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dorli
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Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2011
Leue, Alf

Der Fluch des Mechanicus


ausgezeichnet

Frankfurt am Main 1509: Wolf Besigheim übernimmt einen Auftrag des Mainzer Erzbischofs Uriel von Gemmingen. Er soll die Lage in Frankfurt beobachten, da eine Gruppe um Johannes Pfefferkorn einen Übergriff auf die Judengasse plant. Es kommt zu Ausschreitungen und Bücherverbrennungen, der Metallhändler und Erfinder Abraham Siebenthal wird ermordet. Nachforschungen Besigheims ergeben, dass hinter dem Mord mehr steckt, als zunächst angenommen. Siebenthal war im Besitz eines alten griechischen, als verflucht geltenden Dokuments, dass die Anleitung zum Bau einer Maschine zur Goldherstellung enthält.
Wolf macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Dokument, gerät dabei in einen Strudel aus Neid, Habgier und Mord und wird bei seinen Nachforschungen mit der Entdeckung seiner lange im Dunklen liegenden, ganz persönlichen Wahrheit konfrontiert.

Alf Leue hat mich mit seinem historischem Roman „Der Fluch des Mechanicus“ von der ersten Seite an gefesselt. Die Geschichte ist durchweg flüssig lesbar, die Sprache ist lebendig, die Dialoge sind wunderbar ausgearbeitet.
Der Wechsel zwischen den beiden großen Handlungssträngen geschieht fließend, dabei gefällt mir besonders gut, wie geschickt diese miteinander verknüpft sind. Die Handlung ist sorgfältig und durchdacht aufgebaut, jede Szene trägt ein kleines Detail zum großen Ganzen bei. Mehrere eingestreute Rückblenden behindern den Lesefluss nicht, sondern unterstreichen durch ihre gute Platzierung den Handlungsablauf z.B. mit Informationen über die Herkunft des so begehrten Dokuments. Auch Nebenhandlungen, wie die Übergriffe in der Judengasse oder die beiden Liebesgeschichten fügen sich prima in das Gesamtgeschehen ein.
Die Figuren sind dem Autor fantastisch gelungen, sie sind facettenreich, glaubwürdig und interessant. Dabei handelt es sich weitgehend um normale Menschen mit Stärken und Schwächen. Gerade der immer wieder von mysteriösen Alpträumen geplagte Wolf Besigheim ist nicht der große Held, sondern darf in einem Kellergewölbe auch mal Angst haben, als Enge und Dunkelheit verschwommene, furchtbare Erinnerungen wachrufen. Das Zusammenspiel zwischen erfundenen und historischen Figuren oder auch zwischen den Guten und den Bösen ist ausgeklügelt und liefert immer wieder spannende Momente und unterhaltsame Dialoge.

Am Ende des Buches sind die alle Rätsel gelöst, es bleiben ein paar lose Fäden übrig, die mich auf eine Fortsetzung und neue Abenteuer mit Wolf Besigheim hoffen lassen.
Abgerundet wird dieses großartige Leseerlebnis von einem Glossar und einem interessanten Nachwort über den Wahrheitsgehalt der Geschichte.

Bewertung vom 23.11.2011
Barz, Helmut

African Boogie


ausgezeichnet

Um einem auf sie angesetzten Killer zu entfliehen und um Andreas Amendt, dem Mann, in den sie sich verliebt hat und der womöglich ihre Familie ermordet hat, aus dem Weg zu gehen, muss Kriminaldirektorin Katharina Klein eine Zeit lang verschwinden. Da verspricht ein mehrwöchiger Urlaub auf Mafia Island vor der Küste Tansanias genau das Richtige zu sein. Aber die dringend herbeigesehnte Ruhe ist Katharina Klein nicht vergönnt. Kurz nach ihrer Ankunft bevölkert eine bunt gemischte hessische Reisegruppe das Resort. Dann überschlagen sich die Ereignisse: ein Mord geschieht, Andreas Amendt taucht auf, die einzige Verbindung zur Außenwelt wird in die Luft gesprengt…

„African Boogie“ ist der zweite Krimi, den ich von Helmut Barz gelesen habe und ich bin begeistert. Auch in diesem Buch gab Helmut Barz mir auf jeder Seite das Gefühl, jede kleinste Kleinigkeit gründlich recherchiert zu haben. Ob es dabei um Architektur, Medikamente, Selbstverteidigung oder die wirtschaftliche Lage in Tansania geht, alles wird glaubwürdig dargestellt, jedes Detail passt sich prima in die Geschichte ein und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt.
Wie schon in „Westend Blues“ gefällt es mir auch hier sehr gut, dass der Humor nicht zu kurz kommt, es macht einfach Spaß, diesen Krimi zu lesen. Die Spannung wird bis zum Schluss aufrecht erhalten. Man wird geschickt von einem Verdächtigen zum nächsten gelenkt, so dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, wer denn nun der Täter sein könnte. Aber Katharina und Andreas entschlüsseln gemeinsam die Hintergründe, bringen alle Details der vom Mörder raffiniert konstruierten Mordmethoden ans Tageslicht und klären letztendlich alles einleuchtend auf.
Am Ende kann man sich als Leser zufrieden zurücklehnen und (ungeduldig) auf das nächste Abenteuer der „Sonderermittlungseinheit“ warten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2011
Völler, Eva

Die magische Gondel / Zeitenzauber Bd.1


ausgezeichnet

Anna verbringt die Sommerferien mit ihren Eltern in Venedig. Als Zuschauerin einer Bootsparade plumpst sie nicht nur unfreiwillig in den Canal Grande, sondern rutscht, kaum aus dem Wasser in eine rote Gondel gezogen, genauso unfreiwillig in das Jahr 1499. Ein Versuch ins Heute zurückzukehren misslingt. Anna kann erst zurück, wenn sie im Jahr 1499 eine Aufgabe erfüllt bzw. ein Ereignis verhindert hat, das für Venedig schwerwiegende Folgen hätte.

Eva Völler zeigt mit diesem Buch wieder, wie wunderbar leicht und locker sie erzählen kann. Eine Zeitreise-Geschichte, mit viel Wortwitz gespickt vor der herrlichen Kulisse des alten Venedigs. Die Autorin lässt den Leser die historische Stadt so erleben, als hätte sie selbst diese Zeitreise bereits einmal unternommen, und möchte jetzt von ihren Abenteuern berichten. Mit einer ganzen Schar bunter Figuren begibt man sich auf einen spannenden Ausflug zwischen gut und böse, Liebe und Freundschaft, Vertrauen und Verrat.
Eine prima Idee um Anachronismen zu vermeiden hatte Eva Völler auch: Worte, die nicht in das Jahr 1499 passen, können nicht ausgesprochen werden, damit kein Wissen aus der Zukunft preisgegeben werden kann. Entweder stockt der Sprecher mitten im Satz oder aber die Worte werden wie von Zauberhand einfach umgewandelt und statt „das ist echt der Oberhammer“ heißt es dann „was für eine unermessliche Wohltat“.
Auch das Cover hat einen Preis verdient. Tolle Farben und eine wunderschöne Gestaltung, die rundherum auf den Inhalt des Buches abgestimmt ist. Außerdem fühlt es sich mit seiner Soft-Touch-Oberfläche ganz samtig an. Einfach klasse!

Eine schöne Geschichte, die mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 03.11.2011
Schier, Petra

Das silberne Zeichen


ausgezeichnet

Marysa wartet schon seit Wochen händeringend auf Christophers Rückkehr, denn sowohl ihre Schwangerschaft wie auch die in Kürze ablaufende Frist zum Erhalt ihrer Werkstatt fordern eine möglichst baldige Hochzeit.
Damit nicht genug. Marysa erhält den Auftrag, Reliquiare herzustellen, in die vom Marienstift bereitgestellte Silberzeichen eingearbeitet werden sollen. Nach Fertigstellung der ersten Pilgerzeichen erweist sich das Silber als Fälschung - ein Betrug, der Marysas Werkstatt zur Last gelegt wird.

Auch in diesem dritten Band ihrer Aachen-Trilogie lässt Petra Schier den Leser in eine fesselnde mittelalterliche Welt versinken. Eine wunderbare Kulisse, herrliche Dialoge und die altbekannten Figuren machen diese Geschichte zusammen mit ganz viel Spannung zu einem tollen Leseerlebnis.
Der Krimi ist mitreißend und spannungsgeladen. Unregelmäßig eingeflochtene, kurze Kapitel lotsen den Blick auf unterschiedliche Verdächtige und lassen den Leser bis zum Schluss über die Identität des Täters grübeln.
Eine unterhaltsame Würze erhält Roman durch Einblicke in das tägliche Leben, ob es sich dabei um die Höhe der Morgengabe, eine schlafwandelnde Magd oder auch um Hartwigs Dauerbemühen geht, Marysa doch noch die Werkstatt abzuluchsen. Hitzige Wortgefechte zwischen Marysa und Hartwig und temperamentvolle Äußerungen von Jolánda bleiben nicht aus.
Rund um die Krimihandlung hat die Autorin aber nicht nur das Alltagsgeschehen arrangiert, sondern lässt den Leser auch wieder an interessante Begebenheiten der Aachener Stadtgeschichte teilhaben. So geht es diesmal um Zwistigkeiten bezüglich der Zuständigkeit der Gerichte von Kirche und Stadt, im Besonderen um die Möglichkeit des Marienstifts, Straftätern Asyl zu gewähren.
Wie auch in den beiden vorherigen Bänden gibt es auch hier historische Nachbemerkungen, ein Glossar sowie eine Karte von Aachen und ein Rezept, das zum Nachkochen einlädt.
Nicht nur die Auflösung dieses Krimis ist schlüssig und stimmig, die gesamte Trilogie hat einen runden, sehr schönen Schluss und lässt mich zufrieden zurück.

Bewertung vom 19.10.2011
Gruber, Andreas

Rachesommer / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.1


ausgezeichnet

Eigentlich mit den Nachforschungen für eine Schadensersatzklage beschäftigt, stößt die Wiener Anwältin Evelyn Meyers auf eine Reihe mysteriöser Unfälle, bei denen wohlhabende Männer ums Leben kommen. Sie beginnt zu recherchieren…
Zur gleichen Zeit deckt der Leipziger Kommissar Walter Pulaski in einer psychiatrischen Klinik einen als Selbstmord getarnten Mord an einer Jugendlichen auf. Bei seinen Ermittlungen stellt er fest, dass dies nicht der einzige verschleierte Todesfall eines Teenagers ist…
Die Spurensuche führt beide nach Norddeutschland. Bei ihren jeweiligen Untersuchungen treffen sie aufeinander, entdecken Zusammenhänge und machen sich auf, die Fälle gemeinsam zu lösen.

„Rachesommer“ ist ein fesselnder, angenehm zügig zu lesender Thriller mit einem hochbrisanten Thema. Aber trotz dieses grausigen Themas und zahlreicher Morde kommt die Geschichte ohne bis ins letzte Detail beschriebene blutige Brutalität aus, sondern besticht durch interessante Wendungen und mit so mancher Überraschung. Auch wenn sich die eine oder andere Vorahnung als richtig erwiesen hat, war ich mit meinen Vermutungen doch mehrfach auf dem Holzweg.

Evelyn Meyers und Walter Pulaski ermitteln zunächst unabhängig voneinander. Dabei haben beide nicht nur mit ihren Fällen zu kämpfen, sondern drohen an ihrer jeweiligen Bürokratie zu scheitern. Doch sie gehen beherzt ans Werk und ermitteln auf eigene Faust weiter. Beide Charaktere sind glaubwürdig, haben Ecken und Kanten. Jeder muss sich auch mit privaten Problemen auseinandersetzen, die nicht aufgesetzt wirken, sondern sich gut in die Handlung einfügen.
Andreas Gruber gelingt es hervorragend, die Handlungsstränge, die anfangs vermeintlich nichts miteinander zu tun haben, zu einem zu verbinden, ohne dass die Geschichte dabei ins Stolpern gerät.

Die kurzen Kapitel und der klare, gradlinige Satzbau lassen den Leser mit einem enormen Tempo durch das Buch düsen, begierig darauf zu erfahren, wer die geheimnisvolle blonde Frau und der ominöse grauhaarige Mann sind.
Durch kleine, eingeschobene Zwischenkapitel erhält man Informationen über vorherige Geschehnisse und wird so durch die Rückblenden nicht aus dem eigentlichen zeitlichen Ablauf gerissen. Die Handlung ist logisch aufgebaut, schlüssig gelöst und lässt mich zufrieden zurück.

Ein sehr gut recherchierter Roman mit einem aufwühlenden Thema, spannend geschrieben und unbedingt lesenswert.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2011
Fehér, Christine

Schwarze Stunde


sehr gut

Kurz vor ihrem 18. Geburtstag lernt Valerie auf dem Flug von London nach Berlin Corvin kennen. Beide haben dass gleiche Konzert besucht, mögen die gleiche Musik. Sie verlieben sich ineinander. Eine Liebe, die schnell auf ein Hindernis stößt: Corvin kommt am ersten Schultag als neuer Referendar in Valeries Klasse…

Mit „Schwarze Stunde“ ist Christine Fehér ein spannender und gleichzeitig zum Nachdenken anregender Thriller gelungen.
Sehr gefühlvoll beschreibt die Autorin die Beziehung zwischen Valerie und Corvin, eine Beziehung, die für die beiden traumhaft beginnt und für Valerie sehr schnell zu einem Alptraum wird.
Der Gesetzgeber verbietet eine Lehrer-Schüler-Beziehung. Daher hofft Valerie, ihre Beziehung verheimlichen zu können. Eine Hoffnung, die allzu schnell zunichte gemacht wird. Ihre Liebe wird entdeckt, Valerie wird bedroht. Mit jeder Seite fühlt man die wachsende Angst, die die Botschaften des Unbekannten in Valerie auslösen. Gesteigert wird diese Angst noch durch die Mobbingattacken ihrer Mitschüler. Dabei wird das Geschehen in der Klasse sehr realistisch dargestellt. Unter den Mitschülern entwickelt sich eine unaufhaltsame Gruppendynamik, eine gefährliche Hetzjagd, auf dessen Welle der Täter mitschwimmt und Valerie keine Chance lässt.
Die Autorin hat eine aufwühlende Atmosphäre geschaffen, die den Leser bis zum Schluss nicht loslässt. Sie kann den ständig steigenden Druck auf Valerie hervorragend vermitteln. Leider endet die Geschichte ziemlich abrupt. Nach Nennung des Täters wird nicht weiter auf die anderen Probleme eingegangen, die einen Großteil der Handlung ausgemacht haben. Schade.

Mit seiner jugendlichen Sprache lässt sich der Roman sehr flott lesen, es ist schwierig, das Buch aus der Hand zu legen, so sehr wird man von dem Geschehen mitgerissen.
Das war mein erstes Buch von Christine Fehér und wird ganz bestimmt nicht das letzte sein.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.