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seschat
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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2015
Einzlkind

Billy


gut

INHALT
Der 34-jährige Schotte Billy wächst ohne Eltern in der Kleinstadt Duffmore auf, beide starben an einer Überdosis. Er steigt mit 22 Jahren in die Firma seines Onkels Seamus ein und wird Auftragskiller. Als er zum Spielen nach Las Vegas reist, holt ihn nichtsahnend eine alte Geschichte ein.

MEINUNG
Ich hatte mir nach der Leseprobe mehr von diesem Roman erwartet.Doch leider konnte mich Billys Geschichte nicht hundertprozentig mitreißen. Warum? Im Klappentext wurde ein witziger Roadmovie versprochen, der leider viel zu oft ins Langweilige abdriftete. Klar, ab und an gab es Momente mit gelungener Situationskomik, so musste ich z. B. herzhaft über den Elvis-Imitator aus Las Vegas lachen, der seine Autogramme immer mit Elwis anstatt mit Elvis unterschrieb oder über Billys makabre Opferliste, die die letzten Worte und den letzten Musikwunsch von Billys Zielobjekten enthielt.

Die Ausführungen über Billys Kindheit hätten m. E. zugunsten seiner Tätigkeit als Auftragskiller gekürzt werden können. Was interessiert mich, die Lebensgeschichte seines Onkels, wenn ich doch wissen will, wie und warum Billy tötet. Sicher gibt es vereinzelte, dann meist ins Philosophische abgleitende Passagen über seine Morde, aber das ist mir zu wenig gewesen. Zudem kam Billys besonderer Beruf erst ab Seite 134 zur Sprache - eindeutig zu spät...

Die Wahl von Billy als Antihelden finde ich sehr gelungen. Er hat früh seine Eltern verloren und ist zum Morden eigentlich zu weich. Nur weil er bei seinem Onkel aufwächst und dieser ihm eine schöne Kindheit mit Heranführung zum philosophischen Denken beschert, steigt er ins Familien-Business ein. Letzteres hat sich auf Rache- bzw. Gerechtigkeitstaten spezialisiert.
Ich empfinde Mitleid mit Billy und gleichzeitig verachte ich ihn für seinen Beruf. Er ist Opfer und Täter zugleich und hängt irgendwie immer in der Schwebe. Ihm fehlen die Wurzeln, was gefährlich sein kann, vor allem in Las Vegas.Besonders wenn Billy ins Philosophieren gerät und Nietzsche zitiert, mochte ich den Roman. Hier gab es durchaus nachdenkliche und tiefgreifende Momente. Billys nonchalante Beschreibungen seiner Mitmenschen sind wiederum urkomisch. Er ist der perfekte Erzähler, wenn nur nicht die endlos erscheinenden Exkurse über Whips - Billys Freund und Arbeitskollege - abstruse und nerdige Technik-Utopien und die lahme Reise nach Las Vegas gewesen wären. Billy trifft auf seiner Reise einige skurrile Typen, die durchaus unterhaltsam sind und zeigen, wie verkommen und oberflächlich die Wüstenstadt ist. Die darin enthaltene Tragikomik ist nicht schlecht.

Der unaufgeregte, nüchterne Erzählstil passt gut zum skurrilen Plot.
Hierzu ein paar gelungene Bonmots:
"Mein Leben ist an mir vorbeigezogen und keiner hat es gesehen, nicht einmal ich selbst." (S. 29)

"Manchmal mache ich mir Sorgen um Whip, er sehnt sich so sehr nach dieser realen Irrealität, dass er die Schönheit des Unvollkommenen übersieht, das Schroffe, das Unmögliche, das Zerbrechliche und das immer wiederkehrende Endlich." (S. 170)

"Es ist merkwürdig, wie sehr dieses Land ein Film ist, ein Film mit permanent neuer Besetzung, neuen, umwerfenden Figuren, selbst dann, wenn sie dein Leben nur einen kurzen Moment lang begleiten und eigentlich sprachlos sind." (S. 180)

Das Cover strahlt etwas Außenseiterhaftes aus, besonders das Elvis-Double am rechten Coverrand - passt also sensationell zu Protagonist Billy. Mich hat die hellblaue Farbgebung, die Himmel und Erde zu einem Ganzen macht, fasziniert.

FAZIT
Ein etwas zu hochgelobtes Buch mit vertanem Potenzial. Durchaus bisweilen unterhaltsam, aber nicht stringent.

Bewertung vom 23.08.2015
Fiore, Kelly

Der tiefe Fall der Cecelia Price


ausgezeichnet

INHALT
"Der tiefe Fall der Cecelia Price" von Kelly Fiore schildert das Schicksal der 17-jährigen Einserschülerin Cecelia Price, die ihren geliebten, nur zwei Jahre älteren Bruder Cyrus an Drogen verlor und sich selbst dafür die Schuld gibt.
Infolge wird sie verhaftet und muss eine Verhaltenstherapie absolvieren, welche sie mehr und mehr mit sich selbst, der Schuldfrage und ihrer Familie konfrontieren wird...

MEINUNG
Kelly Fiore hat ein emotionales, sehr authentisches Jugendbuch zum Thema Drogensucht und Schuld geschrieben.

Die Ich-Erzählerin und Protagonistin Cecelia ist ein sympathischer, vom Leben arg gebeutelter Charakter. Ihre Mutter starb früh an Krebs und der Bruder Cyrus an einem Drogencocktail.
Hinzu kommt die finanzielle Notlage des Vaters. Die Familienfarm steht auf dem Spiel und Cecelia sieht nur einen fatalen Ausweg aus der Misere, den illegalen Handel mit dem in Amerika weit verbreiteten Schmerzmittel Oxycodon. Dieser „Droge“ war auch ihr Bruder verfallen. Das einstige hoffnungsreiche und selbstbewusste Fußball-Nachwuchstalent richtete sich und seine Familie damit Stück für Stück zugrunde.
Cecelias innere und äußere Kämpfe nach dem Tod ihres Bruders werden beeindruckend offen dargelegt. Von Protest, Hilflosigkeit bis Resignation ist alles dabei. Wie sie aus dieser ausweglosen Situation zurück ins normale Leben findet, beschreibt die Autorin in einfachen, der Jugendsprache entlehnten Worten, was zum Teil sehr an die Nieren gehen kann. Alles in allem hat dieses Buch mich sehr bewegt, weil die Themen Drogensucht und Schuld vielschichtig beleuchtet wurden. Gut fand ich in diesem Zusammenhang auch, dass Fiore auf eine bewusste Beantwortung der Schuldfrage verzichtet hat und damit den ethisch-moralisch denkenden Leser in die Pflicht nimmt, selbst darüber zu urteilen. Denn nicht immer ist alles so klar, wie es am Anfang zu sein scheint.

FAZIT
Ein lesenswertes Jugendbuch, das ein schwieriges, aktuelles Jugendproblem lebensecht und auf sensible Weise thematisiert, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu argumentieren. Es eignet sich gut als Schullektüre.

Bewertung vom 12.08.2015
Kalypso, Katie

Valentines Rage (eBook, ePUB)


weniger gut

INHALT
Nachdem Krankenschwester Sarah ihren Freund Steve mit einer anderen Frau erwischt hat, beginnt sie eine heiße Affäre mit Valentine, dem Mitglied der berüchtigten Rockerbande "The Beasts". Für ein Leben an seiner Seite nimmt Sarah alles in Kauf, auch brutale Bandenkriege...

MEINUNG
"Valentines Rage" von Katie Kalypso konnte mich leider nicht überzeugen. Irgendwie war mir die Story zu vorhersehbar und zu klischeehaft. Die brave Krankenschwester trifft auf den gewaltbereiten und muskelbepackten Motorradpiraten, der sein Mädchen heroisch gegen alle Gefahren beschützt. Gleichförmige Gewalt- und Liebesszenen wechseln sich stetig ab und man fragt sich, soll das inhaltlich schon alles gewesen sein?
Ja, die Geschichte gibt leider nicht mehr her und wird dazu noch auf 241 Seiten gezogen.
Auch die Sprache ist gewöhnungsbedürftig. Sie changiert zwischen direkt, vulgär und ordinär. Hier hat mir eindeutig der Stil gefehlt. Zudem werden einzelne Sätze bzw. Szenen iterativ verwendet. Abwechselung und Spannung sieht anders aus.

FAZIT
Zu viel heiße Luft um heiße Öfen.

Bewertung vom 08.08.2015
Canaves, Sebastian

Off The Path


ausgezeichnet

INHALT
Sebastian Canaves ist echt zu beneiden. Aufgewachsen auf Mallorca und mit ordentlich Fernweh im Blut, hat er bereits im Alter von 25 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Reiseblogger bereist er die schönsten und entlegensten Orte der Welt. Sein Erfahrungsschatz ist groß. Am liebsten ist er dabei als Individualreisender unterwegs, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Ob Australien, Bangkok oder Schweden, Canaves kennt sich einfach aus.

MEINUNG
Der Reiseratgeber ist optisch und inhaltlich sehr ansprechend gestaltet. In leicht verständlichen und übersichtlich angelegten Kapiteln gibt er dem Leser das nötige Rüstzeug für eine spannende und gut organisierte Reise in die Hand. Canaves hat an alles gedacht, angefangen von der Planung (Geld, Reisezeit, Verkehrsmittel oder Impfungen) bis hin zur erfolgreichen Umsetzung/Durchführung. Die Backpacking-Idee hat mich neugierig gemacht, denn hier gilt: weniger ist mehr. Ergo weniger Gepäck ergibt mehr Freiheit für Gedanken und Geist im Allgemeinen.
Auch die Übersicht über die verschiedenen Reisetypen (Abenteurer, Romantiker etc.) hat mir sehr gefallen und gezeigt, dass ich von allem etwas in mir trage, aber vor allem der planende, kulturbegeisterte Reisende bin. Weitere recht lesenswerte Abschnitte über Fortbewegungsmittel (Auto, Flugzeug, Fahrrad etc.), Gepäckgröße bzw. Fettnäpfchen schließen sich an. Als besonders aufschlussreich empfand ich das Kapitel über Arbeiten im Reiseland/Ausland (WWOOFing, Travel-and-Work oder Volunteering etc.). Zudem habe ich erfahren, dass es vor allem in Australien giftige Tiere gibt.

FAZIT
Ein sehr gelungener Reiseführer für Menschen, die Lust auf abenteuerliche und individuelle Reisen verspüren.
Informativ, inspirierend und lehrreich zugleich.
Wer mehr Infos wünscht, dem empfehle ich den gleichnamigen Reise-Blog des Autors: www.off-the-path.com/de

Bewertung vom 03.08.2015
Rayven, Leisa

Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1


ausgezeichnet

INHALT
Gibt es die Liebe auf den ersten Blick?
Ja, zwischen Cassandra Taylor und Ethan Holt sind bei ihrer ersten Begegnung im Jahr 2007 sprichwörtlich die Funken geflogen. Damals haben beide an der renommierten Grove School of Creative Arts in New York vorgesprochen bzw. vorgespielt und wurden angenommen. Ihr gemeinsames Spiel funktioniert außerordentlich gut - sie harmonieren perfekt. So kommt es, dass sie auf der Bühne mehr und mehr das Liebespaar geben müssen. Doch privat verläuft die Liebesbeziehung alles andere als linear. Cassandra kämpft um ihre Liebe, während Ethan sie aus Angst vor Nähe mehr als einmal zurückweist. Nach einer kurzen Zeit als Paar, verlässt Ethan Cassandra, die danach keiner männlichen Person mehr vertrauen kann. Ethan ertränkt seinen Trennungsschmerz in Alkohol und Cassandra betäubt sich mit bedeutungslosen Affären. Alles hilft nichts, denn was sie auch tun, sie können einander nicht vergessen.
Doch wie es der Zufall will, werden beide 2013 gemeinsam für ein Stück engagiert, in dem sie wieder ein glückliches Paar mimen sollen. Alte Wunden und enttäuschte Hoffnungen kommen endlich zur Sprache. Hitzige Wortgefechte und prickelnde Funkenstürme sind vorprogrammiert.

MEINUNG
Die australische Autorin Leisa Rayven hat einen modernen Liebesroman mit zwei unterschiedlichen/antagonistischen Charakteren geschrieben. Ethan ist der kaputte, unnahbare Typ, der Bad Boy bzw. Bad Romeo, und Cassandra ist die Betrogene/Feinfühlige, die Broken Juliet. Beide Figuren mochte ich auf Anhieb. Ich habe den Roman mit Genuss gelesen, weil er das emotionale Feuer zwischen dem Paar auf perfekte Weise transportiert. Die gegenseitige Anziehung spricht aus jeder Zeile; besonders bei ihrem Premierestück Romeo und Julia (s. Titel) stimmt die Chemie. Vor allem Cassandras Wille hinter Ethans arrogante Fassade bzw. Arschloch-Gehabe schauen zu wollen, hat mich beeindruckt. Sie lässt sich von seinen Zurückweisungen nicht entmutigen, weil sie erkennt, dass Einzelgänger Ethan auch starke Empfindungen für sie hat. Er kann ihr seine Gefühle einfach nicht zeigen bzw. will Cassandra damit nicht zerstören. Diese emotionalen Achterbahnfahrten reißen mit. Infolge wünscht man sich regelrecht ein Happy End, das allerdings auf sich warten lässt.

Mit dem direkten und damit modernen Sprachstil konnte ich mich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Zeit sehr gut anfreunden. Er passt perfekt zum Plot. Auch die Zeitsprünge konnten mich begeistern. Erstens, lassen sich diese mittels gesonderter Überschriften bzw. Jahresangaben gut nachvollziehen. Zweitens, erlangt man durch sie ein umfassendes Gesamtbild der Beziehung von Cassandra und Ethan zwischen 2007 und 2013. Zudem beleben eingestreute Tagebucheinträge bzw. E-Mails aus dieser Zeitspanne die Handlung ungemein.

Das Cover ist ein wahrer Eyecatcher/Magnet. Das zersplitternde, jedoch glühende Herz in der Covermitte zieht besonders Romantiker wie mich an. Die goldene Einfärbung des Buchs hat mir sehr gefallen, weil sie das Buch zu etwas Besonderem - zu einer Art Schatz - stilisiert. Auch der in weißer Schnörkelschrift gehaltene Titel passt perfekt zum Buch bzw. zur Geschichte einer Liebe, die vom Wechsel aus Anziehung und Abstoßung lebt.

FAZIT
Ein beeindruckendes Porträt einer leidenschaftlichen, echten Liebe, die die ganze Klaviatur der menschlichen Emotionen bedient. Hier wird bedingungslos gekämpft, tief geliebt und wild geflüchtet wie in Shakespeares Dramen, nur die Sprache ist zeitgemäßer. Ich fühlte mich bestens unterhalten und erwarte den im November erscheinenden Fortsetzungsband schon jetzt sehnsüchtig.

Bewertung vom 09.07.2015
Patterson, James;Raymond, Emily

Heart. Beat. Love.


ausgezeichnet

Cover
Das Cover spricht vor allem Jugendliche an. Die kleinen quadratischen Fotos erregen auf den ersten Blick die Aufmerksamkeit des Lesers, sie versprühen Lebensmut und Energie. Mir gefällt's unheimlich gut.

Inhalt
Die 16-jährige Streberin Alexandra Moore, genannt Axi, beschließt eines Tages kurz vor ihrem Schulabschluss mit ihrem besten Freund, dem 17-jährigen Schulabbrecher Robinson, einen Trip quer durch die USA zu machen. Endlich einmal unvernünftig sein und auf alle Konventionen pfeifen. Für Axi beginnt die spannendste Reise ihres Lebens. Letzteres war seit dem Weggang ihrer Mutter nicht sonderlich aufregend, eher tragisch, denn ihr Vater hat angefangen zu trinken. Doch alle Bedenken über Bord werfend bricht sie mit einer geklauten Harley auf. Sie übernachten unter freiem Himmel und schwimmen in Privatpools in Hollywood - und immer wieder fragt sich Axi, wann aus ihrer Freundschaft endlich mehr wird. Doch eines Morgens holt sie das Schicksal ein und es wird ihnen klar, dass sie sich vom ersten Augenblick geliebt haben und jeden einzelnen Moment des Glücks, der ihnen bleibt, auskosten wollen …

Meinung
Eine scheinbar locker-leichte Coming of Age-Story, die passend in jugendlicher Sprache abgefasst wurde. Die einzelnen, gut voneinander getrennten Kapitel werden durch Fotos charmant aufgelockert. Hier bekommt der Leser auch etwas fürs Auge. Zudem gefällt es mir, dass einzelne Kurznachrichten bzw. Gedanken abgedruckt wurden. Insgesamt wirkt alles sehr modern.

Die Protagonistin Axi ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen, vor allem durch ihre unbedingte Abenteuerlust und ihre immense Klugheit. Sie ist die Erzählerin dieser herrlich stereotypen Story in Bonnie & Clyde Manier. Hier agieren Axi und Robinson als lebenshungrige, allen gesetzlichen Regeln missachtende Charaktere. Aus dem einstigen BM, dem braven Mädchen, wie Robinson sie scherzhaft nennt, wird ein Risiko bereiter Teenager. Spielerisch fährt sie mit geklauten Autos durch Amerika und lebt ihre Träume aus. Nicht jede Episode ihres Roadtrips wirkt realistisch, aber das muss sie auch nicht, denn der Autor will Lebensfreude vermitteln und die Leser dazu ermuntern, den Moment zu leben. Diese Botschaft hat mich vor dem Hintergrund von Robinsons und Axis schwerer Kindheit sehr beeindruckt. Beide haben sich während einer Krebstherapie kennen gelernt und überlebt. Schlimm nur, wenn die heimtückische Krankheit im unpassendsten Moment zurückkommt. Aber mehr will ich gar nicht über den emotional aufwühlenden Plot verraten...

Die Freundschaft zwischen Axi und Robinson ist etwas Besonders. Sie können miteinander lachen und traurig sein. Und ihre Dialoge sind oft sehr amüsant, weil die altkluge Axi natürlich immer Recht haben möchte und sie von Robinson ein ums andere Mal damit aufs Korn genommen wird. Diese Kappeleien machen das Lesen zum Fest.

Der Roadtrip führt die Charaktere von der amerikanischen West- zur Ostküste. Auch wenn nicht jede der Stationen ausführlich beschrieben wird, sondern mehr angerissen, so überwiegt doch die mitreißende Entdecker- und Abenteuerlust von Axi und Robinson. Mich haben vor allem die Stopps in den kalifornischen Redwoods und in Hollywood angesprochen. Ein weiteres Plus stellt in diesem Zusammenhang die zweimal abgedruckte Karte mit der gesamten Reiseroute dar - so kann der Leser jederzeit die Fahrt mitverfolgen.

Fazit
Ein ungemein lesenswerter Jugendroman mit der positiven Grundaussage: "Lebe dein Leben, denn es ist ein zerbrechliches Gut".
Ich vergebe dafür 5 wohlverdiente Sterne.

Bewertung vom 08.07.2015
Simon, Natalie

Das Lied des blauen Mondes


ausgezeichnet

"Das Lied des blauen Mondes" ist ein Frauen- bzw. Liebesroman, der mich seit langer Zeit mal wieder restlos überzeugt hat. Er hat das gewisse Etwas, was es braucht, um mein Romantikerherz höher schlagen zu lassen, nämlich ordentlich Tiefgang, viel Gefühl und eine Menge Drama.

INHALT
Juliette, 39 und Restauratorin, will in Paris alte Möbel wieder aufrüsten und hat nach der Enttäuschung mit Xavier der Liebe abgeschworen.
Manon, Juliettes Tante, Ex-Chansonnière und das schwarze Schaf der Familie, reist wegen einer Testamentseröffnung ihrer ehemaligen großen Liebe Jean-Claude, ein erfolgreicher Pianist, nach Paris. Weil Manon keine Bekannte in Paris hat und nicht allein den schweren Gang bewältigen will, wendet sie sich an Juliette.
Infolge lernen sich die Frauen besser kennen und werden zu besten Freundinnen.
Während Manon ihrer Nichte immer wieder von Jean-Claude und der gemeinsamen glücklichen Vergangenheit erzählt, erkennt Juliette, dass man vor der Liebe des Lebens keine Angst haben und diese festhalten sollte.

MEINUNG
Hinter dem Künstlernamen Natalie Simon verbirgt sich das Autorenduo Tania Schlie und Katrin Traoré. Beide Frauen haben ein Auslandsjahr in der Stadt der Liebe verbracht, was man diesem zauberhaft geschriebenen Werk sofort anmerkt. Die treffenden, liebevollen Beschreibungen der Stadt und ihrer Bewohner geben dem Leser das Gefühl, sich mitten in der französischen Metropole zu befinden. Zudem verleihen die an passender Stelle eingestreuten französischen Wörter bzw. Sätze dem Roman die nötige Authentizität und natürlich viel französisches Flair. Ich war von Anfang an vom Plot und der wunderbar melodischen, charmanten Sprache angetan. Es ist dieser blumig-französische Plauderton, der das Lesen zum Erlebnis macht. Auch an der typisch französischen Gefühlsdramatik mit all ihren Facetten wurde keinesfalls gespart. Im Gegenteil, sowohl Manons als auch Juliettes Geschichte rührt an und stiehlt sich mitten ins Leserherz.
Beide Frauen erzählen bzw. durchleben die große Liebe sehr intensiv und helfen einander in Herzensdingen, was mir sehr gefallen hat. Besonders die hierbei von den Autorinnen gewählte Zweiteilung der Handlung empfand ich als sehr gelungen. Einmal berichtet Manon aus ihrem Leben und der Zeit mit Jean-Claude, ein andermal wird man Zeuge von Juliettes jetzigen Leben und ihrer Annäherung an den sympathischen Gérard. Ebenso wie beim Plot wurde auch bei den Charakteren mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Nicht nur die Protagonistinnen Juliette und Manon, sondern auch die Nebencharaktere Gérard, Guy und Chafik wachsen einem durch ihre besondere Art ans Herz.

Noch ein Wort zum Titel. Er bezieht sich auf ein Lied, dass Jean-Claude einst seiner Geliebten Manon geschrieben hat und das niemanden kalt lässt. „Das Lied des blauen Mondes“ ist nicht der einzige Chanson in diesem ungemein liedreichen Roman; am Buchende gibt’s sogar eine kleine Chansonsammlung. Auf diese Weise habe ich mehr über französische Chansons und die Leidenschaft zur Musik lernen können, danke dafür!

Insgesamt ist „Das Lied des blauen Mondes“ ein wunderbar herzergreifender Roman, dem ich gern mehr als 5 Sterne gegeben hätte, weil mich vor allem das Ende zu Tränen gerührt hat.

Hier mein Lieblingszitat aus Jean-Claudes Liebesbrief (S. 306):
„Manchmal übermannt mich die Verzweiflung, wenn ich daran denke, wie kurz unsere gemeinsame Zeit war und wie viele Jahre wir getrennt voneinander sein mussten. Aber dass wir dieses kurze Glück hatten, macht mich froh und lässt mich denken, dass mein Leben nicht umsonst war.“

FAZIT
Ein Buch wie ein perfekt komponierter Chanson – stimmig bis zum letzten Wort! Eine zauberhafte, nicht immer leichte Geschichte für den Sommer!