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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2014
Bomann, Corina

Eine wundersame Weihnachtsreise


sehr gut

Ein paar Tage vor Weihnachten ist Anna wie in jedem Jahr um diese Zeit genervt. Ihren Spitznamen „Grinch“ hat sie sich verdient, denn sie hasst alles, was mit Weihnachten zu tun hat und entflieht möglichst kurz vor dem Heiligen Abend in südliche Gefilde. Auch in diesem Jahr hat sie gerade im Internet nach Reise-Angeboten gesucht, als sie eine Nachricht von ihrem kleinen Bruder erreicht. Er, der der einzige aus ihrer Familie ist, mit dem sie in regelmäßigem Kontakt steht wünscht sich, dass sie Weihnachten mit ihm und der Familie feiert. Dem Neunjährigen kann sie nicht gut etwas abschlagen, also willigt sie ein, in diesem Jahr in den sauren Apfel zu beißen und macht sich am 23. Dezember auf in Richtung Heimat. Doch aus der eigentlich nur wenige Stunden dauernden Reise werden zwei Tage, da alles, was auf einer Fahrt schiefgehen kann, eintritt. Zwei Tage, in denen Anna viele Bekanntschaften macht, viele Lebensgeschichten hört und am Ende ganz neu zu sich findet.

Eine klassische Weihnachtsgeschichte, verpackt wie ein Roadmovie. Im Grunde ist Anna ein moderner weiblicher „Scrooge“, für den alles, was weihnachtlich ist, Humbug ist. Und das, was ihr unterwegs alles passiert, könnte man tatsächlich für Geistererscheinungen halten, so unrealistisch erscheint die Anhäufung der diversen Geschehnisse. Die unterschiedlichen Menschen, die sie trifft und die ihr jeweils ihre persönlichen Weihnachtsgeschichten erzählen, setzen so nach und nach einen Umdenkungsprozess bei Anna in Gange, der sie am Schluss zu einem glücklichen Weihnachtsfest mit ihrer Familie führt.

Für mich ein schönes, vorweihnachtliches Buch. Große Gedanken sollte man sich nicht machen, denn die Entwicklung der Geschichte ist einfach und vorhersehbar. Aber eine nette Weihnachtsgeschichte muss keinen großartigen Anspruch haben, aber ein schönes, harmonisches Ende. Und das ist hier absolut gegeben.

„Anna lächelte breit und spürte, wie alle Anstrengung von ihr abfiel. Sie schloss die Augen, und auf einmal war es wieder so wie damals, als sie noch klein war und sich auf das Weihnachtsfest freute. Sie spürte, wie die Sorgen und auch die finsteren Gedanken von ihr abfielen wie ein alter, durchnässter Mantel. Vor ihr war die Wärme, in der sie die Strapazen der Reise vergessen konnte. Als ihre Mutter sie freigab und Jonathan ihr um den Hals fiel, stiegen Freudentränen in ihre Augen. Sie war angekommen.“

Bewertung vom 21.11.2014
Weiler, Jan

Berichte aus dem Christstollen


sehr gut

Wer, so wie ich, irgendwann mal „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ gelesen hat, wird Antonio Marcipane und seine Familie lieben. Die Familie, das ist neben seiner Frau Ursula sein Schwiegersohn Jan Weiler, dessen Frau Sara, der kleine Sohn Nick und Carla, das „Pubertier“.

In diesem Büchlein finden sich Geschichten, die über die Weihnachtszeit in eben dieser Familie berichten. Die Weihnachtszeit beginnt dabei mit dem Martinstag und dem dazugehörigen Laternenumzug und endet an Karneval.

Den Schreibstil von Jan Weiler liebe ich! Witzig-ironisch kommt er daher und würzt alles mit herrlichen Wortschöpfungen wie dem „Pubertier“. Vieles kommt einem, der man selber Familie hat, bekannt vor. Und wenn dann noch Antonio auftritt („Du, da kommte morgene fruh la Befana und danne gehte die Party ricketig los.“) bin ich rundum glücklich.

Leicht zu lesen, äußerst vergnüglich und genau richtig für ein paar entspannte vorweihnachtliche Momente. Wer aber schon viel von Jan Weiler gelesen hat (insbesondere „Mein Leben als Mensch“ und „Mein neues Leben als Mensch“) wird einige der Geschichten schon kennen. Mich hat das aber nicht gestört, denn diese Geschichten lese ich ohnehin immer wieder gerne.

Bewertung vom 19.11.2014
Thanner, Alex

Weihnachten mit Mama


sehr gut

„Doch diesmal war nicht Mama am Telefon. Sondern Papa hatte persönlich zum Hörer gegriffen, was höchst selten vorkam und nie ohne schwerwiegenden Grund, weshalb seine Anrufe immer ein besonderes Gewicht hatten.
„Johannes…“ Seine Stimme klang etwas atemlos. „Ich fürchte, du musst sofort kommen…“
„Was ist passiert?“ Ich war sofort geballte Konzentration.
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Papa, bitte…was ist los?“
Ein Seufzen. Ein Stöhnen. Hatte er einen Herzinfarkt?
Es war viel schlimmer.
„Betty…deine Mutter…ich glaube, sie dreht durch.““

Dieses Weihnachten soll bei Johannes Mutter die perfekte Inszenierung schlechthin werden. Schließlich hat sie zudem auch noch Geburtstag, sie wird am 24. Dezember 65 Jahre alt und was sie plant, ist nicht mehr und nicht weniger als die großartigste Geburtstags- und Weihnachtsfeier, die man je gesehen hat. Und erwartet wird die gesamte Familie, was auch bislang verkrachte Angehörige einschließt.

An dieser Stelle müsste jedem klar sein, worauf das ganze hinausläuft. Aber wer sich jetzt schon alle möglichen Katastrophen vorstellt, dem sei gesagt: Es geht immer noch schlimmer. Tatsächlich gibt es schon im Vorfeld dieser „perfekten Inszenierung“ kaum etwas, was nicht schiefgeht. Von der eigentlichen Feier mal ganz zu schweigen.

Mittendrin ist immer Johannes. Er, der als ältester Sohn der Familie den besten Draht zur Mutter hat und schon immer als Stoßdämpfer für seine leicht zur Exzentrik neigende Mama herhalten musste. Und so zieht er tapfer mit Mama zum Shoppen und organisiert selbst am Heiligen Abend noch die unglaublichsten Dinge, damit seine Mama alles perfekt hinbekommt.

Meine Güte! Dieses Buch ist Wasser auf die Mühlen aller Menschen, die an Weihnachten über Geschenkewahn und protzige Feiern schimpfen. Jeder Grinch wird sich die Hände reiben und sagen: „Na seht ihr, deshalb kann ich Weihnachten nicht ausstehen!“

Ich allerdings mag das Fest. Und ich mag auch schöne, traditionelle Feiern. Was ich nicht mag, ist protziges Gehabe und das zwanghafte Ansammeln von Verwandten, mit denen man sonst auch nicht verkehren mag. Deshalb würde mein Weihnachten niemals auch nur annäherungsweise so aussehen, wie das hier dargestellte. Ich kann nicht verstehen, wie man eine solche Inszenierung anstreben kann – das hat für mich nichts mit Weihnachten zu tun. Ich kann auch nicht verstehen, wie man so was unterstützen kann. Als Sohn (oder besser in meinem Fall als Tochter) mit einem so guten Draht zur Mutter, hätte ich da nicht mitgespielt!

Aber vermutlich stößt mir auch auf, mit welchen Unsummen von Geld da hantiert wird. Wenn grundsätzlich nur in den teuersten Läden gesucht wird und vierstellige Beträge für Tischdecken ausgegeben werden, dann ist das fernab meiner Welt und auch nicht mehr lustig.

Ich vergebe wohlwollende 4 Punkte, da das Buch gut zu lesen war und die Texte viel Sprachwitz und lustige Formulierungen hatten. Dazu kam – quasi als „running gag“ – ein bärenstarker Taxifahrer, der mehrfach in höchster Not einschreiten musste. Aber am Ende bleibt für mich die Erkenntnis, dass ich vermutlich nicht die richtige Zielgruppe für dieses Buch war.

Bewertung vom 19.11.2014
Boie, Kirsten

Alles ganz wunderbar weihnachtlich


ausgezeichnet

„Bevor die richtige Weihnachtszeit kommt, ist immer erst Totensonntag, und das ist ziemlich dumm.“

Jesper ist bald sieben, geht schon zur Schule und kann „Fu ruft Ufu“ schreiben. Gemeinsam mit ihm und seinen beiden kleinen Schwester Janna und Jule erleben wir die Vorweihnachtszeit. Dabei gibt es viele aufregende Dinge! Es wird gebastelt und gebacken, es geht auf den Weihnachtsmarkt und zum Tannenbaum-Aussuchen, es gibt Weihnachtsgeheimnisse und –wünsche, ein Krippenspiel wird eingeübt und ein ganzer Supermarkt in Weihnachtsstimmung gebracht.

Ich habe dieses Buch vor Jahren gemeinsam mit meinen Kindern kennengelernt. Die beiden haben natürlich schon länger nicht mehr reingeschaut, oder wenn, würden sie es nicht zugeben. Ich fühle mich aber groß genug um zuzugeben, dass ich immer noch gerne reinschaue. Jesper und seine Schwestern sind so liebenswert und natürlich, viele der Geschichten weckten bei mir Erinnerungen.

„Sechzehn Weihnachtskarten brauchen wir, ich hab gezählt“, sagt Mama vorne zu Papa. Die Weihnachtskarten kaufen sie immer an so einem Stand, an dem auch knallbunte Pudelmützen verkauft werden und ganz komische Blockflöten. Das Geld kriegen dann arme Kinder in anderen Ländern, und da hat Jesper gar nichts dagegen. Aber man könnte ihnen das Geld vielleicht auch einfach mit der Post schicken. Dann müsste Jesper am zweiten Advent nicht immer zum Basar.“

Die drei sind wirklich so, wie Kinder nun mal sind. Sie sind neugierig und zappelig, eifersüchtig aufeinander, neidisch und manchmal maulig. Und gelegentlich haben sie die goldigsten Einfälle, wenn sie beispielsweise beim Tannenbaum-Aussuchen einen krummen Baum mit drei Spitzen auswählen, weil diesen sonst niemand will und „der arme alte Baum“ doch „ein Tannenbaum sein will“.

Die Geschichten haben eine überschaubare Länge und sind geeignet zum Vorlesen ab dem Kindergartenalter oder auch zum Selberlesen für Grundschüler oder Große, die vor Weihnachten gerne mal das Kind in sich entdecken. Jede Geschichte ist mit lustigen Bildern illustriert, die die wesentlichen Punkte der Geschichte wiedergeben. Für mich immer wieder ein vorweihnachtliches Lesevergnügen.

„Und dann wird es endlich ein ganz kleines bisschen dämmerig.
„Na, dann wollen wir mal“, sagt Papa und verschwindet im Weihnachtszimmer.
Jesper stöhnt. Die schöne Weihnachtsliederplatte fängt an zu spielen wie jedes Jahr, und durch die Riffelglasscheibe in der Tür kann man sehen, wie die Kerzen anfangen zu brennen, eine nach der anderen und ganz verschwommen.
Jespers Herz fängt an zu klopfen und die Knie zittern ihm wie bisher erst zwei Mal in seinem Leben. Dann geht die Tür ganz langsam auf.
„Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen“, sagt Janna laut mit ganz wunderbarer Betonung, und Jule schreit: „Bammbaum!“
Vor dem Fenster, gleich neben dem Fernseher, steht ganz riesengroß der Tannenbaum und von jeder der drei Spitzen baumelt in Glitzerpapier ein Schokoladenstern.
Da weiß Jesper, dass es jetzt Weihnachten ist.“

Bewertung vom 19.11.2014
Nommensen, Thomas

Ein dunkler Sommer / Kommissar Arne Larsen Bd.1


ausgezeichnet

Vor 10 Jahren, in einem heißen Sommer, starb ein kleines entführtes Mädchen einen grausamen Tod. Jens Brückner, der Verurteilte von damals, wird nun aus der Haft entlassen - um kurz darauf spurlos zu verschwinden. Es ist wieder Sommer, es ist wieder heiß... und mehrere Personen erhalten anonyme Drohbriefe und mysteriöse Anrufe. Als dann auch noch der Hauptbelastungszeuge von damals ermordet wird, scheint der Fall klar zu sein: Jens Brückner ist auf einem Rachefeldzug! Aber warum? Wurde er am Ende unschuldig verurteilt? Während Kommissar Arne Larsen noch dem alten Verbrechen nachspürt, verschwindet erneut ein Kind...

Das war spannend! Mal wieder ein Krimi, den ich am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt hätte. Ohnehin sprechen mich Fälle, bei denen es um Kinder geht, besonders intensiv an - ein Gefühl, das sicher viele andere Leser nachvollziehen können. Das Schicksal des kleinen Mädchens ging mir richtig an die Nieren - und dann das nächste verschwundene Kind! Würde es hier auch so ein schreckliches Ende geben?

Aber es ging ja nicht nur um die Kinder. Stark im Vordergrund der Handlung steht die Psyche mehrerer Charaktere. Ganz eindeutig hat hier nicht nur eine Person ein Problem und das erhöht natürlich den Reiz! Da wird mit Schuldgefühlen gekämpft und unter Alpträumen gelitten, aber es wird nicht deutlich, ob diese Gefühle durch tatsächlich begangene Taten hervorgerufen werden oder vielleicht "nur" durch Erlebnisse. Verstärkt wird die seelische Pein noch dadurch, dass die Personen sich wohl selbst nicht immer sicher sein können, was sie getan haben. Stichworte hier: Verdrängung und Demenz. Entsprechend habe ich auch die Überschrift meiner Rezi gewählt: "Kannst du dir wirklich trauen?" Eine furchtbare Vorstellung, wenn man sich das fragen muss!
"Und du wirst dich beeilen müssen, Gregor. Wenn es mit deinem Gedächtnis so weitergeht - wie lange wirst du dann noch sinnvoll handeln können? Einen Tag, eine Woche, einen Monat?"

Die weiteren Charaktere kommen ebenfalls sehr menschlich rüber. Larsen beispielsweise hat Beziehungsprobleme und gerät immer wieder in Konflikte mit seinem Partner. Diese privaten Dinge hatten für mich genau das richtige Maß: Sie ließen mir die Personen nahe kommen ohne jedoch durch ein Zuviel die Spannung auszubremsen.

Es gibt also viel zu rätseln: Was passierte vor 10 Jahren? Und was geschieht nun? Wer verschickt diese anonymen Botschaften, wer ermordete den Hauptbelastungszeugen und was ist mit dem verschwundenen Kind? Dabei ist alles sehr eindringlich geschrieben, die extreme Wetterlage betont und intensiviert die Geschehnisse. Wie dunkle Wolken zieht die Bedrohung auf, sie hängt in der Luft, wird immer drückender.

Fazit: Psychologisch dicht und sehr eindringlich geschrieben. Ein tolles und spannendes Debut!

Bewertung vom 15.11.2014
De Paca, Robert

In den Straßen von Nizza


sehr gut

Nicolas ist ein echter Profi. In seinem Job, der darin besteht, den Reichen der Reichen während ihres Aufenthalts in Nizza selbst die ausgefallensten Wünsche zu erfüllen, macht ihm so schnell keiner etwas vor. Dazu verfügt er über die besten Kontakte in der ganzen Region und wird – da er stets zahlungskräftige Kundschaft hat – überall gern gesehen. Er verdient ganz gut dabei und da er sich keinen schöneren Ort zum Leben als die Côte D’Azur vorstellen kann, hofft er, bald genug Geld beisammen zu haben, um sein Haus, in dem er bislang zur Miete wohnt, kaufen zu können. Das Honorar, das er von seinem letzten Kunden, einem Russen, erhalten wird, ist ein weiterer Schritt hin zum Traumhaus. Doch kaum ist dieser abgereist, beginnt für Nicolas ein Alptraum. Denn scheinbar hat sein Kunde ihn – ohne, dass er davon etwas ahnte – in einen Gemäldediebstahl verwickelt. Der Bestohlene, ein Superreicher mit äußerst fragwürdigem Charakter, möchte seine Bilder (verständlicherweise) wieder – und Nicolas soll sich darum kümmern. An seiner Seite dabei: Die Versicherungsdetektivin Nathalie.
Wie schön, das hier war mal wieder ein Krimi, der aus der Masse der Krimis heraussticht. Das fängt schon mit der Tatsache an, dass hier kein Mord verübt wird, sondern ein Gemäldediebstahl. Und wie kompliziert das sein kann, wird hier sehr anschaulich geschildert! Wer immer schon mal einen kleinen Ausflug in die Welt der Sicherheitstechnik unternehmen wollte, der ist hier richtig ;-)
Der Tathergang erforderte also exakte Planung und Ausführung. Ich habe das sehr fasziniert gelesen!
Überhaupt fielen mir ständig Worte wie „trickreich“, „raffiniert“ und „bis ins Detail durchdacht“ ein. Auf genau diese Weise gehen auch Nicolas und Nathalie bei ihrer Suche nach den Gemälden und den Dieben vor. Was denen immer wieder einfiel! Herrlich, machte einfach Spaß :) Der Klappentext nennt es „ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel“. Diese Bezeichnung empfinde ich als sehr zutreffend, denn beide Seiten waren sich durchaus ebenbürtig.
Eine weitere Besonderheit bei diesem Krimi ist die atemberaubend schöne Kulisse, vor der er spielt. Ich war noch nie an der Côte D’Azur, aber ich würde am liebsten sofort meinen Koffer packen und losfahren. Die Beschreibungen von Landschaft und Meer sind sooo schön, man merkt, dass der Autor die Gegend (in der er selber auch lebt) liebt.
Des Weiteren liebt er die gute Küche – und auch das merkt man. Nicolas ist kein Mensch der Sorte, der zwischendurch „mal schnell irgendwas“ essen würde. Essen – und Kochen! – ist für ihn mehr, viel mehr…
Nathalie darf sich jedenfalls am Ende jedes Tages auf eine selbst fabrizierte kulinarische Köstlichkeit freuen. (Ein gutgemeinter Ratschlag: Dieses Buch besser nicht während einer Diät lesen, man bekommt nämlich unweigerlich Hunger ;-) Und wer beim Lesen Lust bekommt, die Gerichte nachzukochen, für den gibt es am Ende einen Rezeptanhang!
Zwischen Nicolas und Nathalie bahnt sich – nicht überraschend – eine Beziehung an. Ich gestehe: Der Romantikanteil einer Geschichte kann mir leicht zu hoch sein. Hier ist er es aber nicht, das Verhältnis der beiden ist ebenso leicht wie die südländische Umgebung und geprägt von herrlich amüsanten Wortgefechten, die sich beide ständig liefern.
Das Ende gefiel mir wirklich sehr! Ich habe natürlich während des Lesens überlegt, wie die Geschichte wohl ausgehen könnte. Auf diese Möglichkeit wäre ich nicht gekommen, aber logisch passte alles gut und so konnte ich das Buch mit einem breiten Grinsen zuklappen.
Fazit: Ein Krimi, bei dem man Zitronen riecht und die Sonne auf der Haut spürt. Raffiniert, trickreich und amüsant.

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Bewertung vom 14.11.2014
Robinson, Barbara

Hilfe, die Herdmanns kommen / Herdmanns Bd.1


ausgezeichnet

„Die Herdmann-Kinder waren die schlimmsten Kinder aller Zeiten. Sie logen und klauten, rauchten Zigarren (sogar die Mädchen) und erzählten schmutzige Witze. Sie schlugen kleine Kinder, fluchten auf ihre Lehrer, missbrauchten den Namen des Herrn und setzten den alten, verfallenen Geräteschuppen von Fred Schuhmacher in Brand.“

Die Herdmann-Kinder sind also überall gefürchtet. Und obwohl sie in der Schule so gut wie nichts lernen, werden sie regelmäßig versetzt. Denn es gibt viele von ihnen, in jedem Jahrgang kommt ein neuer Herdmann nach und „kein Lehrer wäre so verrückt, sich mit zweien von ihnen auf einmal einzulassen“.

Als das alljährliche Krippenspiel ansteht, schaffen sie es, sämtliche Hauptrollen zu ergattern. Das Ergebnis wird sicherlich das schlimmste Krippenspiel aller Zeiten werden, oder?

Ich liebe diese Geschichte! Und ich finde, sie ist wirklich für alle Altersgruppen geeignet. Während Kinder über einige sehr komische Ereignisse in der Geschichte lachen, kommt man als Erwachsener auch ins Grübeln. Zum einen wegen der Vorurteile, mit denen den Herdmanns begegnet wird. Denn solche schrecklichen Kinder können doch nichts anderes im Sinn haben, als das schöne Krippenspiel zu sabotieren! Tatsächlich jedoch gelingt den Herdmanns, die aus einem ärmlichen sozialen Umfeld kommen ein völlig neuer, unbeeinflusster Blick auf die Weihnachtsgeschichte. Und das führt schlussendlich zum besten Krippenspiel aller Zeiten…

„Was aber mich betrifft, so wird Maria immer etwas von Eugenia Herdmann haben, ein bisschen unruhig und verwirrt, aber bereit jeden zu verprügeln, der ihrem Baby zu nahe treten will. Und die Heiligen Drei Könige werden für mich Leopold und seine Brüder sein, mit einem Schinken in der Hand.
Als wir an diesem Abend aus der Kirche kamen, war es kalt und klar. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen und die Sterne leuchteten hell, sehr hell. Und ich dachte an den Verkündigungsengel, an Hedwig mit ihren dünnen Beinen und ihren schmutzigen Stiefeln, die unter ihrem Kostüm vorschauten, an Hedwig, die uns allen zurief:
„He, euch ist ein Kind geboren!““

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2014
Spörrle, Mark

Aber dieses Jahr schenken wir uns nichts!


ausgezeichnet

Ich brauchte mal wieder ein paar nette, lustige Geschichten. Bei Mark Spörrle bin ich da eigentlich immer an einer guten Adresse! Und da sich die Weihnachtszeit nähert, hab ich mir gestern mal wieder dieses nette kleine Buch hervorgeholt.

Geschichten über die Weihnachtszeit, komplett ohne Sentimentalität aber voll von skurrilen Alltagssituationen – herrlich! Wir lesen unter anderem über den Plan, sich mal nichts zu schenken – und die diversen Schwierigkeiten bei der Umsetzung…

„“Äh“, sagte ich. „Nur, um ganz sicher zu sein: Dass wir uns nichts schenken, gilt auch für Kleinigkeiten wie etwa Schokolade, richtig?“ „Genau“, sagte meine Liebste bemüht unschuldig. „Wieso fragst du?““

Umgekehrt ist der Akt des Schenkens ebenfalls kein leichter. Auch nicht für den Verkäufer…

„“Darum geht es nicht. Es geht um die Frage, ob diese Tasche hier wirklich für heterosexuelle Männer geeignet ist. Wenn nicht, dann ist dagegen natürlich auch nichts zu sagen. Aber es wäre fatal, wenn diese Tasche völlig falsche Signale über ihren Träger aussenden würde, ohne dass dieser zumindest Bescheid wüsste, um welche Signale es sich handelt. Verstehen Sie?““

In Erwartung der stillen, Heiligen Nacht schmücken viele Menschen großzügig ihre Fenster, Balkone und Fassaden. Nicht immer zur Freude ihrer Nachbarn…

„“Würde es Ihnen etwas ausmachen, die blinkenden Lichter auszuschalten? Nur über Nacht? Wir wohnen gegenüber und können nicht schlafen!““

Sehr schön auch zu lesen, wie sich erwachsene Männer vor einem Weihnachtsessen bei den Schwiegereltern fürchten können…

„“Muss ich unbedingt mitgehen? Wirklich jedes Mal? Ich kann doch … auch mal krank sein?“ – „Du redest wie ein kleines Kind.“ – „Genau so fühle ich mich ja auch, wenn ich bei deinen Eltern zum Essen bin.““

In der Folge erfahren wir noch, welche mögliche Folge ein lustiger Abend auf der Firmenweihnachtsfeier haben kann…

„Als ich am Tag nach der Firmenweihnachtsfeier gegen Mittag ins Büro wankte, fiel mir auf, dass mich die Entgegenkommenden seltsam musterten.“

Nach dem Weihnachtsessen kann es ganz schön riskant sein, einen Espresso anzubieten. Und eine Rolle beim Krippenspiel in der Grundschule hat enorm zukunftsentscheidende Bedeutung! Und so mancher böser Ehestreit kurz vor dem Heiligen Abend entsteht dadurch, dass „er“ einen in „ihren“ Augen unansehnlichen Weihnachtsbaum erworben hat…

„“Sie entscheiden sich aber schnell. Sind Sie Single oder geschieden? … Ich hatte letztes Jahr drei Scheidungen wegen Bäumen in angeblich falscher Größe.““

Auf keinen Fall sollte man auch die Frage unterschätzen, ob vor oder nach dem Essen gesungen wird…

„“Wir haben immer zuerst gegessen. Und dann war Bescherung.“ – „Also nein! Zuerst war Bescherung. Und dann wurde gesungen. Und dann, vor der Kirche, haben wir gegessen.““

Was gibt es noch? Liebe Geschenke von Verwandten und die Schwierigkeiten, sie umzutauschen. Oder Onkel, die nach einigen Einsätzen bei dem kleinen Nachwuchs nicht akzeptieren können, dass ihr Auftritt plötzlich nicht mehr gefragt ist.

Wer also so wie ich zwischendurch mal was kurzes, vorweihnachtlich-lustiges lesen möchte, ist bei diesem Buch auf der sicheren Seite.

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