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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2010
Noël, Alyson

Das dunkle Feuer / Evermore Bd.4


gut

Was soll ich schreiben? Fast könnte ich meine Rezension zum dritten Teil der Reihe kopieren, denn bereits "Das Schattenland" vermochte mich nicht wirklich zu fesseln oder großartig zu überraschen. Die Figuren verblassen mit jedem Band mehr und mehr und es sind keine Sympathieträger mehr dabei seit dem Fortgang von Riley und seitdem Ever im dritten Band der Reihe eine ziemlich nervtötende Art an den Tag gelegt hatte. Die einzige Steigerung zu "Das Schattenland": auch wenn Ever mir noch lange nicht wieder sympathisch wurde, hat sie mich wenigstens nicht mehr so genervt, aber das war´s leider schon. Die Handlung plätschert wiederum nur so vor sich hin, auf den Knaller, der in manchen Rezensionen angepriesen wurde, habe ich vergeblich gewartet. Eine auf sechs Bände ausgelegte Reihe kann nicht zwischendrin mit zwei Lückenbüßern aufwarten in der Hoffnung, das Fans absolut alles lesen ohne es kritisch in Augenschein zu nehmen. Mittlerweile bin ich noch mehr als beim dritten Band der Ansicht, dass die Serie nachträglich auf Teufel komm raus auf einen Band mehr aufgeblasen wurde, nachdem der Auftaktband so erfolgreich war. Möglicherweise ist auch die schnelle Veröffentlichungsfolge Schuld an der blutleeren Handlung. Lieber warte ich etwas länger auf eine Fortsetzung und bekomme dafür etwas (neues) geboten!
Ein gerade noch "gut" bekommt dieses Buch auf Grund des lockeren und leicht zu lesenden Schreibstils von Alyson Noel und dafür, dass mit Ava wieder eine der interessanteren Randfiguren stärker in Erscheinung tritt und mit einer Überraschung aufwartet (leider so ziemlich der einzigen in der gesamten Handlung). Nach zwei belanglosen Bänden geht mein Interesse, wie die Serie im sechsten Band enden wird, mittlerweile gegen Null und ich weiß nicht, ob ich den fünften Band der Reihe "Der Stern der Nacht", der bereits im April 2011 erscheinen wird, noch lesen werde.

Aufmachung des Buches:
Auch der vierte Band greift mit seiner Aufmachung das Konzept der ersten drei Bände auf. Genau wie bei "Die Unsterblichen", "Der blaue Mond" und "Das Schattenland" besitzt auch "Das dunkle Feuer" ein wunderschön gestaltetes Cover mit passendem Motiv und eine hochwertige Klappenbroschur. Einleitend werden die Aura-Farben aufgeführt samt ihrer Bedeutung und zum Schluss des Buches gibt es mit einer kurzen Leseprobe einen Ausblick auf den Spin-Off der Reihe "Riley - Das Mädchen im Licht", der im Februar 2011 erscheinen wird.

Fazit:
Leider konnte mich auch der vierte Band der Evermore-Reihe nach dem bereits enttäuschenden dritten Teil nicht fesseln. Die Handlung plätschert vor sich hin und es baut sich kein Spannungsbogen auf. Eigentlich ist im dritten und vierten Band so wenig passiert, dass man das bisschen locker in die anderen Bände hätte integrieren können.
Sehr sehr schade, nach den ersten beiden Bänden hatte ich mir von dieser Reihe viel mehr erhofft!

11 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2010
Duda, Christian; Friese, Julia

Schnipselgestrüpp


ausgezeichnet

Das Zimmer des Jungen ist voller Papierschnipsel. Seine Eltern haben kein Geld für Spielzeug, statt dessen holt seine Mutter Zeitungen aus dem Mülleimer im Hof, aus denen sich der Junge seine eigene Welt bastelt. Sie fahren nicht in Urlaub, dafür fliegt der Junge um die Welt. Sie machen keine Ausflüge in den Zoo oder in den Zirkus, aber in seinem Zimmer gibt es nicht nur Tiere an der Wand, sondern auch Kino und manchmal sogar Theater.
Papierschnipsel, Klebeband und Fantasie verwandeln ein graues, langweiliges Kinderzimmer in einen grünen, lebendigen Dschungel, an denen Gottesanbeterinnen an den Zweigen hängen und der Junge sich wohlfühlt. Können die Eltern verstehen, dass seine Welt allein durch Fantasie funktioniert, oder halten sie alles für Quatsch?

Auf dem Einband das Bilderbuchs in Querformat dominieren die Grautöne. Nur ein Junge in blauer Kleidung sitzt auf einem Berg alten Zeitungspapier und schneidet mit einer Schere Wörter und Bilder aus, an der Wand in seinem Rücken hat er bereits einen roten Schnipsel befestigt. Passend zur Thematik sind Titel und Autoren auf dem Cover aus einzelnen Buchstaben "aufgeklebt".
Der Einband wirkt auf den ersten Blick nicht einladend und auch die Familie bleibt zunächst fremd. Erzählt wird die Geschichte von einem Jungen, dessen Mutter und dessen Vater. Die Personen haben keine Namen, in den Zimmern sind keine persönlichen Gegenstände zu sehen, nur ein paar vereinzelte Möbel und im Hintergrund eine altmodische, grüne Tapete. "Schnipselgestrüpp" ist kein Buch, das die Blicke durch putzige, kindgerechte Illustrationen auf sich zieht, allerdings durch eine ungewöhnliche Umsetzung und außergewöhnliche Techniken: das grüne Kleid der Mutter wirkt wie mit einem Filzstift ausgemalt, die Linienführung geht kreuz und quer, so wie man selbst als Kind großflächige Bilder ausgemalt hat. Die Fantasiewelt des Jungen aus Zeitungsausschnitten hebt sich durch fotorealistische Darstellungen von den Illustrationen hervor. Viele Motive wirken durch Grau- und Schwärztöne wie Druckerschwärze, manchmal gelbstichig, wie altes, vergilbtes Zeitungspapier. "Schnipselgestrüpp" ist keines der Bilderbücher, die man auf den ersten Blick in sein Herz schließt, es wirkt zunächst spröde und unzugänglich durch die namenlosen Personen und die tristen Farben. Um den besonderen Zauber der Geschichte zu erschließen, muss man auch zwischen den Zeilen lesen. Nicht alles steht schwarz und weiß im Text geschrieben, Bilder und Textpassagen komunizieren miteinander und erzählen in Verbindung von der fantastischen Fantasiewelt eines kleinen Jungen, der mit ihrer Hilfe den Alltagstrott durchbricht und diesen Zauber am Ende sogar auf seine Eltern übertragen kann. Auf der letzten Doppelseite hat sich das Zimmer des Jungen in einen blühenden und farbenprächtigen Dschungel verwandelt, dessen Pflanzen ganz langsam auch in den Rest der vormals tristen Wohnung vordringen.

Ein wunderbares Buch über den Zauber der Fantasie, das seine Magie erst in seinem Inneren preisgibt. Eine Anregung für Eltern und ihre Kinder, dass kein teures Spielzeug, Reisen oder Ausflüge nötig sind, um Spaß zu haben oder Außergewöhnliches zu Erleben. Ein Buch für die ganze Familie, dessen tieferen Sinn man am besten beim gemeinsamen Lesen und Ansehen entdeckt und auf jeden Fall ein Geheimtipp auch für erwachsene Bildergeschichtenliebhaber. Ein großartiges Plädoyer dafür, wieder mehr Zeit miteinander zu verbringen und selbst etwas zu entdecken, statt sich alles von dem die Wohnung dominierenden Fernseher vorführen zu lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2010
Perplies, Bernd

Für die Krone / Magierdämmerung Bd.1


sehr gut

Der Einstieg in die Geschichte gestaltete sich für mich zunächst schleppend. Zu Beginn steht der Prolog "Die Wahre Quelle der Magie", in der Wellington die sagenumwobene Stadt Atlantis entdeckt und das Siegel bricht. Ich fand den Prolog recht verwirrend und konfus, so dass sich anfangs kein rechter Lesegenuss bei mir einstellen wollte.
Nach dem Prolog geht die Geschichte in parallel laufenden Handlungssträngen weiter. Neben Jonathans Erlebnissen in London gemeinsam mit Randolph und Holmes, begleiten wir in Schottland Giles McKellen und seine Enkelin Kendra. Giles ist ein alter Freund Dunholms und weiß noch nichts von dessen Ableben, er will nach London, um sich mit ihm über seltsame Veränderungen in der Magie zu beraten. Das Magiesystem in Bernd Perplies Trilogie funktioniert durch das Steuern und Bündeln von sogenannten "Fäden".
Nachdem das Wirken der Magie erklärt und die Charaktere eingeführt wurden kommt die Handlung richtig in Schwung und man wird schnell in den Bann der Geschichte gezogen. Perplies Schreibstil ist sehr bildhaft, fast als hätte man einen Film vor dem inneren Auge ablaufen, und man reist in Gedanken mit den Protagonisten durch London, Schottland und wie einst Kapitän Nemo auf Jules Vernes Spuren 20.000 Meilen unter dem Meer. Perplies größter Pluspunkt aber ist der fabelhafte und tiefgründige Humor, der sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte zieht. Seine Trilogie ist eine einzige Hommage an literarische Figuren und große Schriftsteller und seine Charaktere tragen teilweise die Namen von Personen, die tatsächlich gelebt haben. Der größte Clou ist Perplies jedoch mit seinem Magierdandy Jupiter Holmes und dessen Geisterkatze Holmes gelungen, bei dem Arthur Conan Doyle schamlos Ideen für seinen Sherlock geklaut hat ;o) Apropos Tiere: neben Holmes mit seiner Geisterkatze hat Perplies Randolph den Raben Nevermore und dem Franzosen den Falken Richelieu an die Seite geschrieben, vielleicht mag dem einen oder anderen meine Assoziation ulkig erscheinen, aber mich haben die vielen tierischen Begleiter an die Disney-Filme erinnert, bei denen den Protagonisten Haustiere (oder dem Glöckner die drei Steinfiguren) zur Seite gestellt wurden ;o) Bernd Perplies treibt sein Spiel mit den Zitaten soweit, dass der Leser irgendwann richtiggehend nach ihnen sucht. Manchmal sind es nur winzig kleine Details, in denen Anspielungen versteckt sind: so müssen Giles McKellen und Kendra ihre Reise von Schottland nach London zeitweise mit einem Güterzug bestreiten, auf dessen Führerhaus in goldenen Lettern die Zahl 115 prangt. Nach Angaben des Autors ist diese Zahl die Summe der Tage, die sich aus den Titeln zweier Jules-Verne-Romane ergeben.
Nachdem ich über den wirren Einstieg hinweg war, hatte ich mich so in das Buch festgelesen, dass ich ganz perplex war, plötzlich auf der letzten Seite angekommen zu sein. "Für die Krone" hört mit einem Cliffhanger auf, der einen ungeduldig auf die Fortsetzungen warten lässt und die schillernden Charaktere aus Bernd Perplies Feder vermisse ich schon, seit ich den Buchdeckel über der letzten Seite zugeklappt habe!

Fazit:
Nach dem etwas schwerfälligen Einstieg erwartet den Leser ein fantasievolles und spannendes Abenteuer, dass auf den Spuren großer Erzähler wie Verne wandelt und riesengroßen Spaß macht! Ich freue mich auf die beiden Fortsetzungen und hätte bestimmt alle drei Bücher am Stück verschlungen, wenn es mir möglich gewesen wäre ;o)

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2010

Shaun das Schaf, Mein Plätzchenbuch, m. 3 Ausstechförmchen


ausgezeichnet

Für mich ist "Mein Plätzchenbuch: Cooles aus dem Backofen" das bisher beste Buch aus der Koch- und Backbuchreihe um "Shaun das Schaf", beinhaltet es diesmal doch nicht nur määähächtig leckere Rezepte, sondern zusätzlich 3 Ausstechförmchen, mit denen man liebe Schafe und fiese Schweine ganz einfach selbst backen kann, z.B. als Lebkuchenfigur. Damit wäre ich auch schon bei der Unterteilung des Inhaltsverzeichnis angelangt. Shaun unterscheidet bei seinen Plätzchen zwischen...

* Kann ich nur empfehlen!
* Hat meine Omi schon gebacken...
* Für die Feinschmecker: Lebkuchen!
* Echt heiß!

Im Abschnitt "Kann ich nur empfehlen!" ist Vielfalt für die süßen Geschmacksnerven angesagt, u.a. werden hier Rezepte für Orangensterne, Apfeldukaten und Ananasplätzchen vorgestellt. Aber auch Schokoholiker kommen dank Nougatherzen und Schokoecken nicht zu kurz.
Zimtsterne und Vanillekipferl "Hat meine Omi schon gebacken...". In dem gleichnamigen Abschnitt finden sich die bekannten und heißgeliebten Rezepte aus den elterlichen und großelterlichen Backstuben wieder.
"Für die Feinschmecker: Lebkuchen!" enthält die besten Lebkuchenrezepte in figürlicher und nicht-figürlicher Form. Für die Figuren-Lebkuchen kann man die 3 beiliegenden Ausstechförmchen verwenden und damit entweder Schafe für den eigenen Weihnachtsteller backen oder Schweine für die liebe Verwandschaft.
Neben traditionellem Weihnachtsgebäck, wie es in Kapitel 2 und 3 hauptsächlich aufgeführt ist, kommen in "Echt heiß!" moderne Plätzchenkreationen auf den Teller: mit Cappuccinokipferl und Feigenschnitten etwas für den Kaffeeklatsch mit den Freundinnen und mit Anisfingern und Zimtknusperchen Leckereien für diejenigen Naschkatzen, die von weihnachtlichen Gewürzen im Gebäck nie genug bekommen können.
Zudem sind auf allen Doppelseiten großformatige farbige Szenen aus den Shaun-Trickfilmen abgebildet, zusammen mit appetitanregenden Farbfotos von allen vorgestellten Plätzchen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Bei aufwendigeren Rezepten, wie beispielsweise den figürlichen Lebkuchen, wird die Herstellung Schritt für Schritt anhand mehrerer Fotos gezeigt.
Einen klitzekleinen Verbesserungsvorschlag hätte ich dennoch: wenn man gemeinsam mit Kindern backt, wäre eine Einstufung der Rezepte in drei Schwierigkeitsgrade, beispielsweise in Form von 1 bis 3 Schafen, hilfreich gewesen, ansonsten lecker und empfehlenswert bis auf den letzten Krümel!

Andere Scha(r)fe-Kochbücher bei Komet:
Mein Kochbuch: Extra Scha(r)f
Mein Kochbuch: Pizza, Pasta & Co.
Mein Kochbuch: Shaunkost Spezial
Mein Kochbuch: Shaunzeit, Die besten Veggie-Rezepte
Mein Picknickbuch: Auf ins Grüne

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2010
Miller, Carla; Metzen, Isabelle; Weise, Kathleen

Die purpurrote Schleife


sehr gut

Die Armut zwingt die kleine Cathy dazu ihr Elternhaus zu verlassen und Anstellung in dem Haus Worthington zu suchen. Alles, was ihre Mutter ihr zum Abschied schenken konnte, war eine selbstgenähte purpurrote Schleife.
Die purpurrote Schleife zieht sich wie der sprichwörtlich rote Faden durch die ganze Geschichte und spielt am Ende noch eine entscheidende Rolle. Die schwarz-weißen Illustrationen erhalten duch die purpurrote Schleife, Blut und Rotwein, die als einziges farbig dargestellt werden, eine ganz besondere Note und erzeugen eine schaurige Wirkung beim Betrachter.
Das Mädchen mit dem reinen Herzen, dass die Stimmen von Tieren und Schatten hören kann, wirkt von Anfang an klein und verloren in dem großen düsteren Herrenhaus. Die Illustrationen voller Blut, die Anspielungen der Tiere und die zwielichten Charaktere lassen bereits im Laufe der Geschichte erahnen, dass auf die kleine Cathy vermutlich kein Happy End warten wird, aber welches Ende den Leser letztendlich erwartet ist nicht absehbar und äußerst überraschend! Mich hat es in positiver Weise an die alten Gruselfilme erinnert, die ich als Kind heimlich mit meinen großen Geschwistern angeschaut habe.
Im Endeffekt bleibt mir nur zu bemängeln, dass die Illustrationen von Metzen und Miller zusammen mit den Textpassagen von Weise manchmal nicht wie aus einem Guss wirkten und die Übergänge stellenweise etwas holprig waren.
Die Aufmachung des Buches ist besonders hervorzuheben. Die Illustrationen auf dem Bucheinband heben sich nicht nur durch das Schwarz-Weiß, sondern zusätzlich durch ihre Gestaltung in Spotlack von dem zartrosa Hintergrund ab. Auf der hinteren Vorsatzseite sind Details aus den Innenillustrationen abgebildet mit der Aufforderung "Search us!" und alle Textseiten sind am unteren Rand mit Ornamenten geschmückt, wobei jedes Kapitel ein anderes Ornament besitzt.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2010
Beck, Ian

Pastworld


gut

Im Jahre 2048 besuchen die Londoner den Themenpark "Pastworld", um die Wirklichkeit des viktorianischen Lebens zu erleben, wie es früher einmal gewesen ist.
Auf schicksalhafte Weise treffen sich hier die Wege des jungen Caleb, der eigentlich nur als Tourist in Pastworld unterwegs ist und der hübschen Eve, die - im Gegensatz zu den meisten anderen Bewohnern von Pastworld - bislang keine Ahnung von der Existenz einer Außenwelt hatte.
Über allem schwebt die unheilvolle Präsens des Phantoms, der mit seinen grausamen Taten an die Machenschaften von Jack the Ripper erinnert...

Eigene Meinung:
Ian Becks "Pastworld" liegt eine interessante Idee zu Grunde, aus der man viel hätte machen können. Ein Themenpark, abgetrennt von der Außenwelt durch eine gigantische Kuppel. Sogar Touristen oder Gaffer, wie sie von den Pastworld-Bewohnern genannt werden, müssen sich zu 100% authentisch in das viktorianische Zeitalter integrieren, und dürfen keine Kleidung oder Geräte aus dem Jahre 2048 mit sich führen, wenn sie Pastworld besuchen wollen.
Leider führten in erster Linie stilistische Mittel des Autors dazu, dass mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen konnte.
Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher, die zwischen verschiedenen Handlungssträngen oder Erzählperspektiven wechseln. Ian Beck bedient sich dieser Erzählweise: es laufen mehrere parallele Handlungsstränge in Pastworld ab: die Flucht Calebs, der in den Mordfall von Eves Ziehvater verwickelt wird, die Polizeiarbeit und die düsteren Machenschaften des Phantoms, das als Drahtzieher hinter den unheilvollen Vorkommnissen in Pastworld steckt. Das Ganze wird immer wieder unterbrochen von Fragmenten aus Eves Tagebuch in der Ich-Perspektive. Diese Tagebuchnotizen wirkten wohltuend strukturiert auf mich und glätteten die "Erzähl-Wogen" der anderen Handlungsstränge etwas, die auf mich leider oftmals zu abgehackt und wirr wirkten. Dass Ian Beck es leider nicht versteht Charaktere mit echter Tiefe zu erzeugen, trug sein Übriges dazu bei, dass mich diese Geschichte nicht fesseln konnte. Eve ist überhaupt der einzige Charakter in der ganzen Geschichte, der nicht völlig farblos herüberkommt. Dazu kam ein in meinen Augen sehr vorhersehbares Ende, das mich absolut nicht von den Socken gehauen hat. Man kann sich eigentlich von Anfang an zusammenreimen, worauf die Handlung herauslaufen wird. Neben den agierenden Personen bleibt auch die Stadt London durchgehend blass. Eigentlich bekommen Bücher, die in London spielen, bei mir meistens einen Bonuspunkt für das Setting, aber das London in Ian Becks Roman kann durch jede x-beliebige Stadt ersetzt werden, für mich war in diesem Buch nichts "typisch" für meine Lieblingsstadt und nur die Präsens einer Figur namens Phantom, die Erinnerungen an Jack the Ripper wachruft, macht aus einer Stadt des späten 19. Jahrhunderts noch lange kein pulsierendes und schillerndes London. "Pastworld" mag auf die Besucher aus dem Jahr 2048 authentisch wirken, auf mich leider nicht!
Die Idee eines viktorianischen Themenparks, Eves Tagebuchfragmente und die Gestaltung im Inneren des Buches lassen "Pastworld" noch zu einer netten Lektüre werden, aber mehr auch nicht.

Aufmachung des Buches:
Der Titel in Hologrammfolie ist auf jeden Fall ein Eyecatcher, der die Blicke im Buchladen auf sich zieht und unterstreicht die Gegenüberstellung Zukunft/viktorianisches London sehr gekonnt, da der Rest der Umschlaggestaltung mit dem Motiv aus Pastworld auf der Vorderseite und einem alten Plakat auf der Rückseite wunderbar altmodisch anmutet.

Fazit:
Ein Mix aus Fantasy und Science Fiction, der Leser auf der Suche nach düsteren Abenteuern vielleicht begeistern kann. Mir persönlich war der Schreibstil des Autors leider zu abgehackt und wirr und die Charaktere nicht tief genug ausgearbeitet.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2010
Harland, Richard

Worldshaker


ausgezeichnet

"Worldshaker" spielt nicht im viktorianischen England, sondern in einer alternativen Gegenwart des Jahres 1995, die viktorianisch geprägt ist. Es ist ein Steampunk-Roman der ohne magische Elemente auskommt, sondern den Schwerpunkt vor allem auf den sozialkritischen Aspekt legt.
Der Worldshaker ist der Juggernaut des britischen Königreichs unter Queen Victoria II, ein Weltenschiff, das Kontinente und Ozeane im Wettstreit mit den Juggernauts der anderen Großmächte durchquert. Ein mobiler Staat, riesig wie ein Berg, angetrieben von der elementaren Kraft des Dampfes.
Die oberen Decks sind bevölkert mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsklassen, ganz unten im Bauch des Worldshakers aber hausen die Dreckigen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass der Worldshaker nie stillsteht.
Richard Harland schreibt keine ausführliche Einleitung, sondern lässt seine Leser vielmehr gleich an Bord des Worldshakers gehen, um dort am Leben des 16jährigen Colbert Porpentine teil zu haben und hautnah eine schicksalhafte Begegnung mit zu erleben, die das Leben Cols und den ganzen Worldshaker in seinen Grundfesten erschüttern wird.
Colbert Porpentine ist der Enkel des Oberbefehlshabers des Worldshaker Sir Mormus und soll eines Tages dessen Nachfolge antreten. Col ist mit seinen 16 Jahren sehr naiv und besitzt nur ein eingeschränktes Blickfeld auf die Gesellschaft am Bord des Worldshakers. Über die Dreckigen spricht man nicht, und so weiß er über diese Wesen nur das, was ihm durch seine Familie oder die Schule vermittelt wird. Eines Tages bekommt Cols unbeschwertes Leben einen tiefen Riss, als die Dreckige Riff seinen Weg kreuzt. Riff ist wild, revolutionär und ausgesprochen hübsch! Kein Wunder also, dass sie Col nicht nur mit ihren Äußerungen durcheinander bringt. Natürlich glaubt er Riff nicht, die ihm erzählt, dass nicht alles richtig und gut ist, was an Bord des Worldshakers passiert. Warum sollte er die gesellschaftlichen Regeln der Elite in Frage stellen, die ihm ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und die gesamte Welt verkörpern die er kennt?
Auch wenn Harlands Charaktere zunächst stereotyp die Gesellschaftsklassen zu verkörpern scheinen, so hält Col längst nicht die größte Überraschung in Sachen Charakterentwicklung parat.
Der Kulisse des Worldshakers kann man sich bereits nach wenigen Kapiteln nicht mehr entziehen, die Gegenüberstellung der pompösen Oberdecks, die sogar Schulen, Ausflugsdecks und Bibliotheken enthalten und der düster-realistischen Atmosphäre der unteren Decks, in deren Bauch die Dreckigen ihre gefährliche Arbeit verrichten, um den Worldshaker am Laufen zu Halten. Wenn man das Elend und die Gewalt vor Augen geführt bekommt, weiß man, dass das alles nur in einer Revolution enden kann.
Die oft nur kurz gehaltenen Kapitel treiben die Handlung voran wie die regelmäßig laufenden Motoren des Worldshakers, man kann sich der Handlung auf engsten Raum nur schwer entziehen, und gleichermaßen, wie Col immer mehr Wissen über die Vorgänge an Bord des Worldshakers gelangt, wächst das Verstehen auf Seiten des Lesers. Obwohl Col kein Ich-Erzähler ist, kann man sich mit ihm als Leser am besten identifizieren, da er zu Anfang ebenfalls nur über Cols eingeschränkte Sichtweise verfügt und nur nach und nach Einblick über das komplette Ausmaß der Kluft zwischen Elite und Dreckigen erhält.
Viel zu schnell hat man dieses Buch verschlungen, aber man verdaut noch tagelang an dem sozialkritischen Stoff. Vor allem, da der Autor Richard Harland den Leser nicht mit einem "Happily ever after" aus der Geschichte entlässt. Vielmehr gibt er dem Leser einen Ausblick auf die Fortsetzung "Liberator" mit auf dem Weg, die klar macht: Nach der Revolution ist vor der Revolution! Oder wie Harland selbst sagt: Worldshaker hatte den Vorteil eine Welt zu erschaffen, aber Liberator hat die größere Story.
Wenn es mir schon so schwer fiel den Worldshaker aus der Hand zu legen, bin ich nun mehr als gespannt auf den Liberator!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2010
Sillig, Olivier

Schule der Gaukler


sehr gut

Olivier Sillig erzählt die Lebensgeschichte des Gauklers Hardouin, im Gepäck ein in Alkohol eingelegter Hermaphrodit. Es ist aber nicht nur seine Geschichte, sondern auch die Geschichte dieses namenslosen Hermaphroditen, seiner beiden Assistenten Tiécelin und Juan, und dem Grüppchen sonderbarer Menschen, die sich nach und nach dem Gaukler und Schauspieler auf seiner Reise durch Europa anschließen. Die Geschichte streift entführt den Leser auf den Karneval von Venedig, begleitet Kolumbus´ Fahrt nach Westen und zu guter letzt auf dem Galgenberg von Marseille.
Der Autor schreibt, als würde er nicht über das ausgehende Mittelalter schreiben, sondern als hätte er die Geschichten dieser Gaukler hautnah miterlebt. Es wirkt nichts erfunden, oder dazu gedichtet, die Sprache wirkt so echt und voller Magie, dass man sich tatsächlich ins Mittelalter versetzt fühlt. Zwischendurch hatte die Geschichte für mich einige Längen, als der Autor zu sehr auf die Sexualität der Protagonisten einging und der Erzählfluss unterbrochen wurde von einer Rückblende in Hardouins Leben vor dem Zusammentreffen mit Tiécelin und einem Ausblick in die Zukunft, bei dem es zu einem Aufeinandertreffen Tiécelins mit Hardouins erstem Assistenten Juan kommt. Die handelten Protagonisten sind nicht nur durch ihren erwählten Beruf Grenzgänger der Gesellschaft, sondern auch durch angeborene oder erlangte Behinderungen, Homosexualität oder einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte. Einige Handlungsstränge tragen derart märchenhafte Züge, dass Realität und Utopie auf wundersame Weise vermischt werden.
Insgesamt war der Roman "Schule der Gaukler" ein außergewöhnliches Leseerlebnis für mich, da er von der Sprache und der Geschichte so unheimlich authentisch wirkt.
Direkt ins Auge gestochen ist mir in diesem Fall die Aufmachung des Buches. Der Klappentext ist um 90 Grad verdreht zum Buchcover zu lesen und beginnt zusammen mit dem Titel des Buches bereits auf dem Buchrücken.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2010
Bradley, Alan

Mord im Gurkenbeet / Flavia de Luce Bd.1


ausgezeichnet

Mit "Mord im Gurkenbeet" hat Alan Bradley den Auftakt einer Reihe vorgelegt, die die beiden Genres Krimi und Jugendliteratur auf vortreffliche Weise verbindet. Im Gegensatz zu den Endloskrimireihen, bei denen meist ein geschiedener skandinavischer alkoholkranker Kommissar ermittelt, ist es erfrischend auf eine Reihe zu stoßen, die von vorneherein "nur" auf 6 Bände ausgelegt ist und bei deren Hauptfigur es sich um ein 11jähriges Mädchen mit einem ausgeprägten Hang zur Chemie handelt.

In ihren ersten Mordfall wird die 11jährige Flavia rein zufällig verstrickt. Im Gurkenbeet des de Luceschen Anwesens haucht ein Fremder seinen letzten Atemzug in Gegenwart der jungen Hobbydetektivin aus. Noch am Abend zuvor wurde Flavia Zeuge eines Streits, der zwischen ihrem Vater und eben diesem Fremden ausgetragen wurde. Sollte ihr Vater etwa den Tod des Mannes auf dem Gewissen haben? Flavia ermittelt auf eigene Faust und ist der ortsansässigen Polizei meist um eine neugierige Nasenspitze voraus. Im Laufe ihrer Ermittlungen entdeckt sie tatsächlich einen dunklen Punkt in der Vergangenheit ihres Vaters und bringt damit ihr Leben in Gefahr...

Obwohl der Kriminalfall äußerst einfallsreich konzipiert ist und ich trotz einer frühen Ahnung, wer in dem Mordfall die Finger im Spiel hatte, über die ganze Tragweite dieses Falls lange gegrübelt habe und mehr als einmal überrascht wurde, ist das Verbrechen neben dem, was den eigentlichen Charme dieser skurril-komischen Geschichte ausmacht, nur nebensächlich.
Alan Bradley hat mit Flavia eine naseweise und altkluge Figur geschaffen, die sicherlich keiner früher als kleine Schwester hätte haben wollen ;o) Neben dem kriminalistischen Handlungsstrang spielt auch Flavias Familienleben und die Beschreibung der einzelnen Charaktere eine große Rolle. Die junge Halbwaise lebt zusammen mit ihrem zurückgezogen lebenden Vater, ihren zwei älteren Schwestern, einer Köchin und dem Bediensteten Dogger auf dem ländlichen Anwesen Buckshaw. Ihre Schwestern Daffy und Feely müssen des öfteren als Versuchskaninchen für Flavias chemische Versuche herhalten, umgekehrt versuchen die beiden Großen der kleinen Schwester ständig weis zu machen, dass sie adoptiert ist, hach... da kommen beim Lesen nostalgische Gefühle auf, welchen "Spaß" man früher mit den eigenen Geschwistern hatte ;o)
Die Geschichte spielt in England Mitte des 20. Jahrhunderts unter der Herrschaft von König George VI. Sowohl das Setting als auch das begehrte und äußerst seltene Kleinod, um das sich der Mordfall dreht, sind "very british". Alan Bradley schreibt sehr authentisch, gewitzt und mit viel Sinn für Situationskomik. Wer Miss Marple mochte, wird Flavia lieben!

Reihen-Info:
1. The Sweetness at the Bottom of the Pie (Mord im Gurkenbeet)
2. The Weed that Strings the Hangman's Bag (Mord ist kein Kinderspiel)
3. A Red Herring Without Mustard
4. Seeds of Antiquity
5. Death in Camera
6. The Nasty Light of Day

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.