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kleinbrina
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Köln

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Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2012
George, Elizabeth

Sturmwarnung / Whisper Island Bd.1


weniger gut

Elizabeth George gehört zu den Autoren, die man einfach nicht ignorieren kann. Mit ihrer "Inspector Lynley" Reihe ist sie mir bereits mehrfach positiv aufgefallen und ich habe mir schon länger ein Jugendbuch von ihr gewünscht. Nun ist es endlich soweit.

"Sturmwarnung" ist der Auftakt der "Whisper Island" Reihe. Was sich zunächst sehr gut angehört hat, wurde immer enttäuschender, denn man merkt Elizabeth George einfach an, dass sie sich im Jugendbuch Genre nicht unbedingt wohl fühlt. Die Leichtigkeit, mit der sie ihre Krimis schreibt, ist bei "Sturmwarnung" auf keiner Seite sichtbar, viel mehr wirkt der Schreibstil recht verkrampft und holprig.
Auch wenn der Schreibstil mich nicht wirklich überzeugen konnte, muss man dennoch zugeben, dass von Autorenseite her einiges versucht wurde. So merkt man beim Lesen recht schnell, dass man mehrfach versucht hat, eine gewisse Spannung aufzubauen, die meiner Meinung nach allerdings nicht immer gelungen ist. Dennoch ist die Handlung zum Teil recht spannend. Außerdem sind die vielen kleinen Details, mit denen die Autorin auftrumpfen kann, recht gut gelungen. Whidbey Island wird sehr schön beschrieben und ich konnte mir die Insel bildlich gut vorstellen.

Ebenfalls gelungen ist Becca King. Sie gehört zu den Protagonisten, die man schnell ins Herz schließt. Ihre Gabe ist für sie nicht immer nur ein Geschenk, sondern eher ein Fluch, denn sie findet dabei nie ihre nötige Ruhe, da sie durch die vielen Gedanken der Menschen nur selten abschalten kann. Ihre Gedanken und Gefühle werden dabei ausführlich und authentisch geschildert. Man leidet mit ihr, man freut sich mit ihr, aber gleichzeitig habe ich mir auch gewünscht, dass sie mit der Gabe ein bisschen besser und leichter umgeht - auch wenn dies mit Sicherheit nicht immer leicht ist. Durch die Flucht ist sie relativ mutig, zeigt Reife und ändert ihr Aussehen, was eine Entschlossenheit hervorbringt, die sie wohl selbst nicht erwartet hätte. Interessant ist vor allem, das man auch hinter ihre Fassade schauen kann. Man lernt ihre Angst kennen, ihren Drang nach Geborgenheit und Sicherheit, aber dennoch merkt man auch, wie unsicher sie im Umgang mit sich und anderen Menschen ist. Etwas irritiert war ich jedoch, wie sie mit dem Verschwinden ihrer Mutter umgegangen ist. Wäre ich mit 14 Jahren so auf mich allein gestellt gewesen, hätte ich das ein oder andere Mal sicherlich Angst gehabt, Becca bleibt jedoch sehr ruhig - meiner Meinung nach sogar viel zu ruhig.

Natürlich darf bei so einer Handlung auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen, allerdings ist auch diese eher holprig, denn romantische Stimmung oder das Gefühl, das hier etwas Großes geschieht, hat sich bei mir leider nicht entwickelt. Es plätschert eher ideenlos vor sich hin, was ich ein bisschen schade fand, denn man hätte deutlich mehr aus der Sache herausholen können.
Relativ schade empfand ich, wie die Autorin mit der Handlung im Laufe der Zeit umgeht. Plötzlich steht Beccas Flucht nicht mehr im Vordergrund, sondern ein Fall, der sich auf Whidbey Island ereignet. Zwar ist Elizabeth George dabei wieder in ihrem Element, indem sie Krimielemente einbaut, allerdings hilft dies weder der Flucht, noch Becca selbst sonderlich weiter. Hätte man sich mehr auf die Protagonistin und ihre Geschichte konzentriert, hätte das Buch bei mir deutlich besser angeschnitten.

Die Covergestaltung gefällt mir dagegen richtig gut. Der zweifelnde und leicht traurige Gesichtsausdruck passt gut zu Becca und sie wird auf dem Cover authentisch dargestellt. Die kräftigen Blautöne und die Pflanzen machen es zu einem optischen Highlight im Bücherregal. Die Kurzbeschreibung liest sich ebenfalls gut und hat mich sehr schnell dazu animiert, dieses Buch lesen zu wollen.

Insgesamt hat mir "Sturmwarnung" leider nicht so gut gefallen, wie ich es im Vorfeld erhofft habe. Zwar findet man in diesem Buch sehr viele gute Ansätze, jedoch sind diese nur sehr mittelmäßig umgesetzt worden.

9 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2012
Fehér, Christine

Schwarze Stunde


gut

Christine Fehér - eine Autorin, die man einfach nicht ignorieren kann. Nach "Dann bin ich eben weg", "Elfte Woche" und "Dornenliebe" ist "Schwarze Stunde" mein viertes Jugendbuch von ihr. Leider ist "Schwarze Stunde" allerdings auch das schwächste Buch, welches ich von der Autorin kenne.

Der Schreibstil ist wie immer große Klasse. Christine Fehér versteht es, ihre Leser an die Seiten zu fesseln, um mit den Charakteren mitzufiebern. Ihre Sprache ist leicht, flüssig und spannend. Die Geschichten sind immer aus dem Leben heraus und geben nie den Anschein, unauthentisch oder übertrieben dargestellt zu sein. Christine Fehér hat mich zudem bislang immer mit ihren Charakteren begeistern können. Dies war bei "Schwarze Stunde" leider nicht so, denn ich wurde mit Valerie alles andere als warm.

Sie hat eine leicht schroffe Art, die mit Sicherheit nicht jeden Leser anspricht. Ihre stellenweise gleichgültige und patzige Art konnte mich nicht begeistern, sodass ich auf so mancher Seite ziemlich genervt von ihr war. Sie ist alles andere als ein leichter Mensch, was u.a. durch ihre Erfahrungen herführt, allerdings ist in meinen Augen nicht alles damit entschuldbar. Lediglich im Zusammenspiel mit Corvin war sie für mich erträglich.
Sie lernt Corvin auf dem Flug von England nach Deutschland kennen und lieben, was sie jedoch nicht ahnt: Er wird ihr neuer Referendar.
Natürlich ist dies keine einfache Situation für die Schülerin und auch Corvin muss einiges überdenken, allerdings müssen sie sich auch mit dem Hass und den Zweifeln anderer Menschen auseinandersetzen, denn Valeries Ex Freund macht ihr das Leben zur Hölle und auch ihre Freundin Alena kann mit ihrem Neid und Eifersüchteleien nicht Ruhe geben.
Corvin ist ebenfalls nicht unbedingt der angenehmste Protagonist, den ich mir vorstellen konnte. Zwar gibt er zusammen mit Valerie ein gutes Bild ab, allein ist er jedoch sehr gewöhnungsbedürftig, da er sich gar nicht wie eine Respektperson benimmt, sondern noch sehr kindisch und naiv. Es ist zwar schön, wenn man eine Band mag, aber stellenweise kam er mir doch wie ein Groupie vor, den man sich in dem Alter nicht mehr unbedingt vorstellen mag. Das dies so kommentarlos hingenommen wurde, hat mich sehr gewundert.

Aber nicht nur Neid, Eifersucht und Liebeskummer spielen hier eine Rolle, sondern auch Mobbing und Selbstfindung. Bei manchen Menschen in Valeries Klasse merkt man schnell, dass sie noch nicht wissen, wer sie sind und wohin ihr Weg gehen soll. Für sie ist daher oftmals Mobbing die einzige Lösung, ohne dabei auf andere zu achten. So wird nicht nur Valerie ein Opfer dessen, sondern auch andere. Gleichzeitig ist in diesem Buch vieles nicht so, wie es scheint. Manche Szenen kamen absolut unerwartet, sodass ich so manches Mal von der Autorin überrascht wurde. Auch das Ende hat mich überrascht und war alles andere als vorhersehbar. Allerdings muss man sagen, dass die Geschichte doch stellenweise alles andere als spannend ist. Zwar wurde der Spannungsbogen von der Autorin an einigen Stellen recht hoch gehalten, an anderen kam so gut wie keine Spannung auf. Für die Handlung selbst hätte ich mir weitaus mehr Spannungsmomente gewünscht.

Die Covergestaltung ist recht schlicht und einfach gehalten, dennoch passt sie sehr gut zur Schule und die Anzahl der Striche weist darauf hin, dass es jeder sein könnte, dem man hier etwas ankreiden könnte. Auch die Kurzbeschreibung liest sich gut, verrät aber meiner Meinung nach schon bereits zu viele Verdächtige. Ein bisschen geheimnisvoller hätte das Ganze sein dürfen.

Insgesamt hat mich "Schwarze Stunde" leider nicht so überzeugen können, wie ich es im Vorfeld erwartet habe. Zwar ist die Handlung durchaus gelungen, aber Valerie war mir ein kleiner Dorn im Auge, den ich während der Geschichte nur schwer ertragen konnte. Da Christine Fehér jedoch eine wunderbare Autorin ist, kommt man auch um dieses Buch nur sehr schwer herum.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2012
Ockler, Sarah

Die Sterne leuchten immer noch


sehr gut

Als ich irgendwann "Twenty Boy Summer" in den Händen hielt, hat mich das Cover direkt angesprochen. Nun, wo das Buch auch auf Deutsch erschienen ist, musste ich es einfach lesen.

Mit "Die Sterne leuchten immer noch" ist Sarah Ockler ein wunderbarer Debütroman gelungen, der unterhält, berührt und zum Nachdenken anregt. Die Geschichte ist leicht und flüssig geschrieben und ich bin trotz der manchmal sehr traurigen Thematik nur so durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil ist sehr intensiv, Gefühle und Gedanken werden authentisch und eindringlich geschildert und es fiel mir oftmals nicht leicht, meine eigenen Emotionen zurückzuhalten. Sarah Ockler schenkt dem Leser Zeit, um über sich und das Leben nachzudenken, gleichzeitig vermittelt sie durch ihre Protagonistinnen Lebensfreude.

Die Charaktere sind absolut liebenswert. Man lernt ihre Gedanken, Gefühle, Zweifel und Entwicklungen genau kennen und ich konnte mich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten in Anna, Frankie und Sam hineinversetzen.
Anna und Frankie sind zwei wunderbare Mädchen, die versuchen, den Tod ihres Bruders und Freundes zu verarbeiten. Sie geben sich selbst und gegenseitig die nötige Zeit, verlieren aber nicht das restliche Leben aus dem Auge. Sie wollen wieder am Leben teilhaben und fahren gemeinsam in den Urlaub, um endlich wieder das Leben genießen zu können. Dies klappt auch recht gut und stellenweise legen sie dabei eine Entwicklung hin, die sie sich selbst wohl nie erträumt hätten. Respektabel ist auch, wie sehr Anna immer noch an Matt denkt und wie sie ihr gemeinsames Geheimnis hütet. Zwar ist dies Frankie gegenüber nicht ganz fair, aber durchaus verständlich. Durch die intensivere Gefühlswelt von Anna ist sie mir auch fester ans Herz gewachsen. Sie kann zwar zusammen mit Frankie und anderen Menschen trauern, aber dennoch darf sie ihre Gefühle und Gedanken nie ganz aussprechen.
Sam blieb mir dagegen etwas zu blass. Zwar scheint er ebenfalls ein recht netter Junge mit eigener Geschichte zu sein, aber wirklich zu Wort kommt er nicht, da er meistens im Hintergrund bleibt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass er ein bisschen mehr Aufmerksamkeit erhält.
Obwohl Matt in der Geschichte fast ausschließlich eine passive Rolle spielt, ist er auf den Seiten dennoch spürbar, da sich Anna und Frankie gerne an ihn zurückerinnern und jede für sich ihre ganz eigenen Gefühle und Gedanken für ihn/über ihn hat.

Sehr schön ist auch, dass jedes Thema seine nötige Zeit erhält. Obwohl der Tod lange und ausgiebig thematisiert wird, wird auch gleichzeitig an die Freundschaft, Lebensfreude und Liebe erinnert, die einem auf nahezu jeder Seite begleiten.

Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut. Obwohl sie komplett anders als das US Cover aussieht, ist sie doch gelungen und passend zum Thema. Die ausgebreiteten Arme strahlen Lebensfreude aus, dennoch kann man eine gewisse Melancholie erkennen, die während der gesamten Handlung herrscht. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und enthält das Wichtigste, ohne zu viel zu verraten.

Insgesamt konnte mich "Die Sterne leuchten immer noch" begeistern und berühren. Sarah Ockler hat für ein Erstlingswerk einen unglaublich schönen Schreibstil, den selbst manche Autoren nach 20 Jahren nicht erreichen. Hoffentlich wird es noch viele weitere Bücher von ihr geben. Absolut empfehlenswert!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2012
Jarzab, Anna

Das kalte Herz der Schuld


sehr gut

"Das kalte Herz der Schuld" hat mich direkt angesprochen, als ich es in den Händen hielt. Das wunderschöne Cover und die Kurzbeschreibung waren sehr vielversprechend, sodass ich recht schnell mit dem Lesen begonnen habe - und es hat sich gelohnt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Die Geschichte wird schnell und leicht erzählt und trotz der Dicke des Buches kam keine Langeweile auf. Allerdings habe ich mir ein bisschen mehr Spannung gewünscht, denn diese ist trotz der gut ausgearbeiteten Ermittlungen und all dem Hinterfragen deutlich zu kurz gekommen. Einen Pluspunkt gibt es allerdings dafür, dass die Geschichte aus der Sicht von Neily und Audrey erzählt wird, statt aus einer neutralen Perspektive. Ebenfalls gelungen sind die Protagonisten.

Neily und Audrey konnten mich von Anfang an überzeugen. Sie wollen den Tod ihrer Freundin und Cousine nicht wahrhaben und glauben nicht daran, dass der mutmaßliche Täter tatsächlich der Mörder ist. Sie hinterfragen die bisherigen Ermittlungen und versuchen die Wahrheit herauszufinden. Dabei werden sie jedoch von der Polizei im Stich gelassen, sodass sie selbst Nachforschungen anstellen. Diese werden - wie auch die Beiden selbst - authentisch dargestellt und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen.
Aber auch die verstorbene Carly lernt man gut kennen, denn es werden viele Rückblicke gezeigt, die vor ihrem Tod stattfanden.

Ein kleiner Kritikpunkt - neben der oftmals fehlenden Spannung - sind die vielen Klischees, mit denen man sich als Leser auseinandersetzen muss. Die Autorin hat quasi nichts ausgelassen: Drogen, Alkohol, Gewalt, Liebeskummer, High School, Freundschaften, falsche Freunde. Dies kann zwar ab und an interessant sein, jedoch waren mir das doch ein paar Klischees zu viel auf einmal.

Allerdings hat mich die Autorin auch so manches Mal in die Irre geführt, denn die Geschichte - speziell das Ende - ist alles andere als vorhersehbar. Zwar hatte ich hier und da meine Vorahnungen, allerdings musste ich so manchen Gedanken wieder verwerfen. Auch die Emotionen konnten mich begeistern. Neily und Audrey führen oftmals sehr melancholische Gespräche miteinander, um herauszufinden, was mit Carly geschehen ist. Allerdings können sie auch recht locker miteinander umgehen, was sarkastische Gespräche beweisen. Man merkt beiden jedoch an, wie groß ihr Gefühlschaos ist und mit welcher Leidenschaft sie an die Ermittlungen herangehen.

Wenn man das deutsche Cover mit dem Originalcover vergleicht, so gewinnt hier klar die deutsche Ausgabe, die zwar verspielter ist, aber dennoch sehr nahe am Thema liegt. Auch die Kurzbeschreibung hat mir gut gefallen und hat nicht in die Irre geführt. Allerdings hat mir der Titel nicht so ganz zugesagt und ich habe auf eine bessere Übersetzung gehofft.

Insgesamt ist "Das kalte Herz der Schuld" ein Jugendthriller, der sich gut lesen lässt, aber nicht die erhoffte Spannung und Nervenkitzel vorweisen kann, die ich erwartet habe. Allerdings sind die Charaktere so gut gelungen, dass man gerne über die fehlende Spannung hinweg sehen kann. Empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2012
Dürig, Regina

Katertag


gut

"Endlich mal wieder ein interessantes Jugendbuch, bei dem es nicht um die große Liebe geht!" - Dies war mein erster Gedanke, als ich "Katertag" für mich entdeckt habe. Die Kurzbeschreibung hat mich direkt angesprochen und ich war sehr neugierig, ob dieses Buch meine Erwartungen erfüllen kann. Allerdings hat sich recht schnell Ernüchterung breit gemacht.

Man kann "Katertag" als typisches Buch bezeichnen, dass sich mit dem Thema Alkohol und zerstörte Familienverhältnisse beschäftigt, allerdings wurde dies in meinen Augen schon deutlich besser umgesetzt. "Katertag" ist nicht unbedingt schlecht, es war mir nur zu oberflächlich und zu sehr auf "Du bist schuld!" bezogen, anstatt auch einmal etwas mehr hinter die Fassade zu schauen. Es ist immer einfach, die Schuld nur bei anderen zu suchen und sich selbst als eines der Opfer zu sehen. Die Tiefe kam mir zu kurz, weil vieles nur angedeutet und gemutmaßt wurde. Mehr Fakten und eventuell auch schonungslosere Darstellungen hätten mir weitaus besser gefallen.

Aber natürlich ist nicht alles schlecht an dem Buch. Das Thema an sich ist sehr interessant, weil es immer wieder aufweist, wie schnell im Leben etwas vorbei sein kann und wie schnell man auf die schiefe Bahn gerät, wenn man sich und andere nicht schützt. Dies wird trotz der Oberflächlichkeit recht gut rüber gebracht.

Der Schreibstil hat mir auch relativ gut gefallen. Die Geschichte wird in Briefform vom 15 Jahre alten Nico erzählt, der in "Katertag" mit seinem Vater und dem Alkohol abrechnet. Er stellt viele Mutmaßungen an, hinterfragt gewisse Situationen und listet immer wieder auf, woran er sich in all den Jahren erinnern kann und wie er es damals und heute empfunden hat. Auch seine Schwester erwähnt er sehr häufig, die mindestens genauso unter der Situationen leidet, aber deutlich ruhiger und mit weniger Mut an die Angelegenheit heran geht. Die restliche Familie kann den Alkohol und die Eskapaden des Vaters nach gewisser Zeit verzeihen, nur Nico bleibt hartnäckig und kann seinem Vater nicht verzeihen.

Doch trotz des Briefes habe ich kaum etwas über Nico erfahren. Seine Gedanken und seine Erinnerungen spielen zwar eine große Rolle, aber es bleibt wie gesagt ziemlich oberflächlich. Oftmals habe ich mich gefragt, wer die Familie eigentlich ist. Wie stehen sie zueinander? Wie verarbeiten sie die Situation?
An Emotionen mangelt es teilweise nicht, aber dennoch wirkte alles recht abgeklärt, was so gar nicht in die Situation und zum Alter von Nico gepasst hat.

Die Covergestaltung gefällt mir dagegen richtig gut. Die eingeknickten Flaschendeckel passen gut in die Situation und die leicht eingeknickten, nicht gerade aufeinander liegenden Seiten passen zu dem Brief, den Nico an seinen Vater schreibt.

Insgesamt ist "Katertag" ein Buch, das relativ okay ist, aber nicht zu den Büchern gehört, die man immer und immer wieder lesen möchte. Eine recht trockene Erzählweise und die typische "Du bist schuld!"-Haltung sind recht gewöhnungsbedürftig und werden wohl nicht jeden Jugendbuchliebhaber ansprechen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.05.2012
Hill, Susan

Die Frau in Schwarz


sehr gut

Normalerweise bin ich ja eher der Typ Leser, der zuerst das Buch liest und sich dann den Film anschaut. Bei "Die Frau in Schwarz" war dies ausnahmsweise einmal anders, allerdings habe ich das Buch recht schnell nachgeholt. Zum Glück, denn es ist beinahe so gut wie der Film.

Susan Hill hat mit "Die Frau in Schwarz" einen wunderbaren Horror-Thriller geschrieben, der mich von der ersten Seite an gefesselt und begeistert hat. Zwar konnte ich mich leider nicht so auf die Charaktere einlassen, wie ich es mir gewünscht habe, aber die Handlung hat dafür einiges wieder wettgemacht. Meine Einstellung zu den Charakteren hatte allerdings nicht etwa damit zu tun, dass diese schlecht waren, im Gegenteil, allerdings hatte ich nun immer den Schauspieler Daniel Radcliffe vor Augen, was beim Lesen nicht unbedingt positiv war.

Der Schreibstil ist flüssig, voller Spannungsmomente und stellenweise alles andere als vorhersehbar. Das gefiel mir besonders gut, denn das zeigt, dass Filme nicht unbedingt 1:1 übernommen werden müssen. Auch der typisch englische Stil, der im Buch präsentiert wird, hat mir gut gefallen. Die Geschichte wirkt stellenweise recht altmodisch, was allerdings auch daran liegt, dass das Buch bereits 1993 in Deutschland erschienen ist.

Ebenfalls gefallen haben mir die sehr detaillierten Beschreibungen. Das Haus und seine Umgebung wird als düster, stellenweise bedrohlich und furchterregend beschrieben, das aber gleichzeitig auch eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Ich konnte mir sämtliche Handlungsorte bidlich vorstellen und hatte keine Mühe, der Geschichte zu folgen. Ein wenig schade fand ich allerdings, wie schnell das Ende bereits gekommen ist. Mit gerade einmal 210 Seiten ist das Buch recht dünn und ich hatte stellenweise das Gefühl, dass Susan Hill in der Schlussphase die Puste ausging, weil es oftmals den Eindruck gemacht hat, als hätte sie keine Ideen mehr gehabt und wollte unbedingt zum Ende kommen. Das Buch hätte meiner Meinung nach gut und gerne noch 100-150 Seiten mehr haben können und es wäre dennoch nicht langweilig geworden.

Wie bereits oben erwähnt, hatte ich so meine Probleme mit den Charakteren, insbesondere mit dem jungen Anwalt Arthur Kipps. Zwar wird dieser recht gut beschrieben und konnte mit seiner Entschlossenheit und seinem sympathischen Auftreten bei mir punkten, aber dennoch hatte ich immer wieder Daniel Radcliffe vor Augen, was mir Arthur als Charakter etwas kaputt gemacht hat. Da die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, lernt man ihn und seine Gefühle recht gut kennen. Auch die weiteren Charaktere waren nicht so ganz überzeugend. Stellenweise blieben sie erschreckend blass, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Manche Dialoge gehen dabei sogar unter, bzw. konnte ich mich nach zehn Seiten kaum noch daran erinnern, weil es stellenweise einfach als eher unwichtig präsentiert wurde. Hier hätte man noch deutlich mehr heraus holen können.

Die Covergestaltung hat mir leider gar nicht gefallen, da bei dieser Ausgabe einfach nur das Filmposter übernommen wurde. Zwar kann dies manchmal recht gut sein, wenn es das Buch zum Film ist, mich konnte es leider nicht überzeugen. Auch wenn die düstere Stimmung perfekt eingefangen wird, hätte ich mir eine neutralere Person oder eine andere Szene gewünscht, denn das Buch hat ein weitaus besseres Cover verdient. Die Kurzbeschreibung ist jedoch gelungen und befasst sich mit dem Hauptthema, ohne in Nebensächlichkeiten abzurutschen.

Insgesamt hat mir "Die Frau in Schwarz" gut gefallen. Zwar ist ausnahmsweise die Verfilmung stärker als das Buch, aber dennoch konnte das Buch mit seinen Spannungsmomenten und einem wunderbaren Schreibstil überzeugen, der so manchen Gänsehautmoment beschert hat.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2012
McClintock, Norah

Zwei Schritte hinter mir


gut

Bücher aus der Sicht einer Entführten gibt es haufenweise. Da ich die Gedanken und Gefühle der jeweiligen Protagonisten jedoch bislang immer interessant fand, hat "Zwei Schritte hinter mir" sehr schnell mein Interesse geweckt.

Allerdings ist dies auch stellenweise recht schnell wieder verflogen. Das Buch an sich wird zwar zum Großteil spannend erzählt, aber leider treten vermehrt Wiederholungen auf, die mich im Laufe der Geschichte immer mehr genervt haben.
Es ist klar, dass eine Entführte Angst hat und um ihr Leben rennt, es ist auch ganz klar, dass diese Hunger und Durst hat, aber muss man dies wirklich auf jeder zweiten Seite ausführlich erwähnen? Das war mir ein bisschen zu viel des Guten.

Die Flucht selbst wird auch eher mittelmäßig erzählt. Im Grunde genommen hat die Autorin viele gute Ansätze, die auch zu gefallen wussten, so wird z.B. der Wald und die restliche Umgebung sehr ausführlich beschrieben, sodass ich mir alles bildlich vorstellen konnte. Die Protagonistin bleibt dagegen extrem blass. Man merkt, dass sie sich zuhause nicht wohl fühlt und sie sehr abgeklärt wirkt. Ihre Angst hat sie erstaunlich gut im Griff und sie weiß sehr gut, wie sie sich in der Wildnis zu verhalten hat, was durch ihren Großvater begründet wird. Diese Erfahrungen sind natürlich Gold wert, allerdings hätte ich mir bei diesem Genre ein bisschen mehr Verzweiflung und Ängste gewünscht.

Wirklich authentisch ist Steph allerdings, wenn es um ihre familiäre Situation geht. Ihr Vater verstarb bei einem Autounfall und ihre Mutter hat sich nach nur drei Monaten in einen anderen Mann verliebt, den sie später auch heiraten möchte. Für Steph eine unerträgliche Situation, denn der neue Mann an der Seite ihrer Mutter ist das genaue Gegenteil von ihrem Vater. Während dieser im Job und privat erfolgreich war, ist er eher jemand, der ziellos in den Tag hineinlebt.

Das Ende war leider sehr vorhersehbar und bat keinerlei Überraschungen, die ich mir so sehr für dieses Buch gewünscht hätte. Stellenweise ging es mir zu schnell, dazu kam noch das Gefühl, dass die Autorin die Geschichte unbedingt beenden wollte, da ihr langsam die Ideen ausgingen.

Die Covergestaltung gefällt mir dagegen gut. Steph wird glaubwürdig dargestellt und die Hand am Baum ist sehr wegweisend für die komplette Geschichte. Die Kurzbeschreibung ist mir jedoch ein wenig zu übertrieben dargestellt, denn hier stimmt nur die Hälfte davon. Der Satz "Und der Entführer ist immer zwei Schritte hinter ihr" führt während der Geschichte doch sehr in die Irre, da dies hier eher nicht der Fall ist.

"Zwei Schritte hinter mir" hätte mit Sicherheit ein spannender Jugendthriller werden können, wenn die Autorin die Protagonistin anders dargestellt hätte. Da sie mir jedoch oftmals zu abgeklärt wirkte, konnte mich die Handlung nur bedingt unterhalten. Durch die vielen Wiederholungen kann ich nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung abgeben. Für Thriller Fans ist das Buch mit Sicherheit eine Bereicherung, für Liebhaber von Jugendbüchern ist dieses Buch wohl nur eines unter vielen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2012
Domian, Jürgen

Interview mit dem Tod


ausgezeichnet

Jürgen Domian, bekannt für seine nächtliche Sendung "Domian" auf 1LIVE und dem WDR, hat in seiner Sendung mit tausenden Menschen gesprochen. Dabei gibt es keine Tabuthemen, vielmehr versucht Domian, jedem Thema gerecht zu werden, indem er offen seine Meinung nennt und dem Anrufer eine Stütze ist oder ihn sogar für dessen Meinung kritisiert. Jetzt, nach 20.000 Anrufern, fehlt Jürgen Domian nur noch ein Anrufer, mit dem er noch nicht gesprochen hat: der Tod.
In "Interview mit dem Tod" setzt sich der sympathische Moderator ausführlich mit dem Tod auseinander und spricht über seinen Glauben, bzw. Nichtglauben, seine Meinung zum Tod und berichtet über ehemalige Anrufer, die ebenfalls etwas zum Thema Sterben beigetragen haben.

Auch wenn das Interview mit dem Tod fiktiv ist, liest es sich unglaublich authentisch, vor allem, weil der Tod bei den meisten Fragen keine klaren Antworten gibt. Hätte der Autor bei den Antworten zu sehr seine eigene Meinung einfließen lassen, hätte es sich holpriger gelesen. So wurde aber ein wunderbares Interview geschaffen, dass immer wieder von persönlichen Eindrücken von Jürgen Domian unterbrochen wird.
Diese wirken aber alles andere als deplatziert, vielmehr passen sie immer zur jeweiligen Interviewsituation und lesen sich alles andere als langweilig. Interessant ist dabei, wie der Autor früher und auch heute noch mit dem Tod umgeht. Bereits in jungen Jahren hat er sich mit dem Tod beschäftigt und die unbeantworteten Fragen haben ihn so sehr belastet, dass er sich in die Religion geflüchtet hat, bis sein Glaube mit Anfang zwanzig wie ein Kartenhaus zusammenbrach.

Neben dem Tod selbst und Religion ist aktive Sterbehilfe ein großes Thema, bei der Jürgen Domian klare Position bezieht. So ist er für die aktive Sterbehilfe, da er für sich selbst entscheiden möchte, wann sein Leben im Falle einer Krankheit oder ähnlichen Dingen, beendet wird. Ich finde es sehr mutig, dass er sich so klar dazu äußert, da es auch genug Menschen gibt, die diese Meinung nicht nachvollziehen können. Schon allein für die Offenheit und der Art, seine Meinung anderen nie aufdrängen zu wollen, muss man Domian einfach mögen und respektieren.

Auch wenn es in diesem Buch kaum neue Erkenntnisse für mich gab, muss ich sagen, dass ich es unglaublich faszinierend und interessant fand, dass ein eher trockenes Thema so lebendig dargestellt wird. Viele Menschen verdrängen den Tod und leben im Hier und Jetzt. Domian erinnert daran, dass er allgegenwärtig ist und zum Leben dazu gehört, aber man sich dennoch davon nicht unterkriegen lassen soll. Eine gute Meinung, die ich nur unterschreiben kann.

Insgesamt ist "Interview mit dem Tod" ein grandioses Buch, das zum Nachdenken anregt und so manche Meinung zum Kippen bringt. Jürgen Domian ist nicht nur wahnsinnig sympathisch, sondern hat auch einiges drauf, was er u.a. bereits bei "Der Gedankenleser" bewiesen hat. Ein Buch für alle, die sich für das Thema Sterben und Religion interessieren.

55 von 113 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.