Benutzer
Benutzername: 
TochterAlice
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 1458 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2019
Hansen, Dagmar

Alle Tage, die wir leben


sehr gut

Von einem Tag auf den anderen
ach was, innerhalb von ein paar Stunden bricht Tildas bis dahin eigentlich recht heile Welt zusammen: Mann weg, Job weg! Und das kurz vor dem sechzigsten Geburtstag!

Ob es da noch irgendeinen Ausweg gibt? Tilda glaubt nicht daran, doch sie hat nicht mit ihren Kochschwestern im Geiste gerechnet. Dani und Anke, die sie in einem Spanischkurs in der Volkshochschule kennengelernt hat und mit denen sie sich seitdem regelmäßig trifft, vor allem, aber nicht nur zum gemeinsamen Kochen, bringen sie auf die Idee, eine offensive Suche nach einem 450-Euro-Job zu starten. Tilda betreibt nämlich einen Schreibservice und hat gerade ihren größten Auftraggeber verloren.

Und siehe da - sie wird fündig und zwar in Ruth, einer 84jährigen Dame, die als Unterstützung für ihr "Döstädning"einstellt. Sie wissen nicht, was das ist? Das ist unbedingt ein Grund für die Lektüre dieses Buches. Sie werden sich wundern. Soviel kann ich Ihnen schon mal verraten: es hat mit Aufräumen zu tun, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.

Ein bisschen hat mich gestört, dass sowohl Tilda als auch Ruth immer mal wieder mit der Tür ins Haus gefallen sind und nicht unbedingt Empathie vorwiesen, doch das legte sich, je weiter ich las. Sowohl mein Mißfallen als auch die mangelnde Einfühlsamkeit. Ein Roman also, in dem die Protagonistinnen eine Entwicklung vollziehen, was besonders faszinerend ist aufgrund der Tatsache, dass beide ja nicht mehr die Jüngsten sind.

Kurzum: ich habe mich in das Buch verliebt, zwar nicht auf den ersten, auch nicht auf den zweiten, wohl aber auf den dritten oder vierten Blick. Dann aber umso heftiger, denn es passiert so einiges, was man beim besten Willen nicht voraussehen kann.

Ein unterhaltsamer, warmherziger Roman, nicht nur für die ältere(n) Generation(en)!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2019
Maxian, Beate

Die Tränen von Triest


sehr gut

Der neue Roman von Beate Maxian führt uns in eine wunderschöne Gegend - nämlich geradewegs in die norditalienische Stadt Triest. Allerdings zu einer Zeit, in der sie noch als Teil der KuK-Monarchie zu Österreich gehörte, nämlich vor und während des Ersten Weltkriegs. Wir befinden uns in Gesellschaft derer, die unter dessen Folgen besonders zu leiden hatten (wenn man es überhaupt so ausdrücken kann), nämlich der österreichischen Oberschicht. Die verlor in diesem Krieg nämlich nicht nur ihre Söhne, sondern auch ihre Titel und in vielen Fällen auch ihren Besitz.

Familie Silcredi musste nach Wien umsiedeln und das bedeutete vor allem für die Tochter des Hauses, Afra, einen Neustart unter schwersten Bedingungen: nämlich quasi als Witwe und das schon vor der Hochzeit! Ihr Liebster war nämlich ebenso wie ihr Bruder gefallen - und dazu hatten die beiden ehemals besten Freunde auf verschiedenen Seiten gekämpft!

Vom genauen Hintergrund all dieser Geschehenisse hatte ihre Urenkelin Johanna, ebenso wie ihre Eltern und Großeltern nicht die geringste Ahnung, was sich ändert, als sie von ihnen eine Reise nach Triest geschenkt bekommt. Und zwar in ebendieses Haus, das ehemals der Familie gehörte und jetzt eine schicke Pension ist. Durch diese Reise wird sich nicht nur ihr eigenes Leben radikal ändern..

Ein historischer Roman, den ich sehr genossen habe. Ich schätze die Autorin Beate Maxian schon länger gerade wegen ihrer gut recherchierten historischen Details, die ihren Romanen einen ganz besonderen Pfiff geben. Und eine tolle Atmosphäre. Was den Inhalt anbelangt, hat sie es an einigen Stellen diesmal allerdings zu bunt getrieben. Aber nur ein bisschen. Insgesamt ist dies ein gelungener historischer Roman mit einer weiteren Zeitebene in der Gegenwart. Ich empfehle ihn allen, die gerne in der Vergangenheit schmökern, dabei aber nicht auf einen gewissen Anspruch verzichten wollen!

Bewertung vom 09.12.2019
Bernard, Carine

Lavendel-Gift / Lavendel-Morde Bd.2


ausgezeichnet

Wie im Urlaub fühlt man sich in diesem atmosphärischen Provence-Krimi, denn der Duft von Lavendel und das Aroma delikater regionaler Speisen begleiten den Leser auf Schritt und Tritt.

Die junge Lilou befindet sich auf der letzten Stufe ihrer Ausbildung zur Commissaire und hadert ganz schön mit sich - wie gemein von ihren Vorgesetzten, sie aus Paris abzuziehen und in ein kleines provencalisches Kaff abzustellen, wo nur Verwaltungsarbeit auf sie wartet. Dabei will sie sich doch ganz schnell fachlich profilieren und dann - Zack, Zack - die Karriereleiter nach oben schweben - und zwar mit Tempo!
Dennoch hat sie sich ganz gemütlich eingerichtet: durch Vermittlung ihrer Tante hat sie mitten im Ort eine Unterkunft gefunden, bei einem alten Herrn, dem sie abends vorliest und auch eine Kleinigkeit zu Essen vorbeibringt. Kochen ist nämlich ihr Hobby und nimmt - nicht nur als solches - eine wichtige Stellung in diesem Krimi ein. Denn als ihr Vermieter gewaltsam ums Leben kommt, wird eine alte Kladde mit Kochrezepten zu einem wichtigen Fingerzeig.

Mit Liebe zum Detail - und natürlich zur Provence - wurde dieser eher ruhige Krimi geschrieben . Auch wenn es eher ruhig zugeht - gemächlich ist es nicht, denn auf Schritt und Tritt geschieht Neues und Überraschendes. Wenn man als Leser glaubt, die Auflösung bereits vor sich zu sehen, geschieht wieder etwas Unvorhergesehenes! Und so ist die Auflösung überhaupt nicht abwegig, doch in ihrer Komplexität so nicht voraussehbar, jedenfalls nicht für mich.

Ein toller, warmherziger Krimi mit Herz und Verstand, der mitten im unwirtlichen deutschen Winter ein bisschen Urlaubsatmosphäre in meine Wohnung gebracht hat. Sehr zu empfehlen für Frankreichreisende und natürlich für Freunde guter Krimis!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2019
Mayer, Katharina

Von Oma mit Liebe


ausgezeichnet

Liebe ist die wichtigste Zutat: In diesem Kochbuch drücken die Omas und Opa Günter aufs Gaspedal: 96 tolle Köstlichkeiten haben sie sich einfallen lassen, nicht wenige davon richtig innovativ! Aber auch die traditionelle Bäckerei kommt nicht zu kurz.

Die älteren Herrschaften sind schwer in Übung, denn sie backen ihre Köstlichkeiten für das Start-up Kuchentratsch regelmäßig. Von dort werden sie ausgeliefert oder gar versendet, so dass viele, viele Menschen in den Genuss ihrer Rezepte kommen - Woche für Woche!

Es ist ein wunderbares Kochbuch, das Katharina Mayer, der Gründerin dieses Start-ups gelungen ist, beinhaltet es doch ausschließlich Rezepte für Backwerk, das mit Liebe und Hingabe zubereitet wird. Teilweise durchaus auch mit Anspruch, doch sind auch Rezepte dabei, die für Anfänger gut nachzubacken sind.

Außerdem gibt es eine Menge Hilfestellung, denn diese Omas und Opa Günter behalten ihre Tipps nicht für sich! Nein, sie verteilen sie ebenso großzügig wie ihre Warmherzigkeit. Und so ist ein überaus farbiges, vielfältiges Angebot an Köstlichkeiten entstanden - ich bin gespannt, ob mir alle 96 gelingen werden! Wobei es wohl eine Weile dauern wird, bis ich die Antwort darauf kenne!

Bewertung vom 06.12.2019
Breinl, Juliane

Mein Mauerfall


ausgezeichnet

Jeder hat seine eigene Geschichte: Wir, die wir das alles damals bewusst miterlebt haben, wissen das. Ein Freund war bspw. kurz vorher in die Freiheit geschwommen - und konnte jetzt einfach so rüberfahren und schauen, ob es seinen Eltern wirklich gut geht. Ich war für zwei Monate in Riga und kam eines Abends in das Haus meines Onkels, wo meine Verwandten gerade alle buchstäblich vom Sofa kippten. "Guck mal, was bei Euch in Deutschland los ist." Mehr hörte ich nicht. Uns allen fehlten die Worte.

Doch wenn man das heute jungen Erwachsenen oder Kindern erzählt, können sie sich das kaum vorstellen! Deswegen ist ein solches Buch wie Juliane Breinl es geschaffen hat, superwichtig! Es ist quasi eine geschriebene Patchworkdecke zur Geschichte der DDR. Man erfährt, wie die Leute dort lebten, warum Unzufriedenheit entstand und warum wieder andere noch immer völlig überzeugt waren vom System.
Und zwar entlang der Familiengeschichte des zwölfjährigen Theo. Seine Verwandten sehen das Ereignis komplett unterschiedlich, obwohl sie es doch gemeinsam erlebten! Ein tolles Buch, das zwar ab und zu ein bisschen unübersichtlich erscheint, die damalige Situation genau damit aber umso deutlicher werden lässt! Eines, dass wichtig ist und zwar nicht nur für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, sondern für uns alle in Deutschland. Denn auch wir wundern uns immer noch, was wir alles nicht wissen. Vor allem aber erinnern wir uns: an eine ganz besondere Zeit, eine Zeit des Aufbruchs. Die in diesem Buch wunderbar festgehalten wird!

Bewertung vom 04.12.2019
WW

WW - Genial saisonal!


ausgezeichnet

Rank und schlank - wer von uns wäre das nicht gern. Aber Ach: wie schwer fällt es manchmal oder ehrlich gesagt, sogar oft, auf die ein oder andere Leckerei zu verzichten.

Seit Jahrzehnten ziehen die Weight Watchers mit ihrem pragmatischen Punkte-Programm zahlreiche Abnehmewillige auf ihre Seite, teilweise durchaus von Erfolg gekrönt.

Der bekannte Koch Andi Schweiger, dem die Problematik des Abnehmens offenbar selbst fremd ist (so schlank, wie er auf den Fotos erscheint), versucht in seinem neuen WW-Kochbuch, das Problem an der Wurzel zu packen. Denn eine der zentralen Lockungen sind sicher saisonale Leckereien, auf die man sich den Rest des Jahres freut. Hier zeigt er, wie diese kalorienarm und dabei sehr lecker zubereitet werden können. Und das auch noch (relativ) schnell und unkompliziert.

Allerdings heißt lecker und kalorienarm in vielen Fällen definitiv nicht preisgünstig. Denn es kommen viele teure Zutaten wie hochwertiges Fleisch und edle Fische, teures Gemüse wie Spargel und Edelpilze wie Morcheln vor. Zwar längst nicht in jedem Rezept, aber in genug davon. Man sollte das Buch also möglichst nicht an einen Haushalt verschenken, in dem gespart werden muss. Ich jedenfalls fände es traurig, mir viele der Rezepte nicht leisten zu können, trotz der Alternativen, die oft vorgeschlagen werden. Wenn man es sich leisten kann, ist dies aber wirklich ein tolles Kochbuch - man sollte nur darauf achten, vor Begeisterung nicht das Doppelte zu verschlingen!

Bewertung vom 24.11.2019
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12


sehr gut

Hole jagt seinen alten Widersacher. Sie winken müde ab und sagen, das hätten Sie schon gehabt und zwar mehrfach? Seien Sie versichert: so nicht! Denn diesmal hat sich Rakel, die Frau, der Harry Hole die Sterne vom Himmel holen wollte, endgültig von ihm losgesagt und nicht nur das: ein altbekannter Verbrecher, nämlich Svein Finne ist wieder mal frei. Harrys größter Widersacher unter der Sonne also, ein perfider Mörder und Psychopath.

Wird Harry ihn diesmal schnappen? Oder vielleicht einen anderen? Ein wahres Defilee an Figuren aus allen vergangenen Bänden der Reihe findet hier statt - das ist mir manchmal ein bisschen zu viel des Guten wie auch die permanente Erwähnung des Musikgeschmacks von Harry - oder ist es der seines Autors Jo Nesbo? Den ich im Übrigen größtenteils teile, aber Clash und Ramones auf jeder zweiten Seite eines Thrillers muss ich dann doch nicht haben.

Ja, Sie merken schon, ich lenke ab von der Handlung. Weil ich nämlich nichts verraten will, das würde Ihnen ganz schön was von der Spannung rauben. Denn es gibt einen Punkt, der durchzieht die ganze Handlung und bringt viele Unterpunkte mit sich. Wie dem auch sei - dieser Band hat etwas von einem Schlussakkord, das kann aber auch "nur" die Befürchtung eines Fans sein, der nicht will, dass diese Reihe jemals endet.

Nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste Harry-Hole-Band. Und solides Mittelmaß ist für einen Band einer solchen Spitzenreihe doch ganz klar etwas, was man ohne Weiteres hinnehmen kann. Oder sogar mehr als das!

Bewertung vom 19.11.2019
Grebe, Camilla

Tagebuch meines Verschwindens / Profilerin Hanne Bd.2


sehr gut

Ein Dorf, wie es auch irgendwo in Deutschland sein könnte: mitten in einem ehemaligen Bergbaurevier, in dem zudem Industrie angesiedelt war. Ich könnte mir vorstellen, dass es inzwischen dort aussieht wie an einem der vielen "Lost Places" in der ehemaligen DDR, über die inzwischen ganze Bildbände herausgegeben wurden: verwahrlost, morbide... und irgendwie auch gruselig.

Doch in diesem Dorf leben noch Menschen - auch die junge Polizistin Malin, die im Rahmen von Ermittlungen in einem "Cold Case" hierher zurückkehrt, ist in diesem Ort geboren und aufwewachsen. Ausgerechnet sie hatte damals vor vielen Jahren als Teenager selbst die Kinderleiche entdeckt. Damals wurde der Mörder nicht gefunden, nun soll die Suche wieder aufgerollt werden - nie hätte Malin gedacht, dass sie beruflich damit zu tun bekommt! Und das, obwohl sie nie ein Geheimnis aus ihrem damaligen Fund gemacht hat!

Nach einigen Tagen verschwindet ein Polizist und dessen Partnerin Hanne wird zwar aufgefunden, stellt sich aber als völlig dement heraus und kann deswegen keine Angaben machen. Ganz zufällig gerät auch der junge Jake, ein Teenager, der in der Nähe des einstigen Fund- und jetzigen Handlungsortes lebt, in die Ereignisse und etwas Großes und sehr, sehr Gruseliges kommt ins Rollen! Berichtet wird abwechselnd aus den Perspektiven von Malin, Hanne und Jake.

Ein toller, origineller und sehr eindringlicher Krimi - ich würde ihn nicht ungebedingt als Thriller bezeichnen, da die Entwicklung doch eine eher langsame ist und es am Ende eine wundervolle Auflösung im Stil eines klassischen Whodunnit gibt - genau wie ich sie liebe! Camilla Grebe schreibt spannungsvoll und eindringlich, wenn auch einiges sehr weit hergeholt ist, vor allem die bereits weit fortgeschrittene Demenz von Hanne, die nichtsdestotrotz noch mit beiden Beinen im Berufsleben steht, bzw. stand.

Mir gefällt die atmosphärische Darstellung sehr, ich kann mir das kleine Kaff Ormberg bildlich vorstellen. Und auch die Personen sind sehr anschaulich geschildert, die Charaktere hat man als Leser durchgehend vor den Augen. Trotz ein paar kleinerer Einschränkungen empfehle ich diesen Krimi von Herzen, er eignet sich gerade im Winter für ein paar gemütliche Abende im Warmen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.