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Frankfurt

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Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2023
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


ausgezeichnet

Stefanie H. Martin legt mit „Die Liebenden von Bloomsbury – Vanessa und die Kunst des Lebens“ den zweiten Band der Trilogie rund um die Frauen der Bloomsbury Group vor. Die Bloomsberries waren ein englischer Intellektuellenzirkel, der von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg existierte. Während der erste Band sich der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf widmet, steht nun im zweiten Band ihre Schwester Vanessa Bell im Mittelpunkt. Diese war für die Nachwelt weniger durch ihre Malerei als durch ihr unstetes Liebesleben interessant. Die Handlung des Romans erstreckt sich vom Jahr 1910 bis 1918. Wir werden Zeuge von Vanessas Bemühungen um einen eigenen künstlerischen Ausdruck und ihren komplizierten Beziehungen, Virginias Traum, als Schriftstellerin zu reüssieren, wir verfolgen die Aufregung, die die erste Ausstellung impressionistischer Maler*innen in England hervorrief, die Formierung des Omega Workshops, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs sowie die Veränderungen, die das innerhalb der Gruppe mit sich bringt.
Martin gelingt es ausgezeichnet, die Bloomsbury Group, ihre Mitglieder und das postviktorianische England zum Leben zu erwecken. Ihr gelingen dabei tiefgründige, facettenreiche Charaktere, die durch ein kompliziertes Beziehungsgeflecht miteinander verbunden sind und in ihrem Freiheitsdrang erstaunlich modern wirken.
Besonders interessant und inspirierend fand ich die Textstellen, die sich um Kunst und Malerei drehten. Der Autorin gelingt es, kunsttheoretische Überlegungen der damaligen Zeit als Dialoge spannend und auch für den Laien nachvollziehbar darzustellen. So bekommen wir einen Eindruck davon, warum so berühmte Maler wie Gauguin oder Manet damals soviel Ablehnung hervorriefen Skandale provozierten.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Er hebt sich angenehm und deutlich von den derzeit sehr beliebten, manchmal ein wenig nach Schema F produzierten Romanen zum Thema „Frauen und Kunst“ ab. Das liegt auch an der umfangreichen und sorgfältigen Recherche, die die Autorin in einem informativen Nachwort und einem ausführlichen Literaturverzeichnis dokumentiert.
Fazit: Ein spannender, ausgezeichnet recherchierter Roman über eine fesselnde Frau und eine Gruppe von Künstler*innen, die mit ihren Werken und ihrem Leben den Weg bereitete für die Moderne. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.12.2022
Der Duft von Zimt
Eder, Rebekka

Der Duft von Zimt


ausgezeichnet

Wir befinden uns im Jahr 1812 in Hamburg. Die Stadt und ihre Bürger*innen leiden unter der französischen Besatzung. Josephine führt mit ihrem Onkel die kleine Bäckerei Thielemanns Backhus. Angesichts der schwierigen Versorgungslage gibt ihr Onkel auf und überlässt die Bäckerei seiner Nichte – unter der Bedingung, dass sie ihren Verehrer Christian heiratet. Josephine erklärt sich einverstanden. Doch da ist noch der charmante französische Soldat Pépin, der wohl nicht nur wegen der leckeren Backwaren ins Backhus kommt. Josephine hat nicht nur gegen ihre Gefühle, sondern auch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn die Franzosen regieren mit harter Hand....
Rebekka Eder hat mit „Der Duft von Zimt“ einen zauberhaften historischen Roman geschrieben, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Zentrale Figur ist die junge Josephine, eine engagierte, sympathische junge Frau, die sich mit Leib und Seele dem Erhalt ihrer Bäckerei verschrieben hat. Auch die anderen Nebenfiguren sind überzeugend geschildert, es sind Figuren aus Fleisch und Blut und manch eine trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sich im Laufe der Geschichte offenbart.
So lebendig und überzeugend wie die Figuren sind auch die Schilderungen der Stadt Hamburg. Die Autorin versteht es hervorragend, durch einen bildhaften, plastischen Schreibstil Atmosphäre zu erschaffen. Wir spazieren mit Josephine durch die engen Gassen, riechen die Ausdünstungen und den Unrat in den Armenvierteln und genießen den Duft nach Zimt und frischem Gebäck, der aus der Backstube strömt. So ist das Buch auch ein sehr sinnliches Lesevergnügen, denn im Zentrum des Geschehens steht auch das Franzbrötchen und seine Entstehung. Nur soviel sei verraten: Von all den Legenden, die sich um die Entstehung von irgendwelchen Spezialitäten ranken, ist die von der Autorin in dem Buch erdachte eine der charmantesten.
Fazit: „Der Duft von Zimt“ ist von der ersten bis zur letzten Seite ein unterhaltsamer, spannender Lesegenuss. Es vereint alles, was ich mir von einem historischen Roman wünsche: Überzeugende Figuren, ein interessanter historischer Kontext und eine spannende Handlung, die den / die Leser*in mitfiebern lässt. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.12.2022
Bowie Odyssee 70
Goddard, Simon

Bowie Odyssee 70


sehr gut

Der Musikjournalist legt mit „BowieOdyssee70“ den ersten Band einer auf mehrere Bände angelegten Biographie des Ausnahmekünstlers David Bowie vor. In seinem Buch nun widmet er sich dem Jahr 1970, als Bowies Karriere noch in den Anfängen steckte und er mit „Space Oddity“ einen mäßig erfolgreichen Hit landen konnte. Das Buch ist aber viel mehr als nur eine reine Biographie: Es ist ein Zeitzeugnis, das eine längst vergangene Zeit zum Leben erweckt. Der / die Leser*in taucht ein in eine turbulente Zeit, ins quirlige London und ins triste Nordengland, wir lernen wichtige Personen wie Tony Visconti, Tony de Fries und Mary Angela Barnett (später Angie Bowie) kennen, die eine wichtige Rolle in Bowies Leben spielen sollten. Weiterhin treffen wir öfter auf Marc Bolan und andere aufstrebende Sterne der Musikszene.
So ist das Buch keine reine Biographie, die den Künstler isoliert betrachtet, sondern stellt Bowie immer in den Zusammenhang zu seiner Zeit, dem herrschenden Zeitgeist und anderen Künstlern. Goddard ist zwar erst 1971 geboren, versteht es aber ausgezeichnet, diese Epoche lebendig darzustellen und als Musikjournalist verfügt er auch über das nötige Hintergrundwissen.
Einzig und allein den Stil fand ich etwas störend und gebe deshalb einen Punktabzug. Der Autor schreibt für mein Empfinden übermäßig salopp, umgangssprachlich, expressiv und gewollt originell. Manchmal wird nicht ganz klar, was Fakt und was Fiktion des Autors ist. Ansonsten aber eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Bowie-Fans.

Bewertung vom 17.12.2022
Von schrumpfenden Tintenfischen und windfesten Eidechsen
Hanson, Thor

Von schrumpfenden Tintenfischen und windfesten Eidechsen


ausgezeichnet

Der Biologe Thor Hanson legt mit „Vom schrumpfenden Tintenfischen und windfesten Eidechsen“ ein spannendes, informatives Sachbuch vor, in dem er beschreibt, wie die Natur, d.h. Pflanzen und Tiere auf den Klimawandel. Die Mischung aus persönlichen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen macht das Buch besonders eindrücklich und auch unterhaltsam.
Das Buch ist in mehrere, aufeinander aufbauende Kapitel gegliedert. Zuerst werden die „Schuldigen“ für den Klimawandel ausgemacht, danach zeigt er die daraus folgenden Probleme auf, schildert die Reaktionen der Tiere und Pflanzen und geht in einem letzten Teil auf die Folgen ein.
Hanson beschreibt, wie die Tiere versuchen, dem Klimawandel zu begegnen. Viele Tierarten sind in großer Gefahr, andere wandern in kühlere Gefilde ab. Sogar Bäume verlagern ihren Standort. Bei einigen Tierarten sorgt die Evolution für eine bessere Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Die titelgebenden Humboldt-Kalmare werden immer kleiner, weil sie so besser mit dem Hitzestress umgehen können, und eine Eidechsenart entwickelt längere Vorderbeine und vergrößerte Haftpolster und kann sich bei Stürmen damit besser an Ästen festhalten.
Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm. Er schreibt sachlich, empathisch und kenntnisreich. Gerade die unaufgeregte Darstellungsweise hat in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Der Autor führt klar und deutlich vor Augen, wie fragil das Gleichgewicht innerhalb der Natur ist. Ein paar Grad mehr, das Verschwinden einer Tierart, das veränderte Verhalten einer anderen haben immense und teilweise unkalkulierbare Folgen. Der Autor malt keine Schreckensszenarien, sondern schildert ganz einfach die Tatsachen, aus denen jede*r Leser*in ihre / seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Innerhalb der aktuellen Debatte über den Klimawandel und den oft aufgeregten Diskussionen und plakativen Aktion stellt dieses informative Buch einen sehr wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung und Urteilsfindung dar. Durch seine ruhige, sachliche und neutrale Darstellung wirkt es nachhaltig und deshalb umso intensiver. Vollkommen zu Recht erhielt dieses Buch eine Leseempfehlung von der NY Times und ist als bestes Wissenschaftsbuch für das Jahr 2023 nominiert.

Bewertung vom 17.12.2022
Die Wissenschaft von Mittelerde

Die Wissenschaft von Mittelerde


ausgezeichnet

Das vorliegende Buch ist ein echter Prachtband, der schon auf den ersten Blick begeistert. Er ist nicht nur inhaltlich ein Schwergewicht. Auch durch das stabile Cover und das feste, sich angenehm glatt anfühlende Papier macht das Buch auf den ersten Blick einen wertigen Eindruck.
Dieser verstärkt sich noch bei der Lektüre des Buchs. Das Buch ist in sechs große Kapitel mit mehreren Unterkapiteln gegliedert, die sich der Tolkienschen Welt unter wissenschaftlichem Gesichtspunkt nähern. Das Klima in Mittelerde, Pflanzen und Landschaften, die Chemie des einen Ringes, die Evolution der Völker in Mittelerde, die Frage, ob Zwerge Hyänen sind – all das und noch viel mehr sind Themen, die in diesem Buch verhandelt und untersucht werden. Und das alles durchaus ernsthaft, denn die einzelnen Autor*innen sind seriöse Wissenschaftler*innen, die mit traditionellen Forschungsmethoden eine phantastische Welt untersuchen. Das ist interessant, erstaunlich und manchmal auch sehr lustig. Zahlreiche Fußnoten und Anmerkungen sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis ergänzen das Werk. Wunderschöne großformatige Zeichnungen, einige teils farbige Karten und dekorative Versalien, die an mittelalterliche Werke erinnern, illustrieren das Ganze.
Die Wissenschaft von Mittelerde ist für mich ein unerschöpflicher Schatz, der einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal erhält. Es ist kein Buch, um es von vorne nach hinten durchzulesen, da die einzelnen Artikel schon ziemlich anspruchsvoll sind. Da sie aber auch nicht allzu lang sind, ist die Lektüre ein kurzweiliges Vergnügen und ein großer intellektueller Spaß.
Die Lektüre hat mir noch einmal vor Augen geführt, wie großartig die von Tolkien entworfene Welt ist – das Buch, das sich mit der Wissenschaft von Mittelerde befasst, ist für mich nicht minder großartig!

Bewertung vom 10.12.2022
Im Pamir
Seisenbacher, Priska

Im Pamir


ausgezeichnet

Der Reisedepeschen Verlag und die Autorin Priska Seisenbacher legen mit „Im Pamir“ ein wundervolles Buch vor, das seinesgleichen sucht. Zuerst einmal fällt die hochwertige Gestaltung des Buchs auf. Der hochwertige Leineneinband, das große Format, das robuste, angenehm zu greifende Papier, die wunderbaren Farbfotos und das ansprechende Layout machen das Buch zu einem echten Juwel.
Die Autorin berichtet in ihrem Buch von ihren Reisen ins Hochgebirge, von Erlebnissen mit Menschen in Afghanistan, China, Kirgistan und Taschikistan. Ihre einfühlsame, empathische Art hat ihr den Zugang zu den dort lebenden Menschen und ihrer Kultur eröffnet. So durfte sie das Alltagsleben der Menschen teilen und lässt nun wiederum uns als Leser*innen daran teilhaben. Ihre Berichte haben mich sehr berührt. Als Alleinreisende kam sie in einige brenzlige Situationen, aber auch durch die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen wurde sie immer vor Schlimmem bewahrt. Informative Karten ergänzen die Berichte und erleichtern dem Leser die Orientierung, , denn wer weiß schon, wo Irkeshtam, Chorugh, Ishkashim und all die anderen exotischen Orte liegen, von denen die Autorin berichtet?
Das Highlight des Buchs sind aber die wundervollen Farbfotos. Viele erstrecken sich über eine Doppelseite und wirken so besonders prachtvoll und eindringlich. Atemberaubende Landschaften und einfühlsame Porträts, belebte Straßenszenen und intime Innenaufnahmen bringen uns eine unbekannte, geheimnisvolle Region nahe, die ich wahrscheinlich in diesem Leben nie mit eigenen Augen sehen werde. Umso mehr freue ich mich, mit diesem Buch zumindest in meiner Fantasie auf Reisen gehen zu können.

Bewertung vom 10.12.2022
Ruhe sanft im Fichtelgebirge
Lochmüller, Jacqueline

Ruhe sanft im Fichtelgebirge


ausgezeichnet

Jacqueline Lochmüller legt mit „Ruhe sanft im Fichtelgebirge“ einen weiteren Krimi vor, der an die Vorgänger „Tod im Fichtelgebirge“ und „Zappeduschder“ anschließt. Wieder ist Kommissarin Kristina Herbich am Start, die alle Hände voll zu tun hat. Dieses Mal muss sie auf die Hilfe ihres Kollegen Breuer verzichten – im Gegenteil: Breuer ist verschwunden. Bei dichtem Nebel hatte er eine Autopanne und sucht Hilfe in einem verlassenen Bauernhof. Seitdem verliert sich seine Spur. Nun ist es an Kristina, ihren Kollegen zu finden, gleichzeitig nach einem entflohenen Sträfling zu fahnden und die Identität zweier Leichen festzustellen. Bei den Ermittlungen stößt Kristina fast an ihre Grenzen und erfährt Schockierendes …
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, aus den verschiedenen Elementen eine schlüssige und spannende Handlung zu entwickeln. Die Charaktere sind bis in die Nebenfiguren hinein authentisch und glaubwürdig geschildert, wobei vor allem Kristina im Zentrum des Geschehens steht. Der Leser erlebt den Fall aus ihrer Perspektive und nimmt auch Teil am Privatleben der Kommissarin. Da liegt auch eine ganze Menge im Argen! Zusätzlich zu ihrer stressigen Arbeit ist da auch ihre Beziehung zu Philipp, der kein Verständnis für ihren anstrengenden Job aufbringt. Ich konnte mich sehr gut mit Kristinas Zerrissenheit zwischen Job und Privatleben, ihrem Spagat zwischen ihrem fordernden Chef und einem unempathischen Freund identifizieren. Das alles setzt sie enorm unter Druck, der sich manchmal auch in Kristinas aufbrausenden Verhalten zeigt. Sie ist eben nicht perfekt, sondern wirkt wie ein Mensch aus Fleisch und Blut!
Neben überzeugenden Charakteren versteht die Autorin es ausgezeichnet, durch eine clever komponierte Handlung und wendungsreiche Twist Spannung zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Viele Dialoge und kurze Kapitel erzeugen ein rasantes Tempo und einen Sog, dem man sich als Leser*in kaum entziehen kann. Eine bildhafte, plastische Sprache trägt dazu bei, dass man sich mitten ins Geschehen hinein versetzt fühlt. Viele Kapitel enden mit spannenden Cliffhangern, sodass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen.
Last not least möchte ich die ansprechende Gestaltung des Buchs erwähnen. Der emons: Verlag ist ja bekannt für seine schönen, geschmackvollen Cover und „Ruhe sanft…“ reiht sich nahtlos in die Reihe der außergewöhnlichen und interessant wirkenden Bücher ein. Die unheimliche Figur innerhalb des düsteren Hauses gibt perfekt die Stimmung des ganzen Romans wieder.
Fazit: „Ruhe sanft im Fichtelgebirge“ hat mich wirklich begeistert und ich werde ganz bestimmt auch noch die Vorgängerbände lesen. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.12.2022
Wen die Specht holt
Eckstein, Yvette

Wen die Specht holt


ausgezeichnet

Der renommierte emons: Verlag erfreut uns wieder mal mit einem neuen Regional-Krimi. Diesmal spielt er in der Oberpfalz in dem fiktiven Örtchen Oberwiesenreuth. Ausgerechnet während der Weihnachtsfeiertage muss Kommissar Kranzfelder den Mord am Bürgermeister aufklären! Die grausam zugerichtete Leiche bringt einige Dorfbewohner auf die Idee, die Specht (eine legendäre Schreckfigur) sei für den Mord verantwortlich. Das glaubt Kranzfelder jedoch nicht und macht sich mit seiner Kollegin Klara Stern an die Aufklärung, die Unglaubliches zutage fördert.
Yvette Eckstein ist mit ihrem Buch ein spannender, angenehm zu lesender Krimi mit viel Lokalkolorit gelungen. Alles ist bewusst klein und überschaubar gehalten: der Kreis der Personen, die Location sowie die Zeitspanne. Diese Beschränkung erlaubt der Autorin, in die Tiefe zu gehen und glaubwürdige, sympathische Figuren aus Fleisch und Blut zu erschaffen. Die junge, aufstrebende Ermittlerin und der bodenständige, erfahrene Kommissar sind ein Team, das auf den ersten Blick nicht besonders viele Gemeinsamkeiten hat. Jedoch ergänzen sich beide gut und sind in meinen Augen ein echtes Dreamteam.
Aber auch die Nebenfiguren, besonders Kranzfelder Frau Maria, wissen zu überzeugen. Die Schilderungen von Kranzfelders Familienleben in der Großfamilie haben mich sehr oft zum Schmunzeln gebracht. An humoristischen Szenen ist dieser Krimi reich, was erheblich zu meinem Lesevergnügen beigetragen hat. So lässt sich das Buch durchaus in die Gattung „cosy crime“ einordnen, denn neben der Aufklärung des Falls geht es hier auch um die Schilderung der dörflichen Verhältnisse, die Beziehungen der Personen untereinander und aktuelle, interessante Themen. Obwohl das Buch durchaus krasse Szenen enthält, ist die Gesamtatmosphäre jedoch versöhnlich und vermittelt Wohlgefühl.
Dialoge in gemäßigtem Dialekt fügen dem Ganzen viel Atmosphäre und Lokalkolorit bei. Hinzu kommt reichlich lokale Folklore – die Specht tritt ausschließlich im östlichen Oberfranken und in der nördlichen Oberpfalz im Landkreis Tirschenreuth auf.
Fazit: Ein toller Krimi für Freunde des Genres, die bei der Lektüre Wert auf authentische Charaktere, eine glaubwürdige Handlung und lokale Atmosphäre legen. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.11.2022
Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


ausgezeichnet

Das Cover hebt sich auffallend und sehr positiv von der Masse der konventionellen Kochbücher ab, es besticht durch seine edle Gestaltung und seine wertige Anmutung. Aber auch im Inneren weiß das Buch zu überzeugen. Im Fokus stehen natürlich die Rezepte, die ergänzt werden durch zahlreiche Fotos aus der Erfolgsserie, Hintergrundinformationen, Zusammenfassungen der Handlung und Vorstellung der wichtigsten Personen. So lädt das Buch zum Schmökern ein - beim Durchblättern kamen bei mir viele Erinnerungen hoch. Die Rezepte rangieren von klassisch-bodenständig bis hin zu exotisch, Suppen, Hauptgerichte, Süßspeisen, fleischig oder vegetarisch - alles ist vertreten. Ansprechende Fotos sowie ausführlich beschriebene Rezepte machen Lust, das Gericht nachzukochen. Sehr positiv finde ich, dass die Zubereitungszeit exakt angegeben wird: Beim Gugelhupf wird beispielsweise unterschieden zwischen Zubereitung, Ziehen, Ruhen und Backen. Das ist sehr praktisch und hilft bei der Planung! Eine klare Kaufempfehlung - nicht nur für Fans der Serie!

Bewertung vom 30.10.2022
Alles unter unserer Sonne.
Oldfield, Molly

Alles unter unserer Sonne.


ausgezeichnet

Ausgangspunkt des Buches ist ein Podcast, in dem die Autorin Fragen von Kindern, die diese ihr geschickt haben, beantwortet. Nun hat sie in diesem Buch 366 erstaunliche, lustige, interessante und spannende Fragen sowie die Antworten darauf zusammengestellt.

Was als erstes auffällt, ist die hochwertige Anmutung. Der Einband ist robust und stabil, fühlt sich angenehm griffig an und hält auch eine vielleicht etwas unsanfte Behandlung durch Kinderhände aus. Das Cover ist bunt, fröhlich, vielfältig und phantasievoll und spiegelt damit ausgezeichnet den Inhalt des Buchs wieder.

Das Buch ist in zwölf, den Monaten entsprechenden Abschnitte eingeteilt. Für jeden Tag des Jahres gibt es eine Frage sowie eine Antwort – plus eine für Schaltjahre. Eingeleitet wird jedes Kapitel durch eine Übersicht über die jeweiligen Fragen. So bekommt man einen guten Überblick und kann entscheiden, welches Thema man „bearbeiten“ möchte. Getoppt wird das Ganze durch wunderschöne, liebevoll aufbereitete Illustrationen. Das Layout hält eine perfekte Balance zwischen Text und Illustrationen, so dass es einfach Spaß macht, darin herumzublättern.

Wie wachsen wir? Warum sind Pflanzen grün? Warum haben Marienkäfer Punkte? Warum pupsen wir? Das Buch ist eine wahre Fundgrube und bietet eine Fülle an spannenden Informationen aus vielen Wissensgebieten. Biologie, Geschichte, Astronomie, Sport, Physik – alle Gebiete, die Kinder interessieren, sind vertreten. Viele Fragen drehen sich um Tiere, die für Kinder ja bekanntermaßen besonders interessant sind. Dazu gehört auch „Gibt es Tiere, die einen Handstand machen können?“ Welcher Erwachsene würde wohl auf so eine Frage kommen? Wer die Antwort wissen möchte, möge auf Seite 117 nachlesen.

Trotzdem geht es in dem Buch nicht nur um reine Wissensvermittlung, sondern viele Fragen regen auch zu spannenden Diskussionen an. Warum gibt es Krieg? Warum machen wir Kunst? Woher kommen die Ideen? Es lohnt sich durchaus, Kinder nach ihrer Meinung dazu zu fragen, ihre Antworten sind höchst interessant. Auf jeden Fall bieten diese Fragen mannigfaltige Gesprächsanlässe.

Fazit: Dieses Buch ist ein wahrer Schatz, eine tolle Fundgrube, voll von spannenden Geschichten, interessanten Informationen und bunten, kindgerechten Illustrationen. Die Themen sind breit gefächert, sodass sowohl Kindergarten- als auch Schulkinder viel Gewinn und Spaß aus dem Buch ziehen werden!