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Baerbel82

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Insgesamt 969 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2016
Freudenberg, Achim

Das Mädchen auf der anderen Seite


ausgezeichnet

Jeder bekam die Spezialbehandlung, die er verdient hat.

Eigentlich ist Radiojournalistin Eva Bottin auf der Suche nach ihrem besten Freund Felix, der spurlos verschwundenen ist. Felix ist ebenfalls Journalist und war wohl an einer heißen Sache dran. Da bringt ein Autounfall eine tief in ihr schlummernde Fähigkeit ans Licht: Sie kann mit Toten Kontakt aufnehmen - und die Toten mit ihr.
Ein Mädchen in rosa Gummistiefeln tritt in Evas Leben. Es gibt ihr Hinweise, mit deren Hilfe Eva einem Verbrechen auf die Spur kommt. Einem Verbrechen, das auch ihre eigene Familie betrifft. Währenddessen ermittelt Evas Freund Hendrik, ein Kriminalkommissar, im Fall eines Mannes, der bestialisch ermordet wurde…
Schauplatz ist Köln: Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Eva als Ich-Erzählerin. Eva ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist neugierig und unnachgiebig. Außerdem trägt sie gerne High-Heels. Dreizehn Jahre zuvor: In einem weiteren Handlungsstrang wird das Schicksal eines Mannes geschildert, der in London ein neues Leben beginnen will. Wo ist die Verbindung?
„Das Mädchen auf der anderen Seite“ handelt von Gewalt gegen Kinder, sexuellem Missbrauch, Rache und Vergeltung - und beginnt mit einem krassen Prolog. Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Ein Thriller mit starkem Mystery-Touch. Nichtsdestotrotz hat mich der ausgefallene Plot überzeugt. Denn der Kriminalfall ist wirklich spannend und lässt sich zudem flott und flüssig lesen. Dieses Buch bietet aber auch einige extrem harte und ekelhafte Szenen und ist somit nichts für zartbesaitete Gemüter.

Fazit: Ein rasantes, originelles Debüt, das durch seine ungewöhnliche Heldin besticht und absolute Sogwirkung hat.

Bewertung vom 13.02.2016
Stricker, Sven

Sörensen hat Angst / Sörensen Bd.1


ausgezeichnet

Sodom und Gomorrha in Nordfriesland

Regen, Regen, Regen - und ein brutaler Mord. Das Beste an Katenbüll ist, es ist nicht Hamburg und es ist fiktiv. „Sörensen stand im Stau, betrachtete seine feuchten Handflächen und ärgerte sich über sich selbst.“ Sörensen ist auf der Flucht - vor den Erinnerungen an seine gescheiterte Ehe, vor den Panikattacken und vor sich selbst.
Doch die Vergangenheit holt einen immer ein. Schon am ersten Tag liegt Bürgermeister Hinrichs tot im seinem Pferdestall. Er wurde erschossen. Jede Menge Verdächtige, aber weit und breit kein Motiv. Als kurz darauf auch noch eine alte Frau tot aufgefunden wird, bekommen Sörensen und sein Team alle Hände voll zu tun…
„Sörensen hat Angst“ überzeugt mit einem ausgefeilten Plot, der den Rahmen der konventionellen Mörderjagd ausweitet. Aus Tätern werden Opfer, aus Opfern Täter. Eine Konfliktsituation, die den Leser emotional einbindet und verführt, seinen Fuß auf die falsche Seite zu stellen.
Dieser Krimi ist vor allem eins: eine extrem tiefenscharfe und nicht selten bissige Milieu-Beobachtung. Klassische Verbrecher finden sich hier nicht. Das Schändliche verbirgt sich hinter wohlfeiler Fassade. Eine wunderbar schräge Geschichte mit lauter skurrilen Typen, die sich flott und flüssig lesen lässt.
Sörensen hat eine Generalisierte Angststörung, ist Vegetarier, hat viel Empathie und ein großes Herz. Sörensen, Jenni und Malte, eine sympathische Truppe, der ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte. „Da, wo die Angst ist, da geht’s lang, heißt es doch“, sagt Sörensen. Gut gefallen hat mir, dass es auch einen Soundtrack zum Roman gibt.
Insgesamt ein Buch, das den Verstand und die Seele berührt. Ein rundum gelungener Krimi, der sich deutlich aus der Masse der Veröffentlichungen hervorhebt.

Fazit: Wenig Blut, viel Spannung. Ein Krimi voll rabenschwarzem Humor, zugleich erschütternd. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 08.02.2016
Löhnig, Inge

Gedenke mein / Gina Angelucci Bd.1


sehr gut

Ein Fall für Gina Angelucci

Gina ist schwanger und arbeitet im Münchener Kommissariat an Cold Cases, die seit vielen Jahren ungeklärt sind. Eines Tages taucht die verzweifelte Petra bei ihr auf und bittet sie, nach ihrer Tochter Marie zu suchen, die vor zehn Jahren spurlos verschwand. Das damals sechsjährige Mädchen wurde nie gefunden und schließlich für tot erklärt. Nur die Leiche von Maries Vater wurde an einem See entdeckt. Chris hatte in einer Fischerhütte Schlafmittel genommen und anschließend die Hütte und sich selbst in Brand gesetzt. Alles deutete auf einen erweiterten Selbstmord hin. Aber der Mutter lassen die offengebliebenen Fragen bis heute keine Ruhe: Warum sollte ihr Mann das Mädchen getötet haben? Ist Marie vielleicht doch noch am Leben?
Gina ist anfangs skeptisch, aber einige Ungereimtheiten lassen sie aufhorchen: War die Schlafmitteldosis überhaupt stark genug? Und reichen ein Ehering und der Teil einer Tätowierung, um den Vater eindeutig zu identifizieren? Gina vergräbt sich in den alten Unterlagen und deckt eine Spur des Grauens auf. Währenddessen ermittelt Dühnfort im Fall eines toten Babys, das in einem Müllcontainer gefunden wurde…
„Gedenke mein“ ist bereits der 8. Band aus der Konstantin-Dühnfort-Serie. Tino und Gina werden bald heiraten. Erneut nimmt das Privatleben der beiden Protagonisten einen breiten Raum ein. Aber hier passt es, als krasser Gegensatz zum traurigen Schicksal der kleinen Marie. „Gedenke mein“ punktet mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen, mit denen Inge Löhnig die Geschichte voran und die Spannung in die Höhe treibt. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Beide Fälle laufen am Ende zusammen und werden schlüssig aufgelöst.

Fazit: Eine zeitgenössische Tragödie mit Figuren, die so lebendig wirken, als wären sie direkt den Schlagzeilen der aktuellen Tageszeitung entsprungen.

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Bewertung vom 10.01.2016
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


ausgezeichnet

„Die Schneelöwin“ ist bereits der neunte Band aus der Erica Falck und Patrik Hedström-Reihe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Schauplatz ist - wie immer - der kleine schwedische Ort Fjällbacka und seine Umgebung.
Wer die Vorgänger nicht gelesen hat, für den könnte es allerdings etwas schwierig werden. Es wird immer wieder Bezug genommen auf Personen und Ereignisse aus früheren Bänden der Reihe und ein Heer von Protagonisten trägt auch nicht gerade zum Verständnis bei. Erst ganz zum Schluss finden sich alle Puzzleteilchen zu einem gruseligen Ganzen zusammen.
„Die Schneelöwin“ passt somit hervorragend in diese kalte und dunkle Jahreszeit. Die Geschichte kommt dabei ohne große Action aus und fesselt eher mit psychologischer Spannung. Alles in allem wieder ein gelungener Kriminalroman von Schwedens erfolgreichster Autorin. Und so freue ich mich schon heute auf eine Fortsetzung.

Fazit: Eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Spånnend. Schweden. Krimi.

Bewertung vom 28.12.2015
Winter, Judith

Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3


ausgezeichnet

Spannend und beklemmend

»Mach die Augen auf! « Nein, denkt sie. Ich will nicht! Ich KANN nicht! So startet ein hervorragender Krimi, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.
„Sterbegeld“ ist bereits der dritte Fall für die beiden ungleichen Frankfurter Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Diesmal müssen Em und Mai bis an ihre Grenzen gehen. Worum geht es?
Gleich zwei Handlungsstränge gilt es zu verfolgen:
Ein psychopathischer Mörder hat eine junge Familie kaltblütig ermordet, Vater, Mutter und zwei kleine Kinder. Der mutmaßliche Täter wird verhaftet. Doch dann tauchen neue Beweise auf und die Untersuchungen werden wieder aufgenommen. Möglicherweise wurde damals der Falsche gefasst.
Zur selben Zeit wird Thorsten Mohr, ein Kollege der Abteilung für Kapitaldelikte, bei einer Razzia getötet. Als ein weiteres Mitglied des Teams tot aufgefunden wird, deutet alles darauf hin, dass es eine undichte Stelle in den eigenen Reihen gibt. Wer ist der Verräter und wo liegt sein Motiv?
Nach ihrem gelungenen Debütroman „Siebenschön“ konnte sich Judith Winter meines Erachtens von Buch zu Buch steigern. „Sterbegeld“ ließ sich wieder flott und unterhaltsam lesen. Unerbittlich dreht die Autorin an der Spannungsschraube. Auch der Verräter und sein Motiv bleiben lange im Dunkeln. Beide Fälle werden erst ganz am Ende schlüssig aufgelöst.
Em und Mai können eigentlich nicht viel miteinander anfangen. Doch es verbindet sie mehr, als auf den ersten Blick zu vermuten ist: Überdurchschnittlich intelligent, haben beide eine scharfsinnige und zielorientierte Arbeitsweise, opfern ihr Privatleben der Karriere - und lernen die Qualitäten der anderen bald zu schätzen. Inzwischen duzen sie sich sogar.

Fazit: Uneingeschränkte Empfehlung für jeden Krimifan und auch allen anderen Lesern wärmstens ans Herz gelegt.

Bewertung vom 21.12.2015
Lirot, Eva

Eiskalte Ekstase


ausgezeichnet

Böses muss mit Bösem enden

Um es gleich vorwegzunehmen, „Eiskalte Ekstase“, der dritte Fall für den Frankfurter Hauptkommissar Jim Devcon, ist echt der Hammer! Doch worum geht es?
Ein Mann führt im Souterrain seines Hauses grauenhafte Experimente durch, bei denen eine Versuchsperson einen anderen Menschen mit Elektroschocks quält und tötet. Das Ganze wird auch noch gefilmt und anschließend ins Netz gestellt. Angeblich geht es um Autorität und Gehorsam.
Handelt es sich um einen Psychopathen? Denn das ist jenseits von geistesgestört, jenseits von böse, jenseits von unmoralisch - jenseits von allem, was ich bisher gelesen habe. Wo liegt sein Motiv?
Auch Großstadtsherriff Devcon ist geschockt, weil er hinter der Maske des Mannes den vermeintlichen Mörder seiner Frau Karin zu erkennen glaubt. Zu spät begreift er, dass der Täter auf persönliche Rache aus ist und Devcons Leben zerstören will…
„Eiskalte Ekstase“ ist eine Geschichte über die dunkle Seite der menschlichen Seele. Ich mag die kurze, knackige Sprache von Eva Lirot. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. Intensiv, schonungslos und bedrückend. Mit einer Mischung aus Zynismus und Gewalt - ohne dabei den Blick für die Story zu verlieren.
Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum tragischen Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.
Vom Grad der Bosheit her mit Abstand der härteste Roman aus der Devcon-Reihe und somit nichts für zartbesaitete Gemüter.

Fazit: Ein Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 21.12.2015
Carter, Chris

Die stille Bestie / Detective Robert Hunter Bd.6


sehr gut

Die Enzyklopädie des Mordens

„Die stille Bestie“ ist bereits der sechste Fall für den begnadeten Detective und Profiler Robert Hunter vom LAPD, der diesmal ohne seinen Partner Carlos Garcia unterwegs ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Denn dieser Roman ist anders. Es ist der erste Thriller von Chris Carter, in dem große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen. Doch worum geht es?
Kurz vor seinem Flug in den Urlaub, erhält Hunter einen Anruf von seiner Chefin. Das FBI bittet ihn um Unterstützung bei einem besonders grausamen Fall. Durch Zufall konnte die Polizei einen psychopatischen Serienkiller stellen. Doch Lucien Folter schweigt. Er möchte nur mit einem reden: Robert Hunter.
Hunter ist geschockt, denn er ist persönlich von diesem Fall betroffen: Folter ist ein alter Freund aus Studientagen. Eigentlich sogar Hunters einziger Freund, denn seit der Ermordung seiner Verlobten vertraut er niemandem. Wie konnte er sich so in einem Menschen täuschen? Ist sein alter Freund überhaupt der, für den Hunter ihn immer gehalten hat?
Hunter steht vor der Aufgabe, Folter dazu zu bringen, über seine Morde zu reden, damit die Angehörigen der Toten wissen, wo die Leichen ihrer Liebsten liegen, um sie in Würde bestatten zu können. Bald ist klar, dass es noch ein weiteres Opfer gibt, das noch am Leben sein könnte.
Aber Folter weiß genau, wie er seine Umwelt manipulieren kann. Er fordert von Hunter ein Geheimnis für jedes Geheimnis, das er ihm verrät. Genau wie einst Hannibal Lecter von Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“. Und so muss Hunter ihm seine verborgenen Ängste und dunkelste Geheimnisse offenbaren, um das Mädchen zu retten. Ein perfides Spiel beginnt…
Band 6 der Reihe unterscheidet sich von den Vorgängern vor allem darin, dass Hunter nicht wie sonst einen Täter finden muss, sondern rückblickend Opfer, Tathergang und Tatort herauszufinden hat. Ein Großteil der Handlung spielt sich in einem unterirdischen Verhörraum des FBI ab und besteht aus einem intellektuellen Duell zwischen dem hochbegabten Protagonisten und einem ihm durchaus ebenbürtigen Gegner.
„Die stille Bestie“ ist eine Geschichte über die dunkle Seite der menschlichen Seele. Wie immer, ließ sich auch diese Geschichte flott und flüssig lesen. Mit gut gesetzten Cliffhangern gelingt es dem Autor, den Leser über 448 Seiten zu fesseln. Ein Thriller, der für meinen Geschmack etwas spannender hätte sein können. Dennoch freue ich mich schon auf den nächsten Fall für Robert Hunter. Dann hoffentlich wieder mit Partner Carlos Garcia.

Fazit: Starker Stoff. Abgründig, brutal und clever zugleich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2015
Schweizer, Stefan

Goldener Schuss


sehr gut

Missbraucht, angefixt und auf den Strich geschickt

„Goldener Schuss“ ist der erste Fall für den Ravensburger Privatdetektiv Enzo Denz. Enzo ist „halber Italiener“, trinkt gerne Bier und ist mit der verheirateten Bettina, „La Bomba“, liiert. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Enzo in der Ich-Perspektive.
Enzo ist gerade dabei, Frau Meier zu überwachen, als er einen neuen Auftrag erhält: Er soll Canan, die verschwundene Tochter des türkischen Unternehmers Mehmet Gül finden. Angeblich will der Vater Canan vor ihrem Zuhälter, einem Rocker, retten und in der Türkei verstecken.
Enzo findet Canan in einer Fixer-WG. Offensichtlich nimmt sie Drogen. Canan verabredet sich mit ihm in einer Kneipe, um zu reden. Doch als Enzo dort ankommt, ist Canan tot! Hat sie sich den Goldenen Schuss gesetzt? Der Vater will den Fall abhaken, aber Enzo glaubt nicht an Selbstmord. Er will Canans Mörder finden, sein Gerechtigkeitssinn ist geweckt. Ein Abgrund aus Drogen- und Menschenhandel tut sich auf, in der Politik, Geheimdienst und OK gleichermaßen verstrickt sind.
„Goldener Schuss“ ist ein Krimi in der Tradition des guten alten Detektivromans. Für mich sieht Enzo ein bisschen aus wie Humphrey Bogart als Philip Marlowe, nur ohne Trenchcoat. Ein privater Schnüffler mit einem schäbigen kleinen Büro, der versucht nach seinen eigenen moralischen Grundsätzen zu leben. Seine Auslegung von Recht und Unrecht folgt nicht immer den Gesetzen. Und auf seinem Bankkonto herrschte Ebbe, wenn Fleischfabrikant Meier nicht wäre.
Stefan Schweizer scheint eine Vorliebe für Klischees zu haben. Enzo wird verprügelt, behält aber aufgrund seines Humors trotzdem immer wieder die Oberhand und täuscht zumindest an, Herr im Ring zu sein. Enzo ist eine Figur, mit der ich mich noch nicht so recht anfreunden konnte. Stets einen coolen Spruch auf und eine Kippe an den Lippen. Schöne Frauen ziehen ihn an wie das Licht die Motte. Außerdem hat er einen sehr speziellen Musikgeschmack. Ernst zu nehmen ist hier nichts.

Fazit: Eine Detektivgeschichte mit viel Lokalkolorit und einer Prise Humor, abgründig und packend zugleich.

Bewertung vom 14.12.2015
Stäber, Bernhard

Kalt wie Nordlicht


ausgezeichnet

Feuer und Eis

„Vaters unbekanntes Land“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen. Und so war ich sehr gespannt auf „Kalt wie Nordlicht“, den neuen Thriller von Bernhard Stäber, in dem der Psychologe Arne Eriksen wieder die Hauptrolle spielt. Worum geht es?
Ein zugeschneiter Hof, ein mysteriöser Mord und die Mythen der Vergangenheit. Eigentlich wollten Arne und seine Freunde, die Kommissarin Kari Bergland und der Journalist Frode Bakklund, der verstorbenen Akka, einer alten Samin, gedenken.
Während der Feierlichkeiten wird einer der Trauergäste bestialisch ermordet. Kari ist nun ganz auf sich allein gestellt. Und das alles während der längsten Dunkelheit, über die man sich hier am Polarkreis grausige Geschichten von bösen Mächten erzählt. Und irgendwie merkt man da, dass der Autor auch eine 'fantastische' Seite hat.
An Verdächtigen mangelt es nicht. Doch dann gibt es einen weiteren Toten zu beklagen. Wen hat der offenbar psychotische Mörder als nächstes im Visier? In kursiver Schrift eingestreute Einschübe verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und führen schließlich zu einem dramatischen Showdown im Eis.
Ich mag unheimliche Geschichten, die zeigen, wie Liebe, Freundschaft, aber auch Eitelkeiten, Neid, Missgunst und Hass das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen.
Besonders interessiert mich die Grenze zwischen Mystischem und der Realität. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Im hellen, aber hektischen Alltag unserer städtischen Realität glauben wir die Antwort zu wissen. Aber wie sieht es aus, wenn wir in der Einsamkeit der Natur oder in den dunklen Bereichen unseres Daseins auf uns selbst zurück geworfen werden? Bis wohin sind wir Herr unserer Gefühle, unserer Ängste und Befürchtungen?
In „Kalt wie Nordlicht“ erfahren wir viel über das faszinierende Leben am Polarkreis und die einheimischen Samen. Der Leser merkt sofort, dass Bernhard Stäber das Schicksal seiner Figuren sehr wichtig ist. Insbesondere Arne ist mir inzwischen ans Herz gewachsen. Aber auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet. Der Erzählstil des Autors ist überaus angenehm und vermag mit leisen Tönen zu fesseln.

Fazit: Spannender und atmosphärischer Nordland-Thriller. Bitte mehr davon!