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Baerbel82

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Insgesamt 969 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2015
Kurz, Ralf

Nicht noch einmal / Kommissar Bussard Bd.5


ausgezeichnet

Du gehörst mir!

„Nicht noch einmal“ ist bereits der fünfte Fall für den Freiburger Kommissar Bussard. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Ralf Kurz hat der Geschichte einen gruseligen Prolog vorangestellt. Worum geht es?
Bussards Partnerin Anja wird von ihrem Vermieter Özgan sexuell belästigt. Tanzpartner Carlo, der ein Auge auf sie geworfen hat, wird Zeuge des Vorfalls. Doch Anja verschweigt ihrem Chef die Attacke. Kurz darauf ist Özgan tot. Jemand hat ihm das Genick gebrochen.
Schnell ist klar, dass Özgans Schwägerin Sanya nicht nur für ihn geputzt hat, sie musste ihn auch sexuell bedienen. Und mit Teppichen hat er offenbar auch nicht gehandelt. Wusste Sanyas Mann von dem Verhältnis? Hat er deshalb seinen Bruder umgebracht?
Merkwürdige Dinge geschehen. Anja fühlt sich von Carlo bedroht, denn er will sie nun mit seinem Wissen erpressen. Die Lage eskaliert, als Anja plötzlich vermisst wird. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…
Ralf Kurz hat seinen neuen Kriminalroman wieder routiniert in Szene gesetzt. In kursiver Schrift eingestreute Einschübe verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Zudem hat der Autor eine Thematik gewählt, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und führen schließlich in den Schwarzwald zu einem dramatischen Showdown.
Anja und Bussard haben mir hier besser gefallen als im Vorgänger „Kopf oder Zahl“, denn beide haben sich weiterentwickelt. Nervenkitzel, der ohne bluttriefende Sätze auskommt, auch wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist. Dazu ein Spannungsbogen, der es unmöglich macht, sich um irgendetwas anderes zu kümmern, als dieses Buch zu lesen.

Fazit: Brandaktuelle Thematik, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 07.12.2015
Albrecht, Ilja

Kalter Zorn / Kiran Mendelsohn Bd.2


ausgezeichnet

Abgründe hinter heilen Fassaden

„Kalter Zorn“ ist nach „Sibirischer Wind“ der zweite Fall für das sympathische Ermittlerteam Kiran Mendelsohn und Bolko Blohm. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Schauplätze sind Xanten, Vechta und Osnabrück, aber auch die USA und die Niederlande. Ilja Albrecht hat der Geschichte einen gruseligen Prolog vorangestellt. Worum geht es?
In Xanten wird eine amerikanische Austauschschülerin grausam ermordet. Da es in den USA bereits zwei Fälle mit demselben Modus Operandi gegeben hat, fliegt Kiran in die USA, um dort mit dem FBI ein Täterprofil zu erstellen. Schnell ist klar, dass es sich um einen psychopathischen Serienkiller handeln muss, der seine Opfer foltert und quält, bevor er ihnen die Kehle durchtrennt.
Während Kiran sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellt, geschieht in Deutschland ein weiterer Mord. Es geht um Sex, harte Drogen und Gewaltexzesse. Aber auch um Selbstjustiz - und am Ende sind sieben Menschen tot. Das Motiv des Täters ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, trotzdem ist er ein kaltblütiger Killer, denn Schuld ist relativ. Mord nicht.
Über das Wiedersehen mit Kiran und Bolko, Alenka und Enzo, habe ich mich sehr gefreut. Auch wenn Alenka einen Alleingang startet, der ihr fast das Leben kostet. Irrungen und Wirrungen, nichts ist wie es scheint. Selbst für den geübten Krimi-Leser hält Ilja Albrecht viele Überraschungen bereit. Gekonnt seziert der Autor Schritt für Schritt Lug und Trug sowie menschliche Abgründe und deren Folgen.
Rasant treibt Ilja Albrecht die Geschichte voran. „Kalter Zorn“ ist nichts für zartbesaitete Leser. Denn es geht brutal mit aller Gewalt zu, körperlich wie seelisch. Mir hat das Buch genauso gut gefallen wie „Sibirischer Wind“. Ähnlich und doch ganz anders. Kein Politthriller, sondern ein Serienkiller-Thriller, aber eben kein Serienkiller-Einheitsbrei. Ein Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

Fazit: Thriller mit Tiefgang. Rasant, abgründig und packend zugleich!

Bewertung vom 05.12.2015
Rhodes, Kate

Eismädchen / Alice Quentin Bd.3


gut

Nichts Neues unter der Sonne

„Eismädchen“ ist bereits der dritte Fall für die Londoner Kriminalpsychologin Alice Quentin. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Kate Rhodes kommt gleich zur Sache: Die zehnjährige Ella steht zitternd vor Kälte vor ihrer Schule. Eigentlich wollte ihr Opa sie abholen. Aber wahrscheinlich ist sein Auto wieder kaputt. Also macht sie sich alleine auf den Heimweg. Als sie an einem Mann mit einem Lieferwagen vorbeikommt, wird sie von ihm geschnappt und in seinen Lieferwagen gestoßen.
„Eismädchen“ hat mich sofort an den Film „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert, in dem die FBI-Agentenanwärterin Clarice Starling den Serienmörder Buffalo Bill mit Hilfe des kannibalistisch veranlagten Psychiaters Hannibal Lecter fängt. Denn auch hier treibt ein Serientäter sein Unwesen, der dem berüchtigten Louis Kinsella nacheifert, der vor siebzehn Jahren neun Mädchen entführte, bevor er schließlich gefasst wurde.
Alice Quentin steht nun ebenfalls vor der Aufgabe, Kinsella endlich dazu zu bringen, über seine Entführungen zu reden, damit der Nachahmer aufgehalten werden kann. Aber Kinsella weiß genau, wie er seine Umwelt manipulieren kann. Er fordert von Alice ein Geheimnis für jedes Geheimnis, das er ihr verrät. Genau wie einst Hannibal Lecter von Clarice Starling. Und so muss Alice ihm ihre innersten Ängste offenbaren, um die Mädchen retten zu können. Ein perfides Spiel beginnt…
Nichts Neues unter der Sonne. Doch gibt es das im überstrapazierten Subgenre des Serienkiller-Thrillers überhaupt noch? Kate Rhodes hat ihre Sache zweifellos gut gedacht, aber eben nicht gut gemacht. Mich konnte „Eismädchen“ jedenfalls nicht überzeugen.
Einzig mit der kleinen Ella leidet der Leser mit, wenn von ihr und ihrem Entführer die Rede ist. Und er hofft mit Ella irgendwie auf positive Erkenntnisse und Lösungen. Der Schluss ist überraschend, aber nicht konstruiert.

Fazit: Solide Krimikost mit psychologischem Hintergrund, die für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können.

Bewertung vom 03.12.2015
Slaughter, Karin

Pretty Girls (eBook, ePUB)


sehr gut

Abgründe der menschlichen Seele

Atlanta, Georgia 1991: Die neunzehnjährige Julia Carroll verschwindet nach einem Kneipenbesuch spurlos. Ihre Leiche wird nie gefunden. Sie ist nicht die Erste. Der Täter hat es anscheinend auf junge Frauen abgesehen, die blond sind und blaue Augen haben.

Vierundzwanzig Jahre danach: Wir lernen die etwa vierzigjährige Claire Scott kennen. Sie ist seit achtzehn Jahren mit Paul verheiratet, als beide nach einem Restaurantbesuch überfallen werden. Paul wird dabei getötet.

Anschließend machen wir die Bekanntschaft von Lydia Delgado. Sie hat eine siebzehnjährige Tochter. Ihr Freund berichtet ihr von Pauls Tod. Offensichtlich hat Lydia ihn gekannt und nicht in bester Erinnerung: „Ich hoffe nur, er hat gelitten.“

Paul hatte also anscheinend auch eine dunkle Seite. Als Claire ein Video mit expliziten Gewalt- und bizarren Sex-Szenen auf Pauls Computer entdeckt, weiß sie bald nicht mehr, wer dieser Mann eigentlich war, mit dem sie ihr Leben geteilt hat. War Paul schon immer pervers?

Claire begibt sich auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit und gerät immer mehr in ein tödliches Netz aus Lügen, in das auch die Polizei verstrickt zu sein scheint. Während wir Lydias und Claires Geschichte folgen, werden immer wieder Tagebucheinträge eingestreut, die von Julias Vater geschrieben wurden, an seine wunderschönen Mädchen.

Karin Slaughter hat ihren neuen Thriller spannend in Szene gesetzt mit vielen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen bis zum dramatischen Showdown. Aber es geht auch recht brutal zu. Sprachlich anspruchslos und auf primitive Weise unterhaltsam.

„Pretty Girls“ ist einer dieser typischen amerikanischen Standard-Thriller mit Schockeffekten. Das war mir oft „too much“. Ich habe es lieber, wenn ich meine Fantasie spielen lassen kann. Detaillierte Beschreibungen, wie der Täter seine Opfer foltert und quält, brauche ich nicht.

Fazit: Packend erzählter Psychothriller mit Happy End-Garantie.

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Bewertung vom 23.11.2015
Börgdahl, Ole R.

Leiche an Bord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unfall oder Mord?

„Leiche an Bord“ ist bereits der fünfte Fall für den Hamburger Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner und den ehemaligen FBI-Profiler Tillman Halls. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Hauptschauplätze sind Hamburg, Sassnitz und Bozen. Worum geht es?
Als Bruckner seinem Freund Halls von einem Cold Case erzählt, den er für Fallanalysen bei Profiler-Schulungen verwendet, kommen Halls Zweifel: Handelt es sich bei dem angeblichen Unfalltod eines Hamburger Bauingenieurs womöglich um Mord? Heiko Vogt war vor anderthalb Jahren tot auf einer Fähre nach Schweden gefunden worden.
Bruckner und Halls beginnen, erneut zu ermitteln. Es mangelt an verwertbaren Spuren, jedoch nicht an Verdächtigen: Tobias Glander und Harald Borowsky. Heiko hatte seinem Cousin Tobias die Freundin ausgespannt und seinen Kollegen Borowsky, der Vorteilsnahme bezichtigt. Beide hätten also ein Motiv, sich an Heiko zu rächen…
Erzählt wird die Geschichte wieder in der Ich-Perspektive aus Sicht von Tillman Halls. Der Kommissar und der Profiler stoßen bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Toten auf ein Geflecht aus Lügen und Schweigen. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint.
Das Zusammenspiel zwischen Bruckner und Halls gefällt mir. Ole R. Börgdahls Schreibe ist lebendig und die Geschichte glaubwürdig. Den Spannungsaufbau finde ich äußerst gelungen, die Dialoge sind authentisch, insbesondere die Duelle zwischen dem Ermittler-Duo und den Verdächtigen.
„Leiche an Bord“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Falsche Fährten, überraschende Wendungen und ein fulminanter Showdown, das treibt den Leser voran und verhindert das Aufkommen jeglicher Form von Langeweile. Man darf also auf den nächsten Fall gespannt sein.

Fazit: Spannender Krimi mit innovativem Finale. Beste Unterhaltung!

Bewertung vom 18.11.2015
Roters, Connie

Das Grab im Schnee / Kommissar Breschnow Bd.2


sehr gut

Schuld und Sühne

„Das Grab im Schnee“ ist nach „Tod in der Hasenheide“ der zweite Fall für Hauptkommissar Stefan Breschnow, Hobbydichter und Berufstrinker. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Ort der Handlung ist erneut Berlin. Connie Roters hat der Geschichte einen gruseligen Prolog vorangestellt. Worum geht es?
Über das Wiedersehen mit Breschnow und Cosma Anderson habe ich mich sehr gefreut. Cosma arbeitet inzwischen beim TV, als Assistentin von Showmaster Karsten Movara. Ihre Freundin Nina, die als Assistentin für Peter Polen tätig ist, einem weiteren Showmaster, wird vermisst.
Movara scheint spezielle sexuelle Vorlieben zu haben und hat offenbar ein Auge auf Nina geworfen, obwohl er verheiratet und sie mit ihrem Chef Polen liiert ist. Nach einem unheimlichen Anruf Ninas bei ihren Eltern befürchtet die Polizei das Schlimmste. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Verdächtigt Breschnow den Falschen? Movara kommt megaunsympathisch rüber, ein notorischer Fremdgänger, der nichts anbrennen lässt. Aber ist er deshalb auch ein Mörder? Je tiefer der Kommissar in diesen Fall eintaucht, umso mehr menschliche Abgründe tun sich auf…
Schuld und Sühne, Vergewaltigung und Selbstmord, Mord, Mordversuch und Entführung, das sind die Zutaten für Connie Roters neuen Kriminalroman. „Tod in der Hasenheide“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen. „Das Grab im Schnee“ konnte mich nicht ganz so fesseln. Wie Vergewaltigung und Mord zusammenhängen, war mir bald klar. Der Täter kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit: Eine alte, ungesühnte Schuld. Als Breschnow das erkennt, ist es fast zu spät.
„Das Grab im Schnee“ besticht durch eine authentische Atmosphäre und viel Lokalkolorit. In Kursivschrift sind geheimnisvolle Rückblenden in die Vergangenheit eingestreut. Alle Erzählstränge laufen am Ende zusammen und werden schlüssig aufgelöst. Grundsätzlich darf gesagt werden, dass „Das Grab im Schnee“ trotz seiner Vorhersehbarkeit ein durchwegs gelungenes Buch ist, das sich leicht und flüssig lesen lässt. Und so freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

Fazit: Solide deutsche Krimikost, die für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können.

Bewertung vom 07.11.2015
Schweizer, Stefan

Ritter und die PKK


sehr gut

Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Stuttgart im Dezember 2012: Baumaschinen, die auf der Großbaustelle ‚Stuttgart 21‘ im Einsatz waren, werden in die Luft gesprengt. Der Verdacht fällt auf die Baumretter, bis ein Bekennerschreiben der Freien Syrischen Armee (FSA) auftaucht.
„Ritter und die PKK“ ist der zweite Kriminalroman von Stefan Schweizer, in dem der Stuttgarter Hauptkommissar Alexander Ritter die Hauptrolle spielt. Und Ritter hat anscheinend nichts dazugelernt. Wieder betrügt er seine Freundin Jana, diesmal mit Amelie, die zum Kreis der Verdächtigen gehört.
Es dauert lange bis Spannung aufkommt. Denn auf den ersten Seiten, da gibt es doch sehr viel Lokalkolorit. Auch die Frotzeleien zwischen Ritter und seinem Kollegen Epple haben mich etwas genervt. So geht es gemächlich voran bis die Ereignisse sich plötzlich überschlagen: ein zweiter Anschlag und ein weiteres Bekennerschreiben.
Die FSA, die PKK, der syrische und der türkische Geheimdienst, das sind die Hauptakteure in „Ritter und die PKK“. Es geht um Organisierte Kriminalität, insbesondere Drogen- und Waffenhandel, Entführung und Korruption. Auch die Polizei selbst scheint in die Vorgänge verstrickt zu sein.
Alles in allem hat mir die Geschichte dann doch noch ganz gut gefallen. Nicht so blutig wie der Vorgänger. Der Roman besticht durch bestens recherchierte Hintergründe mit aktuellem Bezug (Syrien-Konflikt). Zitat: „Assad und die herrschende Baath-Partei sind langlebiger als gedacht.“

Fazit: Eine explosive Mischung aus Dichtung und Wahrheit über ein brandheißes Thema.