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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1464 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2020
Lustig, Elena

Pro Age Yoga


weniger gut

Yoga, so schreibt die Autorin sinngemäß, ist aus ihrer Sicht nicht nur eine Bewegungsform, sondern ein Lebensstil, wenn nicht gar eine Weltanschauung. Was sie aus meiner Sicht mit vielen Allgemeinplätzen erklärt. Wenn nicht sogar mit Worthülsen. Abgesehen von den wenigen greifbaren Aspekten wie den Übungen und Beispielen sind es für mich zwar nicht unbedingt leere Worthülsen - das wäre arrogant und ignorant - aber doch etwas, was in nicht ein derartiges Buch voller konkreter Anregungen hineinpasst.

Ich hätte mir leichtere Yogaübungen gewünscht - gern auch welche, die zwischendurch mit ein paar Bewegungen im Stehen oder Sitzen realisiert werden können bspw. wenn man irgendwo wartet. Bei den Meditationen hingegen hätte ich mir wesentlich ausführliche Erläuterungen sowohl zum Vorgehen als auch zu den eigenen Erfahrungen gewünscht. Die Bilder und Sprüche haben aus meiner Sicht nicht hineingepasst. Ich möchte das nicht schlecht reden, doch andere Bilder - solche, über denen es sich meditieren lässt zum Beispiel und Sprüche bzw. Aussagen hätten möglicherweise ganz gut gepasst.

Nun, die Menschen, auch die alternden, sind so unterschiedlich wie alles im Leben - andere mögen von diesem Werk begeistert sein!

Bewertung vom 08.01.2020
Schlennstedt, Jobst

Sennegrab / Jan Oldinghaus Bd.3


sehr gut

Reihenweise tote Frauen pflastern den Weg der Mitarbeiter des Kriminalkommissariats Bielefeld. Die sind aber nicht schuld daran, dass im Revier Eiszeit herrscht. Ein Umstand, mit dem der aus dem Sabbatical zurückkehrende Jan Oldinghaus so gar nicht gerechnet hat, herrschte doch bislang immer eine lockere und angenehme Stimmung unter den Kollegen.

Damit ist es aber vorbei, was Jan sich gar nicht erklären kann. Logisch, dass die Arbeit darunter leidet, was er selbst sofort zu spüren bekommt, indem er früher als geplant zurückkehren muss und außerdem noch einen ganz frischen Sonderfall übertragen bekommt. Ein bekannter Bielefelder Politiker wurde nämlich auch tot aufgefunden...

Man ist schnell drin - sowohl im Fall als auch in Ostwestfalen, das hier alles andere als steif und verstaubt daherkommt. Autor Jobst Schlennstedt versteht es, sowohl die Orte als auch die Figuren mit wenigen Worten eindringlich zu schildern und ist auch immer wieder für eine Überraschung gut. Mir hat vor allem sein klarer Blick auf soziale Mißstände gut gefallen. Der Krimi bleibt spannend bis zum Schluss, an dem ein dicker Cliffhanger, der mir persönlich ein bisschen des Guten zu viel war, auf den Leser wartet. Dennoch - ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht - sowohl mit Kommissar Jan als auch mit seinen Kollegen!

Bewertung vom 08.01.2020
Chevalier, Tracy

Violet


ausgezeichnet

Übrig geblieben ist Violet nach dem großen Krieg, dem bitteren Stellungskrieg im zweiten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts, in dem ihr Liebster fiel, ebenso wie ihr großer Bruder. Sie gehört zu der Generation der überschüssigen Frauen und ist allein - auch noch dreizehn Jahre nach diesem Krieg, den wir heute den Ersten Weltkrieg nennen, also zu Beginn der 1930er Jahre und wahrscheinlich für immer. So denkt sie, als sie nach Winchester umsiedelt, um ein neues Leben, fern von ihrer Mutter zu starten. Wobei es geographisch gesehen ein Katzensprung ist, nämlich nicht mehr als 12 Meilen. Aber mit dem Antreten einer neuen Stellung in einer für sie neuen Stadt, in der sie ganz auf sich gestellt ist, beginnt für Violet eine neue Lebensphase, eine, in der sie ganz auf sich allein gestellt ist.

Um es vorwegzunehmen: sie bleibt es nicht, aber auf ganz andere Art, als sie es vorgestellt oder gar gewünscht hat. Sie erlebt sowohl Liebe als auch Gemeinschaft auf eine ganz neue Art, lernt, sich zu behaupten, aber auch - zu leiden. Sie lernt Menschen kennen, die ihr ein Vorbild sind, solche, vor denen sie sich fürchten lernt und Menschen, die ihre Hilfe brauchen. Und die ihr umgekehrt ebenfalls zur Seite stehen. Und einen liebenswerten Menschen, der ihr Herz voll, aber auch schwer werden lässt.

Es ist immer wieder herrlich, zu erleben, wie eindringlich Tracy Chevalier in ihr jeweiliges Setting einführt - ich fühle mich jedes Mal wie ein Teil davon. Sie filtert die wesentlichen Faktoren - wie diesmal das Schicksal einer alleinstehenden Frau mittleren Alters - klar heraus und setzt mit ihren Schilderungen packend ein - genau an der richtigen Stelle. Diesmal in den frühen 1930er Jahren im englischen Kleinstadtmilieu, wo es eine ganze Generation übriggebliebener Frauen wie Violet gibt - die Männer blieben zurück auf den Schlachtfeldern von Passchendaele, an der Somme und anderen Schauplätzen des Ersten Weltkriegs.

Was für ein hartes Leben sie als alleinstehende, immer noch stark benachteiligte Frauen hatten, ist uns heute gar nicht mehr bewusst - Violet hat es mir deutlich gemacht mit ihrem Minigehalt als Schreibkraft, mit dem sie sich kaum über Wasser hält. Um sich einen Urlaub der einfachsten Kategorie leisten zu können, muss sie ihren Bruder um Unterstützung bitten.

Erfüllung findet sie - man glaubt es kaum - im Sticken von Knie- und Sitzkissen für die Kathedrale von Winchester inmitten einer Gemeinschaft von Frauen, von denen ihr einige zu Freundinnen werden. Und auch sonst erlebt sie Ungeahntes und Unverhofftes in Winchester und um Winchester herum.

Ein großartiges, ein kraftvolles Buch, das die Frauen und ihren steinigen Weg, den sie im Verlauf der historischen Entwicklungen gingen, feiert. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und es wird noch lange in mir nachhallen.

Bewertung vom 04.01.2020
Nunez, Sigrid

Der Freund


sehr gut

Der Förderer und ehemalige Lehrer, der der Protagonistin vor allem jedoch ein langjähriger Freund war, ist gegangen - selbst hat er ein Ende gesetzt, sich das Leben genommen. Es ist nicht so, dass sie es gar nicht kommen sah, dennoch geschieht es überraschend. Und noch überraschender ist, was, beziehungsweise wer übrigbleibt. Seine Frau natürlich, die Dritte, aber nicht nur sie. Nein, er wird auch von einem, von seinem Hund betrauert, den die Witwe nicht behalten will. Im Gegenteil, der Verstorbene hatte ihn gegen ihren Willen behalten, ein Fund im Park sozusagen. Und zwar nicht irgendeiner, sondern eine riesige Dogge, älteren Semesters noch dazu - Apollo mit Namen

Angeblich war es der Verstorbene selbst, der mal bemerkt hatte, dass im Fall der Fälle die Protagonistin sich um das Tier kümmern würde. Und das, obwohl sie in ihrer winzigen New Yorker Wohnung gar kein Tier halten darf.

Nun, es kommt, wie es kommen muss, irgendwann ist Apollo da und nimmt gleich das Bett in Beschlag. Die beiden gewöhnen sich rasch aneinander, sie sind beide schon in dem Alter, in dem sie gemächlicher spazieren, gerne zu Hause sind und sich irgendwann aneinander gewöhnen. Abgesehen von der nächtlichen Ruhe im Bett mag Apollo es, vorgelesen zu bekommen. Ob er Musik mag, lässt sich hingegen nicht so recht herausfinden.

Auf jeden Fall verleitet er die Protagonistin zu diversen Überlegungen und Bezugnahmen zum Werk anderer Autoren, sowohl im Hinblick auf Hunde als auch auf weitere Themen , die sich ihr ohne Apollos Anwesenheit möglicherweise nicht erschlossen hätten.

Bald schon kann sie gar nicht mehr ohne den Hund sein - obowohl es Hürden gibt. Aber auch Wunder.

Ich habe mich wirklich schwer getan in dieses Buch hineinzufinden, irgendwann jedoch konnte ich nicht mehr davon lassen. Es ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Haben Sie schon oft vernommen, diese Worte? Ich auch - aber wagen Sie sich heran, es ist wirklich komplett anders. Eine Mischung aus Memoir. Oft habe ich mich gefragt, ob das tatsächlich alles Fiktion ist, was hier vorkommt. Um plötzlich, schon ziemlich zum Ende hin, zu erkennen, dass die Autorin mich ganz schön an der Nase herumgeführt hat. Oder doch nicht?
Fakt ist, dass das Werk ein absolutes Novum in vielerlei Hinsicht ist und schon deswegen - und natürlich auch wegen der Erzählkunst der Autorin -den National Book Award 2018 vollkommen zu Recht errungen hat!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2020
Kleinknecht, Olivia

Der Regisseur


gut

Wer das Extreme liebt - Der ist mit diesem Thriller, der eine Mischung aus hart und schwungvoll aufweist, sicher gut bedient. Vom Aufbau her passt das Buch sehr gut zum Titel, denn die Handlung ist in Schnitte eingeteilt - also ein schneller, ja rasanter Wechsel per Klappe.

Dadurch braucht es aber auch seine Zeit, in die Handlung hineinzufinden - machtvolle Hauptfigur ist der Regisseur Vittorio Angelotti, der es liebt, die Handlung in jeder seiner Lebenslagen zu bestimmen, nicht nur in den Filmen, die er dreht.

Ich allerdings konnte seinen Charakter aufgrund der Darstellung im Thriller nicht recht erfassen und damit auch nicht nachvollziehen, aus welchem Grund ihm die Frauen reihenweise erlagen und alles mit sich machen ließen - wirklich alles. Überhaupt waren die Charaktere, auch die Frauen, für mich nicht greifbar.

Ich mag es gerne, wenn ich Stimmungen und Entwicklungen erfassen kann - hier hatte man gar keine Zeit dafür in den schnellen Abläufen. Also war es wohl einfach nicht das richtige Buch für mich - für Leser, die harte Thriller mögen, in denen Sex eine nicht unwesentliche Rolle spielt, ist dies sicher die richtige Lektüre

Bewertung vom 04.01.2020
Nauheimer, Sandra

Das Freulein backt! zur Weihnacht


sehr gut

Hier backt das Freulein, also die Bloggerin Sandra Nauheimer, die schon einige Zeit unter diesem Nick im Netz unterwegs ist und mit diversen Köstlichkeiten überrascht.

Gleichwohl ist der Titel des neuen Backbuchs ein wenig ungerecht, denn das Freulein Sandra backt hier nichtnur eigene Rezepte - nein, sie hat eine ganze Reihe hessischer Hausfrauen hinter sich, die hier Rezepte für Erprobtes und Bewöhrtes eingereicht haben. Das wurde mir erst klar, als ich das Buch durchgeblättert habe - ein Umstand, der aus meiner Sicht ein wenig prominenter hätte herausgestellt werden können.

Ebenso, wie ich Originelles und Unbekanntes vermisst habe - hier ist das Meiste in irgendeiner Form bereits dagewesen. Ich bin froh, dass ich jetzt alle bekannten Rezepte in einem Backbuch habe - auch wenn viele davon sich sehr ähneln.

Was wirklich toll ist - die Rezepte sind überwiegend unkompliziert und es kommt auch Salziges auf den Tisch. Ich habe so einiges davon auf die vorweihnachtliche Kaffeetafel gebracht und werde das auch im nächsten Jahr wieder tun! Vielleicht mit weiteren Impulsen vom Freulein?

Bewertung vom 29.12.2019
Allinson, Kate;Featherstone, Kay

Pinch of Nom


gut

Ein wirklich tolles und unkonventionelles Kochbuch, das sicher nicht nur Übergewichtigen gefällt. Es ist innovativ, witzig und optisch attraktiv gestaltet - und enthält eine Menge "Plus". Das ist in diesem Fall nicht als eine positive Benotung zu verstehen, sondern als Zusatz- bzw. Ersatzstoff.

Ja, die Briten: dass die ein bisschen anders ticken als wir Mitteleuropäer, das ist uns wohl bekannt. Vor allem im Hinblick auf die Politik. Aber auch in anderen Disziplinen. Ich besuche England seit Jahrzehnten und habe mich dort von jeher mit Kochbüchern eingedeckt. Da gab es viel, wovon man hier nur träumen konnte wie tolle vegetarische Kochbücher bereits in den 1980er Jahren sowie auch solche zur internationalen Kochkunst. Meine ersten drei Kochbücher zur arabischen Küche hatte ich von dort, ebenso wie die für das vegetarische Kochen.

Alles super, auch wenn es hier nicht immer alles zu kaufen gab. Aber es gab immer Wege zu variieren. Das ist auch hier der Fall und aus meiner Sicht dringend Notwendig. Denn Produkte wie Kochspray und fettarmen Käse habe ich nicht aus meiner Küche verbannt - die gab es dort nie!
Zudem habe ich ein anderes Problem - hier wird haufenweise blähendes Gemüse verwendet - wenn man während der Diät auf diese Rezepte angewiesen ist, ist das nicht nur ein Problem für Magenkranke - nein, auch der Magen kräftigerer Menschen wird in dieser Zeit empfindlicher.


Dennoch sicher für viele ein gefundenes Fressen - für mich eher nicht, denn die meisten Rezepte passen nicht so ganz zu mir.

Bewertung vom 29.12.2019
Berg, Sofie

Schicksalstage am Fjord


sehr gut

Eine schwere und tragische Zeit, über die ich trotz wiederholter Lektüre noch viel zu wenig weiß. Hier geht es um Familie Bakken, die mehrheitlich im Widerstand tätig ist.
Ein Roman, in dem das Dilemma des Einzelnen besonders deutlich zum Ausdruck kommt. In dem wir es mit Wendehälsen, Verrätern, aber auch Unterstützung von unerwarteter Seite zu tun bekommen.
Nicht immer vermag die Autorin die Atmosphäre eindringlich genug zu transportieren, auch stilistisch werden die vielen Ideen und gut entwickelten Spannungsbögen nicht immer passend transportiert. Dennoch ist dieser Roman ausgesprochen lesenswert, weil er so nah ist an der Realität. Er macht das Dilemma Ingrids deutlich, ihre Unfähigkeit, sich zu entscheiden. Ein besonderer Roman, den ich nicht so schnell vergessen werde!

Bewertung vom 28.12.2019
Dabos, Christelle

Das Gedächtnis von Babel / Die Spiegelreisende Bd.3


ausgezeichnet

Beziehungsweise eine neue Welt. Denn es hat sie auf eine fremde Arche verschlagen, die sowohl für sie als auch für den Leser völlig neu ist. Denn die Uhren dort ticken vollkommen anders als auf Pol und erst Recht als auf Anima.

Auf Babel hofft sie, ihren Ehemann Thorn wiederzufinden, von dem sie seit fast drei Jahren getrennt ist - unfreiwillig, denn er fiel auf Pol, seiner Heimatarche, in Ungnaden und musste verschwinden. Alles deutet darauf hin, dass er auf Babel ist. Oder doch nicht? Es ist sehr schwer für Ophelia, dort Fuß zu fassen, da sie völlig auf sich allein gestellt ist - nicht einmal ihre Patentante begleitet sie diesmal.

Insidergerede meinerseits? Nun ja, aber wir befinden uns ja auch schon im dritten Teil der Saga, also mittendrin im Epos um die Spiegelreisende von der Arche Animanämlihc und den Intendanten der Arche Pol. Anders kann man da kaum drauf zugehen, denn es ist, wie es ist: zu diesem Zeitpunkt steckt der Leser mittendrin und hat auf jeden Fall bereits die Entscheidung getroffen, sich auf diese Story voll einzulassen. Wer so weit gelesen hat, will auch die ganze Geschichte, also alle vier Teile. Denn mittendrin kann man hier nicht starten, dann kapiert man nämlich gar nichts mehr!

Ophelia muss sich richtig auf Babel einlassen, eine freundlich und hell wirkende Arche, hinter deren Fassade leider Intrigen und Missgunst lauern und das nicht zu knapp. Aber es gibt auch ein paar Wesen, die anders ticken, Ophelia muss sie nur finden! Und findet sie auch Thorn? Oder führt ihre Reise zu ihm sie doch nur wieder auf eine weitere Irrfahrt?

Diese intelligente Fantasygeschichte macht wirklich Spaß, denn sie spinnt die politischen Intrigen von uns Erdenbürgern weiter und treibt sie in neue Räume, nämlich auf die 21 Archen. Autorin Christelle Davos gelingt es aufs Prächtigste, politische Ränke und Verschwörungen, aber auch Alleingänge irgendwelcher Machthaber oder auch Möchtegerns zu karrikieren und in eine andere Welt zu übertragen. Ein Epos, das nicht nur Jugendliche lieben werden, sondern alle, die sich gerne mal die ein oder andere neue Welt erschließen - wenn diese schlüssig und sinnvoll konstruiert ist und mit Stil und Humor dargeboten wird. All das schafft Christelle Davos mit ihrer Spiegelreisenden!