Benutzer
Benutzername: 
smartie11
Wohnort: 
In Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2015
Prammer, Theresa

Wiener Totenlieder / Carlotta Fiore Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Theresa Prammer entführt den Leser in ihrem ersten Krimi in den fremdartigen Mikrokosmos der Wiener Oper, in dem ganz eigene Gesetze zu gelten scheinen und es vor exzentrischen Persönlichkeiten nur so wimmelt. Schon gleich zu Beginn merkt man beim Lesen deutlich, dass Theresa Prammer genau weiß, wovon sie schreibt. Immerhin verfügt sie über eine langjährige Erfahrung, sowohl hinter den Kulissen als auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, selbst. So ist es auch kaum verwunderlich, dass sie es schafft, diese ganz eigene Atmosphäre der weltberühmten Oper und die Spleens und Eigenarten der Künstler sehr glaubwürdig und authentisch zu transportieren. Diese Atmosphäre macht für mich einen ganz besonderen Reiz aus, der diesen Krimi von anderen Krimis durchaus abhebt.
Aber auch ihre Protagonisten hat die Autorin wunderbar entwickelt und gezeichnet, allen voran natürlich ihr heterogenes Ermittlerpaar (Car-)Lotta Fiore, die gescheiterte Opernsängerin und Kaufhausdetektivin, und Konrad Fürst, den ehemaligen Polizisten, der nun seinen Lebensunterhalt als Clown verdient. Diese beiden tragen selbst schon so viele Probleme mit sich herum, so dass es bei den Ermittlungen durchaus auch noch zu "Komplikationen" kommt. Auch wenn ich persönlich beide Protagonisten mochte und mit ihnen mitgefiebert habe, hat mich dennoch insbesondere die Figur und das Schicksal des Konrad Fürst sehr gefesselt.
Die Story an sich hat Theresa Prammer sehr raffiniert ausgearbeitet und über die rd. 380 Seiten hinweg entwickelt. Dabei ist es immer wieder zu überraschenden Entwicklungen und Wendungen gekommen, die den Spannungsbogen kontinuierlich aufrecht erhalten haben. Bis kurz vor Schluss hatte ich keine eigene Theorie zum Mörder oder dessen Motiv. Dennoch wurde die Story im - fast schon atemlosen - Finale im Großen und Ganzen nachvollziehbar aufgeklärt, so dass sich ein insgesamt runder Eindruck ergeben hat.

FAZIT:
Ein spannender Krimi, der insbesondere durch die faszinierende Welt der Wiener Oper und das toller Ermittler-Duo besticht. Ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Fiore & Fürst.

Bewertung vom 25.03.2015
Hegarty, Shane

Der Legendenjäger / Darkmouth Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der zwölfjährige Finn wäre gerne wie alle andern Jungs. Ist er aber nicht. Denn Finn ist der Sohn von Hugo dem Großen, seines Zeichens letzter Legendenjäger von Darkmouth. Das will schon was heißen, schließlich ist das eher weniger beschauliche Darkmouth in Irland so ziemlich der letzte Ort der Erde, in dem noch immer regelmäßig Legenden von der anderen Seite einfallen: Mantikore, Minotauren, Wolpertinger und Co. Wen wundert´s also, dass es Finn davor graust, an seinem 13. Geburtstag in die übergroßen Fußstapfen seines Vaters zu treten und selbst den Kampf gegen die Legenden aufzunehmen.

Meine Meinung:
„Darkmouth“ ist Shane Hegartys Debutroman, und ein rundum gelungener dazu (soviel sei vorweg schon mal verraten). Zugegebenermaßen ist seine Grundidee, dass Kreaturen durch sich überraschend öffnende Protale in unsere Welt eindringen, nichts wirklich Neues („Primeval“ & Co. lassen grüßen). Das muss es aber auch gar nicht, denn Shane Hegarty ist es gelungen, dieser Grundidee seinen ganz eigenen, spannenden und humorvollen Stempel aufzudrücken. So entspinnt er eine Story, die mich vom temporeichen Start weg in ihren Bann gezogen, mich bis zum Schluss gefesselt und kontinuierlich bestens unterhalten hat. Dabei hat Hegarty durchaus ein paar überraschende Wendungen auf Lager, die bei mir mehr als einmal zu einem „Aha-Effekt“ geführt haben. Dabei nehmen Tempo, Spannung und Action zum Finale hin immer weiter zu, so dass sich die Ereignisse im Showdown schon fast überschlagen. Über die vollen rd. 360 Seiten ist es dem Autor dabei gelungen, seine Story nachvollziehbar und in sich logisch aufzubauen. Der Humor, mit dem der Autor über das ganze Buch hinweg nicht geizt, hat mir dabei hervorragend gefallen und lag genau auf meiner Wellenlänge, mit viel Ironie, Witz und natürlich (wie sollte es auch anders sein) schwarzem Humor.
Aber „Darkmouth“ glänzt nicht nur durch die überzeugende Story: Auch Hegartys Charaktere sind wirklich sehr gut gelungen. Allen voran natürlich Finn, der „Held wider Willen“, mit dem ich von der ersten bis zur letzten Seite mitgefiebert und mitgezittert habe. Wer jetzt aber denkt, Darkmouth sein ein typisches und reines „Jungs-Buch“, der irrt! Denn mit Emmie gibt es auch ein ganz starkes und geheimnisvolles Mädchen in Darkmouth, mit dem sich die jüngeren Leserinnen bestimmt identifizieren können. Abgerundet wird dieses „Paar“ durch eine Handvoll echt schräger und „spooky“ Charaktere, die geradezu einem Tim Burton Film entsprungen sein könnten. Mein persönlicher dritter Lieblingscharakter in Darkmouth ist Broonie der Hogboon (wer oder was das ist? Lasst Euch überraschen!).
Last but not least komplettiert die tolle Aufmachung das Buch: gift-grünes Cover, schwarzer Seitenschnitt und zahlreiche sehr schöne Illustrationen. So ergibt sich - alles zusammen genommen - ein echt rundes Komplettpaket, das aus meiner Sicht keine Wünsche offen lässt… mal abgesehen vom starken Wunsch nach einer Fortsetzung, die ich jetzt am liebsten gleich sofort lesen würde!

FAZIT:
Tolle Story, schaurig-schräge Charaktere und wunderbarer Humor gepaart mit ganz viel Spannung, Action und angenehmer Grusel-Atmosphäre. Von mir eine 101%ige Leseempfehlung, auch für Erwachsene!

Bewertung vom 18.03.2015
Grevet, Yves

Unten / NOX Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Die Welt der Zukunft ist zweigeteilt: in Oben und Unten. Während ein kleiner Teil der Bevölkerung in klarer Luft, in Reichtum und mit allen Annehmlichkeiten lebt, fristen die meisten Menschen ihr schweres Dasein im ewigen Dunkel der NOX-Wolke, die sich nach jahrhundertelanger Umweltverschmutzung wie ein undurchdringlicher, erstickender Mantel um die Welt gelegt hat. Durch verschreckende Propaganda und faschistische Organisationen versuchen die Herrschenden, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Doch in beiden Welten gibt es mutige Männer und Frauen, die sich nicht blind in ihr Schicksal ergeben wollen.

Meine Meinung:
„NOX – Unten“ ist der erste Teil der auf zwei Bände angelegten Dystopie des französischen Erfolgs-Autors Yves Grevet (Méto). Das Grundthema, dessen sich Grevet dabei bedient, ist alles andere als neu und an sich so alt wie die Menschheit: Eine kleine, privilegierte Oberschicht unterdrückt die in Armut und ewig schwelender Existenzangst lebende Unterschicht. Doch diese alte Thema verpackt Grevet sehr gekonnt in eine sehr bildhafte Idee: die allgegenwärtige, nachtschwarze und mitunter gesundheitsschädliche Wolke „NOX“. Faszinierend finde ich dabei seine „Idee“ des Klassensystems, welches allein darauf beruht, in welcher Höhe man sich leisten kann zu wohnen. Hierbei gibt es aber nicht nur die Grobtrennung zwischen über und in der NOX, sondern auch noch feine Abstufungen der Höhenzahl innerhalb der NOX, wobei die „Unterhundert“ die gesellschaftlich unterste Klasse sind. So wird der Alltag der Unterdrückten stets von dem Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg (hier im wahrsten Sinne des Wortes) dominiert. Hinzu kommen ganz typische Elemente eines solchen Unterdrückungssystems: Knallharte Propaganda (die z.B. den Unterdrückten vorgaukelt, zu viel Wasser würde ihre Haut verätzen) sowie paramilitärische bis faschistoide Überwachung und brutale Willkür.
In diesem Spannungsfeld wachsen Lucen (17) und Gerges auf, die seit frühester Kindheit beste Freunde sind, auch wenn dies ihren Eltern, die unterschiedlicher kaum sein könnten, schon lange ein Dorn im Auge ist. So ist es dann auch sehr vorhersehbar, dass die Freundschaft von Lucen und Gerges auf eine äußerst starke Probe gestellt wird. Die dritte Protagonistin dieser Geschichte ist Ludmilla, die privilegiert und äußerst behütet in der Oberschicht aufwächst und erst im Teenageralter erfährt, wie das wahre Leben innerhalb der Wolke aussieht. Geschickt verknüpft Grevet diese beiden Handlungsstränge und verwebt das Schicksal seiner Protagonisten. Aber auch jenseits der drei Protagonisten hat Grevet mehrere sehr starke und unterschiedliche Charaktere entwickelt, allen voran die starke Firmie sowie der rätselhafte und undurchsichtige Taf.
Sehr überzeugend finde ich neben der starken Grundidee der NOX auch die gesellschaftliche und kulturelle „Ausgestaltung“, mit der es Grevet gelingt, eine unglaublich dichte und überzeugende Atmosphäre zu erschaffen: Von den Kettenschuhen zur Stromerzeugung , über die verstümmelte und ausdrucksstarke Namensgebung der NOX-Bewohner bis hin zu den „Kompatibilitätstests“ junger Männer und Frauen. Alles in allem ist dem Autor hier eine bedrückende, abstoßende und erschreckende, aber nichts desto trotz sehr glaubhafte Welt gelungen.
„NOX“ wartet darüber hinaus aber noch mit einer weiteren Besonderheit auf: Die Geschichte wird im steten Wechsel aus der Perspektive der drei Hauptcharaktere beschrieben, so dass sich einzelne Szenen durchaus wiederholen, nur eben aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dies war zu Anfang etwas ungewohnt, ist aber ein sehr interessantes Stilmittel.
Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ist der, dass die Geschichte am Ende des ersten Buches für meinen Geschmack zu sehr „mittendrin“ aufhört. Hier hätte ich mir ein etwas „abgeschlosseneres“ Ende gewünscht. Einzig vor diesem Hintergrund mag ich auch keine vollen 5 Sterne vergeben.

FAZIT:
Eine sehr spannende und bedrückende Dystopie!

Bewertung vom 06.03.2015
Baisch, Milena;Haberstock, Meike

Anton hat Zeit / Anton Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbar witzig und kurzweilig: ein Buch für Klein und Groß

Zum Inhalt:
Das leben ist ungerecht: Anton gibt sich oft sooo viel Mühe, alles zu machen, was Mama will. Er isst z.B. sein Hasenbrot besonders ordentlich und wäscht sich extra gründlich. Und trotzdem ist Mama dann gestresst, und das, obwohl sie doch so viele Mama-Dinge gemacht hat, die sie gerne macht: Aufräumen, Abwaschen, Sachen packen… Und alles liegt nur an der verflixten Zeit, von der Anton immer so viel und Mama immer so wenig hat. Das führt dann oftmals zu Situationen der Alarmstufe 1, manchmal zu Alarmstufe 2 und einmal sogar zu Alarmstufe 3…

Unsere Meinung:
Meike Haberstock ist mit „Anton hat Zeit“ ein wirklich wunderbares, unterhaltsames und auch lehrreiches Kinderbuch gelungen. Ihre Illustrationen sind bunt, quirlig und haben meinen beiden Söhnen (3 und 6 Jahre alt) gleich gefallen. So lädt das Buch schon vor dem (Vor-)Lesen zum betrachten und gemeinsamen entdecken ein. Man bekommt schon beim ersten Durchblättern eine Vorstellung davon, welche „Abenteuer“ Anton „mit der Zeit“ erlebt.
Die Geschichte ist vom Grundgedanken an sich eigentlich ganz simpel, aber dennoch zielgerichtet auf den Punkt gebracht: Was passiert, wenn Kinder ganz viel Zeit haben und die Eltern zugleich ganz, ganz wenig davon? Zeit ist für (Klein-)Kinder tatsächlich noch ein absolut abstraktes Konstrukt (Klassiker: „Wann sind wir endlich da?“), mit dem sie noch nicht wirklich etwas anfangen können. Und genau hier hält Meike Haberstock den (vor-)lesenden Erwachsenen charmant und unaufdringlich den Spiegel vor´s Gesicht. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich in der einen oder anderen Situation wiedergefunden habe. Dies ist ein wirklich toller Nebeneffekt, der Eltern vielleicht mal umdenken lässt. Und auch die Kinder lernen nebenbei etwas über das Phänomen „Zeit“, so dass dieses Buch auf unterhaltsame Weise „das Verständnis“ für den jeweils anderen fördert.
Aber auch meinen beiden Söhnen hat die Geschichte sehr gut gefallen, da sie wirklich abwechslungsreich, immer wieder überraschend und einfach lustig ist. Die Geschichte sprüht regelrecht vor witzigen und absolut kindgerechten Ideen, wie beispielsweise dem „Über-dem-Gürtel-Tier“ oder auch das „Kemper-Chamäleon“. Auch wenn die einzelnen Kapitel angenehm kurz sind, wurde von den Kindern meist gleich das nächste „gefordert“.

FAZIT:
Dieses wunderbar illustrierte Buch (vor-)zu lesen macht einfach nur Spaß! Von uns dreien eine absolute Leseempfehlung vom Kindergarten- bis zum Grundschulalter. Und natürlich für alle Erwachsenen, die sich ihr inneres Kind bewahren konnten!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2015
Kaiblinger, Sonja

Meister aller Geister / Scary Harry Bd.3


ausgezeichnet

Scary Harry is back: Cool, witzig und einfach Kult!

Zum Inhalt:
Aufruhr im Radieschenweg: Otto und Tante Sharon bekommen eine neue Nachbarin, die merkwürdige Madame Olga. Und dazu gleich noch einen Poltergeist, der Übles im Schilde führt. Doch wie wird man den bloß wieder los?

Meine Meinung:
„Meister aller Geister“ ist der dritte Teil der erfolgreichen Scary Harry-Reihe von Sonja Kaiblinger (wenn man mal das Mini-Buch „Fledermaus frei Haus“ nicht mitzählt). Eines schon mal vorweg: Der dritte Band steht den ersten beiden Teilen wirklich in Nichts nach! Aber der Reihe nach:
Die Story ist genau so, wie man es sich von Scary Harry erwartet: witzig, spannend, spooky, schräg und einfach nur…. gut! Es macht wirklich Spaß, dieses Buch zu lesen und zwar von der ersten bis zur letzten der rd. 240 Seiten! Dabei gelingt es Sonja Kaiblinger immer wieder, mich zu überraschen und zum Schmunzeln, Grinsen und auch Lachen zu bringen. Wenn nicht letztendlich die Erkenntnis gesiegt hätte, dass wenigstens 5 Stunden Schlaf in der Nacht gut wären, hätte ich dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen.
Einen ganz besonderen Zauber der „Scary Harry“-Reihe machen für mich die tollen Charaktere aus. Allen voran natürlich Sensenmann Harold selbst, der erstmals Einblicke in seinen „Karriereknick“ gibt und gegen Ende des Buches uns noch mit anderen Gefühlsregungen überrascht. Harold ist echt Kult! Aber Otto („der heimliche Protagonist“), Emily (ein ganz taffes und cooles Mädel!) und mein absoluter persönlicher Liebling Vincent (die beste Fledermaus aller Zeiten! – now in love) stehen Harold in Nichts nach. Bei „Scary Harry“ sind sogar die Geister zum Gernhaben (zumindest manche), wie z.B. der kleine, Telenovela-süchtige Torero Fernando. Solche schaurig-schön-schrägen Figuren trifft man selten!
Last but absolutely not least: Die Illustrationen von Fréderic Bertrand sind absolut klasse! Sein Zeichenstil passt sowas von perfekt zu Sonja Kaiblingers Charakteren und ihren Stories, dass ich mir Scary Harry ohne Bertrands geniale Illustrationen schon gar nicht mehr vorstellen könnte.
Ich freu´ mich schon jetzt auf die nächsten Bände!

FAZIT:
Witzig, spannend, spooky, schräg und einfach nur…. gut! Es macht wirklich Spaß, dieses Buch zu lesen und zwar von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 23.01.2015
Callaghan, Tom

Blutiger Winter / Inspektor Akyl Borubaev Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Als mitten im kirgisischen Winter der grausam verstümmelte Leichnam einer jungen Frau in Bischkek aufgefunden wird, kann Inspektor Akyl Borubaew noch nicht ansatzweise erahnen, welch weite Kreise dieser rätselhafte Fall ziehen wird. Erst recht nicht, zwischen welche gefährlichen Fronten ihn dieser Fall führen wird…

Meine Meinung:
Zugegebener Weise hatte ich leichte Startschwierigkeiten mit diesem Buch. Diese lagen insbesondere in der mir sehr fremden Welt und Kultur Kirgisistans begründet. Dazu kommt, dass ich anfangs echte Probleme hatte, mit den kirgisischen Namen der Charaktere klarzukommen und mir diese zu merken und dass ich mit den Orten bislang nichts verbinden konnte. Auf der anderen Seite macht diese für mich fremde Welt Kirgisistans, diese vollkommen andere, manchmal nur sehr schwer nachzuvollziehende Kultur auch einen besonderen Reiz dieses Buches aus. Die Trostlosigkeit, die sich in der eisigen Landschaft, in den Bauten und in den Seelen der Menschen manifestiert, ist schier allgegenwärtig. All das in einem bitterarmen Land, das an seine Zukunft anscheinend selbst nicht mehr zu glauben vermag. Es ist definitiv ein außergewöhnliches Setting für einen Thriller, abseits der inzwischen ausgetretenen Pfade z.B. skandinavischer Bestseller-Thriller.
Auch die Charaktere habe ich als alles andere ans gewöhnlich empfunden. Allen voran Inspektor Borubaew, der zwar wie so viele andere seiner literarischen Zunft auch, stets nicht nur gegen Kriminelle, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen im Inneren ankämpfen muss und schon fast selbstzerstörerische Triebe hat. Als sehr fesselnd empfunden habe ich, dass man bei fast allen Charakteren sich nie ganz sicher sein konnte, auf welcher Seite sie tatsächlich stehen und was sie im Schilde führen.
Mindestens genauso rätselhaft wie einige Charaktere ist auch die Story an sich. Sie ist spannend, gar fesselnd, stets temporeich und führt Inspektor Borubaew mitten hinein in ein nahezu undurchdringliches Dickicht von Unwahrheiten und scheinbar nur schwer in Zusammenhang zu bringenden Ereignissen. Je tiefer er bei seinen Ermittlungen gräbt, umso mehr Fragen werfen sich auf. Dabei gerät er zwischen allen Fronten und droht zum Spielball diverser mächtiger und gefährlicher Parteien zu werden. Schnell wird ihm klar, dass er niemandem vertrauen kann.
Aber nicht nur der Inspektor tappt über weite Teile des Buches im Dunkeln, was die Hintergründe der Taten betrifft. In den meisten Thrillern entwickele ich beim Lesen meine eigenen Theorien. In guten Thrillern führen mich die Autoren dabei (ggf. mehrfach) gekonnt aufs Glatteis. In schlechten Thrillern behalte ich mit meinen Theorien Recht. In DIESEM Thriller, tappte ich genauso lange im Dunkeln wie der Inspektor und hatte genau wie er lange Zeit keine blasse Idee einer Theorie. Das muss einem schon gefallen, mir hat es jedenfalls gefallen.
Auch darf man nicht zu zartbesaitet sein, wenn man „Blutiger Winter“ lesen möchte. Es ist durch die Brutalität stellenweise echt harte Kost und auch Wortwahl und Ausdrucksweise des Autors sind hart, absolut schonungslos und oftmals auch erschreckend bildhaft (Zitat S. 18: „Ich konnte ihre Eingeweide riechen, den Gestank und Geschmack von Eisen, als hätte ich meinen Kopf zwischen ihren Beinen gehabt und sie während ihrer Periode geleckt.“). Auch der Humor, der selten zu Tage tritt, ist hart und trieft vor Zynismus.

FAZIT:
Ein harter, fesselnder und schneller Thriller mit einer für mich nicht vorhersehbaren Storyentwicklung in der mir vollkommen unbekannten Welt und Kultur Kirgisistans, was für mich anfangs durchaus etwas gewöhnungsbedürftig war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2015
Königstein, Leo

Ich, mein Vater und die Frau seines Lebens


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch mit Charme, Humor und durchaus Tiefgang

Zum Inhalt:
Tom ist 42, nach einem tragischen Unglück verwitwet und alleinerziehend. Er ist Versicherungsangestellter, Nicht-Doktor, nicht groß und sozusagen die Insel der Langeweile im großen Meer seiner tollkühnen und kosmopolitischen Verwandtschaft. Kurz gesagt: alles andere als ein Womanizer.
Doch sein Sohn Paul wünscht sich sehnlichst eine neue Frau für seinen Papa. Und dann auch noch ein Geschwisterchen, also eine richtige Familie. Eines Abends, als Tom sich eigentlich nur über die Lautstärke der Einweihungsparty im Stockwerk unter ihnen beschweren will, begegnet er der wilden, emanzipierten Miriam alias Majorina. Und schnell ist klar: bei Tom ist es die Liebe auf den ersten Blick! Mit einem Mutproben-Siebenkampf will er ihr Herz erobern...
Mein Eindruck:
Es ist ein wunderbarer, humorvoller Start, den Leo Königstein bereits auf den ersten paar Seiten präsentiert. Triefende Ironie ("Das war das Modell von Berufsunfähigkeitsversicherungen") und doch auch mal Inseln von Tiefgang fesseln mich an die Storz und die sympathischen Hauptcharaktere. Bereits in den ersten Sätzen eine Anspielung auf "50 Shades of Grey"; Dann die durchgeknallte(n) Szene(n) mit Jan DeeJay (genau, wie Delay) und Udo Lindenberg. Absolute Kopfkino-Garantie! Gleiches gilt für eine Handvoll weiterer zeitgenössischer Prominenz, die in leicht abgewandelter Form Gastauftritte hat. Neben viel Humor, Ironie und Zwischenmenschlichem (insbesondere zwischen Vater und Sohn) webt Königstein gekonnt aktuelle Themen ebenso mit ein wie die ein oder andere Überraschung!
FAZIT:
Leo Königstein hat ein Buch geschrieben, dass man prima an einem schönen freien Tag in einem Rutsch verschlingen kann. Es ist eine wunderbar leichtfüßige Geschichte voller Witz und Charme, die mir wirklich sehr gefallen hat! Meine persönliche Lieblingsszene war zweifellos die im Gourmet-Restaurant. Ich wüsste wirklich gerne, wie viel autobiografisches in diesem Roman steckt!

Bewertung vom 07.01.2015
Constable, Benjamin

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa


ausgezeichnet

Ein kleiner, bittersüßer Literatur-Schatz: Entweder man liebt oder hasst ihn

Das Buch startet unter dem Kapiteltitel „Einführung in das Alles“ mit einem ungewöhnlichen Dialog zwischen dem Ich-Erzähler Benjamin Constable (ja genau, der Autor!) und der Namensgeberin Tomomi Ishikawa, genauer gesagt mit dem Satz „Ich würde gern ein Buch schreiben, in dem du und ich die Hauptfiguren sind«.
So ungewöhnlich der Start, so ungewöhnlich geht es auch weiter, zunächst mit einem Brief von „Butterfly“ Tomomi an ihren Freund Ben Constable, der in Zeiten von email & Co. eine kleine, wunderbare Hommage an den guten, alten, papiergebundenen Brief ist. Gleichzeitig ist der Brief ein wunderbares kleines Stück in sich geschlossener Literatur, dass sich an manchen Stellen in sich selbst zu verlieren scheint. Doch das stört mich wenig. Eigentlich geniesse ich es beim Lesen regelrecht! Und dann nach diesem schönen, leicht bittersüßen Brief: Der Abschied! Tomomi Ishikawa ist tot! Sodann geht es los mit dem Rätsel um Tomomi Ishikawa und einer Schatzsuche, die sie ihrem Freund Ben hinterlassen hat…
Hieraus entwickelt sich eine stellenweise sehr poetische, manchmal liebevoll wirre Geschichte rund um Tomomi und Ben Constable, die von Paris nach New York und wieder zurück führt. Bei dieser literarischen Reise habe ich genau wie Protagonist Ben oftmals im Dunkeln getappt und mich mehr als einmal kräftig überraschen lassen, wobei die Grenze zwischen Fiktion und „Realität“ immer wieder verschwamm. Und auch als ich mich rd. 80 Seiten vor dem Ende nach einem ersten kleinen Finale fragte, was denn jetzt noch kommen sollte, ging es doch spannend und überraschend bis zum letztendlichen Finale weiter.

FAZIT:
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ ist eine bittersüße, poetische Reise mit vielen Fragezeichen zwischendurch und einigen Überraschungen. Ich glaube, diesen Roman kann man nur lieben oder hassen. Ich liebe ihn!

Bewertung vom 26.12.2014
Jonsberg, Barry

Das Blubbern von Glück


ausgezeichnet

Candice Phee macht glücklich!

Zum Inhalt:
Die zwölfjährige Candice hat es alles andere als leicht. Ihre kleine Schwester "Sky" ist am plötzlichen Kindstod gestorben, ihre Mutter hat Brustkrebs und verkriecht sich nur noch in das stockfinstere Schlafzimmer und ihr Vater hat sich mit seinem Bruder ("reicher Onkel Brian - alias ROB") bis aufs Blut zerstritten und zergeht in Selbstmitleid. Aber Candice Phee wäre nicht Candice Phee, wenn sie nicht alles wieder in Ordnung bringen wollen würde!

Meine Meinung:
"Das Blubbern von Glück" ist ein wirklich ganz, ganz besonderes Buch. Allen voran natürlich wegen seiner außergewöhnlichen Protagonistin Candice Phee. Candice ist anders als alle anderen Kinder, aber dennoch geht sie zielstrebig durch ihr Leben, gibt niemals auf und kommt auf die absonderlichsten Ideen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Sei es, ihrer Lieblingslehrerin mit dem "Kullerauge", Douglas Benson aus einer anderen Dimension oder auch einfach nur ihr Erdferkel-Fisch. Candice findet für jedes Problem, für jede Situation eine Lösung! Dabei liegen Lachen und Weinen oftmals dicht nebeneinander. Aber genau das ist die wunderbare Kernbotschaft dieses Buches für mich: "Gib niemals auf, Du kannst etwas verändern!".
Aber auch die anderen Charaktere sind wunderbar und in solch schillernder Vielfalt wirklich selten zu finden. Mein persönlicher Liebling, neben Candice, ist eindeutig Douglas Benson aus einer anderen Dimension. Auch er ist anders, auch er trägt sein ganz eigenes, multidimensionales Problem mit sich herum. Aber auch er gibt niemals auf!
Der Schreibstil des Autors ist ebenfalls wirklich etwas besonderes. Leicht, unbeschwert, schon fast tänzelnd, berichtet er durch Candice Phee selbst von den schwersten Schicksalsschlägen ohne in tiefe Melancholie abzurutschen. Und dabei bringt er den Leser des öfteren zum Schmuzeln oder zum Lachen, selbst wenn die Situation an sich eigentlich gar nicht komisch ist (z.B. als Candice Phee mit dem un-umkippbaren Dreirad umkippt).
Dieses Buch ist für mich ein kleines literarisches Gesamtkunstwerk, dass ich uneingeschränkt jedem jugendlichen oder erwachsenen Leser empfehlen möchte. Es ist wahr: Candice Phee bringt Glück!

FAZIT:
Meine Eindrücke zu diesem wunderbaren Buch in nur einem Satz zusammenzufassen ist schier unmöglich. Ich sage nur: Unbedingt Lesen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.