hat und wer eventuell in dem Fall verstrickt sein könnte.

Eine junge Frau wird mit den eigenen Haaren erdrosselt und ohne Hände aufgefunden. Der Fall erinnert an das Verschwinden der Schwester, einer der Ermittler. Von der Vermissten fand man damals nur eine Hand.

Die beiden Profiler haben die Gabe Dinge um sich herum intensiver wahrzunehmen. Die Ermittlerin wirkt in der Geschichte beinahe unverwüstlich, was zwar unrealistisch erscheint, aber dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, da ich es spannend fand. Der Autor stellt die Frage in den Raum, ob ein potentieller Täter seine Tat nicht begehen würde, wenn er Hilfe erhalten würde und ob man den Täter verstehen lernen will um das Geheimnis seines Tuns zu lüften.